Evolutionsbiologie und Ungarische Sprache: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''ungarische Sprache''' ('''Ungarisch''', ''{{lang|hu|magyar nyelv}}'') gehört zum [[Wikipedia:Ugrische Sprachen|ugrischen Zweig]] der [[Finno-ugrische Sprachen|finno-ugrischen Sprachen]] innerhalb der [[Wikipedia:Uralische Sprachen|uralischen Sprachfamilie]].
 
Ungarisch, das somit anders als die meisten europäischen Sprachen nicht zur [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]] gehört, ist im südmitteleuropäischen Raum verbreitet und wird von über 13,5 Millionen Menschen gesprochen. Andere Schätzungen gehen von bis zu 15 Millionen Menschen aus. Ungarisch ist [[Wikipedia:Amtssprache|Amtssprache]] in [[Wikipedia:Ungarn|Ungarn]] und seit dem 1. Mai 2004 auch eine der Amtssprachen in der EU. Der Sprachcode ''(Language Code)'' ist <code>hu</code> bzw. <code>hun</code> (nach
[[ISO 639]]).
 
== Ursprung und Geschichte ==
=== Sprachverwandtschaft ===
Die vergleichende Sprachwissenschaft ordnet das Ungarische zusammen mit dem [[Wikipedia:Chantische Sprache|Chantischen]] und dem [[Wikipedia:Mansische Sprache|Mansischen]], den Sprachen zweier [[Wikipedia:Indigene Völker des russischen Nordens|indigener Völker Westsibiriens]] mit jeweils wenigen tausend Sprechern, der [[Wikipedia:Ugrische Sprachen|ugrischen Untergruppe]] der [[Finno-ugrische Sprachen|finno-ugrischen Sprachen]] zu. Die finno-ugrischen Sprachen wiederum bilden zusammen mit der kleinen Gruppe der [[Wikipedia:Samojedische Sprachen|samojedischen Sprachen]] die [[Wikipedia:Uralische Sprachen|uralische Sprachfamilie]].
 
Die Verwandtschaft zwischen den verschiedenen dieser Familie angehörigen Sprachen lässt sich vielfach vor allem über die Sprachstruktur nachweisen, während der Wortschatz zuweilen nur noch wenige Ähnlichkeiten aufweist. So sind die Urformen des [[Finnische Sprache|Finnischen]] und Ungarischen schon seit vielen Jahrtausenden getrennt, und die Verwandtschaft ist nicht näher als die Beziehung verschiedener [[Indogermanische Sprachen|indogermanischer Sprachen]] wie etwa [[Deutsche Sprache|Deutsch]] und [[Persische Sprache|Persisch]].
 
=== Entwicklung ===
Bis zu ihrer Landnahme an der Donau im 9. Jahrhundert lebten die [[Magyaren]] mehrere Jahrhunderte in intensivem Kulturkontakt mit den benachbarten turksprachigen Ethnien ([[Chasaren]], [[Wolgabulgaren]]). Ein Einfluss auf die Sprachentwicklung erscheint daher möglich. Die Fremdbezeichnung „Ungar“ wird gelegentlich mit dem Namen einer hunno-bulgarischen Stammesföderation „[[Onoguren|Onogur]]“ mit der Bedeutung „zehn Pfeile“ in Verbindung gebracht. Während des Aufenthalts in der „Zwischenheimat“ in den Steppengebieten nördlich des Schwarzen Meeres ''{{lang|hu|([[Etelköz]])}}'' im 9. Jahrhundert können zudem Kultur- und Sprachkontakte mit den [[Krimgoten]] angenommen werden.
 
Erste Inschriften des Ungarischen sollen aus dem 9. Jahrhundert stammen, als sich die Magyaren noch der [[Altungarische Schrift|ungarischen Runenschrift]] bedienten. Die Datierung und Relevanz der ungarischen Runen ist allerdings umstritten. Mit der [[Christianisierung]] unter König [[Stephan I. (Ungarn)|Stephan I.]] kam das [[Latein]]ische als Quelle für zahlreiche Entlehnungen hinzu.
 
Als erstes Schriftdenkmal des Ungarischen gilt die Stiftungsurkunde der [[Benediktiner]]abtei von [[Tihany]] aus dem Jahre 1055. Das Schriftstück enthält in einem überwiegend lateinischen Text mehrere ungarische Wortverbindungen. Der früheste erhaltene Text in ungarischer Sprache ist die „Leichenrede“ ''{{lang|hu|(halotti beszéd)}}'' vom Ende des 12. Jahrhunderts.
 
