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Astralleib

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Der Ba des Menschen in geflügelter Gestalt, wie er in den Ägyptische Mysterien dargestellt wurde, entspricht dem Astralleib.

Der Astralleib (von griech. ἀστήρ ástēr „Stern“, wörtlich Sternenleib; eng. astral body), auch Kama-Rupa in indisch-theosophischer Bezeichnung genannt, ist eines der 4 grundlegenden Wesensglieder des irdisch verkörperten Menschen. Als wahrer Sternenleib ist er Ausdruck der kosmischen Weisheit.

Der Astralleib des ist der grundlegende Träger des Bewusstseins, jedoch nicht des Selbstbewusstseins, das erst durch das Ich gegeben wird. Darüber hinaus ist der Astralleib des Menschen „der Ausdruck seiner Leidenschaften, seiner Instinkte, Triebe und Begierden,[1] aber auch aller seiner Gedanken und Vorstellungen. In diesem astralischen Leib sieht das hellseherische Bewußtsein alles abgebildet, was man seelische Erlebnisse nennt, von dem niedersten Triebe an bis hinauf zum höchsten sittlichen Ideale.“ (Lit.:GA 104, S. 52) Durch ihn werden Empfindungen erlebt, Lust und Unlust, Sympathie und Antipathie erregt, und die eigenständige Bewegung des Körpers und die sinnliche Wahrnehmung ermöglicht. Insofern sich damit bereits eine mehr oder weniger bewusste seelische Innenwelt ausbildet, vereinigt bzw. durchdringt sich im Astralleib der Seelenleib mit der Empfindungsseele. (Lit.:GA 9, S. 58ff)

Die Entwicklung des Astralleibs

Die erste Anlage des Astralleibes wurde auf der planetarischen Entwicklungsstufe des alten Mondes geschaffen, der zutreffend auch als Kosmos der Weisheit bezeichnet wird. Der Astralleib ist entwicklungsgeschichtlich jünger als der Ätherleib und der physische Leib und daher noch vergleichsweise weniger entwickelt. Dennoch wohnt ihm die gewaltige Weisheit inne, die erst auf dem Alten Mond geschaffen wurde. Diese Weisheit des Astralleibs ist aber dem Ich-Bewusstsein zunächst nicht zugänglich. Dazu bedarf es einer entsprechenden geistigen Schulung, durch die die Seelenorgane des Astralleibes, die Lotosblumen oder Chakras, bewusst weiter entfaltet werden können.

Grundlegende Eigenschaften des Astralleibs

„Das dritte Glied der menschlichen Wesenheit ist der sogenannte Empfindungs- oder Astralleib. Er ist der Träger von Schmerz und Lust, von Trieb, Begierde und Leidenschaft usw. Alles dies hat ein Wesen nicht, welches bloß aus physischem Leib und Ätherleib besteht. Man kann alles das Genannte zusammenfassen unter dem Ausdrucke: Empfindung. Die Pflanze hat nicht Empfindung. Wenn in unserer Zeit mancher Gelehrte aus der Tatsache, daß manche Pflanzen auf Reize mit Bewegungen oder in anderer Art antworten, schließt: die Pflanzen haben ein gewisses Empfindungsvermögen, so zeigt er damit bloß, daß er das Wesen der Empfindung nicht kennt. Es kommt dabei nämlich nicht darauf an, daß das betreffende Wesen eine Antwort gibt auf einen äußeren Reiz, sondern vielmehr darauf, daß der Reiz sich durch einen inneren Vorgang, wie Lust, oder Schmerz, Trieb, Begierde usw. abspiegelt. Hielte man dies nicht fest, so wäre man auch berechtigt, zu sagen, daß blaues Lakmuspapier eine Empfindung habe von gewissen Substanzen, weil es sich beim Berühren mit denselben rötet.“ (Lit.:GA 34, S. 315)

Der Astralleib ist männlich-weiblich, also hermaphroditisch. Auch Tiere besitzen einen eigenen Astralleib. Der Name kommt daher, dass er kosmischen Ursprungs ist und ursprünglich ein seelenhaftes Abbild der kosmischen Verhältnisse war, weswegen ihn auch Paracelsus als den siderischen Menschen oder als Evestrum (die ewige Substanz des Himmels) bezeichnet hat. Tatsächlich hängen die Triebe und die sich daran anknüpfenden Empfindungen von Lust und Unlust, namentlich bei den Tieren, mit den ursprünglich kosmisch bedingten, später aber zunehmend verinnerlichten – gleichsam „verleiblichten“ – tages- und jahreszeitlichen Rhythmen zusammen.

„Zu den mancherlei Gründen, welche diesen Ausdruck rechtfertigen, gehört auch der, daß die astralische Wesenheit des Menschen als solche nicht unterliegt den Bedingungen, welche innerhalb der Erde wirksam sind. Die Geisteswissenschaft erkennt, daß innerhalb der Astralwesenheit des Menschen nicht die Naturgesetze der Erde, sondern diejenigen Gesetze wirksam sind, welche für die Vorgänge der Sternenwelt in Betracht kommen.“ (Lit.:GA 17, S. 39f)

Der Ba galt in den ägyptischen Mysterien als Träger der unverwechselbaren Seelenqualitäten der menschlichen Persönlichkeit und entspricht in anthroposophischer Terminologie dem mit der Empfindungsseele eng verbundenen Astralleib. Er wurde symbolisch sehr treffend in Vogelgestalt mit Menschenkopf dargestellt. Nach dem Tod begleitet er Schut, den Schatten des Menschen, ins Jenseits.

Platon spricht in diesem Zusammenhang im Dialog Phaidros von einem Seelenfahrzeug oder Seelenwagen, der, gezogen von zwei Pferden, einem weißen und eimem schwarzen, die geflügelte Seele in die höhere Welt der Planetensphären trägt, oder anderwärts auch synonym vom „Gewand“ oder einer „Hülle“ der Seele. Der Neuplatoniker Proklos bezeichnete dann erstmals dieses Seelenfahrzeug als „sternartig“ (griech. astroeidés). Der Begriff „Astralleib“ wurde allerdings erst in der Neuzeit geprägt.[2]

Aristoteles nennt den Astralleib Aesthetikon, die hebräische Bezeichnung ist laut Rudolf Steiner Lamuel (hebr. למואל, Gott geweiht) (Lit.: GA 116, S. 82). Im Schlaf heben sich – bildhaft gesprochen – die oberen Teile des Astralleibs gemeinsam mit dem Ich aus dem Körper heraus und bleiben mit diesem nur durch die aus Kundalinifeuer gebildete sogenannte Silberschnur oder Perlenschnur, die erst beim Tod zerreißt, verbunden (Lit.: GA 88, S. 237f). Nach dem Tod löst sich der größte Teil des Astralleibs im Kamaloka auf und zerstreut sich in der Astralwelt. Nicht aufgelöste Reste des Astralleichnams können in einer späteren Inkarnation als Doppelgänger erscheinen. (Lit.: GA 93a, S. 28f)

Das Bewusstsein für den Astralleib wird insbesondere durch die dritte Nebenübung geweckt, die die Gleichmut des Gefühls schult. Einen meditativen Weg zum Erleben des Astralleibs zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 48ff).

Die Weisheit des Astralleibs

Die Weisheit, die auf dem Alten Mond (siehe oben) entwickelt wurde, ist dem Astralleib durch Inspiration bzw. durch das Lesen der okkulten Schrift zugänglich. Durch entsprechende geistige Schulung wird sie auch nach und nach dem Ich-Bewusstsein des Menschen zugänglich.

„Der Mensch erlebt sich in seinem Ich vom Aufwachen bis zum Einschlafen, und alle Erlebnisse sind Ich-Erlebnisse. Im astralischen Leibe erlebt sich der Mensch nicht. Dieser astralische Leib ist nämlich – ich habe das schon bei anderen Gelegenheiten betont – im Grunde genommen unendlich viel weiser als der Ich-Mensch. Er kann viel mehr, als der Ich-Mensch kann. Dieser astralische Leib kann tatsächlich dasjenige lesen, was ich Ihnen andeutungsweise geschildert habe als okkulte Schrift. Der Astralleib kann diese okkulte Schrift lesen; er kann sie wirklich lesen.

Man kann neben vielen andern Vorstellungen, durch die man ein Verständnis des astralischen Leibes hervorrufen kann, auch die haben, daß er ein Leser der okkulten Schrift ist. Und der ätherische Leib dagegen ist, unter mancherlei anderen Eigenschaften, die er hat, etwas wie eine Schrifttafel, in welche durch die Vorgänge der Welt fortwährend die okkulte Schrift eingetragen wird.“ (Lit.:GA 156, S. 115)

„Wenn man im gewöhnlichen Leben träumt, so hat man die Empfindung, die Traumbilder «weben», spielen sich so ab. Denken Sie, was Sie vorstellen müssen von diesen Träumen: Die Traumbilder schweben so vor meiner Seele vorbei. – Das ist die Vorstellung, die Sie haben müssen. Denken Sie nun, Sie hätten nicht diese Vorstellung, sondern die andere: Sie setzten selber die Traumbilder in den Raum und in die Zeit hinein, wie Sie die Buchstaben auf das Papier setzen. Diese Vorstellung hat man beim gewöhnlichen Träumen und auch bei Halluzinationen nicht. Man muß aber dieses Bewußtsein beim imaginativen Vorstellen haben. Da muß man das Bewußtsein haben: Du bist die waltende Macht in deinen Träumen. Du setzt das eine hin und fügst das andere dazu, wie man auf ein Papier etwas aufschreibt. Du bist die waltende Macht, du machst es selbst. Nur die Kraft, die hinter dir ist, wie beim Schreiben, ist die, welche macht, daß es wahr ist, was du aufschreibst. – Das muß man sich klarmachen, daß der große Unterschied zwischen Träumen, Halluzinationen und wirklicher Hellsichtigkeit darin besteht, daß man bei letzterer überall das Bewußtsein hat, man ist sozusagen der okkulte Schreiber. Was man sieht, das wird aufgezeichnet als eine okkulte Schrift. Man schreibt das hin in die Welt, was einem ein Ausdruck, eine Offenbarung der Welt ist. Sie könnten natürlich sagen: Dann brauchte man das nicht aufschreiben, denn das weiß man ja vorher. Warum soll man es aufschreiben? – Das ist aber nicht wahr. Denn der, der dann schreibt, ist man nicht selber, sondern das ist die Wesenheit der nächststehenden höheren Hierarchie. Man gibt sich der Wesenheit der nächststehenden höheren Hierarchie hin, und das ist die Kraft, die in einem waltet. Man schreibt ganz in einem inneren Seelenvorgange das auf, was durch einen waltet. Und indem man es dann anschaut, dieses Geschriebene in der okkulten Schrift, offenbart sich einem das, was zum Ausdruck kommen soll.

