Kybalion und Herbert Witzenmann: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Kybalion''' ist ein unter [[Esoterik|Esoterikern]] und [[Okkultismus|Okkultisten]] populäres Buch, welches erstmalig auf englisch im Dezember [[Wikipedia:1908|1908]] in [[Wikipedia:Chicago|Chicago]] veröffentlicht wurde. Nach einem Geleitwort in der deutschen Fassung, von Dr. Hermann E. Helmrich, steht der Begriff Kybalion für eine „mündlich überlieferte Sammlung grundsätzlicher [[Hermetik|hermetischer]] Lehren“.<ref name="HH">Helmrich, Hermann E./ Schwerin, Hans E.: ''Kybalion. Eine Studie über die hermetische Philosophie des alten Ägyptens und Griechenlands. Die XVII Bücher des Hermes Trismegistos ergänzt durch die Tabula Smaragdina.'' Ebner & Spiegel. Ulm/Donau (2002). S. 13. ISBN 3931618013</ref> Das Werk beinhaltet sieben „hermetische [[Wikipedia:Prinzip|Prinzipien]]“. Die Autorenschaft ist nicht ganz geklärt, da die Urheber anonym blieben und das Buch selber nur auf „drei Eingeweihte“  verweist.
[[Bild:Herbert_Witzenmann.jpg|thumb|Herbert Witzenmann (1905 - 1988)]]
'''Herbert Witzenmann''' (* [[Wikipedia:16. Februar|16. Februar]] [[Wikipedia:1905|1905]] in [[Wikipedia:Pforzheim|Pforzheim]]; † [[Wikipedia:24. September|24. September]] [[Wikipedia:1988|1988]] in [[Wikipedia:Heidelberg|Heidelberg]]) war ein [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Schriftsteller und Forscher. In seinen Hauptwerken beschäftigt er sich vor allem mit Fragen der [[Wikipedia:Erkenntnistheorie|Erkenntniswissenschaft]], [[Wikipedia:Sozialästhetik|Sozialästhetik]] und Kunstästhetik.


== Autorenschaft ==
In Pforzheim, wo Witzenmann geboren wurde, leitete sein Vater in zweiter Generation eine Fabrik, die Metallschläuche herstellte. Die Erlebnisse in der Fabrik prägten Witzenmann ebenso wie die früh entwickelte Begeisterung für das Klavierspiel, mit der sich seine Neigung zum Leben in „rein innerlichen Erfahrungen“ aufs beste verband. Schon als Gymnasiast fasste Witzenmann die Grundidee seiner später ausgeführten, an Humboldt anknüpfenden Sprachlehre, die er in Analogie zu Goethes Metamorphosenidee die „Egomorphose der Sprache“ nannte. Durch die Schmähreden eines Lehrers wird er auf [[Rudolf Steiner]]s Schrift "[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten]]" aufmerksam und während einer Reise in die Schweiz mit seinen Eltern besucht er das erste [[Goetheanum]], wo er einige Vorträge Steiners hört. 


Trotz der uneindeutigen Autorenschaft des Kybalions, ist es möglich die Herkunft des Inhalts näher zu bestimmen. Die Veröffentlichung des Buches fällt in die Zeit der [[Wikipedia:Neugeist-Bewegung|Neugeist-Bewegung]] (New Thought) in den USA. Auch wenn das Kybalion vorgibt rein hermetisch zu sein, verbindet es zugleich hermetisches Gedankengut mit dem des New Thought. Die sieben hermetischen Prinzipien erinnern vor allem an Schriften bekannter Autoren jener Geistesrichtung wie bspw. [[Wikipedia:William  Walker Atkinson|William  Walker Atkinson]], deren Werke sich lange vor dem Kybalion größtenteils mit Polarität, Karma, Schwingungen und Gedankenkraft auseinandersetzten.<ref name="CR">Rebisse, Christian: Geschichte und Mythos der Rosenkreuzer. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. S. 290. ISBN 9783925972454</ref>
[[Wikipedia:1924|1924]], als Witzenmanns Berufswunsch, Pianist zu werden, sich aufgrund einer Sehnenschwäche zerschlägt, sucht er, vermittelt durch [[Walter Johannes Stein]], den persönlichen Rat Rudolf Steiners, von dem er richtungsweisende Impulse für sein Leben erhält. Steiner, den er in Stuttgart trifft, rät ihm, sich mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Witzenmann studiert nun Philosophie, Musik-, Kunst- und Literaturgeschichte, aber auch Maschinenbau, in Hinblick auf das väterliche Unternehmen, dessen Leitung er später gemeinsam mit seinem Bruder übernommen hat.


