Androgyn und Kenoma: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Adam Kadmon - Androgyne.jpg|mini|[[Adam Kadmon]], der himmlische Urmensch, wird manchmal in androgyner Gestalt mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen dargestellt.]]
'''Kenoma''' ({{ELSalt|κένωμα}}, „Leere, leerer Raum“) ist ein von dem [[Gnosis|Gnostiker]] [[Valentinus]] verwendeter Gegenbegriff zu dem  von [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]] erfüllten [[Pleroma]] ({{ELSalt|πλήρωμα}}, „Fülle“), der auf die geistige Leere der Welt der äußeren sinnlichen [[Phänomen]]e hinweist. Andere Gnostiker verwenden dafür in der Regel den Begriff [[Hysterema]] ({{ELSalt|ὑστέρημα}}, „Mangel, Armut, Bedürftigkeit“).
[[Datei:Leonardo da Vinci - unknown drawing of androgyn corpus with two heads.jpg|mini|[[Wikipedia:Leonardo da Vinci|Leonardo da Vinci]], Skizze einer androgyne Gestalt mit männlichem und weiblichem Kopf]]
'''Androgyn''' (von [[Wikipedia:Griechische Sprache|gr.]] ανήρ = ''Mann'' und γυνή = ''Frau''), also '''zweigeschlechtlich''', [[männlich-weiblich]] oder [[hermaphrodit]]isch, war der [[Paradies|paradiesische Urmensch]] vor der [[Geschlechtertrennung]]. Erst in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] wurde der Mensch als Folge des [[Sündenfall]]s und mit der Eingliederung des [[Ich]] ein ''eingeschlechtliches'' Wesen.


{{GZ|Die Geschlechtlichkeit wurde dem Menschen erst aufgedrückt während
[[Kategorie:Gnosis]]
der lemurischen Zeit; vorher war er ein zweigeschlechtliches Wesen, männlich und weiblich zugleich. Mit der Eingliederung des Ich
zerfällt der Mensch in zwei Geschlechter.|100|147f}}
 
{{GZ|Die Zeiten, in die wir nunmehr
zurückblicken, liegen etwas vor der Mitte der Epoche,
die in den vorhergehenden Abschnitten als die lemurische
bezeichnet worden ist. Der Menschenleib bestand da
noch aus weichen bildsamen Stoffen. Es waren auch die
übrigen Bildungen der Erde noch weich und bildsam.
Gegenüber ihrem späteren verfestigten war die Erde noch
in einem quellenden, flüssigeren Zustande. Indem die
Menschenseele damals sich im Stoffe verkörperte, konnte
sie sich diesen Stoff in einem viel höheren Grade anpassen
als später. Denn daß die Seele einen männlichen
oder weiblichen Leib annimmt, rührt davon her, daß ihr
die Entwickelung der äußeren Erdennatur den einen oder
den andern aufdrängt. Solange die Stoffe noch nicht
verfestigt waren, konnte die Seele diese Stoffe unter ihre
eigenen Gesetze zwingen. Sie machte den Leib zu einem
Abdruck ihres eigenen Wesens. Als aber der Stoff dicht
geworden war, mußte sich die Seele den Gesetzen fügen,
welche diesem Stoffe von der äußeren Erdennatur aufgeprägt
wurden. Solange die Seele noch über den Stoff
herrschen konnte, gestaltete sie ihren Leib weder männlich
noch weiblich, sondern gab ihm Eigenschaften, die
beides zugleich waren. Denn die Seele ist männlich und
weiblich zugleich. Sie trägt in sich diese beiden Naturen.
Ihr männliches Element ist dem verwandt, was man
Willen nennt, ihr weibliches dem, was als Vorstellung
bezeichnet wird. — Die äußere Erdenbildung hat dazu
geführt, daß der Leib eine einseitige Bildung angenommen
hat. Der männliche Leib hat eine Gestalt angenommen,
die aus dem Element des Willens bestimmt ist, der weibliche
hingegen trägt mehr das Gepräge der Vorstellung.
So kommt es denn, daß die zweigeschiechtliche, männlich-
weibliche Seele in einem eingeschlechtlichen, männlichen
oder weiblichen Leib wohnt. Der Leib hatte also
im Laufe der Entwickelung eine durch die äußeren Erdenkräfte
bestimmte Form angenommen, daß es fortan der
Seele nicht mehr möglich war, ihre ganze innere Kraft
in diesen Leib auszugießen. Sie mußte etwas von dieser
ihrer Kraft in ihrem Innern behalten und konnte nur
einen Teil derselben in den Leib einfließen lassen.
 
