Johannes Baptist Katschthaler

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Porträt aus der Festschrift zum XXIII. Internationalen Eucharistischen Kongress, Wien 1912

Johannes Baptist Kardinal Katschthaler (* 29. Mai 1832 in Hippach im Zillertal; † 27. Februar 1914 in Salzburg) war von 1900 bis zu seinem Tod Erzbischof von Salzburg.

Leben

Johannes Baptist Katschthaler studierte erst in Wien und darauf Theologie in Salzburg, wo er zum Doctor theologiae promoviert wurde. Nach seiner Priesterweihe am 31. Juli 1855 in Salzburg war er zunächst Vikar in St. Johann im Pongau. 1864 wurde er Dogmatikprofessor und lehrte ab 1875 in Innsbruck die Fächer Dogmengeschichte und Apologetik.

Im Tiroler Landtag übernahm Katschthaler die Vertretung des Salzburger Erzbischofs. 1880 wurde Katschthaler dann Domkapitular in Salzburg und 1882 Direktor des Priesterhauses. 1891 wurde er zum Titularbischof von Cybistra geweiht und 1892 Dompropst. Seine Wahl zum Erzbischof erfolgte 1900.

Am 22. Juni 1903 nahm ihn Papst Leo XIII. als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Tommaso in Parione in das Kardinalskollegium auf. Katschthaler nahm am Konklave 1903 teil, an dem Pius X. zum Papst gewählt wurde.

Johannes Baptist Katschthaler förderte maßgeblich den Gedanken der Wiedererrichtung einer (katholischen) Universität in Salzburg, er unterstützte kirchliche Reformen und war ein bekannter Förderer der Kirchenmusik und der sakralen Kunst. Sein Hirtenbrief über «Die dem katholischen Priester gebührende Ehre»[1] erregte in Kirchenkreisen viel Aufsehen und wurde auch von Rudolf Steiner mehrmals besprochen.

„Es ist gar nicht so weit zurück, da erschien von einem mitteleuropäischen Bischof - vielleicht war es auch ein Erzbischof - ein Hirtenbrief. In diesem Hirtenbrief wurde ungefähr ausgeführt, daß der katholische Priester mächtiger ist als Jesus Christus, aus dem einfachen Grunde, weil ja, wenn der katholische Priester am Altar die Transsubstantiation vollzieht, der Christus Jesus in dem Sanktissimum, in der Hostie anwesend werden muß. Es muß die Transsubstantiation durch die Gewalt des Priesters wirklich sich vollziehen. Das heißt, die Handlung, die der Priester vollzieht, zwingt den Christus Jesus, auf dem Altar gegenwärtig zu sein. Also ist der Mächtigere nicht der Christus Jesus, sondern der Mächtigere ist derjenige, der auf dem Altare die Transsubstantiation vollzieht!“ (Lit.:GA 196, S. 253)

„Es ist noch nicht lange her, da erschien an einem gewissen Orte ein Hirtenbrief eines katholischen Bischofs. Der setzte nicht mehr und nicht weniger auseinander, als daß der katholische Priester in seinen Kultushandlungen mächtiger sei als der Christus Jesus. Denn indem der Priester auf dem Altar die heilige Handlung zelebriere, zwinge er den Christus Jesus, den Gott des Christentums, hereinzutreten in die irdische Welt, wenn der Priester die Transsubstantiation vollzieht. Der Gott mag wollen oder nicht, er muß durch die Transsubstantiation den Weg nehmen, den ihm der Priester vorschreibt. Auf diese Übermacht des irdischen «Priestergottes» über den aus kosmischen Höhen heruntersteigenden und im Fleische des Jesus auf der Erde wandelnden «Untergott» hat in jüngster Zeit noch ein Hirtenbrief durchaus hingewiesen. Solche Dinge stammen eben aus älteren Zeiten und sind in unseren Zeiten sinnlos geworden. Gewisse Vertreter gewisser Bekenntnisse wissen ganz gut, warum sie solche Dinge aber wiederum in die Menschheit hineinwerfen.“ (Lit.:GA 197, S. 45)