== Inhalt des Kybalions  ==
[[Wikipedia:1928|1928]] veröffentlichte Witzenmann erste Gedichte; [[Wikipedia:1930|1930]] heiratete er die Lyrikerin Maria Wozak. In den 1930er Jahren studierte er bei [[Wikipedia:Karl Jaspers|Karl Jaspers]] in [[Wikipedia:Heidelberg|Heidelberg]]. Trotz seiner Abneigung gegen die Anthroposophie schlägt ihm Jaspers vor, sich bei ihm zu habilitieren. Aufgrund der Diffamierung Jaspers durch die [[Wikipedia:Natzionalsozialismus|Nationalsozialisten]] zerschlägt sich aber das Projekt und so wirkt Witzenmann von 1938 bis 1966 in der Geschäftsführung des Familienunternehmens mit und entwickelt auch selbst einige technische Neuerungen.


Inhaltlich bezieht sich das Buch auf die Aussagen der [[Tabula Smaragdina]] und dem [[Corpus Hermeticum]]. Laut Kybalion war jener [[Hermes Trismegistos|Hermes]] ein ägyptischer Meister und Begründer der esoterischen Lehren die u. a. [[Alchemie]] und [[Astrologie]] umfassten. Die im Buch enthaltenen „[[Hermetik|hermetischen]] Prinzipien“ sollen einen Schlüssel bilden, um an die Bedeutungen hermetischer Texte herangeführt zu werden. Das Ziel der hermetischen Alchemie ist laut Buch keineswegs die Herstellung eines Steins der Weisen, welcher unedle Metalle je nach Perfektion desselben in Gold oder Silber [[Transmutation|transmutiert]], sondern die Umwandlung von mentalen Schwingungen in andere mentale Schwingungen. Somit wird im Kybalion vor allem von geistiger und nicht materieller Alchemie gesprochen. Grundlage dieser Philosophie ist die im Buch vertretene Ansicht, dass das All (eine Art Metauniversum aus dem das Universum hervorgeht) mentaler oder geistiger Natur ist. Diese wird nun in sieben Prinzipien näher erläutert:
Neben und nach seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in der [[Wikipedia:1923|1923]] gegründeten [[Anthroposophische_Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]]. Von 1948 bis 1951 leitete er die Zeitschrift ''Die Drei'', [[Wikipedia:1963|1963]] berief ihn [[Albert Steffen]] in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am [[Goetheanum]] in [[Wikipedia:Dornach|Dornach]] übernahm er die Leitung der "Sektion für das Geistesstreben der Jugend" und der "Sektion für Sozialwissenschaft". Aufgrund eines "Boykotts" Herbert Witzenmanns - eines Beschlusses des Vorstands der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum (dem er selber angehörte) von 1966/68, Bücher Rudolf Steiners wieder im Goetheanum frei verkäuflich anzubieten - führte er seine Tätigkeit "im Sinne seiner Auffassung" der Aufgabenstellung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1988 innerhalb des von ihm im Jahre 1973 begründeten ''Seminars für Freie Jugendarbeit, Kunst und Sozialorganik'' fort.


