Herzenskultur

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Von Rudolf Steiner sind über Johanna Gräfin Keyserlingk u. a. folgende "Belehrungen" im Geistleibe, nach seinem Tode bekannt geworden: "<<Die sind schuld an meinem Tode, die die Herzenskultur unterbunden haben.>> - <<Wären die Menschen durch ihre Herzen in die Tiefe gedrungen, sie hätten die Kraft gefunden, den Aufgaben der Zeit zu genügen.>>" (Lit.: Adalbert Graf von Keyserlingk, Koberwitz 1924 - Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, S. 178)

Seither wurde das Thema der Herzenskultur nur von wenigen Anthroposophen wieder aufgegriffen.

Zivilisatorische Gefahren drohen Europa lt. Bernard Lievegoed mindestens zwischen ca. 2020 und ca. 2040 aus dem fernen Osten (China, Mongolei) und aus dem Nahen Osten (Islam). Es spricht vieles dafür, dass die Gefahr eines dschihadistischen Islam bereits früher eintritt (ca. seit 2001), während die "gelbe Gefahr" voraussichtlich erst später auftreten wird.

„Es muß eine <<christliche Subkultur>> in Europa entstehen, um Kräfte zu entwickeln, die gegen die Dämonen eine Chance haben. Es müssen Kulturinseln entstehen, wo Menschen leben, denen es wirklich ernst ist mit dem, was sie tun; Menschen, die mit dem Herzen bei der Sache sind; wo nicht auf der Grundlage eines Systems gearbeitet wird, weil man damit Kindern so schön Lesen und Schreiben beibringen kann; Stätten, wo Menschlichkeit herrscht, wo Gegensätze nicht verwischt werden, sondern wo Menschen wirklich aufeinander eingehen. Wenn der Moment gekommen ist, daß ein großer Eingeweihter auftritt, so wird er ohne eine <<Subkultur des Herzens>> nicht wirken können.

Die (zweite) Gegenkraft ist der fanatische Islam, der momentan eine Renaissance erlebt. Von Südosten her droht eine Eroberung Europas durch den <<heiligen Krieg>> fanatischer moslemischer Gruppen. Es handelt sich hier um eine rein ideologische Auseinandersetzung, die in den kommenden Jahrzehnten eskalieren kann. (...) (Wir) stehen auch da in einem Geisteskampf, der nur durch eine christliche Kultur des Herzens gewonnen werden kann, wie es bereits einige Male im Lauf der letzten dreizehnhundert Jahre der Fall war.“ (Lit.: Bernard Lievegoed, Eine Kultur des Herzens, S. 58)

„In der heutigen Bewußtseinsseelenepoche ist das wichtigste Ziel der abendländischen Menschheit, daß eine wachsende Zahl von Menschen eine individuelle und voll bewußte Beziehung zu der Christus-Wesenheit gewinnt. (...) <<Es werden diejenigen, die sich im echten Geist die durchchristete Geisteswissenschaft aneignen - nicht bloß in einem äußeren Sinne, sondern im echten Geiste -, ganz gewiß auch ihre eigenen Beichtväter werden können. Ganz gewiß werden sie durch die Geisteswissenschaft den Christus immer mehr und mehr so intim kennen lernen, so intim sich mit ihm verbunden fühlen, daß sie unmittelbar seine geistige Gegenwart empfinden. Und sie werden, indem sie sich neuerdings ihm angeloben als dem kosmischen Prinzip, ihm im Geiste die Beichte verrichten und in ihrer stillen Meditation die Sündenvergebung von ihm erlangen können. ... Das mag alles ein Ideal sein im Erdendasein, aber wenigstens der Anthroposoph darf zu einem solchen Ideal aufblicken.>> (Rudolf Steiner). Es wird jedoch nur möglich sein, diesem Ideal näherzukommen, wenn die zwei Hauptbedingungen für das Verzeihen in ausreichendem Maße erfüllt sind: die Selbstüberwindung, das heißt die Überwindung der egoistischen Neigungen des niederen Ich, und die Hingabe seiner selbst in Liebe an die Welt, die Bereitschaft zu opfervollem Dienen.“ (Lit.: Sergej O. Prokofieff, Die okkulte Bedeutung des Verzeihens, S. 181 - 183)

„Zweimal versucht Ahriman, von den arabischen Ländern aus die christliche Kultur zu bedrohen. Das erste Mal geschieht dies von Gibraltar aus. Die arabischen Heere dringen bis über die Pyrenäen vor, werden bei Poitiers aber zurückgeschlagen. Beim zweitenmal versucht Ahriman es von Istanbul aus, wird aber kurz vor Wien zum Stehen gebracht. (...) Ich schätze, daß der Tiefpunkt des (künftigen) Kampfes zwischen 2020 und 2040 liegen wird. Dann werden sich Abgründe von Dämonie öffnen. Der Nationalsozialismus und der Bolschewismus werden dagegen verblassen. Millionen werden dabei zugrunde gehen. Aber es werden auch Millionen Widerstand leisten.“ (Lit.: Bernard Lievegoed, Über die Rettung der Seele, S. 123 - 127)

„Das Entscheidende wird die geistige Situation in Europa sein! Unsere Aufgabe ist es daher, hier eine christliche Infrastruktur aufzubauen. Das ist meine große Sorge, ob das gelingen wird. Wenn uns das gelingt, werden die Dämonen nicht hierher wollen, oder wenn sie doch kommen, dann werden sie zurückgeschreckt. Es ist unsere Aufgabe als Anthroposophen, diese christliche Infrastruktur zu bilden, damit die Atmosphäre mit einem christlichen Licht durchstrahlt wird. Dieses können wir nicht sehen, aber es schreckt die Dämonen ab. Kanonen werden sie nicht aufhalten können, wohl aber eine christliche Infrastruktur. Ein christlicher Eingeweihter kann nur wirken, wenn es eine christliche Infrastruktur gibt. (...) Als (Rudolf Steiner) ... in Breslau mit Jugendlichen beraten hatte, sagte einer: <<Aber Herr Doktor, wir wollen doch dabei sein, wenn sie wieder da sind.>> - <<Ja>>, hatte er geantwortet, <<ja, sind sie dann auch bereit, barfuß mit mir durch ein verwüstetes Europa zu ziehen?>>“ (Lit.: Bernard Lievegoed, Das Gute tun, S. 199 - 200)

Heute „...sieht man eine Kultur des Herzens in tausend kleinen Ecken und Nischen des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens aufsprießen. Offene Gesprächsforen, nicht-hierarchische Beziehungen, alternative Finanzierungsformen und vielfältige soziale Netzwerke sind die äußeren Merkmale. Eine Kultur des Herzens entsteht spontan, wenn das Verlangen nach Freiheit zum entschlossenen Ausgangspunkt des Handelns wird.“ (Lit.: Jelle van der Meulen, Der Ruf der Freundschaft, S. 175)

Literatur

  • Bernard Lievegoed: Eine Kultur des Herzens. Vorträge, Essays und Interviews, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1994
  • Sergej O. Prokofieff: Die okkulte Bedeutung des Verzeihens, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1991
  • Bernard Lievegoed: Über die Rettung der Seele, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1994
  • Bernard Lievegoed: Das Gute tun. Ankommen im 21. Jahrhundert, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2012
  • Adalbert Graf von Keyserlingk (Hg.): Koberwitz 1924 - Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, Vlg. Hilfswerk Elisabeth, Stuttgart 1974
  • Jelle van der Meulen: Der Ruf der Freundschaft. Auf dem Weg zu einer Kultur des Herzens, Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2016