Jakob Frohschammer und Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Jakob Frohschammer (1821-1893).jpg|miniatur|250px|Jakob Frohschammer. Radierung von Johann Lindner in München, 1893]]
[[Datei:Brunner Heimathaus.jpg|thumb|300px|Das Brunner Heimathaus: Das Kämmerchen im 1. Stock direkt über dem Torbogen war Rudolf Steiners Arbeitszimmer, im anschließenden Erkerzimmer befand sich das Wohnzimmer der Familie Steiner.]]
'''Jakob Frohschammer''' (* [[Wikipedia:6. Januar|6. Januar]] [[Wikipedia:1821|1821]] in [[Wikipedia:Barbing|Illkofen]]; † [[Wikipedia:14. Juni|14. Juni]] [[Wikipedia:1893|1893]] in [[Wikipedia:Kreuth|Kreuth]]) war ein katholischer [[Theologe]] und [[Philosoph]].


== Leben und Lehre ==
Die '''Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge''' befindet sich im 1. Stock des '''Brunner Heimathauses''', dem sog. '''Gliedererhof''', in der [[Wikipedia:Marktgemeinde|Marktgemeinde]] [[Wikipedia:Brunn am Gebirge|Brunn am Gebirge]] im [[Wikipedia:Bezirk Mödling|Bezirk Mödling]] in [[Wikipedia:Niederösterreich|Niederösterreich]], unweit der Stadtgrenze [[Wien]]s. In dem unmittelbar an der [[Wikipedia:Südbahn (Österreich)|Südbahn]] gelegenen Ort wohnte die Familie [[Rudolf Steiner]]s von [[1882]] bis [[1887]].


Frohschammer studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner ''Beiträge zur Kirchengeschichte'' (1850), einer Schrift ''Über den Ursprung der menschlichen Seelen'' (München 1854) und seines offenen Sendschreibens an [[Wikipedia:Karl Vogt|Karl Vogt]]: ''Menschenseele und Physiologie'' (München 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über.
== Geschichte ==
[[Datei:Pfarrkirche Brunn Grundriss.gif|thumb|250px|left|Grundriss der Brunner Pfarrkirche mit der markanten Achterform, über deren Schnittpunkt sich der hohe Kirchturm erhebt und die als ideelle Bauform auch dem [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanum]] Rudolf Steiners zu Grunde liegt.]]
[[Datei:Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn.jpg|thumb|300px|Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge]]
[[Datei:Gliedererhof.jpg|thumb|200px|Der Gliedererhof vor der Renovierung]]


Da seine Schriften ''Einleitung in die Philosophie'' (München 1858), ''Über die Aufgabe der Naturwissenschaft'' (München 1861) und besonders ''Über die Freiheit der Wissenschaft'' (München 1861) in Rom Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten Widerruf verweigerte, wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das [[Unfehlbarkeitsdogma]] in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden [[Wikipedia:Alt-Katholische Kirche|altkatholischen]] Bewegung anzuschließen.  
Es ist der Initiative des [[Tierarzt]]es und [[Anthroposoph]]en [[Ludwig Müllner]], der unmittelbar benachbart des Gliedererhofes lebte, zu verdanken, dass diese frühe Wirkensstätte Steiners entdeckt und erhalten wurde. Der Entdeckung Müllners wurde zunächst mit großer Skepsis begegnet, da keine Dokumente den zeitweiligen Wohnsitz Steiners in Brunn am Gebirge zu bestätigen schienen. Erst zur Weihnachtszeit [[1958]] erhielt Müllner Nachricht von [[Emil Bock]], dass sich in [[Wikipedia:Eisenach|Eisenach]] 38 Briefe und Postkarten Steiners an [[Wikipedia:Joseph Kürschner|Professor Kürschner]] gefunden hätten, die alle in Brunn am Gebirge zwischen 1882 und 1886 geschrieben worden waren.


Frohschammer argumentierte für die von der Kirche mehrfach verurteilte, auf [[Tertullian]] zurückgehende Lehre des [[Generatianismus]], wonach nicht nur der Körper, sondern auch die [[Seele]] im Zeugungsvorgang vom Vater auf das das Kind übermittelt wird. [[Rudolf Steiner]] bemerkt dazu:
Der [[Wikipedia:Gotik|spätgotische]] Bau des Gliedererhofes aus dem [[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]], der schon dem Verfall preisgegeben schien, wurde schließlich durch die Gemeinde Brunn vom letzten Besitzer, ''August Gliederer'', angekauft und [[1960]] unter Denkmalschutz gestellt und in den Jahren von [[1965]] bis [[1969]] aufwändig restauriert.


{{GZ|Es gibt Denker, welche die Ansicht, daß des Menschen seelischer Wesenskern
[[Rudolf Steiner]] schrieb hier während seiner Studentenzeit an den [[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]] für [[Wikipedia:Joseph Kürschner|Joseph Kürschner]]s ''„Deutsche Nationalliteratur“'' sowie die [[Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung]]. Hier mag Steiner auch erste Anregungen für den späteren Bau des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]] in [[Dornach SO|Dornach]] gefunden haben, denn der Grundriss der ''Brunner Kirche'' mit seiner charakteristischen Achterform weist, wie schon Ludwig Müllner erkannte, bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem des ersten Goetheanums auf.  
nicht von den Vorfahren ererbt ist, sondern aus der geistigen
Welt kommt, abstoßend finden, weil sie dadurch den Fortpflanzungsvorgang
herabgewürdigt sehen. Zu diesen Denkern gehört der Philosoph J.
Frohschammer (man vergleiche dessen Schrift «Über den Ursprung der
menschlichen Seelen», Seite 98ff.). Dieser meint, es müsse angenommen
werden, daß auch die Seelen der Kinder von den Eltern stammen, da «diese
lebendigen Menschen nicht etwa bloße Leiber oder gar Tiere zeugen » (vergleiche
Frohschammers Schrift über «Die Philosophie des Thomas von
Aquino», Leipzig, Brockhaus 1889, Seite VIII). Von einem aus dieser Meinung
kommenden Einwand kann die Anschauung, die in den Ausführungen
der vorliegenden Schrift zur Darstellung kommt, nicht betroffen werden.
Denn man braucht den Seelenkern, der, aus der geistigen Welt kommend,
sich mit dem von den Vorfahren Vererbten verbindet, vor der Empfängnis
nicht ohne Beziehung zu den Seelen der Eltern zu denken, wenn
man ihn auch nicht durch den Fortpflanzungsakt entstehend denkt.|21|106}}


Als Philosoph ist Frohschammer in seinem zugleich gegen [[Dogma]] und [[Materialismus]] gerichteten Buch ''Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft'' (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses'' (München 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewusstlos verständig schaffenden [[Einbildungskraft]] die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist.
{{Zitat|Damit ist nicht gesagt oder auch nur gemeint, Rudolf Steiner habe beim Bau des Goetheanums an die Brunner Kirche gedacht! Das ist ebensowenig der Fall, als seine Forschungsergebnisse Wiederholung dessen sind, was Goethe in seinen Schriften niedergelegt hat [...] Rudolf Steiners Goetheanum liegt Ideelles zugrunde, das sich in der Brunner Kirche wiederfindet. Beide Bauten manifestieren in der Gesamtgestaltung umfassende Lebensgesetze, die Goethe am Werden und am Bau der Pflanze erstmalig aufgezeigt hat.|Ludwig Müllner|''Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien'', S 46f}}


{{GZ|Eine noch auffälligere Persönlichkeit in dieser Beziehung ist der
Das 1969 eröffnete ''Brunner Heimathaus'' mit der ''Rudolf Steiner Gedenkstätte'' wird heute von dem ''Verein Brunner Heimathaus'' und dem [[Rudolf Steiner Gedenkstättenkomitee]] betreut. Das Brunner Heimathaus ist heute die Heimstätte zahlreicher Brunner Vereine und es finden regelmäßig Ausstellungen, künstlerische Veranstaltungen und Vorträge statt.
Philosoph, der «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses»
geschrieben hat, ich habe ihn auch öfter erwähnt, ''Jakob Frohschammer''.
Er hatte eigentlich noch sehr viel von innerer Durchtränktheit der
abstrakten Begriffe in sich, war aber auch, ähnlich wie der, den ich
jetzt beschrieben habe, eine Art abstrakter Denker. Aber er konnte
selber die Abstraktheiten des Modernismus so wenig vertragen - ich
meine jetzt nicht den Modernismus in katholischer Terminologie —, daß
er eben gar nicht die Begriffe als weltgestaltende Mächte gelten lassen
wollte, sondern die Phantasie. Er sah überall die Phantasie wirksam:
die Pflanze wachst auf, die Tiere sind da durch die Phantasie und so
weiter. In dieser Beziehung ist ja das Buch von Frohschammer außerordentlich
interessant.


