Latente Wärme und Ratatöskr: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''latente Wärme''' ([[Latein|lat.]] ''verborgen'') wird in der [[Wikipedia:Physik|Physik]] die bei einem [[Wikipedia:Phasenübergang|Phasenübergang]] erster Ordnung ausgetauschte [[Wärme]] bezeichnet. Latent wird sie deshalb genannt, weil der Wärmeaustausch dabei zu keiner [[Wikipedia:Temperatur|Temperatur]]veränderung führt. Wenn etwa Eis durch Wärmezufuhr geschmolzen wird und dadurch das [[Wasser]] vom festen in den flüssigen Zustand übergeht, so bleibt dabei die [[Wikipedia:Temperatur|Temperatur]] unter [[Wikipedia:Normalbedingungen|Normalbedingungen]] so lange konstant bei 0° [[Wikipedia:Celsius|Celsius]] stehen, bis alles Eis geschmolzen ist, weil die zugeführte Wärme vollständig für die innere [[Struktur]]änderung des Wassers aufgebraucht wird. Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht wird dabei die äußere Wärme vollständig in innere, [[Wärmeäther|ätherische Wärme]] umgewandelt.
[[Bild:AM 738 4to Ratatoskr.png|thumb|Ratatöskr in der Weltenesche Yggdrasil. Aus einer isländischen Handschrift des 17. Jahrhunderts.]]


[[Kategorie:Physik]] [[Kategorie:Elemente]] [[Kategorie:Äther]]
'''Ratatöskr''' (auch '''Ratatosk''', '''Ratatösk''' oder '''Ratatwisker''') ist ein [[Wikipedia:Eichhörnchen|Eichhörnchen]] der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]], das zu den Tieren des [[Weltenbaum]]s [[Yggdrasil]] gehört.
 
== Edda ==
 
Das Eichhörnchen wird in den Liedern der ''[[Wikipedia:Lieder-Edda|Lieder-Edda]]'' nur im ''[[Wikipedia:Grímnismál|Grímnismál]]'' erwähnt.
 
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„Ratatoscr heitir ícorni,
er renna scal
at asci Yggdrasils;
arnar orð
hann scal ofan bera
oc segia Níðhǫggvi niðr.“<ref>Lieder-Edda: Grímnismál 32. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 14. Dezember 2009.</ref>
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„Ratatosk heißt das Eichhörnchen,
das herumspringt
an der Esche Yggdrasil;
die Worte des Adlers
trägt es von oben herab
und sagt sie unten Nidhögg.“<ref>Übersetzung nach Arnulf Krause: ''Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda.'' Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15050-047-7.</ref>
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::– ''Grímnismál'' 32
 
Demnach ist das Eichhörnchen im Wesentlichen der Überbringer der Botschaften des [[Adler am nordischen Weltenbaum|Adlers]] an den Drachen [[Nidhögg]], der sich unten an den Wurzeln des Weltenbaums aufhält. [[Wikipedia:Snorri Sturluson|Snorri Sturluson]] fügte in seiner ''[[Wikipedia:Prosa-Edda|Prosa-Edda]]'' hinzu, dass Ratatosk auch die Nachrichten des Drachen an den Adler übermittelt und dass die beiden auf diese Weise einen Streit miteinander austragen. Aus welchem Grund bleibt unerwähnt.
 
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„Örn einn sitr í limum asksins, ok er hann margs vitandi [...].
Íkorni sá, er heitir Ratatoskr, renn upp ok niðr eftir askinum
ok berr öfundarorð milli arnarins ok Níðhöggs, [...]“<ref>Textausgabe nach CyberSamurai Encyclopedia of Norse Mythology, URL: http://www.cybersamurai.net/Mythology/NorseMyth.htm, aufgerufen am 14. Dezember 2009.</ref>
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„Ein Adler sitzt in den Ästen der Esche, der hat manches Wissen [...].
Das Eichhörnchen, das Ratatosk heißt, springt an der Esche hinauf und hinunter.
Zwischen dem Adler und Nidhögg tauscht es Gehässigkeiten aus.“<ref>Arnulf Krause: ''Die Edda des Snorri Sturluson.'' Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 978-3-15000-782-2</ref>
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::– S<SMALL>NORRI</SMALL> S<SMALL>TURLUSON</SMALL>: ''Prosa-Edda: Gylfaginning'' 16
 
