Adorant und Walpurgisnacht: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:NB-Neues-Tor-26-VIII-2007-45.jpg|thumb|200px|acht Adorantinnen an der Stadtseite des [[Wikipedia:Neues Tor (Neubrandenburg)|Neuen Tores]]“ in [[Wikipedia:Neubrandenburg|Neubrandenburg]]]]
Die '''Walpurgisnacht''' ist ein traditionelles europäisches [[Fest]] am [[Wikipedia:30. April|30. April]]. Sie erhielt ihren Namen nach der Heiligen [[Wikipedia:Walburga|Walburga]], deren Gedenktag bis ins [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]] am Tag ihrer Heiligsprechung am [[Wikipedia:1. Mai|1. Mai]] gefeiert wurde. Als '''Tanz in den Mai''' hat sie wegen der Gelegenheit zu Tanz und Geselligkeit am Vorabend des [[Wikipedia:Erster Mai|Maifeiertags]] auch als urbanes, modernes Festereignis Eingang in private und kommerzielle Veranstaltungen gefunden. 
[[Datei:Neustrelitz Adorant.jpg|thumb|left|Neustrelitzer Adorant]]
[[Bild:Praetorius Blocksberg.jpg|thumb|right|300px|[[Wikipedia:Johannes Praetorius (Schriftsteller)|Johannes Praetorius]]: ''Bloks Bergs Verrichtung'' 1668]]
'''Adoranten''' ({{laS|''adoro''}} oder {{lang|la|''adoratio''}} = Anbetung) nennt man in der [[Wikipedia:Kunstgeschichte|Kunstgeschichte]], der [[Anthroposophie]] und den [[Wikipedia:Religionswissenschaft|Religionswissenschaft]]en Figuren früher Kulturen, deren besonderes Kennzeichen ausgebreitete Arme sind und die im Allgemeinen [[Anbetung|Anbetende]] oder [[Huldigung|Huldigende]] darstellen sollen, was für prähistorische Darstellungen jedoch umstritten ist, da vergleichbare Darstellungen bei allen nicht vorgebildeten Malanfängern vorkommen.<ref>{{Der Spiegel|ID=57223356|Titel=Das Alphabet der Menschheit|Nr=23|Jahr=2008|Datum=2. Juni 2008|Seiten=172}}</ref> Die auch Beterfiguren genannten Darstellungen wurden besonders zahlreich in der Tempelruine des Gottes [[Wikipedia:Abu (Gottheit)|Abu]] in [[Wikipedia:Ešnunna|Eschnunna]] gefunden. Abstraktionen, die die Adaration auf die Darstellung erhobener Arme reduzieren, fanden sich im [[Wikipedia:Bronzezeit|bronzezeitlichen]] [[Wikipedia:Stele|Stele]]ntempel von [[Wikipedia:Hazor|Hazor]].
 
== Name ==
Der Name ''Walpurgisnacht'' leitet sich von [[Wikipedia:Walburga|Walburga]] (auch Walpurga oder Walpurgis) ab, einer Äbtissin aus England (710–779). Der Gedenktag dieser Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert. Die neun Tage davor wurden als ''Walpurgistage'' bezeichnet, das Läuten von Glocken zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe wird örtlich auch als ''Walpern'' beschrieben.<ref>dtv-Red.: ''dtv-Lexikon'', Bd. 20, Deutscher Taschenbuchverlag, München 1974, S. 7, ISBN 3-423-03070-4</ref>
 
Traditionell gilt  die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der die [[Hexe]]n insbesondere auf dem [[Wikipedia:Blocksberg (Berg)|Blocksberg]] (eigentlich ''[[Wikipedia:Brocken|Brocken]]''), aber auch an anderen erhöhten Orten ein großes Fest abhalten. Diese Vorstellung ist beeinflusst von den Beschreibungen des [[Hexensabbat]] in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts.
 
Der Name ''Walpurgisnacht'' wurde durch [[Goethes Faust]] (Teil I, 1808) popularisiert. Frühere Belege sind im 18. Jahrhundert nachweisbar.
[[Wikipedia:Johann Christoph Adelung|Adelungs]] Wörterbuch (1774–1786) notiert unter ''Walpurgis'': ''„der Walpurgis-Abend, die Walpurgis-Nacht u. s. f. im gemeinen Leben, der Walper-Abend, die Walper-Nacht. Da sich das Jahr bey den Deutschen so wohl, als den übrigen Europäischen Völkern, in den ältesten Zeiten mit dem ersten May anfing, so ist der in Ansehung der Walpurgis-Nacht bey dem großen Haufen noch herrschende Aberglaube vermuthlich ein Überrest davon, und der bey dem Jahreswechsel ehedem üblichem Gebräuche.“''
 
Im 17. Jahrhundert erscheint bei [[Wikipedia:Johannes Praetorius (Schriftsteller)|Johannes Praetorius]] (''Blockes-Berges Verrichtung'', Leipzig 1668): ''„Ausführlicher Geographischer Bericht / von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / so auff solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland / Jährlich den 1. Maij in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen.''
 
