Das blaue Nordfenster des ersten Goetheanums

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Das blaue Nordfenster des ersten Goetheanums, das die Einweihung in die Welt des Geistes, in das Devachan zeigt, nach dem Entwurf Rudolf Steiners.
Das blaue Nordfenster des zweiten Goetheanums

Das blaue Nordfenster des ersten Goetheanums zeigt die Einweihung in die Welt des Geistes, in das Devachan. Das ist der erste Schritt, den der Geistesschüler in die makrokosmische Welt tut.

Indem der Geistesschüler die Erkenntnisstufen der Imagination, der Inspiration und der Intuition erklimmt, erlebt er, stufenweise sich ausweitend, die Spiegelung der kosmischen Welt, des Makrokosmos, in seinen eigenen Seelentiefen, im Mikrokosmos. Im weiteren Fortgang des Erkenntnisweges wird der Mensch nun zur Einweihung in die kosmische Welt geführt. Er erlebt sie nun nicht mehr als Spiegelung in sich selbst, sondern sein Bewusstsein erwacht unmittelbar in den kosmischen Welten.

Im linken Seitenflügel sieht man den Geistesschüler auf dem Erdenpfad wandeln. Er greift sich an den Kopf und deutet damit an, daß er die kosmische Welt in sich erlebt. Er sieht, wie in den Erdentiefen Sternenkräfte walten und über ihm schweben geistige Wesenheiten, die die Augen des Kosmos öffnen und was der Mensch so in sich erlebt, das geschieht auch draußen im Kosmos.

Unter dem linken Seitenfenster steht im Entwurf Rudolf Steiners: Und er sieht.

Das unmittelbare Erlebnis des Devachans wird im mittleren Fenstermotiv dargestellt. Der geistigen Wahrnehmung offenbart sich diese Welt nicht nur in inneren Bildern, sondern vor allem als tönend für das «innere Ohr» erlebte Sphärenharmonie, die sich auch in den Wirkungen des Klangäthers und in den Zahlenverhältnissen bei chemischen Reaktionen abbildet. Als Sinnbild dafür stehen die drei Engelwesenheiten mit den Posaunen, die im oberen Bildteil zu sehen sind. In ihnen sind zugleich die drei obersten Bereiche des Devachans angedeutet. Insgesamt umfaßt das Devachan sieben Regionen. Die drei höchsten Regionen des Geisterlandes bilden gemeinsam das sog. höhere Devachan oder Arupa-Devachan (von skrt. Arupa = ungeformt, formlos) nach indisch-theosophischer Ausdrucksweise. Hier sind in aufsteigender Reihe die noch ungeformten Keimpunkte des Seelischen, des Lebendigen und des Physischen beheimatet. Über den höchsten Hierarchien erhebt sich das Reich der Trinität, das ganz oben im Bild durch das Oval mit den drei schwarzen Kreisen angezeigt wird.

Das Mittelfenster trägt den Untertitel: DIE WELT GIEBT IHM DAS SEHEN.

Im unteren Bildteil sind Wesenheiten zu sehen, die das geistige Licht aussenden und das geistige Urbild des Menschen gestalten, das hier durch die vier Sphinxtiere Adler, Löwe, Stier und Mensch in Erscheinung tritt. Das entspricht zugleich den vier unteren Regionen des Devachans. Diese vier unteren Bereiche werden gemeinsam unter dem Begriff niederes Devachan zusammengefasst. Hier finden sich in aufsteigender Reihenfolge die ausgeformten geistigen Urbilder der physischen Welt, die Urbilder des Lebendigen und die Urbilder des Seelischen. Die vierte Region des Geisterlandes ist die Quelle der urbildlichen Gedanken. Weil man es hier mit ausgeformten Urbildern zu tun hat, wird das niedere Devachan auch als Rupa-Devachan bezeichnet (von skrt. Rupa = Form).

Im rechten Seitenfenster tastet sich der Mensch weiter auf dem Erdenpfad voran. Er erkennt nun, wie die Sternenkräfte im Irdischen gestaltend wirken. Die Sterne, die im linken Seitenflügel in der Erde zu sehen waren, sind nun zu konkreten Gestalten geworden. Über dem Menschen schweben wieder Engelgestalten, aber nun öffnen sie nicht nur die Augen, wie im linken Bild, sondern sie tragen Arme, um zu zeigen, daß aus der bloßen Erkenntnis nun Taten geworden sind.

Im Entwurf steht unter dem rechten Fenster: Und er macht sich sehend.

Das blaue Nordfenster des zweiten Goetheanums

Da die Glasfenster beim Brand des ersten Goetheanums in der Silvesternacht 1922/23 zerstört worden waren, gravierte sie Assia Turgenieff für das aus Beton gebaute zweite Goetheanum neu. Wegen der geänderten Architektur konnte allerdings nur für das rote Westfenster die ursprüngliche Anordnung mit zwei schmalen Seitenfenstern und einem großen Mittelfenster beibehalten werden. Bei den anderen acht Fenstern wurden die schmalen Seitenmotive unterhalb des breiten Hauptmotivs angeordnet.

Siehe auch

Literatur

  1. Georg Hartmann: Goetheanum-Glasfenster, Verlag Am Goetheanum, Dornach 2002, ISBN 3-7235-0049-8