Sie sehen jetzt, warum in öffentlichen Vorträgen so vielfach darauf hingewiesen worden ist, wie die Entwickelung zum Hellsehertum darauf beruht, daß alles Wahrnehmen ein aktives, ein tätiges wird, daß es nicht, was für die Erkenntnis der physischen Welt richtig ist, bei dem passiven Hingegebensein an die Welt bleibt.“ (Lit.:GA 154, S. 14)

„Die gewöhnlichen Träume verfließen ja so, daß das eintritt, was ich vorhin charakterisiert habe, daß sich das Traumgewebe vor uns abrollt und wir kein deutliches Ich-Bewußtsein dabei haben, sondern erst nachher das Traumgewebe überdenken mit unserem Ich-Bewußtsein. Wer genau die Verhältnisse prüft, wird finden, daß es so ist. Aber es treten auch Träume auf, wo wir uns gleichsam selber objektiv gegenübertreten. Nicht nur daß wir uns, wie es auch vorkommt, selber wirklich sehen, denn das kann auch eintreten, sondern es kann auch etwas anderes eintreten. Bekannt ist ja der Traum, wie der Schuljunge träumt, daß er in der Schule sitzt, wie eine Rechenaufgabe gegeben wird, und wie er sie so gar nicht lösen kann. Da kommt ein anderer und löst sie spielend. Das träumt er wirklich. Nun werden Sie ja einsehen, daß er es selber war, der sich entgegengetreten ist und die Aufgabe löste. Man tritt sich also auch so gegenüber, erkennt sich aber nicht. Darauf kommt es aber nicht an. In einem solchen Falle spaltet sich gleichsam das Ich des Menschen.“ (Lit.:GA 154, S. 20f)

„Während man im gewöhnlichen Leben den Astralleib nicht wahrnimmt, kann es im Schlafe durchaus eintreten, daß man ein Stück seines Astralleibes wahrnimmt, und im Astralleib sind gar manche Dinge drinnen, die durchaus nicht im gewöhnlichen Wachzustande von uns gewußt werden. Ich habe vorhin darauf aufmerksam gemacht – ich werde Ihnen jetzt etwas recht Sonderbares sagen müssen –, was im Ätherleibe enthalten ist. Es ist jedenfalls alles darinnen, was wir erlebt haben. Im Astralleibe ist aber sogar das darinnen, was wir nicht erlebt haben. Der Astralleib ist nämlich ein recht kompliziertes Gebilde. Er ist gewissermaßen aus den geistigen Welten hereinorganisiert und enthält nicht nur die Dinge, die wir schon jetzt in uns haben, sondern auch die, welche wir noch einmal lernen werden! Die sind schon veranlagt, sind schon in einer gewissen Weise in ihm darinnen. Dieser Astralleib ist viel gescheiter als wir. Deshalb kann er auch, wenn er uns im Traume etwas von sich offenbar werden läßt, uns selber in einer Form uns entgegentreten lassen, in der wir gescheiter sind, als wir durch das physische Leben geworden sind.“ (Lit.:GA 154, S. 21f)

„Denn dieser Astralleib enthält zum Beispiel – Sie mögen es glauben oder nicht – die ganze Mathematik, nicht nur die jetzt bekannte, sondern auch alles in der Mathematik, was noch einmal entdeckt werden wird. Wollte man allerdings die ganze Mathematik daraus herauslesen, bewußt herauslesen, so müßte man es tätig tun, müßte sich erst die entsprechend erstarkten Fähigkeiten dazu aneignen; aber enthalten ist wirklich alles darin. Also es ist die Offenbarung wie aus einem Stücke unseres Astralleibes heraus, wenn wir uns selbst gegenübertreten. Und auf diesen Offenbarungen des Astralleibes beruht wirklich auch vieles, was wie innere Eingebungen über uns kommt. Geradeso wie ein gewisses Halluzinieren unter solchen Umständen entsteht, wie ich es vorhin charakterisiert habe, so kann auch durch besondere Verhältnisse unserer Organisation das in uns sprechend werden, was gescheiter ist als wir selber. Dann können wir innere Eingebungen haben, dann kann etwas in uns auftreten, was nicht auftreten würde, wenn wir bloß unsere gewöhnliche Urteilskraft anwenden würden im gewöhnlichen physischen Leibe. Aber es ist gefährlich, solche Dinge auftreten zu lassen, sich solchen Dingen hinzugeben. Es ist gefährlich aus dem Grunde, weil solche Dinge kommen und wir sie nicht bewältigen können, solange wir ihnen nicht urteilend beikommen. Und da wir sie nicht bewältigen können, hat Luzifer einen so leichten Zugang zu allen diesen Dingen, und wir können es nicht wehren, daß er sie nach seinem Sinn und nicht nach dem Sinn der ordentlichen Weltordnung lenkt.“ (Lit.:GA 154, S. 22)

„Wenn also der Mensch seine inneren Kräfte erstarkt, dann lernt er auch so innerlich zu leben, daß er im astralischen Leibe hellsichtig wird. Aber Sie werden jetzt aus dem, was ich gesagt habe – ich habe darum den Traum herangezogen –, ersehen, daß es zu diesem Hellsichtigwerden im astralischen Leibe notwendig ist, daß man gewissermaßen immer eine deutliche Vorstellung hat von dem Sich-Gegenüberstellen der eigenen Wesenheit. So wie man im physischen Leben nicht gesund lebt, wenn man nicht voll bei seinem Bewußtsein ist, so lebt man gegenüber der Welt, die höher ist als die physische Welt, seelisch nicht gesund, wenn man sich nicht immer sieht. In der physischen Welt ist man selber, in der höheren geistigen Welt ist man so zu sich, wie man in der physischen Welt zu einem Gedanken ist, der ein vergangenes Erlebnis darstellt. Einen solchen Gedanken, der ein vergangenes Erlebnis darstellt, schaut man innerlich an. Man verhält sich zu ihm wie zu einer Erinnerung. Wie man in der Sinneswelt sich zu einem Gedanken verhält, so weiß man in der geistigen Welt, daß man auf sich hinschaut, sich anschaut. Man muß immer sich dabei haben bei den Dingen, die man in der geistigen Welt erlebt. Und das ist im Grunde genommen die eine einzige Vorstellung, die sich in den Dingen hineinstellt – über die man zunächst nicht die Macht hat, von der ich vorhin gesprochen habe – und die auch für die geistige Welt gilt, so daß man die Dinge meistert, daß man die waltende Macht ist. Wie der Schwerpunkt, um den sich alles gruppiert, ist die eigene Wesenheit. Wie man in der geistigen Welt hantiert, das merkt man an der eigenen Wesenheit. Man merkt: So ist man in der geistigen Welt. – Nehmen wir an, man ist in der geistigen Welt darinnen und man nimmt etwas Unrichtiges wahr, das heißt, man hantiert durch die okkulte Schrift unrichtig. Ja, wenn man durch die okkulte Schrift unrichtig hantiert und sich als den Schwerpunkt wahrnimmt, um den sich alles herumgruppiert, dann erlebt man an seiner eigenen Wesenheit: So schaust du aus, denn du hast etwas unrichtig gemacht; jetzt mußt du das verbessern! – Man merkt an der Art und Weise, wie man wird, was man gemacht hat. Wenn ich es vergleichsweise darstellen will, so möchte ich sagen: Sie seien hier in der physischen Welt, aber Sie seien nicht in sich, sondern um sich herum, und Sie sagen zu jemandem: Jetzt ist es halb zwölf – aber das ist nicht wahr. Und in dem Augenblick schauen Sie sich an, wie Sie sich die Zunge entgegenstrecken und sagen jetzt: Das bist du ja nicht! – Und nun fangen Sie an, an sich auszubessern, bis es richtig ist, und bis Sie sagen: Es ist zwanzig Minuten nach neun! – Dann geht die Zunge wieder zurück. So schauen Sie sich an, ob Sie sich richtig in der geistigen Welt verhalten.“ (Lit.:GA 154, S. 22ff)

Der Astralleib und seine Beziehung zur Sternenwelt

„Das dritte Glied ist der Träger von Lust und Leid, Freude und Schmerz, Gefühlen und Affekten, was wir den Astralleib nennen. Er ist das Glied der menschlichen Wesenheit, das der Mensch ebenso mit den Tieren gemeinsam hat, wie er den Ätherleib mit der Pflanzen- und Tierwelt und den mineralischen Leib mit der ganzen äußeren Welt gemeinsam hat. Der Name Astralleib ist gebräuchlich seit den ursprünglichsten Zeiten. Es gibt keinen passenderen Namen für dieses Glied der menschlichen Wesenheit als Astralleib. Und es gibt vielleicht keine schönere Definition des Grundes, warum dieser Leib Astralleib heißt, als die, welche der große Theosoph Paracelsus gegeben hat. Ebenso wie im Tode der Ätherleib den physischen Leib verläßt, so verläßt einige Zeit nach dem Tode der Astralleib den Ätherleib. Aber der Astralleib verläßt den physischen und Ätherleib auch in jeder Nacht. Da ist er außer uns. Wo ist er denn?

Da sagt Paracelsus mit Recht: Wo ist er, und was tut er in der Nacht? Ruht er, hat er eine Aufgabe? Jawohl, er hat eine Aufgabe. Zwar wer nicht hellseherische Kräfte hat, kann auch nicht hineinsehen in die Tätigkeit des Astralleibes während der Nacht. Aber die Konsequenzen dieser Tätigkeit empfindet ein jeder Mensch. Sie alle legen sich des Abends ermüdet zu Bett. Die Ermüdung ist der Ausdruck einer Disharmonie in der Zusammenfügung unseres physischen und Ätherleibes. Sie muß entstehen, wenn der Astralleib nicht Gewalt hat, Harmonie in die zwei anderen, den physischen und Ätherleib, hineinzubringen. Und wie der Mensch heute ist, muß während des tagwachenden Lebens eine solche Disharmonie notwendig entstehen. Wäre unser physischer und Ätherleib bloß unter der Gewalt des Astralleibes – wie die Kräfte zusammengefügt werden sollen –, dann würde immer Harmonie in unserem Äther- und physischen Leibe sein. So aber lebt nicht nur der Astralleib in dem physischen Leib, sondern auf der Bewußtseinsstufe, die die Menschheit auf dem Erdenplaneten erreicht hat, wirkt die ganze Umwelt der physischen, sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände auf den Menschen ein. Es fließen von außen in ihn herein die Eindrücke des Auges und Ohres und der übrigen Sinne. Während des Tagwachens wird bei jedem Menschen, der noch nicht auf einer gewissen höheren Stufe der spirituellen Entwickelung angelangt ist, eine Disharmonie eintreten müssen. Wenn dieser Astralleib nun niemals an einem anderen Ort verweilen könnte als in unserem physischen und Ätherleib, so würde er selbst in Unordnung kommen. Dann würden seine Kraftströmungen nicht die bleiben, die sie sein müssen, wenn ein richtiger Äther- und physischer Leib geformt werden sollen. Während des Tages kommt die innere Harmonie des Astralleibes in Unordnung, und der Ausdruck für die Unordnung ist die Ermüdung. In dem Augenblick, wo Sie die Ermüdung spüren, ist die innere Disharmonie da. Wo ist nun der Astralleib während der Nacht?

Mit Recht sagt Paracelsus: Wenn die Kraftlinien, die ihn bei Tag mit dem physischen Leib verbinden, sich zu lockern beginnen, dann tritt er in Zusammenhang mit dem ganzen harmonischen Kräftesystem, das den Sternenhimmel durchflutet. In dem Augenblick, wo der Mensch eingeschlafen ist, ruht er in der Harmonie der Sphären, und daraus bringt er sich die Kräfte mit, um das wieder auszugleichen, was während des Tages verbraucht ist. So ruht der Astralleib während der Nacht in der Welt der Sterne; da hat er seine eigentliche Heimat. Und kehrt er zurück, so bringt er sich die Kräfte der Sterne mit, um damit die Ermüdungsstoffe fortzuschaffen. Daher ist der Schlaf ein guter Arzt, weil dann Ordnung und Harmonie eintreten kann, wenn der Astralleib wiederum einige Zeit ruht in derjenigen Welt, die die Gesetze für den Sternenhimmel enthält, und das sind die Gesetze für die geistige Welt überhaupt. Wenn der Mensch keinen Schlaf hat, wird die Gesundheit deshalb untergraben, weil der Astralleib nicht eine Zeit geruht hat in der Sternenwelt. Deshalb hat der Astralleib diesen Namen erhalten. Früher wurde kein Name gegeben, der nicht dem Wesen der Sache entsprach. Und bevor wir okkulte Namen und Bezeichnungen korrigieren, müssen wir erst über den Namen nachdenken, wozu er gegeben worden ist. Wenn heute ein Komet oder kleiner Planet entdeckt wird, schlägt man ein Lexikon der Mythologie auf und gibt daraus dem Stern einen Namen. Das Prinzip der Namengebung in spirituellen Zeiten war, in einem Namen das Wesen der Sache selbst tonhaft nachklingen zu lassen: es klang im Namen der Zusammenhang mit der Welt.“ (Lit.:GA 284, S. 53ff)

Wie wird man sich des Astralleibs bewusst?

Um uns des Astralleibs bewusst zu werden, müssen wir unsere Begierden zügeln und Gelassenheit gegenüber Lust und Leid, Freude und Schmerz entwickeln. Das ist die dritte der sogenannten Nebenübungen, die der Geistesschüler auf seinem Schulungsweg machen muss. Den Ätherleib hingegen lernt man durch die zweite Nebenübung, die Willensübung, also durch Aktivität, durch Initiative des Handelns kennen.

„Um unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir genau das Umgekehrte tun. Wir müssen da die im Astralleib wogenden Begierden zurückhalten, da müssen wir diesen gegenüber Gelassenheit und Gleichmut entwickeln. Wir müssen absolute Windstille, absolute Ruhe in uns herstellen. Dann erst fühlen wir die äußere astrale Welt an unsere innere astrale Welt stoßen. Wie wir an die ätherische Welt stoßen dadurch, daß wir von uns aus in sie eingreifen in unserem Wollen, so fühlen wir die äußere astrale Welt dadurch, daß wir ruhig in uns selber bleiben, daß wir alle Begierden, Wünsche zur Ruhe bringen.