Es ist ganz wunderbar: eine solche Persönlichkeit, die noch sehr viel
== Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn ==
in sich hat von dem, was da war in der Zivilisationsentwickelung, bevor
die ganze moderne philiströs-abstrakte Art zu denken eingetreten
ist, wächst eben noch in innigerer Weise mit der Substanz der Mondenwesenheiten
zusammen. Und solche Studien sind schon außerordeutlich
interessant, weil sich an sie anknüpft ein genauerer Einblick
in die Entwickelungsgesetze des Karma. Und gerade wenn man mit
einer gewissen Teilnahme einer solchen Persönlichkeit zugetan ist,
wie es bei mir der Fall ist gegenüber dem Urbilde des [[Strader]]<ref>[[Gideon Spicker]]</ref> in den
Mysterien, so ist es die Wärme, die Seelenwärme, in der man mit einer
solchen Persönlichkeit verbunden ist, die es einem möglich macht, gerade
diese so bedeutungsvolle Wanderung nach dem Tode mit durchzuerleben.|236|164f}}


{{GZ|In der [[Phantasie]] erschafft sich der Mensch eine Bilderwelt,
[[Datei:Rudolf Steiner 1882.jpg|mini|[[Rudolf Steiner]] (1882)]]
der er im Verhältnis zum Sinnesdasein keine Wirklichkeit zuschreibt.
[[Datei:Steiner 1919.jpg|mini|Rudolf Steiner (1919)]]
Er gestaltet diese Welt sich zur Freude, zum innerlichen
Wohlgefallen. Er kümmert sich nicht darum, woher
er die Gabe zur Erschaffung dieser Welt hat. Er läßt sie aus
seinem Innern hervorquellen, ohne sich auf ihren Ursprung
zu besinnen.


In der [[Anthroposophie]] erfährt man etwas über diesen Ursprung.
Über die Bedeutung [[Rudolf Steiner]]s, der in Brunn nicht nur die Grundlinien von [[Goethe]]s Weltanschauung erhellte, sondern auch die seines eigenen Denkens entwickelte, schreibt [[Karl Rössel-Majdan]]:
Was da im Menschen waltet als die oft so beglückende
Phantasie, ist das Kind des Kräftewesens, das im Kinde wirkt,
wenn es wächst, was im Menschenwesen überhaupt tätig ist,
wenn dieses die toten Stoffe zur Menschenform erbildet. Die
Welt hat im Menschen etwas übrig gelassen von dem Maß
dieser Wachstums-, dieser bildenden Kraft, etwas, das sie zur
Gestaltung des Menschenwesens nicht aufbraucht. Der
Mensch setzt sich in Besitz dieses Restes der Kraft, die sein
eigenes Wesen gestaltet, und entfaltet ihn als Phantasie. Auch
an der Pforte dieser Erkenntnis stand einer der Geisteskämpfer,
auf die hier hingedeutet ist. Frohschammer, [[Carriere]]s
Zeitgenosse, hat eine Anzahl Bücher geschrieben, in denen
er die Phantasie zur Weltschöpferin macht wie Hegel die Idee
oder Schopenhauer den Willen.


Aber man kann bei der Phantasie so wenig stehen bleiben,
{{Zitat|Unsere Zeit ist durch einen eigenartigen Gegensatz,
wie bei der Idee. Denn in der Phantasie ist ein Rest der weltschöpferischen
einen inneren Widerspruch gekennzeichnet.
Kraft wirksam, die im Menschenwesen gestaltend
Noch nie waren die Menschen so intellektuell,
wirkt. Es muß mit der Seele auch hinter die Phantasie
noch nie sahen sie im Wissen so sehr den
gedrungen werden.
Zweck der Menschenbildung, noch nie mußte
auch der letzte der Hilfsarbeiter und Bauerknecht
so sehr praktisch, zweckmäßig, technisch
denken - und dennoch gilt gerade in dieser
Zeit die Philosophie, das reine Denken
selbst, als schwer, als fad und trocken , als tot.
Über alles Materielle wird nachgedacht, nur
nicht über das Denken selbst, über Sinn und
Wesen von Mensch, Gemeinschaft und Welt,
über das, was die Kultur gegenüber der Natur
auszeichnet, den menschlichen Geist. Rudolf
Steiner, der Student aus Brunn am Gebirge, der
von hier aus nach Weimar berufen und in den
Neunzigerjahren zum berühmten [[Goethe]]forscher
wurde, hatte diese Kluft überbrückt. Sein
Beitrag für die Kultur- und Geistesgeschichte
der Menschheit ist daher nicht mehr wegzudenken,
ganz gleich, wie man zu dieser oder jener
seiner Lehren stehen mag. Natur und Geist sind
in der Schau, in der Weltanschauung Rudolf
Steiners nichts unverständlich Getrenntes, sondern
Erscheinung desselben, und gerade im
Menschen ist diese Verbindung erkennbar. Es
ist wert, sich einfach mit gesundem Hausverstand,
ohne Angst vor den üblichen Denkschnörkseln
und Abstraktionen vertrockneter
Geisteswissenschaften in diese Gedankengänge
einführen zu lassen. Nach Rudolf Steiner ist die
Geschichte der Menschheit nicht ein immer raffinierterer
Kampf ums Dasein, sondern ein Weg
zum Selbstverständnis des Menschen und damit
zum Verständnis von Natur und Geist in der
Welt. Das [[Denken]] ist das Mittel, um zu sich zu
kommen, zum Selbstbewußtsein zu erwachen.
„[[Wahrheit und Wissenschaft]]“, die „[[Rätsel der Philosophie]]“ und die „[[Philosophie der Freiheit]]“
sind neben anderen grundsätzliche philosophische
Werke Rudolf Steiners, die von jedem
ernstgenommen werden können und sollen, auch
wenn er den Gedankengängen im späteren und
weltanschaulichen Werke nicht folgen will.


