Urzelle des Wirtschaftslebens und Karl Popper: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' spricht sich nach [[Rudolf Steiner]] dadurch aus, dass jeder Mensch im [[Wirtschaftsleben]] in der Lage sein muss, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, dass er von dem Eingetauschten seine [[Bedürfnis]]se befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringen kann. Daraus ergibt sich der in einer [[Assoziation (Wirtschaftsleben)|assoziativen Wirtsschaft]] festzulegende [[Preis (Wirtschaft)|Preis]] für das Produkt. Eingerechnet muss dabei auch alles dasjenige werden, was abgegeben werden muss für jene, die nicht unmittelbar in der Gegenwart wirtschaftlich produktiv tätig sein können, z.B. für die Kinder und ihre Erziehung, für die Alten, Armen und Kranken usw.
[[Datei:Karl Popper.jpg|mini|Sir Karl Popper (1980)]]


== Die Urzelle der assoziativen Wirtschaft ==
Sir '''Karl Raimund Popper''' (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein [[österreich]]isch-[[Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Philosoph]], der mit seinen Arbeiten zur [[Erkenntnistheorie|Erkenntnis-]] und [[Wissenschaftstheorie]], zur [[Sozialphilosophie|Sozial-]] und [[Geschichtsphilosophie]] sowie zur [[Politische Philosophie|politischen Philosophie]] den [[Kritischer Rationalismus|kritischen Rationalismus]] begründete.
<div style="margin-left:20px">
" . . . In das Wirtschaftsleben hat sich hineingeschlichen dadurch gerade, daß der
moderne Kapitalismus mit seiner Sehnsucht nach der Rente, der Konkurrenz des
Kapitals, das Auf-den-Markt-werfen und Regeln nach Angehot und Nachfrage - es
hat sich in dieses Wirtschaftsleben hineingeschlichen eine Verwaltungsart eben durch
den Kapitalismus, die durch die Natur des Wirtschaftslebens nicht notwendig in
diesem Wirtschaftsleben stehen muß. Denn was braucht man in diesem Wirtschaftsleben?
Man braucht den Boden mit seiner Möglichkeit, Produkte für den Menschen
hervorzubringen; man braucht im industriellen Wirtschaftsleben die Produktionsmittel;
man braucht den Arbeiter an den Produktionsmitteln, den Handarbeiter auf
der einen Seite, den geistigen Arbeiter auf der anderen Seite. Einzelne Menschen
haben immer eingesehen, daß ein Wirtschaftsleben in sich vollendet ist, welches hat
den Boden, welches hat den physischen und den geistigen Arbeiter. Deshalb haben
stärkere Denker des Wirtschaftslebens, einer sogar, der in der Lage war, ein preußischer
Minister zu werden, das Wort ausgesprochen: «Das Kapital ist das fünfte Rad
am Wagen des Wirtschaftslebens.» Man kann sich nicht wegdenken aus dem Wirtschaftsleben
den geistigen Verwalter der Produktionsmittel und des Bodens, man
kann sich nicht wegdenken den physischen Arbeiter, man kann sich wegdenken,
ohne daß die Wirtschaft gestört wird, das Wirken des Kapitals.
Daß das eine volkswirtschaftliche Wahrheit ist, das empfindet der heutige Proletarier;
er empfindet es durch das, was ihm das Wirtschaftsleben an Leib und Seele
bringt. Was ist in einem Wirtschaftsleben drinnen, in dem wirklich nur dasjenige
herrscht, was ich eben angeführt habe? Arbeit, geistige und physische und dasjenige,
was die Produktionsmittel und der Boden liefern. Die Leistung entsteht, die notwendig
macht im menschlichen Leben Gegenleistung, und es entsteht das '''Urgebilde des Wirtschaftslebens'''. Dieses '''Urgebilde des Wirtschaftslebens''' heute reinlich herauszuarbeiten,
das ist vonnöten, damit soziale Erkenntnis möglich werde. Tritt der
Mensch ein in das Wirtschaftsleben - er muß produzieren für sich und für die
anderen Menschen. Das ist der Maßstab, daß er in seinen Leistungen sich und die
anderen Menschen wirtschaftlich halten kann. Das ist die große Frage, so einfach sie
klingt, für alles Wirtschaftsleben. Die große Frage für alles Wirtschaftsleben ist
diese: Ich muß imstande sein, innerhalb des Wirtschaftslebens, welcher Art der
Hervorbringung ich mich auch hingebe: - ich muß imstande sein, für dasjenige, was
ich hervorbringe, so viel einzutauschen aus der übrigen Wirtschaft heraus, daß ich
meine Bedürfnisse des Lebens aus dem Eingetauschten befriedigen kann, bis ich
imstande bin, eine gleiche Produktion wie das Hervorgebrachte wieder hervorzubringen.
Eingerechnet muß werden in dasjenige, was da in Betracht kommt, ich
möchte sagen, als das '''Atom des Wirtschaftslebens''', als das '''Urelement des Wirtschaftslebens''',
- eingerechnet muß werden alles dasjenige, was ich abgeben muß für die,
welche nicht unmittelbar in der Gegenwart produktiv tätig sein können; eingerechnet
muß werden alles dasjenige, was für die Kinder, für ihre Erziehung usw.
notwendig ist; eingerechnet muß werden die Quote, die ich für Arme, Kranke,
Witwen, als Altersunterstützung zu geben habe. Das alles ist einzurechnen in diese
'''Urzelle des Wirtschaftslebens''', die sich eben dadurch ausspricht, daß jeder Mensch im
Wirtschaftsleben in die Lage kommen muß, für dasjenige, was er hervorbringt, so
viel einzutauschen, daß er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen
kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringt. Man
sieht es aber dieser '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' an, daß sie nur geregelt werden
kann, wenn sie in dem Kreislauf des Wirtschaftslebens nichts anderes drinnen hat,
als die Leistungen selber; wenn man nichts anderes im Kreislauf des Wirtschaftslebens
hat als dasjenige, was der einzelne arbeitet als seine Leistung, und was die
anderen mit ihm als ihre Leistungen eintauschen können. Innerhalb dieses Kreislaufes
des Wirtschaftslebens hat nicht Ort und Stelle all dasjenige, was man nennen
kann «Kapital»; das dringt nur ein, um dieses Wirtschaftsleben zu stören und diesen
Wirtschaftsprozeß zu verunreinigen. Der Wirtschaftsprozeß wird nur reinlich, wenn
in ihm der durch das Leben aus seiner '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' heraus gebotene
Wertausgleich der Güter stattfinden kann..." (Aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Tübingen, 2. Juni 1919, zitiert nach [[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]], {{BE|103|18f}})
</div>


Aus dem Prinzip dieser Urzelle, wie sie Rudolf Steiner hier charakterisiert, ergibt sich ''keine'' Einkommensdifferenzierung wegen unterschiedlicher Leistungen aufgrund von Befähigung. Eine bessere Bezahlung eines besonders fähigen Mitarbeiters würde zu privater Kapitalbildung in der Hand dieses Mitarbeiters führen, wenn er es nicht einfach nur verschwendet für Luxusreisen usw. Er erhielte mehr für seine Arbeit, als er benötigt. Diese Kapitalweggabe aufgrund der Überbezahlung bedeutete auf der anderen Seite aber eine Verteuerung der Ware. Solche Kapitalbildung ginge daher zu Lasten der Gemeinschaft, und hat im eigentlichen Wirtschaftsprozeß aus der Urzelle heraus nichts zu suchen. Man staunt daher, daß z.B. [[Wolfgang Latrille]] eine Einkommensdifferenzierung von bis zu 1:10 vorschlägt<ref>[[Christoph Strawe]]: ''Bedürfnislohn oder Leistungslohn?
== Überblick ==
Zur Auflösung einer falschen Fragestellung'', Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Nr. 1, 1994, S. 9, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Beduerfnislohn_oder_Leistungslohn.pdf PDF]</ref>. Man kann solche Vorschläge nur als einen Rückfall in die Entgeltungsvorstellung bezeichnen, nach der ein Mitarbeiter danach bezahlt wird, was er dem Unternehmen wert ist, insofern seine Fähigkeiten knapp sind. Um einen fähigen Mitarbeiter nicht zu verlieren, zahlt man ihm mehr, als er für seinen Bedarf benötigt: Dadurch verteuern sich die Waren, die das Unternehmen anbietet, und auf der anderen Seite wird das Bankkonto des fähigen Mitarbeiters fetter: Das ist ein Vorgang, der zu falschen Preisen führt und das Wirtschaftsleben wenn nicht schädigt, so doch belastet.
Popper ist bekannt für seine Angriffe gegen die klassische [[Positivismus|positivistisch]]-[[Induktivismus|induktivistische]] Sicht, der zufolge die wissenschaftliche Methode durch Verallgemeinerungsschlüsse von Beobachtungen auf wissenschaftliche Theorien gekennzeichnet ist. Er lehnte sie zugunsten eines [[Falsifikationismus|empirischen Falsifikationsprinzips]] ab, wonach wissenschaftliche Theorien lediglich unsichere Spekulationen sind, die die empirische Wissenschaft durch Suche nach widersprechenden Beobachtungen umzustoßen versucht. Popper ist außerdem bekannt als Gegner des klassischen Ansatzes in der Erkenntnistheorie, dem zufolge eine Annahme auf dem Fundament einer [[Begründung]] stehen muss, damit sie vernünftig ist. Popper ersetzte ihn durch die „erste ''nicht begründungsorientierte Philosophie der Kritik'' in der Geschichte der Philosophie“:<ref>[[William W. Bartley]]: [http://www.the-rathouse.com/2008/Bartley1964CCR.html Rationality versus the Theory of Rationality], In Mario Bunge: ''The Critical Approach to Science and Philosophy'' (The Free Press of Glencoe, 1964), section IX.</ref> Nicht mehr die Feststellung, dass einer Behauptung die Begründung fehlt, soll genügen, damit sie verworfen werden darf, sondern es muss ein logischer Widerspruch zu den Tatsachen vorliegen. Im Bereich der politischen Philosophie ist Popper bekannt für seine Theorie der [[Offene Gesellschaft|offenen Gesellschaft]], in der er den [[Historizismus]] kritisierte und die [[Demokratie]] verteidigte.


{{GZ|Dasjenige, was man heute
== Leben ==
ein Existenzminimum nennt, das ist noch immer auf das Lohnverhältnis
=== Kindheit und Ausbildung ===
hin gedacht. Diese Art des Denkens, die wird beim selbständigen
Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 als Sohn von Rechtsanwalt ''Simon Siegmund Carl Popper'' und ''Jenny Popper'', geborene ''Schiff'', in [[Wien]] geboren. Seine Eltern waren zum [[Protestantismus]] konvertierte [[Assimilation (Soziologie)|assimilierte]] [[Judentum|Juden]]. Simon Siegmund stammte aus [[Prag]], dessen Vater aus [[Kolín]], dem Geburtsort von [[Josef Popper-Lynkeus]].<ref>Brief Karl Poppers an Hans W. L. Biester von 1990 [http://luise-berlin.de/bms/bmstxt01/0107prob.htm#seite7 ''Briefe''.] In: ''[[Berlinische Monatsschrift]]'' 7/2001 beim [[Luisenstädtischer Bildungsverein|Luisenstädtischen Bildungsverein]]</ref> Die Vorfahren seiner Mutter kamen aus [[Schlesien]] und [[Ungarn]]. Der Familie Schiff entstammten viele bedeutende Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts: Wissenschaftler, Ärzte und Musiker (so z.&nbsp;B. der Dirigent [[Bruno Walter]]). Popper wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Bücher und Musik eine wichtige Rolle spielten. Bereits als Kind interessierten ihn philosophische Fragestellungen.
Wirtschaftsleben nicht in derselben Weise stattfinden
können. Da wird die Frage reinlich aus dem Wirtschaftsleben heraus
gestellt werden müssen. Diese Frage wird sich dann so stellen,
daß der Mensch, indem er irgendeine Leistung vollbringt, indem er
irgend etwas hervorbringt, für diese Leistung so viel an anderen
Menschheitsleistungen durch Austausch wird zu bekommen haben,
als er nötig hat, um seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse
derjenigen, die zu ihm gehören, zu befriedigen, bis er ein neues,
gleichartiges Produkt hervorgebracht hat. Dabei muß nur in Anrechnung
kommen all das, was der Mensch für seine Familie an
Arbeit und dergleichen zu leisten hat. Dann wird man eine gewisse,
ich möchte sagen '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' finden. Und dasjenige,
was diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' zu dem machen wird,
was eben den Menschen seine Bedürfnisse wird befriedigen lassen,
bis er ein gleichartiges, neues Produkt hervorbringt, das gilt für alle
Zweige des geistigen und materiellen Lebens. Das wird so zu ordnen
sein, daß die Assoziationen, die Koalitionen, die Genossenschaften
von der Art, wie ich sie vorhin dargestellt habe, zu sorgen
haben werden, daß diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' bestehen
kann. Das heißt, daß ein jegliches Produkt im Vergleich mit anderen
Produkten denjenigen Wert hat, der gleichkommt den anderen
Produkten, die man braucht zu Befriedigung der Bedürfnisse bis
zur Herstellung eines neuen, gleichartigen Produkts. Daß diese
Urzelle des Wirtschaftslebens heute noch nicht besteht, das beruht
eben darauf, daß im Angebot und Nachfrage des heutigen Marktes
zusammenfließen Arbeit, Ware und Recht und daß diese drei
Gebiete in der Zukunft getrennt werden müssen im dreigeteilten,
gesunden sozialen Organismus.|337a|82f}}


{{GZ|Und gleichsam die '''Urzelle dieses Wirtschaftslebens''', das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
Als Popper zwölf Jahre alt war, begann der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]]. Die Situation der Juden zu dieser Zeit in Wien war schwierig. Zum einen nahmen sie wichtige Positionen ein; Poppers wohlhabender Vater hatte beispielsweise eng mit dem 1898 verstorbenen liberalen Bürgermeister der Stadt [[Raimund Grübl]] zusammengearbeitet. Zum anderen waren völkisch-[[Antisemitismus (bis 1945)|antisemitische]] Vorurteile und Diskriminierungen alltäglich.
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften
entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen
müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt,
so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch
befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht
hat.|333|85f}}


{{GZ|Sehen Sie, bei der heutigen Struktur der Gesellschaft läßt sich
1918 verließ der 16-jährige Popper vorzeitig die Mittelschule und wurde Gasthörer an der Universität Wien. Er besuchte Vorlesungen in Mathematik, Geschichte, Psychologie, Theoretischer Physik und Philosophie. Er legte seine [[Matura]] als [[Externisten-Prüfung|Externist]] erst im zweiten Anlauf ab. Im Jahr zuvor war er an den Fächern [[Latein]] und [[Logik]] gescheitert. Von 1920 bis 1922 war Popper Schüler am Wiener Konservatorium, Abteilung Kirchenmusik, ließ jedoch den Plan, Musiker zu werden, bald wieder fallen. In dieser Zeit verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter. Im Entschluss, eine praktische Ausbildung zu beginnen, war er von seinen sozialistischen Freunden beeinflusst worden, die sehr politisch waren und sich als zukünftige Führer der Arbeiterklasse sahen. Davon abgestoßen fasste er den vorübergehenden Entschluss, selbst ein Arbeiter zu werden.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.youtube.com/watch?v=ZO2az5Eb3H0|titel=Karl Popper - Ein Gespräch (1974)|autor=PhilosophieKanal|datum=2013-07-03|zugriff=2016-04-01}}</ref> Parallel zur Lehrerausbildung schloss er daher 1924 eine Tischlerlehre mit dem Gesellenbrief ab.
eigentlich gar nicht anders produzieren als im Hinblick auf den
Profit. Das Prinzip, zu produzieren, um zu konsumieren, das muß
erst geschaffen werden! Und von diesem Prinzip wird wiederum
abhängen, ob in einer entsprechenden Weise Wege für eine Güterverteilung
gefunden werden können. Es wird viel davon abhängen,
daß man über einen großen Bereich hin, ich möchte sagen, eine
'''wirtschaftliche Urzelle''' findet.
Diese '''wirtschaftliche Urzelle''' - ich möchte wenigstens mit ein
paar Worten kurz von ihr sprechen -, worin besteht sie denn?
Geht man nicht vom Produzieren, sondern vom Konsumieren,
von der Befriedigung der Bedürfnisse aus, so handelt es sich darum,
daß wir erst zu einem praktikablen Ergebnis dessen kommen
müssen, was im Sinne der Bedürfnisbefriedigung zu einer sachgemäßen
Preisbildung führt. Das geschieht nämlich heute in anarchisch-
chaotischer Weise durch Angebot und Nachfrage, und da
steckt viel drinnen von der Unmöglichkeit, heute überhaupt zu
etwas zu kommen. Mit der Formel von Angebot und Nachfrage
wird man nicht zu dem Ziel kommen, zu produzieren, um zu
konsumieren. Nicht wahr, um zu dem Ziel zu gelangen, ist es
notwendig, daß das, was ich produziere, im Vergleich zu anderen
Gütern so viel wert sein muß, daß ich dafür eintauschen kann,
ganz gleich, wie sich der Tausch gestaltet, alle diejenigen Güter, die
meine Bedürfnisse befriedigen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich ein
gleiches Produkt wie jetzt hervorgebracht habe. Dabei muß dann
alles das mit eingerechnet werden, was man als Beitrag zu leisten
hat für diejenigen, die zur Zeit nicht unmittelbar selbst produzieren
können, also für Kinder, die erzogen werden müssen, für Arbeitsunfähige
und so weiter. Wovon man also ausgehen muß, das ist,
sich klar zu werden über diese '''wirtschaftliche Urzelle'''. Erst dadurch
wird es möglich, auf wirtschaftlichem Boden eine gerechte
Preisbildung zu erreichen, so daß man dann in der Zukunft nicht
wiederum, wenn man auf der einen Seite mehr verdient, auf der
anderen Seite mehr ausgeben muß, weil die Dinge selbstverständlich
unter dem Einfluß des Mehrverdienstes teurer werden.|331|128f}}


Die praktischen Erfahrungen mit den Urzellen und den Preisen, die sich bilden, würden dann auch eine Pauschalisierung ermöglichen, was ein Mensch generell durchschnittlich bei gegebenen Wirtschaftsverhältnissen an Einkommen benötigt, um seinen Bedarf zu decken:
=== Studium und Beruf ===
Als Popper Anfang der 1920er Jahre sein Studium begann, dominierte in Wien die [[politische Linke]]. In dieser Zeit (1918–1934) wurde die Stadt auch das ''[[Rotes Wien|Rote Wien]]''  genannt. Popper engagierte sich dort – zunächst vor allem an pädagogischen Fragen interessiert – auch in der [[Sozialismus|sozialistischen]] Jugendbewegung und in der [[Wiener Schulreform]]bewegung. Gleichzeitig arbeitete er an [[Alfred Adler]]s [[Individualpsychologie|individualpsychologischen]] Erziehungsberatungsstellen in den Wiener Arbeitervierteln.


{{GZ|Daß aber ein wirklich auf sich selbst gestelltes
Nach der Ausrufung der Republik im November 1918 trat er in die [[KPÖ|Kommunistische Partei]] ein und half im Büro der Parteizentrale mit. Die Partei unternahm mehrere Umsturzversuche nach Vorbild Lenins, dann auch unter Anleitung [[Béla Kun]]s. Während eines Umsturzversuches am 15. Juni 1919 wurden die führenden Wiener Kommunisten von der Polizei verhaftet, woraufhin die übrigen eine Demonstration zur Polizeidirektion in Gang setzten. Mehrere tausend Menschen versuchten, die Wiener Polizeidirektion zu stürmen und dort inhaftierte Parteigenossen zu befreien. Die Stadtschutzwache schoss in einer Nebengasse auf eine Demonstrantenmenge, dabei wurden 20 Menschen getötet.<ref>http://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=893</ref> Karl Popper erfuhr  später, dass die Aktion in Wirklichkeit Teil eines Plans von Kadern mit Verbindungen zu [[Béla Kun]] war, die über einen Staatsstreich selbst an die Macht gelangen wollten.<ref>http://www.unomaha.edu/esc/2006Proceedings/Davis_OpenSociety.pdf</ref> Aufgrund der [[Marxismus|marxistischen]] Doktrin, dass [[Klassenkampf|Klassenkämpfe]] noch viel mehr Tote verursachen würden, wenn man die Revolution nicht schnell herbeiführe, hatten sie keine Bedenken, das Leben der Teilnehmer an der Befreiungsaktion aufs Spiel zu setzen. Popper sah sich durch die Kader getäuscht und wandte sich vom Marxismus wieder ab.
Wirtschaftsleben erst recht sorgen kann für Witwen und Waisen
und so weiter, das habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der
Sozialen Frage» des breiteren ausgeführt. Ich habe es sogar vorhin
schon angedeutet, daß eingerechnet werden muß in die '''wirtschaftliche Urzelle''' dasjenige, was ein jeder als Quote beizusteuern hat zu
dem, was Witwen und Waisen, überhaupt sonstige nicht arbeitsfähige
Menschen - wie in meinem Buche ausgeführt ist, auch für die
Kinder, für die ich das Erziehungsrecht in Anspruch nehme -, zu
bekommen haben. Der Maßstab dafür wird sich ergeben einfach
aus der Lebenshaltung der übrigen Personen. Da man mit der '''wirtschaftlichen Urzelle''' einen Maßstab hat für die Lebenshaltung einer
Person nach dem bestehenden wirtschaftlichen Gesamtwohlstande,
so ist damit zu gleicher Zeit auch die Möglichkeit gegeben, einen
Maßstab zu schaffen für das Leben derjenigen, die wirklich nicht
arbeiten können.|337a|91}}


Es ist nicht ganz klar, ob Steiner hier mit dem Maßstab der Lebenshaltung "einer" Person, den Bedarf der einen leistungerbringenden Person für sich allein, im Unterschied zum Famlienbedarf verstehen will, oder einen durchschnittlichen Familienbedarf. Sollen die Preise sich nicht aus [[Angebot und Nachfrage]] ergeben, sondern entsprechend den Bedarfen sich bilden, wird für die Regelung allerdings dann eine gewisse Pauschalierung notwendig werden, die von Steiner hier angedeutet ist. Es könnte da dann auch unterschiedliche Einkommensstufen oder -klassen geben. Eine unterschiedliche Entlohnung aufgrund unterschiedlicher Befähigung und daher anderem Leistungsausmaß läßt sich daraus jedoch nicht ableiten.
In Wien begegnete er Menschen wie [[Ruth Fischer]], [[Hanns Eisler]], [[Paul Felix Lazarsfeld]], [[Oskar Kokoschka]], [[Adolf Loos]], [[Arnold Schönberg]] und [[Rudolf Serkin]].


== Komponenten von Bedarf, Zeitbedarf, Leistung und Preis ==
Popper bestand 1924 die Prüfung an der [[Lehrerbildungsanstalt#Österreich|Lehrerbildungsanstalt]]. Weil jedoch keine Lehrerstelle frei war, arbeitete er als Erzieher in einem Hort für sozial gefährdete Kinder. 1925 wurde er Student am Pädagogischen Institut. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Veröffentlichungen. Sie befassten sich mit pädagogischen Themen und erschienen in ''Die Quelle'' und ''Schulreform''. 1928 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] Popper beim Psychologen und Sprachtheoretiker [[Karl Bühler]] mit der Dissertation „Die Methodenfrage der Denkpsychologie“.<ref>[http://www.univie.ac.at/ubwdb/data/ska/m001/z017/h065/a0166412.gif Katalogzettel Universitätsbibliothek Wien]. Vgl. Thomas Sturm: ''Bühler and Popper: Kantian therapies for the crisis in psychology'' in: ''Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences'', 43 (2012), pp. 462-472</ref>
Gemäß dem Konzept der Urzelle hat man zum Verständnis der Entstehung der Preise zunächst diese Urzelle selbst näher zu untersuchen, und nicht etwa z.B. Auswirkungen von Gesamtangebot einer Ware oder nachgefragtem Bedarf. Diese gehören zu den Faktoren, die auf die Urzelle einwirken, und erst über diese Einwirkung einen Einfluß auf den Preis einer Ware haben können.  


Genauso hat die Bewertung einer Leistung in ihrer Inanspruchnahme zunächst keine Bedeutung für den Preis, da dieser sich aus Bedarf und Zeitbedarf für die Hervorbringung der Leistung ergibt. Wenn durch die Fähigkeit des Leistungserbringers die benötigte Zeit für die Produktion sich verringert, dann wird dadurch eine Ware nicht teurer, sondern billiger.  
Durch das Studium bei Bühler lernte Popper die Psychologie von [[Oswald Külpe]] und der „[[Würzburger Schule]]“ kennen. [[William Warren Bartley|William W. Bartley]] behauptete, dass sich das auch auf seine pädagogischen Überzeugungen und später auf seine [[Erkenntnistheorie]] entscheidend ausgewirkt habe.<ref>[[William Warren Bartley]]: ''Die österreichische Schulreform als die Wiege der modernen Philosophie''. in: Club Voltaire IV, hrg. Gerhard Szcesny, Hamburg 1970, ISBN 3-499-65086-X S. 360</ref> Popper selbst widersprach jedoch diesen Behauptungen.<ref>Karl Popper: ''Einige Bemerkungen über die Wiener Schulreform und ihr Einfluß auf mich'' [1970], Troels E. Hansen: Nachwort des Herausgebers, Abschnitt VIII Anhang: ''Einige Bemerkungen über die Wiener Schulreform und ihr Einfluß auf mich''. In: ''Frühe Schriften'', Mohr, Tübingen 2006, S. 497, 543</ref> 1929 erwarb er die Lehrberechtigung für die Hauptschule in den Fächern Mathematik und Physik.


=== Bedarf ===
1930 erhielt Popper eine Anstellung als [[Hauptschule#Österreich|Hauptschullehrer]] in Wien, die er bis 1935 innehatte. Ebenfalls in diesem Jahr heiratete er seine Kollegin Josefine Anna Henninger (1906–1985). 1930–1935 wohnte Popper mit seiner Frau im [[Hietzing|13. Wiener Gemeindebezirk]] an der Adresse Anton-Langer-Gasse 46 im Bezirksteil [[Speising]]; am Haus befindet sich eine Gedenktafel.
Der Bedarf besteht nicht nur in dem, was der Leistungserbringer für seinen Lebensunterhalt benötigt, sondern es gehört dazu auch der Unterhalt der Angehörigen, der abhängigen Familie. Man macht  sich die Dimension dieser Preiskomponente nicht richtig klar, wenn man unter Mißachtung des Prinzips der Urzelle z.B. Krankenversicherung auf den Preis fiktiv aufschlägt, gewissermaßen, nachdem er schon der Urzelle entsprungen ist, ihn im Nachherein manipuliert. Der Aufpreis für eine Krankenversicherung kann nur ein Äquivalent sein für dasjenige am Bedarf, was für den Leistungserbringer wegen Krankheitsmöglichkeit veranschlagt werden muß.


Desgleichen entsteht auch die Preiskomponente für die Alterssicherung in der Urzelle selbst, und wird nicht im nachherein aufgeschlagen. In einer unentwickelten Wirtschaft gehören zur Familie auch die Kranken und Alten. Der Leistungserbringer muß für seine Ware einen Preis erhalten, der nicht nur die Kinder, sondern auch die nicht mehr tätigen Großeltern, ''sowie auch den beschäftigten Auszubildenden'', und z.B. einen behinderten Onkel, der mit in der Familie lebt, ernähren kann.
=== Der Wiener Kreis ===
Dass Karl Popper begann, seine philosophischen Gedanken niederzuschreiben, war vor allem seinen Kontakten mit dem ''[[Wiener Kreis]]'' zu verdanken, dem Kreis um [[Moritz Schlick]], [[Rudolf Carnap]] und [[Otto Neurath]]. Vor allem Schlick distanzierte sich von Popper, der seine [[Logischer Empirismus|neopositivistische]] Position kritisiert hatte, und warf ihm unbeherrschtes Auftreten vor. In Poppers mündlicher Doktorprüfung (Rigorosum) 1928 war Schlick Beisitzer, wobei es zum Streit kam, da Popper nach Schlicks Auffassung überzogene Kritik an dem von Schlick geschätzten [[Ludwig Wittgenstein]] übte; dieser wolle „wie die katholische Kirche die Diskussion sämtlicher Fragen verbieten, auf die er keine Antwort wisse“.<ref>vgl. unter anderem Edmonds/Eidinow 2005</ref> Popper erhielt daher keine Einladungen zu den Sitzungen des Kreises.


