Mani (Religionsstifter) und Zyankali: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Hgp
(Zwei Anmerkungen zur Zitatqualität)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Mani''' (''Manes, Manichäus'', [[Wikipedia:Persische Sprache|persisch]]: مانی ''Mānī'' [{{IPA|mɔːˈniː}}]) (* [[Wikipedia:14. April|14. April]] [[Wikipedia:216|216]] vermutlich bei [[Wikipedia:Seleukia-Ktesiphon|Seleukia-Ktesiphon]]; † [[Wikipedia:26. Februar|26. Februar]] [[Wikipedia:277|277]] oder am [[Wikipedia:14. Februar|14. Februar]] [[Wikipedia:276|276]] in [[Gundishapur]]) ist der Stifter der historischen Religion des [[Manichäismus]].
Seitens der [[Nationalsozialist]]en wurde Zyklon B ('''Zyankali''') zur Vernichtung der [[Juden]] in den Gaskammern der [[Konzentrationslager]] eingesetzt.
Die Vergiftung mit '''Zyankali''' hat schwere Folgen für die nachtodliche Fortexistenz. [[Rudolf Steiner]] sagte dazu folgendes:
"Und das Schlimme ist, daß immer Gefahr vorhanden ist, wenn einer sich mit '''Zyankali''' vergiftet, daß das die Seele mitnimmt und der Mensch, statt daß er in der Seele weiterleben könnte, überhaupt in der ganzen Welt verteilt wird und namentlich im Sonnenlicht verteilt wird.
Wenn anthroposophische Erkenntnisse sich verbreiten würden, so würde sich kein Mensch mehr mit '''Zyankali''' vergiften. Es würde ihm gar nicht einfallen! Daß Vergiftungen mit '''Zyankali''' eintreten, das ist nur die Folge der materialistischen Weltanschauung, weil die Menschen glauben: tot ist tot, ganz gleichgültig, ob man durch '''Zyankali''' den Tod erleidet oder durch die innere Auflösung. Das ist aber nicht gleichgültig! Wenn man durch die innere Auflösung den Tod erleidet, dann haben Seele und Geist den gewöhnlichen Weg zu gehen in die geistige Welt hinein; sie leben eben weiter. Wenn Sie aber durch '''Zyankali''' sich vergiften, dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. '''Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist''' [Hervorh. nicht.i. Orig.]."  (Lit.: [[GA 351]] S.47, Zweiter Vortrag).<ref> Weil diese Aussage so äußerst schwerwiegend ist, sei hier noch einmal ausdrücklich wiederholt, daß die Veröffentlichung auf von Rudolf Steiner nicht persönlich überprüften Nachschriften beruht. Rudolf Steiner sagt dazu "Es wird
eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht
nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet." (Zitiert nach Angabe in GA 351 S. 5) Zudem ist, da die Aussage zu einem der sogenannten Arbeitervorträge gehört, folgende Anmerkung von Marie Steiner zu beachten: [Diese Vorträge] "... waren aber für ein besonderes Publikum
gedacht gewesen und in einer besonderen Situation ganz aus dem Stegreif
gesprochen, wie es die Umstände und die Stimmung der zuhörenden
Arbeiter eingaben - durchaus nicht im Hinblick auf Veröffentlichung und
Druck. Aber gerade die Art, wie sie gesprochen wurden, hat einen Ton
der Frische und Unmittelbarkeit, den man nicht vermissen möchte. Man
würde ihnen die besondere Atmosphäre nehmen, die auf dem Zusammenwirken
dessen beruht, was in den Seelen der Fragenden und des
Antwortenden lebte. Die Farbe, das Kolorit möchte man nicht durch
pedantische Umstellung der Satzbildung wegwischen. Es wird deshalb
der Versuch gewagt, sie möglichst wenig anzutasten." (GELEITWORT
zum Erscheinen von Veröffentlichungen aus den Vorträgen
Rudolf Steiners für die Arbeiter am Goetheanumbau
vom August 1922 bis September 1924
Marie Steiner, in GA 351, S. 14) </ref><ref> Das Zitat enthält im Beginn eine Einschränkung, die besagt, daß die ''Gefahr'' einer solchen Wirkung des Zyankali bestehe, mithin muß das Zyankali diese Wirkung nicht haben. Am Ende gibt es eine weitere Einschränkung: Die Seele habe die ''Absicht'', durch die Wirkung des Zyankali, sich aufzulösen. Es wird aber nicht gesagt, daß diese Absicht auch (immer) verwirklicht wird. Diese Einschränkungen passen aber nicht so recht zu der sonstigen Aussage, so daß von daher die Möglichkeit einer fehlerhaften stenographischen Mitschrift möglich scheint.</ref>


