Griechisches Alphabet

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Griechisches Alphabet
Schrifttyp Alphabet
Sprachen Griechisch
Verwendungszeit seit ≈800 v. Chr.
Abstammung Protosemitisches Alphabet
 → Phönizische Schrift
  → Griechisches Alphabet
Abgeleitete Armenisches Alphabet
Altitalisches Alphabet
Gotisches Alphabet
Glagolitische Schrift
Kyrillisches Alphabet
Koptische Schrift
Lateinisches Alphabet
Unicode-Block

U+0370–U+03FF
U+1F00–U+1FFF

ISO 15924 Grek

Das griechische Alphabet (altgriechisch ἑλληνικός ἀλφάβητος; neugriechisch ελληνικό αλφάβητο, ellinikó alfávito, auch ελληνική αλφαβήτα) ist die Schrift, in der die griechische Sprache seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wird. Die griechische Schrift ist eine Weiterentwicklung der phönizischen Schrift. Sie war die erste Alphabetschrift im engeren Sinne. Vom griechischen Alphabet stammen u. a. das lateinische, kyrillische und koptische Alphabet ab. Das griechische Alphabet umfasst heute 24 Buchstaben, die ebenso wie im lateinischen Alphabet als Majuskeln (Großbuchstaben) und Minuskeln (Kleinbuchstaben) vorkommen.

Zeichen

Klassische Zeichen

Zeichen Var.1 Name2
(altgr. Schreibung)
neugr. Name
(neugr. Schreibung)
Altgr.
Transkription
Altgr.
Aussprache3
Neugr.
Transkription4
Neugr.
Aussprache
Α, α Alpha (ἄλφα) álfa (άλφα) a [a], [] a, αι = e [a]
Β, β ϐ Beta (βῆτα) víta (βήτα) b [b] v [v]
Γ, γ Gamma (γάμμα) gám(m)a (γάμ(μ)α) g [g] g, γκ = ng,
γχ = nch, γξ = nx
[ɣ], [ʝ]
Δ, δ Delta (δέλτα) délta (δέλτα) d [d] d [ð]
Ε, ε ϵ Epsilon (ἔ ψιλόν), ursprünglich Ei (εἶ)[1] épsilon (έψιλον) e [e] e, entfällt vor ι [ɛ]
Ζ, ζ Zeta (ζῆτα) zíta (ζήτα) z [zd], [dz] z [z]
Η, η Eta (ἦτα) íta (ήτα) ē [ɛː] i [i]
Θ, θ ϑ Theta (θῆτα) thíta (θήτα) th [] th [θ]
Ι, ι Iota (ἰῶτα) ióta (ιώτα) i [i], [] i [i], [j]
Κ, κ ϰ Kappa (κάππα) káp(p)a (κάπ(π)α) k [k] k [k], [g]
Λ, λ Lambda (λάμβδα) lámda (λάμδα) l [l] l [l]
Μ, μ My (μῦ) mi (μι) m [m] m [m]
Ν, ν Ny (νῦ) ni (νι) n [n] n [n]
Ξ, ξ Xi (ξῖ) xi (ξι) x [ks] x [ks], [gz]
Ο, ο Omikron (ὄ μικρόν) ómikron (όμικρον) o [o] o, οι = e [ɔ]
Π, π ϖ Pi (πῖ) pi (πι) p [p] p, μπ = (m)b5 [p], [b]
Ρ, ρ ϱ Rho (ῥῶ) ro (ρω) r(h) [r], [] r [r]
Σ, σ ς6, ϲ7 Sigma (σῖγμα) sígma (σίγμα) s [s], [z] s [s]
Τ, τ   Tau (ταῦ) taf (ταυ) t [t] t, ντ = (n)d5 [t], [d]
Υ, υ Ypsilon (ὔ ψιλόν) ýpsilon (ύψιλον) y
bei αυ, ευ, ου: u
[y], [] y, ου = ou, sonst nach Vokal v oder f [i], [u], [v], [f]
Φ, φ ϕ Phi (φῖ) fi (φι) ph [] f [f]
Χ, χ Chi (χῖ), ursprünglich Chei (χεῖ)[2] chi (χι) ch [] ch [x], [ç]
Ψ, ψ Psi (ψῖ) psi (ψι) ps [ps] ps, μψ = (m)bz5 [ps], [bz]
Ω, ω Omega (ὦ μέγα) oméga (ωμέγα) ō [ɔː] o [ɔ]

Nichtklassische Zeichen

Zeichen Var.1 Name2
Transkription Aussprache3 Erläuterung
Ϝ, ϝ Ͷ, ͷ Digamma (Wau) w [w] Archaischer Buchstabe und später Zahlzeichen für 6
Ϛ, ϛ Stigma st [st] Mittelalterliche Ligatur für στ und als Zahlzeichen Ersatz für Ϝ
Ͱ, ͱ Heta h [h] Historisches Derivat von Eta als Konsonant
Ϻ, ϻ San s [s] Archaischer Buchstabe, alternativ zu Sigma
Ϙ, ϙ Ϟ, ϟ Koppa q [k] Archaischer Buchstabe und später Zahlzeichen für 90
Ͳ, ͳ Ϡ, ϡ Sampi ss [s:] Ionischer Buchstabe, später Zahlzeichen für 900
Ϸ, ϸ Scho sch [⁠ʃ⁠] Baktrischer Buchstabe

1) Alternative Glyphe für den Buchstaben
2) Name des Buchstabens in deutscher Transkription
3) Rekonstruierte Aussprache im 5. Jahrhundert v. Chr.; siehe auch Altgriechische Phonologie
4) Die neugriechische Transkription wird nicht einheitlich gehandhabt. Die hier verwendete Transkription richtet sich nach der in der Wikipedia verwendeten Namenskonvention Neugriechisch.
5) nicht vor stimmlosen Konsonanten; das n oder m entfällt nur am Wortanfang.
6) nur und immer[3] am Wortende, außer es folgt ein Apostroph (Beispiel: μέσα kann zu μες oder μεσ' verkürzt werden.)
7) Die C-ähnliche Form des Sigmas wird im kirchlichen Kontext noch regelmäßig verwendet.