Früher war der 1. Mai eher als ''[[Wikipedia:Philippus (Apostel)|Philippi]] [[Wikipedia:Jakobus, Sohn des Alphäus|Jacobi]]'' bekannt (nach den im offiziellen römisch-katholischen Festkalender an diesem Tag verehrten Aposteln).
[[Wikipedia:Johannes Coler|Johannes Coler]] schrieb 1603 in seinem ''Calendarium Perpetuum'' (S. 89): ''„Den nehesten Tag vor Philippi Jacobi zu Abend pflegen Zeuberer viel Teuffeley zu uben / damit sie die Leute viel beleidigen“'' – aber in demselben Abschnitt auch: ''„Wenns an S. Walpurgis Abend regnet / oder dieselbe Nacht tawet / so hoffet der gemeine Mann auf ein gut Jahr.“''
 
== Tradition und Brauchtum ==
[[Datei:Walpurgisnacht.jpg|miniatur|Kupferstich von W. Jury nach [[Wikipedia:Johann Heinrich Ramberg|Johann Heinrich Ramberg]] (1829) zu [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]] ''[[Faust. Eine Tragödie.|Faust&nbsp;I]]'': „Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. So spukt mir schon durch alle Glieder die herrliche Walpurgisnacht.“]]Viele Walpurgisriten leben in bäuerlichen [[Wikipedia:Maibrauchtum|Maibräuchen]] fort. Im [[Wikipedia:Aberglaube|Volksbrauchtum]] schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und [[Wikipedia:Maibaum|Maibüsche]]. Der [[Wikipedia:Maibaum|Maibaum]], meist eine Birke, ist zugleich Fruchtbarkeitssymbol und Darsteller des [[Weltenbaum]]s. Zu Walpurgis werden traditionell die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wird um den Baum getanzt. Der Baum symbolisiert so die Fruchtbarkeit der Natur, die auf diese Weise zu den Menschen gebracht wird. Rituelle Liebesakte auf den Feldern sollten in vorchristlicher Zeit angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen. Eine besondere Rolle spielen hierbei die ''Brautstein'' genannten Monolithen im [[Wikipedia:Wendland|Wendland]] (zum Beispiel in [[Wikipedia:Woltersdorf (Wendland)|Woltersdorf]] und [[Wikipedia:Trebel (Wendland)|Trebel]]), die man als versteinerte Brautpaare ansah. Es soll Sitte gewesen sein, dass in der Walpurgisnacht Mädchen mit entblößten Genitalien über diese Steine rutschten, um sich dabei ihren Liebhaber zu wünschen.
 
Viele der Bräuche bei Frühlingsfesten ranken sich um junge Paare, die symbolisch für die menschliche Gemeinschaft stehen. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und [[Wikipedia:Seuche|Seuche]]n fernhalten (Walpurgis gilt als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut). Die auch heute noch in weiten Teilen Deutschlands gefeierten Hexenfeuer gehen mutmaßlich auf diese [[Wikipedia:Tradition|Tradition]] zurück. Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung nicht nur in Deutschland wurden diese alten Bräuche als heidnisch verdammt, die ursprüngliche, nach Ansicht einiger Forscher auf [[Wikipedia:Matriarchat|matriarchalische]] Gesellschaftsstrukturen zurückgehende Bedeutung ging verloren und in harmlos-ländlichem Jugendbrauchtum auf.
 