== Leben ==
Der jüdische [[Esoteriker]] und [[Rabbi]] [[Yonassan Gershom]] ist allerdings gegenteiliger Meinung, zumindest für die jüdischen Opfer des [[Holocaust]] kann nach seiner Auffassung keine solche Folge eintreten, da es sich nicht um [[Selbstmord]] handelte:
"Der Gebrauch des Reflexivpronomens «sich» – sich vergiften – heißt für mich, daß an dieser Stelle von Selbstmord und nicht von einem Mordopfer in einer Gaskammer die Rede ist. Beachten Sie auch, daß Steiner im selben Abschnitt sagt, die Seele, die sich mit '''Zyankali''' vergiftet, hat die Absicht, sich im Weltenall aufzulösen. Auch dies weist auf [[Selbstmord]] hin, nicht auf Mord.
In meiner Tätigkeit als Rabbi hatte ich mit selbstmordgefährdeten Menschen zu tun, die nicht nur sterben, sondern ihre Existenz ganz auslöschen wollten. Tatsächlich glauben Menschen, die Selbstmord begehen wollen, nicht an ein Leben nach dem Tod und erwarten, daß ihr individuelles Bewußtsein aufhört, wenn sie sich getötet haben. Es gibt Menschen, die in ihrer tiefen Niedergeschlagenheit wirklich wünschen, ihre Seele möge sich für immer im Weltall auflösen. So jemand könnte zu '''Zyankali''' greifen, weil es schnell wirkt und sicher zum Tod führt.
Die Holocaust-Opfer hingegen, die durch Zyklon-B-Gas (das '''Zyankali''' enthält) getötet wurden, verübten nicht Selbstmord und wollten auch nicht sterben. Sie hatten den verzweifelten Willen, mit allen Mitteln zu überleben, und sie gelobten, der Welt zu berichten, was geschehen war. So stark war dieser Wille, daß sie oft so schnell wie möglich wiedergeboren werden wollten, mit intakten Erinnerungen an den Holocaust. Jene, die nicht unmittelbar wiedergeboren wurden, blieben manchmal in der Gegend der Greueltaten an die Erde gebunden – auch wieder um Zeugnis abzulegen. Andere Holocaust-Opfer betrachteten ihren Tod als Kiddusch ha-Shem (eine jüdische Form von Martyrium durch Verfolgung) und erwarteten, direkt in den Himmel zu gelangen. Aber nirgends finden wir in den Annalen des Holocaust Berichte von Juden, die, nachdem sie ermordet worden waren, ihre ewigen Seelen im Weltall auflösen wollten. Steiners Aussage über '''Zyankali''' gilt nicht für die Opfer des Holocaust.
Hingegen besteht die schauerliche Möglichkeit, daß die Nazis genau deshalb '''Zyankali''' verwendeten, weil sie damit außer den Körpern auch die Seelen der Juden zu zerstören hofften." (Lit.: Yonassan Gershom, Vorwort).


Die Biografie Manis, die man zuvor nur aus sekundären Quellen, wie der 988 geschriebenen arabischen [[Wikipedia:Enzyklopädie|Enzyklopädie]] [[Wikipedia:Fihrist|Fihrist]] und den stark polemischen [[Wikipedia:Acta Archelai|Acta Archelai]] kannte, hat durch die Entdeckungen von [[Wikipedia:Turfan|Turfan]], [[Wikipedia:Medinet Madi|Medinet Madi]] (1929) und insbesondere des [[Wikipedia:Kölner Mani-Kodex|Kölner Mani-Kodex]] erhebliche Korrekturen erfahren. Sein Vater Patik, angeblich ein [[Wikipedia:Parther|parthischer]] Adliger, wurde vor Manis Geburt Mitglied der aramäisch-christlichen Sekte der [[Wikipedia:Elkesaiten|Elkesaiten]].
Dieses Wissen um die Wirkung des '''Zyankali''' wird allerdings - wenn überhaupt - nicht bei allen [[Nationalsozialist]]en verbreitet gewesen sein, denn auch der SS-Chef [[Heinrich Himmler]] tötete sich selbst durch '''Zyankali''', obwohl er an die [[Wiedergeburt]] geglaubt haben soll.