Bevor der Astralleib soweit ist, betäubt er sich durch den Schrei. Wir wissen ja, daß ein Schmerz entsteht, wenn der physische Leib und der ätherische Leib nicht in richtigem Kontakt sind. Das empfindet der Astralleib als Schmerz. Das kleine Kind, wenn es Schmerz empfindet, schreit. Es sucht den Schmerz zu übertönen im Schreien. Der Erwachsene ruft vielleicht: au! Wenn es dem Menschen gelänge, seinen Schmerz völlig in den Vibrationen des Tons hinströmen zu lassen, so würden durch dessen Schwingungen in der Formation des Ätherleibes solche Veränderungen entstehen, daß er nicht den Schmerz empfände, sondern daß er hinuntersänke ins Unterbewußtsein.

Aber die guten Götter haben den Menschen schwächer veranlagt, und es ist gut so, denn sonst gäbe es kein Leid und auch keine artikulierte Sprache. Der Esoteriker muß dahin gelangen, alle Schmerzen, überhaupt alles, was durch das Äußere in ihm angeregt wird, in ihm vorgeht, ruhig, gelassen, gleichmütig zu ertragen. Dann wird er nicht Angriffe machen (durch seinen Astralleib) auf die Außenwelt, sondern die Angriffe wenden sich von außen an ihn. Aber da er völlige Gelassenheit entwickelt hat, so berühren sie nur seinen physischen und ätherischen Leib. Der Astralleib bleibt unberührt. Er wird sozusagen frei, und man kann ihn beobachten. Also durch die Übung in der Gelassenheit gelange ich dazu, meinen Astralleib kennenzulernen.“ (Lit.: GA 266c, S. 243)

Das Ich erkennt man durch die vierte Nebenübung, die Übung der Positivität.

Der Astralleib als Bewusstseinsträger

Der Astralleib verfügt über ein eigenständiges, sehr weisheitsvolles Bewusstsein, dass bei Tier und Mensch die Grundlage des Bewusstseins überhaupt bildet, das aber teilweise durch den luziferischen Einfluss stark korrumpiert und ins begierdenhafte verzerrt ist. Der Astralleib, dem substanziell auch die Seele entnommen ist, bildet den eigentlichen Bewusstseinsträger. Im Wachbewusstsein ist uns dieses astrale Bewusstsein allerdings normalerweise nur in geringem Grad zugänglich, webt aber als Unterbewusstsein beständig im Hintergrund unserer wachen Bewusstseinstätigkeit, die an das Ich gebunden ist. Nur im Traum tritt das Astralbewusstsein deutlicher hervor, weil es dann nicht von dem helleren Tagesbewusstsein überstrahlt wird. Der traumerfüllte Schlaf tritt ein, wenn sich der Astralleib bereits vom physischen Leib gelöst hat, wie das im Schlaf üblich ist, aber noch eine gewisse Verbindung mit dem Ätherleib hat, der im Bett zurückbleibt. Der Mensch beginnt dann gewisse Vorgänge in seinem Ätherleib in bildhafter Form wahrzunehmen. In Träumen, in denen man sich selbst gegenübertritt, nimmt man einen Teil des eigenen Astralleibs wahr. Unser heutiges Traum-Bewusstsein ist ein umgewandeltes Rudiment des Bilder-Bewusstseins, das der Mensch auf dem alten Mond hatte. Es ist eng verwandt mit unserem Gefühlsleben; im Gefühl träumen wir eigentlich beständig auch während des wachen Tageslebens.

„Von dem Ätherleib steigt die übersinnliche Betrachtung auf zu einem weiteren Gliede der menschlichen Wesenheit. Sie deutet zur Bildung einer Vorstellung von diesem Gliede auf die Erscheinung des Schlafes hin, wie sie beim Ätherleib auf den Tod hingewiesen hat. — Alles menschliche Schaffen beruht auf der Tätigkeit im Wachen, so weit das Offenbare in Betracht kommt. Diese Tätigkeit ist aber nur möglich, wenn der Mensch die Erstarkung seiner erschöpften Kräfte sich immer wieder aus dem Schlafe holt. Handeln und Denken schwinden dahin im Schlafe, aller Schmerz, alle Lust versinken für das bewußte Leben, Wie aus verborgenen, geheimnisvollen Brunnen steigen beim Erwachen des Menschen bewußte Kräfte aus der Bewußtlosigkeit des Schlafes auf. Es ist dasselbe Bewußtsein, das beim Einschlafen hinuntersinkt in die dunklen Tiefen und das beim Aufwachen wieder heraufsteigt. Dasjenige, was das Leben immer wieder aus dem Zustand der Bewußtlosigkeit erweckt, ist im Sinne übersinnlicher Erkenntnis das dritte Glied der menschlichen Wesenheit. Man kann es den Astralleib nennen. Wie der physische Leib nicht durch die in ihm befindlichen mineralischen Stoffe und Kräfte seine Form erhalten kann, sondern wie er, um dieser Erhaltung willen, von dem Ätherleib durchsetzt sein muß, so können die Kräfte des Ätherleibes sich nicht durch sich selbst mit dem Lichte des Bewußtseins durchleuchten. Ein Ätherleib, der bloß sich selbst überlassen wäre, müßte sich fortdauernd in dem Zustande des Schlafes befinden. Man kann auch sagen: er könnte in dem physischen Leibe nur ein Pflanzensein unterhalten. Ein wachender Ätherleib ist von einem Astralleib durchleuchtet Für die Sinnesbeobachtung verschwindet die Wirkung dieses Astralleibes, wenn der Mensch in Schlaf versinkt Für die übersinnliche Beobachtung bleibt er noch vorhanden; nur erscheint er von dem Ätherleib getrennt oder aus ihm herausgehoben. Die Sinnesbeobachtung hat es eben nicht mit dem Astralleib selbst zu tun, sondern nur mit seinen Wirkungen in dem Offenbaren. Und solche sind während des Schlafes nicht unmittelbar vorhanden. In demselben Sinne, wie der Mensch seinen physischen Leib mit den Mineralien, seinen Ätherleib mit den Pflanzen gemein hat, ist er in bezug auf seinen Astralleib gleicher Art mit den Tieren. Die Pflanzen sind in einem fortdauernden Schlafzustande. Wer in diesen Dingen nicht genau urteilt, der kann leicht in den Irrtum verfallen, auch den Pflanzen eine Art von Bewußtsein zuzuschreiben, wie es die Tiere und Menschen im Wachzustande haben. Das kann aber nur dann geschehen, wenn man sich von dem Bewußtsein eine ungenaue Vorstellung macht Man sagt dann, wenn auf die Pflanze ein äußerer Reiz ausgeübt wird, dann vollziehe sie gewisse Bewegungen wie das Tier auch. Man spricht von der Empfindlichkeit mancher Pflanzen, welche z.B. ihre Blätter zusammenziehen, wenn gewisse äußere Dinge auf sie einwirken. Doch ist es nicht das Bezeichnende des Bewußtseins, daß ein Wesen auf eine Wirkung eine gewisse Gegenwirkung zeigt, sondern daß das Wesen in seinem Innern etwas erlebt, was zu der bloßen Gegenwirkung als ein Neues hinzukommt. Sonst könnte man auch von Bewußtsein sprechen, wenn sich ein Stück Eisen unter dem Einflusse von Wärme ausdehnt. Bewußtsein ist erst vorhanden, wenn das Wesen durch die Wirkung der Wärme z.B. innerlich Schmerz erlebt.“ (Lit.: GA 13, S. 58ff)

Die abbauenden Kräfte des Astralleibs

Was an Leidenschaften und Begierden im Astralleib waltet, wirkt verzehrend auf den Ätherleib und in der Folge auch auf den physischen Leib.

„... dasjenige, was unser astralischer Leib abbaut in unserem Ätherleib, hängt im wesentlichen zusammen mit unserem Schwächerwerden im Verlauf des Lebens und, wenn wir ganz schwach geworden sind, mit unserem Sterben. Der astralische Leib in bezug auf den Ätherleib hängt im wesentlichen mit dem Tode zusammen. Wir können sterben dadurch, daß unser astralischer Leib nach und nach die Kräfte des ätherischen Leibes aufzehrt, und der ätherische Leib wiederum den physischen Leib aufzehrt.“ (Lit.: GA 169, S. 86)

Leidenschaft und Liebe

„Wie wir uns unseren astralischen Leib aufbauen, so nach und nach, von unserer Geburt, oder sagen wir von unserer Empfängnis angefangen im Verlaufe des Lebens, so hängt das mit unserem Karma zusammen. Ob wir geneigt sind, im astralischen Leibe starke Affekte, starke Leidenschaften zu entwickeln, hängt natürlich mit unserem Karma zusammen. Diese Leidenschaften können aber auch in einer gewissen Beziehung menschlich bedeutsam sein. Nehmen wir eine Eigenschaft, welche ja durch das ganze Menschenleben spielt, und doch eine Leidenschaft ist, wenn auch die edelste Leidenschaft, diejenige, die sich in ihrer edelsten Gestalt so ausbilden kann, daß sie frei ist von jeder Selbstsucht, die Leidenschaft der Liebe. Liebe ist eine Leidenschaft, nur kann sie frei werden von allem Egoismus. Es ist die einzige Leidenschaft, die frei werden kann von Egoismus. Aber sie sitzt im astralischen Leibe, der astralische Leib ist ihr Träger.

Nehmen wir nun einmal an, ein Künstler, der eine wirkliche Empfindung hat für Realitäten – also kein Naturalist, denn der hat kein Empfinden für Realitäten, der sieht nur die abstrakte naturalistische Materie, sogenannte Wirklichkeiten –, sei vor die Aufgabe gestellt, eine menschliche Gestalt zu bilden, die ganz durchhaucht, durchflössen ist von der Leidenschaft der Liebe, von der edlen Leidenschaft der Liebe. Jedesmal, wenn ein Künstler vor die Aufgabe gestellt war, eine Venus, eine Aphrodite zu bilden, dann hatte er eben das zu empfinden, daß die menschliche Gestalt ganz durchzogen sein muß von dieser Leidenschaft der Liebe. Liebe muß etwas Überwiegendes haben, sie muß sich ausgießen. Was kann denn da nur der Fall sein? Man kann ja nicht sagen, daß man eine gewöhnliche weibliche Gestalt als Aphrodite, als Venus bilden kann. Also kann nicht der astralische Leib der Aphrodite, der Venus, so sein, wie jeder weibliche astralische Leib, denn sonst wäre jede Frau, jedes Mädchen eine Aphrodite, eine Venus. Das ist ja nicht der Fall, nicht wahr? Also es handelt sich darum, daß der astralische Leib in einer ganz besonderen Weise ausgebildet sein muß. Der Künstler braucht nicht Geisteswissenschaft zu kennen, braucht das nicht zu wissen, aber fühlen muß er, wenn er eine Venus bildet: da muß der astralische Leib mehr ausgebildet sein, intensiver ausgebildet sein, als bei der eben Nicht-Aphrodite, Nicht-Venus. Aber der astralische Leib, haben wir gesagt, hat etwas Verzehrendes, etwas richtig Aufzehrendes. Das muß ich ausdrücken. Wie wird denn der Künstler, der das nun wirklich empfindet, der wirklich eine Empfindung hat, daß da ein aufzehrender astralischer Leib da ist, eine Venus bilden? Er wird sichtbar werden lassen, daß gewissermaßen der physische Leib etwas an sich hat, wodurch er nach und nach aufgezehrt wird. Hier ist der Geisteswissenschafter in einer anderen Situation, als, sagen wir zum Beispiel, der moderne Arzt.

