imported>Joachim Stiller |
imported>Joachim Stiller |
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| '''Wahrheit''' (von {{idg|*wēr-|Vertrauen, Treue, Zustimmung}}; [[lat.]] ''[[veritas]]''; {{ELSalt|ἀλήθεια}} [[Aletheia]], aus [[Wikipedia:Alpha privativum|α privativum]] und {{polytonisch|λῆθος}}, [[Wikipedia:Partizip Perfekt Passiv|P.P.P.]] von {{polytonisch|λανθάνω}}, „verbergen“, bedeutet also wörtlich: „das Unverborgene“) ist ein [[Philosophie|philosophischer]] [[Begriff|Grundbegriff]], der aber von verschiedenen [[Denken|Denkern]] sehr unterschiedlich gefasst wurde → [[Wikipedia:Wahrheit|Wahrheit]]. | | '''Werden''' ist ''Veränderung'', ist ''Entstehen'', ''Verwandeln'' und ''Vergehen'', ist [[Metamorphose]], und als solches der grundlegende [[Prozess]] der [[Schöpfung]]. Alles [[Sein]] entspringt aus dem [[Nichts]], verdichtet sich bis zum [[physisch]]en [[Dasein]] und verschwindet wieder ins Nichts. Mit dem Werden tritt zugleich die [[Zeit]] hervor. Das Sein, als ein bereits [[real]] Gewordenes, gehört der [[Vergangenheit]] an. Das ''Werdende'' ist noch nicht [[Gegenwart|gegenwärtig]], d.h. noch nicht äußerlich sichtbar oder messbar vorhanden, sondern gehört der [[Zukunft]] an, aus der es uns entgegenkommt. Und doch liegt in diesem Werdenden, das ''jetzt'' noch keine äußerlich [[real]]e [[Existenz]] hat, die [[wirklich]]e gestaltende [[Kraft]], die das zukünftige Sein bestimmt. |
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| {{GZ|Die Wahrheit ist aber nichts, | | Bereits der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechische]] [[Wikipedia:Philosoph|Philosoph]] [[Heraklit]] betonte im Gegensatz zu [[Parmenides]], dass das Wesen alles Seins im Werden begründet ist. Er vergleicht das Sein mit einem Fluss, in den man kein zweites Mal steigen könne: ''"Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht."'' {{Lit|Heraklit, S 132<ref>Das Fragment 49a gilt allerdings nur als vage Anlehnung an den Originaltext, der gesamte zweite Teil ist nicht authentisch; vgl. Held: ''Heraklit, Parmenides und der Anfang von Philosophie und Wissenschaft'', S. 326</ref>}}. Der [[spätantike]] [[Aristoteles]]-Kommentator [[Wikipedia:Simplikios|Simplikios]]<ref>[[Wikipedia:Hermann Diels|Hermann Diels]]: ''Simplicius, In Aristotelis physicorum libros quattuor posteriores commentaria''. Reimer, Berlin 1895 (Nachdr. de Gruyter 1954), ([[Wikipedia:Commentaria in Aristotelem Graeca|Commentaria in Aristotelem Graeca]] 10) S. 1313.</ref> fasste das später zusammen in die berühmte Kurzformel "[[panta rhei]]" ({{ELSalt|πάντα ῥεῖ}}, „Alles fließt“). |
| worüber man [[Meinung]]en haben kann. Eine Wahrheit weiß man, oder
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| man weiß sie nicht. Es kann niemand sagen, daß die drei Winkel im
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| Dreieck 725 Grad haben statt 180.|93|108}}
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| == Was ist Wahrheit? ==
| | [[Rudolf Steiner]] bemerkte dazu: |
| [[Bild:Was_ist_Wahrheit.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Nikolai Nikolajewitsch Ge|Nikolai Nikolajewitsch Ge]]: ''Was ist Wahrheit'' – Quid est veritas? (1890); [[Pontius Pilatus]] zu [[Jesus von Nazareth|Jesus]] {{Bibel|Joh|18|38|LUT}}.]] | |
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| Solange die Menschen noch von der alten Götterweisheit, die sie [[Hellsehen|hellsichtig]] empfangen hatten, zehren konnten, und sei es auch nur durch Überlieferung, solange brauchten sie die Frage nach der Wahrheit nicht zu stellen. [[Paulus]], als er noch Saulus war, vertraute noch ganz auf diese alte Offenbarung. Ein letzter Rest dieser - mittlerweile freilich substanzlos gewordenen - Gesinnung lebt noch in dem [[Wikipedia:1870|1870]] festgeschriebenen [[Wikipedia:Dogma|Dogma]] der [[Wikipedia:Päpstliche Unfehlbarkeit|Päpstlichen Unfehlbarkeit]] für alle [[Wikipedia:ex cathedra|ex cathedra]] verkündigten [[Glaube]]ns- und [[Moral|Sittenlehren]]. Quelle der Wahrheit ist hier nicht der [[Mensch]], aber ein allmächtiger Gott kann nach dem Anspruch dieses Dogmas die Unfehlbarkeit eines Menschen, nämlich des [[Wikipedia:Papst|Papst]]es, bewirken.
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| [[Pilatus]], als er den [[Christus]] verhörte, konnte sich der Wahrheit nicht mehr sicher sein:
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| {{Zitat|33 Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
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| 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir's andere über mich gesagt?
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| 35 Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?
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| 36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.
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| 37 Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
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| 38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.|[[Johannesevangelium]]|{{BB|Joh|18|33-38|LUT}}}}
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| Durch [[Luzifer]] war der [[Mensch]] in die [[irdisch]]-[[sinnliche Welt]] versetzt worden. Dadurch kam er zugleich immer mehr in den Einflussbereich [[Ahriman]]s und verfiel dem [[Irrtum]] und der [[Sünde]].
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| <div style="margin-left:20px"> | | <div style="margin-left:20px"> |
| "Dadurch, daß der Mensch verfrüht herunterversetzt | | "... daß alles dasjenige, was wir als das |
| worden ist in die irdische Sphäre, daß ihn seine irdischen Interessen
| | Sein bezeichnen, oder was wir als das Sein den Dingen, den Wesen |
| und Begierden heruntergedrängt haben, dadurch kam es anders, wie es | | beilegen, in einem lebendigen Verhältnis zum Werden steht, und zwar |
| sonst gekommen wäre in der Mitte der atlantischen Zeit.
| | in einem eigentümlichen Verhältnis zum Werden. In Wahrheit ist |
| | weder der alte Satz des Parmenides von dem starren Sein, noch der |
| | Satz des Heraklit von dem Werden, wahr. Es ist in der Welt Sein und |
| | Werden, aber nur: Das Werden ist lebendig, das Sein ist immer tot; |
| | und jedes Sein ist ein Leichnam des Werdens. Finden Sie irgendwo ein |
| | Sein, zum Beispiel in der sich um uns ausbreitenden Natur, so antwortet |
| | Ihnen die Geisteswissenschaft darauf: Dieses Sein — lesen Sie |
| | das in der «Geheimwissenschaft» - ist dadurch entstanden, daß einmal |
| | ein Werden war, und dieses Werden hat seinen Leichnam zurückgelassen, |
| | dasjenige, was uns gegenwärtig als Sein umgibt. Das Sein ist |
| | das Tote, das Werden ist das Lebendige!" {{Lit|{{G|176|182}}}} |
| | </div> |
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| Dadurch haben sich hineingemischt in das, was der Mensch hat
| | Für [[Aristoteles]] ist alles Werden durch das Zusammenspiel von [[Akt und Potenz]] bedingt, indem der verwirklichende Akt die bloße [[Möglichkeit]] (''Potenz'') zum realen [[Sein]] erhebt. Diese Lehre wurde später von [[Thomas von Aquin]] aufgegriffen und im [[christlich]]en Sinn gedeutet. Die [[Urmaterie]], die «[[materia prima]]», ist reine [[Potenz]] und [[Gott]], als die höchste Quelle der [[schöpferisch]]en Aktivität, ist «[[actus purus]]». |
| sehen und begreifen können, die ahrimanischen Geister, diejenigen
| |
| Geister, die eben auch mit dem Namen mephistophelische Geister
| |
| bezeichnet werden können. Dadurch verfiel der Mensch in Irrtum,
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| verfiel in das, was man eigentlich erst die bewußte Sünde nennen
| |
| könnte. Also von der Mitte der atlantischen Zeit an wirkt auf den
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| Menschen die Schar der ahrimanischen Geister ein. Wozu hat nun diese
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| Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Menschen verführt?
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| Sie hat ihn dazu verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist,
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| für stofflich, für materiell hält, daß er nicht durch dieses Stoffliche
| |
| hindurchsieht auf die wahren Untergründe des Stofflichen, auf das
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| Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jeder Pflanze und in
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| jedem Tier das Geistige sehen, er würde niemals verfallen sein in
| |
| Irrtum und damit in das Böse, sondern der Mensch würde, wenn nur
| |
| die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt hätten, bewahrt geblieben
| |
| sein vor jenen Illusionen, denen er immer verfallen muß, wenn er nur
| |
| auf die Aussage der Sinneswelt baut." {{Lit|{{G|107|244ff}}}}
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| </div>
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| Erst nachdem der Mensch gelernt hatte, sich seines eigenen [[Verstand]]es zu bedienen, der aber eben auch durch den Einfluss [[Ahriman]]s dem [[Irrtum]] unterliegen kann, stellt sich immer wieder die Frage, die auch [[Pontius Pilatus]] stellen musste: „Was ist Wahrheit?“
| | [[Hegel]] setzte zwar als Anfang das Sein, dem sich aber das Nichts entgegensetzt; die höhere Einheit beider, ihre [[Synthese]], ist das ''Werden''. In seiner [[Wikipedia:Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften|Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften]] schreibt er: |
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| <div style="margin-left:20px"> | | <div style="margin-left:20px"> |
| "Unter | | "'''§86''' Das reine Sein macht den Anfang, weil es sowohl reiner Gedanke als das unbestimmte, einfache Unmittelbare ist, der erste Anfang aber nichts Vermitteltes und weiter Bestimmtes sein kann [...] |
| den hebräischen Menschen gab es Schriftgelehrte, die aus der Schrift
| |
| wußten, was da noch aufbewahrt worden war von der alten Götterweisheit
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| her. Aus diesen Schriftgelehrten heraus entstand das Urteil,
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| das den Christus Jesus zum Tode verurteilt hat. Solch ein Mensch wie
| |
| Paulus, als er noch Saulus war, sieht also hinauf zu der Urgötterweisheit. Aus der strömt herunter bis zu den Schriftgelehrten seiner Zeit
| |
| dasjenige, was diese Götterweisheit dem Menschen geworden ist. Indem
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| hervorragende Menschen sich hingegeben haben dem Schrifttum,
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| konnte diese Götterweisheit nur dazu führen, daß gerechte Urteile
| |
| gesprochen wurden. Ein Unschuldiger, der zum Kreuzestod verurteilt
| |
| wird: unmöglich, unmöglich! wenn sich alles so vollzog, wie es sich
| |
| vollzogen hat bei der Verurteilung des Christus Jesus. Nur der römische
| |
| Landpfleger Pontius Pilatus, der war schon instinktiv hineinverstrickt
| |
| in eine ganz andere Weltanschauung, der konnte das inhaltsvolle
| |
| Wort aussprechen: Was ist Wahrheit? - Für Paulus, als er noch
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| Saulus war, war keine Möglichkeit, auch nur daran zu denken, daß
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| das, was nach gerechtem Urteile sich vollzogen hat, nicht hätte Wahrheit
| |
| sein sollen.