Arbeiten im wirtschaftlichen Sinne (d.h. für familienfremden Bedarf) in solch einer Lebens- bzw. Hausgemeinschaft zwei Personen, dann erhöht sich dadurch selbstverständlich keineswegs der Bedarf für den Lebensunterhalt dieser Familie, abgesehen von den direkt produktionsbezogenen Bedarfen<ref>Wenn Kinder da sind, kann dazu auch die Beschäftigung einer Haushaltshilfe und/oder die Kosten für eine Kindertagestätte gehören.</ref>. Wenn die Partnerin eines Schusters Kleider herstellt, und die Familie daher nicht nur Schuhe produziert, sondern Schuhe ''und'' Kleider, sind dadurch die Preise für Schuhe und Kleider verbilligt.
[[Herbert Feigl]] regte ihn an, zu schreiben, womit Popper nach einigem Zögern begann. Drei Jahre schrieb er an einem über 1000-seitigen Manuskript, das heute nur teilweise erhalten ist, die erhaltenen Teile erschienen 1934 als erheblich gekürzte Fassung unter dem Titel „[[Logik der Forschung]]“ und erst 1979 unter dem Titel ''Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie''. Während dieser Zeit lernte er [[Werner Heisenberg]] und [[Alfred Tarski]] kennen.


Ein differenzierter Bedarf, wie [[Wolfgang Latrille]] ihn vorschlägt, macht allerdings dann Sinn, wenn man bedenkt, dass der gebildetere Angestellte andere kulturelle und bildungsmäßige Interessen hat, als der vergleichsweise ungebildete angelernte Arbeiter. Zudem benötigt der qualifizierte Angestellte, über seinen Beruf hinaus auch einen Mehr-Bedarf für die notwendige Fortbildung und die Erlangung beruflicher und allgemeiner Information (z.B. durch Zeitungen und Zeitschriften).
Sein [[Wissenschaftstheorie|wissenschaftstheoretisches]] Hauptwerk „''Logik der Forschung''“ erschien schließlich in einer Schriftenreihe des Wiener Kreises, obwohl Popper darin deren [[Positivismus]] kritisierte. Diese großzügige Möglichkeit der Veröffentlichung brachte ihm fälschlich den Ruf eines Positivisten ein. Seine Abhandlung wurde von den Angehörigen des Wiener Kreises als ein ihren Diskussionen entsprungenes Werk gewürdigt.
<ref><<Ein wesentlicher Reformvorschlag, den auch Katja
Kipping (MdB) kürzlich ins Gespräch brachte, enthält
eine Begrenzung der Ungleichheit bei Einkommen:
“Die Höchsteinkommen sollen für die gleiche volle
Arbeitszeit nicht mehr als das Zehnfache des
gesetzlichen Mindestlohns betragen dürfen –
oberhalb dieser Grenze würde ein
Einkommenssteuersatz von hundert Prozent greifen.
Derzeit liegt das Verhältnis zwischen Höchst- und
Mindesteinkommen in Österreich beim Faktor 800, in
Deutschland beim Faktor 5000 und in den USA beim
Faktor 350000.“>>. Zitiert nach [[Michael Heinen-Anders]], Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2012, S. 24</ref>


=== Zeitbedarf ===
=== Emigration nach Neuseeland und England ===
Gemäß diesem Konzept der wirtschaftlichen Urzelle ist der Preis einer Ware umso höher, je mehr Zeit für ihre Produktion benötigt wird. Dafür ist es zunächst unerheblich, ob durch andere Produzenten die Ware billiger produziert werden kann, weil sie weniger Zeit dafür benötigen. Wenn der Schuster für ein paar Schuhe eine Woche benötigt, wird der Preis für ''diese'' paar Schuhe dem Bedarf für eine Woche Lebensunterhalt entsprechen müssen. Dabei ist es völlig egal, ob andere Schuster für das betreffende Wirtschaftsgebiet Schuhe gleicher Qualität an einem Tag schaffen können. Wenn man nun meint, ein Preis für die Schuhe, der 1 Woche Lebensunterhalt entspricht, sei zu hoch, worauf könnte sich so ein Urteil gründen?
Von 1935 bis 1936 reiste Popper für einige Monate nach [[England]], wo er [[Erwin Schrödinger]], [[Bertrand Russell]] und [[Ernst Gombrich]] begegnete. Er führte intensive Gespräche mit Schrödinger und lernte [[Friedrich August von Hayek]] kennen. Auf dem Zweiten Internationalen Kongress für die Einheit der Wissenschaft (im Juni 1936 in [[Kopenhagen]]) war er tief beeindruckt von [[Niels Bohr]], obwohl er selbst eine andere Interpretation der [[Quantenmechanik]] vertrat. Vor allem die Gespräche mit [[Alfred Tarski]] brachten Popper zu der Einsicht, wie er die [[Korrespondenztheorie]] der Wahrheit ohne Probleme vertreten konnte.


Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hat sich aber strikt am Prinzip der Urzelle zu orientieren, und nicht etwa an der Beobachtung, daß die Nachfrage nach preisgünstigen Schuhen höher ist als diejenige nach teuren.
Die [[Ständestaat (Österreich)|politische Lage in Österreich]] wurde zusehends angespannter und Popper sah den [[Anschluss Österreichs|„Anschluss“]] Österreichs an das [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] Deutschland kommen. In dieser Situation nahm er das Angebot einer Dozentur an der [[University of Canterbury]] in [[Christchurch]] (Neuseeland) an. 1937 kündigten Popper und seine Ehefrau ihre Lehrerstellen und gingen ins [[Exil]]. Popper musste seine Familie, die damals kranke Mutter, seine Schwester, Onkel, Tanten und Nichten zurücklassen. Sechzehn Familienangehörige wurden in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] im [[Holocaust]] ermordet.


Ein Grund dafür, daß der Schuster eine ganze Woche für ein paar Schuhe benötigt, könnte sein, daß der Schuster in Teilzeit arbeitet. Er arbeitet z.B. nicht wie die anderen Schuster "Vollzeit", angenommen 40 Stunde die Woche, sondern nur ein 1/7 davon, ca. 6 Stunden die Woche.  
Popper wurde Dozent an der Universität Christchurch. Obwohl das College seine Forschungsarbeit nicht förderte und verlangte, dass sich die Dozenten ganz der Lehre widmen sollten, entstanden dort ''The Poverty of Historicism'' (''Das Elend des Historizismus'') sowie das Werk, das ihn als politischen Denker berühmt machte, ''[[Offene Gesellschaft|The Open Society and Its Enemies]]'' (''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde''). In zwei Bänden analysierte Popper ausführlich die totalitären Tendenzen in den Schriften von Platon, Marx und Hegel. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]].


Fall 1.
Im Winter 1944/45 erhielt Popper – vor allem durch Unterstützung von Friedrich von Hayek – das Angebot, an der [[London School of Economics and Political Science]] zu lehren, welches er annahm. Anfang Januar 1946 traf das Ehepaar in London ein, wo Popper seine Lehrtätigkeit als außerordentlicher Professor aufnahm. 1949 wurde er parallel Professor für „Logik und wissenschaftliche Methodenlehre“ an der Universität London. Wegen der mitunter anmaßenden und aggressiven Art, mit der er seine Standpunkte vertrat, erwarb er sich dort schnell den Spitznamen „totalitärer Liberaler“.
Die übrigen 6/7 verwendet der Schuster auf ein anderes Produktionsgebiet, er ist nämlich auch Schneider. Als Schneider arbeitet er ca. 34 Stunden die Woche.


Fall 2.
1961 hielt Popper in [[Tübingen]] den Eröffnungsvortrag auf einer Tagung, deren Thema die Logik der [[Sozialwissenschaften]] war. [[Theodor W. Adorno]] hielt das [[Korreferat]]. Die Debatte wurde anschließend vor allem in der [[Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie]] fortgesetzt und war der Beginn des so genannten „[[Positivismusstreit]]s“. Innerhalb der [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|deutschen Studentenbewegung]] galt Popper, der sein wissenschaftstheoretisches Hauptwerk „Logik der Forschung“ explizit gegen den Positivismus geschrieben hatte, als „Erz-Positivist“. Die eigentliche Kontroverse zwischen der kritisch-rationalistischen Position Poppers und dem Standpunkt der [[Dialektik]] wurde hauptsächlich von [[Hans Albert]] und [[Jürgen Habermas]] geführt; Popper zeigte sich daran weitgehend desinteressiert und schrieb 1970 in einem Brief an Albert, er könne „diese Leute einfach nicht ernstnehmen“.<ref>[[Martin Morgenstern (Philosoph)|Martin Morgenstern]]/[[Robert Zimmer (Philosoph)|Robert Zimmer]] (Hrsg.), ''Hans Albert / Karl Popper, Briefwechsel'', Frankfurt/M. 2005, 137 (Fischer Taschenbuch, ISBN 978-3596165865)</ref>
Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr so schnell arbeiten wie in den besten Jahren. Er braucht die doppelte Zeit wie früher, arbeitet aber weiterhein "Vollzeit".


Fall 3.
=== Emeritierung ===
Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr 8 Stunden pro Tag arbeiten, er arbeitet 5 Tage á 4 Stunden, "Teilzeit", aber so schnell wie früher. Das Paar Schuhe ist nach einer Woche fertig wie in Fall 2.
[[Datei:Popper Karl Grab Wien 13.JPG|miniatur|hochkant|Grab auf dem Lainzer Friedhof am Wiener [[Küniglberg]]]]
1965 wurde Popper von Königin [[Elisabeth&nbsp;II.]] für sein Lebenswerk als ''[[Knight Bachelor]]'' zum Ritter geschlagen. 1969 wurde er [[Emeritierung|emeritiert]], er publizierte aber stetig weiter. Er war Mitglied der von Hayek gegründeten [[Liberalismus|liberalen]] [[Denkfabrik]] [[Mont Pelerin Society]] und der [[Royal Society]] (London). Befreundet war er u.&nbsp;a. mit dem deutschen [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Helmut Schmidt]]. Durch Königin Elisabeth&nbsp;II. wurde er schließlich noch in den ''[[Order of the Companions of Honour]]'' (CH) aufgenommen. 1973 wurde ihm der [[Sonning-Preis]] der Universität Kopenhagen verliehen, 1993 erhielt Popper die [[Otto-Hahn-Friedensmedaille|Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold]] der [[Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen|Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen]] (DGVN) in Berlin. Das [[Council for Secular Humanism]] verlieh ihm den Humanist Laureate Award.


Fall 4.
Popper äußerte sich nur selten über Religion. Über seine Sichtweisen ist jedoch das sogenannte „verlorene Interview“<ref>Edward Zerin: Karl Popper On God: The Lost Interview. ''Skeptic'' '''6''':2 (1998)</ref> von 1969 bekannt. Demnach beschrieb er sich selbst als [[Agnostizismus|Agnostiker]] und lehnte für sich den seiner Ansicht nach arroganten [[Atheismus]] ebenso ab wie den jüdischen und den christlichen Glauben. Er äußerte jedoch Respekt vor den moralischen Lehren beider Religionen. [[Paul Feyerabend]] bezeichnete ihn als „Nachzügler der [[Aufklärung]]“.
Der Schuster ist jung und arbeitet auch am Wochenende sowie abends, insgesamt 100 Stunden die Woche. Das paar Schuhe ist gleichwohl erst in einer Woche fertig, da der Schuster das Produktionsverfahren ''während der Produktion der Schuhe'' optimiert.


Fall 5.
Josefine Anna Popper starb 1985 und wurde in Wien auf dem [[Lainzer Friedhof]] im [[Hietzing|13. Bezirk]] in einem 1936 angelegten Grab ihrer Familie bestattet (Gruppe 2, Nr. 7). Karl Popper starb am 17. September 1994 in East [[London Borough of Croydon|Croydon]], [[London]], nachdem er zwei Wochen zuvor schwer erkrankt war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch an seinem Werk geschrieben.<ref>David Miller: [http://www.law.keio.ac.jp/~popper/v6n2miller.html Sir Karl Popper: A Personal Note]. ''Popper Letters'' '''6''':2 (1994)</ref> Poppers Leichnam wurde eingeäschert, seine Urne nach Wien gebracht und am 28. Oktober 1994 im Grab seiner Frau beigesetzt.<ref>Beisetzungsdatum nach Auskunft der Friedhofsverwaltung vom 24. April 2013</ref> Das Grab wurde von der Stadtverwaltung zum Ehrengrab erklärt und besteht auf Friedhofsdauer.
Der Schuster benötigt 3,5 Tage für die Produktion der Schuhe. In den übrigen 3,5 Tagen widmet er sich der Aufgabe, das Produktionsverfahren zu optimieren, produziert in dieser halben Woche also keine Schuhe.


Fall 6.
1998 erhielt das erste Projekt für Begabtenförderung in Österreich, die [[Sir-Karl-Popper-Schule]], die Poppers Ideen zu einer besseren Schule umzusetzen sucht, die Zustimmung dazu, seinen Namen zu tragen.<ref>https://www.popperschule.at/philosophie.html</ref> Außerdem trägt die Karl-Popper-Sammlung der [[Universitätsbibliothek Klagenfurt]] seinen Namen. Im Jahr 2010 wurde in Wien [[Favoriten]] (10.&nbsp;Bezirk) die ''Karl-Popper-Straße'' beim [[Wien Hauptbahnhof|neuen Hauptbahnhof]] nach ihm benannt; sie befindet sich in unmittelbarer Nähe von nach [[Elias Canetti]], [[Kurt Gödel]] und [[Alfred Adler]] neu benannten Verkehrsflächen.
Der Schuster arbeitet nicht wie gewöhnlich 40 Stunden die Woche, sondern eine Zeitlang 80 Stunden die Woche, und lagert die zusätzlich produzierten Schuhe. Nach einem Jahr stehen 52 paar Schuhe im Lager. Im folgenden Jahr läßt er die 52 Paar von einem Händler abholen, und widmet sich ausschließlich der Kindererziehung, sowie Renovierung der Privatwohnung und dergleichen.


Fall 7.
== Werk ==
Wie 6, jedoch ohne private Haushaltsproduktion, und statt dessen 1 Jahr "[[wikipedia:Sabbatical|Sabbatical]]".
{{Hauptartikel|Kritischer Rationalismus}}


Fall 8.
Das Werk Poppers lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen: Die erste, die von der Beschäftigung mit den Methoden [[Empirie|empirischer Wissenschaft]] geprägt war; und die zweite, in der er sich mit [[Metaphysik|metaphysischen]] Fragestellungen auseinandersetzte. Die Grenze zwischen beiden lässt sich nach Ansicht von [[William Warren Bartley]] ziemlich genau auf den 15. November 1960 festlegen.<ref>William W. Bartley: Critical Study: The Philosophy of Karl Popper. Part I. ''Philosophia'' '''6''':3–4 (1976), S. 463–494</ref> Popper selbst hat sich jedoch immer vehement gegen eine [[Hermeneutik|hermeneutische]] Interpretation dieser Phasen gestellt. Er sieht die Grundzüge seines Denkens als 1919 aufgestellt und von da ab durchgängig einheitlich und ohne Strukturbrüche, mit lediglich Schwerpunktverlagerungen und gelegentlichen Klarstellungen. Die Grundauffassung von Poppers Philosophie ist die Ablehnung der Redensart „von nichts kommt nichts“ und die Einsicht, dass ein System seine eigene Existenz nicht garantieren, sie aber selbst beenden kann.<ref>William W. Bartley: Critical Study. The Philosophy of Karl Popper. Part II. ''Philosophia'' '''7''':3–4 (1978), S. 675–716.</ref>
Wie 7, jedoch anstatt 80 Stunden, arbeitet der Schuster nur 40 Stunden, es gibt also keine zusätzlichen 52 Paar, die ein Händler abholen kann. Trotzdem gönnt sich der Schuster ein Jahr sabattical.  


Fall 9.
=== Wissenschaftstheorie ===
Der Schuster hat einen Sohn, der im Betrieb mitarbeitet, der aber, obwohl fleißig, nicht sonderlich befähigt ist, sodaß ein Teil der Schuhe mit Fehlern behaftet sind, die in der Folge zum Schuster zwecks Reparatur zurückgebracht werden.
{{Hauptartikel|Falsifikationismus}}


=== Leistung ===
Popper legte seine Ansichten zur Wissenschaftstheorie umfassend in seinem Werk ''Logik der Forschung'' dar, das 1934 zuerst auf Deutsch erschien und in nachfolgenden englischen und deutschen Ausgaben stetig erweitert und verbessert wurde (wenige Monate vor seinem Tod 1994 fügte Popper noch einen neuen Anhang hinzu). Später führte er sie weiter aus in ''Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie'' (das parallel zur ''Logik der Forschung'' geschrieben, aber erst 1978 veröffentlicht wurde), ''[[Die Quantentheorie und das Schisma der Physik]]'' und ''Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf''. In ''Vermutungen und Widerlegungen'' (englisch ''Conjectures and Refutations'') wandte er die Methode, wie im Titel angedeutet, auch praktisch an. Hier beschrieb er auch, wie er seine Abgrenzungsüberlegungen seit den 1920er Jahren entwickelt hatte, als er zunächst „[[Pseudowissenschaft]]“ von „Wissenschaft“ unterscheiden wollte. Als Beispiele für Pseudowissenschaften nannte er u.&nbsp;a. die [[Psychoanalyse]] und den [[Marxismus]], als Beispiel für Wissenschaft Einsteins [[Relativitätstheorie]].
Der oben angegebene Fall 9 ist von besonderem Interesse, weil an ihm deutlich wird, daß der Preis der Schuhe einmal vom Bedarf abhängt (denn durch die Zugehörigkeit des minderbefähigten Sohnes zur Familiengemeinschaft muß der Preis der Schuhe höher sein), als auch von der Leistung, die sich aus angewendeter Fähigkeit ergibt (die Minderleistung des Sohnes führt dazu, daß der Schuster generell seine Schuhe etwas teurer machen muß.)


Man könnte dies auf die Formel bringen, daß Bedarf und Leistung sich gegenseitig aufheben. Je höher die Leistung, desto geringer fällt der Bedarf aus. Nimmt man den Bedarf für den Lebensunterhalt für konstant an, ergibt sich ein Überschuß, wenn die Leistung höher ausfällt. Dies führt zur Bildung von [[Kapital]]. Die im Fall 6 aufgelagerten 52 paar Schuhe sind solches Kapital. Im Fall 4 kommt es durch die Verbesserung des Produktionsverfahrens zur Kapitalbildung. Im Fall 5 an sich genauso, jedoch wird es durch entsprechend höheren Bedarf wieder aufgebraucht, was in Fall 4 nicht der Fall ist.
In der ''Logik der Forschung'' kritisiert Popper die Sicht des [[Logischer Empirismus|logischen Positivismus]], der für die Naturwissenschaften die empiristische Methode vertrat. Diese Methode postuliert das systematische Sammeln von Fakten, die in logischen [[Beobachtungssatz|Protokollsätzen]] formuliert werden. Mittels [[Induktion (Philosophie)|Induktion]] wird dann auf allgemeingültige Naturgesetze geschlossen, entweder mit dem Anspruch auf Sicherheit, oder zumindest auf eine hohe [[Wahrscheinlichkeitstheorie|Wahrscheinlichkeit]]. Diese Ansichten hätten von [[Aristoteles]] und [[Francis Bacon]] ausgehend die meisten Wissenschaftstheoretiker vertreten.


Man kann bei solchen Überschüssen, die das Wort Leistung im eigentlichen Sinne erst verdienen (Überschuß-Leistung = Leistung - Bedarf) noch nicht von der Produktivkraft des Kapitals als solcher sprechen, denn dieses wird zunächst nur erst gebildet. Ist aber das bessere Produktionsverfahren für Schuhe erst einmal etabliert, generiert es dauerhaft (Überschuß-)Leistungen. Dies sind dann Leistungen des Kapitals, und nicht etwa die des Schusters, dessen Leistungen diesbezüglich mit Fertigstellung des Produktionsverfahrens abgeschlossen sind.
Popper unterstrich demgegenüber noch einmal die Überlegung [[David Hume]]s, dass man aus formallogischen Gründen aus Einzelfällen kein allgemeines Gesetz ableiten ([[Induktionsproblem]]), sondern nur allgemeine Sätze widerlegen kann („''Man kann nicht mehr wissen, als man weiß''“). Auch alle Versuche, aus Einzelfällen wenigstens quantifizierbare Wahrscheinlichkeiten von Theorien abzuleiten, hält er für verfehlt und liefert [[Mathematik|mathematische]] und philosophische Argumente, um die logische Unhaltbarkeit von Sätzen wie „Theorie A ist mit 80%iger Wahrscheinlichkeit wahr“ deutlich zu machen.


=== Preis ===
Popper schlägt stattdessen vor, dass Theorien (abstrakt betrachtet) frei erfunden werden dürfen. Im Nachhinein werden dann Experimente angestellt, deren Ausgang als Basissätze konventionell festgelegt werden. (Popper selbst verwendet sogar das Wort „willkürlich“, um zu verdeutlichen, dass diese Basissätze selbst nicht rational zu rechtfertigen sind.<ref name="EinsteinBriefe">Briefwechsel mit Albert Einstein 1935 in Popper, K. "Logik der Forschung" 1989, 9. Auflage, Tübingen: Mohr. S. 413 Anhang XII</ref>) Durch diese Basissätze können dann die Theorien widerlegt (falsifiziert) werden, wenn die Folgerungen, die aus ihnen deduziert werden, sich im Experiment nicht bestätigen. In einem [[Selektion (Evolution)|evolutionsartigen Selektionsprozess]] setzen sich so diejenigen Theorien durch, deren Widerlegung misslingt. Durch diese Umkehrung des klassischen Versuchs, Theorien zu beweisen, kommt Popper zu der auf den ersten Blick kontraintuitiven Forderung, Wissenschaftler sollten versuchen, ihre Theorien zu widerlegen bzw. mit entscheidenden Experimenten ([[experimentum crucis]]) Theorien auszusieben. Durch dieses Aussieben falscher Theorien kommt man, so Popper, der Wahrheit immer näher, ohne jedoch jemals den Anspruch auf Sicherheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit erheben zu können. Er betonte zwar auch die Notwendigkeit der Kreativität beim Aufstellen einer Theorie; wichtig für den Fortschritt sei allerdings vor allem die kritische Überprüfung, die auf lange Sicht nur von den wahrheitsnächsten Theorien bestanden wird.<ref>Die mit dem Falsifikationsprinzip verbundene „Demarcation Thesis“, die es erlauben sollte, wissenschaftliche von unwissenschaftlichen Theorien zu scheiden, ist indes nicht unwidersprochen geblieben. Neben Poppers einstigem Schüler Paul Feyerabend war einer der schärfsten Kritiker Adolf Grünbaum, 'Is Falsifiability the Touchstone of Scientific Rationality?' (1976), and 'The Degeneration of Popper's Theory of Demarcation' (1989), beide jetzt in Grünbaum, ''Collected Works'' (edited by Thomas Kupka), vol. I, New York: Oxford University Press 2013, ch. 1 (pp. 9-42) & ch. 2 (43-61)</ref> So schreitet z.&nbsp;B. auch die [[Trainingswissenschaft]] fort, indem sowohl Einzelfallbeispiele verallgemeinert als auch systematisch induktiv vorgegangen wird. Die Verifikation/Falsifikation von Trainingstheorien findet dann aber immer wieder im Wettkampf statt.<ref>[[Arnd Krüger]]: Popper, Dewey und die Theorie des Trainings –
==== Lohn und Preis im kapitalistischen System ====
oder entscheidend ist auf’n Platz, in: ''Leistungssport'' 33(2003)1, S. 11–16; http://www.iat.uni-leipzig.de:8080/vdok.FAU/lsp03_01_11_16.pdf?sid=D60B688F&dm=1&apos=5235&rpos=lsp03_01_11_16.pdf&ipos=8483</ref>
Die Eigentümer eines typischen kapitalistischen Wirtschaftsbetriebes betrachten das Kapital, das aus Überschuß-Leistungen von Mitarbeitern gebildet wird, als ihr Eigentum, und verwenden es mit privater Verfügungsgewalt, soweit keine rechtlichen Einschränkungen gegeben sind. Soweit die Gewinne nicht als Investition im Betrieb bleiben, können sie den Eigentümern als Einkommen zukommen, oder sonstwie verwendet werden (Gründen einer Stiftung, Parteispenden, Förderung der Kunst etc). Auch der Staat bezieht zwangsweise aus solchen Überschüssen Gelder.


Entgegengesteuert wird dem in der etablierten Wirtschaftsordnung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem Konkurrenzkampf. Der Versuch, am Markt zu bestehen, führt (zumindest im Ideal-Modell des vollkommenenen Marktes) dazu, daß die eigenen Produkte möglichst billig abgegeben werden, um die Konkurrenz zu unterbieten.  
Allerdings fordert er für Theorien Widerspruchsfreiheit als „oberste axiomatische Grundforderung“, die jedes theoretische System – empirisch oder nicht – erfüllen muss<ref name="LdF">{{Literatur|Autor = Karl Popper|Titel = Logik der Forschung|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 9|Verlag = Mohr|Ort = Tübingen|Jahr = 1989|Seiten = 59|ISBN = 3163454852}}</ref>, und stellt  fest, „Die Objektivität der wissenschaftlichen Sätze liegt darin, daß sie intersubjektiv nachprüfbar sein müssen“<ref name="LdF" />, also falsifizierbar.


Durch solche Verbilligung der Waren fließt Kapital an die Konsumenten ab. Auf der anderen Seite fließt Kapital ab durch bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Würden diese entsprechend ihrer Leistung bezahlt, entstünde im Unternehmen deswegen keinerlei Kapital. Es wird also im Interesse der Eigentümer, oder gemäß anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten, dem Mitarbeiter nicht die volle Leistung entgolten. Dennoch gilt die Regel, daß je höher die (Überschuß-)Leistung, ein Mitarbeiter umso besser bezahlt wird. Man denkt sich die Arbeit auch als durch Angebot und Nachfrage geregelt, und ein Mitarbeiter hat einen "Preis", nämlich den, den ein anderes Unternehmen bereit wäre zu zahlen, um den Mitarbeiter für sich zu gewinnen.
Popper betont, dass die Annahme, dass die Welt gesetzhaft strukturiert ist bzw. dass es Naturgesetze gibt, im Aufstellen wissenschaftlicher Theorien enthalten ist – natürlich wie diese Theorien selbst als Vermutung, da es ja nicht auszuschließen ist, dass alle Theorien scheitern.


Aus diesem Konglomerat von Fakten, Werten, Einstellungen und rechtlichen Regelungen ergibt sich die Vorstellung vom Lohn gemäß Leistung, bzw. die Idee der Beteiligung der Mitarbeiter am Überschuß der Leistungen je nach ihrem "Verdienst", und ihre erzwungene Umsetzung. Im Idealmodell der "freien Marktwirtschaft" führt dies zu optimaler [[wikipedia:Allokation (Wirtschaftswissenschaft)|Allokation]], gerechten, angemessenen Preisen für Waren, und gerechten, angemessenen Einkommen.
Metaphysische Fragen wie z.&nbsp;B., ob es überhaupt eine reale Außenwelt gibt, auf die sich die Naturwissenschaft mit ihren Theorien und Basissätzen bezieht, ließ er anfänglich bewusst offen. Er betonte, dass sein Ansatz allein [[Methodologie|methodologischer]] Art sei und keineswegs [[Metaphysik|metaphysische]] Annahmen voraussetzen müsse. Jedoch distanzierte er sich schon in der ''Logik der Forschung'' entschieden von der positivistischen Position, dass derartige Fragen überhaupt nicht sinnvoll formulierbar seien, und wies die entsprechenden Versuche zurück, ein empiristisches Sinnkriterium zu formulieren. Vor allem in diesem Punkt sah sich Popper im Gegensatz zu den [[Neopositivismus|Neopositivisten]] des Wiener Kreises und insbesondere den Lehren von [[Ludwig Wittgenstein]], mit dem Popper nur ein einziges Mal zusammentraf, 1946 in Cambridge, wo es zu einem heftigen Zusammenstoß kam (auch wenn schon Popper selbst die Legende, dass Wittgenstein ihn dort mit einem [[Schürhaken]] bedroht haben soll, in seiner Autobiographie als grobes Missverständnis aufgrund einer scherzhaften Bemerkung bezeichnet<ref>Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung, Hamburg 1979, 176f.</ref>).