Sando Botticelli: Die Geburt der Venus, 1483 - 85, Uffizien (Florenz)

Nehmen wir an, ein Künstler bildet eine solche Venus, bei deren Bildung er richtig empfunden hat: Da ist ein stärker aufzehrender astralischer Leib vorhanden als bei einer gewöhnlichen Frau. Wir werden es dem schmalen Hals, der Bildung des Brustkorbes ansehen, wir werden es auch den anderen Gliedern ansehen, daß da etwas Verzehrendes im astralischen Leibe zugrunde liegt, werden es vielleicht der Gestalt ansehen, daß sie nicht besonders alt werden kann, wenn der Künstler die Sache physisch ausdrückt. Da wird der Geisteswissenschafter sagen, wenn einmal ein Künstler so etwas tut: Dieser Künstler hat empfunden, was da eigentlich in der Realität zugrunde liegt. Wir werden von diesem Gesichtspunkte uns sagen: Oftmals empfindet der Künstler, indem er bildet, eine reale geistige Wirklichkeit. – Was wird der Arzt sagen, der nicht Geisteswissenschafter ist, wenn er sieht, daß ein Künstler solch eine Gestalt gebildet hat? «Das ist eine schwindsüchtige Gestalt», wird er sagen, denn in der Tat: Bei jemandem, der die Schwindsucht hat, ist auch der astralische Leib durch das Karma einer früheren Inkarnation ein stärker verbrennender astralischer Leib, als bei jemandem, der nicht die Schwindsucht hat. Botticelli hat eine sehr schöne, bewunderte Venus gebildet, die meisten von Ihnen werden sie kennen. Auf diesem Bilde der Venus, die auf der Muschel steht, sehen wir einen richtigen physischen Leib, der so gebildet ist von Botticelli, daß wir uns denken müssen: ein verzehrender astralischer Leib liegt zugrunde. Daher ist auch ein Streit entstanden unter den Kunstgelehrten. Die einen bewundern die von den sogenannten Normalgestalten abweichende Gestalt dieser Venus mit dem schmalen Halse, mit der merkwürdigen Oberbrust und so weiter; die anderen sagen, das kommt ja doch nur davon her, weil er ein schwindsüchtiges Modell gehabt hat. – Gewiß, man kann alles materialistisch erklären. Wahrscheinlich hat sogar Botticelli ein schwindsüchtiges Modell gehabt: Diese Simonetta, die mit dreiundzwanzig Jahren gestorben ist. Aber nicht darauf kommt es an, sondern darauf, daß er das Gefühl hatte, gerade dieses Modell zu verwenden für eine Venus, das ihm die Möglichkeit bot, einen Menschen mit einem den physischen Leib schneller als bei anderen aufzehrenden astralischen Leibe zu machen. Und in der Tat, gerade bei diesem Bild – ich will es langsam herumgehen lassen, es ist eine schlechte Nachbildung, aber ich habe im Augenblick keine bessere – werden Sie sehen, wie da in der Tat bemerkbar ist, daß wir es mit einem anders gearteten astralischen Leib zu tun haben, mit einem den physischen Leib durch den Ätherleib hindurch verzehrenden astralischen Leib. Sie sehen, wie uns Geisteswissenschaft führen kann, wie uns Geisteswissenschaft den Weg weisen kann zum Verständnis solcher Dinge.“ (Lit.: GA 169, S. 87ff)

Der Astralleib von Mann und Frau

Bei der Frau ist der Astralleib differenzierter ausgebildet als beim Mann:

„Der astralische Leib hat durch das ganze Leben hindurch beim weiblichen Geschlecht eine größere Bedeutung als beim männlichen Geschlecht. Die ganze weibliche Organisation ist ja durch den astralischen Leib mehr nach dem Kosmos hin organisiert. Durch die weibliche Natur enthüllt und offenbart sich vieles, was eigentlich Geheimnisse des Kosmos sind. Der astralische Leib der weiblichen Natur ist in sich differenzierter, wesentlich reicher gegliedert als der astralische Leib des Mannes, der in einer gewissen Weise ungegliederter, undifferenzierter, gröber ist.“ (Lit.: GA 302, S. 74)

Genauer betrachtet, muss man im Astralleib zwei Hälften, nämlich eine weibliche und eine männliche, unterscheiden. Der Astralleib ist hermaphroditisch:

„Man muß im Astralkörper selbst eine zweite Hälfte unterscheiden: wie der andere Pol beim Magneten.

Beim Manne ist der zweite Astralkörper weiblich; beim Weibe ist der zweite Astralkörper männlich, das heißt der Astralkörper ist hermaphroditisch. Das Kundalinifeuer ist nun die im zweiten Astralkörper erregte Tätigkeit, die zunächst Wärme und Licht ist.

Solange das Kundalinifeuer nicht erregt wird, tastet man zwischen den Gegenständen und Wesen der höheren Welt; wie in der Nacht zwischen den physischen Gegenständen. Ist das Kundalinifeuer da, so beleuchtet man sich selbst die Gegenstände.“ (Lit.: Beiträge 051/052, S. 21)

Astralleib und rückläufige Zeit

So wie der Ätherleib den Raum aufsaugt und dadurch die Materie aus dem Raum herausbefördert, so saugt der Astralleib die Zeit auf und verwandelt dadurch den gewohnten Zeitverlauf in einen rückläufigen. Im Astralen strömt uns die Zeit von der Zukunft entgegen.

„Beim Astralleibe ist es nun so, daß er nun nicht nur den Raum aufsaugt, sondern daß er kurioserweise die Zeit aufsaugt. Der hat nämlich etwas Rückführendes. Er ist rückführend, der Astralleib. Das kann ich Ihnen nun gleich am Beispiel des Menschen ganz klarmachen. Denken Sie sich einmal, Sie seien eine ältere Persönlichkeit von etwa 50 Jahren geworden. Ja, in Ihrem Astralleibe wirken nämlich fortwährend Kräfte, die Sie zurückfuhren in die Zeiten des verbrachten Erdenlaufes, die Sie zurückführen in die Zeit, die vor der Geschlechtsreife liegt. Sie erleben in Ihrem Astralleib gar nicht diesen Fünfzigjährigen. Sie erleben den Elf-, Zwölf-, Dreizehn-, Vierzehnjährigen in Wirklichkeit. Der strahlt herein in Sie dadurch, daß der Astralleib zurückführt. Das ist das Geheimnis des Lebens. Wir werden nur in bezug auf den physischen Leib und den Ätherleib und seine Oszillationen eigentlich alt. Der Astralleib ist dasjenige, was uns immer wieder zurückführt zu den früheren Lebensstadien. Da sind wir noch immer reifere Kinder.“ (Lit.: GA 306, S. 103f)

Der imaginativen Schau zeigt sich die Astralwelt vielfach wie ein Spiegelbild der Erlebnisse in der physischen Welt. Das gilt nicht nur für die Zeit. Die Zahl 563 müsste beispielsweise in der Astralwelt als 365 gelesen werden. Ein Haßgefühl, das wir ausströmen, erscheint uns dort so, als wenn es uns von dem Menschen zukäme, an den wir es gesandt haben. Unsere eigenen ungebändigten tierhaften Triebe zeigen sich in der Imagination als wilde Tiere, die auf uns losstürzen. Alle Farben erscheinen in der Astralwelt als Komplementärfarben, dem ruhigen Grün der Pflanzenwelt entspricht etwa auf dem Astralplan die energiegeladene Purpurfarbe (von Goethe auch als Pfirsichblüt bezeichnet). Was in der Seelenwelt sich als glühende Seelenwärme auslebt, erscheint uns hier als eigentümliches Kältegefühl usw.

„Eine andere Erscheinung ist, daß die Zeit und die Ereignisse nach rückwärts gehen. Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen sieht man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der prophetische Geist; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses Rückwärtsgehen von Zeitereignissen.

Es ist nicht wertlos, diese Eigentümlichkeiten der Astralwelt kennenzulernen. Viele Mythen und Sagen aller Völker haben sich mit wunderbarer Weisheit damit beschäftigt, zum Beispiel die Sage vom Herkules auf dem Scheidewege. Es wird gesagt, daß er sich einst hingestellt fühlte vor zwei weibliche Gestalten, die eine schön und verlockend; sie versprach ihm Lust, Glück und Seligkeit, die zweite einfach und ernst, von Mühsal, schwerer Arbeit und Entsagung sprechend. Die beiden Gestalten sind das Laster und die Tugend. Diese Sage sagt uns richtig, wie im Astralen des Herkules eigene zwei Naturen vor ihn treten, die eine, die ihn zum Bösen, die andere Natur, die ihn zum Guten drängt. Und diese erscheinen im Spiegelbilde als zwei Frauengestalten mit entgegengesetzten Eigenschaften: das Laster schön, üppig, bestrickend, die Tugend häßlich und abstoßend. Ein jedes Bild erscheint im Astralen umgekehrt.“ (Lit.: GA 95, S. 22)

Der Astralleib als Bindeglied zwischen körperlichen und seelischen Erscheinungen

Der Astralleib verbindet körperliche und seelische Erscheinungen miteinander. Darauf hatte schon Paracelsus hingewiesen. Aus dieser Verbindung des Seelischen mit dem Körperlichen lässt sich auch verstehen, wie durch körperliche Ursachen bedingte Traumbilder entstehen, aber Phänomene wie Hypnotismus und Suggestion, die auf Naturwirkungen beruhen, die von Mensch zu Mensch gehen, aber normalerweise vom hellen Tagesbewusstsein überstrahlt und daher nicht wahrgenommen werden. Der Astralleib ist in diesem Sinn eine „Summe von Naturwirkungen, unter deren Einfluß wir stehen oder durch besondere Umstände stehen können; die von uns ausgehen, ohne daß unsere Seele dabei in Betracht kommt; und die doch nicht unter den Begriff rein physikalischer Erscheinungen fallen. (siehe nachfolgendes Zitat)

„Das erste Glied der menschlichen Natur nennt Paracelsus den Elementarleib; das zweite den ätherisch-himmlischen oder astralischen Leib, das dritte Glied nennt er Seele, – In den «astralischen» Erscheinungen sieht also Paracelsus eine Zwischenstufe zwischen den rein körperlichen und den eigentlichen Seelenerscheinungen. Sie werden also dann sichtbar werden, wenn der Geist, welcher die Naturgrundlage unseres Seins verhüllt, seine Tätigkeit einstellt. Die einfachste Erscheinung dieses Gebietes haben wir in der Traumwelt vor uns. Die Bilder, die uns im Traume umgaukeln, mit ihrem merkwürdigen sinnvollen Zusammenhange mit Vorgängen in unserer Umgebung und mit Zuständen unseres eigenen Innern, sind Erzeugnisse unserer Naturgrundlage, die durch das hellere Licht der Seele verdunkelt werden. Wenn ein Stuhl neben meinem Bette umfällt, und ich träume ein ganzes Drama, das mit einem durch ein Duell verursachten Schuß endet, oder wenn ich Herzklopfen habe, und ich träume von einem kochenden Ofen, so kommen Naturwirkungen zum Vorschein, sinnvoll und bedeutsam, die ein Leben enthüllen, das zwischen den rein organischen Funktionen und dem im hellen Bewußtsein des Geistes vollzogenen Vorstellen liegt. An dieses Gebiet schließen sich alle Erscheinungen an, die dem Felde des Hypnotismus und der Suggestion angehören. Wir können in der Suggestion eine Einwirkung von Mensch auf Mensch sehen, die auf einen durch die höhere Geistestätigkeit verhüllten Zusammenhang der Wesen in der Natur deutet. Von hier aus eröffnet sich die Möglichkeit das zu verstehen, was Paracelsus als «astralischen» Leib deutet. Er ist die Summe von Naturwirkungen, unter deren Einfluß wir stehen oder durch besondere Umstände stehen können; die von uns ausgehen, ohne daß unsere Seele dabei in Betracht kommt; und die doch nicht unter den Begriff rein physikalischer Erscheinungen fallen.“ (Lit.:GA 7, S. 110f)

Der Seelenleib

Siehe auch: Seelenleib

Der Astralleib ist der eigentliche Seelenleib des Menschen, gleichsam die Substanz, aus der die menschliche Seele gewoben ist. Er ist der Träger des Bewusstseins, der von Begierden ergriffenen Triebe und Empfindungen – und des Egoismus. Triebe haben zwar ihren Ursprung im Ätherleib, sind aber seit dem Sündenfall teilweise so stark mit dem Astralleib verbunden, dass man diesen auch mit Recht als Trieb- und Empfindungsleib bezeichnen kann. Durch den Astralleib werden Abbauprozesse in den Ätherleib und in den physischen Leib hineingetragen die zugleich die Grundlage für das wache Bewusstsein bilden.

Die Ausdrücke „Leib“und „Substanz“ dürfen hier nicht im physisch-materiellen Sinn missverstanden werden, sondern sollen nur vergleichsweise auf die eigenständige, in sich geschlossene Existenz des menschlichen Seelenwesens hinweisen. Als solche relativ eigenständige Wesenheit wird der Astralleib erst mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr geboren, während er bis dahin noch in eine viel weitere Astralsphäre eingebettet ist. Ebenso wie der Mensch durch seinen physischen Leib in der physischen Umwelt lebt, so lebt er durch seinen Seelenleib in einer seelischen Umgebung. Allerdings hat der Mensch heute davon kein klares Bewusstsein, da ihm dafür die entsprechenden seelischen Wahrnehmungsorgane fehlen. Durch entsprechende Seelenübungen können diese aber entwickelt werden, wodurch der Mensch zu einem bewussten Mitbewohner der Seelenwelt wird.