Aus der Zeit der Herrschaft der [[Habsburg]]er (1699–1867/1918) in Ungarn stammt der Einfluss der deutschen Sprache. Nach dem [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|österreichisch-ungarischen Ausgleich]] von 1867 wurde in den Randgebieten (Slowakei, Kroatien, Siebenbürgen) eine Politik der intensiven [[Magyarisierung]] verfolgt, also der erzwungenen Durchsetzung des Ungarischen gegenüber den Regionalsprachen. Die Magyarisierung äußerte sich zahlenmäßig darin, dass der Anteil der magyarischen Bevölkerung im [[Königreich Ungarn]] nach offizieller Darstellung von etwa 29 % im Jahre 1780 auf 54 % im Jahre 1910 anstieg. Die aus der Magyarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmagyarischen Bevölkerung des Königreichs Ungarn war 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.
 
Durch den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und die darauf folgenden Friedensverträge ([[Vertrag von Trianon]]) wurden etwa 3,2 Millionen Ungarn vom Mutterland getrennt;<ref name="Lendvai">Paul Lendvai: ''Die Ungarn. Eine tausendjährige Geschichte''. Goldmann, 2001, ISBN 3-442-15122-8, hierzu S.&nbsp;418</ref> die Hälfte davon lebte in Grenzgebieten (vor allem in der Südslowakei), die andere Hälfte im Innern der Nachbarstaaten, besonders in Nordsiebenbürgen (Rumänien) und in der Vojvodina (Nordserbien). Dadurch gibt es heute noch viele (nur) Ungarischsprechende in den genannten Ländern.
 
Nach dem [[Ungarischer Volksaufstand|Ungarischen Volksaufstand]] 1956 wanderten viele Ungarn aus. Ihre Ziele waren vor allem Nord- und Südamerika, Australien, Österreich und die Schweiz.
 
Der große sprachliche Abstand zu den Idiomen der Nachbarvölker ([[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Rumänische Sprache|Rumänisch]], [[Slowakische Sprache|Slowakisch]], [[Kroatische Sprache|Kroatisch]], [[Serbische Sprache|Serbisch]], [[Bosnische Sprache|Bosnisch]]) gehört zu den prägenden Momenten der ungarischen nationalen Identität. Ähnlich wie die [[Protobulgaren]] sind die Magyaren Nachfahren eurasischer Steppennomaden, die relativ spät nach [[Mitteleuropa]] eingewandert sind. Anders als die erstgenannten Völker haben sie jedoch ihre Sprache dauerhaft bewahrt.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Ungarische Sprache}}
 
== Literatur ==
 
=== Historische Wörterbücher ===
 
* Albert Szenczi Molnár: ''Dictionarium Ungarico-Latino-Germanicum''. Endter, Nürnberg 1708 ([http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/kb-70-2 Digitalisat])
 
=== Grammatiken und andere sprachwissenschaftliche Veröffentlichungen ===
 
* Szilvia Szita, Tamás Görbe: Gyakorló magyar nyelvtan / A Practical Hungarian Grammar, Akadémiai Kiadó Budapest (2009, 2010) ISBN 978-963-05-8703-7
* Pál Kövesdi: ''Elementa Linguae Hungaricae sive Grammatica Hungarica. Svccincta methodo comprehensa et perspicuis exemplis illvstrata''. Leuschoviae, 1686 ([http://mek.oszk.hu/04500/04596/ Digitalisat])
* Anselm Mansvet Riedl: ''Magyarische Grammatik''. Wien 1858 ([http://books.google.de/books?id=F6YRAAAAIAAJ Google-Digitalisat], [http://mek.oszk.hu/04600/04676/ dto. bei MEK])
* Béla Szent-Iványi: ''Der ungarische Sprachbau''. Hamburg: Buske, ³1995; ISBN 3-87548-101-1
* László Keresztes: ''Praktische ungarische Grammatik''. Debrecen: Debreceni Nyári Egyetem, 1992; ISBN 963-472-038-2
* Mária D. Mátai: ''Kleine ungarische Sprachgeschichte''. Hamburg: Buske, 2002; ISBN 3-87548-323-5
* Tamás Forgács: ''Ungarische Grammatik''. Wien: Edition Praesens, 2002 (²2004); ISBN 3-7069-0107-2
* Gyula Décsy: ''Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft''. Wiesbaden: Harrassowitz, 1965; ISBN 3-447-00248-4
* Harald Haarmann: ''Die finnisch-ugrischen Sprachen. Soziologische und politische Aspekte ihrer Entwicklung''. Hamburg: Buske, 1973; ISBN 3-87118-155-2
* ''Ural-altaische Jahrbücher'', hrsg. von der Societas Uralo-Altaica (SUA). Wiesbaden: Harrassowitz
* ''Finnisch-Ugrische Forschungen. Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde'', hrsg. von der Suomalais-Ugrilainen Seura (Finnisch-Ugrische Gesellschaft). Helsinki
* ''Philologia Fenno-Ugrica. Zeitschrift für finnisch-ugrische Philologie und diachrone Linguistik'', hrsg. von Béla Brogyanyi. Freiburg: Verlag Wissenschaft & Öffentlichkeit, Dr. Sabine Schuster, 2004; ISBN 3-930369-19-2
* József Tompa, ''Kleine ungarische Grammatik''. Akadémiai Kiadó, Budapest 1972; keine sichtbare ISBN, Vergleichlzenz Nr., LSV oder Bestnr.
 