Das geschieht in der [[Psychisches Bewusstsein|imaginativen Erkenntnis]]. Diese setzt
Bei den Griechen wurde Seele und Körper
die Phantasietätigkeit nicht etwa bloß fort; sie bleibt zunächst
noch in wunderbarer Harmonie gesehen und
in ihr stehen, empfindet deutlich, warum sie sich dem Sinnesdasein
geschult, und erst allmählich haben sich Kunstanschauung und Philosophie getrennt und spezialisiert.
gegenüber nur zur Unwirklichkeit bekennen kann,
Warum die heutige Olympiade mit der
kehrt aber nun auf dem Wege um und gelangt rückwärts
griechischen außer dem Namen kaum etwas zu
schreitend zum Ursprünge der Phantasie und des [[Denken]]s.
tun hat, lernt man aus dem Werke Dr. Steiners
Sie rückt dadurch in die geistige Wirklichkeit ein, die sich
verstehen. Also ist es hochaktuell. Wir lernen
ihr im Weiterdringen durch [[Inspiration]] und [[Intuition]] (geistige
auch verstehen, wie aus dem einfachen Schauen,
Wahrnehmung) offenbart. Sie steht in dieser geistigen
das noch im Sinneserlebnis gleichzeitig
[[Wirklichkeit]] wie die sinnliche Wahrnehmung in der physischen
stark durchseelt war, im „videin“ die „Idee“,
Wirklichkeit steht.|36|268f}}
die platonische Innenschau wurde. Wir entdecken
dann auch mit Dr. Steiner die Bedeutung
des [[Christentum]]s, das jedes Erkennen dem
göttlichen Funken im Menschen zuschreibt. Und
dann folgen wir Dr. Steiner bei seiner Wiederentdeckung
der [[Scholastik]], durch die der Gedanke
almählich als ein Erzeugnis der menschlichen
Seele aufgefaßt wurde. Und schließlich
kommen mit der Neuzeit die Philosophien vom
Ich, die in der deutschen Klassik gipfeln. Der
Mensch hat ein [[Ich]], von dem das Denken ausgeht,
und man beschäftigt sich damit, was dieses
Ich, was das eigentlich Menschliche sei. Bei
den Goetheanisten, und darauf aufbauend im
weiteren Werke Rudolf Steiners wird durch
gleichzeitige Innen- und Außenbeobachtung versucht
zu zeigen, wie dieses menschliche Ich im
Bewußtseinsakt Geist und Natur verbindet.
Geist wird dabei als etwas Objektives und so
Vielgestaltiges aufgefaßt, wie die Natur. Dadurch
rechtfertigt Steiner das Christentum und
und die alten Religionen, und lehrt eine Toleranz
gegenüber allen Philosophien, die aus dem Gesichtspunkt
der jeweiligen Entwicklung verstanden
werden können. Der Mensch rückt in den
Mittelpunkt des Weltverstehens, und das nannte
Rudolf Steiner mit einem Lehnwort aus dem
Griechischen: [[Anthroposophie]]. Durch seine Philosophie
wurde Rudolf Steiner der Überwinder
eines einseitigen Materialismus und der Verfechter
hoher moralischer Werte, denn durch
[[Intuition]], in dem, was der Heide noch eine bildhafte
Natur- und Götterwelt ohne Unterscheidung
zwischen innen und außen nannte, was für
das Christentum die Menschwerdung des Göttlichen
und der göttliche Funke im Menschen
wurde, aus dem Ich, das über den Egoismus
hinauswächst, entspringt der „Einfall“, die Idee,
die Erkenntnis in selbstbewußter und damit
freier Weise, und es entspringt von dort aus die
nicht erzwungene, sondern freie moralische Tat.
Dadurch wird auch die Berechtigung der dichterischen
Phantasie, wird der Erkenntniswert der
Kunst und der religiösen Mythologie verstanden,
und die Bedeutung der Dichter und Denker.
Nimmt es wunder, daß Steiner also Goethes
Farbenlehre, die zum Unterschied von Newton
physikalisch und seelisch zugleich war, neu
entdecken konnte? Daß er die Morphologie
Goethes für eine Heilkunde, für die Naturwissenschaft
nutzbar machen konnte, die Morphologie,
die da sagt, man solle nicht bloß die
Stoffe, sondern die gestaltbildenden Kräfte, die
sogenannten Bilderkräfte ansehen?


=== Ein ehrlicher Gegner der Reinkarnationslehre ===
Rudolf Steiner war Student der Technik und
hatte das Doktorat. Technik ist eine ausgesprochene
Erfahrungswissenschaft. Die Bedeutung
des Denkers Rudolf Steiner liegt darin, daß er
die Philosophie aus Verschrobenheit und Abstraktion herausführte und in Anschluß an die
großen Dichter und Denker die Geisteswissenschaft,
die schon auf dem Wege war, zu einer
Scheinnaturwissenschaft, zu einer Nervenwissenschaft
zu degenerieren, auch zu einer Erfahrungswissenschaft eigener Art machte. Das
Denken und das seelische Erleben erhalten für
das Menschentum eine neue Bedeutung und
werden zur bewußten Methode der Erkenntnis...|[[Karl Rössel-Majdan]]|''Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn''|ref=<ref>[[Karl Rössel-Majdan]]: ''Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn'', in: ''Mitteilungen des Vereins Brunner Heimathaus'', Dezember 1972, S. 6f.</ref>}}


{{GZ|Man soll es
== Einführungsvorträge zur Anthroposophie Rudolf Steiners ==
nicht leicht nehmen, was man bei einem ernsten Wahrheitsforscher
[[Datei:AG-1913.gif|right|300px|link=http://ag1913.anthroposophie.net|Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913) - Homepage mit Veranstaltungskalender]]
als einen solchen Einwand gegen die wiederholten
[[Datei:Brunn Vortragssaal.jpg|thumb|300px|Einführungsvorträge zur Anthroposophie im Brunner Heimathaus.]]
Erdenleben im Gegensatze zu den Vererbungsverhältnissen
In unregelmäßigen Abständen werden durch die [[Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913)]] im Brunner Heimathaus Einführungsvorträge von ''Wolfgang Peter'' zur [[Anthroposophie]] Rudolf Steiners gehalten, die hier teilweise als Audio-Mitschnitt oder Manuskript abgerufen werden können:
finden kann.