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| Zu welcher Überzeugung mußte sich denn Paulus durchringen? Zu
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| der Überzeugung, daß bei den Menschen Irrtum sein kann dasjenige,
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| was einmal von den Göttern als Wahrheit gekommen ist, daß die Menschen
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| es haben zum Irrtume machen können, zu solch starkem Irrtum,
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| daß der Schuldloseste durch den Kreuzestod geht.
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| Um ganz klar zu werden, machen wir uns davon eine schematische
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| Zeichnung:
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| [[Datei:GA211 118.gif|center|500px|GA 211, S 118]]
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| Ursprüngliche Götterweisheit, sie strömt herunter bis zu der Weisheit
| |
| der Schriftgelehrten, die die Zeitgenossen des Mysteriums von
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| Golgatha innerhalb des Hebräertums waren (weiß). Da kann nur die
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| Wahrheit drinnen sein, so mußte Saulus denken. Aber man mußte anders
| |
| denken. Paulus, als er noch Saulus war, sagte sich: Ist das wirklich
| |
| der Christus, der Messias, der durch den Kreuzestod gegangen ist, so
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| muß da drinnen in dieser Strömung (rot) Irrtum sein. Da muß Irrtum
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| zugemischt sein der Wahrheit, denn der Irrtum muß es sein, der den
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| Christus ans Kreuz gebracht hat; das heißt, die einstige Götter Wahrheit
| |
| muß in den Menschen zum Irrtum geworden sein.
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| Selbstverständlich konnte der Saulus sich nur überzeugen durch die
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| Tatsache, daß das so ist. Nur der Christus selbst konnte ihn überzeugen,
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| wenn er ihm erschien, wie das durch das Ereignis von Damaskus
| |
| geschehen ist. Was bedeutete das aber für den Saulus? Das bedeutete,
| |
| daß eben nicht mehr die alte Götterweisheit war, sondern daß in diese
| |
| das [[Ahriman]]ische hereingeströmt war.
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| So kam Paulus dazu, einzusehen, daß die Menschheitsentwickelung
| |
| von einem Feinde ergriffen war, und daß dieser Feind der Quell des
| |
| Irrtums auf der Erde ist." {{Lit|{{G|211|117ff}}}}
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| </div>
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| === Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben ===
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| {{Textbox|<poem>Ich habe den MENSCHEN gesehn in seiner tiefsten
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| Gestalt,
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| ich kenne die Welt bis auf den Grundgehalt.
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| Ich weiß, daß Liebe, Liebe ihr tiefster Sinn,
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| und daß ich da, um immer mehr zu lieben, bin.
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| Ich breite die Arme aus, wie ER getan,
| |
| ich möchte die ganze Welt, wie ER, umfahn.
| |
| <small>Christian Morgenstern<ref>Christian Morgenstern: ''Wir fanden einen Pfad'', Piper, München 1914, S. 52</ref></small></poem>}}
| |
| Die Antwort auf die Frage des Pilatus nimmt der Christus schon während des [[Abendmahl|Letzten Abendmahls]] in seinen Abschiedsreden voraus, wie sie im [[Johannesevangelium]] überliefert sind, wenn er sagt: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben». Christus selbst ''ist'' die lebendige Wahrheit, zu der er auch den Weg bereitet - und dieser Weg führt durch den Christus zum [[Vater]], d.h. in das innerste Zentrum und die eigentliche Quelle des höchsten [[Gott|Göttlichen]]. Indem sich der Mensch aus freiem Entschluss auf ganz individuelle Weise mit der Christuskraft durchdringt, im Sinne des Paulinischen Wortes «[[Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir]]» {{Bibel|Gal|2|20|LUT}}, lebt in ihm die Wahrheit.
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| [[File:Christ at Rest, by Hans Holbein the Younger.jpg|mini|340px|[[Wikipedia:Hans Holbein der Jüngere|Hans Holbein der Jüngere]]: ''Christus im Elend'', 1519]]
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| {{Zitat|1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
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| 2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?
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| 3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.
| |
| 4 Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.
| |
| 5 Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?
| |
| 6 Jesus spricht zu ihm: '''Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben'''; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
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| 7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
| |
| 8 Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.
| |
| 9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?
| |
| 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke.
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| 11 Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt doch um der Werke willen.
| |
| 12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.
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| 13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
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| 14 Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.|[[Johannesevangelium]]|{{BB|Joh|14|1-14|LUT}}}}
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| === Ecce homo ===
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| In dem [[Christus Jesus]] ist die Wahrheit erstmals und in vollem Umfang leibhaftig Mensch geworden. Mit vollem Recht spricht Pilatus daher, als er den gegeißelten, blutüberströmten, in den purpurnen Königsmantel gehüllten und mit der [[Dornenkrone]] gekrönten Jesus Christus dem Volk präsentiert, sein [[Ecce homo]] ({{ELSalt|Ἰδοὺ ὁ ἄνθρωπος}} ''idoù ho ánthropos'' „Siehe, der Mensch“) {{Bibel|Joh|19|5|ELB}}.
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| Die Wahrheit erkennen heißt deshalb: ''Christus erkennen!'' Jenen Christus, dessen Wesen die reine Liebe ist, die sich frei verschenkt und darum auch Freiheit schenkt. Und wo immer ein Stück der Wahrheit erkannt wird, wird auch der Christus erkannt.
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| {{LZ|Wenn wir von
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| »Wahrheit« reden, meinen wir damit einen allgemeinen
| |
| Sinnverhalt, nämlich die Tatsache, daß wir irgend
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| etwas im Lichte der ewigen Wesenheit erkennen. Johannes
| |
| aber sagt im Prolog: Das ist ein bloßer Zwischengedanke, der nur bedingt gilt. Im Letzten ist die | |
| Wahrheit Er, der Logos; und Erkennen bedeutet im
| |
| Letzen, den Logos, Christus zu erkennen und alle
| |
| Dinge in Ihm.|Guardini, S. 103f}}
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| Und weil der Christus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist, ist auch die Wahrheit ''göttlich'' und ''menschlich'' zugleich.
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| == Wahrheitstheorien ==
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| {{Hauptartikel|Wahrheitstheorie}}
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| Im Lauf der [[Philosophiegeschichte]] wurden verschiedene [[Wahrheitstheorien]] entwickelt. Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten Ansätze:
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| {| class="wikitable zebra" style="width: 90%; margin-left: 2em; text-align: center;"
| |
| !width="20%"|''Position''
| |
| !width="38%"|''Wahrheitsdefinition''
| |
| !width="20%"|''Wahrheitsträger''
| |
| !width="22%"|''Wahrheitskriterium''
| |
| |-
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| |[[Ontologisch-metaphysische Korrespondenztheorie]]
| |
| |„Veritas est adaequatio intellectus et rei“<br />Wahrheit ist die Übereinstimmung von erkennendem Verstand und Sache
| |
| |Denken
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| |Sachen in der Welt
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| |-
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| | [[Dialektisch-materialistische Widerspiegelungstheorie]]
| |
| |Übereinstimmung zwischen Bewusstsein und objektiver Realität
| |
| |Bewusstsein (orthodoxer Marxismus)<br />oder Aussage (moderner Marxismus)
| |
| |Praxis<ref name="Wahrheit">Artikel „Wahrheit“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref>
| |
| |-
| |
| |[[Wikipedia:Wahrheit|Logisch-empiristische Bildtheorie]]
| |
| |Übereinstimmung der logischen Struktur des Satzes mit der des von ihm abgebildeten Sachverhalts
| |
| |Satzstruktur
| |
| |Struktur der Sachverhalte
| |
| |-
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| |[[Semantische Theorie der Wahrheit]]
| |
| |„x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“ (Für „p“ ist eine beliebige Aussage, für „x“ ein beliebiger Eigennahmen dieser Aussage einzusetzen.)
| |
| |Satz (der Objektsprache)
| |
| |Diskursuniversum (der Objektsprache)
| |
| |-
| |
| |[[Redundanztheorie]]
| |
| |Der Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen.
| |
| | Sätze
| |
| | –
| |
| |-
| |
| |[[Wikipedia:Wahrheit|Performative Theorie]]
| |
| |das, was man tut, wenn man sagt, eine Aussage sei wahr
| |
| |Handlung / Sprechakt / Selbstverpflichtung
| |
| |eigenes Verhalten
| |
| |-
| |
| |[[Kohärenztheorie der Wahrheit|Kohärenztheorie]]
| |
| |[[Widerspruchsfreiheit]] / Ableitungsbeziehungen einer Aussage zum System akzeptierter Aussagen
| |
| |Aussage
| |
| |Kein Widerspruch von Aussage und bereits akzeptiertem Aussage-System
| |
| |-
| |
| |[[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsensustheorie]]
| |
| |[[diskurs]]iv einlösbarer [[Geltungsanspruch]], der mit einem konstativen Sprechakt verbunden ist
| |
| |Aussage/Proposition<ref name="Habermas">Jürgen Habermas: ''Wahrheitstheorien''. In: [[Wikipedia:Helmut Fahrenbach|Helmut Fahrenbach]] (Hrsg.): ''Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag''. Neske, Pfullingen 1973, S. 211–265, hier S. 249: „Nur Aussagen können wahr oder falsch sein.“</ref>
| |
| |begründeter Konsens unter Bedingungen einer idealen Sprechsituation<ref name="Habermas" />
| |
| |-
| |
| |}
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| | |
| == Die Wahrheit ist ein freies schöpferisches Erzeugnis des Menschen ==
| |
| [[Datei:GA3.jpg|thumb|200px|]]
| |
| | |
| {{Zitat|Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.|Johannes-Evangelium|{{BB|Joh|8|31-32|LUT}}}}
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| [[Rudolf Steiner]]s Wahrheitsbegriff deckt sich in ihrem wesentlichen Kern mit ''keiner'' der genannten [[Wahrheitstheorien]], sondern ist auf die [[schöpfer]]ische [[Freiheit]] des [[Individuum|individuellen]] Menschen gegründet.