=== Maieinsingen, Maifeuer, Tanz in den Mai ===
[[Image:Valborg akalla.jpg|thumb|Maifeuer in Akalla (Schweden)]]
*Das Hexenfeuer (auch ''Hexenbrennen'', ''Maifeuer'', ''Tanz in den Mai'' genannt) wird in weiten Teilen Deutschlands gefeiert. Dazu wird am 30. April ein Feuer entfacht, mit dem man „die bösen Geister“ vertreiben will. Dies wird bis spät in die Nacht gefeiert. Ist das Feuer etwas heruntergebrannt, findet in einigen Gegenden der '''Maisprung''' statt,  ein Brauchtum, bei dem es üblich ist, dass Verliebte gemeinsam über das Maifeuer springen.<ref>http://www.kikisweb.de/spezial/maifeiertag/brauch/maisprung.htm</ref> Auf dem Hexenfeuer stehen gelegentlich hölzerne „Hexen“, die meist von der Jugend angefertigt worden sind. In den Schweizer Alpen haben sich sogenannte ''Tanzbödeli'' erhalten. Das sind Orte, an denen sich während der [[Wikipedia:Calvinismus|Calvinisierung]] trotz 150-jährigen Musik- und Tanzverbots die Jugend traf, um heimlich zu feiern. Heutzutage hat diese Tradition jedoch nur noch wenig mit Aberglauben oder [[Wikipedia:Hexenverfolgung|Hexenverbrennung]] zu tun, sondern ist mehr als [[Wikipedia:Volksfest|Volksfest]] anzusehen. In der Stadt [[Wikipedia:Marburg|Marburg]] wird das Hereinfeiern in den Mai alljährlich mit einem [[Wikipedia:Maieinsingen|Maieinsingen]] von Magistrat und Hunderten Menschen auf dem Rathausplatz gestaltet. Punkt Mitternacht wird gesungen.
*In Rheinland-Pfalz und Saarland gehen am Abend des 30. April Kinder in Gruppen durch die Orte um zu "walpern", also Schabernack zu treiben. Speziell beliebt ist dabei das Fortbewegen von Fußmatten, Mülleimern, Gartengeräten usw., also von allem um ein Haus herum, was nicht befestigt ist.
*Der ''Tanz in den Mai'' ist die moderne Form des alten Brauches, den Beginn des Mais (1. Mai) in der Walpurgisnacht (30. April) mit Tanz und Gesang zu begrüßen und dabei [[Wikipedia:Maibowle|Maibowle]] zu trinken.
*Neben reinen Tanzveranstaltungen wird auch gelegentlich der Brauch gepflegt, sich ähnlich wie zu [[Wikipedia:Halloween|Halloween]] oder [[Wikipedia:Karneval, Fastnacht und Fasching|Karneval]] zu verkleiden und „Hexentänze“ aufzuführen.
*In [[Wikipedia:Österreich|Österreich]], [[Wikipedia:Baden-Württemberg|Baden-Württemberg]], [[Wikipedia:Bayern|Bayern]] und der [[Wikipedia:Oberlausitz|Oberlausitz]] wird meist am Abend vor dem 1. Mai ein Maibaum aufgestellt, der in der Regel eine Fichte oder Tanne ist. In anderen Regionen wird dieser Brauch jedoch ausschließlich am Morgen des 1. Mai begangen.
*Vereinzelt gibt es auch den Brauch des [[Wikipedia:Kalkspur#Maistrich|Maistrichs]]: Dabei werden in der Nacht weiße Linien mit [[Wikipedia:Tafelkreide|Kreide]], [[Wikipedia:Kalkstein|Kalk]] o.Ä. bei heimlich Verliebten vom Haus des einen zum Haus des Anderen gezogen und somit öffentlich gemacht. Andernorts werden Häcksel gestreut, anstatt weiße Linien zu ziehen.
*In [[Wikipedia:Heidelberg|Heidelberg]] ziehen in der Walpurgisnacht jedes Jahr Tausende Menschen auf den Heiligenberg zur [[Wikipedia:Thingstätte (Heidelberg)|Thingstätte]] und feiern ein Fest, bei dem es weder kommerzielle Verkaufsstände noch elektrisches Licht gibt. Es handelt sich hierbei um die größte inoffizielle Feier Heidelbergs, die sich bei der Heidelberger Bevölkerung und bei den Studenten großer Beliebtheit erfreut.
 
=== Nordeuropa ===
In Schweden und Finnland finden in der Walpurgisnacht die größten Studentenfeste des Jahres statt, [[Wikipedia:Vappu|Vappu]] in Finnland und [[Wikipedia:Valborg (Schweden)|Valborg]] in Schweden, wobei ähnlich wie in Deutschland um ein Maifeuer herum viel gesungen, gelacht und getrunken wird.
 