Einen Einwand, den ich vorlesen will - worüber ich weiter
*[http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Goethes_Farbenlehre.pdf Goethes Farbenlehre mit praktischen Beispielen] - Eine Einführung. (8.3.2007)
nicht sprechen will, um ihn nicht abzuschwächen -, finden
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Metamorphosen_der_Stoffeswelt_2007-11-27.mp3 Metamorphosen der Stoffeswelt] - Eine goetheanistische Betrachtung zur Chemie. (27.11.2007)
wir bei Jacob Frohschammer, der als ein Typus eines
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Das_Wunder_des_Lebens_2008-12-11.mp3 Das Wunder des Lebens] - Die moderne Biologie im Lichte der Anthroposophie Rudolf Steiners. (11.12.2008)
der Menschen genommen werden kann, die vieles gegen die
* [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Rudolf_Steiner_Brunn_2009-03-26.WMA Rudolf Steiner – Begründer der Waldorfpädagogik] - Eine Einführung in Leben und Werk Rudolf Steiners. (26.3.2009)
Annahme einer Präexistenz der Seele einwenden können:
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Vom_Wesen_der_menschlichen_Seele_Brunn_2009-10-01.WMA Vom Wesen der menschlichen Seele] - Psychologische und theologische Aspekte der Seelenlehre im Lichte der Anthroposophie Rudolf Steiners. (1.10.2009)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Die_Einzigartigkeit_des_Menschen_Brunn_2009-10-22.mp3 Die Einzigartigkeit des Menschen] - Der göttliche Funke im Menschen aus anthroposophischer Sicht. (22.10.2009)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Zukunftsimpulse_Rudolf_Steiners_Brunn_2010-02-23.WMA Zukunftsimpulse Rudolf Steiners] - Lebenspraktische Anregungen für Pädagogik, Landwirtschaft, Medizin, Kunst, Wissenschaft und soziales Leben. (23.2.2010)
* [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Was_ist_Anthroposophie_Brunn_2010-05-06.WMA Was ist Anthroposophie?] - Eine Einführung in die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. (6.5.2010)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Christentum_und_Wiedergeburtslehre_Brunn_2011-04-28.mp3 Christentum und Wiedergeburtslehre] - Reinkarnation und Karma als Triebkräfte der menschlich-menschheitlichen Entwicklung aus der Sicht Rudolf Steiners. (28.4.2011)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Die_Evolution_des_Menschlichen_Brunn_2011-06-28.mp3 Die Evolution des Menschlichen] - Vortrag zur Ausstellung «Kosmos-Erde-Mensch» 2011. (28.6.2011)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Wege_der_geistigen_Erkenntnis_Brunn_2011-10-06.mp3 Wege der geistigen Erkenntnis] - Bildhaftes Denken als Grundlage geistigen Schauens. (6.10.2011)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Stirb_und_werde_Brunn_2011-11-10.mp3 Stirb und werde] - Einblicke in das Leben nach dem Tod aus der Sicht Rudolf Steiners. (10.11.2011)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Wiederholte_Erdenleben_Brunn_2012-03-29.mp3 Wiederholte Erdenleben und das Schicksal des Menschen] - Gedanken Rudolf Steiners zu Reinkarnation und Karma. (29.3.2012)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Einblicke_in_die_geistige_Welt_Brunn_2012-05-24.mp3 Einblicke in die geistige Welt] - Einführung in die Methode der anthroposophischen Geistesforschung. (24.5.2012)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Mensch_und_Natur_Brunn_2012-10-11.mp3 Mensch und Natur] - Der Mensch als Mikrokosmos und seine Beziehung zu den Naturreichen. (11.10.2012)
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Das_Ich_als_geistiger_Wesenskern_des_Menschen_Brunn_2012-11-29.mp3 Das Ich als geistiger Wesenskern des Menschen] - Der Mensch im Spannungsfeld von Individualismus und Egoismus. (29.11.2012)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Christentum_und_Anthroposophie_Brunn_2013-03-21.mp3 Christentum und Anthroposophie] - Gedanken Rudolf Steiners zur geistigen Bedeutung des Christentums und insbesondere des Ostergeschehens. (21.3.2013)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Europa_als_Bruecke_zwischen_Ost_und_West_Brunn_2013-05-23.mp3 Europa als Brücke zwischen Ost und West] - Die spirituelle Aufgabe Europas aus anthroposophischer Sicht. (23.5.2013)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Individuum_und_Gemeinschaft_Brunn_2014-03-27.mp3 Individuum und Gemeinschaft] - Rudolf Steiners Ideen zur Dreigliederung des sozialen Organismus und die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Herausforderungen unserer Zeit. (27.3.2014)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Mikrokosmos_und_Makrokosmos_Brunn_2014-05-22.mp3 Mikrokosmos und Makrokosmos] - Die kosmischen Dimensionen des Menschen. (22.5.2014)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Mensch_und_Kosmos_Brunn_2015-01-22.mp3 Mensch und Kosmos] - Anthroposophie als Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte. (22.1.2015)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Spuren_des_Geistes_Brunn_2015-04-09.mp3 Spuren des Geistes] - Die Wirkungen geistiger Wesenheiten in Mensch, Natur und Kosmos. (9.4.2015)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Christentum-Islam-Judentum_Brunn_2015-05-28.mp3 Christentum, Islam und Judentum] - Trennendes und Verbindendes aus geisteswissenschaftlicher Sicht. (28.5.2015)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Fernoestliche_Religionen_und_Christentum_Brunn_2015-10-29.mp3 Fernöstliche Religionen und Christentum] - Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Zoroastrismus in ihrem Verhältnis zum Christentum. (29.10.2015)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Die_Botschaft_des_Schicksals_Brunn_2016-01-21.mp3 Die Botschaft des Schicksals] - Lebenskrisen als Entwicklungschance. Reinkarnation und Karma im Licht der Anthroposophie. (21.1.2016)
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Einzelschicksal-Voelkerschicksal-Menschheitsschicksal_Brunn_2016-06-09.mp3 Einzelschicksal - Völkerschicksal - Menschheitsschicksal] - Die geistige Aufgabe Europas und insbesondere Mitteleuropas in den kommenden Zeiten globaler Völkermischung. (9.6.2016)
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Himmel_und_Hoelle_Brunn_2016-11-10.mp3 Himmel und Hölle] - Ein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele, die der Schattenwurf der geistigen Entwicklungsmöglichkeiten des heutigen Menschen sind. (10.11.2016)
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Anthroposophie_als_Lebenskunst_Brunn_2019-05-02.mp3 Anthroposophie als Lebenskunst] (2.5.2019)
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Audio/Vortraege/Rudolf_Steiner_heute_Brunn_2019-10-24.mp3 Rudolf Steiner heute] - Anregungen für ein lebendiges Denken. (24.10.2019)


« . . . Als Gottes Wesen oder als Teil Gottes kann sich die
== Sonderausstellung «Kosmos - Erde - Mensch» 2011 ==
Menschenseele unmöglich betrachten, weniger wegen der
[[Datei:Kosmos-Erde-Mensch.jpg|thumb|400px|Die Ausstellung "Kosmos - Erde - Mensch" im Brunner Heimathaus]]
Thomistischen Besorgnis um die Einheit Gottes, da sie immerhin
In der Zeit vom 25. Juni bis 30. September 2011 fand in den Räumen des Heimathauses mit Unterstützung des [http://www.rudolf-steiner.com Rudolf Steiner Archivs] eine Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtsjahrs Rudolf Steiners statt. Am Beispiel von 10 [[Wikipedia:Faksimilie|Faksimilie]]s ausgewählter [[Wandtafelzeichnungen]] zur [[Kosmologie]] Rudolf Steiners wurde hier der [[Mensch]] im Spannungsfeld von [[Kosmos]] und [[Erde (Planet)|Erde]] als Bürger zweier Welten gezeigt.
als Momente in ihm sein könnten, ohne seiner Einheit
zu schaden, - als vielmehr nach dem eigenen Bewußtsein
und Zeugnis der Menschenseele selbst, die weder sich
noch die Welt als direkten Ausdruck göttlicher Vollkommenheit
oder als Verwirklichung der Idee Gottes selbst
betrachten kann. Als von Gott stammend, kann sie nur als
Produkt oder Werk göttlicher Imagination gelten; denn
es muß die Menschenseele wie die Welt selbst in diesem
Falle zwar aus göttlicher Kraft und Wirksamkeit kommen
(da aus bloßem Nichts eben nichts werden kann), aber diese
Kraft und Wirksamkeit Gottes muß, wie vorbildend für
die Schöpfung, so auch bildend bei deren Realisierung und
Forterhaltung wirken; also als Gestaltungskraft (nicht bloß
formaler, sondern auch realer Art), demnach als Phantasie,
d. h. als in der Welt immanent fortwirkende und fortschaffend
erhaltende Kraft oder Potenz, also als Weltphantasie, - wie dies früher schon erörtert wurde. Was die Lehre
von der Präexistenz der Seelen betrifft (der Seelen, die entweder
als ewig betrachtet werden oder als zeitlich geschaffen,
aber schon am Anfang und insgesamt auf einmal), die man,
wie bemerkt, in neuerer Zeit wieder hervorgezogen und zur
Lösung aller möglichen psychologischen Probleme für tauglich
hält, - so steht sie mit der Lehre von der Seelenwanderung
und Einkerkerung der Seelen in irdische Leiber in
Verbindung. Danach fände also bei der Zeugung der Ältern
weder eine direkte göttliche Schöpfung der Seelen statt,
noch eine schöpferische Produktion neuer Menschennaturen
nach Leib und Seele durch die Ältern, sondern nur eine neue
Verbindung der Seele mit dem Leibe, also eine Art Fleischwerdung
oder Versenkung der Seele in den Körper, - wenigstens
einer teilweisen, so daß sie teils vom Körper umfangen
und gebunden ist, teils darüber hinausragt und eine
gewisse Selbständigkeit als Geist behauptet, aber doch nicht
davon loskommen kann, bis der Tod die Verbindung aufhebt
und für die Seele Befreiung und Erlösung bringt
(wenigstens von dieser Verbindung). Der Geist des Menschen
gliche da in seinem Verhältnis zum Körper den armen
Seelen im Fegfeuer, wie sie von malenden Pfuschern auf
Votivtafeln dargestellt zu werden pflegen, als Körper, die
halb in den auflodernden Flammen versenkt sind, mit dem
obern Teil aber (als Seelen) hervorragend und gestikulierend!
Man bedenke doch, welche Stellung und Bedeutung
bei dieser Auffassung dem Geschlechtsgegensatz, dem Gattungswesen
der Menschheit, der Ehe und dem Älternverhältnis
zu den Kindern zukäme! Der Geschlechtsgegensatz
nur eine Einkerkerungseinrichtung, die Ehe ein Institut zur
Ausführung dieser schönen Aufgabe, die Ältern den Kinderseelen
gegenüber die Schergen zum Festhalten und Einkerkern
derselben, die Kinder selbst den Ältern diese elende,
mühselige Gefangenschaft verdankend, während sie weiter
nichts mit ihnen gemein haben! All das, was sich an dieses
Verhältnis knüpft, beruhte auf elender Täuschung!»


