Wirtschaftlichkeit

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Wirtschaftlichkeit ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, deren Maß "Effizienz" ist. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen dem erreichten Erfolg und dem dafür erforderlichen Aufwand (Kosten).

Allgemeines

Die Wirtschaftssubjekte (Privathaushalte, Unternehmen und der Staat mit seinen Untergliederungen wie öffentliche Verwaltung, Staatsunternehmen, Kommunalunternehmen) sind gehalten, mit knappen Ressourcen rational umzugehen (Rationalprinzip). Wirtschaftlichkeit ist deshalb nicht nur das Auswahlprinzip der Betriebswirtschaftslehre,[1] sondern auch der Öffentlichen Betriebswirtschaftslehre.[2] Um Wirtschaftlichkeit zu erfüllen, kann entweder mit einem möglichst geringen Aufwand ein gegebener Ertrag (Minimalprinzip) oder mit einem gegebenen Aufwand ein möglichst großer Ertrag (Maximalprinzip) erreicht werden. In beiden Fällen stehen sich Aufwand und Ertrag gegenüber, wobei Wirtschaftlichkeit vorliegt, wenn der Ertrag größer als der hierfür eingesetzte Aufwand ist:

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Entsprechend handelt es sich um Unwirtschaftlichkeit, wenn der Aufwand den erzielten Ertrag übersteigt:

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Auch bei der Kosten-Nutzen-Analyse und der Kosten-Wirksamkeits-Analyse stehen Wirtschaftlichkeitsfragen im Vordergrund.

Damit ist das Wirtschaftlichkeitsprinzip eine spezifische Ausprägung des Rationalprinzips. Die Einhaltung der Wirtschaftlichkeit als Verhaltensmaxime ermöglicht auch die Erfüllung des Ziels der Gewinnmaximierung oder der Nutzenmaximierung. Zwischen diesen Zielen besteht somit Zielharmonie. Die öffentlichen Haushalte sind sogar gesetzlich nach § 7 Abs. 1 BHO gezwungen, das Wirtschaftlichkeits- und Sparsamkeitsprinzip bei Aufstellung und Ausführung des Haushaltsplans zu beachten.

Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz

Effektiv arbeiten bedeutet, so zu arbeiten, dass ein angestrebtes Ergebnis erreicht wird. Effizient arbeiten bedeutet, so zu arbeiten, dass erzieltes Ergebnis und eingesetzte Mittel in einem möglichst günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen und der Nutzen dabei größer ist als die Kosten (ökonomisches Prinzip). Der Begriff der "Kosten" umfasst hierbei nicht nur monetäre Kosten und nicht nur sofort anfallende Kosten, sondern alle negativen Konsequenzen der Aktion.

  • Effektivität beschreibt den Grad der Zielerreichung (Wirksamkeit, Qualität der Zielerreichung).[3]
  • Effizienz ist ein Maß für die Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Relation).[Anm. 1]

Wirtschaftlichkeit liegt vor, wenn der Quotient aus Ergebnis (beispielsweise dem Ertrag) und Aufwand gleich oder größer 1 ist:

  • Wenn die Effizienz ist, liegt Wirtschaftlichkeit vor.
  • Wenn die Effizienz ist, liegt kostendeckende Wirtschaftlichkeit vor.
  • Wenn die Effizienz ist, handelt es sich um Unwirtschaftlichkeit.

Wirtschaftlichkeit erfordert also mathematisch das in Preisen bewertete Verhältnis zwischen Ausbringungsmenge (eng. Output) und Einsatzmenge (eng. Input).

