Sinnesphysiologie und Gunther Hildebrandt: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Sinnesphysiologie''' untersucht Fragestellungen am Schnittpunkt zwischen [[Neurowissenschaften]] und [[Physiologie]]. Sie beschäftigt sich mit:
'''Gunther Hildebrandt''' (* [[Wikipedia:12. Januar|12. Januar]] [[Wikipedia:1924|1924]] in [[Wikipedia:Freiburg im Breisgau|Freiburg]]; † [[Wikipedia:6. März|6. März]] [[Wikipedia:1999|1999]]) war ein deutscher [[Physiologe]], [[Wikipedia:Hochschullehrer|Hochschullehrer]] und [[Anthroposoph]].
# dem visuellen System ([[Sehen]])
# dem auditiven System ([[Auditive Wahrnehmung]] – das Hören)
# dem vestibulären System ([[Vestibuläre Wahrnehmung]])
# der [[Somatosensorik]]
# den chemischen Sinnen ([[Riechen]] und [[Schmecken]])


Man unterscheidet zwischen objektiver Sinnesphysiologie (objektiv beobachtbare und analysierbare Leistungen von Sinnesorganen) und subjektiver Sinnesphysiologie (nur subjektiv erfahrbare eigene Sinneseindrücke, Empfindungen etc.).
== Leben ==
Von 1951 bis 1959 arbeitete Hildebrandt als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der [[Wikipedia:Balneologie|Balneologischen]] Forschungsstelle [[Wikipedia:Bad Orb|Bad Orb]], deren Leitung er 1959 übernahm. 1959 [[Wikipedia:Habilitation|habilitierte]] er sich über ''Die rhythmische Funktionsordnung von [[Puls]] und [[Atmung]]'' für das Fach ''Humanphysiologie und Balneologie''. 1964 wurde er Direktor des neu gegründeten Instituts für [[Wikipedia:Arbeitsphysiologie|Arbeitsphysiologie]] und [[Wikipedia:Rehabilitation|Rehabilitation]]sforschung in [[Wikipedia:Marburg|Marburg]],<ref>{{Der Spiegel |ID=13522779 |Autor=Ariane Barth |Titel=Hautnah wie ein Liebhaber |Jahr=1987 |Nr=17}}</ref> seit 1967 als ordentlicher [[Wikipedia:Professor|Professor]]. Er baute mit [[Herbert Hensel]] in Marburg den [[Wikipedia:Sonderforschungsbereich|Sonderforschungsbereich]] ''Adaptation und Rehabilitation auf''.<ref name="Hochschulgedanke">{{Literatur |Autor=Peter F. Matthiessen |Hrsg=Peter Heusser, Johannes Weinzirl |Titel=Der Hochschulgedanke Rudolf Steiners und die Universität Witten/Herdecke |Sammelwerk=Rudolf Steiner – Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute |Verlag=Schattauer |Ort= |Datum=2014 |ISBN=978-3-7945-6776-8 |Seiten=267–328}}</ref> Er wurde 1992 [[Wikipedia:emeritiert|emeritiert]].<ref name="Nachruf">{{Literatur |Autor=C. H. Gutenbrunner, M. Bühring |Titel=Nachruf Prof. Dr. med. Gunther Hildebrand |Sammelwerk=Forsch Komplementmed |Band=6 |Datum=1999 |Seiten=184–185}}</ref>


Das Hauptaugenmerk der Sinnesphysiologie liegt dabei auf den verschiedenen Mechanismen, die physische Stimuli wie Licht- oder Schallwellen, oder chemische Signale in elektrische Signale umwandeln. Oftmals gibt es verschiedene Subsysteme innerhalb jedes Sinnessystems, die nur auf ganz bestimmten Eigenschaften eines Reizes reagieren. So reagieren beispielsweise die Zapfen der [[Netzhaut]] nur auf bestimmte Wellenlängen des sichtbaren Lichts. Die Sinnesphysiologie ist an der Integration dieser verschiedenen Informationen interessiert, allerdings findet die meist nicht mehr in den Sinnessystemen selbst statt, sondern in Gehirnarealen. Somit überschneidet sich die Sinnesphysiologie mit anderen Disziplinen, wie der [[kognitive Neurowissenschaft|kognitiven Neurowissenschaft]]. Es ist neben den klassischen „fünf Sinnen“ eine nicht genau festzulegende Zahl weiterer Modalitäten zu unterscheiden (z. B. Temperatur-, Vibrations-, Schmerzsinn, Dehnungssinn der Muskeln, Blutdruckrezeptoren, deren Erregungen nicht empfunden werden). Grundlage der Sinnesphysiologie ist die allgemeine [[Wahrnehmungsphysiologie]].
Von 1967 bis 1969 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für [[Wikipedia:Physikalische Medizin und Rehabilitation|Physikalische Medizin und Rehabilitation]], er war Gründungspräsident der ''Europäischen Gesellschaft für Chronobiologie'' (1985–1987).<ref name="Nachruf" /> Hildebrandt war Mitglied der 1996 gegründeten ''Europäischen Gesellschaft für Klassische Naturheilkunde'' und Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften.<ref name="Nachruf" />
 