# Das Prinzip der Geistigkeit: „Das All ist Geist; das Universum ist geistig.“
In vielen seiner Werke, vor allem in der [[Wikipedia:1983|1983]] erschienenen ''Strukturphänomenologie'', geht er dem Verhältnis von [[Bewusstsein]] und [[Wirklichkeit]] nach. Im Anschluss an Rudolf Steiners Hauptwerk ''[[Philosophie der Freiheit]]'' beschreibt Herbert Witzenmann den menschlichen Erkenntnisvorgang als einen durch die Vereinigung von Wahrnehmung und Begriff sich vollziehenden, nicht eine vorgegebene Wirklichkeit abbildenden, sondern die Wirklichkeit schöpferisch erzeugenden Vorgang.  
# Das Prinzip der [[Wikipedia:Analogie|Analogie]] (''Entsprechung''): „Wie oben, so unten; wie unten, so oben“. Die Verhältnisse im Kosmos entsprechen demnach denen im Mikrokosmos (Individuum) - die irdischen Verhältnisse spiegelten sich auch im Menschen und umgekehrt. Veränderungen im mikrokosmischen Bereich wirkten sich demnach auf die Gesamtheit aus (Magie), kosmische Verhältnisse könnten zur Deutung individueller Gegebenheiten herangezogen werden (z.B. in der [[Astrologie]] durch Deutung des Sternenhimmels, der  analog auf die Wesenheit Mensch und irdische Ereignisse übertragen wird).
 
# Das Prinzip der [[Wikipedia:Schwingung|Schwingung]]: „Nichts ruht; alles bewegt sich; alles schwingt.
== Werke (Auswahl) ==
# Das Prinzip der [[Wikipedia:Polarität|Polarität]]: „Alles ist zweifach, alles ist Pole; alles hat seine zwei Gegensätze; Gleich und Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur im Grad verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur Halb-Wahrheiten; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebracht werden.“
 
# Das Prinzip des [[Wikipedia:Rhythmus|Rhythmus]]: „Alles fließt; aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich und fällt, der Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus.“
* Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Verlag Freies Geistesleben (1977)
# Das Prinzip von [[Wikipedia:Ursache und Wirkung|Ursache und Wirkung]] (''Kausalität'', [[Karma]]): „Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache; alles geschieht gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Name für ein unerkanntes Gesetz, es gibt viele Pläne von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz.
* Intuition und Beobachtung, Teil 2: Befreiung des Erkennens. Erkennen der Freiheit, Verlag Freies Geistesleben (1978)
# Das Prinzip des [[Wikipedia:Geschlecht|Geschlecht]]s: „Geschlecht ist in allem; alles hat sein männliches und sein weibliches Prinzip in sich; Geschlecht offenbart sich auf allen Plänen.“
* Die Philosophie der Freiheit als Grundlage sozialästhetischer Gestaltung, 1979 [Erstauflage]
* Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens, 1988 [Erweiterte Neuauflage]
* Strukturphänomenologie. Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen, Gideon Spicker Verlag (1983) ISBN 3857041722
* Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben (1986), ISBN 3772508510
* Goethes universalästhetischer Impuls, Gideon-Spicker-Verlag (1988), ISBN 3857041552
* Sinn und Sein. Der gemeinsame Ursprung von Gestalt und Bewegung, Verlag Freies Geistesleben (1989), ISBN 3772508723
* Die Kategorienlehre Rudolf Steiners und andere Schriften, 1994
* Die Egomorphose der Sprache, 2003
* Vererbung und Wiederverkörperung des Geistes, 1981 (auch als Fischer-TB)
* Was ist Meditation?, Gideon-SpickerVerlag, Dornach (1982), ISBN 3857041684
* Anthroposophie und Parapsychologie, Gideon-SpickerVerlag, 1982
* Verstandesblindheit und Ideenschau, Gideon-SpickerVerlag, 1985
* Schülerschaft im Zeichen des Rosenkreuzes, Gideon-Spicker-Verlag, Dornach (1985), ISBN 3857041560
* Die Kunst als Muttersprache der Menschheit: Erkenntnisästhetik - Sprachästhetik - Sozialästhetik, Verlag am Goethanum (2008)
* Der Urgedanke. Rudolf Steiners Zivilisationsprinzip und die Aufgabe der Anthroposophische  Gesellschaft, 1988
* Die Tugenden, 1989
* Die verlassenen Gemächer. Gedichte Bd. I, 1991
* Das Rebenschiff. Essays, 1993
* Die Poesie als sozialorganische Kraft bei Novalis, 1996
* Die Kerze. Eine Erzählung, 1997
* Der Kanzler. Ein Drama, 1997
* Verhüll Dein Gemüt. Gedichte Bd. II, 2003
* Vom Urgrund der Menschlichkeit, 2004
* LichtMASCHEN, Eine Autobiographie in Briefen aus den Jahren 1969-1971, 2005
 
