Palladion

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Relief Nike und ein Krieger um das Palladion

Das Palladion (lat. Palladium) ist nach der griechischen Mythologie ein altes Schnitzbild der Städteschirmerin Pallas Athene, das auf der Burg von Troja als Unterpfand der öffentlichen Wohlfahrt aufbewahrt wurde. Nach der Überlieferung war es 3 Ellen hoch, stehend, mit eng aneinander geschlossenen Füßen, in der Rechten den gezückten Speer, in der Linken Spindel und Rocken oder einen Schild. Zeus hatte es dem Ilos bei der Gründung Trojas als günstiges Zeichen vom Himmel zugeworfen. Im übertragenen Sinn heißt „Palladion“ oder „Palladium“ jede heilig gehaltene Sache, die etwas schützt, und auf deren Erhaltung viel ankommt.

Nach anderer Mitteilung war das Palladion ein Weihgeschenk der Elektra. Da Troja nicht erobert werden konnte, solange es im Besitz des Palladions war, raubten Odysseus und Diomedes das Bild und gaben es dem Demophon in Verwahrung, der es nach Athen brachte.

Auch Argos rühmte sich, das Palladion zu besitzen.

Nach wieder anderer Sage gab es zwei Palladien in Troja, welche Chryse dem Dardanos als Mitgift zugebracht hatte; das eine raubte Odysseus, während das andre Aeneas als Unterpfand für einen neuen Staat nach Italien mitnahm, wodurch Rom ebenfalls in Besitz eines Palladions kam. Es wurde hier im Tempel der Vesta bewahrt und vor allen profanen Blicken aufs strengste gehütet. Kaiser Konstantin der Große ließ später das Palladion nach Konstantinopel bringen, das er am 11. Mai 330 n. Chr. zu seiner Hauptresidenz erwählt hatte.

"Ohne initiiert zu sein, wußte der Kaiser Konstantin folgendes: Es gab eine Urweisheit der Menschheit. Diese Urweisheit war eben einmal da, sie war in alten Zeiten da, als die Menschen atavistisches Hellsehen hatten; sie war dann auf spätere Zeiten übertragen worden, war bewahrt worden von den Priestern, war allmählich korrumpiert worden, aber sie war da, diese Urweisheit. Auch wir Römer, sagte sich Konstantin, haben eigentlich in unserer sozialen Ordnung etwas, was mit den Institutionen dieser Urweisheit zusammenhängt, nur haben wir es begraben unter der auf das äußere sinnliche Reich gebauten sozialen Ordnung. - Das drückte sich aus in einem bedeutsamen Symbolum, das eine Imagination ist, aber nicht nur eine Imagination, sondern auch eine weltgeschichtliche Kulthandlung, wie diese Imaginationen sehr häufig in Kulthandlungen sich ausdrückten; das drückte sich aus darin, daß man sagte: Die Weisheit war früher nicht von den Menschen erdacht gewesen, sondern aus der geistigen Welt heraus geoffenbart. So haben sie auch noch unsere allerersten urväterlichen Priester gehabt, allerdings nicht in Rom, sondern drüben in Ilion, in Troja, wo unsere urväterlichen Priester waren. Und das drückt sich aus in der Sage von dem Palladium, dem so genannten Bildnis der Athene; das Palladium, das vom Himmel gefallen war in Troja, das in einem Heiligtum aufbewahrt wurde, das dann nach Rom gekommen war und unter einer Porphyr-Säule begraben war. Die Porphyr-Säule erhob sich darüber. Indem man dies fühlte, was mit dieser imaginativen Kulthandlung zusammenhing, fühlte man: Wir führen auch unsere Kultur zurück auf die alte Urweisheit, die aus den geistigen Welten herabgekommen ist, aber wir können nicht heran zu derjenigen Gestalt, die diese Urweisheit im alten Troja gehabt hat.