Aufgrund zweier Berufungsvisionen durch seinen himmlischen Zwilling (Thomas), die Mani im Alter von zwölf und 24 Jahren hat, trennt er sich von dieser Gemeinschaft um die wahre Lehre [[Jesus Christus|Christi]], für die er seine eigene Religion hält, zu verkünden. 240/241 unternahm er eine Missonsreise zu den [[Wikipedia:Saken|Saken]] nach [[Wikipedia:Afghanistan|Afghanistan]] und nach „[[Wikipedia:Indien|Indien]]“, wo er vermutlich Kontakte zum [[Buddhismus]] hatte. 242 kehrt er zurück an den Hof des [[Wikipedia:Sassanidenreich|Sassanidenherrschers]] [[Wikipedia:Schapur I.|Schapur I.]], der ihn förderte und nach manichäischer Tradition die [[Wikipedia:Mission|Mission]] in seinem ganzen Reich erlaubte. Ihm widmete Mani sein einziges persisch abgefasstes Buch ''Schapuragan''. Ein Bruder des Großkönigs, Peroz, konvertierte sogar zum Manichäismus; dennoch stützte sich Schapur weiterhin vor allem auf den [[Wikipedia:Zoroastrismus|Zoroastrismus]].
== Einzelnachweise ==
 
<references />
Mani hatte die von ihm gestiftete Religion von vornherein als Schriftreligion angelegt. Er gilt als Verfasser von sieben weiteren, nur fragmentarisch erhaltenen Werken in aramäischer Sprache: 1. Großes bzw. Lebendiges Evangelium (mit Bildband [Ārdahang]); 2. Schatz des Lebens; 3. Pragmateia; 4. Buch der Mysterien; 5. Buch der Giganten; 6. Briefe; 7. Psalmen und Gebete. Seine Religion versucht Nachfolger und Überbietung von [[Christentum]], Zoroastrismus und Buddhismus zu sein. Dabei ging Mani von einem ewigen Kampf von Gut und Böse, von Licht und Dunkelheit, von Geist und Materie aus. Zahlreiche Elemente des Christentums und des Buddhismus, aber auch des [[Gnostizismus]] flossen dabei mit ein. Er organisierte seine Gemeinde auch als regelrechte Kirche.
 
Schapurs Nachfolger [[Wikipedia:Hormizd I.|Hormizd I.]] begünstigte Mani noch, doch als Hormizd nach nur einem Jahr verstarb und [[Wikipedia:Bahram I.|Bahram I.]] den Thron bestieg, endete auch die Tolerierung der neuen Religion. Bahram  stand unter dem Einfluss des Reformers der zoroastrischen Religion, des Mobeds [[Wikipedia:Kartir|Kartir]], und galt als Gegner Manis und seiner Lehre. Mani wurde schließlich gefangengenommen und starb nach 26 Tagen im Gefängnis, wo er auch gefoltert wurde. Das Todesjahr ist entweder 276 oder 277, wobei im letzteren Fall Mani nicht unter Bahram I., sondern unter dessen Nachfolger [[Wikipedia:Bahram II.|Bahram II.]] starb.
 
Manis Tod wurden von seinen Anhängern als eine Art Kreuzigung stilisiert, in bewusster Anlehnung an den Tod Jesu Christi, auch wenn Mani nicht gekreuzigt wurde, sondern im Gefängnis wohl infolge der Einkerkerung verstarb. Sein Tod leitet die Verfolgung der manichäischen Kirche durch Kartir ein.
 
Der Manichäismus wird in der modernen Forschung durchaus zu Recht als eine antike Weltreligion bezeichnet, denn Manis Anhänger und seine eigenen Missionsreisen sorgten für eine recht rasche Verbreitung des neuen Glaubens. Im Laufe der [[Wikipedia:Spätantike|Spätantike]] verbreitete sich der Manichäismus von Spanien bis tief nach Zentralasien, war aber auch weiterhin teils heftigen Verfolgungen ausgesetzt, wie im [[Wikipedia:Römisches Reich|römischen Reich]] und in Persien.
 
Mani gilt als Urvater aller [[Wikipedia:Persische Miniaturmalerei|Maler]] in Iran.