„Wer den Umgang mit den Göttern scheut, dem kommt abhanden der Umgang mit dem überphysischen Menschen, mit den Menschen, die hier auf der Erde leben. Denn wer keinen Sinn hat für den Umgang mit den Göttern, der wird bei den Menschen auf der Erde nur den physischen Leib sehen und nicht das Geistig-Seelische, das heißt, er wird zu keiner Entfaltung des wirklich geistig-seelischen Lebens kommen. Wir brauchen einfach den Umgang mit den Göttern, um den Umgang mit den Menschen in der rechten Weise vollenden zu können, und wir brauchen den Umgang mit den Göttern so, daß sich unser Geistig-Seelisches nach diesen Göttern hinwendet — nicht bloß unsere Gedanken, da werden wir pantheistisch oder so etwas -, sondern es muß sich unser ganzer Mensch hinwenden.

Diese letztere Wahrheit, die hat in ihrer Art die katholische Kirche gut begriffen, denn was tut sie? Sie beschränkt sich nicht allein darauf, in dem Katechismus zu unterrichten, was man durch theologische abstrakte Begriffe den Menschen beibringen kann, sondern sie teilt das Altarsakrament aus als ein Sakrament, und sie bringt ihren Gläubigen getreulich bei, daß in dem Sanktissimum der wirkliche Christus enthalten ist, daß der Christus tatsächlich den Weg des sonst Verdaulichen geht, wenn das Altarsakrament genossen wird. Es sind unter Ihnen vielleicht allzuwenige von denen, die die ganze Bedeutung dessen, was ich jetzt sage, ermessen können, weil die wenigsten vielleicht wissen, in welcher Form das Altarsakrament an die Katholiken herankommt. Da lebt wirklich im Altarsakrament etwas von Urweltweisheit, von der Hingabe des ganzen Menschen an das Göttliche. Daher kann es auch kommen, daß ein solcher Hirtenbrief entsteht wie derjenige, der vor gar nicht so langer Zeit erlassen worden ist von einem Erzbischof und der die Ausführung enthalt, daß der Priester mächtiger ist als der Gott, denn der Priester ist imstande, den Gott zu zwingen, im Altarsakrament, im Sanktissimum zu sein. Der Gott muß in die Hostie hinein, wenn der Priester es will; daher ist der Priester mächtiger als Gott. - So steht es in dem Hirtenbrief eines Erzbischofs, der vor wenigen Jahren erlassen wurde. Das ist eine katholische Gesinnung. Der Protestant oder der Evangelische findet sie ganz undiskutabel. Der indische Brahmane würde sie selbstverständlich gefunden haben von seinem Standpunkte aus. Da lebt tatsächlich im Katholizismus etwas fort, was zu den urältesten Bestandteilen der Urweltweisheit gehört und nur richtig verstanden werden muß, natürlich nicht aus weißer Magie in schwarze umgewandelt werden darf, wie es durch jenen Hirtenbrief geschehen ist. Aber es lebt in alledem, was da, ich möchte sagen, als die Aura des Altarsakraments im Katholizismus sich ausbildet, da lebt der Impuls: Du sollst nicht nur in deinem Denken, in deinem abstrakten Denken dich zu der Gottheit hinwenden, du sollst zum Beispiel dich auch hinwenden mit derjenigen Sehnsucht, die in deinem Hunger lebt. Du gehst zu dem Gotte nicht nur, indem du denkst, du gehst zu dem Gotte, indem du am Altar speisest, und der Gott, der in der Materie lebt, nimmt durch deinen Körper hindurch den Weg, den alles Verdauliche nimmt. Du vereinigst dich ganz materiell mit deinem Gotte! - In dem Verbreiten dieser Gesinnung lebt das Geheimnis einer ungeheuren Macht. Dieses Geheimnis einer ungeheuren Macht darf nicht übersehen werden, jetzt wenigstens nicht, wo die katholische Kirche vorhat, ihren Siegeszug durch das ganze Abendland und den amerikanischen Anhang zu lenken.“ (Lit.:GA 198, S. 278ff)