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| Für [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]], an den Rudolf Steiner in seiner Dissertation anknüpft, muss die Wahrheit ''„thätig und mit Freiheit hervorgebracht werden, durch Anstrengung und eigne Kraftanwendung“''<ref>Johann Gottlieb Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit. In: Johann Gottlieb Fichte: Werke. Bd. 8, S. 351</ref> und besteht letztlich darin, ''mit sich selbst'' übereinstimmend zu denken.
| |
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| {{Zitat|Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das leztere, so können wir des erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bey allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Übereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie andre denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von aussen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie andre denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch andre. – Mit denen übereinzustimmend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?|Johann Gottlieb Fichte|Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit|ref=<ref>[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Fichte/Fichte_Ueber_Belebung_und_Erhoehung_des_reinen_Interesses_fuer_Wahrheit.pdf Johann Gottlieb Fichte: ''Über Belebung und Erhöhung des reinen Interesses für Wahrheit'']</ref>}}
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| | |
| Wahrheit ist nichts fertig in der Welt Vorhandenes, sondern etwas [[Freiheit|frei]] und [[Individualität|individuell]] durch das [[Ich]] zu Schaffendes - diesen Standpunkt hat auch [[Rudolf Steiner]] in seinem [[Philosophie|philosophischen]] Grundlagenwerk «[[Wahrheit und Wissenschaft]]» (1892) vertreten:
| |
| | |
| {{GZ|Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass die Wahrheit
| |
| nicht, wie man gewöhnlich annimmt, die ideelle
| |
| Abspiegelung von irgendeinem Realen ist, sondern ein freies
| |
| Erzeugnis des Menschengeistes, das überhaupt nirgends
| |
| existierte, wenn wir es nicht selbst hervorbrächten. Die
| |
| Aufgabe der Erkenntnis ist nicht: etwas schon anderwärts
| |
| Vorhandenes in begrifflicher Form zu wiederholen, sondern
| |
| die: ein ganz neues Gebiet zu schaffen, das mit der
| |
| sinnenfällig gegebenen Welt zusammen erst die volle
| |
| Wirklichkeit ergibt. Damit ist die höchste Tätigkeit des
| |
| Menschen, sein geistiges Schaffen, organisch dem
| |
| allgemeinen Weltgeschehen eingegliedert. Ohne diese
| |
| Tätigkeit wäre das Weltgeschehen gar nicht als in sich
| |
| abgeschlossene Ganzheit zu denken. Der Mensch ist dem
| |
| Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger
| |
| Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich
| |
| wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht,
| |
| sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das
| |
| Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des
| |
| Universums.|3|11f|11}}
| |
| | |
| Rudlof Steiner sieht sich damit im Einklang mit [[Goethe]]:
| |
| | |
| {{GZ|Dem
| |
| einzelnen Menschen erscheint die Wahrheit in einem
| |
| individuellen Kleide. Sie passt sich der Eigenart seiner
| |
| Persönlichkeit an. Besonders für die höchsten, dem Menschen
| |
| wichtigsten Wahrheiten gilt dies. Um sie zu gewinnen,
| |
| überträgt der Mensch seine geistigen, intimsten Erlebnisse auf
| |
| die angeschaute Welt und mit ihnen zugleich das Eigenartigste
| |
| seiner Persönlichkeit. Es gibt auch allgemeingültige
| |
| Wahrheiten, die jeder Mensch aufnimmt, ohne ihnen eine
| |
| individuelle Färbung zu geben. Dies sind aber die
| |
| oberflächlichsten, die trivialsten. Sie entsprechen dem
| |
| allgemeinen Gattungscharakter der
| |
| Menschen, der bei allen der gleiche ist. Gewisse
| |
| Eigenschaften, die in allen Menschen gleich sind, erzeugen über
| |
| die Dinge auch gleiche Urteile. Die Art, wie die Menschen die
| |
| Dinge nach Maß und Zahl ansehen, ist bei allen gleich. Daher
| |
| finden alle die gleichen mathematischen Wahrheiten. In den
| |
| Eigenschaften aber, in denen sich die Einzelpersönlichkeit von
| |
| dem allgemeinen Gattungscharakter abhebt, liegt auch der
| |
| Grund zu den individuellen Ausgestaltungen der Wahrheit.
| |
| Nicht darauf kommt es an, dass in dem einen Menschen die
| |
| Wahrheit anders erscheint als in dem andern, sondern darauf,
| |
| dass alle zum Vorschein kommenden individuellen Gestalten
| |
| einem einzigen Ganzen angehören, der einheitlichen ideellen
| |
| Welt. Die Wahrheit spricht im Innern der einzelnen Menschen
| |
| verschiedene Sprachen und Dialekte; in jedem großen
| |
| Menschen spricht sie eine eigene Sprache, die nur dieser einen
| |
| Persönlichkeit zukommt. Aber es ist immer die eine Wahrheit,
| |
| die da spricht. «Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur
| |
| Außenwelt, so heiß' ich's Wahrheit. Und so kann jeder seine
| |
| eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.» Dies
| |
| ist Goethes Meinung.|6|65f|59}}
| |
| | |
| Die „eine einzige Wahrheit“ kann sich nur auf das Vergangene, Gewordene, Tote beziehen - und versagt gegenüber dem [[Leben]]digen.
| |
| | |
| {{GZ|Dasjenige, was in dem gewöhnlichen Sinne des physischen Planes als wahr gilt,
| |
| das kann sich im Grunde genommen, wenn wir unter Wahrheit verstehen, die Übereinstimmung
| |
| mit dem, was schon ist, nur auf das Vergangene, das heißt auf das Notwendige
| |
| beziehen. Was im lebendigen Entstehen ist, das müssen wir immer produzieren.
| |
| Darinnen müssen wir leben. Darinnen müssen wir uns gerade aus dem Notwendigen
| |
| herausfließende, lebendige Begriffe aneignen gegenüber dem Lebendigen.
| |
| Da können wir nicht auf etwas, womit der Begriff übereinstimmt, hinschauen,
| |
| sondern nur in dem Begriff selber leben.|163|88}}
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| Ganz deutlich betonte Rudolf Steiner diesen schöpferischen Charakter des Erkennens auch in dem Ausblick, mit dem seine 1900 veröffentlichen „[[Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert]]“ ausklingen, die später zu „[[Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt]]“ ([[GA 18]]) erweitert wurden:
| | '''§87''' Dieses reine Sein ist nun die reine Abstraktion, damit das Absolut-Negative, welches, gleichfalls unmittelbar genommen, das Nichts ist [...] |
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| {{LZ|Wenn ich mit meinen Gedanken die Dinge durchdringe, so füge ich also ein seinem Wesen nach in mir Erlebtes zu den Dingen hinzu. Das Wesen der Dinge kommt mir nicht aus ihnen, sondern ich füge es zu ihnen hinzu. Ich erschaffe eine Ideenwelt, die mir als Wesen der Dinge gilt. Die Dinge erhalten durch mich ihr Wesen. Es ist also unmöglich, nach dem Wesen des Seins zu fragen. Im Erkennen der Ideen enthüllt sich mir gar nichts, was in den Dingen einen Bestand hat. Die Ideenwelt ist mein Erlebnis. Sie ist in keiner anderen Form vorhanden als in der von mir erlebten.|Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Berlin 1900, [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf#page=370&view=Fit S. 188]}}
| | '''§88''' Das Nichts ist als dieses unmittelbare, sich selbst gleiche, ebenso umgekehrt dasselbe, was das Sein ist. Die Wahrheit des Seins sowie des Nichts ist daher die Einheit beider; diese Einheit ist das Werden." {{Lit|Hegel, S 182ff.}} |
| | |
| Schon in den «[[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hatte Rudolf Steiner geschrieben, dass der Mensch zwangsläufig einen offenbaren oder verhüllten [[Anthropomorphismus]] in seine [[Erkenntnis]]tätigkeit hineinträgt, ja, dass dadurch, wenn es in richtiger Weise geschieht, überhaupt erst Erkenntnis möglich wird. Er entfernt sich dadurch keineswegs von der Wirklichkeit, die grundsätzlich nur in einem Subjekt und Objekt übergreifenden Prozess zu erreichen ist:
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Der Mensch muß die Dinge aus seinem Geiste sprechen
| |
| lassen, wenn er ihr Wesen erkennen will. Alles, was er über
| |
| dieses Wesen zu sagen hat, ist den geistigen Erlebnissen seines
| |
| Innern entlehnt. Nur von sich aus kann der Mensch die
| |
| Welt beurteilen. Er muß anthropomorphisch denken. In die
| |
| einfachste Erscheinung, z. B. in den Stoß zweier Körper
| |
| bringt man einen Anthropomorphismus hinein, wenn man
| |
| sich darüber ausspricht. Das Urteil: «Der eine Körper
| |
| stößt den andern», ist bereits anthropomorphisch. Denn
| |
| man muß, wenn man über die bloße Beobachtung des Vorganges
| |
| hinauskommen will, das Erlebnis auf ihn übertragen,
| |
| das unser eigener Körper hat, wenn er einen Körper
| |
| der Außenwelt in Bewegung versetzt. Alle physikalischen
| |
| Erklärungen sind versteckte Anthropomorphismen. Man
| |
| vermenschlicht die Natur, wenn man sie erklärt, man legt
| |
| die inneren Erlebnisse des Menschen in sie hinein. Aber
| |
| diese subjektiven Erlebnisse sind das innere Wesen der
| |
| Dinge. Und man kann daher nicht sagen, daß der Mensch
| |
| die objektive Wahrheit, das «An sich» der Dinge nicht erkenne,
| |
| weil er sich nur subjektive Vorstellungen über sie
| |
| machen kann.<ref>Goethes Anschauungen stehen in dem denkbar schärfsten Gegensatz
| |
| zur Kantschen Philosophie. Diese geht von der Auffassung aus, daß
| |
| die Vorstellungswelt von den Gesetzen des menschlichen Geistes beherrscht
| |
| werde und deshalb alles, was ihr von außen entgegengebracht
| |
| wird, in ihr nur als subjektiver Abglanz vorhanden sein könne.