Beispiele, die den Unterschied verdeutlichen

  • Man kann einen Brand mit Wasser oder mit Champagner löschen. Beides führt zum Ziel und ist somit effektiv. Das Feuer mit Champagner zu löschen ist teurer und daher nicht effizient. Stünde allerdings kein Wasser oder ein anderes geeignetes Löschmittel zur Verfügung, kann es auch effizient sein, das Feuer mit Champagner zu löschen, wenn der Nutzen größer ist als die Kosten des Champagners.
  • Im folgenden Beispiel ist das Ziel, möglichst viele Bäume zu fällen. Die Bäume lassen sich mit einer Motorsäge oder einer Feile fällen. Mit der Motorsäge lassen sich pro Zeiteinheit mehr Bäume fällen als mit einer Feile. Deswegen ist der Grad der Zielerreichung bei der Motorsäge höher. Die Motorsäge ist daher effektiver. Wenn man als Kosten den Lohn des Baumfällers nimmt, so ist die Motorsäge auch effizienter, da "Anzahl gefällter Bäume / Lohn" bei der Motorsäge höher ist als bei der Feile. Die Motorsäge verbraucht Benzin, während die Feile "ohne" Energieverbrauch arbeitet. Wenn man ausschließlich die Benzinkosten betrachtet, ist die Feile effizienter.
  • In einem mathematischen Beispiel kann man als Abschätzung für den Bruch verwenden, der bis auf 6 Nachkommastellen genau abbildet. In einer Formel steigert das Einsetzen des vorberechneten Ergebnisses „3,14159265358979323846“ sowohl Effizienz, da der Bruch nicht berechnet werden muss, als auch die Effektivität, da das Ergebnis genauer sein wird als mit der Abschätzung. Eine aufwendige Formel zur Berechnung von auf mehrere hundert Nachkommastellen Genauigkeit steigert die Effektivität ein weiteres Mal, da man so dem Ziel des exakten Ergebnisses nochmal näher kommt, senkt aber die Effizienz, da die Berechnung durch den erhöhten Aufwand mehr Kosten verursacht. Eine 100%ige Effektivität ist numerisch nicht erreichbar, da nicht durch endlich viele Nachkommastellen dargestellt werden kann. Kann jedoch durch technische Beschränkungen nur eine gewisse Anzahl von Nachkommastellen verarbeitet werden, ist die maximale Effektivität erreicht, sobald diese Anzahl von Nachkommastellen korrekt berechnet wird.
  • Das im Deutschen bekannte Sprichwort: "Mit Kanonen auf Spatzen schießen", thematisiert ebenfalls den Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz: Sofern die Spatzen getroffen werden, ist das angestrebte Ziel zwar erreicht; ein leichteres Jagdinstrument (etwa eine Schleuder) hätte diese Zielerreichung aber weit günstiger ermöglicht.

Die Unterscheidung zwischen Effektivität und Effizienz nach Peter F. Drucker

Eine insbesondere in der englischsprachigen betriebswirtschaftlichen Literatur häufige Unterscheidung zwischen Effectiveness („Wirksamkeit“) und Efficiency („Effizienz“) geht auf Peter Drucker zurück, der in einem Artikel im Harvard Business Review dazu folgendes schrieb:

„It is fundamentally the confusion between effectiveness and efficiency that stands between doing the right things and doing things right. There is surely nothing quite so useless as doing with great efficiency what should not be done at all.“[4]

Im Deutschen wird dies oft wie folgt übersetzt:

  • Effektivität: „Die richtigen Dinge tun.“
  • Effizienz: „Die Dinge richtig tun.“

In seinem Buch The Effective Executive schrieb Drucker später:

„[…] the executive is, first of all, expected to get the right things done. And this is simply saying that he is expected to be effective […] For manual work, we need only efficiency; that is, the ability to do things right rather than the ability to get the right things done. The manual worker can always be judged in terms of the quantity and quality of a definable and discrete output, such as a pair of shoes.“[5]

In diesem Kontext wollte Drucker jedoch den Unterschied zwischen den Aufgaben der Unternehmensführung und denen der Mitarbeiter darstellen, so dass man das Wort Efficiency hier eher mit Leistungsfähigkeit übersetzen würde.

Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeit und Produktivität

Während die Wirtschaftlichkeit Kosten/Aufwand zu Ertrag/Erlös in Beziehung setzt, befasst sich die Produktivität mit der Gegenüberstellung von Ausbringungsmenge/Output zu Einsatzmenge/Input. Der Wirtschaftlichkeit liegen mithin wertmäßige Größen zugrunde, der Produktivität dagegen mengenmäßige.

Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeit und Rentabilität

Die Rentabilität ist das Verhältnis zwischen erzieltem Erfolg (z. B. Gewinn) und eingesetztem Kapital (Gesamt- oder Eigenkapital). Hierbei wird das Kapital, d. h. der in Geld gemessene Wert, in Beziehung gesetzt. Die Rentabilität ist eine Kennzahl für den Erfolg und wird als Prozentsatz angegeben.