Ausführlich sprach Rudolf Steiner darüber zu den angehenden Priestern der Christengemeinschaft:

„Hier berühren wir etwas Esoterisches, das vielleicht im bisherigen Verlauf unseres Zusammenseins überhaupt noch nicht so stark hervorgetreten ist, das aber doch einmal auch vor Euren meditativen Sinn treten muß. Denn zuweilen sprießt und spritzt heute - ich möchte sagen, nicht wie Blitzesflammen, denn die kommen von oben her, aber wie Vulkanflammen, denn die kommen von unten her - mancherlei, was in diesem oder jenem Bekenntnis von alten Mysterien zurückgeblieben ist. So gab es ja - ich habe diese Tatsache schon öfter erwähnt - einen Hirtenbrief eines Erzbischofs, welcher nichts Geringeres als das folgende behauptete. In dem Brief war die Frage aufgeworfen: Wer ist höher, der Mensch oder Gott? - Und es wurde in diesem Hirtenbrief, obwohl in einer gewundenen Rede, aber doch auf der anderen Seite auch wieder unverblümt, darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn der Priester am Altar steht, wenn also der Mensch als Priester am Altar steht - von den übrigen Menschen gilt das nicht, aber für die Priester -, er höher sei als Gott, mächtiger als Gott, denn er könne Gott zwingen, irdische Gestalt in Brot und Wein anzunehmen. Wenn der Priester konsekriert, wenn er die Transsubstantiation vollzieht, dann müsse der Gott am Altar anwesend sein.

Das ist eine Auseinandersetzung, die tief in altes Mysterienwesen zurückgeht, und es ist auch eine Auseinandersetzung, die innerhalb des esoterischen Brahmanismus im Orient, insofern er aus dem Mysterienwissen heraus ist, heute durchaus noch geläufig ist. Es ist geläufig und im Einvernehmen mit allem Mysterienwesen die Vorstellung, daß der Mensch ein Wesen ist, das die Gottheit mit umspannt, eigentlich der Höhere gegenüber der Gottheit. Und es fühlte sich der Brahmanenpriester, namentlich der von ehemals, in dieser Verfassung seiner Seele als - wenn ich mich so ausdrücken darf - überpersönlicher Träger der Gottheit. Das ist eine schwerwiegende Vorstellung, die da hereinleuchtet aus altem Mysterienwesen. Aber sie muß schließlich wenigstens einmal dem meditativen Leben der Priesterseele anvertraut werden. Denn es widerspricht ja vollständig dem, was sich namentlich im evangelischen Bewußtsein nach und nach ergeben hat. Dem evangelischen Bewußtsein gegenüber ist das, was in dem angezogenen Hirtenbriefe steht, natürlich eine Torheit.“ (Lit.:GA 346, S. 59f)

Erzbischof Katschthaler wurde in der Krypta des Salzburger Doms beigesetzt.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Johannes Baptist Katschthaler - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. In dem Hirtenbrief von Katschthaler heißt es:

    „Hirtenbrief des Fürsterzbschofs Johannes Katschthaler von Salzburg, Kardinalpriester, Primas von Deutschland, Legatus natus des Apost. Stuhles, vom 2. Februar 1905, (13 S. 4°). „Ehret eure Priester!" — Ehret den Priester wegen der beiden unbegreiflich hohen Gewalten, mit denen er durch die Güte Gottes ausgestattet ist. —

    I. Ihr wißt es, Geliebteste, der katholische Priester hat die Gewalt die Sünden zu vergeben. „Empfanget den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen"; sprach Christus zu Seinen Aposteln. Und diese Worte gelten, wie Ihr alle wisset, nicht den Aposteln allein, sondern auch den rechtmäßigen Nachfolgern derselben, den Bischöfen und Priestern der katholischen Kirche.