| |
| Der Mensch nehme nicht das «An sich» der Dinge wahr, sondern die
| |
| Erscheinung, die dadurch entsteht, daß die Dinge ihn affizieren und
| |
| er diese Affektionen nach den Gesetzen seines Verstandes und seiner
| |
| Vernunft verbindet. Daß durch diese Vernunft das Wesen der Dinge
| |
| spricht, davon haben Kant und die Kantianer keine Ahnung. Deshalb
| |
| konnte die Kantsche Philosophie für Goethe nie etwas bedeuten.
| |
| Wenn er sich einzelne ihrer Sätze aneignete, so gab er ihnen einen
| |
| völlig anderen Sinn, als sie innerhalb der Lehre ihres Urhebers
| |
| haben. Es ist durch eine Notiz, die erst nach Eröffnung des Weimarischen
| |
| Goethe-Archivs bekannt geworden ist, klar, daß Goethe den
| |
| Gegensatz seiner Weltauffassung und der Kantschen sehr wohl
| |
| durchschaute. Für ihn liegt der Grundfehler Kants darin, daß dieser
| |
| «das ''subjektive'' Erkenntnisvermögen nun selbst als ''Objekt'' betrachtet
| |
| und den Punkt, wo ''subjektiv'' und ''objektiv'' zusammentreffen,
| |
| zwar scharf aber nicht ganz richtig sondert». Subjektiv und objektiv
| |
| treten zusammen, wenn der Mensch das, was die Außenwelt ausspricht,
| |
| und das, was sein Inneres vernehmen läßt, zum ''einigen'' Wesen
| |
| der Dinge verbindet. Dann hört aber der Gegensatz von subjektiv
| |
| und objektiv ganz auf; er verschwindet in der geeinten Wirklichkeit.
| |
| Ich habe darauf schon hingedeutet in dieser Schrift S. 218 ff.
| |
| Gegen meine damaligen Ausführungen polemisiert nun K. ''Vorländer''
| |
| im 1. Heft der «Kantstudien». Er findet, daß meine Anschauung
| |
| über den Gegensatz von Goethescher und Kantscher Weltauffassung
| |
| «mindestens stark einseitig und mit klaren Selbstzeugnissen
| |
| Goethes in Widerspruch» sei und sich «aus dem völligen Mißverständnis
| |
| der transzendentalen Methode» Kants von meiner Seite
| |
| erkläre. ''Vorländer'' hat keine Ahnung von der Weltanschauung, in
| |
| der Goethe lebte. Mit ihm zu polemisieren würde mir gar nichts
| |
| nützen, denn wir sprechen verschiedene Sprachen. Wie klar sein
| |
| Denken ist, zeigt sich darin, daß er bei meinen Sätzen nie weiß, was
| |
| gemeint ist. Ich mache z. B. eine Bemerkung zu dem Goetheschen
| |
| Satze: «Sobald der Mensch die Gegenstände um sich her gewahr
| |
| wird, betrachtet er sie in bezug auf sich selbst, und mit Recht. Denn
| |
| es hängt sein ganzes Schicksal davon ab, ob sie ihm gefallen oder
| |
| mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen, ob sie ihm nützen oder
| |
| schaden. Diese ganz natürliche Art, die Sachen anzusehen und zu beurteilen, scheint so leicht zu sein, als sie notwendig ist . . . Ein weit
| |
| schwereres Tagewerk übernehmen diejenigen, deren lebhafter Trieb
| |
| nach Kenntnis die Gegenstände der Natur ''an sich selbst'' und in
| |
| ihren Verhältnissen untereinander zu beobachten strebt, sie suchen
| |
| und untersuchen, was ist, und nicht was behagt.» Meine Bemerkung
| |
| lautet: «Hier zeigt sich, wie Goethes Weltanschauung gerade der
| |
| entgegengesetzte Pol der Kantschen ist. Für Kant gibt es überhaupt
| |
| keine Ansicht über die Dinge, wie sie an sich sind, sondern nur wie
| |
| sie in bezug auf uns ''erscheinen''. Diese Ansicht läßt Goethe nur als
| |
| ganz untergeordnete Art gelten, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
| |
| zu setzen.» Dazu sagt ''Vorländer'': «Diese (Worte Goethes) wollen
| |
| weiter nichts als einleitend den trivialen Unterschied zwischen dem
| |
| Angenehmen und dem Wahren auseinandersetzen. Der Forscher soll
| |
| suchen, <''was ist'' und nicht was ''behagt''>. Wer, wie Steiner, die letztere
| |
| allerdings sehr untergeordnete Art, sich zu den Dingen in ein Verhältnis
| |
| zu setzen, als diejenige Kants zu bezeichnen wagt, dem ist zu
| |
| raten, daß er sich erst die Grundbegriffe der Kantschen Lehre, z. B.
| |
| den Unterschied von subjektiver und objektiver Empfindung, etwa
| |
| aus § 3 der Kr. d. U. klarmache.» Nun habe ich durchaus nicht, wie
| |
| aus meinem Satze klar hervorgeht, gesagt, daß jene Art, sich zu den
| |
| Dingen in ein Verhältnis zu setzen, die Kants ist, sondern daß Goethe
| |
| die Kantsche Auffassung vom Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt
| |
| nicht entsprechend dem Verhältnis findet, in dem der Mensch
| |
| zu den Dingen steht, wenn er erkennen will, wie sie an sich sind.
| |
| Goethe ist der Ansicht, daß die Kantsche Definition nicht dem
| |
| menschlichen Erkennen, sondern nur dem Verhältnisse entspricht,
| |
| in das sich der Mensch zu den Dingen setzt, wenn er sie in bezug auf
| |
| sein Gefallen und Mißfallen betrachtet. Wer einen Satz in einer solchen
| |
| Weise mißverstehen kann wie ''Vorländer'', der mag es sich ersparen,
| |
| andern Leuten Ratschläge zu geben über ihre philosophische
| |
| Ausbildung, und lieber erst sich die Fähigkeit aneignen, einen Satz
| |
| richtig ''lesen'' zu lernen. Goethesche Zitate aufsuchen und sie historisch
| |
| zusammenstellen kann jeder; sie im Sinne der Goetheschen
| |
| Weltanschauung deuten, kann jedenfalls ''Vorländer'' nicht.</ref> Von einer andern als einer subjektiven
| |
| menschlichen Wahrheit kann gar nicht die Rede sein. Denn
| |
| Wahrheit ist Hineinlegen subjektiver Erlebnisse in den objektiven
| |
| Erscheinungszusammenhang. Diese subjektiven
| |
| Erlebnisse können sogar einen ganz individuellen Charakter
| |
| annehmen. Sie sind dennoch der Ausdruck des inneren
| |
| Wesens der Dinge. Man kann in die Dinge nur hineinlegen,
| |
| was man selbst in sich erlebt hat. Demnach wird auch jeder
| |
| Mensch, gemäß seinen individuellen Erlebnissen etwas in
| |
| gewissem Sinne anderes in die Dinge hineinlegen. Wie ich
| |
| mir gewisse Vorgänge der Natur deute, ist für einen andern,
| |
| der nicht das gleiche innerlich erlebt hat, nicht ganz
| |
| zu verstehen. Es handelt sich aber gar nicht darum, daß alle
| |
| Menschen das gleiche über die Dinge denken, sondern nur
| |
| darum, daß sie, wenn sie über die Dinge denken, im Elemente
| |
| der Wahrheit leben. Man kann deshalb die Gedanken
| |
| eines andern nicht als solche betrachten und sie annehmen
| |
| oder ablehnen, sondern man soll sie als die Verkünder
| |
| seiner Individualität ansehen. «Diejenigen, welche
| |
| widersprechen und streiten, sollten mitunter bedenken, daß
| |
| nicht jede Sprache jedem verständlich sei» (Natw. Schr.,
| |
| 4. Bd., 2. Abt., S. 355). Eine Philosophie kann niemals eine
| |
| allgemeingültige Wahrheit überliefern, sondern sie schildert
| |
| die inneren Erlebnisse des Philosophen, durch die er
| |
| die äußeren Erscheinungen deutet.
| |
| | |
| Wenn ein Ding durch das Organ des menschlichen Geistes
| |
| seine Wesenheit ausspricht, so kommt die volle Wirklichkeit
| |
| nur durch den Zusammenfluß des äußeren Objektiven
| |
| und des inneren Subjektiven zustande. Weder durch einseitiges
| |
| Beobachten, noch durch einseitiges Denken erkennt
| |
| der Mensch die Wirklichkeit. Diese ist nicht als etwas Fertiges
| |
| in der objektiven Welt vorhanden, sondern wird erst
| |
| durch den menschlichen Geist in Verbindung mit den Dingen
| |
| hervorgebracht. Die objektiven Dinge sind nur ein Teil
| |
| der Wirklichkeit. Wer ausschließlich die sinnliche Erfahrung
| |
| anpreist, dem muß man mit Goethe erwidern, «daß
| |
| die Erfahrung nur die Hälfte der Erfahrung ist» (Natw.