=== Lehrbücher ===
* Szilvia Szita und Katalin Pelcz: ''MagyarOK.'' Kurs- und Übungsbuch mit [http://magyar-ok.hu/hu/home.html Online-Ergänzungsmaterial], 2013 Pécsi Tudományegyetem, ISBN 978-963-7178-68-9.
* Csilla Prileszky und József Erdős: ''Halló, itt Magyarország! I.'' (ISBN 963-05-7577-9) und ''Halló, itt Magyarország! II.'' (ISBN 963-05-8303-8), Akadémiai Kiadó, Budapest 2005.
* Ágnes Silló: ''Szituációk. Ein Ungarischwerk für Anfänger''. Hueber, Ismaning ²2002, Lehrbuch: ISBN 3-19-005161-5, Arbeitsbuch: ISBN 3-19-015161-X.
* Julianna Graetz (Unter Mitarbeit von Klaus Rackebrandt): ''Lehrbuch der ungarischen Sprache. Ein Grundkurs mit Übungen und Lösungen.'' Buske, Hamburg 1996, ISBN 3-87548-078-3.
* Haik Wenzel: ''Langenscheidts Praktisches Lehrbuch, Ungarisch''. Langenscheidt, München 1998, ISBN 3-468-26381-3.
* Károly Ginter und László Tarnói: ''Ungarisch für Ausländer''. Nemzeti Tankönyvkiadó, Budapest 1991, ISBN 963-18-3520-0.
* Andrea Seidler und Gizella Szajbély: ''Szia! Ungarisch für Anfänger''. öbvhpt, Wien, Lehrbuch: ISBN 3-209-04577-1, Arbeitsbuch: ISBN 3-209-04578-X, Audio-CDs: ISBN 3-209-04579-8.
* Georges Kassai und Tamás Szende (deutsche Bearbeitung von den Autoren in Zusammenarbeit mit Monika Klier): ''Ungarisch ohne Mühe''. ASSIMIL, Chennevières-sur-Marne 2000, ISBN 2-7005-0180-2 und ISBN 978-2-7005-0180-3.
 
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Ungarische Sprichwörter}}
{{Commonscat|Hungarian language|Ungarische Sprache}}
{{Commonscat|Hungarian pronunciation|Ungarische Aussprache}}
{{Wiktionary|Ungarisch}}
* [http://wwwg.uni-klu.ac.at/eeo/Ungarisch.pdf Eintrag zur ungarischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens] (PDF-Datei; 409 kB)
* [http://www.zeit.de/1999/42/199942.l-ungarn_.xml Ádám Nádasdy: ''Ungarisch – ein goldener Käfig? Ungarn, der Buchmesse-Schwerpunkt 1999. Warum die ungarische Sprache auf der Welt so allein ist'']; in: ''Die Zeit'', Ausgabe 42/1999<!-- oder: http://www.ispex.blaufisch.com/wp-content/uploads/file/magyar_nyelv.pdf -->
* [http://www.ungarische-sprache.de/ Andreas Kraneis: ''Die ungarische Sprache'']
* [http://dict.sztaki.hu/deutsch-ungarisch Online-Wörterbuch deutsch-ungarisch] und [http://dict.sztaki.hu/ungarisch-deutsch Online-Wörterbuch ungarisch-deutsch]
* [http://www.collegium-hungaricum.at/ Ungarisches Kulturinstitut in Wien]
* [http://www.inst.at/trans/15Nr/06_1/maraz15.htm Gabriella Maráz: ''Sprachrettung oder Sprachverrat. Zur Diskussion über die Norm des Ungarischen'']; ''Trans – Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften'', Juni 2004
* [http://sites.google.com/site/tanuljmagyarul20090909/ Peter GAAL: ''Tanulj magyarul!de'' – Lerne Ungarisch!] (über die Schwierigkeiten der Sprache)
* [http://www.arndt-last.de/index.php?option=com_content&view=article&id=30&Itemid=23 Vokabeltrainer Deutsch/Ungarisch] von Arndt Last
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4120374-4}}
 