    Lebte irgendwo jemand, der durch sein bloßes Wort einen Mohren weiß zu machen verstünde, wie würdet Ihr darüber staunen? Wäre irgendwo jemand, auf dessen Wort hin: „Ich will, sei rein!“ „Ich will, sei gesund!“ ein über und über mit Aussatz Bedeckter auf einmal nicht bloß vom Aussatze ganz rein, sondern auch vollständig wieder gesund wäre, wie würdet ihr staunen. Aber. . wenn der verordnete Priester im Beichtstuhle zu euch spricht: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“, so wirkt er noch viel Größeres. Denn nicht am Leibe, sondern an der Seele geschieht es; und die Seele ist ja viel vorzüglicher als der Leib. Was ist die Würde des Leibes und deren Heilung im Vergleiche zu den Wunden der Seele und deren Heilung? Was ist die Häßlichkeit eines Mohren im Vergleiche mit der Abscheulichkeit eines Sünders, der vor dem reinsten Auge Gottes und seiner Heiligen wirklich ein wahrer Greuel ist, was ist der Aussatz des Leibes im Vergleich zum schauerlichen Aussatz an der Seele?

    Ja, wahrhaft ein göttlicher Akt ist die Nachlassung der Sünden, nicht bloß ein gewöhnliches Werk göttlicher Macht, sondern das größte Werk Gottes. — Gewiß! Gott ist allmächtig, und wenn ich auf seine Macht sehe, ist ihm ja nichts schwer. Aber wenn ich auf die Objekte, die Gegenstände sehe! Sehet, das Nichts, aus dem Gott die Welt erschaffen hat und etwa neue Welten schaffen würde, setzt seinem heiligsten Willen keinen Widerstand entgegen. Aber bei der Rechtfertigung des Sünders, ist da nicht auch der böse Wille zu überwinden, der böse Wille, in dem der Sünder Gott widersteht? Den Willen des Menschen, ohne daß die Freiheit desselben im mindesten verletzt wird, so beeinflussen, so lenken, daß derselbe freiwillig sich von der Sünde ab- und zu Gott hinwende, daß er fortan das liebe, was er früher gehaßt, das verabscheue, was er früher geliebt hat, mit einem Worte: daß er sich bekehre — das ist wirklich mehr als neue Welten aus dem Nichts hervorbringen, das ist das größte Werk des Allerhöchsten.

    Und sehet, Geliebteste, bei diesem großen Akte Gottes wirkt der katholische Priester mit, ja was sage ich, wirkt der Priester mit? Das Wort des Priesters selbst, das Wort: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“ bewirkt die Vergebung derselben. Dieses Wort kündigt nicht allein an, sondern bewirkt die Nachlassung der Sünden, die Rechtfertigung des Sünders, wie der hl. Kirchennrat von Trient lehrt. Gott hat gleichsam seine Allmacht für diesen Zweck, für diesen Augenblick an seinen Stellvertreter auf Erden, den bevollmächtigten Priester, abgetreten. Nein, nicht ein leeres Wort ohne Kraft ist das „Ich spreche dich los von deinen Sünden“, sondern ein Wort von göttlicher Kraft, ein Wort, das selbst vor dem Throne des Allerhöchsten volle Geltung hat, ein Wort, auf das hin die Ketten, mit denen der Teufel die Seelen gebunden hatte, zerspringen, obwohl sie hart wie Diamant waren, ein Wort, auf das hin die Gerechtigkeit Gottes das Schwert in die Scheide steckt, auf das hin die bösen Geister fliehen, auf das hin die unersättlichen Flammen, welche für diesen Sünder in der Hölle schon bereitet waren, erlöschen. —