| |
| Schr., 4. Bd., 2. Abt., S. 503). «Alles Faktische ist schon
| |
| Theorie», d. h. es offenbart sich im menschlichen Geiste ein
| |
| Ideelles, wenn er ein Faktisches betrachtet. Diese Weltauffassung,
| |
| die in den Ideen die Wesenheit der Dinge erkennt
| |
| und die Erkenntnis auffaßt als ein Einleben in das Wesen
| |
| der Dinge, ist nicht ''[[Mystik]]''. Sie hat aber mit der Mystik das
| |
| gemein, daß sie die objektive Wahrheit nicht als etwas in
| |
| der Außenwelt Vorhandenes betrachtet, sondern als etwas,
| |
| das sich im Innern des Menschen wirklich ergreifen läßt.
| |
| Die entgegengesetzte Weltanschauung versetzt die Gründe
| |
| der Dinge hinter die Erscheinungen, in ein der menschlichen
| |
| Erfahrung jenseitiges Gebiet. Sie kann nun entweder sich
| |
| einem blinden ''[[Glauben]]'' an diese Gründe hingeben, der von
| |
| einer positiven Offenbarungsreligion seinen Inhalt erhält,
| |
| oder Verstandeshypothesen und Theorien darüber aufstellen,
| |
| wie dieses jenseitige Gebiet der Wirklichkeit beschaffen
| |
| ist. Der Mystiker sowohl wie der Bekenner der Goetheschen | |
| Weltanschauung lehnen sowohl den Glauben an ein
| |
| Jenseitiges, wie auch die Hypothesen über ein solches ab,
| |
| und halten sich an das wirkliche Geistige, das sich in dem
| |
| Menschen selbst ausspricht." {{Lit|{{G|1|335ff|335}}}}
| |
| </div> | | </div> |
|
| |
|
| == Subjekt und Objekt ==
| | Hegels [[dialektisch]]en Ansatz erläutert Steiner so: |
| {{Textbox|<poem><center><small>Johann Wolfgang Goethe</small>
| |
| Vermächtnis</center>
| |
| Kein Wesen kann zu nichts zerfallen!
| |
| Das Ewge regt sich fort in allen,
| |
| Am Sein erhalte dich beglückt!
| |
| Das Sein ist ewig: denn Gesetze
| |
| Bewahren die lebendgen Schätze,
| |
| Aus welchen sich das All geschmückt.
| |
| | |
| Das Wahre war schon längst gefunden,
| |
| Hat edle Geisterschaft verbunden;
| |
| Das alte Wahre, faß es an!
| |
| Verdank es, Erdensohn, dem Weisen,
| |
| Der ihr, die Sonne zu umkreisen,
| |
| Und dem Geschwister wies die Bahn,
| |
| | |
| Sofort nun wende dich nach innen:
| |
| Das Zentrum findest du da drinnen,
| |
| Woran kein Edler zweifeln mag.
| |
| Wirst keine Regel da vermissen:
| |
| Denn das selbständige Gewissen
| |
| Ist Sonne deinem Sittentag.
| |
| | |
| Den Sinnen hast du dann zu trauen,
| |
| Kein Falsches lassen sie dich schauen,
| |
| Wenn dein Verstand dich wach erhält.
| |
| Mit frischem Blick bemerke freudig
| |
| Und wandle sicher wie geschmeidig,
| |
| Durch Auen reichbegabter Welt.
| |
| | |
| Genieße mäßig Füll und Segen;
| |
| Vernunft sei überall zugegen,
| |
| Wo Leben sich des Lebens freut.
| |
| Dann ist Vergangenheit beständig,
| |
| Das Künftige voraus lebendige
| |
| Der Augenblick ist Ewigkeit.
| |
| | |
| Und war es endlich dir gelungen,
| |
| Und bist du vom Gefühl durchdrungen:
| |
| Was fruchtbar ist, allein ist wahr –
| |
| Du prüfst das allgemeine Walten,
| |
| Es wird nach seiner Weise schalten,
| |
| Geselle dich zur kleinsten Schar.
| |
| | |
| Und wie von alters her, im stillen,
| |
| Ein Liebewerk nach eignem Willen
| |
| Der Philosoph, der Dichter schuf,
| |
| So wirst du schönste Gunst erzielen:
| |
| Denn edlen Seelen vorzufühlen
| |
| Ist wünschenswertester Beruf. <small><ref>Goethe: ''Gedichte - Ausgabe letzter Hand 1827'', Goethe-BA Bd. 1, 541 [http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gedichte/Gedichte+%28Ausgabe+letzter+Hand.+1827%29/Gott+und+Welt/Verm%C3%A4chtnis]</ref></small></poem>}}
| |
| | |
| Tatsächlich lässt sich der Begriff der Wahrheit nur im [[Subjekt]] und [[Objekt]] übergreifenden, [[individuell]]en Bezug auf die [[Wirklichkeit]] sinnvoll formulieren, womit aber keineswegs ein willkürlicher [[Relativismus]] begründet wird. Der [[Quantenchemiker]] [[Hans Primas]] schreibt dazu:
| |
| | |
| {{LZ|In der von
| |
| René Descartes (1596 - 1650) begründeten
| |
| Philosophie zerlegt das Subjekt die Welt in
| |
| einfache Sachverhalte und betrachtet die objektive
| |
| Welt einfach als Summe dieser elementaren
| |
| Sachverhalte. Dagegen steht in der
| |
| Quantenmechanik so etwas wie ein «[[Ding an sich]]» nicht mehr zur Diskussion. Ein Subjekt
| |
| ist ein Subjekt, weil es in Relation zu einem
| |
| Objekt steht. Ein Objekt ist ein Objekt, weil
| |
| es in Relation zu einem Subjekt steht. Das bisher
| |
| übliche Kompartimentalisierungsdenken
| |
| muß aufgegeben werden. Die Quantenmechanik
| |
| beschreibt die materielle Welt primär als
| |
| ein unteilbares Ganzes; das Heraustrennen
| |
| einzelner Objekte bedarf einer Rechtfertigung,
| |
| welche prinzipiell außerhalb der Prinzipien
| |
| der Quantenmechanik liegt.
| |
| | |
| In jeder ganzheitlichen Theorie kann man
| |
| über ein Phänomen in Klarheit und Deutlichkeit
| |
| nur sprechen, wenn man zugleich den
| |
| [[Kontext]] angibt, von dem aus es bestimmt ist.
| |
| Isolierte «Fakten» beweisen wenig, sie erlangen
| |
| ihren Beweiswert erst durch die Angabe
| |
| des Kontexts, in dem sie beobachtet wurden.
| |
| Jeder Kontext hat seine implizierten Vorgaben,
| |
| die wir als Bezugspunkte zur Beschreibung
| |
| der Natur auswahlen. Entscheidet man
| |
| sich für andere Vorgaben, so wählt man einen
| |
| anderen Kontext mit anderer Perspektive, so
| |
| daß die Natur anders gesehen wird.|Primas, S. 114f.}}
| |
| | |
| Ähnlich dachte schon [[Johann Wolfgang von Goethe]]:
| |
|
| |
|
| <div style="margin-left:20px"> | | <div style="margin-left:20px"> |
| "In monumentaler Weise hat Goethe den Gesichtspunkt der höchsten [[Erkenntnis]] in den Worten angedeutet: | | "Der Begriff, der den geringsten Inhalt und |
| | | den größten Umfang hat, ist der Begriff des Seins. Er ist in der Tat |
| «Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß' ich's Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.»<ref name=goethe>Goethe: ''Maximen und Reflexionen'' (1923){{Zeno-Werk|http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Aphorismen+und+Aufzeichnungen/Maximen+und+Reflexionen/Aus+%C2%BBKunst+und+Altertum%C2%AB/Vierten+Bandes+zweites+Heft.+1823|Maximen und Reflexionen, 4. Band, 2. Heft (1823)|Johann Wolfgang Goethe}}</ref>
| | derjenige Begriff, der im ganzen Umkreis unserer Welt anwendbar |
| | | ist, er hat den größten Umfang und den geringsten Inhalt. Wenn wir |
| Jeder hat seine eigene Wahrheit: weil jeder ein individuelles, besonderes Wesen neben und mit anderen ist. Diese anderen Wesen wirken auf ihn durch seine Organe. Von dem individuellen Standpunkte aus, auf den er gestellt ist, und je nach der Beschaffenheit seines Wahrnehmungsvermögens bildet er sich im Verkehr mit den Dingen seine eigene Wahrheit. Er gewinnt sein Verhältnis zu den Dingen. Tritt er dann in die Selbsterkenntnis ein, lernt er sein Verhältnis zu sich selbst kennen, dann löst sich seine besondere Wahrheit in die allgemeine Wahrheit auf; diese allgemeine Wahrheit ist in allen dieselbige.
| | vom Sein schlechtweg sprechen, ist nichts ausgesagt von der Art des |
| | | Seins. Von dem Begriff des Seins geht Hegel aus. Nun fragt es sich: |
| Das Verständnis für die Aufhebung des Individuellen, | | Wie kommt man hinaus über diesen Begriff des Seins ? Wir können |
| des einzelnen Ich zum All-Ich in der Persönlichkeit betrachten | | nicht stehenbleiben bei diesem Begriff, sonst bekommen wir kein |
| tiefere Naturen als das im Innern des Menschen sich
| | Begriffssystem. Wir müssen die Möglichkeit haben, ein Begriffssystem |
| offenbarende Geheimnis, als das Ur-Mysterium des Lebens.
| | zu gewinnen, indem wir Begriff aus Begriff herauswachsen |
| Auch dafür hat ''Goethe'' einen treffenden Ausspruch
| | lassen. Wie finden wir einen Anhaltspunkt dazu? Diesen Anhaltspunkt |
| gefunden: «Und so lang du das nicht hast,dieses: Stirb
| | finden wir eben in der dialektischen Methode, und zwar |
| und Werde! Bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen
| | wenn wir uns darüber klar werden, wie ein jeder Begriff in sich selber |
| Erde.»