„Für den «Sehenden» gilt der leibliche Mensch nur als ein Teil des ganzen Menschen. Der Leib liegt als das gröbste Gebilde inmitten anderer, die ihn und sich selbst gegenseitig durchdringen. Als eine Lebensform erfüllt den physischen Körper der Ätherleib; an allen Seiten über diesen hinausragend erkennt man den Seelenleib (Astralgestalt). Und wieder über diesen hinausragend die Empfindungsseele, dann die Verstandesseele, die um so größer wird, je mehr sie von dem Wahren und Guten in sich aufnimmt.“ (Lit.:GA 9, S. 47)

„Die Empfindungsseele hängt in bezug auf ihre Wirkung vom Ätherleib ab. Denn aus ihm holt sie ja das hervor, was sie als Empfindung aufglänzen lassen soll. Und da der Ätherleib das Leben innerhalb des physischen Leibes ist, so ist die Empfindungsseele auch von diesem mittelbar abhängig. Nur bei richtig lebendem, wohl gebautem Auge sind entsprechende Farbenempfindungen möglich. Dadurch wirkt die Leiblichkeit auf die Empfindungsseele. Diese ist also durch den Leib in ihrer Wirksamkeit bestimmt und begrenzt. Sie lebt innerhalb der ihr durch die Leiblichkeit gezogenen Grenzen. – Der Leib wird also aus den mineralischen Stoffen auferbaut, durch den Ätherleib belebt, und er begrenzt selbst die Empfindungsseele. Wer also das obenerwähnte Organ zum «Schauen» der Empfindungsseele hat, der erkennt sie durch den Leib begrenzt. – Aber die Grenze der Empfindungsseele fällt nicht mit derjenigen des physischen Körpers zusammen. Diese Seele ragt über den physischen Leib hinaus. Man sieht daraus, daß sie sich mächtiger erweist, als er ist. Aber die Kraft, durch die ihr die Grenze gesetzt ist, geht von dem physischen Leibe aus. Damit stellt sich zwischen den physischen Leib und den Ätherleib einerseits und die Empfindungsseele andererseits noch ein besonderes Glied der menschlichen Wesenheit hin. Es ist der Seelenleib oder Empfindungsleib. Man kann auch sagen: ein Teil des Ätherleibes sei feiner als der übrige, und dieser feinere Teil des Ätherleibes bildet eine Einheit mit der Empfindungsseele, während der gröbere Teil eine Art Einheit mit dem physischen Leib bildet. Doch ragt, wie gesagt, die Empfindungsseele über den Seelenleib hinaus.

Was hier Empfindung genannt wird, ist nur ein Teil des seelischen Wesens. (Der Ausdruck Empfindungsseele wird der Einfachheit halber gewählt.) An die Empfindungen schließen sich die Gefühle der Lust und Unlust, die Triebe, Instinkte, Leidenschaften. All das trägt denselben Charakter des Eigenlebens wie die Empfindungen und ist, wie sie, von der Leiblichkeit abhängig.“ (Lit.:GA 9, S. 42f)

„In jedem Menschen ist so außer dem physischen Körper noch der astrale Körper, der so genannt wird, weil er für den Seher in einem hellen Lichte erglänzt, das ein Ausdruck ist für sein ganzes Lust- und Unlustleben, für alles, was als Gefühl in ihm lebt. So wie nicht nur Sie selbst wissen, daß Sie aus Fleisch und Blut bestehen, sondern die anderen Menschen dies auch wahrnehmen können, so sind die Lust- und Unlustgefühle nur solange für Sie allein da, als nicht ein anderer sie wahrnimmt. Etwas größer als Ihr physischer Körper ist Ihr astraler Organismus, etwas herausragend über denselben. Denken Sie sich einen Saal, in dem eine Versammlung abgehalten wird und in dem die verschiedenen Redner sprechen. Wenn ein Hellseher mit seinen Seheraugen den Saal durchschaut, nimmt er nicht nur die Worte wahr, die gesprochen werden, nicht nur die funkelnden Augen und die sprechenden Physiognomien, er sieht noch etwas anderes: er sieht, wie von dem Redner zu den anderen Menschen die Leidenschaften herüberspielen, er sieht, wie die Empfindungen und Gefühle in dem Redner aufleuchten, er sieht, ob ein Redner zum Beispiel aus Rache oder aus Enthusiasmus spricht. Bei dem Enthusiasten sieht er das Feuer des Astralkörpers ausströmen, und bei der großen Menge der Menschen sieht er eine Fülle von Strahlen; diese rufen wiederum in dem Redner Lust oder Unlust hervor. Da ist eine Wechselwirkung der Temperamente, die offen und klar vor dem Seher sich abspielt. Das ist eine ebenso wirkliche Welt, von der wir ein Teil sind, wie die äußere Welt, in der wir leben.

Nicht umsonst, nicht zwecklos hat die theosophische Bewegung den Menschen hingewiesen auf diese unsichtbaren Welten, von denen die Menschen ein Teil sind, in die wir fortwährend unsere Wirkungen hineinsenden. Sie können kein Wort sprechen, keinen Gedanken fassen, ohne daß Gefühle in den Raum hinauswirken. Wie unsere Handlungen in den Raum hinauswirken, so wirken auch die Gefühle; sie durchsetzen den Raum und beeinflussen die Menschen und die ganze astrale Welt. Der Mensch ist unter gewöhnlichen Verhältnissen sich nicht bewußt, daß ein Strom von Wirkungen von ihm ausgeht, daß er eine Ursache ist, deren Wirkungen überall in der Welt wahrzunehmen sind. Er ist sich nicht bewußt, daß er dadurch auch Unheil anrichten kann, daß er Ströme von Lust und Unlust, von Leidenschaften und Trieben in die Welt hinaussendet, die auf andere Menschen auf die schädlichste Weise wirken können. Er ist sich nicht bewußt, was er mit seinem Gefühlsleben bewirkt.“ (Lit.:GA 88, S. 26f)

Der Astralleib als Verbindung von Seelenleib und Empfindungsseele

Genau besehen, ist der Astralleib die Verbindung von Seelenleib und Empfindungsseele:

„Mit dem Ausdruck Astralleib wird dabei hier das bezeichnet, was Seelenleib und Empfindungsseele zusammen sind. Der Ausdruck findet sich in der älteren Literatur und sei hier frei angewendet auf dasjenige in der menschlichen Wesenheit, was über das Sinnlich-Wahrnehmbare hinausliegt. Trotzdem die Empfindungsseele in gewisser Beziehung auch von dem Ich durchkraftet wird, hängt sie mit dem Seelenleib so eng zusammen, daß für beide, vereinigt gedacht, ein einziger Ausdruck berechtigt ist. Wenn nun das Ich sich mit dem Geistselbst durchdringt, so tritt dieses Geistselbst so auf, daß der Astralleib von dem Seelischen aus umgearbeitet wird. In dem Astralleib wirken zunächst des Menschen Triebe, Begierden, Leidenschaften, insofern diese empfunden werden; und es wirken in ihm die sinnlichen Wahrnehmungen. Die sinnlichen Wahrnehmungen entstehen durch den Seelenleib als ein Glied im Menschen, das ihm von der äußeren Welt zukommt. Die Triebe, Begierden, Leidenschaften und so weiter entstehen in der Empfindungsseele, insofern diese vom Innern durchkraftet wird, bevor dieses Innere sich dem Geistselbst hingegeben hat. Durchdringt sich das «Ich» mit dem Geistselbst, so durchkraftet die Seele den Astralleib wieder mit diesem Geistselbst Es drückt sich dies so aus, daß dann die Triebe, Begierden und Leidenschaften durchleuchtet sind von dem, was das Ich aus dem Geiste empfangen hat. Das Ich ist dann vermöge seines Anteiles an der geistigen Welt Herr geworden in der Welt der Triebe, Begierden und so weiter. In dem Maße, als es dies geworden ist, erscheint das Geistselbst im Astralleib. Und dieser selbst wird dadurch verwandelt. Der Astralleib erscheint dann selbst als zweigliedrige Wesenheit, als zum Teil unverwandelt, zum Teil verwandelt. Daher kann man das Geistselbst in seiner Offenbarung am Menschen als den verwandelten Astralleib bezeichnen.“ (Lit.:GA 9, S. 58ff)

Astralleib und Stickstoff

Der Stickstoff hängt stark mit der astralen Welt und mit dem Astralleib zusammen:

„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312, S. 114)

Astrale Substanzen

Wenn der individuelle Menschengeist zu einer irdischen Verkörperung herabsteigt, umkleidet er sich, ehe er noch den belebten physischen Leib ergreift, zunächst mit dem Astralleib. Substanziell ist er den verschiedenen Bereichen der Seelen- oder Astralwelt entnommen. Als solche Bereiche nennt Rudolf Steiner (Lit.: GA 9, Kapitel Die Seelenwelt):

  1. Region der Begierdenglut
  2. Region der fließenden Reizbarkeit
  3. Region der Wünsche
  4. Region von Lust und Unlust
  5. Region des Seelenlichtes
  6. Region der tätigen Seelenkraft
  7. Region des Seelenlebens

Im Astralleib bilden sich im Kleinen die großen überirdischen kosmischen Gesetzmäßigkeiten ab, er wird daher zurecht als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet. Paracelsus nannte ihn dementsprechend den «siderischen» Menschen. Sehr deutlich drücken sich diese kosmischen Gesetze im Leben, in den Instinkten der Tiere aus, die ebenso wie der Mensch mit einem Astralleib begabt sind. Eine ungeheure kosmische Weisheit waltet im Astralleib – die der Mensch aber in seinem gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht ins Bewusstsein heben kann.

Spannkraft des Astralleibes und Auseinandersetzung mit dem Bösen

Aus seiner geistigen Forschung sieht Heinz Grill einen Zusammenhang zwischen der Spannkraft, dem Aufrichtevermögen des Astralleibes und der Auseinandersetzung mit dem Bösen oder Negativen. Das Studium des Negativen, dies in Maßen, führe auf der anderen Seite zu einer Erkraftung des Positiven oder sogar zur Entwicklung größerer spiritueller Ideale:[3]

„Die objektive Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Bösen oder Negativen oder des Irrtums und Egoismus bewirkt im Astralleib, wenn sie in Maßen geschieht, eine beste Formung zu Spannkraft und Aufrichtevermögen. Der Astralleib braucht zu einer formgebenden Dynamik, die er im Bewusstsein widerspiegelt, ein gewisses Quantum der Konfrontation mit Phänomenen, die scheinbar unerträglich und vielleicht sogar abstoßend und grausam sind. Ohne diese Konfrontation kann deshalb der Astralleib des Menschen nicht die ausreichende Spannkraft in seinen Formen entwickeln. Er wird dann formloser, weniger aufgerichtet und beginnt gerade jene Tendenz eines falschen Akkumulierens zu entwickeln und kommt infolge seiner wachsenden Formlosigkeit nicht mehr in die ausreichende Berührung mit wirklichen Unterscheidungskriterien, und schließlich kann er bald keine Erkenntnisse mehr fördern. Wohlgemerkt sollte ein rechtes Verhältnis im Menschen bestehen: Die Auseinandersetzung mit dem Positiven und den möglichen Idealen gewinnt immer den Vorzug, während aber eine Auseinandersetzung mit Gegenkräften und Widersachern nicht fehlen darf.“[3]

Der Astralleib im Schlafzustand

Im Wachzustand ist der Astralleib mehr oder weniger fest mit dem Körper verbunden. Im Schlaf hebt er sich, namentlich seine oberen Teile, aus dem Leib heraus:

„Wenn der Mensch in Schlaf versinkt, dann verändert sich der Zusammenhang in seinen Gliedern. Das, was vom schlafenden Menschen auf der Ruhestätte liegt, enthält den physischen Leib und den Ätherleib, nicht aber den Astralleib und nicht das Ich. Weil der Ätherleib mit dem physischen Leibe im Schlafe verbunden bleibt, deshalb dauern die Lebenswirkungen fort. Denn in dem Augenblicke, wo der physische Leib sich selbst überlassen wäre, müßte er zerfallen. Was aber im Schlafe ausgelöscht ist, das sind die Vorstellungen, das ist Leid und Lust, Freude und Kummer, das ist die Fähigkeit, einen bewußten Willen zu äußern, und ähnliche Tatsachen des Daseins. Von alledem ist aber der Astralleib der Träger. Es kann für ein unbefangenes Urteilen natürlich die Meinung gar nicht in Betracht kommen, daß im Schlafe der Astralleib mit aller Lust und allem Leid, mit der ganzen Vorstellungs- und Willens-Welt vernichtet sei. Er ist eben in einem andern Zustande vorhanden. Daß das menschliche Ich und der Astralleib nicht nur mit Lust und Leid und all dem andern Genannten erfüllt sei, sondern davon auch eine bewußte Wahrnehmung habe, dazu ist notwendig, daß der Astralleib mit dem physischen Leib und Ätherleib verbunden sei. Im Wachen ist er dieses, im Schlafen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm herausgezogen. Er hat eine andere Art des Daseins angenommen als diejenige ist, die ihm während seiner Verbindung mit physischem Leibe und Ätherleibe zukommt.“ (Lit.:GA 13, S. 82f)

Die unteren Teile des Astralleibs verbinden sich während das Schlafes hingegen sogar fester mit dem lebenden Organismus, der im Bett ruht, und führen ihm aufbauende Kräfte aus dem Kosmos zu, durch die die Schäden wieder weitgehend ausgeglichen werden, die durch das Tagesbewusstsein entstanden sind. Der herausgehobene Teil des Astralleibs bleibt durch die sogenannte Silberschnur in der Milzregion mit dem Körper verbunden, die dem hellsichtigen Blick als feines silbrig leuchtendes Band erscheint, das in der Nabelgegend in den Leib einmündet. Mit dem Tod zerreißt dieses feine Band und dann kann der Astralleib nicht mehr in den Körper zurückkehren (Lit.: GA 88, S. 237f).