Man muß daher die Entlohnung nach Leistung als Bestandteil eines Wirtschaftens innerhalb eines solchen kapitalistischen Systems ansehen, in dem die Preisbildung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage auf den Märkten geregelt wird. Im Interesse des eigenen Profits bzw. aus wirtschaftlicher Überlebensnotwendigkeit sucht man Preise und Löhne zu manipulieren, um über den Bedarf hinaus zu konsumieren, um besser dazustehen als die Konkurrenz, oder um für die Zukunft vorzusorgen.
Statt nach einem Sinnkriterium sei nach einem ''Abgrenzungskriterium'' zwischen empirischer Wissenschaft und Metaphysik zu suchen, das er mit der prinzipiellen Falsifizierbarkeit auch gefunden zu haben glaubte: „Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“<ref>{{Literatur|Autor = Karl Popper|Titel = Logik der Forschung|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 9|Verlag = Mohr|Ort = Tübingen|Jahr = 1989|Seiten = 59|ISBN = 3163454852}}, S.15</ref> Freilich betonte er, dass metaphysische Gedankensysteme erkenntnis''genetisch'' durchaus fruchtbar für die Wissenschaft gewesen seien, auch wenn sie selbst nicht empirisch prüfbar waren. Als Beispiel führt er den spekulativen Atomismus an, der zur Entwicklung der empirisch-wissenschaftlichen Atomtheorie geführt habe.<ref>{{Literatur|Autor = Karl Popper|Titel = Logik der Forschung|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 9|Verlag = Mohr|Ort = Tübingen|Jahr = 1989|Seiten = 59|ISBN = 3163454852}}, S. 13</ref>


==== Lohn und Preis gemäß der wirtschaftlichen Urzelle ====
Später gelangte er zu der Auffassung, dass auch Metaphysik rational diskutierbar sei, und bekannte sich unter anderem zu einem ontologischen Außenwelt-Realismus, auch wenn er eingestand, dass die Gegenposition (also der Idealismus) nicht streng widerlegbar ist.<ref>Objektive Erkenntnis, S.&nbsp;37–44</ref> Auch ein starker „''[[Indeterminismus]]''“ ist einer der wichtigsten Bestandteile von Poppers späterer metaphysisch ergänzter Weltsicht. Er sah sich hierin vor allem von der [[Quantenmechanik]] bestätigt. Metaphorisch behauptete er, bisher habe man sich auch Wolken wie sehr komplexe Uhrwerke vorgestellt; tatsächlich seien aber eher Uhrwerke nur scheinbar sehr geordnete Wolken. Diesen Indeterminismus übertrug er auch auf gesellschaftliche Zustände (''Die Zukunft ist offen'').
===== Einkommen und Warenpreise =====
In einer assoziativen Wirtschaft gemäß der Dreigliederungsidee des sozialen Organismus gibt es Arbeitslohn im Sinne einer preismäßigen Bezahlung des Einkaufs von Arbeit als Produktionsfaktor nicht mehr. Gegen die Weiterverwendung der Bezeichnung "Lohn" für das Einkommen, das ein am Wirtschaftsleben teilnehmender Produzent, oder auch "Gehalt", erhält, spricht aber nichts, soweit man sich darüber klar ist, daß darunter keine bezahlten Preise zu verstehen sind.


Wenn man an einem "Leistungslohn" festhalten will, dann kann das nur dadurch möglich sein, daß man den über den eigentlichen Bedarf hinausgehenden Betrag als eine Zahlung ansieht, die aus anderen Gründen gezahlt wird, ''nicht'' für eine erbrachte Leistung. Man muß sich dann aber darüber im Klaren sein, daß solche Zahlungen dazu führen, daß andernorts weniger Geld da ist.
=== Gesellschaftstheorie ===
{{Hauptartikel|Offene Gesellschaft}}
[[Datei:Drei Philosophen.png|mini|500px|Platon, G. W. F. Hegel und Karl Marx (v.l.n.r.)]]


Genauer ist zu untersuchen, inwieweit solche monetären Rückübertragungen der Leistungsüberschüsse von Mitarbeitern sich auf die Preisbildung auswirken, bzw. wie Verfälschungen der Preise durch solche Kapitalübertragungen vermieden werden können.
Poppers in der Öffentlichkeit bekanntestes Werk ist das in alle Weltsprachen (und laut Popper<ref>Siehe ''Auf der Suche nach einer Besseren Welt'', S. 103</ref> leider schlecht ins Deutsche) übersetzte „''The Open Society and Its Enemies''“ (deutsch „''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde''“) von 1945. Darin rechnet er detailliert mit den Gedankensystemen von [[Platon]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] und [[Karl Marx|Marx]] ab, die seiner Meinung nach [[Totalitarismus|totalitäre]] Systeme theoretisch begründet und praktisch befördert haben. Als positives Gegenbild zu diesen „''geschlossenen Gesellschaften''“ entwirft er eine „''Offene Gesellschaft''“, die nicht am Reißbrett geplant, sondern sich [[Pluralismus (Politik)|pluralistisch]] in einem fortwährenden Prozess von Verbesserungsversuchen und Irrtumskorrekturen [[evolution]]är fortentwickeln soll. Der Begriff ''Offene Gesellschaft'' ist in die politische Sprache eingegangen.


Generell ist mit solchen Übertragungen natürlich eine Verteuerung der Waren verbunden. Das ist aber auch sonst der Fall, wenn ein gebildetes Kapital nicht in niedrigere Preise abfließt, und insofern eigentlich unproblematisch. Es besteht jedoch die Besonderheit, daß durch solche höheren Einkommen als der Bedarf die Überschußleistungen von produzierenden Mitarbeitern wieder (teilweise) rückgängig gemacht werden. Es wird dadurch dem jeweiligen Betrieb und allgemein dem Wirtschaftsleben genau dort Kapital entzogen, wo es gebildet wird. Die Produktionsleistung eines Mitarbeiters wird durch seine Bezahlung über den Bedarf des Lebensunterhalts hinaus aus dem Wirtschaftsleben wieder hinausgestoßen.  
Popper setzt sich insbesondere mit den Werken ''Platons'', des „größten, tiefsten und genialsten aller Philosophen“ und des „Gründers der bedeutendsten professionellen Schule der Philosophie“<ref name="Vortrag 1974">{{internetquelle|url=http://www.youtube.com/watch?v=DbcCIbtzSeQ&feature=related|titel=Vorträge von Karl Popper – Wie ich die Philosophie sehe|datum=1974-00-00|zugriff=2012-07-28|kommentar=Vortrag Karl Poppers aus dem Jahr 1974, YouTube Video (Audio)}}</ref> auseinander. Dieser habe eine Auffassung vom menschlichen Leben vertreten, die „abstoßend und geradezu erschreckend“ gewesen sei.<ref name="Vortrag 1974"/> Seine Schwäche sei gewesen, dass er ganz im Gegensatz zu Sokrates an die „Theorie der Eliten“ glaubte.<ref name="Vortrag 1974"/> Insbesondere mit seinen Werken ''[[Politeia]]'' (''Der Staat'') und ''[[Nomoi]]'' (''Die Gesetze'') habe er das Grundmodell des [[Totalitarismus|totalitären Staates]] ausgearbeitet und propagiert. Damit habe er auch Verrat an seinem Lehrer [[Sokrates]] begangen, der, wie Popper darlegen will, in Platons „idealem Staat“ als Aufrührer hingerichtet worden wäre. Platons Ablehnung der [[Attische Demokratie|attischen Demokratie]] und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes sogenannter „[[Philosophenherrschaft|Philosophenkönige]]“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht Popper mit vielen Textstellen zu belegen. Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer ''geschlossenen Gesellschaft'' gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten [[Diktatur|diktatorisch]] herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“<ref>Karl Popper: ''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'', 8. Auflage, Tübingen 2003, Einleitung, S. IX; die Bemerkung mit den Konzentrationslagern bezieht sich auf die folgende Textpassage in Platons ''[[Nomoi]]'' (Buch X): ''Ist nun jemand der Gottlosigkeit [d. h. eines Vergehens gegen die Gesetze des platonischen Idealstaates] schuldig befunden worden, so soll das Gericht jedem […] auch eine besondere Strafe zuerkennen, so zwar, dass Gefängnisstrafe sie alle trifft, da aber der Gefängnisse im Staate drei sind, ein allgemeines […], ein zweites […] welches den Namen Besserungshaus führt, und ein drittes endlich im Innern des Landes in einer möglichst öden und wilden Gegend, das irgend einen Namen führen soll welcher eine schimpfliche Strafe bezeichnet und so einen heiligen Schauder einflößt, […] Alle diejenigen aber, welche […] der Meinung [sind], es gebe keine Götter […] alle solche Leute sollen, wenn sie eines solchen Verbrechens überwiesen worden sind, vom Gerichte nach dem Gesetze dazu verurteilt werden lebenslänglich in dem Gefängnisse im Innern des Landes eingekerkert in Ketten zu liegen, und kein freier Bürger soll sie jemals besuchen dürfen, sondern die von den Gesetzverwesern für sie bestimmte Nahrung [soll] ihnen von Sklaven gereicht werden. Nach ihrem Tode aber sollen sie unbeerdigt aus dem Lande geworfen werden.'' (Übersetzung nach [[Franz Susemihl]], 1862)</ref>


Auf der anderen Seite hat ein Mitarbeiter, dem ein solches über seinen Bedarf hinausgehendes Einkommen zukommt, einen monetären Kontozuwachs. Dieses Geld ist da dann zunächst einmal nicht wirtschaftendes Kapital, sondern aus dem Wirtschaftsleben herausgefallen. Es wurde dem Betrieb aus Gründen entzogen, die keine wirtschaftlichen sein können.  
Auch sei Platon ein Propagandist der ''Verfallstheorie der Gesellschaft'', nach der die Gesellschaft sich ursprünglich in einem „guten“ (geschlossenen) [[Naturzustand]] befunden habe und jede Öffnung, Liberalisierung und Emanzipation bzw. kritische Infragestellung von Traditionen Zeichen von [[Dekadenz]], Degeneration und Verfall seien. Diese Lehre („''[[Politischer Mythos|Mythos]] von der Horde''“) sei ein wichtiger Bestandteil der Propaganda vieler Diktaturen und autoritär-konservatistischer Ideologien geworden; besonders deutlich sei der Einfluss z.&nbsp;B. in [[Oswald Spengler]]s „[[Der Untergang des Abendlandes]]“.<ref>''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'', Bd. I, 67f.</ref>


Man muß daher zunächst ganz allgemein einen gewissen Schaden konstatieren, den die Wirtschaft erleidet (inwieweit dieser Vorgang ein vertretbarer ist, durch einen später eintretenden kompensatorischen Prozeß, hängt dann von der Verwendung des Zahlbetrages durch den Mitarbeiter ab). Aber wie wirkt sich dieser wirtschaftsfremde Zahlvorgang auf die Preisbildung aus?
Ferner schreibt Popper, Platon habe „die Mittelschulen und die Universitäten erfunden“, indem er das Grundprinzip des modernen „verheerenden“ Erziehungssystems erdachte.<ref>''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'', Band I: ''Der Zauber Platons'', 8. Auflage, Tübingen 2003, S. 161f.</ref>


Man hat gewöhnlich bei solcher Praxis im Unternehmen eine Hierarchie vorliegen, die durchaus auch gewollt sein kann. Je höher die Befähigung eines Mitarbeiters, desto mehr Befugnisse, auch Weisungsbefugnisse, wird man ihm im Betrieb übertragen. Es ist damit ein gewisser Status, eine Reputation usw. verbunden, die sich auch im Gehalt spiegelt. Die Vorstandssekretärin wird besser bezahlt als der Lagerarbeiter an der Rampe. Die Überprüfung, welchen Anteil der einzelne Mitarbeiter am Unternehmenserfolg hat, wird dabei üblicherweise gar nicht erst versucht.
Ähnliche, aber weniger umfangreiche Kritik übt Popper an [[Aristoteles]]. Er gesteht zu, dass Platon und Aristoteles ein großes philosophisches Werk mit für ihre Zeit originellen und bedeutenden Gedanken geleistet hätten und für die abendländische Philosophie und Wissenschaft von überragender Bedeutung gewesen seien. Aber „große Philosophen begehen große Fehler“, und es sei notwendig, die totalitären und antihumanitären Tendenzen in ihren Werken zu identifizieren und zu kritisieren.


Will man die Preise aus der Urzelle hervorgehen lassen, wäre es aber dann doch genauer zu untersuchen, welchen Leistungsbeitrag der einzelne Mitarbeiter erbringt. Lagerarbeitern will man aber von vornherein gar nicht erst im erörterten Sinne besondere Extrazahlungen zukommen lassen. Diese werden umso mehr gewährt, je höher die Position im Unternehmen ist. Denn nur ''das'' kann sich ein Unternehmen leisten. Würden Extrazahlungen auf alle Mitarbeiter ausgedehnt, wie sie an den angeblich besonders befähigten und außerordentliche Leistungen erbringenden Vorstand gezahlt werden, könnte der Betrieb nicht weiter funktionieren.
Der zweite Teilband des Werkes gilt der Kritik der „''orakelnden Philosophen''“ des 19. Jahrhunderts, insbesondere [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]] und [[Karl Marx]]. In Hegel sieht Popper ebenso wie in den anderen Vertretern des [[Deutscher Idealismus|Deutschen Idealismus]] in erster Linie einen Scharlatan und Betrüger, in zweiter Linie einen reaktionären [[Apologet]]en der preußischen Staatsmacht, dessen Philosophie ebenfalls totalitäre Systeme begünstigt habe. Den Vorwurf der Scharlatanerie erhebt Popper dabei v.&nbsp;a. mit Hinweis auf die [[Dialektik|dialektischen]] Methoden der Hegelschen Philosophie. Diese seien, soweit sie überhaupt verständlich seien, allein postuliert, um die Regeln der [[Logik]] auszuhebeln und besonders das autoritäre Preußen als höchste Verwirklichung der Freiheit glorifizieren zu können. Hegel sei ein offizieller Staatsphilosoph gewesen, der mit seinem Rechts- und Machtpositivismus („Was wirklich ist, ist vernünftig“) die bestehende Staatsmacht hofiert habe. Ein größerer Teil der Hegelschen Schriften sei – so Popper – zudem absichtlich unverständlich formuliert, um Kritik unmöglich zu machen. Mit diesem Versuch, durch unverständliche Sprache tatsächlich fehlende inhaltliche Substanz vorzutäuschen, habe Hegel in der Philosophiegeschichte eine neue Epoche eingeleitet, die nicht auf Gedankenaustausch und Argumentation, sondern auf Beeindruckung und Einschüchterung ausgerichtet gewesen sei. Dieser ‚Jargon‘ habe zunächst intellektuelle und dann auch moralische Verantwortungslosigkeit nach sich gezogen. Popper versucht auch Verbindungen dieses Denkens zu [[Zentralismus]], [[Etatismus]] und [[Nationalismus]] und [[Faschismus]] aufzuzeigen. Die geistesgeschichtlichen Wurzeln des letzteren sieht er vor allem in einer Kombination hegelianischer Geschichtsphilosophie mit den neomalthusischen [[Biologismus|Biologismen]] des späten 19. Jahrhunderts, insbesondere denen [[Ernst Haeckel]]s. Popper bringt das philosophische Fundament der faschistischen Ideologien des 20. Jahrhunderts auf die Formel „Hegel plus Haeckel“.<ref>''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'', Bd. II., 73f.</ref>


Wie will man die richtige Höhe solcher wirtschaftsfremden Zahlungen, die man dem Vorstand, Abteilungsleitern usw. gewährt, bestimmen können? Dies ist in keiner Weise möglich, da es nur Zahlungen aus den Überschüssen des Unternehmens sein können, nicht jedoch Zahlungen, die sich aus der Urzelle heraus ergeben. Diese hat gar nicht die Möglichkeit, einen Leistungslohn zu fixieren, sondern kann sich nur danach richten, was ein Mitarbeiter an Bedarf für Lebensunterhalt hat.
Obwohl persönlich befreundet mit [[Konrad Lorenz]], übte Popper später auch scharfe Kritik an zeitgenössischen gesellschaftstheoretischen Biologismen, insbesondere im Kontext der neueren [[Soziobiologie]]. In dieser erscheine im Grunde lediglich der alte [[Sozialdarwinismus]] im modernen Gewand.<ref>Vgl. etwa Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1984, 25f.</ref>


In willkürlicher Weise wird einigen Mitarbeitern mehr gezahlt, als sie zum Unterhalt benötigen, und das Geld wird aus dem allgemeinen Gewinn des Unternehmens genommen. Durch solchen Vorgang ist der Betrieb nicht mehr in der Lage, aus seinem Wirtschaften heraus gerechte Preise für seine Waren zu bestimmen. Die Preise müssen nicht nur höher sein, sondern sie sind geradezu willkürlich erhöht, je nach dem, was sich der Vorstand usw. an Extrazahlungen zukommmen lassen zu können meint. Die Preisbildung durch die Urzelle ist auf Betriebsebene in dem gleichen Sinne ausgehebelt oder jedenfalls gestört, wie sie durch einen nicht leistungsbereiten, faulen Mitarbeiter in der Urzelle direkt gestört wird.  
Der im zweiten Teilband der ''Offenen Gesellschaft'' ebenfalls ausführlich kritisierte Marx kommt etwas besser weg. Ihm zugute hält Popper ein ehrliches Mitgefühl mit den Leiden der sozial Schwachen und echtes Interesse an einer Verbesserung bzw. Humanisierung der Welt (in einer später (1965) hinzugefügten Anmerkung relativierte er diese Meinung allerdings unter Verweis auf [[Leopold Schwarzschild]]s Buch „Der rote Preuße“: Marx sei offenbar „weit weniger menschlich und freiheitsliebend gewesen“, als er angenommen habe). Popper bezeichnet Marx zudem als bedeutenden Ökonomen und Soziologen und räumt ein, dass Marx nicht ausgeschlossen habe, dass der Weg zum [[Kommunismus]] auch auf nicht-[[revolution]]äre Weise erreichbar sei. Auch grenzt er ihn scharf von späteren vulgärmarxistischen Verflachungen, die meist mit „naiven“ intentionalistischen Verschwörungstheorien verbunden waren, ab. Vehement kritisiert er jedoch Marx’ von Hegel übernommene [[Dialektik|dialektische]] Methode sowie sein [[Determinismus|deterministisches]] Geschichtsbild, was letztlich ebenfalls zu einem geschlossenen Weltbild führe. Auch große Teile der marxistischen [[Kapitalismus]]theorie seien verfehlt.


Ein Unternehmen, das die beschriebenen Extrazahlungen<ref>Zu den betriebs- und wirtschaftsfremden Extrazahlungen sind nicht Zahlungen zu rechnen, die wegen Sonderbedarfe z.B. wegen besonders anstrengender Arbeit gezahlt werden, wenn die Folgen von Überbeanspruchung der Mitarbeiter oder seine Familie selbst zu tragen hat. (Wie z.B. Kosten für eine Haushaltshilfe oder die Kosten für teure Kuraufenthalte wegen Erschöpfungszuständen, die aus eigener Tasche gezahlt werden müssen.)</ref> an Mitarbeiter tätigt, arbeitet nicht ordentlich, genauso wie ein fauler Mitarbeiter nicht ordentlich arbeitet. Solche faulen Wirtschaftsbetriebe müssen in ihrer Minderleistung, die aus den beschriebenen, wirtschaftlich nicht gerechtfertigten Rückübertragungen resultieren, durch die allgemeine Wirtschaft mitgetragen werden. Es sind Betriebe, die sich erlauben, willkürlich Kapital der Wirtschaft zu entziehen, und nach Gutdünken versuchen, diese Beträge auf die Preise aufzuschlagen.  
Die Veröffentlichung wirkte 1945 als politisches Signal. Sie greift geschlossene Denkstrukturen und Ideologiekonstruktionen an. Obwohl weder der [[Nationalsozialismus]] noch der [[Stalinismus|stalinistische]] [[Sozialismus]] explizit genannt werden, wird deutlich, dass sich die Kritik gegen sie richtet. Popper entwirft das Modell einer offenen und pluralistischen Gesellschaft, in der sich Fortschritt langsam einstellt.


Da solche Unternehmen, die nicht die Einkommen nach Bedarf herausgeben, ihre Preise willkürlich setzen müssen, können die entsprechenden Preissignale von den Assoziationen, die die Preisverhältnisse zwischen den Waren überwachen und regelnd eingreifen, nicht richtig eingeschätzt werden. Je mehr solcher faulen Unternehmen in einem Wirtschaftsgebiet tätig sind, desto schwieriger wird es für die assoziative Wirtschaft insgesamt, für gerechte Preise zu sorgen<ref>Näheres zur Rolle der Assoziationen im Hinblick auf Preisbildung und Preisbestimmung sowie generell zur Problematik solcher Wirtschaftssteuerung siehe [[Assoziation (Wirtschaft)]]. Ein fiktives Beispiel: Angenommen, ein Betrieb stellt Lederschuhe her und beschäftigt ausschließlich alleinstehende Menschen ohne Familienanhang. Ein anderer Betrieb stellt Gummistiefel her, und beschäftigt ausschließlich Mitarbeiter, die Familie haben, z.B. alle haben vier Kinder. Die Folge davon ist, daß die Gummistiefel im Verhältnis zu den Lederschuhen zu teuer sein werden, andere Preisfaktoren außenvor gelassen. Die Assoziationen haben in solchen Fällen die Aufgabe, darauf hinzuwirken, daß sich das Preisverhältnis zwischen Lederschuhen und Gummistiefeln verbessert, z.B. indem Mitarbeiter aus der Gummistiefelfabrik veranlaßt werden, zur Schuhfirma zu wechseln, und umgekehrt. Wenn das nicht in ausreichendem Maße möglich ist, müssen Transferzahlungen z.B. stattfinden, oder andere Maßnahmen, etwa Zusammenlegung der beiden Betriebe. Denn selbstverständlich haben die Mitarbeiter mit Familie einen erheblich größeren Bedarf und müssen entsprechend Einkommen beziehen, daran läßt sich direkt nichts ändern. Ähnliches ergibt sich bei zwei Firmen, die gleiche Produkte herstellen oder der Substitutionsgrad der Produkte hoch ist, und die Preise zu stark differieren. Weitere Beispiele siehe unter [[Assoziation (Wirtschaft)]].</ref>.
Ein weiteres Werk aus diesem Themengebiet ist „Was ist Dialektik?“<ref>Karl R. Popper: [http://www.vordenker.de/ggphilosophy/popper_was-ist-dialektik.pdf ''Was ist Dialektik?''] (PDF; 325&nbsp;kB) In [[Ernst Topitsch]] (Hrsg.): ''Logik der Sozialwissenschaften'' '''5''' (<sup>5</sup>1968), 262–290.</ref>; in diesem kritisiert Popper die Marxsche und Hegelsche Dialektik mit den Begriffen der formalen Logik. Das 1957 erschienene ''The Poverty of Historicism'' (dt: ''Das Elend des Historizismus'') greift wieder vor allem Marx und Hegel aufgrund ihrer Methodik an. Im [[Historizismus]], worunter Popper den Glauben versteht, die Geschichte verlaufe gesetzmäßig und Gesellschaften ließen sich planen, sieht Popper ein Grundübel der Gesellschaftstheorie.


Nun hat allerdings Rudolf Steiner selbst Überlegungen angestellt, die auf eine Orientierung des Einkommens an der erbrachten Leistung (im Sinne des "Wertschöpfungsbeitrags", wie es Strawe formuliert) hinauslaufen könnten (vgl. dazu den genannten Aufsatz von Strawe). Dies setzt allerdings zunächst einmal voraus, daß die Leistungsanteile, die in einer gemeinsam erbrachten Produktion enthalten sind, auch zugerechnet werden könnten. Aber auch wenn das möglich sein sollte, widerspricht es dem Prinzip der Urzelle, nämlich eine Leistung entsprechend so zu bezahlen, daß sie vom Mitarbeiter erneut erbracht werden kann, d.h. gemäß Deckung seines Bedarfs. Das Einkommen gemäß einem Wertschöpfungsbeitrag zu geben, steht dazu im Widerspruch. Wenn es aber möglich wäre, gemäß Wertschöpfungsbeitrag zu zahlen, würde dies notwendig kompensatorisch zu den höheren Einkommen für Mehrleister, ein geringeres Einkommen für Minderleister bedingen. Die Preise, die das Unternehmen bei einer solchen internen Verteilung für seine Waren festsetzen muß, stimmen dann mit den Preisen, die sich aus der Einkommensgabe nach Bedarf ergeben, überein, worauf auch Strawes Argumentation und die anderer Vertreter einer Leistungskomponente des Einkommens hinausläuft.
=== „Positivismusstreit“ ===
{{Hauptartikel|Positivismusstreit}}


Es ist jedoch schwer zu sehen, wie bei Zugrundelegung solcher Wertschöpfungsbeiträge die Preisbildung noch funktionieren soll, da ja die Bestimmung der Wertschöpfung und der jeweiligen Mitarbeiteranteile die Preise, die die richtigen für die Waren sind, schon voraussetzt.  
Mit seiner Grundsatzdiskussion über die „''Logik der Sozialwissenschaften''“ auf der Tübinger Arbeitstagung 1961 entfachte Popper den sogenannten Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Ihm und [[Hans Albert]], die ausgehend vom [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalismus]] die Einheit der Methode von Natur- und Sozialwissenschaften vertraten, wurde dort von den Dialektikern der [[Frankfurter Schule]], [[Theodor W. Adorno]] und [[Jürgen Habermas]], widersprochen und Positivismus attestiert. Einen Mittelweg suchte dabei [[Ralf Dahrendorf]].