Man kann, wenn man fanatischer Geistesforscher ist,
{|
über eine solche Sache ja lächeln, aber Fanatismus soll der
|-
Geisteswissenschaft fernliegen. Verstehen soll sie und wirklich
| [[Datei:GA 354 30.6.1924.jpg|left|400px|Die ersten 4 planetarischen Weltentwicklungsstufen: [[Alter Saturn]] - [[Alte Sonne]] - [[Alter Mond]] - [[Erde (Planet)|Erde]]; [[Wandtafelzeichnung]] aus [[GA 354]], ein Teil der Sonderausstellung «Kosmos - Erde - Mensch» im Brunner Heimathaus.]]
tolerieren das, wogegen sich die Seele aufbäumt.|62|38ff}}
| <poem>
;Rudolf Steiner-Gedenkstätte
Leopold Gattringer-Straße 34
2340 Brunn am Gebirge
</poem>
|}


{{GZ|Das aber gehört zu dem Menschen des Abendlandes dazu: die
Rudolf Steiner hat während seiner Vorträge oftmals an die Tafel geschrieben oder gezeichnet. Auf die Initiative Emma Stolles hin wurden die Tafeln ab 1919 mit schwarzem Karton bespannt, um die Tafelzeichnung aufbewahren zu können. Auf diese Weise kamen im Laufe der folgenden Jahre über 1000 Zeichnungen zusammen, die in den letzten Jahren innerhalb der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe]] ([[GA]]) in handlicher Form zugänglich gemacht wurden und seit 1992 in Museen weltweit ausgestellt werden.
Göttlichkeit in der Sinneswelt, das durchgeistigte, das durchgöttlichte
Sinnliche anzuerkennen. Und wenn der abendländische Mensch unter
dem Einfluß des Buddhismus auch nur für kurze Zeit die Geistigkeit
des Sinnlichen verleugnet, in den Gemütern lebt es und wird immer
vorhanden sein. Und in Aristoteles lebte gerade dieses Wert-Legen
auf das äußerlich Physische, nicht um seiner selbst willen, sondern als
einen notwendigen Durchgangspunkt, als eine notwendige Voraussetzung
für die Gesamtevolution des Menschen. Dieses Wert-Legen
auf das äußere Physische lebte immer in den Menschen des Abendlandes,
bis ins 19. Jahrhundert herein. Und das ist eines der Elemente,
warum hervorragende Geister des Abendlandes sich nicht befreunden
konnten mit der Reinkarnation. Das Fühlen der Berechtigung des
luziferischen Prinzips auf der einen Seite und das Anerkennen des
Göttlichen auch in dem äußeren sinnlichen Dasein auf der andern
Seite wirkten sozusagen zusammen, und das erzeugte Gefühle von der
Art, wie ich Ihnen eines mitteilen will bei einem Manne, der wirklich
zu den geistvollsten Persönlichkeiten des Abendlandes gehört. An
dem bedeutsamen Philosophen Frohschammer möchte ich Ihnen dieses
Gefühl nachweisen. Sie finden es beschrieben in seinem Werke, das
er geschrieben hat über die Philosophie des Thomas von Aquino. Da
gibt er eine sehr ausführliche Auseinandersetzung seiner eigenen Philosophie
mit dem Thomismus und spricht sich an einer Stelle in seiner
Art aus über die Möglichkeit dessen, was wir die Reinkarnation nennen.
Frohschammer muß nun in dieser Beziehung durchaus aufgefaßt
werden als ein Repräsentant der abendländischen Weltanschauung,
das heißt als ein Geist, an dem wir erkennen können, wie schwierig es
den verflossenen Jahrhunderten wurde, dasjenige anzuerkennen, was
einen Grundnerv unserer Pneumatosophie ausmachen muß: die Lehre
von der Reinkarnation. Frohschammer sagt:


«Als von Gott stammend kann die Menschenseele nur als Produkt
{{Zitat|Die Wandtafelzeichnungen sind ein noch unausgeschöpfter Fundus kreativen Denkens und Zeichnens, der wohl noch viele Künstler und hoffentlich ein wachsendes Kunstpublikum zu jenen 'höheren Formen menschlicher Kreativität' anregen wird, die - nach R. Steiner und J. Beuys - Imagination, Inspiration und Intuition sind"|Guido Magnaguagno|''Direktor Tinguely Museum Basel''}}
oder Werk göttlicher Imagination gelten; denn es muß die Menschenseele
wie die Welt selbst in diesem Falle zwar aus göttlicher Kraft und
Wirksamkeit kommen (da aus bloßem Nichts eben Nichts werden
kann), aber diese Kraft und Wirksamkeit Gottes muß, wie vorbildend
für die Schöpfung, so auch bildend bei deren Realisierung und Forterhaltung
wirken; also als Gestaltungskraft (nicht bloß formaler, sondern
auch realer Art), demnach als Phantasie, das heißt als in der Welt
immanent fortwirkende und fortschaffend erhaltende Kraft oder Potenz,
also als Weltphantasie -, wie dies schon früher erörtert wurde.»


Ich möchte hier dazu bemerken, daß Frohschammer auch ein Buch
== Adresse ==
geschrieben hat «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses»,
in dem er - wie Hegel die Idee, wie Schopenhauer den Willen - die
Phantasie selbst als das schöpferische Weltenprinzip darstellt.


«Was die Lehre von der Präexistenz der Seelen betrifft (der Seelen,
<poem>
die entweder als ewig betrachtet werden oder als zeitlich geschaffen,
;Rudolf Steiner-Gedenkstätte
aber schon am Anfang und insgesamt auf einmal), die man, wie bemerkt,
Leopold Gattringer-Straße 34
in neuerer Zeit wieder hervorgezogen und zur Lösung aller
AT-2340 Brunn am Gebirge
möglichen psychologischen Probleme für tauglich hält -, so steht sie
Austria
mit der Lehre von der Seelenwanderung und Einkerkerung der Seelen
</poem>
in irdische Leiber in Verbindung.»


Dies wurde geschrieben im Jahre 1889, und ich habe auch schon in
== Literatur ==
dem Karlsruher Zyklus angedeutet, daß es allerdings auch im 19. Jahrhundert
immer Bekenner der Lehre von den wiederholten Erdenleben
gegeben hat. Das weiß natürlich Frohschammer auch, und deshalb
sagt er weiter:


«Danach fände also bei der Zeugung der Ältern weder eine direkte
* Ludwig Müllner: ''Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien'', Anna Pichler Verlag, Wien 1997 ISBN 3-901087-70-2
göttliche Schöpfung der Seelen statt, noch eine schöpferische Produktion
neuer Menschennaturen nach Leib und Seele durch die Eltern,
sondern nur eine neue Verbindung der Seele mit dem Leibe, also eine
Art Fleischwerdung oder Versenkung der Seele in den Körper -, wenigstens
einer teilweisen, so daß sie teils vom Körper umfangen und
gebunden ist, teils darüber hinausragt und eine gewisse Selbständigkeit
als Geist behauptet, aber doch nicht davon loskommen kann, bis
der Tod die Verbindung aufhebt und für die Seele Befreiung und
Erlösung bringt (wenigstens von dieser Verbindung). Der Geist des
Menschen gliche da in seinem Verhältnis zum Körper den armen
Seelen im Fegfeuer, wie sie von malenden Pfuschern auf Votivtafeln
dargestellt zu werden pflegen, als Körper, die halb in die auflodernden
Flammen versenkt sind, mit dem obern Teil aber (als Seelen) hervorragend
und gestikulierend! Man bedenke doch, welche Stellung und
Bedeutung bei dieser Auffassung dem Geschlechtsgegensatz, dem
Gattungswesen der Menschheit, der Ehe und dem Elternverhältnis zu
den Kindern zukäme! Der Geschlechtsgegensatz nur eine Einkerkerungseinrichtung,
die Ehe ein Institut zur Ausführung dieser schönen
Aufgabe, die Eltern den Kinderseelen gegenüber die Schergen zum
Festhalten und Einkerkern derselben, die Kinder selbst den Eltern
diese elende, mühselige Gefangenschaft verdankend, während sie
weiter nichts mit ihnen gemein haben! All das, was sich an dieses
Verhältnis knüpft, beruhte auf elender Täuschung! Und ebenso alles,
was sich in der Menschheit an den Geschlechtsgegensatz knüpft!
Welch eine Rolle spielt doch das Geschlechtsverhältnis! Wie ist so
sehr das Sinnen und Trachten der Menschen von ihm bestimmt!
Welche Sehnsucht erregt es, welche Beglückung geht von ihm aus, für
welch körperliche und geistige Entzückungen ist es die Quelle! Und
wie ist es der Gegenstand unerschöpflichen künstlerischen, insbesondere
poetischen Schaffens! Und nun soll dieser Gegensatz nur eine
Veranstaltung zur Verleiblichung und Einkerkerung armer Seelen
sein, die dadurch dem irdischen Elend preisgegeben werden, den
Mühen, Leidenschaften, Versuchungen und Gefahren dieses irdischen
Daseins verfallen und nur allenfalls mit einem Stück ihres Wesens
noch in ein Jenseits hineinragen oder, wie man sagt, transzendental
(eigentlich transzendent) sind! Die Bedeutung dieses Geschlechtsverhältnisses
liegt demgemäß nicht darin, daß eine beständige Wiedererneuerung,
Verjüngung stattfindet, dem Frühling des Daseins entsprechend,
sondern vielmehr das Gegenteil davon. Und die Sehnsucht,
die zu Grunde läge, und das Entzücken, das davon ausgeht,
wäre nicht in der Befriedigung höchster Schaffenslust begründet, wie
man doch meinen sollte, sondern entspringt aus einem traurigen Streben
nach Einkerkerung neuer Seelen in leibliche Formen, die ihnen
den größten Teil ihres Selbst verdunkeln und entfremden.»


Sie sehen, das ist ein Mensch, der aufrichtig und ehrlich spricht,
== Weblinks ==
spricht aus dem Geistesleben seiner Zeit heraus.|115|253ff|254}}


=== Inspiration durch die geistige Individualität Tycho de Brahes ===
* [http://www.brunnamgebirge.at/heimathaus.html Brunner Heimathaus - Gliedererhof]
[[Rudolf Steiner]] gibt an, dass Frohschammer ähnlich wie [[Schelling]] von der aus der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] wirkenden [[Individualität]] des [[Tycho de Brahe]] inspiriert wurde:
* [http://www.brunnamgebirge.at/fileadmin/brunn/media/pdf_Dateien/Kultur/Rudolf_Steiner_Gedenkstaette.pdf Rudolf Steiner Gedenkstätte]
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Brunner_Heimathaus/Rudolf_Steiner-Der_Denker_aus_Brunn_KRM_1972.pdf Karl Rössel-Majdan: ''Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn''], in: Mitteilungen des Vereins Brunner Heimathaus, Dezember 1972


{{GZ|... eine der Schriften aus der deutschen Philosophie,
;Video
die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben, ist die
Schrift von Jakob Frohschammer: «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», eine geistvolle Schrift vom Ende des neunzehnten
Jahrhunderts, Geistvoll deshalb, weil dieser mutige Mann, der
von der Kirche ausgestoßen worden ist, dessen Schriften auf den
Index gesetzt wurden, der mutig war auch der Wissenschaft gegenüber,
die Verwandtschaft aufdeckte zwischen dem, was rein seelisch
in der Phantasie schafft, wenn der Mensch künstlerisch schafft, und
demjenigen, was innerlich als Wachstum und Lebenskraft wirkt.
Dazu gehörte schon etwas in jener Zeit. «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», als weltschöpferische Macht, ist schon
eine bedeutsame Schrift.


So interessierte mich wiederum dieser Jakob Frohschammer sehr.
* [http://www.youtube.com/watch?v=9I8x0Mn42AY Rudolf Steiner Express in Brunn am Gebirge]
Ich suchte ihm beizukommen, eben auch real, nicht bloß durch
seine Schriften. Wiederum fand ich: Der inspirierende Geist ist derselbe,
der in [[Tycho de Brahe]], in [[Julian Apostata]] gelebt hat.
So gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, bei denen man
sehen kann, wie etwas vorbereitend wirkte für dasjenige, was dann
Anthroposophie geworden ist. Aber man braucht überall dahinter
das spirituelle Licht, das im Übersinnlichen wirkt. Denn was vorher
auf die Erde davon heruntergekommen ist, das sind eben doch
Abstraktionen geblieben. Nur konkretisieren sie sich zuweilen bei
solch einem Geiste wie Schelling oder bei einem so mutvollen
Menschen wie Jakob Frohschammer.|238|102}}
 
== Werke ==
* ''Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen.'' Wölfle, Landshut 1850 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10024675-3 Digitalisat]).
* ''Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus.'' Rieger, München 1854 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11338340-9 Digitalisat]).
* ''Menschenseele und Physiologie. Eine Streitschrift gegen Carl Vogt in Genf.'' Literarisch-artistische Anstalt, München 1855 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043259-3 Digitalisat]).
* ''Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik zur Reform der Philosophie.'' Cotta, München 1858 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10045807-2 Digitalisat]).
* ''Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Theologie, Materie und Kunst.'' München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043260-6 Digitalisat]).
* ''Ueber die Freiheit der Wissenschaft.'' Lentner, München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447503-5 Digitalisat]).
* ''Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft.'' Tendler, Wien 1868 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10773667-1 Digitalisat]).
* ''Beleuchtung der päpstlichen Encyclica vom 8. December 1864 und des Verzeichnisses der modernen Irrthümer : nebst einem Anhang, Kritik de Broschüre des Bischofs von Orleans'', F.A. Brockhaus, Leipzig 1870 ([https://archive.org/details/a582505500frohuoft Digitalisat]).
* ''Ueber die religiösen und kirchenpolitischen Fragen der Gegenwart. Gesammelte Abhandlungen.'' Loll, Elberfeld 1875 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11320948-5 Digitalisat]).
* ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses.'' Ackermann, München 1877 ([https://archive.org/details/a582548600frohuoft Digitalisat]).
* ''[[Monade (Philosophie)|Monaden]] und Weltphantasie.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/a582519400frohuoft Digitalisat]).
* ''Ueber die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie [[Kant]]s und [[Spinoza]]s.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/berdiebedeutung00frohgoog Digitalisat]).
* ''Über die Principien der aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben.'' Ackermann, München 1881 ([https://archive.org/details/a582578700frohuoft Digitalisat]).
* ''Ueber die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache.'' Ackermann, München 1883 ([https://archive.org/details/bub_gb_scAIAAAAQAAJ Digitalisat]).
* ''Ueber die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft.'' München 1885.
* ''„Kein heiteres Lebensbild“. Eine Autobiographie.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-91-6.
* ''Die Unfehlbarkeit des Papstes. Offenes Sendschreiben an seine Excellenz den Herrn Erzbischof von München-Freising Gregor von Scherr betreffend den Hirtenbrief vom 26. Dezember 1870.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-90-9.
* ''Der Fels Petri in Rom. Beleuchtung des Fundaments der römischen Papstherrschaft.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-89-3.
 