Das fühlte Konstantin. Daher fühlte er auch, daß ihm die späteren Mysterien, wenn er auch in sie initiiert worden wäre, nicht viel helfen würden; sie würden ihn nicht führen zu dem Palladium, zu der alten Urweisheit. Und da beschloß denn Konstantin, auf seine Art aufzunehmen gewissermaßen den Kampf mit den Weltenmächten; auf seine Art etwas zu tun, um gewissermaßen das Prinzip des Imperium Romanum zu retten. Natürlich war er nicht so töricht zu glauben, daß das nicht geschehen müsse im Sinne, in der Strömung gewisser Welten-Impulse. Er wußte, daß es geschehen müßte wiederum im Sinne gewisser Kulthandlungen, die vor die ganze Weltentwickelung hingestellt werden. Da beschloß er denn zuerst, Rom wiederum zurückzuverlegen nach Troja, das vergrabene Palladium ausgraben zu lassen und es wiederum nach Troja zurückbringen zu lassen. Die Sache vereitelte sich. Aus dem Plane, in Troja ein neues Rom aufzurichten, entstand der andere, Konstantinopel zu gründen und ihm zu übertragen die Kraft, das untergehende Rom für eine Zukunft zu retten. Er glaubte nun gerade dadurch gegen die Weltenwende sich zu stemmen. Er wollte wiederum, im Sinne des Sibyllinischen Orakels gesprochen, die Füchse und Wölfe in Rom hausen lassen, aber die geheimnisvollen Impulse von Rom an eine andere Stätte verpflanzen, gewissermaßen an ihren Ursprung zurückbringen. Und so entstand in ihm der große Plan, Konstantinopel zu begründen. 326 wurde das ausgeführt. Daß er diese Begründung im Zusammenhang dachte mit den großen Weltenwende-Ereignissen, das entnehmen Sie einfach daraus, daß er, als er gewissermaßen den Grundstein legte, dazu den Zeitpunkt wählte, da die Sonne im Schützen stand und der Krebs die Tagesstunde regierte. Also er richtete sich wohl nach den kosmischen Zeichen. Und dann wollte er aus diesem Konstantinopel allerdings etwas ganz Bedeutsames machen. Er wollte den ewigen Impuls der ewigen Roma auf Konstantinopel übertragen. Daher ließ er auch die Porphyrsäule herüberverfrachten nach Konstantinopel, die nur später die Stürme zerstört haben. Und er ließ das Palladium ausgraben und unter diese Porphyrsäule legen. Er hatte Überreste des Kreuzes von Golgatha, auch Überreste der Nägel, mit denen es beschlagen war. Die Überreste des Kreuzes, die verwendete er dazu, eine Art Umrahmung zu machen für eine besonders wertvolle Apollo-Statue, und die Nägel des Kreuzes, um Apollo eine Strahlenkrone aufzusetzen. Das wurde auf die Porphyrsäule gesetzt, die ja später zerstört worden ist. Und eine Inschrift war da zu lesen, die ungefähr besagte: Dasjenige, was hier wirkt, soll ewig wirken wie die Sonne, und soll die Macht seines Gründers Konstantin in die Ewigkeit tragen! - Die Dinge alle sind natürlich mehr oder weniger auch imaginativ zu nehmen; aber mit der Einschränkung, daß sie imaginativ zu nehmen sind, bedeuten sie durchaus strikte historische Ereignisse.

Und die Sage - ich will nur sagen die Sage - hat sich dieser ganzen Geschichte bemächtigt. Die ganze Geschichte lebt metamorphosiert in der Sage weiter, in der Sage, die ungefähr das Folgende ausspricht: Das Palladium, was ja natürlich ein Symbolum ist für eine ganz bestimmte Urweisheitsstätte, es war einstmals in den geheimnisvollen Stätten der trojanischen initiierten Priester; die haben es verborgen gehabt. Dann kam es an die Sonne zum ersten Male, indem es auf verschiedenen Umwegen herübergebracht wurde von Troja nach Rom; es kam ein zweites Mal an die Sonne, als es von Rom durch Konstantin nach Konstantinopel gebracht worden ist. Und diejenigen, die die Sage aufnehmen, fügen hinzu: Es wird ein drittes Mal an die Sonne kommen, wenn es hinübergetragen wird von Konstantinopel in eine slawische Stadt." (Lit.: GA 175, S. 290ff)

Literatur

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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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