== Künstlerische Umsetzungen des Themas ==
[[Bild:Walpurgishalle_Hexentanz_Hendrich.jpg|thumb|right|[[Wikipedia:Hermann Hendrich|Hermann Hendrich]]: ''Hexentanz'' (Wandgemälde aus der [[Wikipedia:Walpurgishalle|Walpurgishalle]])]]
* ''[[Walpurgisnachtstraum]]'' in [[Johann Wolfgang von Goethe]]s ''[[Faust. Eine Tragödie.|Faust I]]'' mit drastischen sexuellen Anspielungen, die lange Zeit nicht auf die Bühne gebracht werden durften
* ''[[Wikipedia:Die erste Walpurgisnacht|Die erste Walpurgisnacht]]'', eine ebenfalls von Goethe verfasste Ballade, die von [[Wikipedia:Felix Mendelssohn Bartholdy|Felix Mendelssohn Bartholdy]] vertont wurde (Opus 60)
* Gedichte von [[Wikipedia:Theodor Storm|Theodor Storm]]
* Roman ''Walpurgisnacht'' von [[Wikipedia:Gustav Meyrink|Gustav Meyrink]]
* Erzählung ''Walpurgisnacht'' von Florian Schmidt, Eichstätt
* Erzählung ''Das Tagebuch des Alonzo Typer'' von [[Wikipedia:H. P. Lovecraft|H. P. Lovecraft]] um einen [[Wikipedia:Cromlech|Cromlech]]-[[Hexensabbat]] zur Walpurgisnacht („Ziege mit den Tausend Jungen“)<ref>Vgl. [[Wikipedia:H. P. Lovecraft|H. P. Lovecraft]] et al., ''Azathoth · Vermischte Schriften'', Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1989, S. 96, 116 u. pass.</ref>
* Kinderbuch ''[[Wikipedia:Die kleine Hexe|Die kleine Hexe]]'' von [[Wikipedia:Otfried Preußler|Otfried Preußler]]
* EP und gleichnamiges Lied ''VValpurgisnacht'' von der US-amerikanischen Hardcore-Band [[Wikipedia:Integrity|Integrity]]
* Die [[Wikipedia:Walpurgishalle|Walpurgishalle]] mit Gemälden von [[Wikipedia:Hermann Hendrich|Hermann Hendrich]]
* Thema im [[Wikipedia:Hentai|Hentai]] ''[[Wikipedia:Bible Black|Bible Black]]''
* Das Album ''Walpurgis Rites'' von [[Wikipedia:Belphegor (Band)|Belphegor]]
* Lied ''Walpurgis Night'' von [[Wikipedia:Stormwitch|Stormwitch]]
* Lied ''Walpurgis Night'' von [[Wikipedia:Running Wild|Running Wild]]
* Lied ''Walpurgisnacht'' von [[Wikipedia:Schandmaul|Schandmaul]]
* Lied ''Das dunkle Land'' von [[Wikipedia:Das Ich|Das Ich]]
* Lied ''Walpurgisnacht-Ballade'' von [[Wikipedia:Roland Zoss|Roland Zoss]]
* Lied ''Sabbat'' von [[Wikipedia:Subway to Sally|Subway to Sally]]
* Lied ''Die Hexen kommen'' der Pop-Gruppe [[Wikipedia:Erste Allgemeine Verunsicherung|Erste Allgemeine Verunsicherung]]
* Lied ''Walpurgisnacht'' der Berliner Rapcrew [[Wikipedia:K.I.Z.|K.I.Z.]] auf dem Album ''[[Wikipedia:Hahnenkampf (Album)|Hahnenkampf]]''
* Lied ''Maifeuer'' der deutschen Mittelalterband [[Wikipedia:Merlons Lichter|Merlons Lichter]]
* Lied ''Hexentanz'' der deutschen Tanzkapelle [[Wikipedia:Oskar Joost Tanzorchester|Oskar Joost Tanzorchester]]
* Album ''They were wrong so we drowned'' der amerikanischen Noise-Band [[Wikipedia:Liars|Liars]]
* Hörspiel ''Walpurgisnacht'' von [[Wikipedia:Nicolas Wachter|Nicolas Wachter]] und [[Wikipedia:Martin Bauer|Martin Bauer]]
* Jugendbuch ''Walpurgisnacht – ein lyrisches Hexenwerk'' von Nicolas Wachter und [[Wikipedia:Peter Engel (Künstler)|Peter Engel]]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Gebet]]
{{commonscat|Walpurgis Night|Walpurgisnacht}}
*[[Orantenhaltung]]
*[[Wikipedia:Freinacht|Freinacht]]
*{{WikipediaDE|Maria orans}}


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Gebet]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4581377-2}}
 
{{SORTIERUNG:Walpurgisnacht}}
[[Kategorie:Feste]]
[[Kategorie:Jahresfeste]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 21. August 2017, 20:40 Uhr

Die Walpurgisnacht ist ein traditionelles europäisches Fest am 30. April. Sie erhielt ihren Namen nach der Heiligen Walburga, deren Gedenktag bis ins Mittelalter am Tag ihrer Heiligsprechung am 1. Mai gefeiert wurde. Als Tanz in den Mai hat sie wegen der Gelegenheit zu Tanz und Geselligkeit am Vorabend des Maifeiertags auch als urbanes, modernes Festereignis Eingang in private und kommerzielle Veranstaltungen gefunden.