| | noch etwas anderes enthält, als das, als was er zunächst erscheint. |
| | Es ist mit dem Begriff wie mit einer Wurzel. Die Wurzel |
| | enthält eigentlich die ganze Pflanze, die noch nicht herausgewachsen, |
| | sondern noch in ihr drinnen ist. Wenn wir die Wurzel anschauen, |
| | haben wir noch nicht alles, was da ist. Die Pflanze selber, die |
| | drin ist in der Wurzel, sehen wir nicht. Wenn wir nur mit äußeren |
| | Augen die Wurzel anschauen, sehen wir gerade nicht, was die Pflanze |
| | aus der Wurzel heraustreibt. So steckt auch in jedem Begriff etwas |
| | drin, was aus ihm herauswachsen kann, ebenso wie in der Wurzel etwas |
| | steckt, was aus ihr herauswachsen kann, und zwar steckt im Begriff |
| | des Seins das Gegenteil, das Nichts drin. Wenn wir den Begriff |
| | des Seins fassen, so umfaßt er alles Mögliche, was in der sinnlichen |
| | und in der übersinnlichen Welt auftauchen kann. Dadurch, daß er |
| | alles umfaßt, umfaßt er zugleich das «Nichts». Das «Nichts» steckt |
| | darinnen im «Sein», es sproßt heraus aus dem «Sein». Wenn wir das |
| | «Sein» innerlich betrachten, so sehen wir hier schon den Begriff des |
| | «Nichts» aus dem Begriff des «Seins» herauswachsen. Wenn wir uns |
| | eine Vorstellung von dem Begriff des Nichts machen wollen, so ist |
| | das ebenso schwer als es wichtig ist. Viele Leute, auch Philosophen, |
| | werden sagen, es sei überhaupt unmöglich, sich von dem Nichts eine |
| | Vorstellung zu machen. Das ist aber etwas, was innerhalb der Begriffswelt |
| | für den Anthroposophen ungeheuer wichtig ist, und es |
| | wird eine Zeit kommen, wenn die Anthroposophie mehr eingehen |
| | wird auf die Begriffe, da wird viel davon abhängen, daß gerade der |
| | Begriff des «Nichts» in der richtigen Weise gefaßt wird. Es leidet die |
| | Theosophie daran, daß der Begriff des «Nichts» unklar gefaßt wird. |
| | Deshalb ist ja die Theosophie zu einer Art «Emanationslehre» geworden, |
| | [Lücke in der Nachschrift] so als ob das Spätere aus dem |
| | Früheren hervorgegangen sei. |
|
| |
|
| Nicht eine gedankliche Wiederholung, sondern ein reeller
| | Denken Sie sich selbst einer äußeren Wirklichkeit gegenübergestellt, |
| Teil des Weltprozesses ist das, was sich im menschlichen
| | zum Beispiel zwei Menschen, und betrachten Sie diese nach |
| Innenleben abspielt. Die Welt wäre nicht, was sie ist, wenn
| | einem Gesichtspunkt, der nur von Ihnen selbst abhängt. Und betrachten |
| sich das zu ihr gehörige Glied in der menschlichen Seele | | Sie zum Beispiel zwei Menschen, einen großen und einen |
| nicht abspielte. Und nennt man das höchste, das dem Menschen | | kleinen, und denken Sie sich etwas über sie aus, bilden Sie sich einen |
| erreichbar ist, das Göttliche, dann muß man sagen,
| | Begriff, der nie gefaßt worden wäre, wenn Sie ihnen nicht gegenübergetreten |
| daß dieses Göttliche nicht als ein Äußeres vorhanden ist,
| | wären. Es ist ganz gleich, was Sie sich da über diese beiden |
| um ''bildlich'' im Menschengeiste wiederholt zu werden, sondern
| | Menschen denken, aber der Begriff wäre nicht gefaßt worden, |
| daß dieses Göttliche im Menschen ''erweckt'' wird. Dafür
| | wenn sie Ihnen nicht gegenübergetreten wären. Nehmen wir an, die |
| hat [[Angelus Silesius]] die rechten Worte gefunden: «Ich | | beiden hätten in Amerika gelebt, dann wären Sie als Europäer ihnen |
| weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben; werd'
| | niemals begegnet. Dadurch aber, daß Sie ihnen begegnet sind, |
| ich zu nicht, er muß von Not den Geist aufgeben.» «Gott
| | ist der Begriff «groß» und «klein» in Ihnen aufgetaucht. Es liegt also |
| mag nicht ''ohne mich'' ein einzig's Würmlein machen:
| | nicht an Ihnen, daß sich der Begriff des großen und des kleinen Menschen |
| erhalt' ich's nicht mit ihm, so muß es stracks zerkrachen.»
| | gebildet hat; Sie werden in sich selbst nichts finden, das zu Ihrem |
| Eine solche Behauptung kann nur der machen, welcher
| | Begriff von «groß» und «klein» hätte führen müssen. Auf der |
| voraussetzt, daß im Menschen etwas zum Vorschein
| | anderen Seite werden Sie die Urgründe, die zu dem Begriff hätten |
| kommt, ohne welches ein äußeres Wesen nicht existieren
| | führen müssen, auch in den beiden Menschen nicht finden. Sie mußten |
| kann. Wäre alles, was zum «Würmlein» gehört, auch ohne
| | erst den beiden Menschen gegenübertreten. So also liegt es nicht |
| den Menschen da, dann könnte man unmöglich davon sprechen,
| | an Ihnen, was sich da als Begriff gebildet hat, und es liegt auch nicht |
| daß es «zerkrachen» müßte, wenn der Mensch es
| | an dem großen oder kleinen Menschen; es ist etwas, was rein durch |
| nicht erhielte.
| | die Beziehung der Dinge zueinander, durch ihre Konstellation herbeigeführt |
| | worden ist. Jetzt aber wird dieser Begriff, der aus dem |
| | Nichts entstanden ist, ein Faktor, der in Ihnen fortwirkt. Sie können |
| | es sich nicht anders denken, als daß dieser Begriff aus dem |
| | Nichts durch die Beziehung der Dinge zueinander, durch die Konstellation |
| | hervorgehen kann. Aus der Beziehung, aus der Konstellation |
| | bildet so eine fortwährende Kraft etwas heraus, was dann fortwirkt. |
| | Das heißt, es entsteht ein Etwas aus dem Nichts. Das Nichts |
| | ist so durchaus ein reeller Faktor im Weltengeschehen, und Sie können |
| | dieses Weltengeschehen nie begreifen, wenn Sie das Nichts in |
| | dieser realen Bedeutung nicht erfaßt haben. Sie würden auch den Begriff |
| | des «Nirwana» besser verstehen, wenn Sie einen klaren Begriff |
| | vom Nichts hätten, wenn Sie einmal über den Begriff des Nichts |
| | meditiert hätten, was etwas durchaus Wirksames ist. |
|
| |
|
| Als geistiger Inhalt kommt der innerste Kern der Welt
| | Wir haben also aus dem Begriff des Seins den Begriff des Nichts |
| in der Selbsterkenntnis zum Leben. Das Erleben der Selbsterkenntnis | | herausgesponnen. Den nächsten Begriff findet man nun dadurch, |
| bedeutet für den Menschen Weben und Wirken
| | daß man diese beiden Begriffe miteinander verbindet. Wenn man |
| innerhalb des Weltenkernes." {{Lit|{{G|7|33f|33}}}}
| | «Sein» und «Nichtsein» miteinander verbindet, entsteht das «Werden |
| | ». Das «Werden» ist ein reicherer Begriff, der die beiden anderen |
| | schon in sich enthält. «Werden» ist ein fortwährender Übergang |
| | von Nichtsein zu Sein, das Vorhergehende vergeht, das Folgende |
| | entsteht. So haben Sie in dem Begriff «Werden» das Spiel der beiden |
| | Begriffe «Sein» und «Nichts». Von dem Begriff des Werdens ausgehend |
| | kommen Sie dann zu dem Begriff «Dasein». Es ist das, was als |
| | das Nächste an das Werden sich anschließt: das Starrwerden des |
| | Werdens ist das «Dasein», ein abgeschlossenes Werden. Dem «Dasein» muß ein Werden vorangehen. Was haben wir nun davon, |
| | wenn wir solche vier Begriffe innerlich uns ausgestaltet und sie so |
| | gewonnen haben? Wir haben sehr viel davon. Wir denken nun bei |
| | dem Begriff des Werdens nichts anderes, als was wir hier als Inhalt |
| | das Begriffs kennengelernt haben. Wir müssen alles ausschließen, |
| | was nicht zu dem Begriff gehört. Wer richtig dialektisch geschult ist, |
| | der hat, wenn von «Werden» gesprochen wird, in diesem Begriff |
| | nichts anderes als das Ineinanderspielen von «Sein» und «Nichts». |
| | Wenn der dialektisch geschulte Denker vom «Werden» spricht, so |
| | ist das ein ebenso bestimmter Begriff, wie wenn er von dem Begriff |
| | «Dreieck» spricht. So ist die Dialektik gerade die wunderbarste |
| | Zucht des Denkens." {{Lit|{{G|108|247ff}}}} |
| </div> | | </div> |
|
| |
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| Oder wie es [[Johannes Scottus Eriugena]] mit dem Hinweis auf [[Dionysius Areopagita]] ausdrückt:
| | Der Begriff des ''Werdens'' steht im Gegensatz zu dem des ''Gewordenen''. Ersterer bezieht sich primär auf die lebendige Welt des [[Äther]]ischen, letzterer auf die [[physische Welt]], die das Insgesamt des Gewordenen darstellt. Um einen wirklichkeitsgemäßen Begriff des Werdens zu fassen, genügt es nicht, Veränderungen des Gewordenen aus dem gesetzmäßigen Zusammenwirken von Teilelementen des Gewordenen abzuleiten. Damit kommt man aus dem Bereich des Gewordenen nicht heraus; das Gewordene bleibt ein Gewordenes, auch wenn es sich im [[Zeit]]enlauf gesetzmäßig verändert. Erst dort, wo etwas in den Bereich des Gewordenen hereintritt, das zuvor nicht vorhanden war und auch nicht aus dem Vorhandenen abgeleitet werden kann, beginnt das lebendige Werden. Das Ätherische, das die Quelle des Werdens ist, erscheint aber aus der Sicht des [[Physisch]]en als ''Nichts'', als etwas nicht Vorhandenes, nicht [[Dasein|Daseiendes]]. Der Begriff des Werdens leitet zu dem der ''Schöpfung aus dem Nichts'' über, allerdings noch nicht im absoluten Sinn. Schreitet man nämlich vom Ätherischen weiter zum [[Astralisch]]en, so erscheint das Ätherische, allerdings nun in einem höheren und lebendigeren Sinn, ebenfalls wieder als etwas Gewordenes. Ähnlich ist es, wenn man vom Astralischen zum [[Geist]]igen vordringt; dann erscheint selbst das Astralische als etwas Geschaffenes. Erst im Geistigen selbst hat man die [[wahr]]e Quelle alles Werdens. Das Geistige entsteht aus nichts anderem, als aus sich selbst. Erst im Geistigen haben wir es mit einem reinen Schaffen zu tun, das auf kein Geschaffenes mehr zurückgreift. Hier erst verwirklicht sich die [[Schöpfung aus dem Nichts]] im absoluten Sinn. |
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| {{Zitat|Denn die Gedanken der Dinge sind wahrhaft die Dinge selbst, wie der heilige Dionysius sagt: „die Erkenntnis des Seienden ist das Seiende selbst;“ aber ihre uranfänglichen Ursachen und Gründe werden durch Denktätigkeit, nicht durch die Dinge selbst zur Vereinigung geführt.|Johannes Scottus Eriugena|''Über die Einteilung der Natur''|ref=<ref>Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): ''Über die Eintheilung der Natur'', Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 133f [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#page=140&view=Fit]</ref>}}
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| Die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]], ohne die unser [[Ich-Bewusstsein]] nicht möglich wäre, durch die sich aber die Wahrheit zunächst unter dem Schleier der Objekte verhüllt, wird durch das [[Ich]] auf jeweils [[individuell]]e Weise hervorgerufen und kann auch nur durch das individuelle Ich wieder enthüllt werden. Indem im [[Erkenntnis]]akt die Wahrheit aufleuchtet, wird die durch unser [[Ich-Bewusstsein]] aufgerissene Kluft zwischen [[Ich]] und Welt wieder überwunden.