== Rezeption ==
 
Das Eichhörnchen gehört wohl nicht zur ursprünglichen Grundausstattung des nordischen Weltenbaums, dessen Wurzeln noch bis in [[Wikipedia:Indogermanen|indogermanische]] Zeit zurückreichen. Es handelt sich vermutlich um ein ausschmückendes Detail aus späterer Zeit.<ref>Simek (2006) S. 343</ref>
 
Das Streitmotiv zwischen Adler und Drache hingegen könnte ein altes Motiv sein. Entsprechende Parallelen finden sich in der indischen und römischen Welt. Den Streit zwischen Adler und Schlange am Baum kennt auch die indische Mythologie. In einer Fabel des [[Phädrus]] stiftet eine Katze an einem Baum Feindschaft zwischen einem Adler in der Höhe und einer Wildsau an den Wurzeln.<ref>Jan de Vries: ''Altgermanische Religionsgeschichte, Band 2: Religion der Nordgermanen''. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin – Leipzig 1937, § 328 – Simek (2006) S. 343 weist darauf hin, dass diese Parallelen keinen sicheren Schluss über das Alter des Streitmotivs erlauben.</ref> Als weit hergeholt gilt jedoch, dass der Streit zwischen Adler und Drache den Widerstreit zwischen den aufbauenden und den zerstörerischen Kräften in der Welt, den Göttern und den Riesen, darstelle.<ref>Henry Adams Bellows: ''The Poetic Edda: The Mythological Poems.'' Courier Dover Publications, 2004, ISBN 978-0-48643-710-1 S. 97, Anmerkung 32. [http://books.google.de/books?id=cJG6kfgZBf8C&pg=PA97&dq=Ratatosk&ei=KX0lS7nSMKT8ygSx-emvCw&cd=2#v=onepage&q=Ratatosk&f=false Online Auszug]</ref>
 
Den Namen Ratatöskrs, [[Wikipedia:Altnordische Sprache|altnordisch]] ''Ratatoskr'', leitet man meist ab von altnordisch ''rati'' ‚Bohrer‘ und ''*toskr'' ‚Zahn?‘, so dass der Name mit ‚Bohrerzahn, Nagezahn‘ übersetzt wird.<ref>Simek (2006) S. 343: Bohrerzahn – John Lindow: ''Handbook of Norse Mythology.'' ABC-CLIO Ltd, USA 2001, ISBN 978-1-57607-217-2, S. xi: Bore-Tooth. – Reiner Tetzner: ''Germanische Göttersagen (nach den Quellen neu erzählt).'' Reclam, 1992, S. 193: Nagezahn.</ref>
 
== Literatur ==
 
* [[Wikipedia:Rudolf Simek|Rudolf Simek]]: ''Lexikon der germanischen Mythologie.'' 3. völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X (''Kröners Taschenausgabe'' 368).
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
{{SORTIERUNG:Ratatoskr}}
[[Kategorie:Germanische Mythologie]]
[[Kategorie:Tier]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 20. Februar 2013, 23:15 Uhr

Ratatöskr in der Weltenesche Yggdrasil. Aus einer isländischen Handschrift des 17. Jahrhunderts.

Ratatöskr (auch Ratatosk, Ratatösk oder Ratatwisker) ist ein Eichhörnchen der nordischen Mythologie, das zu den Tieren des Weltenbaums Yggdrasil gehört.

Edda

Das Eichhörnchen wird in den Liedern der Lieder-Edda nur im Grímnismál erwähnt.