== Literatur ==
* {{ADB|49|172|177|Frohschammer, Jakob|Max Heinze|ADB:Frohschammer, Jakob}} 
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630003106/http://www.bautz.de/bbkl/f/Frohschammer.shtml |autor=Raimund Lachner|artikel=FROHSCHAMMER, Jakob|band=14|spalten=998-1006}}
* Rudolf Hausl: ''Jakob Frohschammer (1821–1893).'' In: [[Wikipedia:Heinrich Fries|Heinrich Fries]], [[Wikipedia:Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]] (Hrsg.): ''Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert.'' Band 3. München 1975, S. 169–189
* Raimund Lachner: ''Jakob Frohschammer (1821 - 1893): Leben und Werk.'' St. Ottilien: EOS 1990 ISBN 3-88096-905-1
* Raimund Lachner: ''Zwischen Rationalismus und Traditionalismus: Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer.'' Münster: Lit 1995 ISBN 3-8258-2390-3
* Elke Pahud de Mortanges: ''Philosophie und kirchliche Autorität. Der Fall Jakob Frohschammer vor der römischen Indexkongregation (1855–1864)'' (= ''Römische Inquisition und Indexkongregation.'' Bd. 4). Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-77672-X.
* {{NDB|5|654|655|Frohschammer, Jakob|Edith Selow|118693840}}
* Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5 {{Schriften|021}}
* Rudolf Steiner: ''Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart'', [[GA 36]] (1961), ISBN 3-7274-0360-8 {{Vorträge|036}}
* Rudolf Steiner: ''Ergebnisse der Geistesforschung'', [[GA 62]] (1988), ISBN 3-7274-0620-8 {{Vorträge|062}}
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Wikisource}}
* [http://archive.org/search.php?query=creator%3A%22Frohschammer%2C+Jakob%2C+1821-1893%22 Jakob Frohschammer: Werke] auf [http://archive.org archive.org]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{DEFAULTSORT:Frohschammer, Jakob}}
{{DEFAULTSORT:Steiner, Rudolf}}
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Rudolf Steiner]]
[[Kategorie:Theologe]]
[[Kategorie:Veranstaltungsort]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1821]]
[[Kategorie:Gestorben 1893]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 9. Mai 2020, 08:55 Uhr

Das Brunner Heimathaus: Das Kämmerchen im 1. Stock direkt über dem Torbogen war Rudolf Steiners Arbeitszimmer, im anschließenden Erkerzimmer befand sich das Wohnzimmer der Familie Steiner.

Die Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge befindet sich im 1. Stock des Brunner Heimathauses, dem sog. Gliedererhof, in der Marktgemeinde Brunn am Gebirge im Bezirk Mödling in Niederösterreich, unweit der Stadtgrenze Wiens. In dem unmittelbar an der Südbahn gelegenen Ort wohnte die Familie Rudolf Steiners von 1882 bis 1887.

Geschichte

Grundriss der Brunner Pfarrkirche mit der markanten Achterform, über deren Schnittpunkt sich der hohe Kirchturm erhebt und die als ideelle Bauform auch dem ersten Goetheanum Rudolf Steiners zu Grunde liegt.
Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge
Der Gliedererhof vor der Renovierung

Es ist der Initiative des Tierarztes und Anthroposophen Ludwig Müllner, der unmittelbar benachbart des Gliedererhofes lebte, zu verdanken, dass diese frühe Wirkensstätte Steiners entdeckt und erhalten wurde. Der Entdeckung Müllners wurde zunächst mit großer Skepsis begegnet, da keine Dokumente den zeitweiligen Wohnsitz Steiners in Brunn am Gebirge zu bestätigen schienen. Erst zur Weihnachtszeit 1958 erhielt Müllner Nachricht von Emil Bock, dass sich in Eisenach 38 Briefe und Postkarten Steiners an Professor Kürschner gefunden hätten, die alle in Brunn am Gebirge zwischen 1882 und 1886 geschrieben worden waren.

Der spätgotische Bau des Gliedererhofes aus dem 15. Jahrhundert, der schon dem Verfall preisgegeben schien, wurde schließlich durch die Gemeinde Brunn vom letzten Besitzer, August Gliederer, angekauft und 1960 unter Denkmalschutz gestellt und in den Jahren von 1965 bis 1969 aufwändig restauriert.

Rudolf Steiner schrieb hier während seiner Studentenzeit an den Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften für Joseph Kürschners „Deutsche Nationalliteratur“ sowie die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Hier mag Steiner auch erste Anregungen für den späteren Bau des ersten Goetheanums in Dornach gefunden haben, denn der Grundriss der Brunner Kirche mit seiner charakteristischen Achterform weist, wie schon Ludwig Müllner erkannte, bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem des ersten Goetheanums auf.

„Damit ist nicht gesagt oder auch nur gemeint, Rudolf Steiner habe beim Bau des Goetheanums an die Brunner Kirche gedacht! Das ist ebensowenig der Fall, als seine Forschungsergebnisse Wiederholung dessen sind, was Goethe in seinen Schriften niedergelegt hat [...] Rudolf Steiners Goetheanum liegt Ideelles zugrunde, das sich in der Brunner Kirche wiederfindet. Beide Bauten manifestieren in der Gesamtgestaltung umfassende Lebensgesetze, die Goethe am Werden und am Bau der Pflanze erstmalig aufgezeigt hat.“

Ludwig Müllner: Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien, S 46f

Das 1969 eröffnete Brunner Heimathaus mit der Rudolf Steiner Gedenkstätte wird heute von dem Verein Brunner Heimathaus und dem Rudolf Steiner Gedenkstättenkomitee betreut. Das Brunner Heimathaus ist heute die Heimstätte zahlreicher Brunner Vereine und es finden regelmäßig Ausstellungen, künstlerische Veranstaltungen und Vorträge statt.

Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn

Rudolf Steiner (1882)
Rudolf Steiner (1919)

Über die Bedeutung Rudolf Steiners, der in Brunn nicht nur die Grundlinien von Goethes Weltanschauung erhellte, sondern auch die seines eigenen Denkens entwickelte, schreibt Karl Rössel-Majdan:

„Unsere Zeit ist durch einen eigenartigen Gegensatz, einen inneren Widerspruch gekennzeichnet. Noch nie waren die Menschen so intellektuell, noch nie sahen sie im Wissen so sehr den Zweck der Menschenbildung, noch nie mußte auch der letzte der Hilfsarbeiter und Bauerknecht so sehr praktisch, zweckmäßig, technisch denken - und dennoch gilt gerade in dieser Zeit die Philosophie, das reine Denken selbst, als schwer, als fad und trocken , als tot. Über alles Materielle wird nachgedacht, nur nicht über das Denken selbst, über Sinn und Wesen von Mensch, Gemeinschaft und Welt, über das, was die Kultur gegenüber der Natur auszeichnet, den menschlichen Geist. Rudolf Steiner, der Student aus Brunn am Gebirge, der von hier aus nach Weimar berufen und in den Neunzigerjahren zum berühmten Goetheforscher wurde, hatte diese Kluft überbrückt. Sein Beitrag für die Kultur- und Geistesgeschichte der Menschheit ist daher nicht mehr wegzudenken, ganz gleich, wie man zu dieser oder jener seiner Lehren stehen mag. Natur und Geist sind in der Schau, in der Weltanschauung Rudolf Steiners nichts unverständlich Getrenntes, sondern Erscheinung desselben, und gerade im Menschen ist diese Verbindung erkennbar. Es ist wert, sich einfach mit gesundem Hausverstand, ohne Angst vor den üblichen Denkschnörkseln und Abstraktionen vertrockneter Geisteswissenschaften in diese Gedankengänge einführen zu lassen. Nach Rudolf Steiner ist die Geschichte der Menschheit nicht ein immer raffinierterer Kampf ums Dasein, sondern ein Weg zum Selbstverständnis des Menschen und damit zum Verständnis von Natur und Geist in der Welt. Das Denken ist das Mittel, um zu sich zu kommen, zum Selbstbewußtsein zu erwachen. „Wahrheit und Wissenschaft“, die „Rätsel der Philosophie“ und die „Philosophie der Freiheit“ sind neben anderen grundsätzliche philosophische Werke Rudolf Steiners, die von jedem ernstgenommen werden können und sollen, auch wenn er den Gedankengängen im späteren und weltanschaulichen Werke nicht folgen will.