Da kommt wieder die Vorstellung in die Überlegungen hinein, daß ein Unternehmen am Markt einen Gewinn erziele, und das Erträgnis dann an die Mitarbeiter verteilt würde. Das Unternehmen hätte sich also vom Markt die Preise bestimmen lassen (Rückfall in die Angebot/Nachfrage-Steuerung). Man kann dies nur als eine logische Inkonsequenz ansehen, wenn es nicht gar bei näherer Untersuchung dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner fundamental widerspricht und damit auch der assoziativen Wirtschaft.<ref>Abgesehen davon, daß gezahlte Leistungseinkommen nicht so recht zur Urzelle passen wollen, sich aus ihr nicht ableiten lassen, was darauf hindeutet, daß es sich um nicht wirtschaftsbedingte Zahlungen handelt, entsprechen sie bzw. der über den Bedarf hinaus wegen Leistung gezahlte Betrag dem von Rudolf Steiner kritisierten [[Selbstversorgerprinzip]], wie sich leicht zeigen ließe, und widersprechen darüber hinaus dem Gebot der Trennung von Arbeit und Einkommen ([[Soziales Hauptgesetz]]). Vgl. auch {{G|340|98}}: "Und wir dürfen nicht sagen, dass da unmittelbar im Arbeitsverhältnis ein Mehrwert entstünde." Woraus sich eindeutig ergibt, daß ein Leistungsüberschuß ''nicht'' bezahlt werden kann. Man kann da nur in die Richtung überlegen, ob nicht die angestellten Arbeiter in gewissen Hinsichten Mitunternehmer sind, sich selbst gewissermaßen im Betrieb angestellt haben. Ist man der Auffassung, der Unternehmer könne über den Betriebsgewinn als Eigentümer der durch den Betrieb realisierten Werte verfügen, indem er sich die entsprechenden Beträge auf sein privates Konto auszahlen läßt, würden dann Arbeitern als Mitunternehmern ebenso entprechende Gewinnbeträge auf ihr privates Konto transferiert werden können, entsprechend den zustehenden Anteilen am Betriebsgewinn. Man muß solche Zahlungen aus dem Gewinn dann aber strikt unterscheiden von allem, was in der Urzelle an Preisbildung vorgeht und in Bedarfseinkommen resultiert. Und es ist ''jeder'' der Wirtschaft entzogene Betriebsgewinn ein Störfaktor für die Preisbildung, was schon implizit angedeutet wurde, andernorts aber noch näher ausgeführt werden wird. Indem man die Mitarbeiter zu Mitunternehmern macht, wird eine schlechte Sache, nämlich Gewinnausschüttung, nicht besser. Noch nicht einmal den guten Aspekt der gerechteren Verteilung kann man darin sehen, da sich ein Maß der gerechten Zuteilung nicht finden lassen wird. Ist ein auszuschüttender Gewinn gegeben, scheint ein gleicher Anteil für jeden Mitarbeiter inkl. dem Unternehmer selbst das einzig moralisch vertretbare zu sein. Das Problem, daß der Gewinn der Wirtschaft entzogen wird und nicht für Investitionen zur Verfügung steht, ist damit nicht gelöst, und dieses läßt sich nur dadurch lösen, daß eben ''kein'' Gewinn ausgeschüttet wird, denn es ist nicht möglich, betriebswirtschaftlich eine richtige Höhe zu bestimmen, bzw. sie kann betriebswirtschaftlich nur Null sein. Volkswirtschaftlich darf sie nur Null sein, weil sonst die Waren des Betriebes überteuert sind, es sei denn, sie würde von den Assoziationen gewährt. Den Betrieben nach gewissen Gesichtspunkten gewährte Quoten von ihrem Gewinn zur Auszahlung auf private Konten könnte ein gangbarer Weg sein, solche Ausschüttungen in die Preisbildung zu integrieren, wie ja auch sonst auf die Preise so einiges wird aufgeschlagen werden müssen. Solche wirtschaftsfremden Vorgänge müssen aber insbesondere in ihrer Höhe der Willkür von Betriebseigentümern entzogen bleiben, da Kapital ausschließlich im Interesse des Gemeinwohls zu verwenden ist.
Popper beteiligte sich nach seinem Ausgangsbeitrag nicht mehr an der Diskussion (die an seiner Stelle von Hans Albert weitergeführt wurde), da er mit Adorno und Habermas keine Verständigungsbasis gegeben sah. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang auch ein Brief Poppers, der – ohne dessen Einwilligung – 1971 in der Wochenzeitung ''[[Die Zeit]]'' unter dem Titel „Wider die großen Worte“ (1971, ZEIT Nr. 39, Seite 8)<ref>[http://www.zeit.de/1971/39/wider-die-grossen-worte 'Wider die großen Worte']. ZEIT Archiv. 24. September 1971.</ref> veröffentlicht wurde (später im Buch ''Auf der Suche nach einer besseren Welt'' im Kapitel „Gegen die großen Worte“ erneut abgedruckt). Popper kritisiert dort die Sprache Adornos und Habermas’ als [[Obskurität|Obskurantismus]] (den er in der „offenen Gesellschaft“ schon Hegel vorgeworfen hatte). Um diese Behauptung zu belegen, „übersetzte“ er prägnante Teile von Texten, die Adorno und Habermas im Rahmen des Positivismusstreits verfasst hatten, in eine allgemeinverständliche Sprache. Nach Poppers Meinung seien diese nicht nur nicht unter dem Aspekt der leichten Versteh- und Kritisierbarkeit geschrieben worden, sondern möglicherweise sogar mit genau gegenteiliger Intention: Große Worte könnten, so Popper, auch dazu dienen, intellektuell bescheidene Inhalte so unverständlich zu formulieren, dass eine Kritik bewusst erschwert oder verhindert werde. Er schrieb dazu:


Der Ansatz, die Angestellten zu Mitunternehmern und eventuell auch Miteigentümern zu machen, führt weiter in die Richtung, auf die Unterscheidung zwischen Unternehmer und Arbeiter ganz zu verzichten. Dies löste auch das Problem des Wertetausches im Betrieb und die im Grunde unplausible Lösung Steiners für diesen, der Arbeiter verkaufe zwar nicht seine Arbeitskraft, sondern das Produkt desselben an den Unternehmer. Will man die Kritik zurückweisen können, wo denn da praktisch der Unteschied sei, wird es wohl darauf hinaus laufen zuzugestehen, daß es da um eine reichlich fiktive Sache geht, weshalb es auch noch keinem Dreigliederer bisher gelungen ist, diesen fiktiven Wertetausch zu beziffen, ohne Arbeit zur Ware zu machen.  
{{Zitat|Aus meiner sozialistischen Jugendzeit habe ich viele Ideen und Ideale ins Alter gerettet. Insbesondere: Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann. […] Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.<ref>Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1984, 99, 103</ref>}}


Die Ursachen dieser Schwierigkeiten liegen wohl in dem eigentumsrechtlichen Unternehmer-Arbeiter-Verhältnis, das Steiner nicht damit aus der Welt geschafft hat, daß er die Umbennung in Arbeitsleiter und Arbeitsleister vorschlug. Aus diesem rechtlichen Verhältnis quillt der Warencharakter der Arbeit heraus, und das läßt sich nicht mit fiktiven Überlegungen aus der Welt schaffen. Das Unternehmer-Arbeiterverhältnis im eigentumsrechtlichen Sinne ist abzuschaffen, daraus ergibt sich der Wegfall des Warencharakters der Arbeit von allein. Vgl. auch FN 10.</ref>
Jede Theorie und jede wissenschaftliche Position sollte aber Poppers Ansicht nach so formuliert werden, dass eine Kritik so leicht wie möglich ist. Seine Kritik am „Obskurantismus“ ist aber nur ein Aspekt einer umfassenderen Kritik Poppers an dem von ihm so genannten „Professionalismus“. Er wandte sich gegen die „professionelle Ethik“, ein unausgesprochenes Gentlemen-Agreement, das vorschreibt, dass Universitätsprofessoren ihre Autorität gegenseitig beschützen sollten. Er setzte dem die Forderung intellektueller Bescheidenheit entgegen.


===== Einkommen und Bedarf =====
Popper prägte in Anlehnung an [[Ockhams Rasiermesser]] den Begriff vom ''liberalen Rasiermesser'', selbst bezeichnete er sich als „nichtrevolutionären [[Liberalismus|Liberalen]]“.
Die Preisbildung in der Urzelle geschieht gemäß der Bedarfe, für die Einkommen gegeben wird. Dadurch, daß für die Bedürfnisse ein Einkommen gegeben wird, können Leistungen erbracht werden. Bei den Überschußleistungen handelt es sich um die eigentliche Wertschöpfung, Kapitalbildung. Diese Leistungen liegen den Preisen zugrunde. Sie können daher nicht umgekehrt durch vorausgesetzte Preise bestimmt werden, wie sie Vertreter eines Leistungslohns annehmen müssen.  


Dies gilt auch für die interne Verteilung innerhalb eines Unternehmens. Wenn der Gesamtleistungsbetrag eines Unternehmen nicht via erzielte Preise von außen bestimmt sein soll, dann ist auch die interne Verteilung in keiner Weise durch Leistungsbeiträge bestimmt, sondern ausschließlich durch den von den Mitarbeitern geltend gemachten Bedarf. Einen nicht vorhandenen Kuchen kann man nicht in berechtigte Anteile aufteilen. Eine Einkommensdifferenzierung innerhalb des Unternehmens, die sich nicht an den Bedarfen orientiert ist nur möglich, wenn die Warenpreise bereits gegeben sind. Die Warenpreise sollen sich ja aber gerade erst aus dem ergeben, was die Mitarbeiter an Einkommen benötigen, (um es zu wiederholen, was das Prinzip der wirtschaftlichen Urzelle ausmacht, das von Rudolf Steiner klar definiert ist und an dem es nichts rum zu interpretieren gibt).
=== „Drei-Welten-Theorie“ ===
{{Hauptartikel|Drei-Welten-Lehre}}


Eine Einkommensdifferenzierung nach Leistung ist daher ein sekundäres Spätphänomen, das jedenfalls für die erste Einrichtung einer assozitiven Wirtschaft mit dem Ziel von gerechten Warenpreisen zunächst erstmal gar keine Rolle spielt<ref>Man findet denn auch solche betriebsinterne Einkommensdifferenzierung typischerweise in Neugründungen alternativer Betriebe kaum. Es ist mehr ein Phänomen älterer und gewachsener Betriebe, wohl vornehmlich aus organisations- und kontrollpolitischen Gründen. Man muß dabei im übrigen auch die unterschiedliche Lebenssituation derjenigen bedenken, die als Familienmitglieder von dem Einkommen eines Einkommensbeziehers mitleben. Die Kinder von einkommensschwachen Ernährern können schließlich nichts dafür, daß dieser nur eine Minderleistung in seiner Firma erbringt.</ref>.
In der Philosophie des Geistes wandte sich Popper sowohl gegen den klassischen Körper-Geist-[[Dualismus (Ontologie)|Dualismus]] als auch gegen [[Reduktionismus|reduktionistische]] Theorien wie den [[Behaviorismus]]. Er schlug dagegen eine gedankliche Einteilung der Welt in drei Bereiche vor, nämlich die:
* Welt 1, das ist die physische Welt
* Welt 2, die Welt der individuellen Wahrnehmung und des Bewusstseins
* Welt 3, die Welt der geistigen und kulturellen Gehalte, die vom Einzelbewusstsein unabhängig existieren können, z.&nbsp;B. die Inhalte von Büchern, Theorien und Ideen.


Ein anderes, fundamentaleres Problem ist die nähere, konkrete Bestimmung der Bedarfe der Mitarbeiter, da jedenfalls zunächst die Einkommen sich ausschließlich an diesen orientieren müssen, bis überhaupt erstmal Preise für die Waren da sind. Wenn die Preise, die gemäß gegebener Einkommen für Bedarfe genommen werden müssen, zu hoch sind, so ist das zwar eine unangenehme Sache, aber daraus ergibt sich doch nicht, daß sich die Bedarfe ändern, daß ein geringeres Einkommen für die Leistungserbringungen benötigt wird, oder etwa doch? Ändern sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter, weil sich die Waren eines Betriebes wegen ihrer hohen Preise nicht oder schlecht verkaufen? Sind die Bedürfnisse variabel, je nach dem, was an Einkommen da ist? Der Lagerarbeiter von der Rampe fügt sich in eine bescheidene Lebenshaltung, während der Vorstandschef sich an einen großzügigen Lebenstil gewöhnt, euphemistisch als Repräsentationsaufwand bemäntelt, zu dem dann auch ein größerer Wagen gehört als derjenige, den der Lagerarbeiter fährt.  
Popper argumentierte, dass alle drei Welten real seien, da kausale Wechselwirkungen beobachtet werden könnten, wobei Welt 2 als Mittler zwischen Welt 3 und Welt 1 auftritt. Ein Beispiel sei der Bauplan eines Hauses (Welt 3: ein Modell in einer Zeichnungssprache des Bauwesens), welcher von einem Menschen verstanden wird (Welt 2: Bewusstsein des Baumeisters) und dann in ein konkretes Haus umgesetzt wird (Welt 1: physikalisches Objekt). Das Haus gehört also gleichzeitig in Welt 1 und Welt 3.


Das Problem der gerechten, richtigen Warenpreise wandelt sich in das Problem der Anerkennung geltend gemachter Bedürfnisse der Leistungserbringer. Hier tun sich Abgründe auf, die an dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner zweifeln lassen, und es resultiert aus den Schwierigkeiten der Bedarfsbestimmung, bzw. der Schwierigkeit, geltend gemachte Bedarfe auch anzuerkennen (anerkennen zu können), auch die Tendenz, in die Auffassung, daß die Märkte mit dem Spiel von Angebot und Nachfrage letztlich doch die Preise diktieren, zurückzufallen, da sich daraus natürlich ein wohlfeiles Argument gegen scheinbar überzogene Gehaltsforderungen gewinnen läßt. Und was in keiner Weise etwas anderes ist, als an der Auffassung, Arbeit werde als Ware bezahlt, festzuhalten.
Popper zufolge hat die klassische duale Trennung den Unterschied zwischen einem Bewusstseins''erlebnis'' und beispielsweise dem logischen ''Gehalt'' einer Theorie ignoriert. Beides werde dort undifferenziert dem Mentalen zugeordnet.


Ein nicht unüblicher Versuch, diesen Schwierigkeiten auszuweichen, anstatt sie zu lösen, besteht darin, die Behauptung aufzustellen (und dann entsprechend zu handeln), daß sich die Sachlage in der Tat so darstelle, allerdings weil die assoziative Wirtschaft noch nicht (vollständig) realisiert wäre. Man habe sich daher zunächst weiterhin mit dem Preisdiktat der Märkte abzufinden.
Obwohl Popper die Welt 3 für ein Erzeugnis der Menschen hielt (im Gegensatz etwa zu Platons und Hegels Vorstellungen), glaubte er an eine Unabhängigkeit und Objektivität der Welt 3. Sein eigenes Beispiel ist die Erfindung der Zahlen und das darauf folgende „ungeplante“ Auffinden der Primzahlen, die schon existierten, bevor sich Menschen darüber Gedanken machten. Somit kommt den Primzahlen eine Existenz zu, die ohne den Menschen definiert ist, so wie ''die Existenz des Mount Everest seiner Entdeckung vorausliegt''.<ref name="Popper2004">Karl Popper (2004) ''Alle Menschen sind Philosophen'', Serie Piper, München/Zürich, ISBN 978-3-492-24189-2; ISBN 3-492-24189-1</ref>


Wenn dies so wäre, würde dann aber eine evolutive Entwicklung des heutigen Kapitalismus hin zu einer assoziativen Wirtschaft ausgeschlossen sein, wenn diese sich aus den Urzellen des Wirtschaftslebens, wie dargestellt, aufbauen soll.
Eine ähnliche Trennung in drei Welten kann man im klassischen Griechenland als Logos, Psyche und Physis finden, bei den Römern als Ratio, Intellectus, und Materia, und nicht zuletzt bei [[Immanuel Kant|Kant]] als Vernunft, Verstand und Außenwelt.


== Die Polarität von Haushalt und Markt und die Urzelle ==
=== Rezeption und Kritik ===
An dem Konzept der Urzelle, wie zunächst dargestellt, fällt auf die Außenvorlassung des [[Markt]]es und die Einbeziehung des Einkommens für die Familie, für diejenigen, deren Lebensunterhalt von dem Einkommen des Leistungserbringers mit abhängt.
Obwohl Poppers kritischer Rationalismus schon früh viele Anhänger und Sympathisanten unter hochrangigen Wissenschaftlern fand (vor allem Physiker, darunter [[Albert Einstein]],<ref name="EinsteinBriefe" /> aber auch Nobelpreisträger anderer Fachrichtungen, nämlich [[Peter Brian Medawar]], [[John Carew Eccles]] und [[Jacques Monod (Biologe)|Jacques Monod]]), konnte er sich weder in der Wissenschaftstheorie noch in der naturwissenschaftlichen Praxis entscheidend durchsetzen. In beiden Bereichen bestehen nach wie vor induktivistisch-empirizistische Bestätigungspositionen, heute gemeinhin mit [[Bayesscher Wahrscheinlichkeitsbegriff|bayesianistischen]] Wahrscheinlichkeitstheorien der Induktion verbunden, die allerdings häufig in der Terminologie Poppers umformuliert vertreten werden.


Die Dimension des Familienanhangs, die Veranschlagung des Bedarfes im Grunde für einen ganzen, mehr oder weniger beliebig großen privaten (nicht der eigentlichen Wirtschaft zugehörigen) Haushalt läßt sich nicht runterbrechen auf eine pauschale Gewährung etwa eines Kinderzuschlags oder dergleichen. Die Dimension des Haushalts ist wie die Dimension des Marktes als ein Faktor anzusehen, der auf die Preisbildung in der Urzelle einwirkt. Da sich letztlich ja aber sowohl Haushalt als auch Markt aus der "Ur"zelle erst entwickeln, kann man auch von den beiden Polen Haushalt und Markt der Urzelle sprechen.
Kritisiert wurden die Popperschen Ideen aber auch durch Philosophen, die den Empirismus und Induktivismus selbst ablehnten, insbesondere durch die Positionen von [[Thomas S. Kuhn]].<ref>Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt/M. 1967 (1962)</ref> Kuhn zufolge hält Poppers Wissenschaftstheorie einer Prüfung durch die Wissenschaftsgeschichte nicht stand; Gegenbeispiele bzw. „Anomalien“ pflegten keineswegs den Widerruf der Theorie bzw. des Paradigmas zur Folge zu haben, sondern durch Hilfshypothesen integriert zu werden. Erst bei einer starken Häufung von Anomalien komme es zu einer „Krise“, die dann in eine „wissenschaftliche Revolution“ mit Ersatz des alten Paradigmas inklusive zentraler Begriffe münde. Genau in diesem Ansatz liegt Popper zufolge allerdings der Denkfehler; die Wissenschaftstheorie sei keine empirisch-wissenschaftliche Theorie (wie etwa Einsteins Relativitätstheorie) und könne daher nicht anhand des tatsächlichen Ablaufs der Wissenschaft geprüft werden, sondern liefere ihrerseits die Maßstäbe zur Beurteilung der Rationalität desselben.<ref>Die Normalwissenschaft und ihre Gefahren, in: I. Lakatos/A.Musgrave (Hrsg.), Kritik und Erkenntnisfortschritt, London 1970, 51-57</ref>


Es wäre gemäß solcher Auffassung ganz falsch, einer Bedarfskomponente, wie sie sich in der Urzelle bildet, einen Marktpreis als Korrektiv entgegen zu setzen. Man hat es vielmehr mit einer Polarität zu tun. Sowohl die Haushaltskomponente eines Warenpreises als auch die Marktkomponente bilden sich aus der Urzelle heraus, Haushalt und Markt sind Entwicklungen der Urzelle und wirken auf diese zurück.
[[Wolfgang Stegmüller]] versuchte, die Position von Kuhn rationalistischer zu formulieren.<ref>Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie, Bd. II (Theorie und Erfahrung), Teilband E, Berlin/Heidelberg 1973</ref>
[[Imre Lakatos]] bemühte sich, eine zwischen Popper und Kuhn vermittelnde Position zu entwickeln, die die Stärken beider Ansätze erhalten sollte.<ref>Proofs and Refutations, Cambridge 1976</ref> [[Paul Feyerabend]] hingegen ging noch weiter als Kuhn und zweifelte sogar den Nutzen eines Faches wie der Wissenschaftstheorie überhaupt an (''[[anything goes]]'').<ref>Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt/M. 1976</ref>


=== Die Dimension des Marktes ===
Auch auf dem Gebiet der [[Sozialwissenschaften]] waren die Popperschen Ideen umstritten (siehe [[#„Positivismusstreit“|Abschnitt Positivismusstreit]]). Es bildete sich zeitweise auch eine „Popper-Denkschule“ von Anhängern, die größtenteils aus Studenten Poppers bestand.
<div style="margin-left:20px">
"Man produziert
immer mehr und mehr darauf los, man gründet Fabriken, man fragt
nicht: Wieviel wird gebraucht? - wie es einmal der Fall war, als es
Schneider im Dorf gab, die nur dann einen Anzug machten, wenn er
bestellt wurde. Da war es der Konsument, der angab, wieviel erzeugt
werden soll, jetzt wird für den Markt produziert, die Waren werden
zusammengestapelt, soviel als nur möglich. Die Produktion arbeitet
ganz nach dem Prinzip, nach dem die Natur schafft. Die Natur wird
in die soziale Ordnung hinein fortgesetzt. Das wird zunächst immer
mehr überhandnehmen. Aber hier betreten wir das Feld des Materiellen.
Im äußeren Leben hat das geistige Gesetz, weil es eben für die
geistige Welt gilt, keine Anwendung, und es entsteht etwas sehr Merkwürdiges.
Da wir unter uns sind, können wir ja solche Dinge sagen.
Die Welt freilich wird uns heute darin kein Verständnis entgegenbringen.
Es wird also heute für den Markt ohne Rücksicht auf den Konsum
produziert, nicht im Sinne dessen, was in meinem Aufsatz «Geisteswissenschaft
und soziale Frage»<ref>1905/06, enthalten in [[GA 34]].</ref> ausgeführt worden ist, sondern man
stapelt in den Lagerhäusern und durch die Geldmärkte alles zusammen,
was produziert wird, und dann wartet man, wieviel gekauft wird.
Diese Tendenz wird immer größer werden, bis sie sich - wenn ich
jetzt das Folgende sagen werde, werden Sie finden, warum - in sich
selber vernichten wird. Es entsteht dadurch, daß diese Art von Produktion
im sozialen Leben eintritt, im sozialen Zusammenhang der
Menschen auf der Erde genau dasselbe, was im Organismus entsteht,
wenn so ein Karzinom entsteht."  {{G|153|174}} (1914)
</div>


Ein [[Handel]], der Austausch zweier Güter mit ihren [[Wert (Wirtschaft)|Werten]], ist noch kein Markt. Ein Minimalmarkt ist erst gegeben, wenn es mindestens zwei Güter auf der einen Seite gibt, gegenüber dem einen Gut auf der anderen Seite bzw. einem [[Geld]]betrag, der für einen bestimmten wirtschaftlichen Wert steht<ref>Das Alternativgut muß nur imaginiert sein, in einem anvisierten Austausch von zwei Gütern, der nicht zustande kommt, liegt das marktmäßige insofern schon, als das Geld für ein anderes Gut zurückbehalten wird.</ref>. Es wird gewählt, für welches Gut das Geld gegeben wird, darin besteht das marktmäßige. Weiterhin wird das eine Gut nicht gekauft, es bleibt liegen. Ein großer Markt hat notwendigerweise eine große Menge solcher liegenden Güter, die nicht unmittelbar getauscht werden, sondern darauf warten. Auf der anderen Seite gibt es Geld, das nicht unmittelbar sofort ausgegeben wird. Man hat es also mit einer Aufstauung von Waren zu tun, der Warenfluß vom Produzenten zum Konsumenten ist gestockt.
Wissenschaftstheoretisch wurden Popper von [[David Stove]] und [[Martin Gardner]], die empirizistische Positionen vertreten, postmoderner Irrationalismus und Totalskeptizismus vorgeworfen, von Anhängern Kuhns und Lakatos ein „naiver“ Falsifikationismus, in den Sozial- und Geisteswissenschaften dogmatisches Festhalten an der Priorität der Beobachtung.


Gemäß den Prinzipien der assoziativen Wirtschaft werden auf den Märkten die Preise der Waren nicht verhandelt, sondern sie sind bereits mit ihren schon ermittelten Werten gegeben (vorbehaltlich einer von den Assoziationen zu veranlassenden Korrektur). Für einen Geldbetrag wird eine Ware ausgewählt, die andere bleibt liegen. In diesem Liegenbleiben der Waren (bzw. dem Liegenbleiben des Geldes bei gesuchten, fehlenden Waren) muß man den Einfluß der Märkte auf die Preisbildung suchen, nicht in dem Austausch zweier gehandelter Güter. Denn deren Wert ist bereits betragsmäßig gegeben, wird nur jetzt realisiert, und ändert sich keineswegs, z.B. falls der Händler den Käufer übervorteilt.
Die normativen Aspekte von Poppers Gesellschaftstheorie beurteilen Linke seit dem „Positivismusstreit“ vorwiegend als [[Neoliberalismus|neoliberal]], während Wirtschaftsliberale ihn als Sozialisten einstufen. Popper kann politisch zunächst als radikaler Sozialist, später als gemäßigter Sozialist und schließlich – vor allem unter Hayeks Einfluss – als gemäßigter Liberaler eingestuft werden.<ref name="Kirchgässner567,568f">Gebhard Kirchgässner (2002): [http://wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=922 Alles Leben ist Problemlösen: Zum 100. Geburtstag von Karl Raimund Popper (Download, PDF, 434 kB)], in: Wirtschaftsdienst, 82. Jg. (2002), H. 9, S. 567–572.</ref> Trotz seiner Mitgliedschaft in der Mont-Pelerin-Society unterschied er sich nach Auffassung von [[Gebhard Kirchgässner]] jedoch entschieden von der ''neoliberalen Marktideologie'', die heute von dieser Gesellschaft vertreten werde.<ref name="Kirchgässner567,568f" />


Gemäß dem gängigen Modell von der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage würde die Übervorteilung des Kunden, durch den der Händler einen höheren Preis erzielt als gerechtfertigt ist, tendentiell zu einer generellen Preiserhöhung der entsprechenden Ware führen. Umgekehrt führt eine unangemessene Vergünstigung, um einen konkurrierenden Händler auszustechen, tendentiell zu einer generellen Preissenkung. Eine solche Betrachtungsweise der Preisbildung ist in einer assoziativen Wirtschaft nicht möglich.  
Zwischen Poppers [[Fallibilismus]] und der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] der Ökonomie, wie sie u.&nbsp;a. von Hayek vertreten wurde, gibt es grundlegende methodologische Unterschiede: Nach Popper gibt es keine Wissenschaft ohne empirische Prüfung von potentiell falliblen Thesen und Theorien. Disziplinen, die dies nicht akzeptieren, betreiben Immunisierung und sind daher unseriös. Die Österreichische Schule unterscheidet sich von allen anderen ökonomischen Schulen u.&nbsp;a. dahingehend, dass sie rein logisch arbeitet. Empirie dient bestenfalls als Illustration der a priori erkannten Thesen. Widersprechende Untersuchungsergebnisse weisen nie auf Fehler der Theorie hin, sondern grundsätzlich immer nur auf Fehler im Verlauf der Untersuchung.


<div style="margin-left:20px">
<!-- (in Arbeit) -->Poppers Kritik an Platon, Hegel und Marx wurde ebenfalls, teilweise vehement, widersprochen, etwa von dem Philosophen [[Ronald B. Levinson]],<ref>Ronald Bartlett Levinson: ''In defense of Plato'', Russell & Russell, 1970</ref> von [[Walter Arnold Kaufmann|Walter Kaufmann]]<ref>Walter Kaufmann: [http://hegel-system.de/popper/W.Kaufmann-Hegel_%20Legend_und_Wirklichkeit.pdf ''Hegel: Legende und Wirklichkeit''] (PDF; 2,2&nbsp;MB) In: ''Zeitschrift für philosophische Forschung'' Band X, 1956, 191–226.</ref> bzw. von Maurice Cornforth.<ref>Maurice Cornforth: ''The Open Philosophy and the Open Society: A Reply to Dr. Karl Popper’s Refutations of Marxism'', New York: International Publishers, 1968.</ref> Levinson kritisierte Poppers Sicht von Platon in seinem 1953 erschienenen Buch ''In Defense of Plato''. Demnach gehe es Popper oft nur um die Verbreitung seiner eigenen politischen Ideen. Popper deute Platons Schriften erst zu einem totalitären Werk um, insbesondere seien Poppers eigene Übersetzungen aus dem Altgriechischen tendenziös und verfälschend. – Popper widersetzte sich dieser Kritik in einer Anmerkung, die seit 1961 den Auflagen der ''Offenen Gesellschaft'' als Anhang beigegeben ist.
"In der primitiven Wirtschaft ist die Dorfwirtschaft die einzige Wirtschaftsform.
Dann geht es über zu den Märkten. Diese Benennungen
sind volkswirtschaftlich viel richtiger, als man denkt. Solange der
Markt da ist und Dörfer darum herum, so lange bedeutet der Markt,
auch wenn er unter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage steht,
etwas wirtschaftlich viel weniger Schädliches - wenn nicht eben
Halunken da sind, was eine persönliche Sache ist -, als wenn die
Stadtwirtschaft dazukommt. Durch diese wird das gesamte Verhältnis
zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann
haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren,
sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet,
welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten
und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt." {{G|341|46}}
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"Sagen wir, irgendein Handwerker verfertigt irgend etwas in einem Dorf und er wird krank. Er wird, sagen wir, unter gewissen Verhältnissen, wenn er an einen ungeschickten Arzt kommt, drei Wochen im Bett liegen müssen und seine Dinge nicht verfertigen können. Da wird er den volkswirtschaftlichen Prozess sehr wesentlich stören; denn es werden durch drei Wochen hindurch, wenn der Betreffende, sagen wir, Schuhe verfertigt hat, die Schuhe nicht auf den Markt gebracht werden - Markt im weitesten Sinne verstanden. Nehmen wir aber an, er kommt an einen sehr geschickten Arzt, der ihn in acht Tagen gesund macht, so dass er nach acht Tagen wieder arbeiten kann, dann können Sie die Frage in ernsthaftem Sinn entscheiden: Wer hat denn dann durch diese vierzehn Tage hindurch die Schuhe fabriziert? Der Schuhmacher oder der Arzt? Eigentlich hat der Arzt die Schuhe fabriziert." {{G|340|85}}f.
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[[Charles Taylor (Philosoph)|Charles Taylor]] attestierte Popper, mit der Attitüde eines Popstars über bedeutendere Philosophen hergefallen zu sein (insbesondere Platon und Hegel) und dadurch eine Aufmerksamkeit erheischt zu haben, der die inhaltliche Bedeutung seiner Gedanken in keiner Weise entspreche.<ref>Charles Taylor: Overcoming Epistemology. Philosophical Arguments (Harvard University Press, 1995).</ref>
"Da gibt es eine Tatsache, die spielt sich ab unmittelbar auf dem Markt bei Verkauf und Kauf, wenn ich dasjenige, was ich bekomme, gleich bezahle. Es kommt nicht einmal darauf an, dass ich es gleich mit Geld bezahle, ich kann es auch noch, wenn es Tauschhandel ist, mit der entsprechenden Ware bezahlen, die der Betreffende annehmen will. Es kommt darauf an, dass ich zunächst gleich bezahle, das heißt überhaupt zahle. Und jetzt haben wir wieder nötig, an dieser Stelle (siehe Zeichnung 4) von der gewöhnlichen trivialen Betrachtung zur volkswirtschaftlichen Betrachtung überzugehen. Es spielen nämlich in der Volkswirtschaft die einzelnen Begriffe fortwährend ineinander, und die Gesamterscheinung, die Gesamttatsache, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedensten Faktoren. Sie können sagen: Es wäre ja auch denkbar, dass durch irgendeine Maßregel überhaupt niemand gleich bezahlen würde - dann gäbe es das Gleichzahlen nicht. Man würde also immer erst, sagen wir, nach einem Monat zahlen oder nach irgendeiner Zeit. Ja, es handelt sich nur darum, dass man dann in einer ganz falschen Begriffsbildung drinnen ist, wenn man sagt: Heute übergibt mir jemand einen Anzug und ich bezahle ihn nach einem Monat. Ich bezahle eben nach einem Monat nicht mehr diesen Anzug allein, sondern ich bezahle dann in diesem Moment etwas anderes: ich bezahle dasjenige, was unter Umständen durch eine Steigerung oder Erniedrigung der Preise etwas anderes ist, ich bezahle ein Ideelles dazu. Also der Begriff des A-tempo-Zahlens, der muss durchaus da sein, und der ist beim einfachen Kauf da. Und etwas wird eine Ware des Marktes dadurch, dass ich es gleich bezahle."
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Von Popper-Anhängern wurde die verbreitete Art der Rezeption ihrerseits scharfer Kritik unterzogen, die von dem Vorwurf, Popper werde selbst von professionellen Philosophen inkompetent verfälscht, fehlzitiert oder ungelesen abgekanzelt, bis zu der Behauptung reicht, die Mehrheit entziehe sich durch Totschweigen dem Zugeständnis, dass Popper einige grundlegende philosophische Probleme wirklich und endgültig gelöst und dabei Vorstellungen als Unsinn entlarvt habe, die noch heute in der westlichen Welt fast ausnahmslos unkritisch vorausgesetzt würden. [[William Warren Bartley]] fand bereits zu Lebzeiten Poppers harte Worte:
"Wert in der Volkswirtschaft kann ja nur entstehen - das haben wir schon ersehen können - im Austausch der Erzeugnisse, im Austausch der Waren oder überhaupt volkswirtschaftlicher Erzeugnisse. Auf eine andere Weise kann Wert nicht entstehen. Aber Sie können leicht einsehen : Wenn nur auf diese Weise Wert entstehen kann, und wenn der Preis des Wertes so zustande kommen will, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe, dass berücksichtigt werden soll, wie für jemand, der ein Erzeugnis hervorgebracht hat, ein solcher Gegenwert für das Erzeugnis erhältlich sein soll, dass er die Bedürfnisse befriedigen kann, die er hat, um ein gleiches Erzeugnis wieder herzustellen - wenn das möglich sein soll, so müssen ja die Erzeugnisse sich gegenseitig bewerten. Und schließlich ist es ja nicht schwer, einzusehen, dass im volkswirtschaftlichen Prozess sich die Erzeugnisse gegenseitig bewerten. Es wird nur kaschiert dadurch, dass das Geld zwischen dasjenige tritt, was ausgetauscht wird. Aber das ist nicht das Bedeutsame an der Sache. An dem Geld hätten wir nicht das geringste Interesse, wenn es nicht das Austauschen der Erzeugnisse förderte, bequemer machte und auch verbilligte. Wir hätten Geld nicht nötig, wenn es nicht so wäre, dass derjenige, der ein Erzeugnis auf den Markt liefert - unter dem Einfluss der Arbeitsteilung -, zunächst sich nicht abmühen will, um dasjenige, was er braucht, da zu holen, wo es vorhanden ist, sondern eben Geld dafür nimmt, um dann sich wiederum in der entsprechenden Weise zu versorgen. Wir können also sagen: In Wirklichkeit ist es die gegenseitige Spannung, welche zwischen den Erzeugnissen eintritt im volkswirtschaftlichen Prozess, die mit der Preiserzeugung zu tun haben muss."


"Betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus einmal das sogenannte Lohnverhältnis, das Arbeitsverhältnis. Wir können nämlich gar nicht Arbeit gegen irgend etwas austauschen, weil es zwischen Arbeit und irgend etwas eigentlich keine gegenseitige Bewertungsmöglichkeit gibt. Wir können uns einbilden - und die Einbildung realisieren, indem wir eben das Lohnverhältnis eintreten lassen -, dass wir die Arbeit bezahlen; in Wirklichkeit tun wir es nicht. Was in Wirklichkeit geschieht, ist etwas ganz anderes. Was in Wirklichkeit geschieht, ist dieses: dass auch im Arbeits- oder Lohnverhältnis Werte ausgetauscht werden. Der Arbeiter erzeugt unmittelbar etwas, der Arbeiter liefert ein Erzeugnis; und dieses Erzeugnis kauft ihm in Wirklichkeit der Unternehmer ab. Der Unternehmer bezahlt tatsächlich bis zum letzten Heller die Erzeugnisse, die ihm die Arbeiter liefern - wir müssen schon die Dinge in der richtigen Weise anschauen -, er kauft die Erzeugnisse dem Arbeiter ab."
{{Zitat-en|Sir Karl Popper is not really a participant in the contemporary professional philosophical dialogue; quite the contrary, he has ruined that dialogue. If he is on the right track, then the majority of professional philosophers the world over have wasted or are wasting their intellectual careers. The gulf between Popper’s way of doing philosophy and that of the bulk of contemporary professional philosophers is as great as that between astronomy and astrology.| autor=William Warren Bartley| ref=<ref>W. W. Bartley, III: Biology &amp; evolutionary epistemology. ''Philosophia'' '''6''':3–4 (September–December 1976), pp. 463–494</ref>|
{{G|340|97}}f.
Übersetzung=Sir Karl Popper nimmt eigentlich nicht an dem Dialog der zeitgenössischen Berufsphilosophie teil; ganz im Gegenteil: Er hat diesen Dialog ad absurdum geführt. Wenn er richtig liegt, hat der Großteil der Berufsphilosophen weltweit seine intellektuellen Karrieren vergeudet oder ist gerade im Begriff, dies zu tun. Poppers Art, Philosophie zu betreiben, verhält sich zum Ansatz der meisten zeitgenössischen Berufsphilosophen ungefähr so wie die Astronomie zur Astrologie.}}
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So problematisch solche Auffassung der Leistungserbringung im Betrieb auch sein mag (das ist in diesem Zusammenhang nicht weiter zu erörtern)<ref>Eine alternative Auffassung, die aber hier nicht näher geprüft werden soll, könnte darin bestehen, einen durchlaufenden Posten wie die heutige Mehrwertsteuer, in variabler Höhe, anzunehmen, der aber nicht an den Staat abgeführt wird, sondern individuell nach dem Bedarf auf die beteiligten Haushalte aufgeteilt wird. Monetär kommt es auf das gleiche hinaus, vermutlich auch dem tatsächlichen Vorgang nach. Einen Wertetausch welcher Art auch immer muß es dabei anscheinend geben, da die Warenpreise, die der Betrieb erzielt, nicht unmittelbar direkt auf die Haushaltseinkommen abgebildet werden können.</ref>: man hat bei diesem Werteaustausch zwischen betriebsinternem Produkt und entsprechendem Einkommenswert keinen Marktprozeß, denn gemäß obiger Definition des Marktes fehlt die Wahlmöglichkeit, die Aufstauung, sowie die von Steiner angeführte Unmittelbarkeit (Sofortzahlung), wie sie für den Markt gilt.
Ein ausführlicherer und expliziter Angriff, den Bartley gegen die von Experten betriebene und so zur autoritativen Interpretation von Popper gewordene Verfälschung richtete,<ref>W. W. Bartley: A Popperian Harvest. In Paul Levison: ''In Pursuit of Truth'' (1982), Abschnitt III, S. 268ff</ref> musste eingestampft (im englischen Druck) und zensiert (im amerikanischen Druck) werden, weil Bartley explizit von „Inkompetenz“ gesprochen und dabei Namen genannt hatte, woraufhin eine der betroffenen Autoritäten mit rechtlichen Schritten gedroht hatte.<ref>Rafe Champion: [http://listserv.sc.edu/cgi-bin/wa?A2=ind0301e&L=dewey-l&D=1&P=271 Free Speech or Pulp Fictions?]. ''John Dewey Discussion List'' (28 Jan 2003)</ref>


Unter Berücksichtigung auch des haushaltsinternen Werteaustausches, wie von Steiner in dem Beispiel des kranken Schusters erläutert, der von seiner Krankheit je nach Leistung des Arztes früher oder später kuriert wird, gibt es dann drei Orte eines volkswirtschaftlichen Werteaustausches: haushaltsintern, betriebsintern und marktintern.
Rafe Champion war ähnlich deutlich:


Es ist leicht zu sehen, daß sollen die haushaltsinternen Vorgänge nicht zu den eigentlich wirtschaftlichen gerechnet werden, auch das Marktgeschehen aus dem Gebiet des Wirtschaftens im engeren Sinne herausfallen muß. Auf dem Markt wird nicht mehr gewirtschaftet, sondern nur noch getauscht.
{{Zitat-en|Popper’s ideas have failed to convince the majority of professional philosophers because his theory of conjectural knowledge does not even pretend to provide positively justified foundations of belief. Nobody else does better, but they keep trying, like chemists still in search of the Philosopher’s Stone or physicists trying to build perpetual motion machines.|
autor=Rafe Champion|
ref=<ref>Rafe Champion: [http://www.the-rathouse.com/bartagree.html Agreeing to Disagree: Bartley’s Critique of Reason]. ''Melbourne Age Monthly Review'' (October 1985)</ref>|
Übersetzung=Poppers Ideen konnten die Mehrheit der Berufsphilosophen nicht überzeugen, denn seine Theorie des Vermutungswissens versucht gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, dass sie positiv gerechtfertigte Grundlagen für Glaubensüberzeugungen anzubieten hätte. Niemand sonst macht es besser, aber sie versuchen es weiter, wie Chemiker, die immer noch nach dem Stein der Weisen suchen oder Physiker, die versuchen, ein [[Perpetuum mobile]] zu bauen.}}


==== Markt und Händlertum ====
David Miller behauptete zusammenfassend auf dem Popper-Kongress 2007:
Der Handel, das Händlertum, ist der Marktsphäre zuzurechnen und ist nicht als produktiver Beruf im wirtschaftlichen Sinne zu verstehen. Ob Handel eine Dienstleistung im üblichen Sinne ist, darüber sei hier nichts ausgemacht. Er ist jedenfalls dazu da, das Liegenbleiben der Waren zu bekämpfen. Er transportiert die Waren von Ort zu Ort, um die Übergaben zwischen Produzenten und Konsumenten zu ermöglichen. Lagerung kann als ein zeitlicher Übergabeprozeß angesehen werden. Ein Produkt kann nicht immer genau dann fertig sein, wenn es auch gebraucht werden kann. All diese händlerischen Tätigkeiten und weitere wie das Maklertum etc. verursachen eine Menge Kosten, die gewissermaßen den Bedarf des Marktes darstellen und auf die Preise aufgeschlagen werden müssen. Dies ist für die Wirtschaft insgesamt nötig. Die Waren würden sonst liegen bleiben und könnten nicht verkauft werden, die erwirtschafteten Werte würden sich nicht realisieren lassen. Der Bedarf, den das Marktmanagement an Einkommen hat, muß dem entsprechen, was der Markt für die Wirtschaft leistet, andernfalls würden Handelsgewinne aus der Wirtschaft abfließen.


Trotz des Aufschlags auf die Preise, der wegen des Bedarfs des Marktes gemacht werden muß, führt das Marktgeschehen zu einer Verbilligung der Waren. Der Aufschlag ist viel geringer als das, was die Wirtschaft durch den Markt spart. In dieser Verbilligung hat man den Einfluß des Marktes auf die Preisbildung zu sehen. Je besser der Markt funktioniert, desto geringere Warenpreise. Die Verbilligung ist jedoch nicht für alle Waren gleichmäßig. Für einzelne Waren kann es auch zu einer Verteuerung kommen. Wobei Verbilligung oder Verteuerung nicht immer auch in entsprechenden Preisänderungen und schließlich erzielten Preisen zum Ausdruck kommen.  
{{Zitat-en|What distinguishes science from all other human endeavours is that the accounts of the world that our best, mature sciences deliver are strongly supported by evidence and this evidence gives us the strongest reason to believe them.’ That anyway is what is said at the beginning of the advertisement for a recent conference on induction at a celebrated seat of learning in the UK. It shows how much critical rationalists still have to do to make known the message of ''Logik der Forschung'' concerning what empirical evidence is able to do and what it does […] [critical rationalists] are rightly proud of having the only house in the neighbourhood that is logically watertight [although] we must inevitably be aware that not everything inside is in impeccable order.|
autor=David Miller|
ref=<ref>David Miller: Some hard questions for critical rationalism</ref>|
Übersetzung=‚Die Wissenschaft unterscheidet sich von allen anderen menschlichen Tätigkeiten dadurch, dass das Weltbild, das uns unsere besten und fortschrittlichsten Wissenschaften liefern, stark durch Beweismaterial gestützt wird und dass dieses Beweismaterial uns die stärksten Gründe dafür gibt, an dieses Weltbild zu glauben.‘ So jedenfalls steht es in der Ankündigung einer Konferenz über Induktion, die kürzlich an einer berühmten britischen Lehrinstitution stattfand. Sie zeigt, wie lange der Weg ist, der noch vor den Anhängern des Kritischen Rationalismus liegt, bis die Botschaft der ''Logik der Forschung'' verkündet ist, insbesondere hinsichtlich der Frage, welche Funktion empirisches Beweismaterial erfüllt bzw. überhaupt erfüllen kann. [Anhänger des Kritischen Rationalismus] sind zu Recht stolz darauf, als einzige ihres Fachs ein logisch wasserdichtes Gedankengebäude vorweisen zu können, auch wenn wir uns natürlich bewusst sein müssen, dass innen drin nicht alles in makelloser Ordnung ist.}}


Im schließlich erzielten Preis sollten eigentlich präzise die enthaltenen Bedarfe aller am Warenherstellungsprozeß mit ihren Arbeitern und Arbeiterinnen beteiligten Haushalte (die Unternehmer hier eingerechnet als Arbeiter, die Haushalte versorgen), zuzüglich Aufschläge wie Steuern etc. enthalten sein, und abzüglich der Verbilligung durch die Marktprozesse. In den wenigsten Fällen werden die von den Assoziationen vorgegebenen Warenpreise dem exakt entsprechen können, auch wenn sie noch so gut, informiert durch Produzenten, Händler und Konsumenten, ihre Entscheidungen fällen. Notwendig wird es Abweichungen der tatsächlich realisierten Marktpreise von den vorgegebenen Preisen geben müssen. Diese Preissignale werden beobachtet und das fließt in die weitere Preisfeststellung oder auch in Einwirkungsversuche auf die Preisbildungsprozesse ein.
[[Hans Albert]] warf der nachpositivistischen analytisch-angelsächsischen Philosophie vor, eine Auseinandersetzung mit Popper überwiegend durch Totschweigen oder aber durch versteckte Übernahme seiner Positionen (die noch dazu häufig als eigene Ideen ausgegeben worden seien) umgangen zu haben.<ref>In Kontroversen verstrickt. Vom Kulturpessimismus zum kritischen Rationalismus, Berlin/Wien 2007, z.&nbsp;B. 173</ref> Dementsprechend seien Poppers Einfluss und Ansehen heute v.&nbsp;a. in den Natur- und Wirtschaftswissenschaften erheblich größer als in der Fachphilosophie.


Eine Schwierigkeit besteht jedoch darin, daß mit diesen Abweichungen sich auch die Bedarfe der Haushalte ändern. Denn wenn für eine Ware, z.B. Benzin, die Preise stark unter die Veranschlagung sinken, dann sinken auch die Bedarfe der Haushalte, es wurde also zuviel Einkommen gezahlt. Generell stimmt aber zumindest idealerweise die auf den Märkten erzielte Preissumme mit der Einkommenssumme der Haushalte überein. Die Marktpreise sind daher nur die Kehrseite der Bedarfseinkommen, die Gesamtsumme ist die der Einkommen, die nach dem, was die Haushalte auf den Märkten gemäß ihrem Bedarf einkaufen, bestimmt sind.
== Schriften ==
* 1925–1935 (zusammen veröffentlicht 2006): ''Frühe Schriften''. Enthält ''‚Gewohnheit‘ und ‚Gesetzeserlebnis‘ in der Erziehung'' (Abschlussarbeit), ''Zur Methodenfrage der Denkpsychologie'' (Dissertation) und ''Axiome Definitionen und Postulate der Geometrie'' (Qualifikationsschrift für den Lehrerberuf) sowie mehrere Artikel
* 1930–1933 (veröffentlicht in Teilen 1979; zuvor als Manuskript kursierend): ''Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie''
* 1934: ''[[Logik der Forschung]]''. 11. Aufl. 2005, <small>ISBN 3-16-148410-X</small>
* 1936 (vorgetragen bei einem privaten Treffen; veröffentlicht 1944/45, als Buch 1957): ''Das Elend des Historizismus'', <small>ISBN 3-16-148025-2</small>
* 1945: ''[[Offene Gesellschaft|Die offene Gesellschaft und ihre Feinde]]'' (2 Bände) <small>ISBN 3-16-148068-6 und ISBN 3-16-148069-4</small>
* 1956/57 (veröffentlicht 1982; zuvor als Druckfahnen kursierend): ''[[Die Quantentheorie und das Schisma der Physik]]''
* 1956/57 (veröffentlicht 1982; zuvor als Druckfahnen kursierend): ''Das offene Universum''
* 1956/57 (veröffentlicht 1983; zuvor als Druckfahnen kursierend): ''Realismus und das Ziel der Wissenschaft''
* 1963: ''Vermutungen und Widerlegungen'', <small>ISBN 3-16-147311-6</small><ref>darin Essay ''Utopie und Gewalt.'' 1947. Auszug daraus in [[Martin Morgenstern (Philosoph)|Martin Morgenstern]], Robert Zimmer Hgg.: ''Staatsbegründungen und Geschichtsbedeutungen.'' Reihe Treffpunkt Philosophie, 4: ''Politische Philosophie''. [[Bayerischer Schulbuch Verlag]] BSV, München 2001 ISBN 3-7627-0325-6; Patmos, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-75641-3, S. 136–138 u.d.T.: Kritik des utopischen Denkens</ref>
* 1973: ''Objektive Erkenntnis'', <small>ISBN 3-455-10306-5</small>
* 1976: ''Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung'', <small>ISBN 3-455-08982-8</small>
** ''Unended Quest – An intellectual autobiography'' (Autobiographie) <small>ISBN 0-415-08693-0</small> – Neuausgabe (1999) unter dem Titel: ''Postscript to Marxism'' <small>ISBN 978-0-87548-343-6</small>
* 1977: ''Das Ich und sein Gehirn'', (gemeinsam mit [[John Carew Eccles|John C. Eccles]]) <small>ISBN 3-492-21096-1</small>
* 1984: ''Auf der Suche nach einer besseren Welt'', <small>ISBN 3-492-20699-9</small>
* 1985: ''Die Zukunft ist offen'' (gemeinsam mit [[Konrad Lorenz]])
* 1990: ''Eine Welt der Propensitäten''
* 1992: ''The Lesson of this Century''
* 1994: ''Alles Leben ist Problemlösen'', <small>ISBN 3-492-22300-1</small>
* 1994: ''Der Mythos des Rahmens''
* 1994: ''Wissen und das Leib-Seele-Problem''
* 1998: ''The World of Parmenides'', deutsch: ''Die Welt des Parmenides, der Ursprung des europäischen Denkens'' (Übersetzt von Sibylle Wieland und Dieter Dunkel, herausgegeben von Arne F. Petersen und Jørgen Mejer). Piper, München 2001, ISBN 3-492-04205-8.
* 2002: ''Alle Menschen sind Philosophen''


Die Betriebe, wie Raffenerien oder Tankstellen, die direkt an der Produktion von Benzin beteiligt sind, sind vom Fallen des Benzinpreises in besonderer Weise betroffen. Werden tatsächlich die kritisierten Gewinnausschüttungen getätigt, sind diese natürlich zuerst zu kürzen. Dann aber und wenn sonst keine Einsparungen möglich sind, kommt der Betrieb unter Druck, die Haushaltseinkommmen zu kürzen. Dies ist aber eigentlich nicht möglich, da diese sich am Bedarf orientieren, und auch müssen.
== Reden ==
* „Philosophie gegen falsche Propheten“ (HR, 7. August 1974). Interview mit Tomas Rotstein, ca. 45&nbsp;Minuten
* „Duldsamkeit und intellektuelle Verantwortlichkeit“ (SR, 16. März 1982). Vortrag, ca. 40&nbsp;Minuten
* „Der Mythos vom Unhintergehbaren“ (BR, 27. Juli 1982). Vortrag, ca. 50 Minuten
* „Offene Gesellschaft – offene Wissenschaft“ (HR, 17. Juli 1984). Interview mit Tomas Rotstein, ca. 30&nbsp;Minuten
* „Man soll nicht glauben, daß man ohne Risiko leben kann“ (4. Juli 1987). Gespräch mit Volker Friedrich, ca. eine Stunde
* „Das Prinzip Kritik in der Offenen Gesellschaft“ (BR, 30. Juli 1992). Gespräch anlässlich seines 90. Geburtstages mit Willy Hochkeppel, ca. 55&nbsp;Minuten


Solch ein Preisverfall einer Ware sollte eigentlich gar nicht eintreten, aber man mag sich Gründe vorstellen, die auch in einer gesunden Wirtschaft vorkommen. Die Assoziationen haben hier einzugreifen, und können, solange der Preis für Benzin selbst nicht wieder normalisiert werden kann, Ausgleichszahlungen an die betroffenen Betriebe zahlen, damit die Haushaltseinkommen weiterhin gedeckt sind. (Solche Ausgleichszahlungen werden aus einer allgemeinen Abgabe auf alle Preise finanziert.)
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Karl Popper}}
* {{WikipediaDE|Karl Popper}}
* {{WikipediaDE|Logik der Forschung}}
* {{WikipediaDE|Die offene Gesellschaft und ihre Feinde}}
* {{WikipediaDE|Kritischer Rationalismus}}
* {{WikipediaDE|Falsifikationismus}}
* {{WikipediaDE|Fallibilismus}}
* {{WikipediaDE|Wissenschaftstheorie (historisch)}}


Eine dauerhafte Senkung des Benzinpreises sollte es eigentlich nicht geben, es sei denn, eine Verringerung und schließlich sogar tendentiell das ganze Wegfallen des Bedarfes liegt vor. Dies kann dann zu solchen Maßnahmen wie Betriebsschließungen und dergleichen führen, wodurch sich der Preis für Benzin dann wieder erhöht.
== Literatur ==
 
=== Zu Werk und Leben ===
Funktioniert der Markt nicht richtig, können, abgesehen von den Maßnahmen der Assoziationen, die Betriebe selbst Marktmanagementfunktionen übernehmen oder unterstützend zuarbeiten. Das ist zwar weniger effizient, aber besser, als wenn der Absatz ins Stocken gerät oder gar ganz zum Erliegen kommt.
* Martin Morgenstern und Robert Zimmer: ''Karl Popper''. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2002. ISBN 3-423-31060-X. Mit Bildern und Textkästen didaktisch sehr gut aufbereitet.
 
* Jürgen August Alt: ''Karl R. Popper.'' Reihe Campus 1992, ISBN 3-593-34716-4, neu 2001: ISBN 3-593-36834-X. Kurze und vorzügliche Einführung.
=== Die Dimension des Haushalts ===
* Manfred Geier: ''Karl Popper.'' rororo Monographie, Reinbek 1994; ISBN 3-499-50468-5. Gut geschrieben; biographische Details; Analyse des Werks; angereichert mit vielen Bildern und Zitaten; dadurch sehr einprägsam.
Eine grundsätzliche Frage ist es, welchen Wert es hat, daß die Haushaltseinkommen von den Betrieben gezahlt werden, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen, die den Haushalten zugehören, tätig sind, wenn es sich bei den gezahlten Einkommen nicht um Lohn handelt, mit dem eingekaufte Arbeit entgolten wird. Die Zusammengehörigkeit von beruflicher Tätigkeit und einem Einkommen gemäß Haushaltsbedarf muß einen ökonomischen Sinn haben, auch wenn sich dieser nicht monetär ausdrücken läßt.
* {{NDB|20|625|628|Popper, Sir Karl Raimund|Peter Schroeder-Heister|118595830}}
 
* Eberhard Döring: ''Karl R. Popper – Einführung in Leben und Werk.'' Pererga 1987, 1992.
Man könnte ja sonst die Haushaltseinkommen nicht ''vor'' dem Wirtschaften geben, sondern ''im Nachherein'' auf die Warenpreise pauschal aufschlagen. In der Tat gibt es solche Aufschläge auf die Preise im nachherein auch, die in Haushaltseinkommen einfließen. Die Frage ist anscheinend nicht ganz einfach zu beantworten, oder wie könnte es sonst so viele Befürworter eines bedingungslosen [[Grundeinkommen]]s geben? Solch ein Einkommen würde aus Preisaufschlägen auf Waren gezahlt werden, wie auch natürlich die heutigen Sozialleistungen von Staats wegen, und sich von den Haushaltseinkommen, wie sie in einer assoziativen Wirtschaft ''vor'' dem Wirtschaften gezahlt werden sollen, fundamental unterscheiden. Welches ist der ''ökonomisch'' wesentliche Unterschied?
* Lothar Schäfer: ''Karl R. Popper.'' Becksche Reihe – große Denker, 1988.
 
* Hubert Kiesewetter, (Hrsg.) / Helmut Zenz: ''Karl Poppers Beiträge zur Ethik.'' Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147773-1.
Welchen ''ökonomischen'' Unterschied macht es, um ein prominentes Beispiel zu nehmen, wenn ein Kindergeld nicht aus Preisaufschlägen ''nach'' dem Wirtschaften gezahlt wird (via Steuern oder Sozialkasse), sondern in den Haushaltsbedarf integriert ist und als Bedarfseinkommen von den Betrieben gezahlt wird?
* Wilhelm Baum und Kay E. Gonzalez: ''Karl R. Popper''. Morgenbuch-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-371-00393-0. Ein sehr dünnes Buch (98 Seiten)
 
* Maurice Cornforth, ''The open philosophy and the open society''. 2., rev. ed., Lawrence & Wishart, London 1977. Die klassische Kritik aus dem linken Spektrum.
Bei Zugrundelegung der heute noch herrschenden Auffassung, Arbeit werde als Ware eingekauft, ist die Frage leicht zu beantworten, da Elternteile mit Kindern für den Betrieb teurer wären, als alleinstehende Singles, und Betriebe daher Zurückhaltung übten, wenn ein Familienvater mit 16 Kindern um Anstellung nachsucht.  
* David J. Edmonds, John A. Eidinow: ''Wie Ludwig Wittgenstein Karl Popper mit dem Feuerhaken drohte: eine Ermittlung''. DVA, München 2002, ISBN 3-421-05356-1 (korr. Auflage: Fischer TB, ISBN 3-596-15402-2, 2003, 2. Aufl. 2005). Behandelt ihren Zusammenstoß in Cambridge 1946, ist auch eine gut verständliche Darstellung ihrer philosophischen und biographischen Unterschiede, insbesondere was die Wiener Jahre und ihre jüdische Herkunft angeht. Ebenfalls in Engl. (=Orig.) und Span. (2001).
* Franz M. Wuketits: [http://www.gkpn.de/wuketit2.htm ''Wo bleibt das „liberale Rasiermesser“?''] In: ''Aufklärung und Kritik'' 1/1998, S. 34 ff.
* {{Literatur | Autor=Manfred Lube | Titel=Karl R. Popper – Die Bibliothek des Philosophen als Spiegel seines Lebens | TitelErg=Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde | Verlag= | Ort= | Jahr=2003 | Band=Band 18 | ISBN=3-447-04723-2 | Seiten=207-238 | Online={{Webarchiv | url=http://www.uni-klu.ac.at/ub/dokumente/Popper_Imprimatur.pdf | wayback=20080227115405 | text=Online}} PDF&nbsp;550&nbsp;kB}}
* Manfred Lube: ''Karl R. Popper. Bibliographie 1925–2004: Wissenschaftstheorie, Sozialphilosophie, Logik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Naturwissenschaften''. Peter Lang, Frankfurt/Main usw. 2005. (=&nbsp;''Schriftenreihe der Karl Popper Foundation Klagenfurt.'') ISBN 978-3-631-53450-2; Online-Version: [http://ub.uni-klu.ac.at/cms/sondersammlungen/karl-popper-sammlung/bibliographie/ ub.uni-klu.ac.at]
* Dagmar Niemann (Übers.): {{Webarchiv | url=http://www.astro.uni-bonn.de/~willerd/popper.html | wayback=20090215161224 | text=Die Wege der Wahrheit}}. ''Aufklärung und Kritik'' (2/1994), S. 38 ff.
* William W. Bartley: ''Ein schwieriger Mensch. Eine Portraitskizze von Sir Karl Popper.'' In: Eckhard Nordhofen (Hrsg.): ''Philosophen des 20. Jahrhunderts.'' Athenäum, Königstein/Ts. 1980, ISBN 3-434-46071-3.
* John W. N. Watkins: ''[http://www.proc.britac.ac.uk/tfiles/94p645.pdf Karl Raimund Popper 1902–1994.]'' (PDF; 267&nbsp;kB) In: ''Proceedings of the British Academy.'' Nr. 94, 1997, S. 645–684.
* Hans Albert: ''Karl Popper (1902–1994)''. In: ''Journal for General Philosophy of Science.'' Nr. 26, 1995, S. 207–225.
* Volker Gadenne: ''[https://ssl.humanities-online.de/download/popper.html Fortschritt zu tieferen Problemen].'' In: ''Protosociology.'' Nr. 7, 1995, S. 272–281, {{ISSN|0940-4147}}.
* David Miller: ''Sir Karl Raimund Popper, C. H., F. B. A. 28 July 1902–17 September 1994.'' In: ''Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society.'' Nr. 43, Nov. 1997. S. 368–409.
* Friedrich Stadler: "Dokumentation: Popper und der Wiener Kreis – Aus einem Gespräch mit Sir Karl Popper", in: ders., ''Studien zum Wiener Kreis'', Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, 525–545.
* Harald Stelzer: ''Karl Poppers Sozialphilosophie. Politische und ethische Implikationen''. Lit-Verlag, Wien 2004.
* Harald Stelzer: ''Karl Raimund Popper und kritischer Rationalismus interkulturell gelesen''. Traugott Bautz, Nordhausen 2007. (=&nbsp;''Interkulturelle Bibliothek.'' Band 128)
* Hans-Joachim Niemann: ''70&nbsp;Jahre Falsifikation: Königsweg oder Sackgasse?'' In: ''Aufklärung und Kritik.'' Nr. 2 , 2005, S.&nbsp;52–79 ([http://www.gkpn.de/niemann_falsification.pdf PDF] (102 kB)).
* Edgar Morscher (Hrsg.): ''Was wir Karl R. Popper und seiner Philosophie verdanken. Zu seinem 100. Geburtstag''. Academia Verlag, Sankt Augustin 2002. Enthält Abhandlungen zu Poppers Wahrscheinlichkeitstheorie und Logik, zu seiner Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, zu seiner Ontologie, praktischen Philosophie und Ästhetik; enthält weiters persönliche Erinnerungen an Popper sowie Briefe an und von Popper.