Ein Tätigkeitsschwerpunkt war die [[Chronobiologie]] und Chronomedizin. Er verfasste hier früh Forschungsarbeiten zur Organrhythmik. Beispielsweise pendeln sich im [[Schlaf]] Puls und Atmung tendenziell auf ein Verhältnis 4:1 ein.<ref name="Herz">{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/chronomedizin-das-herz-zerriss-im-morgengrauen-11489705-p2.html |titel=Chronomedizin. Das Herz zerriss im Morgengrauen |autor=Michael Feld |werk=[[Wikipedia:Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2011-10-11 |sprache=de |zugriff=2015-09-04 |seiten=2}}</ref> Diesen Puls-Atem-Quotient führte er in die Kurmedizin ein. Er schlug eine Disziplin der „therapeutischen Physiologie“ vor,<ref name="Nachruf" /> die analog der Beschreibung der zur [[Erkrankung]] führenden Prozesse ([[Wikipedia:Pathophysiologie|Pathophysiologie]]), die Prozesse beschreibt, die zu einer [[Heilung|Gesundung]] führen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.uni-wh.de/gesundheit/forschung-gesundheit/forschergruppen/kim/anthroposophische-medizin-therapeutische-physiologie/ |titel=Anthroposophische Medizin – Therapeutische Physiologie |autor=Dirk Cysarz, Friedrich Edelhäuser |hrsg=Forschergruppe „Komplementäre und Integrative Medizin“ (KIM) an der Universität Witten/Herdecke |datum= |sprache=de |zugriff=2015-09-10}}</ref>
 
== Werke ==
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt
  |Titel=Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung
  |Verlag=L.
  |Ort=Marburg
  |Datum=1958
  |Kommentar=Marburg, Med. F., Hab.-Schr. v. 4. Juni 1959
  |OCLC=720160901}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Gunther Hildebrandt
  |Titel=Biologische Rhythmen und Arbeit: Bausteine zur Chronobiologie und Chronohygiene der Arbeitsgestaltung
  |Verlag=Springer
  |Ort=Wien / New York
  |Datum=1976
  |ISBN=978-0-387-81372-1
  |Kommentar=Nach Vorträgen, gehalten auf dem Kongress über Rhythmische Funktionen in Biologischen Systemen, Wien, 8. bis 12. September 1975}}
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Therapeutische Physiologie, Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=1
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-11449-9}}
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Walter Amelung
  |Titel=Balneologie
  |Sammelwerk=Balneologie und medizinische Klimatologie
  |Band=2
  |Verlag=Springer
  |Ort=Berlin [u.&nbsp;a.]
  |Datum=1985
  |ISBN=978-3-540-13989-8}}
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt
  |Hrsg=K. L. Schmidt
  |Titel=Chronobiologische Grundlagen der Kurortbehandlung
  |Sammelwerk=Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin
  |Verlag=Steinkopff
  |Datum=1989
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  |Seiten=119–148}}
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Ingrid Bandt-Reges
  |Titel=Chronobiologie in der Naturheilkunde. Grundlagen der Cirkaseptanperiodik
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  |Ort=Heidelberg
  |Datum=1992
  |ISBN=978-3-7760-1262-0}}
* {{Literatur
  |Autor=Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer
  |Titel=Chronobiologie und Chronomedizin: biologische Rhythmen; medizinische Konsequenzen
  |Verlag=Hippokrates
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=1998
  |ISBN=3-7773-1302-5}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Schmidt, Robert F.; Schaible, Hans-Georg (Hrsg.): ''Neuro- und Sinnesphysiologie''. Berlin: Springer, 2006 (5. Aufl.) ISBN 3-540-25700-4
* {{Literatur
* Braun, T. et al.: ''Kurzlehrbuch Physiologie.'' München: Elsevier, Urban und Fischer, 2006 (1. Aufl.) ISBN 3-437-41777-0
  |Autor=C. H. Gutenbrunner, M. Bühring
  |Titel=Nachruf Prof. Dr. med. Gunther Hildebrand
  |Sammelwerk=Forsch Komplementmed
  |Band=6
  |Datum=1999
  |Seiten=184–185}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />


== Siehe auch ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=170817954|LCCN=n/85/813473|VIAF=79275721}}
* {{WikipediaDE|Sinnesphysiologie}}
* {{WikipediaDE|Wahrnehmung}}
* {{WikipediaDE|Wahrnehmungspsychologie}}
* {{WikipediaDE|Wahrnehmungsphysiologie}}
* {{WikipediaDE|Objektive Sinnesphysiologie von Verhaltensreaktionen}}


== Weblinks ==
{{SORTIERUNG:Hildebrandt, Gunther}}
{{Wiktionary}}


[[Kategorie:Sinnesphysiologie|!]]
[[Kategorie:Anthroposoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Neurophysiologie]]
[[Kategorie:Anthroposophischer Mediziner]]
[[Kategorie:Humanphysiologie]]
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Tierphysiolgogie]]
[[Kategorie:Chronobiologie]]
[[Kategorie:Wahrnehmung]]
[[Kategorie:Physiologe|J]]
[[Kategorie:Physiologie]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Sinne]]
[[Kategorie:Geboren 1924]]
[[Kategorie:Gestorben 1999]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 17. November 2020, 13:09 Uhr

Gunther Hildebrandt (* 12. Januar 1924 in Freiburg; † 6. März 1999) war ein deutscher Physiologe, Hochschullehrer und Anthroposoph.