[[Kategorie:Sprache]]
[[Kategorie:Einzelsprache]]
[[Kategorie:Finno-ugrische Sprachen]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 11. November 2017, 16:14 Uhr

Die ungarische Sprache (Ungarisch, magyar nyelv) gehört zum ugrischen Zweig der finno-ugrischen Sprachen innerhalb der uralischen Sprachfamilie.

Ungarisch, das somit anders als die meisten europäischen Sprachen nicht zur indogermanischen Sprachfamilie gehört, ist im südmitteleuropäischen Raum verbreitet und wird von über 13,5 Millionen Menschen gesprochen. Andere Schätzungen gehen von bis zu 15 Millionen Menschen aus. Ungarisch ist Amtssprache in Ungarn und seit dem 1. Mai 2004 auch eine der Amtssprachen in der EU. Der Sprachcode (Language Code) ist hu bzw. hun (nach ISO 639).

Ursprung und Geschichte

Sprachverwandtschaft

Die vergleichende Sprachwissenschaft ordnet das Ungarische zusammen mit dem Chantischen und dem Mansischen, den Sprachen zweier indigener Völker Westsibiriens mit jeweils wenigen tausend Sprechern, der ugrischen Untergruppe der finno-ugrischen Sprachen zu. Die finno-ugrischen Sprachen wiederum bilden zusammen mit der kleinen Gruppe der samojedischen Sprachen die uralische Sprachfamilie.

Die Verwandtschaft zwischen den verschiedenen dieser Familie angehörigen Sprachen lässt sich vielfach vor allem über die Sprachstruktur nachweisen, während der Wortschatz zuweilen nur noch wenige Ähnlichkeiten aufweist. So sind die Urformen des Finnischen und Ungarischen schon seit vielen Jahrtausenden getrennt, und die Verwandtschaft ist nicht näher als die Beziehung verschiedener indogermanischer Sprachen wie etwa Deutsch und Persisch.

Entwicklung

Bis zu ihrer Landnahme an der Donau im 9. Jahrhundert lebten die Magyaren mehrere Jahrhunderte in intensivem Kulturkontakt mit den benachbarten turksprachigen Ethnien (Chasaren, Wolgabulgaren). Ein Einfluss auf die Sprachentwicklung erscheint daher möglich. Die Fremdbezeichnung „Ungar“ wird gelegentlich mit dem Namen einer hunno-bulgarischen Stammesföderation „Onogur“ mit der Bedeutung „zehn Pfeile“ in Verbindung gebracht. Während des Aufenthalts in der „Zwischenheimat“ in den Steppengebieten nördlich des Schwarzen Meeres (Etelköz) im 9. Jahrhundert können zudem Kultur- und Sprachkontakte mit den Krimgoten angenommen werden.

Erste Inschriften des Ungarischen sollen aus dem 9. Jahrhundert stammen, als sich die Magyaren noch der ungarischen Runenschrift bedienten. Die Datierung und Relevanz der ungarischen Runen ist allerdings umstritten. Mit der Christianisierung unter König Stephan I. kam das Lateinische als Quelle für zahlreiche Entlehnungen hinzu.

Als erstes Schriftdenkmal des Ungarischen gilt die Stiftungsurkunde der Benediktinerabtei von Tihany aus dem Jahre 1055. Das Schriftstück enthält in einem überwiegend lateinischen Text mehrere ungarische Wortverbindungen. Der früheste erhaltene Text in ungarischer Sprache ist die „Leichenrede“ (halotti beszéd) vom Ende des 12. Jahrhunderts.