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| Mit dem an [[Sinne]] gebundenen [[Verstand]] stehen wir den Dingen ''gegenüber'', wir sind von ihnen getrennt. Wir sehen sie nur von außen und sie bleiben uns dadurch letztlich fremd. So ist es nicht in der wahren [[Erkenntnis]], wie auch die [[Gnosis|Gnostiker]] betonen. Hier ist die Trennung aufgehoben. Wir ''werden'' selbst, was wir erkennen - und darum ist ''diese'' Subjekt und Objekt übergreifende Erkenntnis zugleich immer auch ''wahre'' [[Selbsterkenntnis]]. Im [[apokryphen]] [[Valentinianer|valentinianischen]] [[Philippusevangelium]] heißt es entsprechend:
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| {{Zitat|Niemand kann etwas Unvergängliches wahrnehmen,
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| außer er wird selbst unvergänglich.
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| Es ist mit der Wahrheit nicht so wie auf der Welt,
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| wo der Mensch die Sonne sieht, ohne selbst Sonne zu
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| sein, wo er den Himmel sieht und die Erde und alles
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| Übrige, ohne selbst Himmel, Erde und dergleichen zu
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| sein. Sondern im Reich der Wahrheit siehst du etwas
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| von ihr und wirst selbst zu ihr. Du siehst den Geist
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| und wirst selbst zu Geist. Du siehst Christus: du wirst
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| Christus. Du siehst den Vater: du wirst zum Vater.
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| Hier auf dieser Welt also siehst du alle Dinge, siehst
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| aber dich selbst nicht. In der anderen Welt jedoch | |
| siehst du dich selbst. Denn was du dort siehst, das
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| wirst du selbst.|[[Philippusevangelium]]|Spruch 44|ref= <ref>Dietzfelbringer, S. 107</ref>}}
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| Oder wie es der [[Wikipedia:österreich|österreich]]ische Arbeiterdichter [[Alfons Petzold]] poetisch ausdrückte:
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| {{Zitat|vor=|nach=|<poem>;ICH BIN DIE WELT
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| Der Erde Dasein ist in mir begründet, | |
| ich bin ihr Raum und bin auch ihre Zeit,
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| und was der Tag an Kraft in mir entzündet,
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| das nimmt sie auf in ihre Ewigkeit.
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| Ich bin die Welt, in meinem Pulsgetriebe
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| sagt dies mir laut und deutlich jeder Schlag,
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| und was mich ewig macht, das ist die Liebe,
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| mit der ein Gott erschuf den ersten Tag.</poem>|Alfons Petzold|''Pfad aus der Dämmerung'', Wien 1947}}
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| == Die lebendige Wahrheit lebt im [[Ätherleib]] ==
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| Mit dem an das Werkzeug des [[physisch]]en [[Gehirn]]s gebundenen [[Verstand]]esdenken lassen sich nur ''tote'' Wahrheiten erfassen, die sich auf das bereits Gewordene beziehen, das bereits mehr oder weniger fertig in der Welt vorhanden ist. Zwar lassen sich auf diese Weise mannigfaltigste gesetzmäßige Beziehungen zwischen den einzelnen [[Erscheinung]]en der gewordenen Welt erhellen und in logisch zusammenhängender Weise darstellen, was durchaus zur [[Erkenntnis]] der [[Physische Welt|physischen Welt]] notwendig ist, doch bleibt die Erkenntnis dennoch unvollständig, solange das heute fertig Gewordene nicht in seinem ursprünglichen [[Werden]], aus dem es einst hervorgegangen ist, erfasst wird. Zwar lassen sich mit dem Verstandesdenken auch Veränderungen des bereits Gewordenen, das durchaus nicht starr und unveränderlich gedacht werden muss, beschreiben, in dem sie auf das gesetzmäßige Zusammenwirken einzelner Teilelemente des Gewordenen bezogen werden, doch ist damit das eigentliche ''lebendige'' Werden noch nicht erfasst. Man bleibt immer noch bei der bloßen Kombination fertiger ''toter'' Elemente stehen. Wahres Werden ist erst dort gegeben, wo etwas völlig Neues, zuvor noch nicht Vorhandenes und auch nicht aus bereits Vorhandenem Ableitbares gleichsam aus dem [[Nichts]] entsteht. Solange das lebendige Werden nicht begriffen wird, bleibt auch das Gewordene seinem eigentlichen Ursprung nach unverständlich, so wie der Leichnam unverständlich bleibt, solange er nicht als das Ergebnis eines ehemals Lebendigen erkannt wird. Die volle Wahrheit, die das lebendige Werden mit umfasst, kann erst durch die lebendige Tätigkeit des [[Ätherleib]]s ergriffen werden:
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| | Das Nichts, als Gegensatz des Seins, ist eben nicht einfach ''nichts'', sondern hat seinen Ursprung im [[Unendlichen]], Unbeschränkten, Unbegrenzten, das sich eben durch seine völlige Grenzenlosigkeit und Unbestimmbarkeit grundsätzlich jeder [[Erkenntnis]]möglichkeit entzieht, aus dem aber letzlich ''ohne'' kausale Ursache und daher in völliger [[Freiheit]] ''alles'' entstehen kann. Das ''Nichts'' und das ''unbeschränkt Unendliche'' sind derart identisch. In diesem Sinn ist etwa das [[Ain Soph]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]]אין סוף, ''nicht endlich'') in der [[Kabbala|kabbalistischen]] [[Mystik]] aufzufassen oder das [[Apeiron]] ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] άπειρον, ''das Unendliche'', ''das Unbegrenzte'') des [[Wikipedia:Anaximander|Anaximander]] (um 610–546 v. Chr), das für ihn die [[Arché]], der Ursprung ist, aus dem die ganze Welt entstand. Dem entspricht auch das [[Nirvana]] als der wahren Quelle allen aktiven [[Sein]]s, aus der die ''Schöpfung aus dem Nichts'' entspringt. Aus dieser Quelle stammt und schöpft auch das [[mensch]]liche [[Ich]], der schöpferische Funke in uns, und darum liegt es im [[Wesen]] des [[Mensch]]en, ein stets Werdender zu sein. |
| "Indem die Wahrheit in Form der Gedanken im Menschen lebt, lebt sie im
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| ätherischen Leib. Wahrheit erfaßt unmittelbar den Ätherteil des Kopfes und überträgt
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| sich da natürlich als Wahrheit auf den physischen Teil des Kopfes." {{Lit|{{G|170|72}}}}
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| "Das Wahre nimmt man eigentlich erst dann wahr, wenn es einem gelingt, die Urteile so | | "Denn Geisteswissenschaft kann nicht anders, als den Menschen darauf |
| zu erfassen, daß man sie losbekommt vom physischen Leibe, daß man den Ätherleib
| | verweisen, daß man fortwährend etwas werden muß, daß man nicht |
| losbekommt vom physischen Leibe. Das erste Hellsehen ist schon das wirklich reine
| | irgend etwas durch dies oder jenes fertig sein kann. Der Mensch |
| Denken. Derjenige, der einen reinen Gedanken faßt, ist schon hellsehend. Nur ist
| | täuscht sich in furchtbarster Weise über sich selbst, wenn er glaubt, |
| das gewöhnliche menschliche Denken eben kein reines Denken, sondern ein von
| | auf etwas Absolutes hinweisen zu können, was bei ihm irgendeine besondere |
| sinnlichen Vorstellungen, von Phantasmen erfülltes Denken. Aber derjenige, der einen
| | Vollkommenheit bedingt. Alles, was nicht im Werden ist, bedingt |
| reinen Gedanken faßt, ist eigentlich schon hellsehend, denn der reine Gedanke
| | beim Menschen eine Unvollkommenheit und nicht eine Vollkommenheit." {{Lit|{{G|186|94}}}} |
| kann nur im Ätherleibe gefaßt werden." {{Lit|{{G|176|116}}}}
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| "Weil der Mensch mit seinem Bewußtsein nicht so untertaucht in seinen Ätherleib, kommt ihm die Wahrheit als etwas | | "... der Mensch ist nicht ein stehenbleibendes Wesen, er ist ein Wesen im |
| Fertiges vor. Das ist gerade das Bestürzende, das Überraschende der [[Initiation]], daß man beginnt, die Wahrheit, wie sie da hineinpulst in den Ätherleib, als etwas ebenso Freies zu empfinden, wie man sonst das Hereinpulsieren der Moralität empfindet
| | Werden. Und je mehr er wird, je mehr er sich selbst in die Möglichkeit |
| oder der Schönheit in den astralischen Leib. Das ist dieses Bestürzende, Überraschende
| | versetzt, zu werden, desto mehr erfüllt er gewissermaßen hier im |
| aus dem Grunde, weil es den Menschen, der irgendeine Initiation durchgemacht
| | physischen Lebenslaufe schon seine wirkliche Aufgabe. Diejenigen |
| hat, in ein viel freieres Verhältnis zur Wahrheit bringt, und dadurch in ein
| | Menschen, die starr bleiben, die abgeneigt sind, eine Entwickelung |
| viel verantwortungsvolleres Verhältnis zur Wahrheit. Tritt die Wahrheit ganz unbewußt
| | durchzumachen, entwickeln wenig von dem, was eigentlich ihre |
| in uns herein, dann ist sie fertig, und dann sagen wir einfach mit der gewöhnlichen
| | irdische Mission ist. Was Sie gestern waren, sind Sie heute nicht mehr, |