== Siehe auch ==
[[Strukturphänomenologie (Witzenmann)]]


== Quellen ==
== Quellen ==
<references/>
<references/>
* Kritik an Witzenmanns Steiner-Interpretation, Michael Muschalle: [http://www.studienzuranthroposophie.de www.studienzuranthroposophie.de]
* Kritik an Muschalles Witzenmann-Interpretation, Ralf Sonnenberg: Erfahrung und Beobachtung. Michael Muschalles Auseinandersetzung mit Herbert Witzenmann und die Frage nach der Erfahrbarkeit des Denkens: http://www.diedrei.org/Heft_2_08/09%20Forum%20Anthroposophie%202-08.pdf
* Reto Savoldelli, zur Tätigkeit von Herbert Witzenmann im Vorstand am Goetheanum. Ein dokumentarischer Bericht (1963-1971): http://das-seminar.ch/Herbert%20Witzenmann
* [http://das-seminar.ch/styled/Herbert%20Witzenmann/ Herbert Witzenmann] auf der Website des SeminarVerlags, Basel


== Literatur ==
Klaus Hartmann: ''Herbert Witzenmann''. Verlag für Anthroposophie (24. März 2010), ISBN 3857041986. ''(Biographie)''


[[Kategorie: Hermetik]] [[Kategorie:Alchemie]]
[[Kategorie:Biographie|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Anthroposoph|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Mann|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Philosoph]]
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[[Kategorie:Phänomenologie]]
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Version vom 16. Mai 2015, 19:45 Uhr

Herbert Witzenmann (1905 - 1988)

Herbert Witzenmann (* 16. Februar 1905 in Pforzheim; † 24. September 1988 in Heidelberg) war ein anthroposophischer Schriftsteller und Forscher. In seinen Hauptwerken beschäftigt er sich vor allem mit Fragen der Erkenntniswissenschaft, Sozialästhetik und Kunstästhetik.

In Pforzheim, wo Witzenmann geboren wurde, leitete sein Vater in zweiter Generation eine Fabrik, die Metallschläuche herstellte. Die Erlebnisse in der Fabrik prägten Witzenmann ebenso wie die früh entwickelte Begeisterung für das Klavierspiel, mit der sich seine Neigung zum Leben in „rein innerlichen Erfahrungen“ aufs beste verband. Schon als Gymnasiast fasste Witzenmann die Grundidee seiner später ausgeführten, an Humboldt anknüpfenden Sprachlehre, die er in Analogie zu Goethes Metamorphosenidee die „Egomorphose der Sprache“ nannte. Durch die Schmähreden eines Lehrers wird er auf Rudolf Steiners Schrift "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" aufmerksam und während einer Reise in die Schweiz mit seinen Eltern besucht er das erste Goetheanum, wo er einige Vorträge Steiners hört.

1924, als Witzenmanns Berufswunsch, Pianist zu werden, sich aufgrund einer Sehnenschwäche zerschlägt, sucht er, vermittelt durch Walter Johannes Stein, den persönlichen Rat Rudolf Steiners, von dem er richtungsweisende Impulse für sein Leben erhält. Steiner, den er in Stuttgart trifft, rät ihm, sich mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Witzenmann studiert nun Philosophie, Musik-, Kunst- und Literaturgeschichte, aber auch Maschinenbau, in Hinblick auf das väterliche Unternehmen, dessen Leitung er später gemeinsam mit seinem Bruder übernommen hat.

1928 veröffentlichte Witzenmann erste Gedichte; 1930 heiratete er die Lyrikerin Maria Wozak. In den 1930er Jahren studierte er bei Karl Jaspers in Heidelberg. Trotz seiner Abneigung gegen die Anthroposophie schlägt ihm Jaspers vor, sich bei ihm zu habilitieren. Aufgrund der Diffamierung Jaspers durch die Nationalsozialisten zerschlägt sich aber das Projekt und so wirkt Witzenmann von 1938 bis 1966 in der Geschäftsführung des Familienunternehmens mit und entwickelt auch selbst einige technische Neuerungen.