Nur wenn der Familienvater ein Gehalt fordert, das dem entspricht, was sich der Betrieb als Vorteil, monetär berechnet, von seiner Einstellung verspricht (nach Möglichkeit wird weniger als dieser Vorteil gezahlt), kann er den Job erhalten. Gleichwohl sollen von staatswegen die Kinder nicht verhungern, und es wird der Lebensunterhalt dann z.T. aus der Staatskasse gezahlt, d.h. aus Geldern, die den Betrieben ''nach'' dem Wirtschaften abgezogen werden. Zum Teil mag die Finanzierung eines solchen kinderreichen Haushalts auch durch Gewinnbeteiligungen möglich sein, nicht notwendigerweise durch solche am eigenen Unternehmen, es können auch Aktien anderer Unternehmen sein, oder durch private Armutsfürsorge.
=== Studienführer ===
* Herbert Keuth: ''Die Philosophie Karl Poppers''. 2. korr. Auflage, Mohr-Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150660-4, Das ist der zurzeit einschlägige Studienführer, der das gesamte Werk wissenschaftlich analysiert und kommentiert, und zwar in einer Tiefe, die weit über die oben genannten Werkbiographien hinausgeht. Der Text führt zu allen wichtigen Quellen. Viele problematische Popperthesen werden zur Weiterforschung vorbereitet. Das Buch wendet sich an Leser, die Popper gründlich verstehen wollen oder eigene Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet leisten möchten.
* Herbert Keuth (Hrsg.): ''Karl Popper: Logik der Forschung'' (=&nbsp;''Klassiker Auslegen''; Bd. 12). 4., bearbeitete Auflage, Akademie Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-005708-8.
* Hans-Joachim Niemann: ''Lexikon des Kritischen Rationalismus''. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148395-2; broschiert 2006. Zur schnellen Information über die tausend wichtigsten Begriffe und Argumente von Poppers (und Hans Alberts) Kritischen Rationalismus. Mit zahlreichen Querverweisen und Verweisen auf die originalen Textstellen.
* Ingo Pies, Martin Leschke (Hrsg.): ''Karl Poppers Kritischer Rationalismus''. Mohr-Siebeck, Tübingen 1999.


Man geht also von einer monetär berechenbaren Arbeitsleistung aus, und nur die kann der Betrieb selbst auch zahlen. Das übrige, was zur Finanzierung besonderer dadurch nicht gedeckter Haushaltsbedarfe notwendig ist, muß von woanders her kommen, gleichwohl aber erwirtschaftet sein. Der Betrieb, der den Familienvater beschäftigt, beteiligt sich schon daran mit den ihm auferlegten allgemeinen Steuern und Sozialabgaben, aber andere, ertragreichere Unternehmen schießen einen größeren Teil zu (entsprechende Gewinnbesteuerung vorausgesetzt).
=== Englischsprachige Biographien ===
* Malachi Haim Hacohen: ''Karl Popper – the Formative Years 1902–1945. Politics and Philosophy in Interwar Vienna''. University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-47053-6. Die einschlägige Popperbiographie bis 1945, die viel Licht auf Poppers Werk wirft und seine geistigen Wurzeln freilegt. Eine Fortsetzung (Popper lebte noch weitere 49&nbsp;Jahre) hat dieser Autor nicht geplant.
* Bryan Magee: ''Popper''. Fontana paperback, 1973, mit sehr vielen späteren Auflagen. Sehr kurz und sehr gut. Magee war aktiver Politiker und ein Freund Poppers. Noch intimere Einblicke in Poppers (geistiges) Leben finden sich beim gleichen Autor in dessen ''Confessions of a Philosopher'', Random House hardcover 1997, Kapitel 11 (deutsch: ''Bekenntnisse eines Philosophen.'' 2. Auflage, Econ Ullstein List Verlag, München 2001, Kapitel 11).
* Joseph Agassi: ''A Philosopher’s Apprentice: In Karl Popper’s Workshop''. Editions Rodopi, 1993, ISBN 90-5183-563-9. Autobiographischer Bericht von Agassi über den Eindruck, den Popper bei ihm hinterließ.
* William W. Bartley: ''Karl Popper: A life''. unveröffentlicht


Man glaubt nach der herrschenden ökonomischen Theorie, auf solche Art Arbeitskraft optimal zu allokieren. Die optimale Allokation würde gestört, wenn der Familienvater nicht ausschließlich aufgrund seiner monetär kalkulierten Leistung an den richtigen Platz in einem Betrieb käme. Gleiche Arbeit kann nur gleich bezahlt werden, sonst käme die gesamte Betriebsrechnung durcheinander. Daher kann ein Familienvater mit 16 Kindern grundsätzlich nicht besser bezahlt werden, als eine alleinstehende Person, wenn die Arbeitsleistung die gleiche ist.
=== Englischsprachige Studienführer ===
* Roberta Corvi: ''An Introduction to the Thought of Karl Popper''. aus dem Italienischen von Patrick Camiller, Routledge paperback, 1996, 209 Seiten. Eine sehr gute Analyse des Popperschen Werks mit vielen Hinweisen auf die einschlägigen Textstellen.
* Steve Fuller: ''Kuhn vs. Popper: the struggle for the soul of science''. Icon, Cambridge 2003 (Nachdrucke 2003, 2004, 2006). Sehr gut lesbare Studie über den wissenschaftstheoretischen Streit zwischen Popper und Kuhn und gleichzeitig eine interessante Einschätzung zur geisteswissenschaftlichen (Fehl-)Rezeption Poppers als traditionell und Kuhns als progressiv. Nach Ansicht des Autors ist es vielmehr umgekehrt.
* J. Shearmur, G. Stokes (Hrsg.): ''The Cambridge Companion to Popper'', Cambridge University Press (24 Jun. 2016), 404 S. Umfangreicher und wertvoller Studienbegleiter.


Auch wenn man diese Auffassung für falsch hält, so ist sie doch aus ihren Voraussetzungen logisch und entbehrt nicht ökonomischer Plausibilität.
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikiquote}}
* {{DNB-Portal|118595830}}
* {{DDB|Person|118595830}}
* Patrick Breitenbach, Nils Köbel: [http://soziopod.de/2012/06/soziopod-015-karl-popper-jager-der-falschen-propheten/ Karl Popper: Jäger der falschen Propheten] (Soziopod Folge 15)
* [http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxNDoiIlBvcHBlciwgS2FybCIiOw== Archivaufnahmen mit Karl Popper] im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (Interviews und Vortrag)


Die assoziative Wirtschaft sieht Arbeit jedoch nicht als Ware an und macht darüber hinaus geltend, daß dies allgemein gelten solle, bzw. ein menschenrechtliches Faktum ist. Die Bedarfe für die Haushaltseinkommen werden entsprechend nicht als Lohn aufgefaßt, in monetärer Hinsicht ist die Arbeit im Betrieb von der Betriebsrechnung abgekoppelt und kann nicht als Kosten in den Betriebsbilanzen auftauchen. Was in den Bilanzen als Posten steht, sind die gezahlten Haushaltseinkommen, und die wirken sich auf die Warenpreise aus, die genommen werden müssen.  
; Überblicksdarstellungen zu Poppers Philosophie
* Peter Godfrey-Smith: {{Webarchiv | url=http://www.people.fas.harvard.edu/%7Epgs/PGSonPopper.pdf | wayback=20110629095548 | text=''Popper’s Philosophy of Science: Looking Ahead''}} (PDF; 192&nbsp;kB) Draft, Harvard 2007, erscheint in: J. Shearmur / G. Stokes (Hrsg.): The Cambridge Companion to Popper, Cambdrige University Press.
* Ian C. Jarvie: [http://www.rep.routledge.com/article/DD052 ''Popper, Karl Raimund''], in E. Craig (Hrsg.): ''Routledge Encyclopedia of Philosophy''. London 1998.
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/popper/|Karl Popper|Stephen Thornton}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/c/cr-ratio.htm|Karl Popper and Critical Rationalism|John R. Wettersten}}
* Daniel Cohnitz: [http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=41&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&no_cache=1 Artikel „Karl Popper“] im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie
; Sekundärliteratur zu spezielleren Aspekten
* [http://sammelpunkt.philo.at:8080/1547/ Gerhard Fröhlich: ''Kontrolle durch Konkurrenz und Kritik? Der öffentliche und soziale Charakter der wissenschaftlichen Methoden''] nach Karl Popper
; Institute, Materialsammlungen und Sonstiges
* [http://www.eeng.dcu.ie/~tkpw/ The Karl Popper Web] (Englisch)
* [http://ub.uni-klu.ac.at/cms/sondersammlungen/karl-popper-sammlung/ ''Karl-Popper-Sammlung''] der Universitätsbibliothek Klagenfurt (2005)
* [http://philosophie-gewi.uni-graz.at/de/forschen/philosophische-gesellschaften/oesterreichische-karl-popper-forschungsgemeinschaft/ Österreichische Karl R. Popper Forschungsgemeinschaft an der Universität Graz]


Würde der Unterhalt für die 16 Kinder nicht vom Betrieb bezahlt, sondern von staatswegen aus allgemeinen Aufschlägen, würde sich die Betriebsbilanz positiver darstellen, die Warenpreise niedriger ausfallen. Warum trotzdem die Haushalte nach Bedarf bezahlen, und dann sich z.B. im Nachherein von einer Ausgleichskasse der Assoziationen Zuschüsse zahlen lassen, wegen der vielen Familienväter im Betrieb? Worin besteht der ''ökonomische'' Sinn der ''vollen'' Haushaltsbedarfszahlungen ''vor'' dem Wirtschaften?
== Einzelnachweise ==
<references />


Ein volkswirtschaftlicher Grund wurde bereits genannt: Da gemäß dem Prinzip der Urzelle die gerechten Preise für Waren sich aus dem zusammensetzen, was die an ihrem Zustandekommen beteiligten Arbeiter (inkl. Unternehmer) mit ihren jeweiligen Haushalten an Lebensunterhalt benötigen, um die Waren erneut produzieren zu können, würde eine (Mit-)finanzierung im Nachherein über eine pauschale, wirtschaftsweite Abgabe notwendigerweise zu ungerechten, zu hohen oder zu niedrigen Preisen der Waren der jeweiligen Betriebe führen. Man muß dabei bedenken, daß es für die meisten Waren, bis sie zum Konsum kommen, eine lange Produktionskette gibt, an der unzählige Betriebe beteiligt sind. Werden jetzt Haushalte mit zu groß für die jeweiligen Betriebe erscheinenden Bedarfen betriebsextern bezuschußt, kommen aus all diesen Betrieben in der Produktionskette nicht mehr die richtigen Preise heraus. Auch wenn die Assoziationen im Interesse gleicher Preise für bestimmte Güter auf regional zu bestimmenden Gebieten im nachherein für Ausgleiche sorgen, damit für die gleiche Ware keine unterschiedlichen Preise bestehen, müssen dort für solchen Ausgleich die richtigen Preise, wie sie aus den Betrieben "herauskommen", erstmal da sein. Werden sie im vornherein manipuliert durch betriebsexterne Zahlungen in die Haushalte hinein, sodaß diese dann gegenüber den Betrieben einen geringeren Bedarf geltend machen müssen, ist das Prinzip der Urzelle ausgehebelt und es ist dann nicht absehbar, wie man auf künstliche Weise sich dann mit Manipulationen den gerechten Preisen dann noch soll annähern können, da man sie nicht kennt.<ref>Wie sich leicht zeigen ließe, führte dies mit notwendiger Konsequenz dazu, sich an Preisen zu orientieren zu müssen, wie sie sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergeben, und die assoziative Wirtschaft bliebe wegen Mißachtung des Urzellenprinzips im Anfang stecken und käme nicht raus aus dem Kapitalismus.</ref>
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Eine andere Frage als diese volkswirtschaftliche ist der betriebswirtschaftliche Aspekt an der Sache. Unter dem Thema Dimension des Haushalts soll jedoch nun erstmal untersucht werden, ob es für die ''Haushalte'' bzw. die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Unterschied macht, woher das Geld für den Lebensunterhalt kommt.
{{SORTIERUNG:Popper, Karl}}
 
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
Natürlich ist es jeweils eine individuelle Angelegenheit, über die nur durch Befragung etwas ausgemacht werden kann. Die Hauptsache für jeden Haushalt wird aber wohl meist sein, daß überhaupt genug Geld da ist, egal von woher. Es könnte also auch [[Schenkungsgeld]] sein. Die Haushalte in gewissen Hinsichten als Organe oder Zellen des [[Geistesleben]]s anzusehen, liegt ohnehin nahe.
[[Kategorie:Wissenschaftstheoretiker]]
 
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
Wenn man davon ausgeht, daß Zahlungen ''nach'' dem Wirtschaften in die Haushalte hinein eigentlich nur Schenkungsgeld sein können, die Zahlungen ''vor'' dem Wirtschaften jedoch immer [[Kaufgeld]] sind, gäbe es eine interessante Lösungsmöglichkeit für das Problem unterschiedlich großer Famlienhaushalte: Sie könnten zum Teil durch Schenkungsgeld finanziert werden.
[[Kategorie:Sozialphilosoph]]
 
[[Kategorie:Politischer Philosoph]]
Eine solche Lösung würde jedoch an der Grundformel der Urzelle, wie sie Steiner konzipiert hatte, eine Modifikation vornehmen müssen: Es müßte davon abgekommen werden, daß der richtige Preis, der aus der Urzelle entsteht, sich zwingend 1:1 mit dem Bedarf des im Grunde ''beliebig'' großen Haushaltes, der zu einem Leistungserbringer gehört, ändert.
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[[Kategorie:Korrespondenztheoretiker der Wahrheit]]
== Siehe auch ==
[[Kategorie:Falsifikationist]]
[[Preisbildung]]
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[[Assoziation (Wirtschaft)]]
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[[Kategorie:Österreicher]]
== Nachweise, Anmerkungen ==
[[Kategorie:Geboren 1902]]
<references/>
[[Kategorie:Gestorben 1994]]
== Literatur ==
[[Kategorie:Mann]]
#Rudolf Steiner: ''Betriebsräte und Sozialisierung'', [[GA 331]] (1989), ISBN 3-7274-3310-8 {{Vorträge|331}}
#Rudolf Steiner: ''Gedankenfreiheit und soziale Kräfte'', [[GA 333]] (1985), ISBN 3-7274-3330-2 {{Vorträge|333}}
#Rudolf Steiner: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stuttgart'', [[GA 337a]] (1999), ISBN 3-7274-3371-X {{Vorträge|337a}}
#Walter Kugler u.a.: ''Alle Macht den Räten? Rudolf Steiner und die Betriebsrätebewegung 1919. Vorträge, Berichte, Dokumente'', Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kugler, Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung, [[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 103, 1989, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-103-1989.pdf pdf]
#Wolfgang Latrille: ''Assoziative Wirtschaft. Ein Weg zur sozialen Neugestaltung.'' Die pragmatischen Aspekte der sozialen Dreigliederung. Stuttgart 1985


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[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Arbeit]][[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Geld]]

Version vom 10. März 2020, 21:14 Uhr

Sir Karl Popper (1980)

Sir Karl Raimund Popper (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur politischen Philosophie den kritischen Rationalismus begründete.

Überblick

Popper ist bekannt für seine Angriffe gegen die klassische positivistisch-induktivistische Sicht, der zufolge die wissenschaftliche Methode durch Verallgemeinerungsschlüsse von Beobachtungen auf wissenschaftliche Theorien gekennzeichnet ist. Er lehnte sie zugunsten eines empirischen Falsifikationsprinzips ab, wonach wissenschaftliche Theorien lediglich unsichere Spekulationen sind, die die empirische Wissenschaft durch Suche nach widersprechenden Beobachtungen umzustoßen versucht. Popper ist außerdem bekannt als Gegner des klassischen Ansatzes in der Erkenntnistheorie, dem zufolge eine Annahme auf dem Fundament einer Begründung stehen muss, damit sie vernünftig ist. Popper ersetzte ihn durch die „erste nicht begründungsorientierte Philosophie der Kritik in der Geschichte der Philosophie“:[1] Nicht mehr die Feststellung, dass einer Behauptung die Begründung fehlt, soll genügen, damit sie verworfen werden darf, sondern es muss ein logischer Widerspruch zu den Tatsachen vorliegen. Im Bereich der politischen Philosophie ist Popper bekannt für seine Theorie der offenen Gesellschaft, in der er den Historizismus kritisierte und die Demokratie verteidigte.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 als Sohn von Rechtsanwalt Simon Siegmund Carl Popper und Jenny Popper, geborene Schiff, in Wien geboren. Seine Eltern waren zum Protestantismus konvertierte assimilierte Juden. Simon Siegmund stammte aus Prag, dessen Vater aus Kolín, dem Geburtsort von Josef Popper-Lynkeus.[2] Die Vorfahren seiner Mutter kamen aus Schlesien und Ungarn. Der Familie Schiff entstammten viele bedeutende Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts: Wissenschaftler, Ärzte und Musiker (so z. B. der Dirigent Bruno Walter). Popper wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Bücher und Musik eine wichtige Rolle spielten. Bereits als Kind interessierten ihn philosophische Fragestellungen.

Als Popper zwölf Jahre alt war, begann der Erste Weltkrieg. Die Situation der Juden zu dieser Zeit in Wien war schwierig. Zum einen nahmen sie wichtige Positionen ein; Poppers wohlhabender Vater hatte beispielsweise eng mit dem 1898 verstorbenen liberalen Bürgermeister der Stadt Raimund Grübl zusammengearbeitet. Zum anderen waren völkisch-antisemitische Vorurteile und Diskriminierungen alltäglich.

1918 verließ der 16-jährige Popper vorzeitig die Mittelschule und wurde Gasthörer an der Universität Wien. Er besuchte Vorlesungen in Mathematik, Geschichte, Psychologie, Theoretischer Physik und Philosophie. Er legte seine Matura als Externist erst im zweiten Anlauf ab. Im Jahr zuvor war er an den Fächern Latein und Logik gescheitert. Von 1920 bis 1922 war Popper Schüler am Wiener Konservatorium, Abteilung Kirchenmusik, ließ jedoch den Plan, Musiker zu werden, bald wieder fallen. In dieser Zeit verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter. Im Entschluss, eine praktische Ausbildung zu beginnen, war er von seinen sozialistischen Freunden beeinflusst worden, die sehr politisch waren und sich als zukünftige Führer der Arbeiterklasse sahen. Davon abgestoßen fasste er den vorübergehenden Entschluss, selbst ein Arbeiter zu werden.[3] Parallel zur Lehrerausbildung schloss er daher 1924 eine Tischlerlehre mit dem Gesellenbrief ab.

Studium und Beruf

Als Popper Anfang der 1920er Jahre sein Studium begann, dominierte in Wien die politische Linke. In dieser Zeit (1918–1934) wurde die Stadt auch das Rote Wien genannt. Popper engagierte sich dort – zunächst vor allem an pädagogischen Fragen interessiert – auch in der sozialistischen Jugendbewegung und in der Wiener Schulreformbewegung. Gleichzeitig arbeitete er an Alfred Adlers individualpsychologischen Erziehungsberatungsstellen in den Wiener Arbeitervierteln.

Nach der Ausrufung der Republik im November 1918 trat er in die Kommunistische Partei ein und half im Büro der Parteizentrale mit. Die Partei unternahm mehrere Umsturzversuche nach Vorbild Lenins, dann auch unter Anleitung Béla Kuns. Während eines Umsturzversuches am 15. Juni 1919 wurden die führenden Wiener Kommunisten von der Polizei verhaftet, woraufhin die übrigen eine Demonstration zur Polizeidirektion in Gang setzten. Mehrere tausend Menschen versuchten, die Wiener Polizeidirektion zu stürmen und dort inhaftierte Parteigenossen zu befreien. Die Stadtschutzwache schoss in einer Nebengasse auf eine Demonstrantenmenge, dabei wurden 20 Menschen getötet.[4] Karl Popper erfuhr später, dass die Aktion in Wirklichkeit Teil eines Plans von Kadern mit Verbindungen zu Béla Kun war, die über einen Staatsstreich selbst an die Macht gelangen wollten.[5] Aufgrund der marxistischen Doktrin, dass Klassenkämpfe noch viel mehr Tote verursachen würden, wenn man die Revolution nicht schnell herbeiführe, hatten sie keine Bedenken, das Leben der Teilnehmer an der Befreiungsaktion aufs Spiel zu setzen. Popper sah sich durch die Kader getäuscht und wandte sich vom Marxismus wieder ab.

In Wien begegnete er Menschen wie Ruth Fischer, Hanns Eisler, Paul Felix Lazarsfeld, Oskar Kokoschka, Adolf Loos, Arnold Schönberg und Rudolf Serkin.

Popper bestand 1924 die Prüfung an der Lehrerbildungsanstalt. Weil jedoch keine Lehrerstelle frei war, arbeitete er als Erzieher in einem Hort für sozial gefährdete Kinder. 1925 wurde er Student am Pädagogischen Institut. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Veröffentlichungen. Sie befassten sich mit pädagogischen Themen und erschienen in Die Quelle und Schulreform. 1928 promovierte Popper beim Psychologen und Sprachtheoretiker Karl Bühler mit der Dissertation „Die Methodenfrage der Denkpsychologie“.[6]

Durch das Studium bei Bühler lernte Popper die Psychologie von Oswald Külpe und der „Würzburger Schule“ kennen. William W. Bartley behauptete, dass sich das auch auf seine pädagogischen Überzeugungen und später auf seine Erkenntnistheorie entscheidend ausgewirkt habe.[7] Popper selbst widersprach jedoch diesen Behauptungen.[8] 1929 erwarb er die Lehrberechtigung für die Hauptschule in den Fächern Mathematik und Physik.

1930 erhielt Popper eine Anstellung als Hauptschullehrer in Wien, die er bis 1935 innehatte. Ebenfalls in diesem Jahr heiratete er seine Kollegin Josefine Anna Henninger (1906–1985). 1930–1935 wohnte Popper mit seiner Frau im 13. Wiener Gemeindebezirk an der Adresse Anton-Langer-Gasse 46 im Bezirksteil Speising; am Haus befindet sich eine Gedenktafel.

Der Wiener Kreis

Dass Karl Popper begann, seine philosophischen Gedanken niederzuschreiben, war vor allem seinen Kontakten mit dem Wiener Kreis zu verdanken, dem Kreis um Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Otto Neurath. Vor allem Schlick distanzierte sich von Popper, der seine neopositivistische Position kritisiert hatte, und warf ihm unbeherrschtes Auftreten vor. In Poppers mündlicher Doktorprüfung (Rigorosum) 1928 war Schlick Beisitzer, wobei es zum Streit kam, da Popper nach Schlicks Auffassung überzogene Kritik an dem von Schlick geschätzten Ludwig Wittgenstein übte; dieser wolle „wie die katholische Kirche die Diskussion sämtlicher Fragen verbieten, auf die er keine Antwort wisse“.[9] Popper erhielt daher keine Einladungen zu den Sitzungen des Kreises.

Herbert Feigl regte ihn an, zu schreiben, womit Popper nach einigem Zögern begann. Drei Jahre schrieb er an einem über 1000-seitigen Manuskript, das heute nur teilweise erhalten ist, die erhaltenen Teile erschienen 1934 als erheblich gekürzte Fassung unter dem Titel „Logik der Forschung“ und erst 1979 unter dem Titel Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Während dieser Zeit lernte er Werner Heisenberg und Alfred Tarski kennen.

Sein wissenschaftstheoretisches Hauptwerk „Logik der Forschung“ erschien schließlich in einer Schriftenreihe des Wiener Kreises, obwohl Popper darin deren Positivismus kritisierte. Diese großzügige Möglichkeit der Veröffentlichung brachte ihm fälschlich den Ruf eines Positivisten ein. Seine Abhandlung wurde von den Angehörigen des Wiener Kreises als ein ihren Diskussionen entsprungenes Werk gewürdigt.

Emigration nach Neuseeland und England

Von 1935 bis 1936 reiste Popper für einige Monate nach England, wo er Erwin Schrödinger, Bertrand Russell und Ernst Gombrich begegnete. Er führte intensive Gespräche mit Schrödinger und lernte Friedrich August von Hayek kennen. Auf dem Zweiten Internationalen Kongress für die Einheit der Wissenschaft (im Juni 1936 in Kopenhagen) war er tief beeindruckt von Niels Bohr, obwohl er selbst eine andere Interpretation der Quantenmechanik vertrat. Vor allem die Gespräche mit Alfred Tarski brachten Popper zu der Einsicht, wie er die Korrespondenztheorie der Wahrheit ohne Probleme vertreten konnte.

Die politische Lage in Österreich wurde zusehends angespannter und Popper sah den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland kommen. In dieser Situation nahm er das Angebot einer Dozentur an der University of Canterbury in Christchurch (Neuseeland) an. 1937 kündigten Popper und seine Ehefrau ihre Lehrerstellen und gingen ins Exil. Popper musste seine Familie, die damals kranke Mutter, seine Schwester, Onkel, Tanten und Nichten zurücklassen. Sechzehn Familienangehörige wurden in der Zeit des Nationalsozialismus im Holocaust ermordet.

Popper wurde Dozent an der Universität Christchurch. Obwohl das College seine Forschungsarbeit nicht förderte und verlangte, dass sich die Dozenten ganz der Lehre widmen sollten, entstanden dort The Poverty of Historicism (Das Elend des Historizismus) sowie das Werk, das ihn als politischen Denker berühmt machte, The Open Society and Its Enemies (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde). In zwei Bänden analysierte Popper ausführlich die totalitären Tendenzen in den Schriften von Platon, Marx und Hegel. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit der Wahrscheinlichkeitstheorie.

Im Winter 1944/45 erhielt Popper – vor allem durch Unterstützung von Friedrich von Hayek – das Angebot, an der London School of Economics and Political Science zu lehren, welches er annahm. Anfang Januar 1946 traf das Ehepaar in London ein, wo Popper seine Lehrtätigkeit als außerordentlicher Professor aufnahm. 1949 wurde er parallel Professor für „Logik und wissenschaftliche Methodenlehre“ an der Universität London. Wegen der mitunter anmaßenden und aggressiven Art, mit der er seine Standpunkte vertrat, erwarb er sich dort schnell den Spitznamen „totalitärer Liberaler“.