| Logik: das ist wahr, das ist unwahr. Dann hat man ein viel geringeres Verantwortlichkeitsgefühl
| | und was Sie heute sind, werden Sie morgen nicht mehr sein. Es sind |
| gegenüber der Wahrheit, als wenn man weiß, daß die Wahrheit
| | das allerdings kleine Nuancen. Wohl dem, bei dem es überhaupt |
| geradeso im Grunde abhängig ist von tiefliegenden Sympathie- und Antipathiegefühlen
| | Nuancen sind, denn das Stehenbleiben ist [[ahrimanisch]]. Nuancen sollten |
| wie die Moralität und wie die Schönheit, so daß man ein gewisses freies Verhältnis
| | da sein. Es sollte wenigstens gewissermaßen im Leben des Menschen |
| zur Wahrheit hat. Hier liegt ein subjektives Mysterium vor, das sich darin
| | kein Tag vor sich gehen, ohne daß er wenigstens einen Gedanken |
| äußert, daß manche, die nicht in richtiger, würdiger Weise sich dem Erlebnis der Initiation
| | in sich aufnimmt, der ein wenig sein Wesen ändert; der ein |
| nähern, an ihrem Wahrheitsgefühl nicht so gewinnen, daß sie ein größeres
| | wenig ihn in die Möglichkeit versetzt, ein werdendes Wesen, nicht |
| Verantwortlichkeitsgefühl, das sie gegenüber der aufgezwungenen Wahrheit haben,
| | bloß ein seiendes Wesen zu sein." {{Lit|{{G|187|45f}}}} |
| verlieren und in ein gewisses unwahres Element hineinkommen." {{Lit|{{G|170|72f}}}}
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| == Der Ursprung der Wahrheit auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] == | | == Literatur == |
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| Wahrheit, [[Schönheit]] und [[Güte]] sind die drei großen [[Tugend]]en des [[Eingeweihter|Eingeweihten]], der in dieser Beziehung nur den anderen Menschen beispielgebend voranschreitet, damit sie sich diese Tugenden auch einmal im vollen Umfang erwerben. Die Anlage zu diesen Tugenden haben wir bereits in der Vergangenheit zu suchen, allerdings sind sie sehr unterschiedlichen Alters. Da die Wahrheit im [[Ätherleib]] lebt, müssen wir ihren Ursprung dort suchen, wo der Ätherleib des Menschen entstanden ist. Die erste Anlage des menschlichen Ätherleibs wurde auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] als Gabe der [[Geister der Weisheit]] gebildet. Damals wurde auch die Wahrheit veranlagt und sie ist damit die älteste der drei genannten Tugenden; die Schönheit geht auf das [[Alter Mond|alte Mondendasein]] zurück, wo sich zugleich die Wahrheit weiter bis zur [[Weisheit]] geläutert hat, und der Sinn für das [[Gute]] wird erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] entwickelt:
| | * [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]: ''Werke. Band 8'', Frankfurt a. M. 1979 |
| | | * [[Heraklit]]: Fragment 49a [[Wikipedia:Die Fragmente der Vorsokratiker|DK]], Übersetzung nach Wilhelm Capelle, ''Die Vorsokratiker'', S 132 |
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| | * [[Rudolf Steiner]]: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}} |
| "So steht der Mensch zum Wahren, Schönen, Guten. Im Wahren öffnet er seinen Ätherleib, zunächst den Ätherteil des Kopfes, unmittelbar dem Kosmos. Im Schönen öffnet er seinen astralischen Leib unmittelbar dem Kosmos. In der Moralität öffnet er unmittelbar sein Ich dem Kosmos. Im Wahren - wir werden diese Dinge morgen weiter ausführen und dann auch die Gesetze des Lebens zwischen Geburt und Tod und auch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt anführen -, im Wahren haben wir etwas, was am längsten schon vorbereitet ist für den Menschen. Im Schönen haben wir etwas, was verhältnismäßig kürzer vorbereitet ist; und im Moralischen haben wir etwas, was erst jetzt auf der Erde seinen Anfang nimmt. Was in der Wahrheit lebt, die sich zur Weisheit läutert, nimmt eigentlich schon während der Sonnenentwickelung seinen ersten Anfang, hat dann in einer gewissen Weise seinen Höhepunkt in der Mondenentwickelung, lebt sich weiter ein in der Erdenentwickelung, und wird im wesentlichen schon vollendet sein bei dem, was wir als die Jupiterentwickelung kennen. Da wird das menschliche Wesen mit Bezug auf den Inhalt der Weisheit einen gewissen vollen Abschluß erlangt haben. Schönheit - was eine sehr innerliche Sache für den Menschen ist - nimmt ihren Anfang während der Mondenentwickelung, setzt sich während der Erdenentwickelung fort, wird den Abschluß erlangen während der Venusentwickelung, was wir die Venusentwickelung nennen." {{Lit|{{G|170|74}}}}
| | * [[Rudolf Steiner]]: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}} |
| </div>
| | * [[Rudolf Steiner]]: ''Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage'', [[GA 186]] (1990), ISBN 3-7274-1860-5 {{Vorträge|186}} |
| | | * [[Rudolf Steiner]]: ''Wie kann die Menschheit den Christus wiederfinden?'', [[GA 187]] (1995), ISBN 3-7274-1870-2 {{Vorträge|187}} |
| Auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] konnte die Wahrheit vom [[Mensch]]en noch nicht [[individuell]] erfasst werden, ebensowenig auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] die [[Weisheit]], die sich dort entwickelt hat. Das konnte erst auf der [[Erde (Planet)|Erde]] beginnen, seit der Mensch hier sein [[Ich]] entwickelt. Seit dem tritt zur [[göttlich]]en Weisheit die individuelle menschliche hinzu.
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| ==Literatur==
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| * [[Wikipedia:Romano Guardini|Romano Guardini]]: ''Die letzten Dinge: Die christliche Lehre vom Tode, der Läuterung nach dem Tode, Auferstehung, Gericht und Ewigkeit'', Topos Verlag 2008 (1. Aufl. 1952), ISBN 978-3836704618
| |
| *Konrad Dietzfelbringer: ''Apokryphe Evangelien aus Nag Hammadi'', Königsdorfer-Verlag 2004, ISBN 978-3980784733
| |
| *[[Hans Primas]]: ''Kann Chemie auf Physik reduziert werden?'' Erster Teil: ''Das Molekulare Programm'' in: [[Wikipedia:Chemie in unserer Zeit|Chemie in unserer Zeit]] 19/4 (August 1985) {{doi|10.1002/ciuz.19850190402}} | |
| *Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Verlag Siegfried Cronbach, Berlin 1900 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf pdf (1900)]
| |
| *Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
| |
| *Rudolf Steiner: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung''. 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2002, ISBN 3-7274-0020-X; '''Tb 629''', ISBN 978-3-7274-6290-0 {{Schriften|002}} | |
| *Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7
| |
| *Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1990)
| |
| *Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
| |
| *Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}} | |
| *Rudolf Steiner: ''Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung '', [[GA 163]] (1986), ISBN 3-7274-1630-0 | |
| *Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992)
| |
| *Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten'', [[GA 176]] (1982)
| |
| *Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]], (1980)
| |
| *Rudolf Steiner: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}
| |
| *[[Sigismund von Gleich]]: ''Die Wahrheit als Gesamtumfang aller Weltansichten'', J. Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1989
| |
| *[[Herbert Witzenmann]]: ''Das Wahrheitsproblem im Lichte der Urteilslehre Rudolf Steiners'', Aufsatz in: ''Verstandesblindheit und Ideenschau'', S.16-31, Gideon Spicker Verlag, Dornach, 1. Aufl. 1985
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| {{GA}} | | {{GA}} |
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| == Siehe auch ==
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| * {{WikipediaDE|Wahrheit}}
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| * [[Wahrheitskriterium]]
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| * [[Wahrhaftigkeit]]
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| == Weblinks == | | == Weblinks == |
| * {{Eisler|Wahrheit}}
| | * [[Wikipedia:Werden (Philosophie)|Werden]] - Artikel in der deutschen [http://de.wikipedia.org Wikipedia]. |
| * {{Kirchner|Wahrheit}}
| |
| * {{UTB-Philosophie|Brigitte Wiesen|948|Wahrheit}}
| |
| *[http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Philippusevangelium.htm Das Philippusevangelium] (Gerd Albrecht) | |
| * [http://web.archive.org/web/20070912010206/http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node87.html#SECTION000190000000000000000 Das Philippusevangelium] (deutsche Übersetzung von Gerd Lüdemann und Martina Janßen)
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| * [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie2b.html Projekt Wahrheit] Website
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| == Einzelnachweis ==
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| | == Einzelnachweise == |
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| [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:Wahrheit|!]] [[Kategorie:Wahrheitsempfinden]] [[Kategorie:Wahrheitstheorie]] [[Kategorie:Ethisches Gut]] [[Kategorie:Ethisches Prinzip]] [[Kategorie:Ethik]] [[Kategorie:Das Gute, das Schöne und das Wahre|204]] [[Kategorie:Wertvorstellung]] | | [[Kategorie:Kopula (Grammatik)]] |
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