Die betrieblichen Verantwortungsträger tendieren dahin, die Rentabilität ihrer Unternehmen zu maximieren. Das tun sie, indem sie als anbietende mikroökonomische Marktteilnehmer die optimalen Mengen ihrer jeweiligen Produkte auf den Markt werfen, bei der sie ihre Gewinne an den Punkten maximieren, wo die Grenzkosten dieser Produkte mit den Preisen im Gleichgewicht liegen, wo zugleich die Ausbringungsmengen kostenoptimal sind. Dies geschieht, indem für jedes Produkt das «Wirtschaftlichkeitsprinzip» als Instrument sparsamster Mittelverwendung der jeweiligen Mengenermittlung der kostenoptimalen Menge untergeordnet wird.[Anm. 2] (Dies ist unter der Voraussetzung gegeben, dass rational im Sinne des "Homo oeconomicus" gehandelt wird. Es gibt diverse Motive in der Praxis, wonach Verantwortungsträger in Unternehmen davon abweichende Entscheidungen treffen.)

Wirtschaftlichkeit in der Produktionsplanung

Die Produktions- und Kostentheorie formen die theoretischen Grundlagen der Produktionsplanung.

Die Kostentheorie hat das Ziel, die kostengünstigsten Verfahren für eine vorgegebene Produktmenge zu bestimmen. Die Kennzahl der Kostentheorie ist die Wirtschaftlichkeit.

Auch hier gilt, dass die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, wenn der Quotient aus Erlös und Kosten gleich oder größer 1 ist. Ist das Ergebnis gleich 1, wurde nur kostendeckend produziert.

Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens

Eine Beurteilung und Kontrolle der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens kann durch Umschlagskennzahlen ermöglicht werden. Dabei werden die Kosten den Leistungen gegenübergestellt.

Umschlagskennzahlen sind:

Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung in der Investitionsrechnung

Die Wirtschaftlichkeitsrechnung untersucht ein oder mehrere Investitionsvorhaben auf deren Vorteile bei Investitionen unter bestimmten Voraussetzungen. In der Investitionsrechnung werden statische oder dynamische Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung angewendet.

Nachteile der statischen Verfahren sind sowohl ihre kurzfristige Betrachtungsweise als auch die Nichtberücksichtigung des zeitlichen Anfalls von Ein- und Auszahlungen.
Die dynamischen Verfahren berücksichtigen sowohl die Bewertung von Ein- und Auszahlungen entsprechend ihrem zeitlichen Anfall als auch die genaue Erfassung von Ein- und Auszahlungen während der Nutzungsdauer.

In der Privatwirtschaft wird in der Regel keine möglichst große Wirtschaftlichkeit, sondern ein möglichst großer Gewinn angestrebt. Dies hat je nach Marktform Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit der Privatwirtschaft. Während die Mengenanpasser beide Ziele (Wirtschaftlichkeit und Gewinnmaximierung) gleichzeitig verfolgen können, kann der Monopolist die angebotene Menge einschränken und gleichwohl – zu unwirtschaftlichen Stückkosten anbietend – seinen Gewinn maximieren.

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Effizienz besitzt viele Bedeutungen (siehe Begriffsklärung Effizienz). Bei der Unterscheidung von Effektivität und Effizienz geht es jedoch immer um Effizienz im Sinne von Wirtschaftlichkeit.
  2. Erich Gutenberg spricht in diesem Zusammenhang von der "kategorialen Umklammerung des Prinzips der Wirtschaftlichkeit durch das erwerbswirtschaftliche Prinzip". Vergl.: Erich Gutenberg: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre., Bd. 1: Die Produktion. 24., unveränd. Aufl., Springer, Berlin u. a. 1983, ISBN 3-540-05694-7, „Dritter Teil: Determinanten des Betriebstyps“, S. 457–512.

Weblinks

 Wiktionary: Wirtschaftlichkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Peter Eichhorn: Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit. 2000, S. 15.
  2. Dietmar Bräunig, Stand und Perspektiven der öffentlichen Betriebswirtschaftslehre II, 2007, S. 18.
  3.  Anke Maiwald: Professionalisierung Sozialer Arbeit durch Qualitätsmanagement?. Eine Studie zur Effektivität und Effizienz von QM-Systemen für den Sozialen Bereich. Diplomica Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8366-7316-7, S. 20.
  4.  Peter Ferdinand Drucker: Managing for Business Effectiveness. In: Harvard Business Review. Nr. 3, Mai/Juni, 1963, S. 53–60 (hbr.org).
  5.  Peter Ferdinand Drucker: The Effective Executive. Heinemann, London 1967, S. 1 f, OCLC 229476.
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