„Ich habe öfter gesagt, daß des Nachts des Menschen Astralleib herausgeht aus dem physischen Leib. Der Astralleib hängt dann im Schlafe nur durch einen dem Hellseher wahrnehmbaren astralischen Strang in der Gegend der Milz mit dem physischen Leibe zusammen. Die Milz hat nicht nur eine physische Aufgabe, sondern es ist auch ihre Funktion, den Zusammenhang des Physischen mit dem geistigseelischen Teil des Menschen zu vermitteln. Die Milz ist der Anknüpfungspunkt des physischen Leibes an den Astralleib. Daher können Sie in jedem Lehrbuch der Anatomie lesen, daß man über die Milz nichts Rechtes weiß. Die Milz ist eines derjenigen Organe, die an der Grenze der physischen Organe stehen. Der Astralleib, der also während des Schlafes nur durch die Milz mit dem physischen Leib verbunden ist, arbeitet daran, die Ermüdungsstoffe aus dem physischen Leib hinwegzuschaffen. Für den Hellseher erscheint der schlafende Mensch wie in eine merkwürdige Wolke gehüllt, die an dem physischen Leib fortwährend arbeitet.“ (Lit.:GA 96, S. 238)

Während des wachen Tageslebens ist die ovale Form des Astralleibs durch den physischen Leib bestimmt. Während des Schlafs, tritt das, was an guten und bösartigen Gefühlen in der Seele lebt, bereits deutlicher gestaltend hervor. Nach dem Tod drückt sich das dann ganz klar in den wechselnden Formen des Astralleibs aus. (Lit.:GA 108, S. 18f)

Astralleib und Karma

Durch die luziferische Versuchung, durch den Sündenfall, wurde der menschliche Astralleib allerdings korrumpiert durch überschäumende oder fehlgeleitete sinnliche Triebe und Begierden, und seine kosmische Weisheit dadurch teilweise in Unordnung gebracht. Es lebt in unserem Astralleib aber weiterhin die ungeheure Sehnsucht, wieder zu dieser ungebrochenen, heilen kosmischen Weisheit zurückzufinden. Aus eigener Kraft kann das dem Astralleib nicht gelingen, sondern nur durch die bewusste Tätigkeit des menschlichen Ichs. Aus den unbewussten Tiefen heraus leitet der Astralleib aber das Ich während des irdischen Lebens immer wieder in schicksalshafte Situationen, die gleichsam eine deutliche Aufforderung und zugleich eine Chance sind, vom Ich aus diese Verwandlung des Astralleibes voranzutreiben. Der Astralleib führt uns so, zwar oft sehr leidvoll, aber doch ungemein weisheitsvoll, unserem Schicksal zu; er ist der eigentliche Träger des Karma.

„In diesem Astralleib sind wir tatsächlich – wie das auch öfter beschrieben worden ist – mit den äußeren Wirkungen unseres Lebens verbunden. Es zeigt sich das auch äußerlich dadurch, daß der Mensch nach dem Tode rückwärts zu durchleben hat seine Tatenwelt, alles was er überhaupt an anderen Wesen auf der Erde getan oder verrichtet hat. Er fühlt sich in einer Zeit, von der wir gesagt haben, daß sie ungefähr ein Drittel seines vergangenen Lebens beträgt, wie hindurchgehend in seinem Astralleib durch seine Erdentatsachen, durch alles, was er auf der Erde verrichtet hat. Und ebenso wie – nachdem wir unseren Ätherleib wenige Tage nach dem Tode abgelegt haben – unsere persönlichen Erinnerungen in den allgemeinen Lebensäther eingeschrieben sind, so werden in der Zeit, in welcher wir noch mit dem Astralleib verbunden sind, alle unsere Taten in die allgemeine Weltenastralität eingeschrieben. Da stehen sie drinnen und wir bleiben mit ihnen ebenso verbunden, wie wir mit den Erinnerungen unserer Persönlichkeit verbunden bleiben, die als eine bleibende Notiz in den Weltenäther eingeschrieben sind, nur werden unsere Taten gleichsam in eine andere Weltennotiz eingetragen. Während wir die Taten unseres letzten Lebens zurückerleben, wird das alles in die allgemeine Weltenastralität eingetragen und wir bleiben damit verbunden. Durch unseren Astralleib gehören wir also bleibend unseren Taten an, insofern wir Erdenmenschen sind.

Was ich jetzt eben beschrieben habe, was uns mit unseren Taten verbindet, das ist Karma. Das ist in Wirklichkeit das Karma: was von unseren Lebenstaten eingetragen ist in die allgemeine Weltenastralität. Sie können daraus auch entnehmen, daß ein starker moralischer Antrieb in einem solchen Wissen liegt, wie überhaupt es nur eine Art von Verleumdung wäre, wenn man sagen würde, daß Geisteswissenschaft nicht die allermoralischste Lebensgrundlage bieten würde. Inwiefern liegt in solchen Erkenntnisgrundlagen, wie sie eben ausgesprochen sind, ein starker moralischer Impuls? Sie haben ja gesehen, daß letztlich unsere Taten während des Lebens nach dem Tode eingetragen werden in die allgemeine Weltenastralität. Wenn wir irgend etwas Unrichtiges getan haben während unseres Lebens, und wir es nicht karmisch, soweit wir die Macht dazu haben, noch in diesem Leben gutmachen – denn angenommen, wir bemühten uns also, irgendein Unmoralisches schon im irdischen Leben auszugleichen, dann würden wir uns die Eintragung in das Karma ersparen –, dann wird alles, was wir nicht ausgleichen können, nach dem Tode in das Karma eingetragen und es bleibt mit uns verbunden. Insofern wir als Erdenmenschen den irdischen Astralleib haben, haben wir als Menschen unser Karma.“ (Lit.: GA 133, S. 141f)

In deutlicher Weise schreiben sich unsere Taten erst ab der Geschlechtsreife in den Astralleib ein. Etwa zu diesem Zeitpunkt wird der Astralleib erst als selbstständiges Wesensglied geboren und das Astralherz bildet sich als Zentralorgan des Karma aus:

„Wenn der Mensch vor der Geschlechtsreife stirbt, dann ist in ihm nur die Tendenz vorhanden, daß sich dasjenige, was er hier auf der Erde getan hat, karmisch weitervererbt. Es kann sich einzelnes, auch wenn Kinder vor der Geschlechtsreife sterben, dem Karma einverleiben, aber es hat das immer etwas Unbestimmtes und Schillerndes. Das richtige Bilden des Karma geschieht eben erst von dem Momente an, wo das astralische Herz in das ätherische Herz voll eingreift, wo sich diese zusammenschalten. Aber es ist das auch, wenn ich so sagen darf, der Organismus der Karmabildung. Denn mit dem Tode wird das, was da im Menschen konzentriert ist, was sich da zusammengeschlossen hat, immer mehr und mehr kosmisch und wird dann aus dem Kosmos heraus später beim nächsten Erdenleben dem Menschen wiederum einverleibt, so daß alles, was wir tun, nicht uns selbst allein angeht. Sondern es ist so, daß sich uns etwas einverleibt, was aus dem Kosmos kommt und was auch die Tendenz behält, nach dem Tode unsere Taten dem Kosmos zu übergeben, aus dem heraus aber sich die karmischen Gesetze für die Gestaltung unseres Karmas wirksam erweisen, so daß wir dann dasjenige, was der Kosmos aus unseren Taten macht, in seiner Wirkung wiederum ins Erdenleben hereintragen beim Beginn eines nächsten Erdenlebens.“ (Lit.: GA 212, S. 127)

Zur menschlichen Seele wird der Astralleib erst durch die Tätigkeit des menschlichen Ichs, das den Astralleib nach und nach so verwandelt, dass sich darin immer mehr seine eigene geistige Individualität widerspiegelt und gewissermaßen an die Stelle der makrokosmischen Bestimmungen setzt. Dadurch differenzieren sich die Seelenfähigkeiten des Denkens, Fühlens und Wollens immer mehr voneinander und unterstellen sich der bewussten Herrschaft der menschlichen Individualität. Der Mensch bildet sich dadurch seelisch zu einem eigenständigen Mikrokosmos aus, der sich, anders als das Tier, aus eigener bewusster Kraft mit dem großen Makrokosmos in Einklang versetzen muss.

„Der Mensch wird hineininkarniert in einen physischen Körper, der ihm von anderen Kräften hergestellt worden ist. Auch der Ätherkörper ist in gewisser Beziehung für ihn von anderen Mächten hergestellt. Dagegen ist der Astralkörper teilweise von anderen Mächten, teilweise vom Menschen selbst geformt. So viel wie vom Astralkörper vom Menschen selbst geformt ist, wird zum Karma des Menschen. Was er selbst hineingearbeitet hat, muß eine karmische Wirkung haben. Das ist auch das Unsterbliche, das Nichtvergehende an ihm. Der physische Körper ist durch das Karma anderer Wesen zustande gekommen; aber der Teil des Astralkörpers des Menschen, in den er seit der lemurischen Zeit hineingearbeitet hat, der ist sein Karma. Erst wenn der Mensch den ganzen Astralkörper durchgearbeitet hat, dann ist er auf der Stufe der Freiheit angelangt. Dann ist der ganze Astralkörper von innen heraus umgewandelt. Der Mensch ist dann ganz Ergebnis seiner Tätigkeit, seines Karmas.“ (Lit.: GA 93a, S. 24f)

„Von dem Astralleib wissen wir, daß er in einer gewissen Beziehung ein Begleiter des Ich durch die verschiedenen Inkarnationen hindurch ist. Wenn auch während der Kamaloka-Zeit vieles von dem Astralleib ausgeschieden werden muß, so bleibt uns doch dieser Astralleib durch die Inkarnationen hindurch als eine Art von Kraftleib, der zusammenhält, was wir in uns an moralischem, intellektuellem und ästhetischem Fortschritt innerhalb einer Inkarnation aufgespeichert haben. Was wirklicher Fortschritt ist, das wird zusammengehalten durch die Kraft des Astralleibes, von einer Inkarnation in die andere hineingetragen und gleichsam zusammengefügt mit dem Ich, das als das Grund-Ewige in uns von Inkarnation zu Inkarnation geht.“ (Lit.: GA 131, S. 117f)

Astralleib und Pflanzenformen

Obwohl Pflanzen keinen eigenen Astralleib haben, so stehen sie doch in inniger Beziehung zur Astralwelt:

„Wenn der Hellseher eine Pflanze betrachtet, wie sie mit der Wurzel im Boden wurzelt, Blätter und Blüten ansetzt, hat er zunächst vor sich die Pflanze, bestehend aus dem physischen Leibe und dem Ätherleib. Das Tier hat noch den Astralleib. Nun können Sie einmal die Frage aufwerfen: Haben die Pflanzen gar nichts von einem Astralleibe? Es wäre falsch, würde man das behaupten; er ist nur nicht drinnen, wie er in dem Tiere drinnen ist. Wenn das hellseherische Bewußtsein die Pflanze beschaut, so sieht es namentlich oben, wo die Blüten sind oder entstehen, die ganze Pflanze eingetaucht in eine astrale Wolke, eine helle Wolke, die die Pflanze namentlich an diesen Teilen umgibt und einhüllt, wo sie blüht und Früchte trägt. Also die Astralität senkt sich gleichsam auf die Pflanze nieder und hüllt einen Teil der Pflanze ein. Der Astralleib der Pflanze ist eingebettet in diese Astralität. Und das Eigentümliche davon ist, daß, wenn Sie sich die ganze Pflanzendecke der Erde denken, so werden Sie finden, daß die Astralleiber der Pflanzen einer an den anderen grenzen und sie ein Ganzes bilden, von dem die Erde eingehüllt ist wie von physischer Luft, von der Pflanzenastralität. Wenn die Pflanzen nur einen Ätherleib hätten, würden sie so wachsen, daß sie nur Blätter, keine Blüten ansetzen würden, denn das Prinzip des Ätherleibes ist Wiederholung. Wenn eine Wiederholung abgeschlossen und ein Abschluß gebildet werden soll, muß ein Astralleib dazukommen.

