Krankheitserreger

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Krankheitserreger, auch Krankheitskeime oder kurz Keime genannt, sind Mikroorganismen oder subzelluläre Erreger, die in anderen Organismen gesundheitsschädigende Abläufe verursachen.[1] Krankheitserreger können Algen, Bakterien, Parasiten, Pilze, Prionen, Protisten, Viren oder Viroide sein.

Pathogene

Der Begriff Pathogen (von griech. πάθος pathos „Leiden, Krankheit“ und γένεσις genesis „Erzeugung, Geburt“) wird oft gleichbedeutend verwendet, hat aber ähnlich wie das Adjektiv pathogen eine allgemeinere Bedeutung. Auch schädliche Stoffe (Toxine bzw. Gifte) und ionisierende Strahlung können im Sinne von „Krankheitsauslöser“ als Pathogene bezeichnet werden.[2][3] Die Pathogenität oder Virulenz eines Pathogens hängt von dessen Toxizität und Aggressivität, also von dessen Fähigkeit, in den Organismus einzudringen, dort zu verbleiben und sich zu vermehren, ab.[4] Entscheidend ist aber vor allem auch die Konstitution des befallenen Organismus. Hier sind laut Rudolf Steiner die tieferen Ursachen pathogener Erkrankungen zu suchen, die den Krankheitserregern erst die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.

„Derjenige, welcher genötigt ist durch seine Erkenntnisse, darauf aufmerksam zu machen, daß für Krankheiten, in deren Begleitung Bazillen oder Bakterien auftreten, als primäre Ursachen tiefere Ursachen vorhanden sind als eben das Auftreten der Bazillen, der behauptet ja noch nicht, daß die Bazillen nicht da seien. Es ist durchaus etwas anderes, zu behaupten, die Bazillen sind da und sie treten im Gefolge der Krankheit auf, als die primäre Ursache bei den Bazillen zu suchen. Dasjenige, was nach dieser Richtung zu sagen ist, habe ich gerade bei diesem Kursus für Ärzte, der jetzt gehalten wird, in ausführlicher Weise entwickelt [...] Es ist diese menschliche Konstitution nicht eine so einfache Sache, wie man sich oftmals vorstellt. Der Mensch ist nun einmal ein vielgliedriges Wesen. Ich habe in meinem Buche «Von Seelenrätseln» anfänglich dargestellt, daß der Mensch ein dreigliedriges Wesen ist, ein Wesen, das man nennen kann erstens den Nerven-Sinnes-Menschen, zweitens den rhythmischen Menschen, drittens den Stoffwechsel-Menschen. Das ist nun einmal der Mensch. Und diese drei Glieder der menschlichen Natur wirken ineinander; und sie dürfen nicht, wenn der Mensch gesund sein soll, anders ineinanderwirken, als daß in einer gewissen Weise zugleich eine Trennung der Gebiete da ist. So zum Beispiel darf der Nerven-Sinnes-Mensch, der mehr ist als das, was sich die heutige Physiologie vorstellt, nicht ohne weiteres seine Wirkungen auf den Stoffwechsel-Menschen anders übertragen, als daß diese Wirkungen vermittelt werden durch die rhythmischen Bewegungen der Zirkulations- und Atmungsvorgänge, die ja bis in die äußerste Peripherie des Organismus sich hineinerstrecken. Dieses Zusammenwirken, das kann aber in einer gewissen Weise unterbrochen werden.

[...] es ist zum Beispiel durchaus so, daß im menschlichen Unterleib Prozesse ablaufen, welche eingegliedert sind in den ganzen Organismus. Sind sie in den ganzen Organismus eingegliedert, dann wirken sie in der richtigen Weise. Werden sie durch irgendwelche Vorgänge entweder direkt im Unterleib erhöht, so daß sie dort reger werden, oder werden die entsprechenden Vorgänge - denn solche entsprechende Vorgänge sind immer da - im menschlichen Haupte oder in der menschlichen Lunge in ihrer Intensität kleiner, dann tritt etwas sehr Eigentümliches ein. Dann zeigt sich, daß der menschliche Organismus zu seinem normalen Leben in sich Prozesse entwickeln muß, die gerade nur bis zu einem gewissen Maße hin sich entwickeln dürfen, damit sie den ganzen Menschen in Anspruch nehmen. Wird der Prozeß erhöht, dann lokalisiert er sich, und dann tritt zum Beispiel im Unterleib des Menschen ein Prozeß auf, wodurch nicht in der richtigen Weise getrennt ist dasjenige, was im Menschenhaupte oder in der Lunge vor sich geht und was gewissen Prozessen im Unterleib entspricht. Es entsprechen sich immer die Prozesse so, daß sie einander parallel gehen. Dadurch aber wird das, was nur bis zu einem gewissen Maße im Menschen vorhanden sein darf, damit es seine Vitalität, die geist- und seelengetragene Vitalität, unterhält, gewissermaßen über ein gewisses Niveau hinaufgebracht. Dann wird das die Atmosphäre, möchte ich sagen, für allerlei Niederorganismen, für allerlei kleine Organismen, dann können sich diese kleinen Organismen da entfalten. Dasjenige, was das Schaffenselement der kleinen Organismen ist, das ist immer im Menschen drinnen, ist nur über den ganzen Organismus ausgedehnt. Wird es konzentriert, dann ist es Lebensboden für Kleinorganismen, Mikroben; da finden diese einen Boden drin. Aber die Ursache, warum sie da gedeihen können, die ist in überaus feinen Vorgängen im Organismus zu suchen, die sich dann als das Primäre herausstellen.“ (Lit.:GA 73a, S. 233ff)

