Theodor Beltle

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Theodor Beltle wurde am 5.12.1913 in Waiblingen bei Stuttgart geboren und arbeitete im väterlichen Süßwarenbetrieb, der aufstrebenden Ahoj-Brause-Fabrik Frigeo, bevor er gleich in den ersten Tagen des 2.Weltkrieges eingezogen wurde. Am 11.10.1989 starb Theodor Beltle in Stuttgart nach einem überaus tätigen Leben als Unternehmer und Förderer der Anthroposophie und der Eurythmie, zu dem ihm die Begegenung mit seiner Frau Erika den Weg gebahnt hatte.[1]

Zitate aus "Theorie der assoziativen Wirtschaft"

„Die kleinste Wirtschaftseinheit ... ist der selbständige Berufstätige, der sogenannte Ein-Mann-Betrieb. ... Durch Arbeit produziert er Güter oder Leistungen, für die ein Bedürfnis besteht, und verkauft sie. Aus dem Ertrag dieser Tätigkeit kauft er sich diejenigen Güter, deren er bedarf. Das ist im Grunde das Prinzip des reinen Gütertausches, nur in zwei Phasen geteilt durch das Dazwischenschalten des Geldes. (...) [Es] wird als urbildlicher, archetypischer Ausgangspunkt für die Theorie festgestellt: das Urbild der Wirtschaft ist der Gütertausch. (...) Wenn aber die Wirtschaft aus dem Gütertausch besteht, so muß ein Einblick in den Ablauf des Tausches zu den "Gesetzmäßigkeiten" des Wirtschaftens führen.“ (Lit.: Theorie der assoziativen Wirtschaft, S. 9ff., Hervorh. weggelassen.)

„In seiner Erkenntnistheorie unterscheidet Steiner drei grundsätzlich verschiedene Wissenschaftsarten, die jeweils besonderer Erkenntnismethoden bedürfen.

  1. Die Anorganik ist ein System von Naturgesetzen. Die einzelne Erscheinung, das Phänomen, wird vom allgemeinen Gesetz (Urphänomenen) bestimmt und ist auf es zurückzuführen.
  2. Die Organik handelt von Urformen, Typen. Die einzelnen Formen gehen aus dem allgemeinen Typus hervor und lassen sich auf ihn zurückführen.
    Diese Erkenntnismethode geht auf Goethe zurück (Urpflanze), weshalb ihn Steiner den 'Galilei der Organik' nannte.
  3. Die Geisteswissenschaften sind Ideenwissenschaften. Sie gehen aus dem Ideenvermögen einzelner Persönlichkeiten hervor, so daß hier das Allgemeine auf das Besondere zurückzuführen ist.“ (Lit.: e.d., S. 65f.)

Die Wirtschaftswissenschaft gehöre sowohl der Organik als auch den Geisteswissenschaften an.

„Die Betriebswirtschaft und die Volkswirtschaft sind Organisationen und haben mit ihrem Prinzip des Zusammenwirkens vieler einzelner zu einem einheitlichen Ganzen eine deutliche Verwandtschaft zur Organik.

Als Urform oder Typus der Wirtschaft wurde der Tausch gefunden, welcher der Betriebs-, Volks-, und Weltwirtschaft zugrundeliegt, wie auch jedem wirtschaftlichen Handeln. (...)

Die Funktionen dieser Urform des Tausches und ihrer Metamorphosen müssen jedoch - teilweise anders als bei der Pflanze - von Menschen bewußt erhalten und bei Störungen wiederhergestellt werden. Dies ist abhängig vom Stand der Wissenschaft und der Erkenntnisfähigkeit der amtierenden Persönlichkeiten (und außerdem von der darauf fußenden Steuerungskunst). Aus diesen Gründen gehört die Wirtschaftswissenschaft auch den Geisteswissenschaften an.“ (Lit.: e.d. S. 66)

„Am Begriff des Tausches hat sich gezeigt, daß er konstitutiv ist für die Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Weltwirtschaft, daß er aber in den größeren Zusammenhängen infolge der Freiheit der Wirtschaftsteilnehmer erst realisiert werden muß. Hier wird eine Bestätigung für die Wirksamkeit und Realität der Begriffe und Ideen deutlich. (...) Der konstitutive Begriff ..., wie er im Tausch vorliegt, bildet die innere Stuktur und Dynamik der Sache.“ (Lit.: e.d., S 67)

Aufgabe der Wirtschaftswissenschaft wäre es, den Begriffsinhalt des Tausches als der Urform vollständig zu entwickeln und aufzugliedern. Der Tausch als Ausgangspunkt von Theorie wäre schon früher aufgenommen worden, mit der Lehre des Güter-Geld-Gleichgewichts, es müsse jedoch auch die strukturelle Seite theoretisch begründet werden und die soziologische Seite in ihren Zusammenhängen.