Verfolgt man die Akasha-Chronik, so zeigt sich folgendes.
In einer alten Zeit erscheinen menschliche Formen
vor uns, weich, bildsam, ganz verschieden von den späteren.
Sie tragen noch die Mannes- und die Frauennatur
gleichmäßig in sich. Im Verfolg der Zeit verdichten sich
die Stoffe; der Menschenleib tritt in zwei Formen auf,
von denen die eine der späteren Mannes-, die andere der
späteren Frauenbildung ähnlich wird. Als dieser Unterschied
noch nicht aufgetreten war, konnte jeder Mensch
einen anderen aus sich hervorgehen lassen. Die Befruchtung
war kein äußerer Vorgang, sondern etwas, was sich
im Innern des Menschenleibes selbst abspielte. Dadurch,
daß der Leib männlich oder weiblich wurde, verlor er
diese Möglichkeit der Selbstbefruchtung. Er mußte mit
einem anderen Leibe zusammenwirken, um einen neuen
Menschen hervorzubringen.
 
Die Trennung in Geschlechter tritt auf, als die Erde
in einen bestimmten Zustand ihrer Verdichtung kommt.
Die Dichtigkeit des Stoffes unterbindet einen Teil der
Fortpflanzungskraft. Und derjenige Teil dieser Kraft,
der noch wirksam ist, bedarf der Ergänzung von außen,
durch die entgegengesetzte Kraft eines anderen Menschen.
Die Seele aber muß sowohl im Manne, wie in der Frau
einen Teil ihrer früheren Kraft in sich selbst behalten.
Sie kann diesen Teil nicht in der leiblichen Außenwelt
verwenden. — Dieser Kraftteil richtet sich nun nach dem
Innern des Menschen. Er kann nicht nach außen treten;
deshalb wird er für innere Organe frei. — Und hier tritt
ein wichtiger Punkt in der Menschheitsentwickelung ein.
Vorher hat das, was man Geist nennt, die Fähigkeit des
Denkens, nicht im Menschen Platz finden können. Denn
diese Fähigkeit hätte kein Organ gefunden, um sich zu
betätigen. Die Seele hatte all ihre Kraft nach außen verwendet,
um den Leib aufzubauen. Jetzt aber kann die
Seelenkraft, die nach außen hin keine Verwendung findet,
mit der Geisteskraft in Verbindung treten; und durch
diese Verbindung entwickeln sich die Organe im Leibe,
die später den Menschen zum denkenden Wesen machen.|11|74ff}}
 
{{GZ|Die ganze befruchtende und fruchtbringende Kraft, die einen neuen
Menschen hervorbringt, war früher in einem Geschlecht vereinigt.
Dann wird der Mensch geteilt in männlich und weiblich. Welchem
Geschlecht kommt der eigentliche Anspruch auf die Zeugungskraft
zu? Es ist das Weibliche. Daher wird in der ältesten griechischen
Mythologie Zeus, der als Vater der Menschheit verehrt wurde, mit
einer Frauenbüste, mit einer weiblichen Büste dargestellt. Zeus als
übermenschliches Wesen war dem weiblichen Geschlecht näher. Das
weibliche Geschlecht war also das erste, das frühere, und hatte damals
in sich die Kraft, das ganze menschliche Individuum hervorzubringen.
Diese hervorbringende Kraft war vorhanden in dem eingeschlechtlichen
Menschen, der in seiner physischen äußeren Form sich eben
mehr der Form des Weibes näherte. In diesem eingeschlechtlichen
Menschen war das Befruchtende die Weisheit, das Geistige selbst,
und eine spätere Wiederholung davon ist die Befruchtung des weiblichen
Geistes mit inspirierter Weisheit. Dieser Mensch der eingeschlechtlichen
Zeit war das Ergebnis des im Weibe gegebenen Stoffes
und der Befruchtung mit dem göttlichen Geiste.|93|231}}
 