    Freilich nicht aus sich hat der Priester diese ganz und gar wunderbare Gewalt, sondern kraft der Weihe und der Ermächtigung hiezu durch die heilige Kirche. — Geliebteste! Wo auf der ganzen Erde ist eine Gewalt, welche dieser Gewalt gleichkommt? Die Gewalt der Fürsten und Könige? O, die Gewalt des katholischen Priesters steht nicht hinter derselben, sondern übersteigt und übertrifft sie vielmehr! Die Macht der irdischen Kaiser und Könige erstreckt sich ja nur auf die Leiber und keineswegs auf die Seelen, ist nur auf gewisse Länder der Erde beschränkt, die Gewalt des Priesters, loszusprechen, ist aber auf der ganzen bewohnten Erde in Tätigkeit, ja, was der Priester löset und bindet, hat nicht bloß auf Erden, sondern auch im Himmel Geltung. Wo, Geliebteste, ist selbst im Himmel eine solche Gewalt? Wenn du dort dich umschauest, so siehst du die Schar der Patriarchen und Propheten, der Märtyer und Blutzeugen und die Scharen der hl. Jungfrauen und dann die Engel und Erzengel und die Throne und Herrschaften, können sie dich lossprechen von deinen Sünden? Nein. Die Patriarchen mit all ihrem Glauben, die Propheten mit all ihrer Wissenschaft, die Einsiedler mit all ihrer Strenge, die Jungfrauen mit all ihrer Reinheit, sie vermögen es nicht. Die hocherhabenen Geister des Himmels, die Engel und Erzengel und Herrschaften, die Cherubim und Seraphim, obwohl sie die hochgestellten Geister im Reiche des Himmels sind, sie können den Herrn der Gewalten nur bitten, daß er unsere Sünden lösen möge; selbst aber dieselben lösen können sie nicht. Ja noch mehr! S e l b s t M a r i a, die Gottesmutter, die Königin des Himmels, sie kann es nicht, obwohl sie die Braut des heiligen Geistes, die Herrin des Weltalls ist, sie kann für uns nur bitten, daß uns die Lösung der Schulden zuteil werde; selbst sie zu lösen, das vermag auch sie nicht.

    Geliebteste! Merket ihr nun, wie hoch, wie erhaben, wie ganz wunderbar die Gewalt des Priesters, Sünden zu vergeben, ist! des katholischen Priesters, sage ich nochmals; die protestantischen Pastoren haben die Priesterweihe nicht, durch welche diese so hohe Gewalt nach der Anordnung Christi übertragen wird. —

    II. Ehret die Priester, denn sie haben die Gewalt zu konsekrieren. — Kraft der Weihe hat der katholische Priester und wieder nur er, und nicht die protestantischen Pastoren, diese wunderbare Gewalt.— Die Gewalt zu konsekrieren, den Leib des Herrn mit dem kostbaren Blute, mit Seiner ganzen heiligen Menschheit und Seiner Gottheit unter den Gestalten des Brotes und Weines gegenwärtig machen: Brot und Wein verwandeln in den wahren Leib und das kostbare Blut unseres Herrn, welch hohe, erhabene, ganz wunderbare Gewalt! Wo im Himmel ist eine solche Gewalt, wie die des katholischen Priesters? Bei den Engeln? Bei der Mutter Gottes? Maria hat Christum, den Sohn Gottes, in ihrem Schoße empfangen und im Stalle zu Bethlehem geboren. Ja. Aber erwäget, was bei der heiligen Messe vorgeht! Geschieht nicht unter den segnenden Händen des Priesters bei der heiligen Wandlung gewissermaßen dasselbe? Unter den Gestalten des Brotes und Weines wird Christus wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig und gleichsam wiedergeboren. Dort zu Bethlehem gebar Maria ihr göttliches Kind und wickelte es in Windeln, der Priester tut gleichsam dasselbe und legt die Hostie auf das Korporale. Einmal hat Maria das göttliche Kind zur Welt gebracht.