1961 hielt Popper in Tübingen den Eröffnungsvortrag auf einer Tagung, deren Thema die Logik der Sozialwissenschaften war. Theodor W. Adorno hielt das Korreferat. Die Debatte wurde anschließend vor allem in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie fortgesetzt und war der Beginn des so genannten „Positivismusstreits“. Innerhalb der deutschen Studentenbewegung galt Popper, der sein wissenschaftstheoretisches Hauptwerk „Logik der Forschung“ explizit gegen den Positivismus geschrieben hatte, als „Erz-Positivist“. Die eigentliche Kontroverse zwischen der kritisch-rationalistischen Position Poppers und dem Standpunkt der Dialektik wurde hauptsächlich von Hans Albert und Jürgen Habermas geführt; Popper zeigte sich daran weitgehend desinteressiert und schrieb 1970 in einem Brief an Albert, er könne „diese Leute einfach nicht ernstnehmen“.[10]

Emeritierung

Grab auf dem Lainzer Friedhof am Wiener Küniglberg

1965 wurde Popper von Königin Elisabeth II. für sein Lebenswerk als Knight Bachelor zum Ritter geschlagen. 1969 wurde er emeritiert, er publizierte aber stetig weiter. Er war Mitglied der von Hayek gegründeten liberalen Denkfabrik Mont Pelerin Society und der Royal Society (London). Befreundet war er u. a. mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Durch Königin Elisabeth II. wurde er schließlich noch in den Order of the Companions of Honour (CH) aufgenommen. 1973 wurde ihm der Sonning-Preis der Universität Kopenhagen verliehen, 1993 erhielt Popper die Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) in Berlin. Das Council for Secular Humanism verlieh ihm den Humanist Laureate Award.

Popper äußerte sich nur selten über Religion. Über seine Sichtweisen ist jedoch das sogenannte „verlorene Interview“[11] von 1969 bekannt. Demnach beschrieb er sich selbst als Agnostiker und lehnte für sich den seiner Ansicht nach arroganten Atheismus ebenso ab wie den jüdischen und den christlichen Glauben. Er äußerte jedoch Respekt vor den moralischen Lehren beider Religionen. Paul Feyerabend bezeichnete ihn als „Nachzügler der Aufklärung“.

Josefine Anna Popper starb 1985 und wurde in Wien auf dem Lainzer Friedhof im 13. Bezirk in einem 1936 angelegten Grab ihrer Familie bestattet (Gruppe 2, Nr. 7). Karl Popper starb am 17. September 1994 in East Croydon, London, nachdem er zwei Wochen zuvor schwer erkrankt war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch an seinem Werk geschrieben.[12] Poppers Leichnam wurde eingeäschert, seine Urne nach Wien gebracht und am 28. Oktober 1994 im Grab seiner Frau beigesetzt.[13] Das Grab wurde von der Stadtverwaltung zum Ehrengrab erklärt und besteht auf Friedhofsdauer.

1998 erhielt das erste Projekt für Begabtenförderung in Österreich, die Sir-Karl-Popper-Schule, die Poppers Ideen zu einer besseren Schule umzusetzen sucht, die Zustimmung dazu, seinen Namen zu tragen.[14] Außerdem trägt die Karl-Popper-Sammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt seinen Namen. Im Jahr 2010 wurde in Wien Favoriten (10. Bezirk) die Karl-Popper-Straße beim neuen Hauptbahnhof nach ihm benannt; sie befindet sich in unmittelbarer Nähe von nach Elias Canetti, Kurt Gödel und Alfred Adler neu benannten Verkehrsflächen.

Werk

Hauptartikel: Kritischer Rationalismus

Das Werk Poppers lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen: Die erste, die von der Beschäftigung mit den Methoden empirischer Wissenschaft geprägt war; und die zweite, in der er sich mit metaphysischen Fragestellungen auseinandersetzte. Die Grenze zwischen beiden lässt sich nach Ansicht von William Warren Bartley ziemlich genau auf den 15. November 1960 festlegen.[15] Popper selbst hat sich jedoch immer vehement gegen eine hermeneutische Interpretation dieser Phasen gestellt. Er sieht die Grundzüge seines Denkens als 1919 aufgestellt und von da ab durchgängig einheitlich und ohne Strukturbrüche, mit lediglich Schwerpunktverlagerungen und gelegentlichen Klarstellungen. Die Grundauffassung von Poppers Philosophie ist die Ablehnung der Redensart „von nichts kommt nichts“ und die Einsicht, dass ein System seine eigene Existenz nicht garantieren, sie aber selbst beenden kann.[16]

Wissenschaftstheorie

Hauptartikel: Falsifikationismus

Popper legte seine Ansichten zur Wissenschaftstheorie umfassend in seinem Werk Logik der Forschung dar, das 1934 zuerst auf Deutsch erschien und in nachfolgenden englischen und deutschen Ausgaben stetig erweitert und verbessert wurde (wenige Monate vor seinem Tod 1994 fügte Popper noch einen neuen Anhang hinzu). Später führte er sie weiter aus in Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie (das parallel zur Logik der Forschung geschrieben, aber erst 1978 veröffentlicht wurde), Die Quantentheorie und das Schisma der Physik und Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. In Vermutungen und Widerlegungen (englisch Conjectures and Refutations) wandte er die Methode, wie im Titel angedeutet, auch praktisch an. Hier beschrieb er auch, wie er seine Abgrenzungsüberlegungen seit den 1920er Jahren entwickelt hatte, als er zunächst „Pseudowissenschaft“ von „Wissenschaft“ unterscheiden wollte. Als Beispiele für Pseudowissenschaften nannte er u. a. die Psychoanalyse und den Marxismus, als Beispiel für Wissenschaft Einsteins Relativitätstheorie.

In der Logik der Forschung kritisiert Popper die Sicht des logischen Positivismus, der für die Naturwissenschaften die empiristische Methode vertrat. Diese Methode postuliert das systematische Sammeln von Fakten, die in logischen Protokollsätzen formuliert werden. Mittels Induktion wird dann auf allgemeingültige Naturgesetze geschlossen, entweder mit dem Anspruch auf Sicherheit, oder zumindest auf eine hohe Wahrscheinlichkeit. Diese Ansichten hätten von Aristoteles und Francis Bacon ausgehend die meisten Wissenschaftstheoretiker vertreten.

Popper unterstrich demgegenüber noch einmal die Überlegung David Humes, dass man aus formallogischen Gründen aus Einzelfällen kein allgemeines Gesetz ableiten (Induktionsproblem), sondern nur allgemeine Sätze widerlegen kann („Man kann nicht mehr wissen, als man weiß“). Auch alle Versuche, aus Einzelfällen wenigstens quantifizierbare Wahrscheinlichkeiten von Theorien abzuleiten, hält er für verfehlt und liefert mathematische und philosophische Argumente, um die logische Unhaltbarkeit von Sätzen wie „Theorie A ist mit 80%iger Wahrscheinlichkeit wahr“ deutlich zu machen.

Popper schlägt stattdessen vor, dass Theorien (abstrakt betrachtet) frei erfunden werden dürfen. Im Nachhinein werden dann Experimente angestellt, deren Ausgang als Basissätze konventionell festgelegt werden. (Popper selbst verwendet sogar das Wort „willkürlich“, um zu verdeutlichen, dass diese Basissätze selbst nicht rational zu rechtfertigen sind.[17]) Durch diese Basissätze können dann die Theorien widerlegt (falsifiziert) werden, wenn die Folgerungen, die aus ihnen deduziert werden, sich im Experiment nicht bestätigen. In einem evolutionsartigen Selektionsprozess setzen sich so diejenigen Theorien durch, deren Widerlegung misslingt. Durch diese Umkehrung des klassischen Versuchs, Theorien zu beweisen, kommt Popper zu der auf den ersten Blick kontraintuitiven Forderung, Wissenschaftler sollten versuchen, ihre Theorien zu widerlegen bzw. mit entscheidenden Experimenten (experimentum crucis) Theorien auszusieben. Durch dieses Aussieben falscher Theorien kommt man, so Popper, der Wahrheit immer näher, ohne jedoch jemals den Anspruch auf Sicherheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit erheben zu können. Er betonte zwar auch die Notwendigkeit der Kreativität beim Aufstellen einer Theorie; wichtig für den Fortschritt sei allerdings vor allem die kritische Überprüfung, die auf lange Sicht nur von den wahrheitsnächsten Theorien bestanden wird.[18] So schreitet z. B. auch die Trainingswissenschaft fort, indem sowohl Einzelfallbeispiele verallgemeinert als auch systematisch induktiv vorgegangen wird. Die Verifikation/Falsifikation von Trainingstheorien findet dann aber immer wieder im Wettkampf statt.[19]

Allerdings fordert er für Theorien Widerspruchsfreiheit als „oberste axiomatische Grundforderung“, die jedes theoretische System – empirisch oder nicht – erfüllen muss[20], und stellt fest, „Die Objektivität der wissenschaftlichen Sätze liegt darin, daß sie intersubjektiv nachprüfbar sein müssen“[20], also falsifizierbar.

Popper betont, dass die Annahme, dass die Welt gesetzhaft strukturiert ist bzw. dass es Naturgesetze gibt, im Aufstellen wissenschaftlicher Theorien enthalten ist – natürlich wie diese Theorien selbst als Vermutung, da es ja nicht auszuschließen ist, dass alle Theorien scheitern.

Metaphysische Fragen wie z. B., ob es überhaupt eine reale Außenwelt gibt, auf die sich die Naturwissenschaft mit ihren Theorien und Basissätzen bezieht, ließ er anfänglich bewusst offen. Er betonte, dass sein Ansatz allein methodologischer Art sei und keineswegs metaphysische Annahmen voraussetzen müsse. Jedoch distanzierte er sich schon in der Logik der Forschung entschieden von der positivistischen Position, dass derartige Fragen überhaupt nicht sinnvoll formulierbar seien, und wies die entsprechenden Versuche zurück, ein empiristisches Sinnkriterium zu formulieren. Vor allem in diesem Punkt sah sich Popper im Gegensatz zu den Neopositivisten des Wiener Kreises und insbesondere den Lehren von Ludwig Wittgenstein, mit dem Popper nur ein einziges Mal zusammentraf, 1946 in Cambridge, wo es zu einem heftigen Zusammenstoß kam (auch wenn schon Popper selbst die Legende, dass Wittgenstein ihn dort mit einem Schürhaken bedroht haben soll, in seiner Autobiographie als grobes Missverständnis aufgrund einer scherzhaften Bemerkung bezeichnet[21]).

Statt nach einem Sinnkriterium sei nach einem Abgrenzungskriterium zwischen empirischer Wissenschaft und Metaphysik zu suchen, das er mit der prinzipiellen Falsifizierbarkeit auch gefunden zu haben glaubte: „Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“[22] Freilich betonte er, dass metaphysische Gedankensysteme erkenntnisgenetisch durchaus fruchtbar für die Wissenschaft gewesen seien, auch wenn sie selbst nicht empirisch prüfbar waren. Als Beispiel führt er den spekulativen Atomismus an, der zur Entwicklung der empirisch-wissenschaftlichen Atomtheorie geführt habe.[23]

Später gelangte er zu der Auffassung, dass auch Metaphysik rational diskutierbar sei, und bekannte sich unter anderem zu einem ontologischen Außenwelt-Realismus, auch wenn er eingestand, dass die Gegenposition (also der Idealismus) nicht streng widerlegbar ist.[24] Auch ein starker „Indeterminismus“ ist einer der wichtigsten Bestandteile von Poppers späterer metaphysisch ergänzter Weltsicht. Er sah sich hierin vor allem von der Quantenmechanik bestätigt. Metaphorisch behauptete er, bisher habe man sich auch Wolken wie sehr komplexe Uhrwerke vorgestellt; tatsächlich seien aber eher Uhrwerke nur scheinbar sehr geordnete Wolken. Diesen Indeterminismus übertrug er auch auf gesellschaftliche Zustände (Die Zukunft ist offen).

Gesellschaftstheorie

Platon, G. W. F. Hegel und Karl Marx (v.l.n.r.)

Poppers in der Öffentlichkeit bekanntestes Werk ist das in alle Weltsprachen (und laut Popper[25] leider schlecht ins Deutsche) übersetzte „The Open Society and Its Enemies“ (deutsch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“) von 1945. Darin rechnet er detailliert mit den Gedankensystemen von Platon, Hegel und Marx ab, die seiner Meinung nach totalitäre Systeme theoretisch begründet und praktisch befördert haben. Als positives Gegenbild zu diesen „geschlossenen Gesellschaften“ entwirft er eine „Offene Gesellschaft“, die nicht am Reißbrett geplant, sondern sich pluralistisch in einem fortwährenden Prozess von Verbesserungsversuchen und Irrtumskorrekturen evolutionär fortentwickeln soll. Der Begriff Offene Gesellschaft ist in die politische Sprache eingegangen.

Popper setzt sich insbesondere mit den Werken Platons, des „größten, tiefsten und genialsten aller Philosophen“ und des „Gründers der bedeutendsten professionellen Schule der Philosophie“[26] auseinander. Dieser habe eine Auffassung vom menschlichen Leben vertreten, die „abstoßend und geradezu erschreckend“ gewesen sei.[26] Seine Schwäche sei gewesen, dass er ganz im Gegensatz zu Sokrates an die „Theorie der Eliten“ glaubte.[26] Insbesondere mit seinen Werken Politeia (Der Staat) und Nomoi (Die Gesetze) habe er das Grundmodell des totalitären Staates ausgearbeitet und propagiert. Damit habe er auch Verrat an seinem Lehrer Sokrates begangen, der, wie Popper darlegen will, in Platons „idealem Staat“ als Aufrührer hingerichtet worden wäre. Platons Ablehnung der attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes sogenannter „Philosophenkönige“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht Popper mit vielen Textstellen zu belegen. Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten diktatorisch herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“[27]

Auch sei Platon ein Propagandist der Verfallstheorie der Gesellschaft, nach der die Gesellschaft sich ursprünglich in einem „guten“ (geschlossenen) Naturzustand befunden habe und jede Öffnung, Liberalisierung und Emanzipation bzw. kritische Infragestellung von Traditionen Zeichen von Dekadenz, Degeneration und Verfall seien. Diese Lehre („Mythos von der Horde“) sei ein wichtiger Bestandteil der Propaganda vieler Diktaturen und autoritär-konservatistischer Ideologien geworden; besonders deutlich sei der Einfluss z. B. in Oswald SpenglersDer Untergang des Abendlandes“.[28]

Ferner schreibt Popper, Platon habe „die Mittelschulen und die Universitäten erfunden“, indem er das Grundprinzip des modernen „verheerenden“ Erziehungssystems erdachte.[29]

Ähnliche, aber weniger umfangreiche Kritik übt Popper an Aristoteles. Er gesteht zu, dass Platon und Aristoteles ein großes philosophisches Werk mit für ihre Zeit originellen und bedeutenden Gedanken geleistet hätten und für die abendländische Philosophie und Wissenschaft von überragender Bedeutung gewesen seien. Aber „große Philosophen begehen große Fehler“, und es sei notwendig, die totalitären und antihumanitären Tendenzen in ihren Werken zu identifizieren und zu kritisieren.

Der zweite Teilband des Werkes gilt der Kritik der „orakelnden Philosophen“ des 19. Jahrhunderts, insbesondere Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx. In Hegel sieht Popper ebenso wie in den anderen Vertretern des Deutschen Idealismus in erster Linie einen Scharlatan und Betrüger, in zweiter Linie einen reaktionären Apologeten der preußischen Staatsmacht, dessen Philosophie ebenfalls totalitäre Systeme begünstigt habe. Den Vorwurf der Scharlatanerie erhebt Popper dabei v. a. mit Hinweis auf die dialektischen Methoden der Hegelschen Philosophie. Diese seien, soweit sie überhaupt verständlich seien, allein postuliert, um die Regeln der Logik auszuhebeln und besonders das autoritäre Preußen als höchste Verwirklichung der Freiheit glorifizieren zu können. Hegel sei ein offizieller Staatsphilosoph gewesen, der mit seinem Rechts- und Machtpositivismus („Was wirklich ist, ist vernünftig“) die bestehende Staatsmacht hofiert habe. Ein größerer Teil der Hegelschen Schriften sei – so Popper – zudem absichtlich unverständlich formuliert, um Kritik unmöglich zu machen. Mit diesem Versuch, durch unverständliche Sprache tatsächlich fehlende inhaltliche Substanz vorzutäuschen, habe Hegel in der Philosophiegeschichte eine neue Epoche eingeleitet, die nicht auf Gedankenaustausch und Argumentation, sondern auf Beeindruckung und Einschüchterung ausgerichtet gewesen sei. Dieser ‚Jargon‘ habe zunächst intellektuelle und dann auch moralische Verantwortungslosigkeit nach sich gezogen. Popper versucht auch Verbindungen dieses Denkens zu Zentralismus, Etatismus und Nationalismus und Faschismus aufzuzeigen. Die geistesgeschichtlichen Wurzeln des letzteren sieht er vor allem in einer Kombination hegelianischer Geschichtsphilosophie mit den neomalthusischen Biologismen des späten 19. Jahrhunderts, insbesondere denen Ernst Haeckels. Popper bringt das philosophische Fundament der faschistischen Ideologien des 20. Jahrhunderts auf die Formel „Hegel plus Haeckel“.[30]

Obwohl persönlich befreundet mit Konrad Lorenz, übte Popper später auch scharfe Kritik an zeitgenössischen gesellschaftstheoretischen Biologismen, insbesondere im Kontext der neueren Soziobiologie. In dieser erscheine im Grunde lediglich der alte Sozialdarwinismus im modernen Gewand.[31]

Der im zweiten Teilband der Offenen Gesellschaft ebenfalls ausführlich kritisierte Marx kommt etwas besser weg. Ihm zugute hält Popper ein ehrliches Mitgefühl mit den Leiden der sozial Schwachen und echtes Interesse an einer Verbesserung bzw. Humanisierung der Welt (in einer später (1965) hinzugefügten Anmerkung relativierte er diese Meinung allerdings unter Verweis auf Leopold Schwarzschilds Buch „Der rote Preuße“: Marx sei offenbar „weit weniger menschlich und freiheitsliebend gewesen“, als er angenommen habe). Popper bezeichnet Marx zudem als bedeutenden Ökonomen und Soziologen und räumt ein, dass Marx nicht ausgeschlossen habe, dass der Weg zum Kommunismus auch auf nicht-revolutionäre Weise erreichbar sei. Auch grenzt er ihn scharf von späteren vulgärmarxistischen Verflachungen, die meist mit „naiven“ intentionalistischen Verschwörungstheorien verbunden waren, ab. Vehement kritisiert er jedoch Marx’ von Hegel übernommene dialektische Methode sowie sein deterministisches Geschichtsbild, was letztlich ebenfalls zu einem geschlossenen Weltbild führe. Auch große Teile der marxistischen Kapitalismustheorie seien verfehlt.

Die Veröffentlichung wirkte 1945 als politisches Signal. Sie greift geschlossene Denkstrukturen und Ideologiekonstruktionen an. Obwohl weder der Nationalsozialismus noch der stalinistische Sozialismus explizit genannt werden, wird deutlich, dass sich die Kritik gegen sie richtet. Popper entwirft das Modell einer offenen und pluralistischen Gesellschaft, in der sich Fortschritt langsam einstellt.

Ein weiteres Werk aus diesem Themengebiet ist „Was ist Dialektik?“[32]; in diesem kritisiert Popper die Marxsche und Hegelsche Dialektik mit den Begriffen der formalen Logik. Das 1957 erschienene The Poverty of Historicism (dt: Das Elend des Historizismus) greift wieder vor allem Marx und Hegel aufgrund ihrer Methodik an. Im Historizismus, worunter Popper den Glauben versteht, die Geschichte verlaufe gesetzmäßig und Gesellschaften ließen sich planen, sieht Popper ein Grundübel der Gesellschaftstheorie.

„Positivismusstreit“

Hauptartikel: Positivismusstreit

Mit seiner Grundsatzdiskussion über die „Logik der Sozialwissenschaften“ auf der Tübinger Arbeitstagung 1961 entfachte Popper den sogenannten Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Ihm und Hans Albert, die ausgehend vom Kritischen Rationalismus die Einheit der Methode von Natur- und Sozialwissenschaften vertraten, wurde dort von den Dialektikern der Frankfurter Schule, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, widersprochen und Positivismus attestiert. Einen Mittelweg suchte dabei Ralf Dahrendorf.

Popper beteiligte sich nach seinem Ausgangsbeitrag nicht mehr an der Diskussion (die an seiner Stelle von Hans Albert weitergeführt wurde), da er mit Adorno und Habermas keine Verständigungsbasis gegeben sah. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang auch ein Brief Poppers, der – ohne dessen Einwilligung – 1971 in der Wochenzeitung Die Zeit unter dem Titel „Wider die großen Worte“ (1971, ZEIT Nr. 39, Seite 8)[33] veröffentlicht wurde (später im Buch Auf der Suche nach einer besseren Welt im Kapitel „Gegen die großen Worte“ erneut abgedruckt). Popper kritisiert dort die Sprache Adornos und Habermas’ als Obskurantismus (den er in der „offenen Gesellschaft“ schon Hegel vorgeworfen hatte). Um diese Behauptung zu belegen, „übersetzte“ er prägnante Teile von Texten, die Adorno und Habermas im Rahmen des Positivismusstreits verfasst hatten, in eine allgemeinverständliche Sprache. Nach Poppers Meinung seien diese nicht nur nicht unter dem Aspekt der leichten Versteh- und Kritisierbarkeit geschrieben worden, sondern möglicherweise sogar mit genau gegenteiliger Intention: Große Worte könnten, so Popper, auch dazu dienen, intellektuell bescheidene Inhalte so unverständlich zu formulieren, dass eine Kritik bewusst erschwert oder verhindert werde. Er schrieb dazu:

„Aus meiner sozialistischen Jugendzeit habe ich viele Ideen und Ideale ins Alter gerettet. Insbesondere: Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann. […] Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.[34]

Jede Theorie und jede wissenschaftliche Position sollte aber Poppers Ansicht nach so formuliert werden, dass eine Kritik so leicht wie möglich ist. Seine Kritik am „Obskurantismus“ ist aber nur ein Aspekt einer umfassenderen Kritik Poppers an dem von ihm so genannten „Professionalismus“. Er wandte sich gegen die „professionelle Ethik“, ein unausgesprochenes Gentlemen-Agreement, das vorschreibt, dass Universitätsprofessoren ihre Autorität gegenseitig beschützen sollten. Er setzte dem die Forderung intellektueller Bescheidenheit entgegen.

Popper prägte in Anlehnung an Ockhams Rasiermesser den Begriff vom liberalen Rasiermesser, selbst bezeichnete er sich als „nichtrevolutionären Liberalen“.

„Drei-Welten-Theorie“

Hauptartikel: Drei-Welten-Lehre

In der Philosophie des Geistes wandte sich Popper sowohl gegen den klassischen Körper-Geist-Dualismus als auch gegen reduktionistische Theorien wie den Behaviorismus. Er schlug dagegen eine gedankliche Einteilung der Welt in drei Bereiche vor, nämlich die:

  • Welt 1, das ist die physische Welt
  • Welt 2, die Welt der individuellen Wahrnehmung und des Bewusstseins
  • Welt 3, die Welt der geistigen und kulturellen Gehalte, die vom Einzelbewusstsein unabhängig existieren können, z. B. die Inhalte von Büchern, Theorien und Ideen.

Popper argumentierte, dass alle drei Welten real seien, da kausale Wechselwirkungen beobachtet werden könnten, wobei Welt 2 als Mittler zwischen Welt 3 und Welt 1 auftritt. Ein Beispiel sei der Bauplan eines Hauses (Welt 3: ein Modell in einer Zeichnungssprache des Bauwesens), welcher von einem Menschen verstanden wird (Welt 2: Bewusstsein des Baumeisters) und dann in ein konkretes Haus umgesetzt wird (Welt 1: physikalisches Objekt). Das Haus gehört also gleichzeitig in Welt 1 und Welt 3.

Popper zufolge hat die klassische duale Trennung den Unterschied zwischen einem Bewusstseinserlebnis und beispielsweise dem logischen Gehalt einer Theorie ignoriert. Beides werde dort undifferenziert dem Mentalen zugeordnet.

Obwohl Popper die Welt 3 für ein Erzeugnis der Menschen hielt (im Gegensatz etwa zu Platons und Hegels Vorstellungen), glaubte er an eine Unabhängigkeit und Objektivität der Welt 3. Sein eigenes Beispiel ist die Erfindung der Zahlen und das darauf folgende „ungeplante“ Auffinden der Primzahlen, die schon existierten, bevor sich Menschen darüber Gedanken machten. Somit kommt den Primzahlen eine Existenz zu, die ohne den Menschen definiert ist, so wie die Existenz des Mount Everest seiner Entdeckung vorausliegt.[35]

Eine ähnliche Trennung in drei Welten kann man im klassischen Griechenland als Logos, Psyche und Physis finden, bei den Römern als Ratio, Intellectus, und Materia, und nicht zuletzt bei Kant als Vernunft, Verstand und Außenwelt.

Rezeption und Kritik

Obwohl Poppers kritischer Rationalismus schon früh viele Anhänger und Sympathisanten unter hochrangigen Wissenschaftlern fand (vor allem Physiker, darunter Albert Einstein,[17] aber auch Nobelpreisträger anderer Fachrichtungen, nämlich Peter Brian Medawar, John Carew Eccles und Jacques Monod), konnte er sich weder in der Wissenschaftstheorie noch in der naturwissenschaftlichen Praxis entscheidend durchsetzen. In beiden Bereichen bestehen nach wie vor induktivistisch-empirizistische Bestätigungspositionen, heute gemeinhin mit bayesianistischen Wahrscheinlichkeitstheorien der Induktion verbunden, die allerdings häufig in der Terminologie Poppers umformuliert vertreten werden.

Kritisiert wurden die Popperschen Ideen aber auch durch Philosophen, die den Empirismus und Induktivismus selbst ablehnten, insbesondere durch die Positionen von Thomas S. Kuhn.[36] Kuhn zufolge hält Poppers Wissenschaftstheorie einer Prüfung durch die Wissenschaftsgeschichte nicht stand; Gegenbeispiele bzw. „Anomalien“ pflegten keineswegs den Widerruf der Theorie bzw. des Paradigmas zur Folge zu haben, sondern durch Hilfshypothesen integriert zu werden. Erst bei einer starken Häufung von Anomalien komme es zu einer „Krise“, die dann in eine „wissenschaftliche Revolution“ mit Ersatz des alten Paradigmas inklusive zentraler Begriffe münde. Genau in diesem Ansatz liegt Popper zufolge allerdings der Denkfehler; die Wissenschaftstheorie sei keine empirisch-wissenschaftliche Theorie (wie etwa Einsteins Relativitätstheorie) und könne daher nicht anhand des tatsächlichen Ablaufs der Wissenschaft geprüft werden, sondern liefere ihrerseits die Maßstäbe zur Beurteilung der Rationalität desselben.[37]

Wolfgang Stegmüller versuchte, die Position von Kuhn rationalistischer zu formulieren.[38] Imre Lakatos bemühte sich, eine zwischen Popper und Kuhn vermittelnde Position zu entwickeln, die die Stärken beider Ansätze erhalten sollte.[39] Paul Feyerabend hingegen ging noch weiter als Kuhn und zweifelte sogar den Nutzen eines Faches wie der Wissenschaftstheorie überhaupt an (anything goes).[40]

Auch auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften waren die Popperschen Ideen umstritten (siehe Abschnitt Positivismusstreit). Es bildete sich zeitweise auch eine „Popper-Denkschule“ von Anhängern, die größtenteils aus Studenten Poppers bestand.

Wissenschaftstheoretisch wurden Popper von David Stove und Martin Gardner, die empirizistische Positionen vertreten, postmoderner Irrationalismus und Totalskeptizismus vorgeworfen, von Anhängern Kuhns und Lakatos ein „naiver“ Falsifikationismus, in den Sozial- und Geisteswissenschaften dogmatisches Festhalten an der Priorität der Beobachtung.