== Literatur ==
== Literatur ==


* ''Die Gnosis III. Der Manichäismus''. Unter Mitw. von J.P. Asmussen eingel., übers. und erl. von [[Wikipedia:Alexander Böhlig|Alexander Böhlig]]. Zürich 1995 (und andere Aufl.).
* Rudolf Steiner: ''Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen'', ([[GA 351]]), Dornach 1999
* [[Wikipedia:Geo Widengren|Geo Widengren]]: ''Mani und der Manichäismus''. Stuttgart 1961.
* Yonassan Gershom: ''Kehren die Opfer des Holocaust wieder?'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997
* Manfred Hutter: ''Mani und die Sasaniden. Der iranisch-gnostische Synkretismus einer Weltreligion''. Institut für Sprachwiss. d. Univ. Innsbruck 1988
* Ludwig Koenen u. Cornelia Römer (Hrsg.): ''Mani. Auf der Spur einer verschollenen Religion''. Herder, Freiburg i. B. u. a. 1993, ISBN 3-451-23090-9
 
== Weblinks ==
 
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/m/mani.shtml}}
 
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Manichäismus|!]]
[[Kategorie:Eingeweihter]]


{{Personendaten|
NAME=Mani
|ALTERNATIVNAMEN=Manes, Manichäus
|KURZBESCHREIBUNG=Stifter der Religion der Manichäer
|GEBURTSDATUM=14. April 216
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Seleukia-Ktesiphon|Seleukia-Ktesiphon]]
|STERBEDATUM=26. Februar 277
|STERBEORT=[[Gundishapur]]
}}


{{Wikipedia}}
{{GA}}

Version vom 25. Februar 2013, 16:49 Uhr

Seitens der Nationalsozialisten wurde Zyklon B (Zyankali) zur Vernichtung der Juden in den Gaskammern der Konzentrationslager eingesetzt. Die Vergiftung mit Zyankali hat schwere Folgen für die nachtodliche Fortexistenz. Rudolf Steiner sagte dazu folgendes: "Und das Schlimme ist, daß immer Gefahr vorhanden ist, wenn einer sich mit Zyankali vergiftet, daß das die Seele mitnimmt und der Mensch, statt daß er in der Seele weiterleben könnte, überhaupt in der ganzen Welt verteilt wird und namentlich im Sonnenlicht verteilt wird. Wenn anthroposophische Erkenntnisse sich verbreiten würden, so würde sich kein Mensch mehr mit Zyankali vergiften. Es würde ihm gar nicht einfallen! Daß Vergiftungen mit Zyankali eintreten, das ist nur die Folge der materialistischen Weltanschauung, weil die Menschen glauben: tot ist tot, ganz gleichgültig, ob man durch Zyankali den Tod erleidet oder durch die innere Auflösung. Das ist aber nicht gleichgültig! Wenn man durch die innere Auflösung den Tod erleidet, dann haben Seele und Geist den gewöhnlichen Weg zu gehen in die geistige Welt hinein; sie leben eben weiter. Wenn Sie aber durch Zyankali sich vergiften, dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist [Hervorh. nicht.i. Orig.]." (Lit.: GA 351 S.47, Zweiter Vortrag).[1][2]