Mikroorganismen

Hauptartikel: Mikroorganismus

Die schädliche Wirkung von Mikroorganismen beruht auf drei Mechanismen:

  • Sie schädigen das Gewebe durch Phagozytose, d. h., sie ernähren sich von Körperzellen.
  • Sie verursachen eine sehr heftige Immunreaktion, vor allem hohes Fieber, das tödlich enden kann.
  • Sie sondern aktiv Stoffe ab, die den Körper schädigen, oder sie enthalten solche; diese werden freigesetzt, wenn der Mikroorganismus abstirbt.

Bakterien schädigen den befallenen Organismus durch die Absonderung von Toxinen (Giftstoffen):

Anhand ihrer Gefährlichkeit für den Menschen werden Krankheitserreger durch die Biostoffverordnung in vier Risikogruppen eingeteilt.

Subzelluläre Erreger

Hauptartikel: Subzelluläre Erreger

Subzelluläre Erreger sind obligat intrazelluläre Parasiten. Sie unterscheiden sich von normalen Giften dadurch, dass sie sich in Wirtszellen durch Replikation vermehren; beziehungsweise im Fall der Prionen durch die Übertragung ihrer Struktur auf andere Prionen.

Pathogene Viren

Pathogene Viren koppeln an Oberflächenmolekülen der Wirtszellen an und schleusen ihr Erbgut in diese ein. Dieses dringt bis in den Zellkern vor und verändert die zelleigene DNA. Es erfolgt eine u. U. massive Replikation des Virus-Körpers (Genom und Proteine) in der befallenen Zelle durch die vorhandenen Zellorganellen.

Viroide

Viroide bestehen ausschließlich aus nur einem ringförmig geschlossenen Einzelstrang von Ribonukleinsäure (RNA).

Virusoide

Bei Virusoiden sind Verpackung und Ausschleusung von der Anwesenheit eines Helfervirus in der gleichen infizierten Zelle abhängig.

Satelliten-Viren

Satelliten sind subvirale Partikel, die aus einem Nukleinsäuremolekül und einigen Proteinen bestehen. Sie können als unselbstständige Viren aufgefasst werden, die allein nicht in der Lage sind, sich in einer Wirtszelle zu vermehren. Sie benötigen für ihre Replikation zusätzlich ein oder sogar mehrere Helferviren, mit denen die Wirtszelle gleichzeitig infiziert sein muss (Coinfektion). Das Helfervirus stellt die für die Vermehrung des Satelliten benötigten Funktionen zur Verfügung. Die Wirtszelle produziert dann anstelle des Virus hauptsächlich den Satelliten.

Pathogene Prionen

Prionen sind Proteine mit alpha-Helix- und beta-Faltblatt-Tertiärstruktur, die die Eigenschaft haben, dass sie, ähnlich wie Enzyme, die Tertiärstruktur anderer Proteine verändern. Dies wiederholt sich, das heißt, die veränderten Proteine werden selber zu pathogenen Prionen und wandeln weitere Proteine in Prionen um.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wiktionary: Krankheitserreger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Beispielsweise definiert das Infektionsschutzgesetz in § 2 Begriffsbestimmungen Krankheitserreger als „ein vermehrungsfähiges Agens (Virus, Bakterium, Pilz, Parasit) oder ein sonstiges biologisches transmissibles Agens, das bei Menschen eine Infektion oder übertragbare Krankheit verursachen kann“ (Unterstreichungen hinzugefügt).
  2. DocCheck Flexikon: Pathogen
  3. Vgl. Duden online: pathogen
  4. A. Casadevall, L. A. Pirofski: Host‐Pathogen Interactions: The Attributes of Virulence. In: J Infect Dis. 184(3)337-344 (2001). PMID 11443560. PDF
  5.  Helmut Hahn, Stefan H. E. Kaufmann, Thomas F. Schulz, Sebastian Suerbaum (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 6. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-46359-7.


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