{{GZ|Geisteswissenschaft weiß, daß die zwei höheren Wesensglieder
des Menschen, Ich und astralischer Leib, in der Nacht
heraus sind und ätherischen Leib und physischen Leib zurückgelassen
haben. So läßt eben im Schlafe der Mensch
auch seine männliche und weibliche Organisation zurück
und verweilt in einer geistigen Welt als ein Wesen, das
nichts Männliches und Weibliches mehr an sich trägt, als
geschlechtlich undifferenziertes Wesen. So also teilt jeder
Mensch schon hier sein Leben in Geschlechtliches und Ungeschlechtliches.
 
Hat nun das Geschlechtliche keine Bedeutung in der geistigen
Welt? Hat der Gegensatz zwischen physischem Leib
und Ätherleib, der die Erscheinung der beiden Geschlechter
in dieser Welt hervorbringt, kein Gegenbild in den höheren
Welten? Nun, damit verhält es sich so, daß wir zwar das
Geschlechtliche nicht mit hinaufnehmen in die höheren Welten,
aber den Ursprung der beiden Geschlechter finden wir
in der astralischen Welt. So wie das Eis aus dem Wasser, so
ist das, was in der physischen Welt als Männliches und
Weibliches uns entgegentritt, aus dem Gegensatze höherer
Prinzipien gebildet. Dieser Gegensatz stellt sich uns am
besten dar, wenn wir ihn charakterisieren als den Gegensatz
von Leben und Form. Diese Polarität finden wir auch in
der Natur ausgedrückt. Der Baum zeigt sprießende Lebenskraft
und zugleich auch das, was in die feste Form drängt,
was das Wachstum auf staut, die sprossende Kraft zum festen
Stamme bildet. So müssen in allem Leben und Dasein zusammenwirken
Leben und Form. Und wenn wir von diesem
Gesichtspunkte aus das Wesen der Geschlechter betrachten,
so können wir sagen: Das Abbild des Lebens ist das
Männliche, das jedoch, was das Leben in eine gewisse Form
bringt, drückt sich aus im Weiblichen.|56|57f}}
 
{{GZ|Derjenige, der ...
das imaginative Hellsehen sich errungen hat, der weiß, weil
er das schaut, daß der physische Leib des Menschen den physischen
Kehlkopf um das vierzehnte Jahr herum ändert. Dasselbe geht mit
dem Äther- oder Bildekräfteleib beim weiblichen Geschlecht vor sich.
Da zieht sich die Veränderung in den Ätherleib zurück, und der Ätherleib
des weiblichen Geschlechtes wird mit dem vierzehnten Jahre als
Ätherleib ganz gleich gestaltet dem physischen Leib des Mannes. Und
wiederum der Ätherleib des Mannes wird mit dem vierzehnten Jahre
gleich gestaltet dem physischen Leibe der Frau. So daß mit diesem
wichtigen Lebenspunkte wirklich das eintritt, so sonderbar es sich für
die heutige, ja nur am Physischen haftende Erkenntnis noch ausnimmt,
daß der Mann vom vierzehnten Lebensjahr ab die Frau ätherisiert in
sich trägt, die Frau trägt ätherisiert den Mann in sich. Das drückt sich
an den entsprechenden Symptomen in verschiedenartiger Weise aus bei
Frau und Mann.|307|80}}
 
In ferner Zukunft geht die Weltentwicklung wiederum auf ein ''androgynes'' Wesen hin. Schon gegen das 7. Jahrtausend n. Chr. soll eine geschlechtliche Fortpflanzung durch das [[Jüngerwerden der Menschheit]] nicht mehr möglich sein. Dann wird der Mensch seinesgleichen ungeschlechtlich durch den [[Kehlkopf]], durch das [[Wort]], hervorbringen.
 