So können Sie am Menschenleibe selbst betrachten, wie das Ätherische und das Astrale zusammenwirken. Denken Sie sich die aufeinanderfolgenden Ringe des Rückgrats. Da gliedert sich Ring an Ring. Solange dies geschieht, wirkt hauptsächlich das ätherische Prinzip im Organismus. Oben, wo die knöcherne Schädelkapsel eintritt, dort überwiegt das Astrale, nämlich dort hat das Astrale das Übergewicht. Also das Prinzip der Wiederholung ist das Prinzip des Ätherischen, und das Prinzip des Abschlusses ist dasjenige des Astralen. Die Pflanze würde oben nicht abgeschlossen sein in der Blüte, wenn sich nicht in das Ätherische das Astrale der Pflanzennatur senken würde.

Wenn Sie eine Pflanze verfolgen, wie sie den Sommer hindurch wächst und dann im Herbste Früchte trägt und dann anfängt zu welken, also wenn die Blüte anfängt zu ersterben, dann zieht sich das Astrale wieder aus der Pflanze zurück nach oben. Das ist ganz besonders schön zu beoachten. Während das physische Bewußtsein des Menschen im Frühling seine Freude haben kann an dem Erblühen der Pflanzen, wie sich Flur um Flur mit herrlichen Blüten bedeckt, gibt es für das hellseherische Bewußtsein noch eine andere Freude. Wenn gegen den Herbst zu die Pflanzen, die einjährig sind, absterben, dann leuchtet es und huscht hinauf wie huschende Gestalten, die sich als astrale Wesenheiten herausbegeben aus den Pflanzen, die sie den Sommer hindurch versorgt haben. Hier ist wieder eine Tatsache, die uns in dem poetischen Bilde entgegentritt, das nicht verstanden werden kann, wenn nicht hierin das hellseherische Bewußtsein verfolgt werden kann. Da sind wir schon in einem intimen Felde des astralen Bewußtseins. Aber bei Völkern der Vorzeit, wo solche intime Hellseher vorhanden waren, da war auch schon dieses Sehen im Herbst vorhanden. Sie finden bei dem hellseherischen Volke Indiens in der Kunst das wunderbare Phänomen dargestellt, daß ein Schmetterling oder ein Vogel hinausfliegt aus einem Blütenkelch. Wiederum ein solches Beispiel, wie in der Kunst etwas aufsteigt, wo durchaus das hellseherische Bewußtsein zugrunde liegt aus jenen fernen Zeiten her, wo entweder das hellseherische Bewußtsein in den Künstlern gewirkt hat oder als eine Tradition beachtet wurde.“ (Lit.: GA 108, S. 22ff)

Der menschliche Astralleib ist sogar in gewisser Weise ein Kompendium der Formen des Pflanzenreiches, so wie der Ätherleib die zusammengedrängten Formen des Tierreichs in sich enthält.

„... wenn wir unseren astralischen Leib betrachten, wenn wir ihn so absondern könnten, wie ich das jetzt angegeben habe für das Absondern des ätherischen Leibes, da würde er zerfallen, denn auch er ist nur durch die Elastizität des physischen und Ätherleibes zusammengehalten; da würde er zerfallen und würde etwas darstellen, was so ähnlich wäre, wie das gesamte Pflanzenreich. Wirklich, in uns steckt dadurch, daß wir einen astralischen Leib haben, alles, was in den Formen des Pflanzenreiches in Mannigfaltigkeit draußen in der Welt sich ausbreitet. Wenn Sie die ganze Pflanzenwelt studieren in der Art und Weise, wie sich Form neben Form stellt, so haben Sie ein äußeres Bild, ein auseinandergefächertes Bild desjenigen, was zusammengezogen ist im menschlichen astralischen Leibe. Auch das gehört zum verlorengegangenen Worte. In der Urweisheit war Bewußtsein von diesen Dingen vorhanden. Daher hat man sich gesagt: Also ist im Menschen etwas, was seine tief-innerste Verwandtschaft mit der Baum-, mit der Pflanzennatur zum Ausdrucke bringt. Lesen Sie die germanische Mythologie; Mythologien sind ja nur ein später Ausdruck der Ur-Weisheiten der Menschen. Da sehen Sie, wie das erste Menschengeschlecht gewonnen wird aus Esche und Ulme, und Sie haben darinnen steckend etwas von einem Bewußtsein dieser Verwandtschaft des Menschen mit der Pflanzennatur, die ja ihre Grundlage darinnen hat, daß der Mensch selber während der Sonnenzeit auf der Stufe des Pflanzenreiches, während der Mondenzeit auf der Stufe des Tierreiches gestanden hat.“ (Lit.: GA 167, S. 169)

Es ist daher durchaus zutreffend, dass jeder Seelenregung, die wir innerlich seelisch erleben, eine ganz bestimmte Pflanzenform draußen in der Natur entspricht, die durch ihre Gestalt, durch ihre Wachstumsgeste gleichsam der realsymbolische Ausdruck dieser inneren Empfindung ist.

„Auch Pflanzen «sprechen» nicht nur zu den Sinnen und dem Verstand. Sie berühren das menschliche Gemüt. Ein Maiglöckchen «wirkt» innig, der blaue Eisenhut streng. Wir sprechen von der kraftvollen Eiche, der lieblichen Birke und dem bescheidenen Veilchen. Das alles sind Anmutungserlebnisse im Bereich der ästhetischen Naturerfahrung. Ihnen haftet sicher Subjektives an. Aber eines ist unabweisbar: die Dimension des Rätselhaften. Wo der Mensch Rätsel erlebt, weiß er, daß in den Dingen etwas enthalten ist, was in dem bisher Erkannten, möglicherweise aber auch in den verfügbaren Erkenntnismethoden nicht aufgeht.

Wenn es gelingt, das, was man in solchen Anmutungserlebnissen als Rätsel empfindet, mit dem erkennenden Bewußtsein zu durchdringen, dann wird die Kluft zwischen rationaler Klarheit und den unbestimmten Dimensionen des ästhetischen Erlebens überwunden; denn die Klarheit des Erkennens wird in das Gebiet des bisher nur Erlebten ausgeweitet. Wie aber kann man das, was man als Anmutung beim Betrachten von Pflanzen erlebt, bewußt erfassen? Man muß jenen Bereich, der beim ästhetischen Anschauen im eigenen Innern auflebt, genau kennenlernen. Das sind innere Seelenzustände, vor allem Gefühle. Man wird auch die Pflanzen in ihren Formen und Farben eingehend betrachten. Dann kann sich zeigen, inwieweit sich im Menschen bisher verschlossene Bereiche der Pflanzenwelt aussprechen.

Man betritt ein neues Gebiet des Forschens, indem man das Objektivitätspostulat der modernen Naturwissenschaft, die Forderung, die Natur objektiv, d.h. unter Ausschluß des Menschen zu untersuchen, aufgibt. Wir wollen nicht erörtern, inwieweit dieses Postulat schon immer eine Fiktion war, sondern darauf hinweisen, daß eine methodische Erweiterung des Naturerkennens nur möglich ist, wenn man die von diesem Postulat bestimmten Grenzen überschreitet. Man muß allerdings, um nicht ins Ungewisse und Unüberprüfbare zu kommen, mit großer Sorgfalt vorwärtsschreiten und sich von jedem Schritt Rechenschaft geben.“ (Lit.: Kranich, S. 10)

Die Form des Astralleibs – die Aura

Der Astralleib gehört nicht der räumlichen Welt an und ist als solcher eigentlich gestaltlos.

„... der astralische Leib ist eigentlich gestaltlos. Und redet man von ihm, so redet man nur von einem Bilde, von dem man weiß, daß das Bild ihn nur darstellen soll, denn in Wahrheit ist er gestaltlos. Dieser astralische Leib hat sich - dieser Prozeß spielt sich seit drei bis vier Jahrhunderten ab - beim neueren Menschen recht sehr verändert. Die Menschen der Vergangenheit hatten einen verhältnismäßig noch von Geistigkeit, von allerlei geistigen Kräften durchspülten, durchdrungenen astralischen Leib; und was die Menschen an spirituellen, an geistigen Empfindungen und geistigen Impulsen im Leben hatten, das kam von diesem Geistigen, das im astralischen Leibe war. Jetzt sind die astralischen Leiber eigentlich leer geworden. Sie sind merkwürdig leer. Und sie sind leer, weil in der Zeit, in der gewissermaßen von außen sich offenbaren will mit Macht die geistige Welt, der Mensch diese äußere geistige Welt aufnehmen soll. Daher ist sein astralischer Leib nach und nach leer geworden. Er soll sich wieder erfüllen mit dem, was äußerlich sich offenbart.“ (Lit.: GA 193, S. 96)

Dem hellsichtigen Blick zeigt sich der Astralleib, d.h. das Bild des Astralleibs, als eiförmige, innerlich bewegte Wolke, in deren Mitte der physische Körper steht. In der bildenden Kunst wurde die Astral-Aura häufig als Mandorla dargestellt. Bei verschiedenen Menschen ist die Größe dieser Aura verschieden und sie bildet auch keine klar abgegrenzte, scharf umrissene Form. Doch kann man sich etwa vorstellen, dass der astralische Mensch durchschnittlich doppelt so lang und viermal so breit erscheint als der physische.

„Während des Lebens zwischen Geburt und Tod kann man allerdings sehen, daß im wesentlichen der Astralleib sich wie eine Art ovale Wolke ausnimmt, in welche der physische und Ätherleib eingebettet sind. Eine Art Eiform ist der Körper, auf dessen äußeren Grenzen beständig wogende Bewegungen geschehen, so daß von einer Regelmäßigkeit keine Rede sein kann. Der Astralleib zeigt eine verhältnismäßig feste, beständige Form, solange er im physischen Leibe drinnensteckt. Solange das der Fall ist, so lange bleibt diese Form. Schon in der Nacht, wenn der Astralleib sich herauszieht, beginnt dieser sich dem Seelenleibe anzupassen. Da kann man schon sehen, wie ein Mensch, der bei Tage in bösartigen Gefühlen lebt, in der Nacht eine andere Form zeigt als ein Mensch, der während des Tages in guten Gefühlen gelebt hat. Im allgemeinen bleibt aber doch die Form des astralischen Leibes in der Nacht bestehen, weil die Kräfte des physischen und Ätherleibes sehr stark wirken und auch in der Nacht noch nachwirken, und den Astralleib in seiner Form im wesentlichen, aber nur im wesentlichen, erhalten.“ (Lit.: GA 108, S. 18f)

Namentlich an dem Teil des Astralleibs, der sich im Schlaf aus dem Körper heraushebt, kann man aber doch sehr charakteristische Formveränderungen beobachten:

„Ich sagte schon, daß dieser astrale Menschenleib keineswegs absolut etwa ganz bestimmte innere und äußere Formen zeigt, sondern nur innerhalb bestimmter Grenzen ist das der Fall. Auch schon im physischen Leben, namentlich in jenem Teil des Leibes, der nach dem Einschlafen austritt, paßt sich in einer gewissen Weise der Astralleib doch auch dem an, was die Seele erlebt. Und da kann man aus gewissen Bildungen und Gestaltungen, die der Astralleib in sich annimmt, sehen, was innerhalb des Menschen vorgeht und was er erlebt.

