Dienstleistung

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Version vom 23. Mai 2018, 19:22 Uhr von imported>Joachim Stiller
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Eine Dienstleistung (engl.: service), die durch die menschliche Arbeit erbracht wird, ist ein immaterielles wirtschaftliches Gut, das weniger durch ein hergestelltes materielles Produkt, sondern durch die geleistete Arbeit selbst geeignet ist, bestimmte menschliche Bedürfnisse zu befriedigen.

Es wird zwischen gebundenen Dienstleistungen (unmittelbarer direkter Verbrauch bzw. Gebrauch der Dienstleistung, z.B. Taxifahrt, Friseur, Theateraufführung) und ungebundenen Dienstleistungen (z.B. Finanzdienstleistungen, technische Dienstleistungen) unterschieden. Die ungebundenen Dienstleistungen können wegen räumlicher und zeitlicher Entkoppelung von Produktion und Verbrauch zirkulieren. "In modernen Volkswirtschaften haben ... gebundene Dienstleistungen ... nur noch eine relativ geringe Bedeutung, vielmehr wird die Dynamik des Dienstleistungssektors insgesamt von der Entwicklung ungebundener Dienstleistungen bestimmt."[1]

Begriffliche Abgrenzung

Will man nicht von vornherein den ökonomischen Charakter einer Dienstleistung voraussetzen, muß dieser in seiner Eigenart und hinsichtlich der Bedingungen seiner Gegebenheit näher bestimmt werden. Eine sachliche Abgrenzung zur z.B. Hausarbeit oder Kindererziehung ist nicht schon durch das Aufsuchen eines ökonomischen Aspektes, etwa Vorhandensein eines Zahlvorgangs, gegeben, schon gar nicht durch eine perspektivistische Sicht, die an allen menschlichen Leistungen einen ökonomischen Aspekt ausmacht.

Bei Vorliegen einer wirtschaftlichen Integriertheit oder Vorherrschen derselben unterliegen Dienstleistungen (wie Waren) im volkswirtschaftlichen Prozeß einer gegenseitigen Bewertung. Eine Nachbarschaftshilfe wird dagegen nicht allein schon deswegen zu einer ökonomischen Dienstleistung, weil der Dienst monetär abgegolten wird. Diese Abgeltung kann dazu dienen, sich der Verpflichtung zu einer künftigen Gegenleistung zu entledigen, oder ist als Aufwandsentschädigung gemeint. Durch einen Zahlvorgang solcher Art ist eine Hilfsleistung noch nicht in den volkswirtschaftlichen Prozeß integriert und damit keine Dienstleistung im ökonomischen Sinne.

Andererseits kann festgestellt werden, daß menschliche Dienstleistungen bestimmter Art, wie z.B. Beziehungsdienstleistungen, sich durch ihren Charakter dagegen sperren, in den volkswirtschaftlichen Prozeß integriert zu werden, da eine ökonomische Bewertung eigentlich nicht möglich ist, bzw. eine solche einen Druck ausübt, der die Leistungsqualität beeinträchtigen kann. Durch eine mehr oder weniger pauschale Entgeltung, die sich an Zeitaufwand, Knappheit und Schwierigkeit u.a. orientiert, werden sie in den Wirtschaftsprozeß einbezogen, "als ob" sie Dienstleistungen wären.

Darüber hinaus sind mit einer rein wirtschaftsbezogenen Betrachtung die Dienstleistungen der öffentlichen Dienste und des Beamtentums, will man diesen den Dienstleistungscharakter nicht absprechen, nicht verstehbar. Verschiedenste Leistungen des öffentlichen Sektors sind aus dem allgemeinen Wirtschaftszusammenhang herausgezogen. Sie unterliegen nicht einer freien Preisbildung, sondern werden entweder kostenlos (finanziert über Steuern), oder gegen Gebühren (mit oft willkürlicher Höhe) erbracht.

Zitat

„Die Situation ist kurios: Die wirtschaftliche Bedeutung jener Leistungen, die wir gemeinhin als Dienstleistungen bezeichnen, hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Fragt man jedoch, was genau es sei, das da immer wichtiger wird, so erhält man ausgerechnet von den Wirtschaftswissenschaften keine klare Antwort; denn dort gibt es trotz zahlreicher Ansätze bis heute keine konsensfähige Definition des Begriffs Dienstleistung (...)“ (Lit.: Rück, Hans R. G.: Dienstleistungen in der ökonomischen Theorie, 2000)

„Die Entwicklung zu einer von Dienstleistungen geprägten Wirtschaft macht zunehmend klar, dass die Unterscheidung zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor bedeutungslos wird. Parallel hierzu verläuft ein zweiter Trend, der die Unterscheidung zwischen Gütern und Dienstleistungen verwischt. Gründe für diese Entwicklung können in einem Mangel an konzeptioneller Klarheit bei der Bestimmung von Dienstleistungen gesehen werden (...)“ (Lit.: Lüders, Hugo „Was sind Dienstleistungen? - Zur Unterscheidung von Gütern und Arbeit“, in: ‚Das Argument‘, 256/2004, S. 369-377)

Nachweise, Anmerkungen

Siehe auch

Literatur

  • Udo Herrmannstorfer: Die Arbeit am Menschen - ein Produktionsvorgang? Zur Charakteristik von Beziehungsdienstleistungen – Ein Beitrag zur Debatte über die Qualitätssicherung, in: Der Rundbrief "Dreigliederung des sozialen Organismus", Heft 2/1999, als PDF:[1]

Weblinks