Der jüdische Esoteriker und Rabbi Yonassan Gershom ist allerdings gegenteiliger Meinung, zumindest für die jüdischen Opfer des Holocaust kann nach seiner Auffassung keine solche Folge eintreten, da es sich nicht um Selbstmord handelte: "Der Gebrauch des Reflexivpronomens «sich» – sich vergiften – heißt für mich, daß an dieser Stelle von Selbstmord und nicht von einem Mordopfer in einer Gaskammer die Rede ist. Beachten Sie auch, daß Steiner im selben Abschnitt sagt, die Seele, die sich mit Zyankali vergiftet, hat die Absicht, sich im Weltenall aufzulösen. Auch dies weist auf Selbstmord hin, nicht auf Mord. In meiner Tätigkeit als Rabbi hatte ich mit selbstmordgefährdeten Menschen zu tun, die nicht nur sterben, sondern ihre Existenz ganz auslöschen wollten. Tatsächlich glauben Menschen, die Selbstmord begehen wollen, nicht an ein Leben nach dem Tod und erwarten, daß ihr individuelles Bewußtsein aufhört, wenn sie sich getötet haben. Es gibt Menschen, die in ihrer tiefen Niedergeschlagenheit wirklich wünschen, ihre Seele möge sich für immer im Weltall auflösen. So jemand könnte zu Zyankali greifen, weil es schnell wirkt und sicher zum Tod führt. Die Holocaust-Opfer hingegen, die durch Zyklon-B-Gas (das Zyankali enthält) getötet wurden, verübten nicht Selbstmord und wollten auch nicht sterben. Sie hatten den verzweifelten Willen, mit allen Mitteln zu überleben, und sie gelobten, der Welt zu berichten, was geschehen war. So stark war dieser Wille, daß sie oft so schnell wie möglich wiedergeboren werden wollten, mit intakten Erinnerungen an den Holocaust. Jene, die nicht unmittelbar wiedergeboren wurden, blieben manchmal in der Gegend der Greueltaten an die Erde gebunden – auch wieder um Zeugnis abzulegen. Andere Holocaust-Opfer betrachteten ihren Tod als Kiddusch ha-Shem (eine jüdische Form von Martyrium durch Verfolgung) und erwarteten, direkt in den Himmel zu gelangen. Aber nirgends finden wir in den Annalen des Holocaust Berichte von Juden, die, nachdem sie ermordet worden waren, ihre ewigen Seelen im Weltall auflösen wollten. Steiners Aussage über Zyankali gilt nicht für die Opfer des Holocaust. Hingegen besteht die schauerliche Möglichkeit, daß die Nazis genau deshalb Zyankali verwendeten, weil sie damit außer den Körpern auch die Seelen der Juden zu zerstören hofften." (Lit.: Yonassan Gershom, Vorwort).

Dieses Wissen um die Wirkung des Zyankali wird allerdings - wenn überhaupt - nicht bei allen Nationalsozialisten verbreitet gewesen sein, denn auch der SS-Chef Heinrich Himmler tötete sich selbst durch Zyankali, obwohl er an die Wiedergeburt geglaubt haben soll.

Einzelnachweise

  1. Weil diese Aussage so äußerst schwerwiegend ist, sei hier noch einmal ausdrücklich wiederholt, daß die Veröffentlichung auf von Rudolf Steiner nicht persönlich überprüften Nachschriften beruht. Rudolf Steiner sagt dazu "Es wird eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet." (Zitiert nach Angabe in GA 351 S. 5) Zudem ist, da die Aussage zu einem der sogenannten Arbeitervorträge gehört, folgende Anmerkung von Marie Steiner zu beachten: [Diese Vorträge] "... waren aber für ein besonderes Publikum gedacht gewesen und in einer besonderen Situation ganz aus dem Stegreif gesprochen, wie es die Umstände und die Stimmung der zuhörenden Arbeiter eingaben - durchaus nicht im Hinblick auf Veröffentlichung und Druck. Aber gerade die Art, wie sie gesprochen wurden, hat einen Ton der Frische und Unmittelbarkeit, den man nicht vermissen möchte. Man würde ihnen die besondere Atmosphäre nehmen, die auf dem Zusammenwirken dessen beruht, was in den Seelen der Fragenden und des Antwortenden lebte. Die Farbe, das Kolorit möchte man nicht durch pedantische Umstellung der Satzbildung wegwischen. Es wird deshalb der Versuch gewagt, sie möglichst wenig anzutasten." (GELEITWORT zum Erscheinen von Veröffentlichungen aus den Vorträgen Rudolf Steiners für die Arbeiter am Goetheanumbau vom August 1922 bis September 1924 Marie Steiner, in GA 351, S. 14)
  2. Das Zitat enthält im Beginn eine Einschränkung, die besagt, daß die Gefahr einer solchen Wirkung des Zyankali bestehe, mithin muß das Zyankali diese Wirkung nicht haben. Am Ende gibt es eine weitere Einschränkung: Die Seele habe die Absicht, durch die Wirkung des Zyankali, sich aufzulösen. Es wird aber nicht gesagt, daß diese Absicht auch (immer) verwirklicht wird. Diese Einschränkungen passen aber nicht so recht zu der sonstigen Aussage, so daß von daher die Möglichkeit einer fehlerhaften stenographischen Mitschrift möglich scheint.

Literatur

  • Rudolf Steiner: Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen, (GA 351), Dornach 1999
  • Yonassan Gershom: Kehren die Opfer des Holocaust wieder?, Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997


Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.