Nur bezüglich einiger Dinge, die die Seele erleben kann, möchte ich Ihnen einiges angeben, nämlich, wie dann der astrale Leib gesehen wird. Nehmen Sie an, ein Mensch sei schwatzhaft, neugierig oder er neige zum Jähzorn oder anderen ähnlichen, sagen wir, Untugenden. Da drücken sich diese Untugenden in einer ganz bestimmten Weise in seinem Astralleib aus. Wenn der Mensch zum Beispiel geplagt wird von Zorn, Ärger, namentlich wenn er jähzornig ist, dann zeigen sich in seinem Astralleib knollige Bildungen, Verdichtungen durch den Astralleib. Er wird unrein. Von diesen Verdichtungen gehen recht schlimm aussehende schlangenartige Fortsetzungen aus, die sich auch in der Färbung von anderen Substanzen unterscheiden. Namentlich bei jähzornigen Menschen kann das leicht beobachtet werden. Wenn die Menschen schwatzhaft sind, dann zeigt sich dieses namentlich dadurch, daß der Astralleib allerlei Verdichtungen zeigt, die man so charakterisieren könnte, daß man sagt, durch die Verdichtungen werde nach allen Seiten ein Druck im Astralleib ausgeübt. Wenn die Menschen neugierig sind, dann zeigt sich das im Astralleib, indem er sich in Falten legt; gewisse Teile werden faltig schlaff, und es hängen sozusagen gewisse Teile einander entgegen; es zeigt sich ein allgemeines Schlaffwerden, Sie sehen also, daß dieser astrale Menschenleib in einer gewissen Art die allgemeinen Eigenschaften der Astralwelt teilt, daß er seine Form den inneren Seelenerlebnissen des Menschen anpaßt.“ (Lit.: GA 108, S. 19f)

Begierden und Triebe zeigen sich in flutenden Farben und Formen:

„In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen Leben entspringen, die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch den der Denker zu einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein Gedanke, der aus hingebungsvoller Liebe stammt.“ (Lit.: GA 9, S. 159)

Das Temperament des Menschen, das eigentlich im Ätherleib wurzelt, zeigt sich als Grundstimmung der Aura. Der von vielen niederen Trieben durchzogene Astralleib eines noch wenig entwickelten Menschen hat eine rötlich-graue bis grau-braune Grundfarbe, wie man sie ähnlich auch bei gewissen Tieren findet. Der Astralleib eines geistig hochentwickelten Menschen zeigt Strahlungen, die von dem bläulich bis dunkelviolett schimmernden Ich-Zenrum ausstrahlen. Wie die Persönlichkeit des Menschen geartet ist, d.h. wie stark oder schwach sein Ich die unteren Wesensglieder und namentlich den Astralleib durchstrahlt, zeigt sich deutlich an der Aura:

Aurisches Ei
Aurisches Ei

„Für den Hellseher ist dies durchaus erkennbar. Er sieht den Menschen von einer farbigen Aura umflossen, in der sich seine Stimmungen, Leidenschaften, Gefühle, Empfindungen in Farbströmungen und Farbwolken genau ausdrücken. Versetzen wir uns in die Zeit, in welcher die drei Wesensglieder erst bereit waren, das menschliche Ich aufzunehmen, so würden wir auch bei diesem noch nicht ganz Mensch gewordenen Wesen eine Aura finden. Es würden aber darin die gelben Strömungen fehlen, in denen die höhere Natur des Menschen zum Ausdruck gelangt. Starke Persönlichkeiten haben eine stark gelb strahlende Aura. Nun kann man eine starke Persönlichkeit sein, aber ohne Aktivität, man kann innerlich stark reagieren, ohne ein Tatenmensch zu sein. Dann zeigt die Aura gleichwohl viel Gelb. Ist man aber ein Tatenmensch und wirkt sich die Persönlichkeit in der Außenwelt aus, so geht das Gelb allmählich in ein strahlendes Rot über. Eine rot strahlende Aura ist die eines Tatenmenschen; sie muß aber strahlen.

Doch gibt es eine Klippe, wenn die Persönlichkeit zu Taten drängt. Das ist der Ehrgeiz, die Eitelkeit. Davon können besonders leicht starke Naturen befallen werden. Der Hellseher sieht dies in der Aura. Ohne den Ehrgeiz geht das Gelb unvermittelt in Rot über. Ist der Mensch jedoch ehrgeizig, so hat er viel Orange in der Aura. Diese Schwelle muß man überwinden, um zur objektiven Tat zu gelangen.

Schwache Persönlichkeiten sind solche, die mehr darauf gerichtet sind, daß man ihnen gibt, als daß sie geben und etwas tun. Da sehen Sie dann hauptsächlich blaue Farben, und wenn die Menschen besonders bequem sind, die Indigofarbe. Es bezieht sich dies mehr auf die innerliche Bequemlichkeit als auf die äußere.

Sie sehen, wie sich in der Aura des Menschen die starke oder schwache Persönlichkeit abspiegelt.“ (Lit.: GA 96, S. 322)

Der Astralleichnam – Formveränderung und Auflösung des Astralleibs nach dem Tod

Nach dem Tod löst sich der größte Teil des Astralleibs bereits während der Läuterungszeit im Kamaloka in der Mondsphäre in die umgebenden Astralwelt auf. Er macht dabei auch charakteristische Formverwandlungen durch.

„Aber wenn er Mensch im Tode, nach Beendigung seines physischen Lebens, zunächst den physischen Leib abstößt und dann auch denjenigen Teil des Ätherleibes abstößt, der abzustoßen ist, dann zeigt der Astralleib schon während der Kamalokazeit durchaus eine wechselnde Form. Ganz und gar angepaßt ist dieser Leib in seiner Form und Bildgestalt seinem Seelenleben, so daß ein Mensch, der seinen Leib im Tode mit häßlichen Gefühlen verloren hat, eine abschreckende Gestalt zeigt, während ein Mensch, der mit schönen Gefühlen gestorben ist, schöne, sympathische Formen des Astralleibes zeigt. Es kann so weit kommen, daß Menschen, die ganz und gar aufgehen in sinnlichen Begierden und die sich nicht erheben können zu irgendwelchen edlen Gefühlen und Trieben, nach dem Tode eine Zeitlang wirklich die Form von allerlei grotesken Tieren annehmen, nicht solchen, wie sie auf dem physischen Plan leben, sondern solchen, die nur daran erinnern. Derjenige nun, der Erlebnisse hat auf dem astralen Plan und verfolgen kann, welche Gestalten sich da dem hellseherischen Bewußtsein darbieten, der weiß, welches Bild einer Seele mit edlem und einer mit unedlem Inhalt entspricht; von dem kann also alles an den Gestalten erlebt und erschaut werden.“ (Lit.: GA 108, S. 19)

Rückläufig erleben wir in dieser Zeit unser vergangenes Erdenleben nochmals und erkennen dabei ganz objektiv den moralischen Wert all unserer irdischen Taten und wir werden uns dadurch unseres Karmas bewusst.

„Diese Todeskräfte, die auch die Geburtskräfte sind, sind die Mondenkräfte. In diese Mondenkräfte ist hineingemischt alles das, was der Mensch an moralischen Wertkräften von seiner Geburt bis zum Tode aufgehäuft hat. Ist man in irgendeiner Beziehung gut gewesen, so findet sich in dieser Sphäre der Todesmondenkräfte gewissermaßen ein eigenes Wesen, welches in sich enthält eine Kraft, die geblieben ist von unserem Gutsein. Dieses Wesen hat in sich auch alles das, was geblieben ist von unserem Bösesein. Und während wir auf Erden leben, bilden wir dieses Wesen aus. Das gewöhnliche Bewußtsein weiß nichts davon, aber wir tragen es in uns. Wir tragen es so in uns, daß wir es jede Nacht, wenn wir schlafen, verlassen; wenn wir aus unserem physischen Leibe herausgehen, so bleibt dieses Wesen in dem physischen Leibe drinnen. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß die moralischen Empfindungen und die religiösen Empfindungen in dem physischen und in dem Ätherleib zurückgelassen werden. Und da wird auch zurückgelassen ein wirkliches Wesen, das wir als unseren Karmaträger während unseres Erdenlebens ausbilden. Dieses Wesen bleibt aber mit uns im Zusammenhange, solange wir in der Sphäre der Mondenkräfte sind. Und weil dieses Wesen uns in den Mondenkräften, also in der Nähe der Erde erhält, bleiben wir in der nächsten Zeit nach dem Tode sowohl mit diesen Mondenkräften wie auch mit unserem Karma so verbunden, daß wir wirklich zurück durchleben müssen alle Handlungen, die wir zwischen der Geburt und dem Tode gemacht haben auf der Erde, daß wir die durchleben müssen in einer geistigen Art, mit dreifacher Schnelligkeit - wie ich im öffentlichen Vortrag gesagt habe -, wie wir sie auf Erden durchgemacht haben. Aber wir müssen sie durchleben, rückwärts durchleben und bringen so eine Zeit nach dem Tode zu, indem wir zwar nicht mehr durch den physischen Leib, den wir abgelegt haben, mit den Todesmondenkräften verbunden bleiben, aber indem wir als geistig-seelische Wesen Handlungen verrichten müssen, welche mit unseren Erdenhandlungen im innigen Zusammenhange stehen. Also wir machen unser Leben noch einmal in rückwärtiger Reihenfolge durch, und dadurch kommt uns unser Karma erst recht zum Bewußtsein.“ (Lit.:GA 218, S. 163f)

„Nachdem man auf diese Weise die Handlungen durchgemacht hat, zurückgelaufen ist mit den Handlungen bis zu seiner Geburt, ist es so, daß man diese Handlungen eben vom Sternenstandpunkte aus beurteilt. Man bekommt jetzt über sich nicht das Urteil, daß man bloß zurückschaut, sondern man bekommt das Urteil nach vorwärts; man bekommt das Urteil: Dies mußt du tun, um auszugleichen diese Handlung; dies mußt du tun, um auszugleichen eine andere Handlung. - Darinnen steht man für die nächsten zwanzig, dreißig Jahre seines Lebens nach dem Tode, je nachdem man alt geworden ist, etwa ein Drittel der irdischen Zeit. Kinder machen das sehr kurz durch. Es kommt kaum in Betracht bei ganz kleinen Kindern, wie Sie sich denken können nach meinen Ausführungen. Man durchlebt auf diese Weise tatsächlich, indem man noch einen geistig-seelischen Zusammenhang hat mit seinem Irdischen, sein Leben rückwärts noch einmal. Und wenn man angekommen ist bei der Geburt, dann stellt sich das heraus, daß einem von alldem die Erinnerung bleibt. Es ist jetzt gerade so, wie wenn man wieder einen Leib ablegen würde. Man sagt, man legt den astralischen Leib ab. Aber was in Wirklichkeit geschieht, ist, daß sich das lebendige Tun, in dem man vorher war, verwandelt in ein Gedankenbild, nur daß jetzt ein ganz anderes Bewußtsein, ein Sternenbewußtsein denkt, während hier ein irdisches Bewußtsein gedacht hat.“ (S. 166f)

Die vollständige Auflösung des Astralleichnams dauert etwa 20 bis 40 Jahre; während dieser Zeit können diese astralen Leichname in störender Weise auch den Astralleib der auf Erden lebenden Menschen durchsetzen, wenn dieser im Schlaf aus dem belebten Leib herausgehoben ist.

„Für den Hellseher sind diese astralischen Leichname sichtbar, und es dauert zwanzig, dreißig bis vierzig Jahre, bis sie sich aufgelöst haben. Da solche astralischen Leichname fortwährend da sind, so gehen sie gelegentlich durch die Leiber Lebender, durch unsere eigenen Leiber hindurch, besonders während der Nacht, wenn unsere astralischen Leiber im Schlafe von den physischen Körpern getrennt sind, und daher rühren gewisse schädliche Einflüsse, die der Mensch empfangen kann.“ (Lit.: GA 108, S. 57)

Vollständig abgeschlossen ist dieser Prozess erst, wenn der Tote bis zur Saturnsphäre aufgestiegen ist:

„Solange der Mensch dieses Rückwärtsdurchleben seines verflossenen Erdenlebens durchmacht, so lange steht er eigentlich in der Planetensphäre. Man kann sagen: Indem der Mensch vorschreitet von den geistigen Mondenkräften zu den Venus-, Merkur-, Sonnen-, Mars-, Jupiterkräften bis zu den Saturnkräften, also solange er zwischen der Monden- und Saturnsphäre ist, mit anderen Worten, solange er in sich fühlt den Planetenkosmos, so lange befindet er sich in diesem Rückwärtsdurchleben seines verflossenen Erdenlebens.“ (Lit.:GA 218, S. 167)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Instinkte haben ihren eigentlichen Ursprung in der weisheitsvollen Gestaltung des physischen Leibes und die Triebe entspringen dem Ätherleib, aber erst im Astralleib finden sie ihren mehr oder weniger bewussten bzw. halbbewussten Ausdruck. Nur die Begierden haben zugleich auch ihren unmittelbaren Ursprung im Astralleib.
  2. vgl. Eric Robertson Dodds (Hrsg): Proclus: The Elements of Theology. A Revised Text, Oxford 1963, S. 313-321
  3. 3,0 3,1 Heinz Grill: Die Heilkraft der Seele. Der Lichtäther und der Lichtseelenprozess. 3. vollständig überarbeitete Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, 2015, ISBN 978-3-9817200-2-0, S. 62–64.
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