    Und sehet, der Priester tut dies nicht einmal, sondern hundert und tausendmal, so oft er zelebriert. Dort im Stalle war das göttliche Kind, das durch Maria der Welt gegeben ward, klein, leidensfähig und sterblich. Hier auf dem Altare unter den Händen des Priesters ist es Christus in seiner Herrlichkeit, leidensunfähig und unsterblich, wie er im Himmel sitzt, zur Rechten des Vaters, glorreich triumphierend, vollkommen in jeder Beziehung. — Machen sie den Leib, das Blut des Herrn bloß gegenwärtig? Nein. Sondern sie opfern, sie bringen dem himmlischen Vater das Opfer dar. Es ist dasselbe, was Christus blutiger Weise auf Kalvaria und unblutiger Weise beim letzten Abendmahl getan hat. Dort hat der ewige Hohepriester Jesus Christus Sein Fleisch, Sein Blut und Leben selbst dem himmlischen Vater zum Opfer gebracht, hier in der heiligen Messe tut Er dasselbe durch seine Stellvertreter, die katholischen Priester. Die Priester hat er an Seine Stelle gesetzt, damit sie dasselbe Opfer, das Er dargebracht, fortsetzen. Ihnen hat Er das Recht über Seine heilige Menschheit übertragen, ihnen gleichsam Gewalt über Seinen Leib gegeben. Der katholische Priester kann ihn nicht bloß auf dem Altare gegenwärtig machen, Ihn im Tabernakel verschließen. Ihn wieder nehmen und den Gläubigen zum Genusse reichen, er kann sogar Ihn, den Mensch gewordenen Gottessohn, für Lebendige und Tote als unblutiges Opfer darbringen. Christus, der eingeborene Sohn Gottes des Vaters, durch den Himmel und Erde geschaffen sind, der das ganze Weltall trägt, ist dem katholischen Priester hierin zu Willen. —

    Und wenn wir den heiligen Dionysius erstaunt fragen hören, ob man denjenigen noch einen Menschen nennen soll, den Gott aus den Menschen ausgewählt, über die Schar der übrigen so hoch emporgehoben, den Gott so innig mit Sich verbunden, ihm sogar über Sich Gewalt gegeben hat? Geliebteste, werden wir uns noch wundern, wenn die Jahrbücher der heiligen Kirche uns erzählen, wie alle, die den Priester mit den Augen des Glaubens ansahen, denselben hoch verehrt haben? —

    Die katholischen Priester sind höchst ehrwürdig, denn unbegreiflich hoch ist die Würde derselben. Sie haben die Gewalt Sünden zu vergeben und die Gewalt, zu konsekrieren. — Geliebteste! Nun eine Frage: Wird dem Priester auch von allen diese Ehrfurcht dargebracht? „Sie werden euch aus den Synagogen ausstoßen“, prophezeite Christus seinen Aposteln und deren Nachfolgern. „Ja es kommt die Stunde, daß ein jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst zu tun glauben wird.“ Diese Aussicht hat der göttliche Heiland den katholischen Priestern gestellt, und so ist es vielfach auch gekommen, von den Tagen der Apostel an bis heute. Ihr wißt es alle, auch heute gibt es solche, welche den Priester schmähen und lästern, alles mögliche aussagen in Wort und Schrift, ihn verachten und verächtlich zu machen suchen, in der Gesellschaft, in Theatern, ihn darstellen als Unterwühler der staatlichen Ordnung, und als vernichte er das Wohl des Volkes, als verdumme er das Volk, auch heute gibt es viele, die das Ansehen des Priesters auf alle Weise schädigen und dessen Wirksamkeit lähmen wollen. —

    Und wenn Ihr an einem Priester etwas wirklich Tadelnswertes findet, was sollt Ihr tun? Wie die Feinde unserer heiligen Kirche es machen? Es ausposaunen, vergrößern, generalisieren? Was ein einziger getan, dem ganzen Stande zur Last legen? O nein das tut Ihr nicht, ich weiß es. — Wenn es also in seltenen Fällen geschieht, daß ein Priester, während er andere mit Schätzen der Kirche bereichert, selbst nichts davon für sich erhält, wenn es in seltenen Fällen geschieht, daß der Priester, ohne im Stande der Gnade zu sein, Beichte hört oder gar zelebriert, die hl. Messe feiert, wenn er also zwar andere reinigt und deren Sünden tilgt, aber die Seinigen vermehrt, wenn es in seltenen Fällen geschieht, daß dasjenige, wodurch er anderen den Himmel verschafft, für ihn Anlaß zur Verdammnis wird, was tun, Geliebteste? Beten für einen solchen ganz und gar unglücklichen Priester und die priesterliche Würde auch an einem solchen noch ehren! — Betet und richtet nicht! denn „Mein ist die Rache“ spricht der Herr; und es ist entsetzlich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“

    Johannes Baptist Katschthaler: Die dem katholischen Priester gebührende Ehre, in: Mirbt, S. 400ff.


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