Johannes Praetorius: Bloks Bergs Verrichtung 1668

Name

Der Name Walpurgisnacht leitet sich von Walburga (auch Walpurga oder Walpurgis) ab, einer Äbtissin aus England (710–779). Der Gedenktag dieser Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert. Die neun Tage davor wurden als Walpurgistage bezeichnet, das Läuten von Glocken zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe wird örtlich auch als Walpern beschrieben.[1]

Traditionell gilt die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg (eigentlich Brocken), aber auch an anderen erhöhten Orten ein großes Fest abhalten. Diese Vorstellung ist beeinflusst von den Beschreibungen des Hexensabbat in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts.

Der Name Walpurgisnacht wurde durch Goethes Faust (Teil I, 1808) popularisiert. Frühere Belege sind im 18. Jahrhundert nachweisbar. Adelungs Wörterbuch (1774–1786) notiert unter Walpurgis: „der Walpurgis-Abend, die Walpurgis-Nacht u. s. f. im gemeinen Leben, der Walper-Abend, die Walper-Nacht. Da sich das Jahr bey den Deutschen so wohl, als den übrigen Europäischen Völkern, in den ältesten Zeiten mit dem ersten May anfing, so ist der in Ansehung der Walpurgis-Nacht bey dem großen Haufen noch herrschende Aberglaube vermuthlich ein Überrest davon, und der bey dem Jahreswechsel ehedem üblichem Gebräuche.“

Im 17. Jahrhundert erscheint bei Johannes Praetorius (Blockes-Berges Verrichtung, Leipzig 1668): „Ausführlicher Geographischer Bericht / von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / so auff solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland / Jährlich den 1. Maij in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen.“

Früher war der 1. Mai eher als Philippi Jacobi bekannt (nach den im offiziellen römisch-katholischen Festkalender an diesem Tag verehrten Aposteln). Johannes Coler schrieb 1603 in seinem Calendarium Perpetuum (S. 89): „Den nehesten Tag vor Philippi Jacobi zu Abend pflegen Zeuberer viel Teuffeley zu uben / damit sie die Leute viel beleidigen“ – aber in demselben Abschnitt auch: „Wenns an S. Walpurgis Abend regnet / oder dieselbe Nacht tawet / so hoffet der gemeine Mann auf ein gut Jahr.“

Tradition und Brauchtum

Kupferstich von W. Jury nach Johann Heinrich Ramberg (1829) zu Goethes Faust I: „Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. So spukt mir schon durch alle Glieder die herrliche Walpurgisnacht.“

Viele Walpurgisriten leben in bäuerlichen Maibräuchen fort. Im Volksbrauchtum schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche. Der Maibaum, meist eine Birke, ist zugleich Fruchtbarkeitssymbol und Darsteller des Weltenbaums. Zu Walpurgis werden traditionell die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wird um den Baum getanzt. Der Baum symbolisiert so die Fruchtbarkeit der Natur, die auf diese Weise zu den Menschen gebracht wird. Rituelle Liebesakte auf den Feldern sollten in vorchristlicher Zeit angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Brautstein genannten Monolithen im Wendland (zum Beispiel in Woltersdorf und Trebel), die man als versteinerte Brautpaare ansah. Es soll Sitte gewesen sein, dass in der Walpurgisnacht Mädchen mit entblößten Genitalien über diese Steine rutschten, um sich dabei ihren Liebhaber zu wünschen.

Viele der Bräuche bei Frühlingsfesten ranken sich um junge Paare, die symbolisch für die menschliche Gemeinschaft stehen. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und Seuchen fernhalten (Walpurgis gilt als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut). Die auch heute noch in weiten Teilen Deutschlands gefeierten Hexenfeuer gehen mutmaßlich auf diese Tradition zurück. Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung nicht nur in Deutschland wurden diese alten Bräuche als heidnisch verdammt, die ursprüngliche, nach Ansicht einiger Forscher auf matriarchalische Gesellschaftsstrukturen zurückgehende Bedeutung ging verloren und in harmlos-ländlichem Jugendbrauchtum auf.