Leben

Von 1951 bis 1959 arbeitete Hildebrandt als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Balneologischen Forschungsstelle Bad Orb, deren Leitung er 1959 übernahm. 1959 habilitierte er sich über Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung für das Fach Humanphysiologie und Balneologie. 1964 wurde er Direktor des neu gegründeten Instituts für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung in Marburg,[1] seit 1967 als ordentlicher Professor. Er baute mit Herbert Hensel in Marburg den Sonderforschungsbereich Adaptation und Rehabilitation auf.[2] Er wurde 1992 emeritiert.[3]

Von 1967 bis 1969 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation, er war Gründungspräsident der Europäischen Gesellschaft für Chronobiologie (1985–1987).[3] Hildebrandt war Mitglied der 1996 gegründeten Europäischen Gesellschaft für Klassische Naturheilkunde und Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften.[3]

Ein Tätigkeitsschwerpunkt war die Chronobiologie und Chronomedizin. Er verfasste hier früh Forschungsarbeiten zur Organrhythmik. Beispielsweise pendeln sich im Schlaf Puls und Atmung tendenziell auf ein Verhältnis 4:1 ein.[4] Diesen Puls-Atem-Quotient führte er in die Kurmedizin ein. Er schlug eine Disziplin der „therapeutischen Physiologie“ vor,[3] die analog der Beschreibung der zur Erkrankung führenden Prozesse (Pathophysiologie), die Prozesse beschreibt, die zu einer Gesundung führen.[5]

Werke

  •  Gunther Hildebrandt: Die rhythmische Funktionsordnung von Puls und Atmung. L., Marburg 1958, OCLC 720160901 (Marburg, Med. F., Hab.-Schr. v. 4. Juni 1959).
  •  Biologische Rhythmen und Arbeit: Bausteine zur Chronobiologie und Chronohygiene der Arbeitsgestaltung. Springer, Wien / New York 1976, ISBN 978-0-387-81372-1 (Nach Vorträgen, gehalten auf dem Kongress über Rhythmische Funktionen in Biologischen Systemen, Wien, 8. bis 12. September 1975).
  •  Gunther Hildebrandt, Walter Amelung: Therapeutische Physiologie, Grundlagen der Kurortbehandlung. In: Balneologie und medizinische Klimatologie. 1, Springer, Berlin [u. a.] 1985, ISBN 978-3-540-11449-9.
  •  Gunther Hildebrandt, Walter Amelung: Balneologie. In: Balneologie und medizinische Klimatologie. 2, Springer, Berlin [u. a.] 1985, ISBN 978-3-540-13989-8.
  •  Gunther Hildebrandt: Chronobiologische Grundlagen der Kurortbehandlung. In: Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin. Steinkopff, 1989, ISBN 978-3-642-85381-4, S. 119–148.
  •  Gunther Hildebrandt, Ingrid Bandt-Reges: Chronobiologie in der Naturheilkunde. Grundlagen der Cirkaseptanperiodik. Haug Karl, Heidelberg 1992, ISBN 978-3-7760-1262-0.
  •  Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin: biologische Rhythmen; medizinische Konsequenzen. Hippokrates, Stuttgart 1998, ISBN 3-7773-1302-5.

Literatur

  •  C. H. Gutenbrunner, M. Bühring: Nachruf Prof. Dr. med. Gunther Hildebrand. In: Forsch Komplementmed. 6, 1999, S. 184–185.

Einzelnachweise

  1.  Ariane Barth: Hautnah wie ein Liebhaber. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1987 (online).
  2.  Peter F. Matthiessen: Der Hochschulgedanke Rudolf Steiners und die Universität Witten/Herdecke. In: Rudolf Steiner – Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute. Schattauer, 2014, ISBN 978-3-7945-6776-8, S. 267–328.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3  C. H. Gutenbrunner, M. Bühring: Nachruf Prof. Dr. med. Gunther Hildebrand. In: Forsch Komplementmed. 6, 1999, S. 184–185.
  4. Michael Feld: Chronomedizin. Das Herz zerriss im Morgengrauen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Oktober 2011, S. 2, abgerufen am 4. September 2015.
  5. Dirk Cysarz, Friedrich Edelhäuser: Anthroposophische Medizin – Therapeutische Physiologie. Forschergruppe „Komplementäre und Integrative Medizin“ (KIM) an der Universität Witten/Herdecke, abgerufen am 10. September 2015.


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