{{LZ|Nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen wird in einer zukünftigen, nicht mehr so physischen Erdenmenschheit, die Fortpflanzung durch den [[Kehlkopf]], das dem Fortpflanzungssystem polare Organ, stattfinden, so wie im Anfang des Johannesevangeliums das Entstehen aller Dinge aus dem Worte der Gottheit dargestellt wird. Man beachte, wie der Kehlkopf schon heute mit den Unterleibsorganen eng zusammenhängt, z.B. im Stimmwechsel während der Pubertät.
Diese zukünftige Zeugung wird wieder ungeschlechtlich sein.|Werner Christian Simonis, S. 47}}
 
{{GZ|Früher war Männliches und Weibliches in einem Individuum. Und
als diese beiden sich trennten, entstand ein Herauswinden des heutigen
Individuums. Es entstand der obere Teil. Das was [heute] oberer Teil
ist, war damals mit den Sexualorganen vereinigt. Das was heute Sexualorgan
ist, ist die Hälfte der damaligen [Hervorbringungs-]Kraft.
Daher ist auch die Kraft, die im Kehlkopf sitzt, die andere Hälfte. Die
Sprache bringt heute noch nichts hervor. Sie muß erst durchdrungen
werden von der Kainsweisheit und muß dann so hervorbringen. Wenn
der Mensch die Kraft erlangt haben wird, daß sein Kehlkopf so weit
sein wird, daß sein Wort schaffend wird, so daß er durch das Wort
seinesgleichen hervorbringen wird, dann wird die ganze produktive
Kraft übergehen auf das männliche Geschlecht. Es wird dann auf die
Menschen übergehen, was einstmals durch die Götter geschaffen
wurde.|93|223}}
 
== Literatur ==
 
* Gerhard Wehr: ''Der Urmensch und der Mensch der Zukunft. Das Mysterium männlich-weiblicher Ganzheit im Lichte der Anthroposophie Rudolf Steiners'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i. Brsg., 2. ergänzte Auflage 1979
* Werner Christian Simonis: ''Die geistigen Hintergründe zum Entstehen und zum Wandel der Geschlechter'', J.Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1977
* Wolfgang Gädeke: ''EHE - Sehnsucht - Idee - Wirklichkeit'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 2000, S. 124ff
* Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Chronik'', [[GA 11]] (1986), ISBN 3-7274-0110-9 {{Schriften|011}}
* Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), ISBN 3-7274-0560-0 {{Vorträge|056}}
* Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
* Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981), ISBN 3-7274-1000-0 {{Vorträge|100}}
* Rudolf Steiner: ''Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung'', [[GA 307]] (1986), ISBN 3-7274-3070-2 {{Vorträge|307}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Erdentwicklung]] [[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Sexualität]] [[Kategorie:Intersexualität]]

Aktuelle Version vom 10. August 2014, 21:12 Uhr

Kenoma (griech. κένωμα, „Leere, leerer Raum“) ist ein von dem Gnostiker Valentinus verwendeter Gegenbegriff zu dem von geistigen Wesenheiten erfüllten Pleroma (griech. πλήρωμα, „Fülle“), der auf die geistige Leere der Welt der äußeren sinnlichen Phänomene hinweist. Andere Gnostiker verwenden dafür in der Regel den Begriff Hysterema (griech. ὑστέρημα, „Mangel, Armut, Bedürftigkeit“).