Aus der Zeit der Herrschaft der Habsburger (1699–1867/1918) in Ungarn stammt der Einfluss der deutschen Sprache. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde in den Randgebieten (Slowakei, Kroatien, Siebenbürgen) eine Politik der intensiven Magyarisierung verfolgt, also der erzwungenen Durchsetzung des Ungarischen gegenüber den Regionalsprachen. Die Magyarisierung äußerte sich zahlenmäßig darin, dass der Anteil der magyarischen Bevölkerung im Königreich Ungarn nach offizieller Darstellung von etwa 29 % im Jahre 1780 auf 54 % im Jahre 1910 anstieg. Die aus der Magyarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmagyarischen Bevölkerung des Königreichs Ungarn war 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.

Durch den Ersten Weltkrieg und die darauf folgenden Friedensverträge (Vertrag von Trianon) wurden etwa 3,2 Millionen Ungarn vom Mutterland getrennt;[1] die Hälfte davon lebte in Grenzgebieten (vor allem in der Südslowakei), die andere Hälfte im Innern der Nachbarstaaten, besonders in Nordsiebenbürgen (Rumänien) und in der Vojvodina (Nordserbien). Dadurch gibt es heute noch viele (nur) Ungarischsprechende in den genannten Ländern.

Nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 wanderten viele Ungarn aus. Ihre Ziele waren vor allem Nord- und Südamerika, Australien, Österreich und die Schweiz.

Der große sprachliche Abstand zu den Idiomen der Nachbarvölker (Deutsch, Rumänisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch) gehört zu den prägenden Momenten der ungarischen nationalen Identität. Ähnlich wie die Protobulgaren sind die Magyaren Nachfahren eurasischer Steppennomaden, die relativ spät nach Mitteleuropa eingewandert sind. Anders als die erstgenannten Völker haben sie jedoch ihre Sprache dauerhaft bewahrt.

Siehe auch

Literatur

Historische Wörterbücher

  • Albert Szenczi Molnár: Dictionarium Ungarico-Latino-Germanicum. Endter, Nürnberg 1708 (Digitalisat)

Grammatiken und andere sprachwissenschaftliche Veröffentlichungen

  • Szilvia Szita, Tamás Görbe: Gyakorló magyar nyelvtan / A Practical Hungarian Grammar, Akadémiai Kiadó Budapest (2009, 2010) ISBN 978-963-05-8703-7
  • Pál Kövesdi: Elementa Linguae Hungaricae sive Grammatica Hungarica. Svccincta methodo comprehensa et perspicuis exemplis illvstrata. Leuschoviae, 1686 (Digitalisat)
  • Anselm Mansvet Riedl: Magyarische Grammatik. Wien 1858 (Google-Digitalisat, dto. bei MEK)
  • Béla Szent-Iványi: Der ungarische Sprachbau. Hamburg: Buske, ³1995; ISBN 3-87548-101-1
  • László Keresztes: Praktische ungarische Grammatik. Debrecen: Debreceni Nyári Egyetem, 1992; ISBN 963-472-038-2
  • Mária D. Mátai: Kleine ungarische Sprachgeschichte. Hamburg: Buske, 2002; ISBN 3-87548-323-5
  • Tamás Forgács: Ungarische Grammatik. Wien: Edition Praesens, 2002 (²2004); ISBN 3-7069-0107-2
  • Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft. Wiesbaden: Harrassowitz, 1965; ISBN 3-447-00248-4
  • Harald Haarmann: Die finnisch-ugrischen Sprachen. Soziologische und politische Aspekte ihrer Entwicklung. Hamburg: Buske, 1973; ISBN 3-87118-155-2
  • Ural-altaische Jahrbücher, hrsg. von der Societas Uralo-Altaica (SUA). Wiesbaden: Harrassowitz
  • Finnisch-Ugrische Forschungen. Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde, hrsg. von der Suomalais-Ugrilainen Seura (Finnisch-Ugrische Gesellschaft). Helsinki
  • Philologia Fenno-Ugrica. Zeitschrift für finnisch-ugrische Philologie und diachrone Linguistik, hrsg. von Béla Brogyanyi. Freiburg: Verlag Wissenschaft & Öffentlichkeit, Dr. Sabine Schuster, 2004; ISBN 3-930369-19-2
  • József Tompa, Kleine ungarische Grammatik. Akadémiai Kiadó, Budapest 1972; keine sichtbare ISBN, Vergleichlzenz Nr., LSV oder Bestnr.

Lehrbücher

Weblinks

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 Wiktionary: Ungarisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Paul Lendvai: Die Ungarn. Eine tausendjährige Geschichte. Goldmann, 2001, ISBN 3-442-15122-8, hierzu S. 418


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