„Erst wenn ein Erkenntnisgegenstand ganz aufgegliedert wird, ist die Begriffsbildung vollständig. Da durch den Vorgang des Gliederns der Gegenstand nicht verlassen wird und nicht durch Gedankenkonstruktionen Irrtümer hineingetragen werden, ist weitestgehende Erkenntnissicherheit gegeben. (...) Die hier angewandte Methode konnte über das Urbild des Wirtschaftsprozesses sowohl die materiellen als auch die immateriellen, geistigen Vorgänge in theoretische Sätze bringen, mit denen es möglich geworden ist, die Wirtschaftswirklichkeit als Ganzes zu verstehen.“ (Lit.: e.d., S. 68f.)

Über die wissenschaftliche Theoriearbeit hinaus müsse eine umfassende Aufklärung über die Wirtschaftswirklichkeit stattfinden, da das freie (im Sinne von Unabhängigkeit) Handeln der Wirtschaftsteilnehmer sich sonst nicht adäquat eingliedern könne.

„Erst eine weitestgehende Offenlegung des Gesamtprozesses, all seiner Phänomene, seiner Ursachen und deren eventueller Veränderung kann schließlich dazu führen, daß das Handeln aus einer vollen Einsicht in den Gesamtzusammenhang und in eine für die Menschheit förderliche Weiterentwicklung erfolgen kann.“ (Lit.: e.d., S. 69)

Werke (Auswahl)

  • Die Funktion der Wirtschaft in Theorie und Praxis, Berlin 1962,
  • Die menschenwürdige Gesellschaft, Klostermann, Frankfurt/M. 1974 , (als Fischer-TB ³1985 erw. u. akt.)
  • Theorie der assoziativen Wirtschaft. Methode des Urbildes und seiner Gliederung, Berlin 1979, Inhaltsverzeichnis (google-view) (Besprechung in Schweppenhäuser Fallstudie 3),
    (Aus dem Vorwort: "Die hier dargestellte neue Gesamttheorie enthält in ihren Basissätzen, was bisher von der Theoriekritik als fehlend beanstandet wurde: die soziologische und die strukturelle Komponente der Wirtschaft. Die aus dem erkenntnistheoretischen Werk Steiners stammende Erkenntnismethode beschreitet in der Wirtschaftswissenschaft einen neuen Weg. Sie entwickelt die theoretischen Sätze aus dem Urbild des Wirtschaftsprozesses und dessen Aufgliederung. Als eine Vorarbeit erschien ... "Die Funktion der Wirtschaft in Theorie und Praxis". In der jetzigen Schrift erfolgt die Formulierung der theoretischen Sätze, die Abgrenzungen zu anderen wissenschaftlichen Richtungen und die Begründung der theoretischen Methode.")
  • Die Krise - Folge eines Denkfehlers der klassischen Ökonomie über das Sparen. Wege zu einer krisenfreien Wirtschaft, Frankfurt/M. 1984 Inhaltsverzeichnis
  • Bildung von Assoziationen, in: Stefan Leber (Hrsg.): Die wirtschaftlichen Assoziationen, Stuttgart 1987;
  • Das Geldproblem in der Volkswirtschaft, in: Stefan Leber (Hrsg.): Wesen und Funktion des Geldes, Stuttgart 1989
  • Von einer Wissenschaft des Seins zu einer Wissenschaft des Sollens, in: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, 38.Jg., 1984, Michaeli 183ff
  • Wie bildet Rudolf Steiner Begriffe in der Sozialwissenschaft?, in: Das Goetheanum, 56.Jg., Nr.19/1977, S.152-153
  • Forderungen Rudolf Steiners an die Sozialwissenschaft, in: Das Goetheanum, 56.Jg., Nr.30/1977, S.240-241
  • Demokratisierung der Wirtschaft?, in: Gesellschaftspolitik und Wirtschaftsordnung vom 9.6.1976
  • Neue Instrumente für die Wirtschaftspolitik durch die Theorie der assoziativen Wirtschaft, in: Gesellschaftspolitik und Wirtschaftsordnung, Informationsdienst, Springe b. Hannover, Sonderbeilage, 1976
  • Moralische Kräfte - Gesetze des Wirtschaftens, Das Goetheanum, 51.Jg., Nr.32/1972, S.253-254

Weblinks

Einzelnachweise