Die normativen Aspekte von Poppers Gesellschaftstheorie beurteilen Linke seit dem „Positivismusstreit“ vorwiegend als neoliberal, während Wirtschaftsliberale ihn als Sozialisten einstufen. Popper kann politisch zunächst als radikaler Sozialist, später als gemäßigter Sozialist und schließlich – vor allem unter Hayeks Einfluss – als gemäßigter Liberaler eingestuft werden.[41] Trotz seiner Mitgliedschaft in der Mont-Pelerin-Society unterschied er sich nach Auffassung von Gebhard Kirchgässner jedoch entschieden von der neoliberalen Marktideologie, die heute von dieser Gesellschaft vertreten werde.[41]

Zwischen Poppers Fallibilismus und der Österreichischen Schule der Ökonomie, wie sie u. a. von Hayek vertreten wurde, gibt es grundlegende methodologische Unterschiede: Nach Popper gibt es keine Wissenschaft ohne empirische Prüfung von potentiell falliblen Thesen und Theorien. Disziplinen, die dies nicht akzeptieren, betreiben Immunisierung und sind daher unseriös. Die Österreichische Schule unterscheidet sich von allen anderen ökonomischen Schulen u. a. dahingehend, dass sie rein logisch arbeitet. Empirie dient bestenfalls als Illustration der a priori erkannten Thesen. Widersprechende Untersuchungsergebnisse weisen nie auf Fehler der Theorie hin, sondern grundsätzlich immer nur auf Fehler im Verlauf der Untersuchung.

Poppers Kritik an Platon, Hegel und Marx wurde ebenfalls, teilweise vehement, widersprochen, etwa von dem Philosophen Ronald B. Levinson,[42] von Walter Kaufmann[43] bzw. von Maurice Cornforth.[44] Levinson kritisierte Poppers Sicht von Platon in seinem 1953 erschienenen Buch In Defense of Plato. Demnach gehe es Popper oft nur um die Verbreitung seiner eigenen politischen Ideen. Popper deute Platons Schriften erst zu einem totalitären Werk um, insbesondere seien Poppers eigene Übersetzungen aus dem Altgriechischen tendenziös und verfälschend. – Popper widersetzte sich dieser Kritik in einer Anmerkung, die seit 1961 den Auflagen der Offenen Gesellschaft als Anhang beigegeben ist.

Charles Taylor attestierte Popper, mit der Attitüde eines Popstars über bedeutendere Philosophen hergefallen zu sein (insbesondere Platon und Hegel) und dadurch eine Aufmerksamkeit erheischt zu haben, der die inhaltliche Bedeutung seiner Gedanken in keiner Weise entspreche.[45]

Von Popper-Anhängern wurde die verbreitete Art der Rezeption ihrerseits scharfer Kritik unterzogen, die von dem Vorwurf, Popper werde selbst von professionellen Philosophen inkompetent verfälscht, fehlzitiert oder ungelesen abgekanzelt, bis zu der Behauptung reicht, die Mehrheit entziehe sich durch Totschweigen dem Zugeständnis, dass Popper einige grundlegende philosophische Probleme wirklich und endgültig gelöst und dabei Vorstellungen als Unsinn entlarvt habe, die noch heute in der westlichen Welt fast ausnahmslos unkritisch vorausgesetzt würden. William Warren Bartley fand bereits zu Lebzeiten Poppers harte Worte:

“Sir Karl Popper is not really a participant in the contemporary professional philosophical dialogue; quite the contrary, he has ruined that dialogue. If he is on the right track, then the majority of professional philosophers the world over have wasted or are wasting their intellectual careers. The gulf between Popper’s way of doing philosophy and that of the bulk of contemporary professional philosophers is as great as that between astronomy and astrology.”

„Sir Karl Popper nimmt eigentlich nicht an dem Dialog der zeitgenössischen Berufsphilosophie teil; ganz im Gegenteil: Er hat diesen Dialog ad absurdum geführt. Wenn er richtig liegt, hat der Großteil der Berufsphilosophen weltweit seine intellektuellen Karrieren vergeudet oder ist gerade im Begriff, dies zu tun. Poppers Art, Philosophie zu betreiben, verhält sich zum Ansatz der meisten zeitgenössischen Berufsphilosophen ungefähr so wie die Astronomie zur Astrologie.“[46]

Ein ausführlicherer und expliziter Angriff, den Bartley gegen die von Experten betriebene und so zur autoritativen Interpretation von Popper gewordene Verfälschung richtete,[47] musste eingestampft (im englischen Druck) und zensiert (im amerikanischen Druck) werden, weil Bartley explizit von „Inkompetenz“ gesprochen und dabei Namen genannt hatte, woraufhin eine der betroffenen Autoritäten mit rechtlichen Schritten gedroht hatte.[48]

Rafe Champion war ähnlich deutlich:

“Popper’s ideas have failed to convince the majority of professional philosophers because his theory of conjectural knowledge does not even pretend to provide positively justified foundations of belief. Nobody else does better, but they keep trying, like chemists still in search of the Philosopher’s Stone or physicists trying to build perpetual motion machines.”

„Poppers Ideen konnten die Mehrheit der Berufsphilosophen nicht überzeugen, denn seine Theorie des Vermutungswissens versucht gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, dass sie positiv gerechtfertigte Grundlagen für Glaubensüberzeugungen anzubieten hätte. Niemand sonst macht es besser, aber sie versuchen es weiter, wie Chemiker, die immer noch nach dem Stein der Weisen suchen oder Physiker, die versuchen, ein Perpetuum mobile zu bauen.“[49]

David Miller behauptete zusammenfassend auf dem Popper-Kongress 2007:

“What distinguishes science from all other human endeavours is that the accounts of the world that our best, mature sciences deliver are strongly supported by evidence and this evidence gives us the strongest reason to believe them.’ That anyway is what is said at the beginning of the advertisement for a recent conference on induction at a celebrated seat of learning in the UK. It shows how much critical rationalists still have to do to make known the message of Logik der Forschung concerning what empirical evidence is able to do and what it does […] [critical rationalists] are rightly proud of having the only house in the neighbourhood that is logically watertight [although] we must inevitably be aware that not everything inside is in impeccable order.”

„‚Die Wissenschaft unterscheidet sich von allen anderen menschlichen Tätigkeiten dadurch, dass das Weltbild, das uns unsere besten und fortschrittlichsten Wissenschaften liefern, stark durch Beweismaterial gestützt wird und dass dieses Beweismaterial uns die stärksten Gründe dafür gibt, an dieses Weltbild zu glauben.‘ So jedenfalls steht es in der Ankündigung einer Konferenz über Induktion, die kürzlich an einer berühmten britischen Lehrinstitution stattfand. Sie zeigt, wie lange der Weg ist, der noch vor den Anhängern des Kritischen Rationalismus liegt, bis die Botschaft der Logik der Forschung verkündet ist, insbesondere hinsichtlich der Frage, welche Funktion empirisches Beweismaterial erfüllt bzw. überhaupt erfüllen kann. [Anhänger des Kritischen Rationalismus] sind zu Recht stolz darauf, als einzige ihres Fachs ein logisch wasserdichtes Gedankengebäude vorweisen zu können, auch wenn wir uns natürlich bewusst sein müssen, dass innen drin nicht alles in makelloser Ordnung ist.“[50]

Hans Albert warf der nachpositivistischen analytisch-angelsächsischen Philosophie vor, eine Auseinandersetzung mit Popper überwiegend durch Totschweigen oder aber durch versteckte Übernahme seiner Positionen (die noch dazu häufig als eigene Ideen ausgegeben worden seien) umgangen zu haben.[51] Dementsprechend seien Poppers Einfluss und Ansehen heute v. a. in den Natur- und Wirtschaftswissenschaften erheblich größer als in der Fachphilosophie.

Schriften

  • 1925–1935 (zusammen veröffentlicht 2006): Frühe Schriften. Enthält ‚Gewohnheit‘ und ‚Gesetzeserlebnis‘ in der Erziehung (Abschlussarbeit), Zur Methodenfrage der Denkpsychologie (Dissertation) und Axiome Definitionen und Postulate der Geometrie (Qualifikationsschrift für den Lehrerberuf) sowie mehrere Artikel
  • 1930–1933 (veröffentlicht in Teilen 1979; zuvor als Manuskript kursierend): Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie
  • 1934: Logik der Forschung. 11. Aufl. 2005, ISBN 3-16-148410-X
  • 1936 (vorgetragen bei einem privaten Treffen; veröffentlicht 1944/45, als Buch 1957): Das Elend des Historizismus, ISBN 3-16-148025-2
  • 1945: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (2 Bände) ISBN 3-16-148068-6 und ISBN 3-16-148069-4
  • 1956/57 (veröffentlicht 1982; zuvor als Druckfahnen kursierend): Die Quantentheorie und das Schisma der Physik
  • 1956/57 (veröffentlicht 1982; zuvor als Druckfahnen kursierend): Das offene Universum
  • 1956/57 (veröffentlicht 1983; zuvor als Druckfahnen kursierend): Realismus und das Ziel der Wissenschaft
  • 1963: Vermutungen und Widerlegungen, ISBN 3-16-147311-6[52]
  • 1973: Objektive Erkenntnis, ISBN 3-455-10306-5
  • 1976: Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung, ISBN 3-455-08982-8
  • 1977: Das Ich und sein Gehirn, (gemeinsam mit John C. Eccles) ISBN 3-492-21096-1
  • 1984: Auf der Suche nach einer besseren Welt, ISBN 3-492-20699-9
  • 1985: Die Zukunft ist offen (gemeinsam mit Konrad Lorenz)
  • 1990: Eine Welt der Propensitäten
  • 1992: The Lesson of this Century
  • 1994: Alles Leben ist Problemlösen, ISBN 3-492-22300-1
  • 1994: Der Mythos des Rahmens
  • 1994: Wissen und das Leib-Seele-Problem
  • 1998: The World of Parmenides, deutsch: Die Welt des Parmenides, der Ursprung des europäischen Denkens (Übersetzt von Sibylle Wieland und Dieter Dunkel, herausgegeben von Arne F. Petersen und Jørgen Mejer). Piper, München 2001, ISBN 3-492-04205-8.
  • 2002: Alle Menschen sind Philosophen

Reden

  • „Philosophie gegen falsche Propheten“ (HR, 7. August 1974). Interview mit Tomas Rotstein, ca. 45 Minuten
  • „Duldsamkeit und intellektuelle Verantwortlichkeit“ (SR, 16. März 1982). Vortrag, ca. 40 Minuten
  • „Der Mythos vom Unhintergehbaren“ (BR, 27. Juli 1982). Vortrag, ca. 50 Minuten
  • „Offene Gesellschaft – offene Wissenschaft“ (HR, 17. Juli 1984). Interview mit Tomas Rotstein, ca. 30 Minuten
  • „Man soll nicht glauben, daß man ohne Risiko leben kann“ (4. Juli 1987). Gespräch mit Volker Friedrich, ca. eine Stunde
  • „Das Prinzip Kritik in der Offenen Gesellschaft“ (BR, 30. Juli 1992). Gespräch anlässlich seines 90. Geburtstages mit Willy Hochkeppel, ca. 55 Minuten

Siehe auch

Literatur

Zu Werk und Leben

  • Martin Morgenstern und Robert Zimmer: Karl Popper. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2002. ISBN 3-423-31060-X. Mit Bildern und Textkästen didaktisch sehr gut aufbereitet.
  • Jürgen August Alt: Karl R. Popper. Reihe Campus 1992, ISBN 3-593-34716-4, neu 2001: ISBN 3-593-36834-X. Kurze und vorzügliche Einführung.
  • Manfred Geier: Karl Popper. rororo Monographie, Reinbek 1994; ISBN 3-499-50468-5. Gut geschrieben; biographische Details; Analyse des Werks; angereichert mit vielen Bildern und Zitaten; dadurch sehr einprägsam.
  • Peter Schroeder-Heister: Popper, Sir Karl Raimund. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 625–628 (Digitalisat).
  • Eberhard Döring: Karl R. Popper – Einführung in Leben und Werk. Pererga 1987, 1992.
  • Lothar Schäfer: Karl R. Popper. Becksche Reihe – große Denker, 1988.
  • Hubert Kiesewetter, (Hrsg.) / Helmut Zenz: Karl Poppers Beiträge zur Ethik. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147773-1.
  • Wilhelm Baum und Kay E. Gonzalez: Karl R. Popper. Morgenbuch-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-371-00393-0. Ein sehr dünnes Buch (98 Seiten)
  • Maurice Cornforth, The open philosophy and the open society. 2., rev. ed., Lawrence & Wishart, London 1977. Die klassische Kritik aus dem linken Spektrum.
  • David J. Edmonds, John A. Eidinow: Wie Ludwig Wittgenstein Karl Popper mit dem Feuerhaken drohte: eine Ermittlung. DVA, München 2002, ISBN 3-421-05356-1 (korr. Auflage: Fischer TB, ISBN 3-596-15402-2, 2003, 2. Aufl. 2005). Behandelt ihren Zusammenstoß in Cambridge 1946, ist auch eine gut verständliche Darstellung ihrer philosophischen und biographischen Unterschiede, insbesondere was die Wiener Jahre und ihre jüdische Herkunft angeht. Ebenfalls in Engl. (=Orig.) und Span. (2001).
  • Franz M. Wuketits: Wo bleibt das „liberale Rasiermesser“? In: Aufklärung und Kritik 1/1998, S. 34 ff.
  •  Manfred Lube: Karl R. Popper – Die Bibliothek des Philosophen als Spiegel seines Lebens. Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. Band 18, 2003, ISBN 3-447-04723-2, S. 207-238 (Online (Memento vom 27. Februar 2008 im Internet Archive) PDF 550 kB).
  • Manfred Lube: Karl R. Popper. Bibliographie 1925–2004: Wissenschaftstheorie, Sozialphilosophie, Logik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Naturwissenschaften. Peter Lang, Frankfurt/Main usw. 2005. (= Schriftenreihe der Karl Popper Foundation Klagenfurt.) ISBN 978-3-631-53450-2; Online-Version: ub.uni-klu.ac.at
  • Dagmar Niemann (Übers.): Die Wege der Wahrheit (Memento vom 15. Februar 2009 im Internet Archive). Aufklärung und Kritik (2/1994), S. 38 ff.
  • William W. Bartley: Ein schwieriger Mensch. Eine Portraitskizze von Sir Karl Popper. In: Eckhard Nordhofen (Hrsg.): Philosophen des 20. Jahrhunderts. Athenäum, Königstein/Ts. 1980, ISBN 3-434-46071-3.
  • John W. N. Watkins: Karl Raimund Popper 1902–1994. (PDF; 267 kB) In: Proceedings of the British Academy. Nr. 94, 1997, S. 645–684.
  • Hans Albert: Karl Popper (1902–1994). In: Journal for General Philosophy of Science. Nr. 26, 1995, S. 207–225.
  • Volker Gadenne: Fortschritt zu tieferen Problemen. In: Protosociology. Nr. 7, 1995, S. 272–281, ISSN 0940-4147.
  • David Miller: Sir Karl Raimund Popper, C. H., F. B. A. 28 July 1902–17 September 1994. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. Nr. 43, Nov. 1997. S. 368–409.
  • Friedrich Stadler: "Dokumentation: Popper und der Wiener Kreis – Aus einem Gespräch mit Sir Karl Popper", in: ders., Studien zum Wiener Kreis, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, 525–545.
  • Harald Stelzer: Karl Poppers Sozialphilosophie. Politische und ethische Implikationen. Lit-Verlag, Wien 2004.
  • Harald Stelzer: Karl Raimund Popper und kritischer Rationalismus interkulturell gelesen. Traugott Bautz, Nordhausen 2007. (= Interkulturelle Bibliothek. Band 128)
  • Hans-Joachim Niemann: 70 Jahre Falsifikation: Königsweg oder Sackgasse? In: Aufklärung und Kritik. Nr. 2 , 2005, S. 52–79 (PDF (102 kB)).
  • Edgar Morscher (Hrsg.): Was wir Karl R. Popper und seiner Philosophie verdanken. Zu seinem 100. Geburtstag. Academia Verlag, Sankt Augustin 2002. Enthält Abhandlungen zu Poppers Wahrscheinlichkeitstheorie und Logik, zu seiner Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, zu seiner Ontologie, praktischen Philosophie und Ästhetik; enthält weiters persönliche Erinnerungen an Popper sowie Briefe an und von Popper.

Studienführer

  • Herbert Keuth: Die Philosophie Karl Poppers. 2. korr. Auflage, Mohr-Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150660-4, Das ist der zurzeit einschlägige Studienführer, der das gesamte Werk wissenschaftlich analysiert und kommentiert, und zwar in einer Tiefe, die weit über die oben genannten Werkbiographien hinausgeht. Der Text führt zu allen wichtigen Quellen. Viele problematische Popperthesen werden zur Weiterforschung vorbereitet. Das Buch wendet sich an Leser, die Popper gründlich verstehen wollen oder eigene Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet leisten möchten.
  • Herbert Keuth (Hrsg.): Karl Popper: Logik der Forschung (= Klassiker Auslegen; Bd. 12). 4., bearbeitete Auflage, Akademie Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-005708-8.
  • Hans-Joachim Niemann: Lexikon des Kritischen Rationalismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148395-2; broschiert 2006. Zur schnellen Information über die tausend wichtigsten Begriffe und Argumente von Poppers (und Hans Alberts) Kritischen Rationalismus. Mit zahlreichen Querverweisen und Verweisen auf die originalen Textstellen.
  • Ingo Pies, Martin Leschke (Hrsg.): Karl Poppers Kritischer Rationalismus. Mohr-Siebeck, Tübingen 1999.

Englischsprachige Biographien

  • Malachi Haim Hacohen: Karl Popper – the Formative Years 1902–1945. Politics and Philosophy in Interwar Vienna. University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-47053-6. Die einschlägige Popperbiographie bis 1945, die viel Licht auf Poppers Werk wirft und seine geistigen Wurzeln freilegt. Eine Fortsetzung (Popper lebte noch weitere 49 Jahre) hat dieser Autor nicht geplant.
  • Bryan Magee: Popper. Fontana paperback, 1973, mit sehr vielen späteren Auflagen. Sehr kurz und sehr gut. Magee war aktiver Politiker und ein Freund Poppers. Noch intimere Einblicke in Poppers (geistiges) Leben finden sich beim gleichen Autor in dessen Confessions of a Philosopher, Random House hardcover 1997, Kapitel 11 (deutsch: Bekenntnisse eines Philosophen. 2. Auflage, Econ Ullstein List Verlag, München 2001, Kapitel 11).
  • Joseph Agassi: A Philosopher’s Apprentice: In Karl Popper’s Workshop. Editions Rodopi, 1993, ISBN 90-5183-563-9. Autobiographischer Bericht von Agassi über den Eindruck, den Popper bei ihm hinterließ.
  • William W. Bartley: Karl Popper: A life. unveröffentlicht

Englischsprachige Studienführer

  • Roberta Corvi: An Introduction to the Thought of Karl Popper. aus dem Italienischen von Patrick Camiller, Routledge paperback, 1996, 209 Seiten. Eine sehr gute Analyse des Popperschen Werks mit vielen Hinweisen auf die einschlägigen Textstellen.
  • Steve Fuller: Kuhn vs. Popper: the struggle for the soul of science. Icon, Cambridge 2003 (Nachdrucke 2003, 2004, 2006). Sehr gut lesbare Studie über den wissenschaftstheoretischen Streit zwischen Popper und Kuhn und gleichzeitig eine interessante Einschätzung zur geisteswissenschaftlichen (Fehl-)Rezeption Poppers als traditionell und Kuhns als progressiv. Nach Ansicht des Autors ist es vielmehr umgekehrt.
  • J. Shearmur, G. Stokes (Hrsg.): The Cambridge Companion to Popper, Cambridge University Press (24 Jun. 2016), 404 S. Umfangreicher und wertvoller Studienbegleiter.

Weblinks

Commons: Karl Popper - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Karl Popper – Zitate
Überblicksdarstellungen zu Poppers Philosophie
Sekundärliteratur zu spezielleren Aspekten
Institute, Materialsammlungen und Sonstiges

Einzelnachweise

  1. William W. Bartley: Rationality versus the Theory of Rationality, In Mario Bunge: The Critical Approach to Science and Philosophy (The Free Press of Glencoe, 1964), section IX.
  2. Brief Karl Poppers an Hans W. L. Biester von 1990 Briefe. In: Berlinische Monatsschrift 7/2001 beim Luisenstädtischen Bildungsverein
  3. PhilosophieKanal: Karl Popper - Ein Gespräch (1974). 3. Juli 2013, abgerufen am 1. April 2016.
  4. http://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=893
  5. http://www.unomaha.edu/esc/2006Proceedings/Davis_OpenSociety.pdf
  6. Katalogzettel Universitätsbibliothek Wien. Vgl. Thomas Sturm: Bühler and Popper: Kantian therapies for the crisis in psychology in: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences, 43 (2012), pp. 462-472
  7. William Warren Bartley: Die österreichische Schulreform als die Wiege der modernen Philosophie. in: Club Voltaire IV, hrg. Gerhard Szcesny, Hamburg 1970, ISBN 3-499-65086-X S. 360
  8. Karl Popper: Einige Bemerkungen über die Wiener Schulreform und ihr Einfluß auf mich [1970], Troels E. Hansen: Nachwort des Herausgebers, Abschnitt VIII Anhang: Einige Bemerkungen über die Wiener Schulreform und ihr Einfluß auf mich. In: Frühe Schriften, Mohr, Tübingen 2006, S. 497, 543
  9. vgl. unter anderem Edmonds/Eidinow 2005
  10. Martin Morgenstern/Robert Zimmer (Hrsg.), Hans Albert / Karl Popper, Briefwechsel, Frankfurt/M. 2005, 137 (Fischer Taschenbuch, ISBN 978-3596165865)
  11. Edward Zerin: Karl Popper On God: The Lost Interview. Skeptic 6:2 (1998)
  12. David Miller: Sir Karl Popper: A Personal Note. Popper Letters 6:2 (1994)
  13. Beisetzungsdatum nach Auskunft der Friedhofsverwaltung vom 24. April 2013
  14. https://www.popperschule.at/philosophie.html
  15. William W. Bartley: Critical Study: The Philosophy of Karl Popper. Part I. Philosophia 6:3–4 (1976), S. 463–494
  16. William W. Bartley: Critical Study. The Philosophy of Karl Popper. Part II. Philosophia 7:3–4 (1978), S. 675–716.
  17. 17,0 17,1 Briefwechsel mit Albert Einstein 1935 in Popper, K. "Logik der Forschung" 1989, 9. Auflage, Tübingen: Mohr. S. 413 Anhang XII
  18. Die mit dem Falsifikationsprinzip verbundene „Demarcation Thesis“, die es erlauben sollte, wissenschaftliche von unwissenschaftlichen Theorien zu scheiden, ist indes nicht unwidersprochen geblieben. Neben Poppers einstigem Schüler Paul Feyerabend war einer der schärfsten Kritiker Adolf Grünbaum, 'Is Falsifiability the Touchstone of Scientific Rationality?' (1976), and 'The Degeneration of Popper's Theory of Demarcation' (1989), beide jetzt in Grünbaum, Collected Works (edited by Thomas Kupka), vol. I, New York: Oxford University Press 2013, ch. 1 (pp. 9-42) & ch. 2 (43-61)
  19. Arnd Krüger: Popper, Dewey und die Theorie des Trainings – oder entscheidend ist auf’n Platz, in: Leistungssport 33(2003)1, S. 11–16; http://www.iat.uni-leipzig.de:8080/vdok.FAU/lsp03_01_11_16.pdf?sid=D60B688F&dm=1&apos=5235&rpos=lsp03_01_11_16.pdf&ipos=8483
  20. 20,0 20,1  Karl Popper: Logik der Forschung. 9 Auflage. Mohr, Tübingen 1989, ISBN 3163454852, S. 59.
  21. Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung, Hamburg 1979, 176f.
  22.  Karl Popper: Logik der Forschung. 9 Auflage. Mohr, Tübingen 1989, ISBN 3163454852, S. 59., S.15
  23.  Karl Popper: Logik der Forschung. 9 Auflage. Mohr, Tübingen 1989, ISBN 3163454852, S. 59., S. 13
  24. Objektive Erkenntnis, S. 37–44
  25. Siehe Auf der Suche nach einer Besseren Welt, S. 103
  26. 26,0 26,1 26,2 Vorträge von Karl Popper – Wie ich die Philosophie sehe. , abgerufen am 28. Juli 2012 (Vortrag Karl Poppers aus dem Jahr 1974, YouTube Video (Audio)).
  27. Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 8. Auflage, Tübingen 2003, Einleitung, S. IX; die Bemerkung mit den Konzentrationslagern bezieht sich auf die folgende Textpassage in Platons Nomoi (Buch X): Ist nun jemand der Gottlosigkeit [d. h. eines Vergehens gegen die Gesetze des platonischen Idealstaates] schuldig befunden worden, so soll das Gericht jedem […] auch eine besondere Strafe zuerkennen, so zwar, dass Gefängnisstrafe sie alle trifft, da aber der Gefängnisse im Staate drei sind, ein allgemeines […], ein zweites […] welches den Namen Besserungshaus führt, und ein drittes endlich im Innern des Landes in einer möglichst öden und wilden Gegend, das irgend einen Namen führen soll welcher eine schimpfliche Strafe bezeichnet und so einen heiligen Schauder einflößt, […] Alle diejenigen aber, welche […] der Meinung [sind], es gebe keine Götter […] alle solche Leute sollen, wenn sie eines solchen Verbrechens überwiesen worden sind, vom Gerichte nach dem Gesetze dazu verurteilt werden lebenslänglich in dem Gefängnisse im Innern des Landes eingekerkert in Ketten zu liegen, und kein freier Bürger soll sie jemals besuchen dürfen, sondern die von den Gesetzverwesern für sie bestimmte Nahrung [soll] ihnen von Sklaven gereicht werden. Nach ihrem Tode aber sollen sie unbeerdigt aus dem Lande geworfen werden. (Übersetzung nach Franz Susemihl, 1862)
  28. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. I, 67f.
  29. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band I: Der Zauber Platons, 8. Auflage, Tübingen 2003, S. 161f.
  30. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II., 73f.
  31. Vgl. etwa Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1984, 25f.
  32. Karl R. Popper: Was ist Dialektik? (PDF; 325 kB) In Ernst Topitsch (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften 5 (51968), 262–290.
  33. 'Wider die großen Worte'. ZEIT Archiv. 24. September 1971.
  34. Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1984, 99, 103
  35. Karl Popper (2004) Alle Menschen sind Philosophen, Serie Piper, München/Zürich, ISBN 978-3-492-24189-2; ISBN 3-492-24189-1
  36. Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt/M. 1967 (1962)
  37. Die Normalwissenschaft und ihre Gefahren, in: I. Lakatos/A.Musgrave (Hrsg.), Kritik und Erkenntnisfortschritt, London 1970, 51-57
  38. Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie, Bd. II (Theorie und Erfahrung), Teilband E, Berlin/Heidelberg 1973
  39. Proofs and Refutations, Cambridge 1976
  40. Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt/M. 1976
  41. 41,0 41,1 Gebhard Kirchgässner (2002): Alles Leben ist Problemlösen: Zum 100. Geburtstag von Karl Raimund Popper (Download, PDF, 434 kB), in: Wirtschaftsdienst, 82. Jg. (2002), H. 9, S. 567–572.
  42. Ronald Bartlett Levinson: In defense of Plato, Russell & Russell, 1970
  43. Walter Kaufmann: Hegel: Legende und Wirklichkeit (PDF; 2,2 MB) In: Zeitschrift für philosophische Forschung Band X, 1956, 191–226.
  44. Maurice Cornforth: The Open Philosophy and the Open Society: A Reply to Dr. Karl Popper’s Refutations of Marxism, New York: International Publishers, 1968.
  45. Charles Taylor: Overcoming Epistemology. Philosophical Arguments (Harvard University Press, 1995).
  46. W. W. Bartley, III: Biology & evolutionary epistemology. Philosophia 6:3–4 (September–December 1976), pp. 463–494
  47. W. W. Bartley: A Popperian Harvest. In Paul Levison: In Pursuit of Truth (1982), Abschnitt III, S. 268ff
  48. Rafe Champion: Free Speech or Pulp Fictions?. John Dewey Discussion List (28 Jan 2003)
  49. Rafe Champion: Agreeing to Disagree: Bartley’s Critique of Reason. Melbourne Age Monthly Review (October 1985)
  50. David Miller: Some hard questions for critical rationalism
  51. In Kontroversen verstrickt. Vom Kulturpessimismus zum kritischen Rationalismus, Berlin/Wien 2007, z. B. 173
  52. darin Essay Utopie und Gewalt. 1947. Auszug daraus in Martin Morgenstern, Robert Zimmer Hgg.: Staatsbegründungen und Geschichtsbedeutungen. Reihe Treffpunkt Philosophie, 4: Politische Philosophie. Bayerischer Schulbuch Verlag BSV, München 2001 ISBN 3-7627-0325-6; Patmos, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-75641-3, S. 136–138 u.d.T.: Kritik des utopischen Denkens


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