„Ratatoscr heitir ícorni,
er renna scal
at asci Yggdrasils;
arnar orð
hann scal ofan bera
oc segia Níðhǫggvi niðr.“[1]

„Ratatosk heißt das Eichhörnchen,
das herumspringt
an der Esche Yggdrasil;
die Worte des Adlers
trägt es von oben herab
und sagt sie unten Nidhögg.“[2]


Grímnismál 32

Demnach ist das Eichhörnchen im Wesentlichen der Überbringer der Botschaften des Adlers an den Drachen Nidhögg, der sich unten an den Wurzeln des Weltenbaums aufhält. Snorri Sturluson fügte in seiner Prosa-Edda hinzu, dass Ratatosk auch die Nachrichten des Drachen an den Adler übermittelt und dass die beiden auf diese Weise einen Streit miteinander austragen. Aus welchem Grund bleibt unerwähnt.

„Örn einn sitr í limum asksins, ok er hann margs vitandi [...].
Íkorni sá, er heitir Ratatoskr, renn upp ok niðr eftir askinum
ok berr öfundarorð milli arnarins ok Níðhöggs, [...]“[3]

„Ein Adler sitzt in den Ästen der Esche, der hat manches Wissen [...].
Das Eichhörnchen, das Ratatosk heißt, springt an der Esche hinauf und hinunter.
Zwischen dem Adler und Nidhögg tauscht es Gehässigkeiten aus.“[4]


– SNORRI STURLUSON: Prosa-Edda: Gylfaginning 16

Rezeption

Das Eichhörnchen gehört wohl nicht zur ursprünglichen Grundausstattung des nordischen Weltenbaums, dessen Wurzeln noch bis in indogermanische Zeit zurückreichen. Es handelt sich vermutlich um ein ausschmückendes Detail aus späterer Zeit.[5]

Das Streitmotiv zwischen Adler und Drache hingegen könnte ein altes Motiv sein. Entsprechende Parallelen finden sich in der indischen und römischen Welt. Den Streit zwischen Adler und Schlange am Baum kennt auch die indische Mythologie. In einer Fabel des Phädrus stiftet eine Katze an einem Baum Feindschaft zwischen einem Adler in der Höhe und einer Wildsau an den Wurzeln.[6] Als weit hergeholt gilt jedoch, dass der Streit zwischen Adler und Drache den Widerstreit zwischen den aufbauenden und den zerstörerischen Kräften in der Welt, den Göttern und den Riesen, darstelle.[7]

Den Namen Ratatöskrs, altnordisch Ratatoskr, leitet man meist ab von altnordisch rati ‚Bohrer‘ und *toskr ‚Zahn?‘, so dass der Name mit ‚Bohrerzahn, Nagezahn‘ übersetzt wird.[8]

Literatur

  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X (Kröners Taschenausgabe 368).

Einzelnachweise

  1. Lieder-Edda: Grímnismál 32. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 14. Dezember 2009.
  2. Übersetzung nach Arnulf Krause: Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15050-047-7.
  3. Textausgabe nach CyberSamurai Encyclopedia of Norse Mythology, URL: http://www.cybersamurai.net/Mythology/NorseMyth.htm, aufgerufen am 14. Dezember 2009.
  4. Arnulf Krause: Die Edda des Snorri Sturluson. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 978-3-15000-782-2
  5. Simek (2006) S. 343
  6. Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte, Band 2: Religion der Nordgermanen. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin – Leipzig 1937, § 328 – Simek (2006) S. 343 weist darauf hin, dass diese Parallelen keinen sicheren Schluss über das Alter des Streitmotivs erlauben.
  7. Henry Adams Bellows: The Poetic Edda: The Mythological Poems. Courier Dover Publications, 2004, ISBN 978-0-48643-710-1 S. 97, Anmerkung 32. Online Auszug
  8. Simek (2006) S. 343: Bohrerzahn – John Lindow: Handbook of Norse Mythology. ABC-CLIO Ltd, USA 2001, ISBN 978-1-57607-217-2, S. xi: Bore-Tooth. – Reiner Tetzner: Germanische Göttersagen (nach den Quellen neu erzählt). Reclam, 1992, S. 193: Nagezahn.


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