Namen der Buchstaben

Die Bezeichnungen der Buchstaben haben im Griechischen keine Bedeutung. Sie wurden größtenteils aus dem Phönizischen übernommen. Dort bezeichnen die Buchstabennamen Begriffe, denen nach dem akrophonischen Prinzip ein Lautwert zugeordnet wurde. Beispielsweise bedeutet aleph „Ochse“ und beth „Haus“.

Die Namen einiger Vokale gehen auf die byzantinische Zeit zurück. Ihre Bezeichnungen in klassischer Zeit unterschieden sich teils, z. B. wurden die Buchstaben Omikron und Omega schlicht οὖ [oː] und [ɔː] genannt. Erst als die Aussprache der beiden Laute zusammenfiel, unterschied man die Buchstaben durch die Namenszusätze mikrón und méga (Omikron bedeutet „kleines O“, Omega „großes O“). Ähnlich verhält es sich bei den Namen Epsilon („einfaches E“) und Ypsilon („einfaches Y“), die zur Unterscheidung zu den gleichlautenden Buchstabenkombinationen ει und οι eingeführt wurden.

Aussprache

Die antiken und modernen Lautwerte der griechischen Buchstaben unterscheiden sich recht stark, weil die tiefgreifenden lautlichen Veränderungen, die die griechische Sprache in über zweieinhalb Jahrtausenden durchlebte, in der Orthografie nicht mitvollzogen wurden. Daher sind alt- und neugriechische Wörter im Schriftbild oft identisch oder sehr ähnlich, obwohl sich ihre Aussprache grundlegend unterscheidet.

Altgriechisch

Frühform des griechischen Alphabets. Archäologisches Nationalmuseum, Athen

In der antiken Aussprache des Griechischen war die Laut-Buchstaben-Zuordnung recht eindeutig. Bei der Darstellung der Vokale musste das Altgriechische aber mit sieben Buchstaben für 12 Phoneme auskommen. Alpha, Iota und Ypsilon konnten sowohl für lange oder für kurze Laute stehen. Bei den e- und o-Lauten wurde dagegen zwischen Epsilon bzw. Omikron für die Kurzvokale e, o und Eta bzw. Omega für die offenen Langvokale [ɛː], [ɔː] unterschieden. Für die geschlossenen Langvokale [] und [] verwendete man indes die Digraphen Epsilon-Iota (ει) und Omikron-Ypsilon (ου). Daneben ist zu beachten, dass die Diphthonge Alpha-Ypsilon (αυ) und Epsilon-Ypsilon (ευ) als [au] und [eu] gesprochen wurden.

Die im Schulunterricht westlicher Länder etablierte Aussprache weicht in einigen Punkten von der heute nach wissenschaftlichen Kriterien rekonstruierten Aussprache ab. So wurden Theta, Phi und Chi in der Antike als aspirierte Verschlusslaute und nicht als Reibelaute gesprochen. In Griechenland selbst wird heute für alle Texte, auch für altgriechische, die neugriechische Aussprache verwendet. Auch in anderen orthodoxen Ländern ist die dem Neugriechischen nahestehende byzantinische statt der antiken Aussprache Grundlage für die Aussprache griechischer Wörter.

Siehe auch

Griechisches Alphabet - Artikel in der deutschen Wikipedia

Literatur

  • Bernard Comrie, Stephen Matthews und Maria Polinksy (Hrsg.): Bildatlas der Sprachen. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0707-5.
  • Florian Coulmas: The Blackwell Encyclopedia of Writing Systems. Blackwell Publishers, Oxford 1997, ISBN 0-631-21481-X (engl.).
  • Barry B. Powell: Homer and the Origin of the Greek Alphabet. Cambridge 1991 (engl.).
  • Wilhelm Schubart: Griechische Palaeographie (= Handbuch der Altertumswissenschaft. 1,4,1). Beck, München 1925.
  • Stanislav Segert: Altaramäische Schrift und die Anfänge des griechischen Alphabets. In: Klio 41 (1963), S. 38–57.
  • Andreas Willi: Κάδμος ἀνέθηκε. Zur Vermittlung der Alphabetschrift nach Griechenland. In: Museum Helveticum 62 (2005), S. 162–171.

Weblinks

 Wiktionary: griechisches Alphabet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eintrag εἶ in Liddell-Scott-Jones.
  2. Eintrag χεῖ in Liddell-Scott-Jones.
  3. Nick Nicholas (2004) vom Thesaurus Linguae Graecae (TLG) nennt hierzu allerdings historische Ausnahmen: There was a somewhat widespread practice in the nineteenth century of using final sigma word-medially to indicate a morphemic break. [...] For example, the TLG text of Plutarch's Παροιμίαι αἷς Ἀλεξανδρεῖς ἐχρῶντο (dated 1839) has the spellings δυςκατανοήτων, δυςκληρούντων, δυςχείρωτοι, ἐπειςήγαγον, προςαγορεύεται, προςεδέξαντο, προςεδόκησαν, προςήκει, προςοφείλων, ὥςπερ. In each case, the final sigma marks a morpheme boundary. Diese Praxis erinnert an die Regeln des Gebrauchs von langem ſ und finalem s, die früher in deutscher Orthographie gehandhabt wurden.


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