Neben und nach seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in der 1923 gegründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Von 1948 bis 1951 leitete er die Zeitschrift Die Drei, 1963 berief ihn Albert Steffen in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach übernahm er die Leitung der "Sektion für das Geistesstreben der Jugend" und der "Sektion für Sozialwissenschaft". Aufgrund eines "Boykotts" Herbert Witzenmanns - eines Beschlusses des Vorstands der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum (dem er selber angehörte) von 1966/68, Bücher Rudolf Steiners wieder im Goetheanum frei verkäuflich anzubieten - führte er seine Tätigkeit "im Sinne seiner Auffassung" der Aufgabenstellung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1988 innerhalb des von ihm im Jahre 1973 begründeten Seminars für Freie Jugendarbeit, Kunst und Sozialorganik fort.

In vielen seiner Werke, vor allem in der 1983 erschienenen Strukturphänomenologie, geht er dem Verhältnis von Bewusstsein und Wirklichkeit nach. Im Anschluss an Rudolf Steiners Hauptwerk Philosophie der Freiheit beschreibt Herbert Witzenmann den menschlichen Erkenntnisvorgang als einen durch die Vereinigung von Wahrnehmung und Begriff sich vollziehenden, nicht eine vorgegebene Wirklichkeit abbildenden, sondern die Wirklichkeit schöpferisch erzeugenden Vorgang.

Werke (Auswahl)

  • Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Verlag Freies Geistesleben (1977)
  • Intuition und Beobachtung, Teil 2: Befreiung des Erkennens. Erkennen der Freiheit, Verlag Freies Geistesleben (1978)
  • Die Philosophie der Freiheit als Grundlage sozialästhetischer Gestaltung, 1979 [Erstauflage]
  • Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens, 1988 [Erweiterte Neuauflage]
  • Strukturphänomenologie. Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen, Gideon Spicker Verlag (1983) ISBN 3857041722
  • Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben (1986), ISBN 3772508510
  • Goethes universalästhetischer Impuls, Gideon-Spicker-Verlag (1988), ISBN 3857041552
  • Sinn und Sein. Der gemeinsame Ursprung von Gestalt und Bewegung, Verlag Freies Geistesleben (1989), ISBN 3772508723
  • Die Kategorienlehre Rudolf Steiners und andere Schriften, 1994
  • Die Egomorphose der Sprache, 2003
  • Vererbung und Wiederverkörperung des Geistes, 1981 (auch als Fischer-TB)
  • Was ist Meditation?, Gideon-SpickerVerlag, Dornach (1982), ISBN 3857041684
  • Anthroposophie und Parapsychologie, Gideon-SpickerVerlag, 1982
  • Verstandesblindheit und Ideenschau, Gideon-SpickerVerlag, 1985
  • Schülerschaft im Zeichen des Rosenkreuzes, Gideon-Spicker-Verlag, Dornach (1985), ISBN 3857041560
  • Die Kunst als Muttersprache der Menschheit: Erkenntnisästhetik - Sprachästhetik - Sozialästhetik, Verlag am Goethanum (2008)
  • Der Urgedanke. Rudolf Steiners Zivilisationsprinzip und die Aufgabe der Anthroposophische Gesellschaft, 1988
  • Die Tugenden, 1989
  • Die verlassenen Gemächer. Gedichte Bd. I, 1991
  • Das Rebenschiff. Essays, 1993
  • Die Poesie als sozialorganische Kraft bei Novalis, 1996
  • Die Kerze. Eine Erzählung, 1997
  • Der Kanzler. Ein Drama, 1997
  • Verhüll Dein Gemüt. Gedichte Bd. II, 2003
  • Vom Urgrund der Menschlichkeit, 2004
  • LichtMASCHEN, Eine Autobiographie in Briefen aus den Jahren 1969-1971, 2005

Siehe auch

Strukturphänomenologie (Witzenmann)

Quellen

Literatur

Klaus Hartmann: Herbert Witzenmann. Verlag für Anthroposophie (24. März 2010), ISBN 3857041986. (Biographie)


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