Maieinsingen, Maifeuer, Tanz in den Mai

Maifeuer in Akalla (Schweden)
  • Das Hexenfeuer (auch Hexenbrennen, Maifeuer, Tanz in den Mai genannt) wird in weiten Teilen Deutschlands gefeiert. Dazu wird am 30. April ein Feuer entfacht, mit dem man „die bösen Geister“ vertreiben will. Dies wird bis spät in die Nacht gefeiert. Ist das Feuer etwas heruntergebrannt, findet in einigen Gegenden der Maisprung statt, ein Brauchtum, bei dem es üblich ist, dass Verliebte gemeinsam über das Maifeuer springen.[2] Auf dem Hexenfeuer stehen gelegentlich hölzerne „Hexen“, die meist von der Jugend angefertigt worden sind. In den Schweizer Alpen haben sich sogenannte Tanzbödeli erhalten. Das sind Orte, an denen sich während der Calvinisierung trotz 150-jährigen Musik- und Tanzverbots die Jugend traf, um heimlich zu feiern. Heutzutage hat diese Tradition jedoch nur noch wenig mit Aberglauben oder Hexenverbrennung zu tun, sondern ist mehr als Volksfest anzusehen. In der Stadt Marburg wird das Hereinfeiern in den Mai alljährlich mit einem Maieinsingen von Magistrat und Hunderten Menschen auf dem Rathausplatz gestaltet. Punkt Mitternacht wird gesungen.
  • In Rheinland-Pfalz und Saarland gehen am Abend des 30. April Kinder in Gruppen durch die Orte um zu "walpern", also Schabernack zu treiben. Speziell beliebt ist dabei das Fortbewegen von Fußmatten, Mülleimern, Gartengeräten usw., also von allem um ein Haus herum, was nicht befestigt ist.
  • Der Tanz in den Mai ist die moderne Form des alten Brauches, den Beginn des Mais (1. Mai) in der Walpurgisnacht (30. April) mit Tanz und Gesang zu begrüßen und dabei Maibowle zu trinken.
  • Neben reinen Tanzveranstaltungen wird auch gelegentlich der Brauch gepflegt, sich ähnlich wie zu Halloween oder Karneval zu verkleiden und „Hexentänze“ aufzuführen.
  • In Österreich, Baden-Württemberg, Bayern und der Oberlausitz wird meist am Abend vor dem 1. Mai ein Maibaum aufgestellt, der in der Regel eine Fichte oder Tanne ist. In anderen Regionen wird dieser Brauch jedoch ausschließlich am Morgen des 1. Mai begangen.
  • Vereinzelt gibt es auch den Brauch des Maistrichs: Dabei werden in der Nacht weiße Linien mit Kreide, Kalk o.Ä. bei heimlich Verliebten vom Haus des einen zum Haus des Anderen gezogen und somit öffentlich gemacht. Andernorts werden Häcksel gestreut, anstatt weiße Linien zu ziehen.
  • In Heidelberg ziehen in der Walpurgisnacht jedes Jahr Tausende Menschen auf den Heiligenberg zur Thingstätte und feiern ein Fest, bei dem es weder kommerzielle Verkaufsstände noch elektrisches Licht gibt. Es handelt sich hierbei um die größte inoffizielle Feier Heidelbergs, die sich bei der Heidelberger Bevölkerung und bei den Studenten großer Beliebtheit erfreut.

Nordeuropa

In Schweden und Finnland finden in der Walpurgisnacht die größten Studentenfeste des Jahres statt, Vappu in Finnland und Valborg in Schweden, wobei ähnlich wie in Deutschland um ein Maifeuer herum viel gesungen, gelacht und getrunken wird.

Künstlerische Umsetzungen des Themas

Hermann Hendrich: Hexentanz (Wandgemälde aus der Walpurgishalle)

Siehe auch

Commons: Walpurgisnacht - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. dtv-Red.: dtv-Lexikon, Bd. 20, Deutscher Taschenbuchverlag, München 1974, S. 7, ISBN 3-423-03070-4
  2. http://www.kikisweb.de/spezial/maifeiertag/brauch/maisprung.htm
  3. Vgl. H. P. Lovecraft et al., Azathoth · Vermischte Schriften, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1989, S. 96, 116 u. pass.


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