Bei den Griechen wurde Seele und Körper noch in wunderbarer Harmonie gesehen und geschult, und erst allmählich haben sich Kunstanschauung und Philosophie getrennt und spezialisiert. Warum die heutige Olympiade mit der griechischen außer dem Namen kaum etwas zu tun hat, lernt man aus dem Werke Dr. Steiners verstehen. Also ist es hochaktuell. Wir lernen auch verstehen, wie aus dem einfachen Schauen, das noch im Sinneserlebnis gleichzeitig stark durchseelt war, im „videin“ die „Idee“, die platonische Innenschau wurde. Wir entdecken dann auch mit Dr. Steiner die Bedeutung des Christentums, das jedes Erkennen dem göttlichen Funken im Menschen zuschreibt. Und dann folgen wir Dr. Steiner bei seiner Wiederentdeckung der Scholastik, durch die der Gedanke almählich als ein Erzeugnis der menschlichen Seele aufgefaßt wurde. Und schließlich kommen mit der Neuzeit die Philosophien vom Ich, die in der deutschen Klassik gipfeln. Der Mensch hat ein Ich, von dem das Denken ausgeht, und man beschäftigt sich damit, was dieses Ich, was das eigentlich Menschliche sei. Bei den Goetheanisten, und darauf aufbauend im weiteren Werke Rudolf Steiners wird durch gleichzeitige Innen- und Außenbeobachtung versucht zu zeigen, wie dieses menschliche Ich im Bewußtseinsakt Geist und Natur verbindet. Geist wird dabei als etwas Objektives und so Vielgestaltiges aufgefaßt, wie die Natur. Dadurch rechtfertigt Steiner das Christentum und und die alten Religionen, und lehrt eine Toleranz gegenüber allen Philosophien, die aus dem Gesichtspunkt der jeweiligen Entwicklung verstanden werden können. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt des Weltverstehens, und das nannte Rudolf Steiner mit einem Lehnwort aus dem Griechischen: Anthroposophie. Durch seine Philosophie wurde Rudolf Steiner der Überwinder eines einseitigen Materialismus und der Verfechter hoher moralischer Werte, denn durch Intuition, in dem, was der Heide noch eine bildhafte Natur- und Götterwelt ohne Unterscheidung zwischen innen und außen nannte, was für das Christentum die Menschwerdung des Göttlichen und der göttliche Funke im Menschen wurde, aus dem Ich, das über den Egoismus hinauswächst, entspringt der „Einfall“, die Idee, die Erkenntnis in selbstbewußter und damit freier Weise, und es entspringt von dort aus die nicht erzwungene, sondern freie moralische Tat. Dadurch wird auch die Berechtigung der dichterischen Phantasie, wird der Erkenntniswert der Kunst und der religiösen Mythologie verstanden, und die Bedeutung der Dichter und Denker. Nimmt es wunder, daß Steiner also Goethes Farbenlehre, die zum Unterschied von Newton physikalisch und seelisch zugleich war, neu entdecken konnte? Daß er die Morphologie Goethes für eine Heilkunde, für die Naturwissenschaft nutzbar machen konnte, die Morphologie, die da sagt, man solle nicht bloß die Stoffe, sondern die gestaltbildenden Kräfte, die sogenannten Bilderkräfte ansehen?

Rudolf Steiner war Student der Technik und hatte das Doktorat. Technik ist eine ausgesprochene Erfahrungswissenschaft. Die Bedeutung des Denkers Rudolf Steiner liegt darin, daß er die Philosophie aus Verschrobenheit und Abstraktion herausführte und in Anschluß an die großen Dichter und Denker die Geisteswissenschaft, die schon auf dem Wege war, zu einer Scheinnaturwissenschaft, zu einer Nervenwissenschaft zu degenerieren, auch zu einer Erfahrungswissenschaft eigener Art machte. Das Denken und das seelische Erleben erhalten für das Menschentum eine neue Bedeutung und werden zur bewußten Methode der Erkenntnis...“

Karl Rössel-Majdan: Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn[1]

Einführungsvorträge zur Anthroposophie Rudolf Steiners

Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913) - Homepage mit Veranstaltungskalender
Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913) - Homepage mit Veranstaltungskalender
Einführungsvorträge zur Anthroposophie im Brunner Heimathaus.

In unregelmäßigen Abständen werden durch die Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913) im Brunner Heimathaus Einführungsvorträge von Wolfgang Peter zur Anthroposophie Rudolf Steiners gehalten, die hier teilweise als Audio-Mitschnitt oder Manuskript abgerufen werden können:

Sonderausstellung «Kosmos - Erde - Mensch» 2011

Die Ausstellung "Kosmos - Erde - Mensch" im Brunner Heimathaus

In der Zeit vom 25. Juni bis 30. September 2011 fand in den Räumen des Heimathauses mit Unterstützung des Rudolf Steiner Archivs eine Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtsjahrs Rudolf Steiners statt. Am Beispiel von 10 Faksimilies ausgewählter Wandtafelzeichnungen zur Kosmologie Rudolf Steiners wurde hier der Mensch im Spannungsfeld von Kosmos und Erde als Bürger zweier Welten gezeigt.

Die ersten 4 planetarischen Weltentwicklungsstufen: Alter Saturn - Alte Sonne - Alter Mond - Erde; Wandtafelzeichnung aus GA 354, ein Teil der Sonderausstellung «Kosmos - Erde - Mensch» im Brunner Heimathaus.
Die ersten 4 planetarischen Weltentwicklungsstufen: Alter Saturn - Alte Sonne - Alter Mond - Erde; Wandtafelzeichnung aus GA 354, ein Teil der Sonderausstellung «Kosmos - Erde - Mensch» im Brunner Heimathaus.
Rudolf Steiner-Gedenkstätte

Leopold Gattringer-Straße 34
2340 Brunn am Gebirge

Rudolf Steiner hat während seiner Vorträge oftmals an die Tafel geschrieben oder gezeichnet. Auf die Initiative Emma Stolles hin wurden die Tafeln ab 1919 mit schwarzem Karton bespannt, um die Tafelzeichnung aufbewahren zu können. Auf diese Weise kamen im Laufe der folgenden Jahre über 1000 Zeichnungen zusammen, die in den letzten Jahren innerhalb der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) in handlicher Form zugänglich gemacht wurden und seit 1992 in Museen weltweit ausgestellt werden.

„Die Wandtafelzeichnungen sind ein noch unausgeschöpfter Fundus kreativen Denkens und Zeichnens, der wohl noch viele Künstler und hoffentlich ein wachsendes Kunstpublikum zu jenen 'höheren Formen menschlicher Kreativität' anregen wird, die - nach R. Steiner und J. Beuys - Imagination, Inspiration und Intuition sind"“

Guido Magnaguagno: Direktor Tinguely Museum Basel

Adresse

Rudolf Steiner-Gedenkstätte

Leopold Gattringer-Straße 34
AT-2340 Brunn am Gebirge
Austria

Literatur

  • Ludwig Müllner: Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien, Anna Pichler Verlag, Wien 1997 ISBN 3-901087-70-2

Weblinks

Video

Einzelnachweise

  1. Karl Rössel-Majdan: Rudolf Steiner - Der Denker aus Brunn, in: Mitteilungen des Vereins Brunner Heimathaus, Dezember 1972, S. 6f.