Elementarproben

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Max Slevogt: Tamino und Pamina (1920)

Die Elementarproben sind Proben, die der Geistesschüler auf seinem geistigen Schulungsweg bestehen muss. Sie werden in ähnlicher Form in allen alten und neuen Mysterien beschrieben. Entsprechend den vier Elementen gibt es folgende Proben.

Die ersten drei Proben nennt Rudolf Steiner in der gegebenen Reihenfolge in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (GA 10). Die Erdenprobe, die er dort nicht erwähnt, war die erste Probe im Aufnahmeritual für den ersten Grad der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule, die er von 1904 - 1914 führte und war mit einem symbolischen Gang durch die Hölle verbunden.

Sehr anschaulich werden die Elementarproben im zweiten Akt von Wolfgang Amadeus Mozarts 1791 uraufgeführter Freimaurer-OperDie Zauberflöte“ dargestellt, die Pamina und Tamino bestehen müssen, ehe sie in den Tempel der Isis eintreten dürfen. In dem von Emanuel Schikaneder geschriebenen Libretto heißt es zunächst in der Regieanweisung zum 28. Auftritt [1]:

„Das Theater verwandelt sich in zwey grosse Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin man sausen und brausen hört; der andre speyt Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muss der Horizont hellroth seyn, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Scenen sind Felsen, jede Scene schliesst sich mit einer eisernen Thüre. Tamino ist leicht angezogen ohne Sandalien. Zwey schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer, sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe nahe am Gegitter.“

Die Geharnischten, die hier als Hüter der Schwelle fungieren, treten Tamino entgegen und verkünden:

Der, welcher wandert diese Strasse voll Beschwerden,
Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;
Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,
Schwingt er sich aus der Erde Himmel an. -
Erleuchtet wird er dann im Stande seyn,
Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.

Tamino ist fest entschlossen, die Prüfung zu wagen. Pamina eilt zu ihm, die Liebe leitet sie. Sie rät Tamino, die Zauberflöte zu ihrer beider Schutz zu spielen. Zuerst ist die Feuerprobe zu bestehen.

„Die Thüren werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht Tamino und Pamina wandern; man hört Feuergeprassel, und Windegeheul, manchmal den Ton eines dumpfen Donners, und Wassergeräusch. Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Paucken accompagniren manchmal darunter. Sobald sie vom Feuer heraus kommen, umarmen sie sich, und bleiben in der Mitte.“

PAMINA

Wir wandelten durch Feuergluthen,
Bekämpften muthig die Gefahr.
zu Tamino
Dein Ton sey Schutz in Wasserfluthen,
So wie er es im Feuer war.

Nun muss die Wasserprobe bestanden werden:

„Tamino bläst; man sieht sie hinunter steigen, und nach einiger Zeit wieder herauf kommen; sogleich öffnet sich eine Thüre; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist. Eine feyerliche Stille. Dieser Anblick muss den vollkommensten Glanz darstellen. Sogleich fällt der Chor unter Trompeten und Paucken ein. Zuvor aber ...“

TAMINO, PAMINA

Ihr Götter, welch ein Augenblick!
Gewähret ist uns Isis Glück.

CHOR

Triumph, Triumph! du edles Paar!
Besieget hast du die Gefahr!
Der Isis Weihe ist nun dein!
Kommt, tretet in den Tempel ein!

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks