Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459 und Kaste: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Chymische_Hochzeit.gif|thumb|''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'', Ausgabe 1616]]
'''Kaste''' ([[Wikipedia:Portugiesische Sprache|portug.]]/[[Wikipedia:Spanische Sprache|span.]] ''casta'' – [[Rasse]], von [[Latein|lat.]] ''castus'' – rein) oder '''Varna''' ([[Sanskrit]], f., वर्ण, {{IAST|varṇa|sa}}, wörtl. „Farbe“, Kaste) ist die Bezeichnung für die vor allem aus [[Wikipedia:Indien|Indien]] bekannte hierarchische und funktionelle Gliederung des [[Volk]]es auf religiös-[[spirituell]]er Grundlage.  
Die '''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459''' erschien 1616 in [[Wikipedia:Straßburg|Straßburg]] bei ''Lazare Zetzner'' erstmals im Druck, nachdem sie zuvor schon einige Zeit als Handschrift im Umlauf war. Entstanden ist sie zwischen 1603 und 1605. Geschildert werden darin die Einweihungserlebnisse des [[Christian Rosenkreutz]], die schließlich zur Begründung des [[Rosenkreuzer-Schulungsweg]]s geführt haben, in Form eines alchemistischen Romans.  


== [[Johann Valentin Andreae]] ==
Das Kastensystem hat seinen Ursprung in der [[Urindische Kultur|urindischen Kultur]], die sich nach dem Untergang der [[Atlantis]] unter der Leitung der 7 [[Rishis]] herausgebildet hatte.
[[Bild:Johann_Valentin_Andreae.jpg|thumb|left|Johann Valentin Andreae (1586-1654)]]
Die ''Chymische Hochzeit'' erschien zunächst anonym, doch gilt als ihr Autor [[Johann Valentin Andreae]]. Im äußeren Sinn ist das wohl richtig, doch war er nicht mehr als ein Werkzeug der geistigen Welt, denn wie [[Rudolf Steiner]] deutlichlich gemacht hat, war ihr geistiger Urheber gar keine physische Persönlichkeit:


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"Aber kein Mensch, der die Biographie des Valentin Andrea kennt, wird im Zweifel darüber sein, daß der Valentin Andrea, der später ein philiströser Pastor geworden ist und salbungsvolle andere Bücher schrieb, nicht die «ChymischeHochzeit» geschrieben hat. Es ist ein bloßer Unsinn, zu glauben, daß der Valentin Andrea die «Chymische Hochzeit» geschrieben hat. Denn vergleichen Sie nur einmal die «Chymische Hochzeit» oder die «Reformation der ganzen Welt» oder die anderen Schriften von Valentinus Andrea - physisch war es schon dieselbe Persönlichkeit - mit dem schmalzig Salbungsvollen, Fettig-Öligen, was der Pastor Valentin Andrea, der nur denselben Namen trägt, in seinem späteren Leben dann geschrieben hat. Das ist doch ein höchst merkwürdiges Phänomen! Wir haben einen jungen Menschen, der überhaupt noch kaum erst die Schulzeit vollendet hat, der schreibt solche Dinge nieder wie die «Reformation der ganzen Welt», wie die «Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz», und wir müssen uns anstrengen, den inneren Sinn dieser Schriften zu ergründen. Er selber versteht gar nichts davon, denn das zeigt er später: er wird ein salbungsvoller öliger Pastor. Das ist derselbe Mensch! Und man braucht nur dieses Faktum zu nehmen, so muß man plausibel finden, was ich dazumal dargestellt habe: daß eben die «Chymische Hochzeit» nicht von einem Menschen geschrieben ist, oder nur insofern von einem Menschen geschrieben ist, nun ja - wie der stets angsterfüllte geheime Sekretär von Napoleon seine Briefe geschrieben hat. Aber Napoleon war immerhin ein Mensch, der stark mit seinen Füßen, mit seinen Beinen auf dem Boden stand, war eben eine physische Persönlichkeit. Derjenige, der die «Chymische Hochzeit» geschrieben hat, war nicht eine physische Persönlichkeit, und er hat sich dieses «Sekretärs» bedient, der eben dann später der ölige Pastor Valentin Andrea geworden ist." {{Lit|GA 232, S 143}}
"Wir blicken zurück auf diesen ersten Zeitraum, und wir müssen da
nicht auf das, was die Geschichte berichtet, Rücksicht nehmen, sondern
auf das, was in den uralten vorvedischen Zeiten da war. Vorbereitet
hat sich alles das, was später hervorgetreten ist; vorbereitet hat sich vor
allen Dingen das, was wir als die Einteilung der Menschen in Kasten
kennen. Gegen diese Kasten mag der Europäer viel einzuwenden haben,
aber in jener Kulturrichtung, die damals vorhanden war, haben
diese Kasten ihre Berechtigung gehabt, denn sie hingen im tiefsten
Sinne mit dem Menschheitskarma zusammen. Die Seelen, die aus der
Atlantis herüberrückten, waren wirklich von ganz verschiedenem Wert,
und es paßte in einer gewissen Weise auf diese Seelen, von denen die
einen vorgeschrittener als die anderen waren, das Gliedern m solche
Kasten nach ihrem vorher in sie gelegten Karma. Und da in jener
alten Zeit die Menschheit sich nicht so überlassen war wie in unserer
heutigen Zeit, sondern wirklich in einem weit höheren Sinne, als wir
uns heute vorstellen können, gelenkt und geleitet wurde in ihrer EntWickelung
- da vorangeschrittene Individualitäten, die wir die Rishis
nennen, ein Verständnis dafür hatten, was eine Seele wert ist, welcher
Unterschied zwischen den einzelnen Kategorien von Seelen besteht -,
so liegt dieser Kasteneinteilung ein wohlbegründetes kosmisches Gesetz
zugrunde. Mag es in einer späteren Zeit noch so sehr als Härte erschienen
sein, in jenen alten Zeiten, wo die Lenkung eine spirituelle
war, war dieses Kastenwesen ein wirklich der Menschennatur Angepaßtes.
Und ebenso wie es wahr ist, daß im allgemeinen in der normalen
Entwickelung des Menschen derjenige, der mit einem bestimmten
Karma in die neue Epoche hinüberlebte, auch in eine bestimmte Kaste
kam, ebenso wahr ist es, daß man nur dann über die Bestimmungen
dieser Kaste hinauskommen konnte, wenn man eine Einweihungsentwickelung
durchmachte. Nur wenn man zu den Stufen kam, wo man
abstreifte das, wohin einen das Karma hineingestellt hatte, nur wenn
man in Joga lebte, dann konnten unter Umständen diese Kastenunterschiede
überwunden werden. Wir wollen uns des geisteswissenschaftlichen
Grundsatzes bewußt sein, daß jede Kritik der Evolution uns
fernliegen muß, daß wir nur danach streben müssen, die Dinge zu verstehen.
Mag diese Kasteneinteilung einen noch so schlimmen Eindruck
machen, sie war im vollsten Sinne begründet, nur müssen wir sie im
Zusammenhang mit einer umfassenden, gesetzmäßigen Bestimmung in
bezug auf das Menschengeschlecht betrachten." {{Lit|{{G|105|182f}}}}
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== Inhalt ==
Es gibt vier Varnas (Farben) im [[Wikipedia:Indien|indischen]] Kastensystem:


Die romanhafte Schilderung der ''Chymischen Hochzeit'' beginnt damit, dass der achtzigjähriger Christian Rosenkreutz, der um 1459 in einer Eremitage am Abhang eines Berges lebte, über ein selbsterlebtes Abenteuer zu berichten beginnt, das er am Vorabend des Ostertages erlebt hat. Die ganze Erzählung erstreckt sich über sieben seelische Tagewerke und beginnt damit, dass Christian Rosenkreutz, tief in die [[Meditation]] versenkt, plötzlich einen grausamen Wind an seine Hütte heranwehen spürt, ein Zeichen dafür, dass er mit seinem [[Bewusstsein]] in die rastlos bewegte [[Äther]]welt eingetreten ist. Da titt plötzlich ein herrliches Weib mit Flügeln voller Augen in blauem Kleid und güldenen Sternen und einer Posaune in der Hand an ihn heran und lädt ihn zu einer königlichen Hochzeit. Auf der Posaune steht ein Name, den Christian Rosenkreutz wohl erkennt, aber nicht preisgeben darf. Die Hochzeit, so erinnert er sich plötzlich, war ihm schon sieben Jahre zuvor angekündigt worden. Im Traum sieht er sich noch in der selben Nacht in einen Turm versetzt, wo er und unzählige andere in Ketten gelegt der Befreiung harren. Sieben Mal wird ein Seil herabgelassen, an dem manche der Gefangenen - und schließlich beim sechsten Mal auch Christian Rosenkreutz - hochgezogen werden.
# [[Wikipedia:Brahmanen|Brahmanen]] (traditionell die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften (Veda), Priester) - [[Weiß]]
# [[Wikipedia:Kshatriyas|Kshatriyas]] (traditionell Krieger und Fürsten, höhere Beamte) - [[Rot]]
# [[Wikipedia:Vaishyas|Vaishyas]] (traditionell Händler, Kaufleute, Grundbesitzer, Landwirte) - [[Gelb]]
# [[Wikipedia:Shudra|Shudra]]s (traditionell Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner) - [[Schwarz]]


Am dritten Tag erreicht Christian Rosenkreutz auf seiner Wanderung einen Berggipfel, wo er wie auch die Gäste durch eine Waage geprüft werden, deren Gewichte vielfach als die 7 [[Tugend]]en gedeutet werden. [[Rudolf Steiner]] sieht in ihnen die [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]]. Diejenigen, die für tugendhaft befunden werden, dürfen der Hochzeit beiwohnen. Sie erhalten ein Goldenes Vlies und werden der königlichen Familie vorgestellt. Voller Erwartungen einer Hochzeit beizuwohnen, wird aber die königliche Familie geköpft und ihre Teile in sieben Schiffe verladen und auf einer weit abgelegenen Insel in den Olympischen Turm gebracht, der sieben Stockwerke hat. Innerhalb dieses Turmes erleben die Gäste einen Aufstieg und jeder von ihnen nimmt an alchemistischen Operationen teil, die durch einen Greis und eine Frau geführt werden. Aus den königlichen Überresten gewinnt man dabei eine Art flüssiges Destillat, welches ein weißes Ei gebiert. Aus diesem schlüpft wiederum ein Vogel, der gemästet und geköpft wird. Die Gäste werden aufgefordert aus den Überresten zwei winzige Statuen zu formen. Diese werden solang gefüttert, bis sie die Größe eines erwachsenen Menschen erreicht haben und es stellt sich heraus, dass diese der auferstandene König und die Königin sind. Nachdem das Werk vollbracht ist, werden die Gäste durch das Königspaar in den Orden vom Goldenen Stein eingeführt und kehren zum Schloss zurück. Christian Rosenkreutz spielt dabei noch eine weitere besondere Rolle. Da er im Schloss in das Mausoleum eingedrungen war, wurde er von der dort lebenden Venus als Schlosswächter verurteilt. Die Geschichte endet schließlich wieder in der Eremitage des Christian Rosenkreutz, womit nochmals verdeutlicht wird, dass es sich bei den Schilderungen um keine äußeren Erlebnisse, sondern um innere geistige Erfahrungen handelt.
Darunter stehen die [[Wikipedia:Dalit|Unberührbaren]]“ ([[Wikipedia:Dalit|Dalit]]), die auch als [[Wikipedia:Paria|Paria]] oder ''Harijans'' bezeichnet werden.


== Die Initiation durch Manes ==
<div style="margin-left:20px">
"Erinnern Sie
sich, daß die uralte indische Kultur im Zusammenhange stand mit
einer gewissen Einteilung der Menschen, mit einer Einteilung in vier
Kasten, und daß die höchste Kaste bei den Indern die der Brahminen,
die der Pfleger der "Weisheit war. Es war die Absonderung der Kasten
im alten Indien eine so starke, daß zum Beispiel die heiligen Bücher
nur gelesen werden durften von den Brahminen und nicht etwa von
den Mitgliedern der anderen Kasten. Die zweite Kaste, die Krieger,
durften sie nur hören, die Lehren, welche in den Veden enthalten
waren oder in dem Auszug aus den Veden, in der Vedanta. Erklären
irgendeine Stelle aus den Veden, also eine Meinung haben über das,
was die Veden bedeuten, das durften nur die Brahminen. Den anderen
Menschen war es strenge verboten, eine Meinung zu haben über dasjenige,
was als Weisheitsschatz in den heiligen Büchern enthalten war.
Die zweite Kaste waren diejenigen Menschen, welche das Kriegshandwerk
und die Verwaltung des Landes zu besorgen hatten. Dann
gab es eine dritte Kaste, die Handel und Gewerbe zu treiben hatte,
und eine vierte, eigentlich arbeitende Kaste; endlich aber eine ganz
verachtete Bevölkerungsschicht, die Parias, welche so wenig geachtet
wurde, daß zum Beispiel ein Brahmine sich schon verunreinigt fühlte,
wenn er nur auf den Schatten trat, der geworfen wurde von einem
Paria. Er mußte sich sogar gewissen Reinigungsmaßregeln unterziehen,
wenn er auf den Schatten eines solchen verunreinigten Menschen,
wofür die Parias gehalten wurden, getreten war. So sehen wir,
wie merkwürdig hier die Menschen eingeteilt sind in vier sozusagen
anerkannte Kasten und in eine ganz und gar nicht anerkannte Kaste.
Wenn wir uns nun fragen: Wurden solche strengen Regeln im alten
Indien auch eingehalten? - so müssen wir antworten: In einer völligen
Strenge wurden sie eingehalten. Und es hätte gewiß in der Zeit, in
welcher in Europa schon die griechisch-lateinische Kultur waltete,
kein Angehöriger der Kriegerkaste in Indien es gewagt, eine eigene
Meinung zu haben über dasjenige, was in den heiligen Büchern, in
den Veden stand." {{Lit|{{G|155|85f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Das war eine bedeutsame soziale Erscheinung, daß jene alten Mensehen,
die nichts hatten als die traumhaft aufsteigenden Schauungen
über die Geheimnisse der Welt, Einwanderer in ihre Territorien kommen
sahen, die sie noch verstehen konnten, weil die auch Schauungen
hatten, die aber etwas schon hatten, was sie selbst nicht hatten: die
Denkkraft. Das war eine besondere Menschensorte. Die Inder sahen
diejenige Kaste, die sie als die Brahmanen-Kaste bezeichneten, als die
Nachkommen dieser Menschen an, die mit dem atavistischen Hellsehen
die Denkkraft verbanden. Und als sie in die südlichen Gegenden von
den höhergelegenen nördlichen Gegenden Asiens hinunterstiegen, da
machte sich für sie geltend der Name Arier. Das ist die arische Bevölkerung.
Ihr Urkennzeichen ist dieses, daß sie - wenn ich mich jetzt des
späteren Ausdrucks bedienen darf - mit den plebejischen Fähigkeiten
des atavistischen Hellsehens die Denkkraft verbanden." {{Lit|{{G|194|220f}}}}
</div>


Die [[Initiation]] des Christian Rosenkreutz im Jahre 1459 erfolgte durch [[Manes]] und war mit einer tieferen Einsicht in das Wesen und die Aufgabe des [[Böse]]n in der Welt verbunden:
Nach [[Rudolf Steiner]] gab es nach dem Untergang der [[Atlantis]], als die [[Mensch]]en unter der Führung des [[Manu]] nach Osten wanderten, allerdings ursprünglich nicht nur vier bzw. fünf, sondern insgesamt [[sieben]] Kasten; zwei davon zogen allerdings nicht bis nach [[Wikipedia:Indien|Indien]] hinüber:


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"Als ein «höherer Grad» wird innerhalb dieser ganzen Strömung die Initiation des Manes angesehen, der 1459 auch Christian Rosenkreutz initiierte: sie besteht in der wahren Erkenntnis von der Funktion des Bösen. Diese Initiation muss mit ihren Hintergründen noch für lange vor der Menge ganz verborgen bleiben. Denn wo von ihr auch nur ein ganz kleiner Lichtstrahl in die Literatur eingeflossen ist, da hat er Unheil angerichtet, wie durch den edlen Guyau, dessen Schüler Friedrich Nietzsche geworden ist." {{Lit|GA 262, S 24}}
"Als die atlantische Katastrophe eingetreten war, da wanderten von
der Atlantis, von jenem alten Kontinente, welcher an der Stelle war,
wo heute der Atlantische Ozean ist, die Menschen allmählich nach
Osten hinüber und bevölkerten die Länder, welche heute unter dem
Namen Europa, Asien und Afrika bekannt sind. Wir sehen ab davon,
daß einige westwärts zogen, deren Nachkommen dann von den Entdeckern
Amerikas in Amerika aufgefunden worden sind. Als nun die
atlantische Katastrophe hereingebrochen war, da waren es nicht bloß
die vier Kasten, welche in Indien sich niederließen, die da auswanderten.
Es wanderten nicht nur die vier Kasten aus, die allmählich in
Indien sich differenzierten, sondern es waren sieben Kasten, welche
von der alten Atlantis nach Osten wanderten, und die vier Kasten,
welche sich in Indien geltend machten, das sind schon die vier höheren
Kasten. Es gibt außer der fünften, die schon ganz verachtet war und
die in Indien gleichsam eine Zwischensubstanz der Bevölkerung bildete,
es gibt also außer diesen Parias noch andere Kasten, welche nur
nicht mitzogen nach Indien, welche zurückblieben an den verschiedenen
Stätten in Europa, Vorderasien und namentlich auch in Afrika.
Es lag also die Sache so, daß nur die auserlesensten Kasten nach Indien
hinüberzogen und in Europa zurückgeblieben waren diejenigen, welche
ganz andere Eigenschaften hatten als die Menschen, welche bis
nach Indien hingezogen waren." {{Lit|{{G|155|88f}}}}
</div>
</div>


== Der Unterschied zwischen chymischer und mystischer Hochzeit ==
Varna bedeutet wörtlich ''"Klasse, Stand, Farbe"'' und wird zumeist fälschlich allein auf die Hautfarbe, also auf die [[Rasse]]n-Zugehörigkeit bezogen, die sich aus den aufeinanderfolgenden Einwanderungs- bzw. Eroberungsströmungen ergeben hat und mündet dann in die sehr vereinfachende Feststellung: je heller die Hautfarbe, desto spiritueller und damit höher die Kaste. Doch nicht die [[physisch]]e Abstammung, sondern die im Zuge der [[Reinkarnation]]en entwickelte geistige Reife ist entscheidend für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kaste.  
 
Christian Rosenkreutz bricht auf zu einem Einweihungsweg, der aber nicht, wie der Weg des [[Mystik]]ers, nach innen geht und zur [[Mystische Hochzeit|Mystischen Hochzeit]] mit dem eigenen geistigen [[Wesen]] führt, sondern er wandelt den Pfad des [[Alchemist]]en, der primär nach der Vereinigung mit dem [[Geist]]igen der Außenwelt strebt, das sich hinter der [[Sinneswelt]] verbirgt, und erst dadurch sekundär die eigenen Geistigkeit erkennen will. Er geht gleichsam einen objektiveren - und damit sichereren - Weg als der Mystiker.


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"Die Forschungswege des Mystikers und des Alchimisten liegen nach entgegengesetzten Richtungen. Der Mystiker geht unmittelbar in das eigene Geistwesen des Menschen hinein. Sein Ziel ist, was die Mystische Hochzeit genannt werden kann, die Vereinigung der bewußten Seele mit der eigenen geistigen Wesenheit. Der Alchimist will das Geistgebiet der Natur durchwandeln, um nach der erfolgten Wanderung mit den in diesem Gebiet erworbenen Erkenntniskräften das Geistwesen des Menschen zu schauen. Sein Ziel ist die «Chymische Hochzeit», die Vereinigung mit dem Geistgebiet der Natur. Nach dieser Vereinigung erst will er die Anschauung der Menschenwesenheit erleben." {{Lit|GA 35, S 341}}
"In alten Zeiten war in bezug auf das soziale,
das wirtschaftliche Zusammenleben eben einfach die Menschheit so eingerichtet,
daß der Mensch in den sozialen Zusammenhang, in die Gruppe
hineingeboren worden ist. Er war in die Gruppe hineingeboren nach
den Kräften, die in ihm gewirkt haben vor der Geburt. Es war nicht
allein das Prinzip der physischen Vererbung, das zum Beispiel den
ältesten Formen der Menschenungleichheit, den Kasteneinteilungen zugrunde
gelegen hat. In den ältesten Kasteneinteilungen war es durchaus
so, daß die Leiter der sozialen Ordnung sich gerichtet haben nach der
Art und Weise, wie der Mensch vor seiner Geburt oder vor seiner Empfängnis
vorbestimmt wurde für eine bestimmte Gruppe unter den Menschen.
Der Mensch war wirklich in den Zeiten, in denen noch weniger
Erdeninkarnationen in seinem vorhergehenden Dasein lagen, durch
diese wenigen Inkarnationen in einer ganz bestimmten Weise in Gruppen
hineingeboren, und innerhalb dieser Gruppen nur konnte er sich
sozial entfalten. Wer im alten Indien einer bestimmten Kaste angehörte,
würde, wenn er in einer anderen Kaste hätte leben sollen, wegen seiner
früheren Inkarnation und dessentwegen, was er vor seiner Geburt in
der geistigen Welt durchgemacht hatte, zugrunde gegangen sein. Diesen
Kasten lag eben nicht nur Blutsvererbung zugrunde, sondern etwas, was
auch geistige Prädetermination war. Darüber ist der Mensch hinausgewachsen.
Zwischen unserer Zeit und jener Zeit liegt nun wiederum
auch in dieser Beziehung ein Wendepunkt. Die Menschen tragen heute
eigentlich nur noch als Scheingebilde die Merkmale der Gruppenhaf tigkeit
an sich. Die Menschen werden in Nationen hineingeboren, sie werden
auch noch in eine gewisse Klassenschichtung hineingeboren; aber
in dem Maße, in dem sie dann heranwachsen in einem bestimmten Zeitalter,
zeigt es sich schon verhältnismäßig früh in der Kindheit, daß eine
solche Determination vom vorgeburtlichen Dasein nicht mehr vorhanden
ist. Belehrt werden die Menschen heute von den Göttern im vorgeburtlichen
Dasein. Der Stempel einer bestimmten Gruppe wird ihnen
nicht mehr aufgedrückt. Das ist etwas, was als ein letzter Rest noch in
der physischen Vererbung zurückbleibt. Heute einer Nationalität anzugehören
mit seinem Bewußtsein, ist gewissermaßen ein Stück Erbsünde,
ist etwas, was nicht mehr in das Seelische des Menschen hineinspielen
sollte." {{Lit|{{G|203|104f}}}}
</div>
</div>


Die mystische Versenkung in das eigene Innere, die in der mystischen Hochzeit kulminiert, gibt zunächst nur etwas für das subjektive Erleben des Menschen. Sie gibt im besten Sinn etwas für die moralische, für die geistige Entwicklung des einzelnen Menschen. Der Weg des Alchemisten führt weiter, indem die chymische Hochzeit zugleich ein objektives Ereignis in der geistigen Außenwelt ist. Sie arbeitet unmittelbar mit an der geistigen Erneuerung der Welt.
Gemäß des geistigen Entwicklungsgrades werden den einzelnen Kasten bestimmte [[Farbe]]n zugeordnet und sie werden auch gesehen im Zusammenhang mit den drei [[Gunas]]: [[Tamas]] (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), [[Rajas]] (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und [[Sattva]] (Klarheit, Güte, Harmonie). Den Brahmanen entspricht ''Sattva'' und die Farbe [[Weiß]], den Kshatriyas ''Rajas'' und [[Rot]], den ''Vaishyas'' [[Gelb]], was einer abgeschwächten Form von ''Rajas'' entspricht, und den Shudras schließlich [[Schwarz]] und ''Tamas''. Die Paria werden dabei nicht mehr berücksichtigt.


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"Was ist denn der ganze Sinn der menschlichen Erdenentwickelung? Das ist der ganze Sinn der menschlichen Erdenentwickelung, daß sich der Mensch an die Erde anpaßt, daß er die Bedingungen der Erdenentwickelung in sich aufnimmt; daß er hineinträgt in die Zukunft seiner Entwickelung dasjenige, was die Erde ihm geben kann - ich meine jetzt nicht bloß in einer Inkarnation, sondern durch alle Inkarnationen hindurch -, für die spätere Entwickelung ihm geben kann. Das ist der Sinn der Erdenentwickelung. Dieser Sinn der Erdenentwickelung, er kann nur verwirklicht werden dadurch, daß der Mensch gewissermaßen auf der Erde nach und nach vergessen lernte seinen Zusammenhang mit den kosmischen, mit den himmlischen Mächten. Der Mensch lernte vergessen seinen Zusammenhang mit den himmlischen Mächten. Wir wissen ja, daß in alten Zeiten die Menschen ein atavistisches Hellsehen hatten, aber gerade innerhalb dieses atavistischen Hellsehens wirkten ja die himmlischen Mächte in die Menschen hinein. Da hatte der Mensch noch seinen Zusammenhang mit den himmlischen Mächten; da ragte gewissermaßen das Himmelreich in das menschliche Gemüt hinein. Das mußte anders werden, damit der Mensch seine Freiheit entwickeln kann. Der Mensch mußte in seiner Anschauung, in seiner unmittelbaren Wahrnehmung nichts mehr haben von dem himmlischen Reich, damit er der Erde verwandt werde. Aus diesem Grunde aber ist auch die Möglichkeit allein gegeben gewesen, daß der Mensch in der extremsten Zeit der Erdenverwandtschaft eben materialistisch wurde, im fünften Zeitraum, in dem wir selber drinnenstehen. Der Materialismus ist nur der radikalste, extremste Ausdruck der Verwandtschaft des Menschen mit der Erde. Das aber würde bedingen, daß der Mensch wirklich der Erde verfiele, wenn nichts anderes eintreten würde. Der Mensch mußte der Erde verwandt werden, nach und nach ganz das Schicksal der Erde teilen. Er mußte die Wege nehmen, die die Erde selber nimmt, er mußte sich ganz einfügen der Erdenentwickelung, wenn nichts anderes eintreten würde. Er mußte gleichsam mit der Erde sich losreißen vom ganzen Kosmos und sein Schicksal ganz mit dem Schicksal der Erde verbinden.
"Die Leitung
der Menschheit im Beginn der fünften Wurzelrasse hat der
Manu so eingerichtet, daß die Lenkung ganz der Priesterschaft
unterstand, die ihre Inspirationen unmittelbar von den höheren
göttlichen Wesenheiten, von übermenschlichen Wesenheiten bekam.
Dieser initiierten Priesterschaft konnte es überlassen werden,
die Menschheit selbst einzuteilen. Es wäre unmöglich gewesen, in
anderen Kulturgemeinschaften als solchen, die durch Priesterherrscher
gelenkt wurden, eine Einteilung der Menschen in Kasten
gerecht durchzuführen. Sie finden daher Kasteneinteilungen auch
eigentlich nur in den wirklichen Priesterkulturen, im alten Indien
und im alten Ägypten, wo initiierte Priester an der Spitze standen,
die keinen kamischen Impulsen folgten, sondern höheren Weisungen.
Sie verfuhren unpersönlich, kama-frei, und ihnen konnte es
überlassen bleiben, jene schwerwiegende Einteilung der Menschen
in Kasten vorzunehmen, die in Ägypten und Indien ursprünglich
voll berechtigt war. Wenn Sie diese Kasten betrachten, so finden
Sie in denselben ausgeprägt den ganzen Plan zur Entwicklung der
fünften Wurzelrasse.


Das war aber nicht so gemeint für die Menschheit, sondern es war für die Menschheit anders gemeint. Der Mensch sollte auf der einen Seite sich richtig mit der Erde verbinden, aber es sollte Botschaft aus der himmlischen, geistigen Welt herunterkommen, die ihn, trotzdem er durch seine Natur erdenverwandt wird, wiederum hinwegträgt über diese Erdenverwandtschaft. Und dieses Herunterbringen der Himmelsbotschaft, das geschah durch das Mysterium von Golgatha. Daher mußte auf der einen Seite das Wesen, das durch das Mysterium von Golgatha ging, Menschenwesenheit annehmen, aber auf der anderen Seite in sich Himmelswesenheit tragen. Das heißt aber: Wir dürfen uns den Christus Jesus nicht bloß so vorstellen, daß er innerhalb der Menschheitsentwickelung nicht als auch einer sich entwickelt, und sei er auch der Höchste, sondern daß er sich als einer entwickelt, der aufnimmt himmlische Wesenheit, der nicht bloß eine Lehre verbreitet, sondern der in die Erde hereinträgt dasjenige, was aus dem Himmel kommt. Daher ist es wichtig, zu verstehen, was eigentlich die Johannes-Taufe im Jordan ist: daß das nicht bloß eine moralische Handlung ist - ich sage nicht «nicht» eine moralische Handlung ist, sondern «nicht bloß» eine moralische Handlung ist -, sondern eine reale Handlung ist; daß da etwas geschieht, das so wirklich ist, wie die Naturereignisse wirklich sind, das so wirklich ist, wie wenn ich mit irgendeinem Wärmequell etwas erwärme und die Wärme übergeht in das Erwärmte, daß die Christus-Wesenheit übergeht in den Menschen Jesus von Nazareth bei der Johannes-Taufe. Das ist gewiß im höchsten Grade ein Moralisches, aber auch im Naturlaufe ein Wirkliches, wie die Naturerscheinungen wirklich sind. Und darauf kommt es an, daß das verstanden wird, daß man es nicht nur mit irgend etwas zu tun hat, was aus rationalistischen menschlichen Begriffen heraus stammt, die immer nur übereinstimmen mit dem mechanischen, dem physischen oder chemischen Naturlaufe, sondern daß es etwas ist, was als Idee zu gleicher Zeit so in der realen Wirklichkeit drinnensteht, wie die Naturgesetze in der realen Wirklichkeit oder eigentlich die Naturkräfte in der realen Wirklichkeit drinnenstehen.
Dieser Plan ist der, daß nach und nach die Führung, die Lenkung
dieser fünften Wurzelrasse übergeht von der Priestergesinnung
auf die Weltgesinnung, vom Priester auf den König. Ein
weltlicher König, der nicht Priester war, wäre in der ersten Zeit der
fünften Wurzelrasse noch ganz unmöglich gewesen. Während der
atlantischen Zeit, als die Menschen ihre Impulse noch nicht durch
den denkenden Verstand erhielten, sondern aus anderen Kräften,
und auch noch im Beginn der fünften Wurzelrasse, mußte die
Lenkung der Menschheit jeder weltlichen Macht entzogen und
denen überlassen werden, welche göttliche Inspirationen empfingen.
Daher finden Sie in der indischen und ägyptischen Kultur die
reine Priesterherrschaft. Der Priester ist der Regent, er ist derjenige,
von dem alles ausgeht. Der Priester gehört der höchsten Kaste
an. Die Krieger, die eine rein weltliche Beschäftigung haben, gehören
der zweiten Kaste an. Dann geht es herunter zu denen, die
sich mit dem Ackerbau befassen.


Von da aus, wenn man das erfaßt, werden dann auch andere Begriffe viel realer werden, als sie in der Gegenwart sind. Sehen Sie, der alte Alchimist - wir wollen uns jetzt nicht über Alchimie unterhalten, aber wir wollen auf das, was der Alchimist im Auge hatte, blicken; ob das berechtigt oder unberechtigt ist, darüber wollen wir uns nicht unterhalten, das kann vielleicht Gegenstand einer anderen Betrachtung sein -, er hatte im Auge, daß durch seine Vorstellungen nicht bloß etwas vorgestellt wird, sondern etwas geschieht. Sagen wir: Er räucherte. Und hatte er dann die Vorstellung oder sprach sie aus, so versuchte er, in diese Vorstellung eine solche Kraft hineinzubringen, daß die Räuchersubstanz wirklich Formen annahm. Er suchte solche Begriffe, die die Macht haben, in die äußere Naturrealität einzugreifen, nicht bloß innerhalb des Egoistischen des Menschen zu bleiben, sondern in die Naturrealität einzugreifen. Warum? Weil er auch noch von dem Mysterium von Golgatha die Vorstellung hatte, daß da etwas geschah, was in den Naturlauf der Erde eingreift, das ebenso eine Tatsache ist, wie ein Naturvorgang eine Naturtatsache ist.
Nach und nach sollten diese Kasten stufenweise zur Selbständigkeit
kommen. In dem, was sich in der Zeitlichkeit entwickelt,
haben wir niemals das gegeben, was äußerlich im Räume wirklich
vorhanden ist. Das bitte ich zu beachten. Wenn ein räumliches
Verhältnis zeitlich werden soll, so geschieht das im Verhältnis von
vier zu sieben, in der Weise, daß die Vierheit zur Siebenheit sich
erweitert. Die vier im Raum nebeneinanderstehenden Kasten kommen
im Verlaufe der fünften Wurzelrasse zeitlich so zur Geltung,
daß wir die sieben Unterrassen nach und nach zur Selbständigkeit
sich entwickeln sehen. Das Verhältnis von vier zu sieben beruht auf
einem ganz bestimmten Gesetz. Heute will ich dazu nur sagen, daß
die sieben Unterrassen sich so entwickeln, daß wir es in der ersten
Unterrasse im wesentlichen zu tun haben mit der ausschließlichen
Lenkung durch Priester, in der zweiten Unterrasse mit der Lenkung
durch Priesterkönige und durch Magier. Zarathustra, der
eigentliche Magier, ist der Ratgeber des Priesterkönigs. Während
der dritten Unterrasse kann die Herrschaft auf die weltlichen
Könige übergehen, die noch immer den Ratschlägen der Priester
folgen. Erst während der vierten Unterrasse haben wir es mit weltlichen
Königen zu tun, die nicht mehr in irgendeiner Beziehung
zur priesterlichen Gewalt stehen. Die ersten weltlichen Könige treten
zunächst im griechischen Volke auf, und als die griechische
Herrschaft befestigt wird, geschieht das durch weltliche Könige." {{Lit|{{G|092|96ff}}}}
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Sehen Sie, auf diesem beruht ein bedeutungsvoller Unterschied, der in der zweiten Hälfte des Mittelalters und gegen die neuere Zeit, gegen unsere fünfte, auf die griechisch-lateinische folgende Weltenperiode eintrat. In der Kreuzzugszeit, der Zeit des 12., 13., 14., 15., ja 16. Jahrhunderts gab es insbesondere Frauennaturen, welche ihr Gemüt in eine solche Mystik brachten, daß sie dieses innere Erlebnis, das ihnen die Mystik brachte, wie eine Hochzeit empfanden mit dem Geistigen, sei es mit dem Christus, oder sonst etwas. Mystische Hochzeiten feierten zahlreiche asketische Nonnen und so weiter. Ich will mich heute nicht über das Wesen dieser innerlichen mystischen Vereinigungen ergehen; aber es war eben ein innerhalb des Gemüts Verlaufendes, das dann nur mit Worten ausgesprochen werden konnte, das gewissermaßen innerhalb der Vorstellungen, der Empfindungen und noch des Wortes, in das die Empfindungen gekleidet werden können, verlief. Dem setzte dann aus gewissen Vorstellungen und geisteswissenschaftlichen Zusammenhängen heraus ''Valentin Andreae'' seine «Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz» entgegen. Diese chymische Hochzeit, wir würden heute sagen chemische Hochzeit, sie ist auch ein menschliches Erlebnis. Aber wenn Sie sie durchlesen, diese Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz, so werden Sie sehen, daß es sich da nicht bloß um ein Gemütserlebnis handelt, sondern um etwas, was den ganzen Menschen ergreift, nicht bloß sich in Worten ausspricht; was nicht bloß hereingestellt ist wie ein Gemütserlebnis in die Welt, sondern wie ein realer Vorgang, ein Naturvorgang, wo der Mensch mit sich etwas macht, das wie ein Naturvorgang wird. Also etwas, was mehr von Wirklichkeit durchtränkt ist, meint Valentin Andreae mit seiner «Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz», als eine bloß mystische Hochzeit etwa der Mechthild von Magdeburg, die eine Mystikerin war. Durch die mystische Hochzeit der Nonnen wurde nur etwas getan für die Subjektivität des Menschen; durch die chymische Hochzeit gab sich der Mensch der Welt hin, durch ihn sollte etwas für die ganze Welt geleistet werden, so wie durch die Naturvorgänge etwas für die ganze Welt geleistet wird. Dies ist nun wiederum im eminent christlichen Sinne gedacht. Begriffe wollten die Menschen, die realer dachten - sei es nun selbst in dem einseitigen Sinne der alten Alchimisten -, Begriffe wollten sie, durch die sie die Wirklichkeit in richtiger Art meistern könnten, durch die sie in die Wirklichkeit richtiger eingreifen könnten, solche Begriffe, die nun wirklich etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Die materialistische Zeit hat zunächst über solche Begriffe einen Schleier geworfen. Und die Menschen, während sie heute meinen, gerade recht über die Wirklichkeit zu denken, leben viel mehr in Illusionen als die von ihnen verachteten Menschen zum Beispiel der Alchimistenzeit, welche Begriffe anstrebten, durch die die Wirklichkeit gemeistert werden kann." {{Lit|GA 175, S 80ff}}
In der [[Amerikanische Kultur|siebenten Kulturepoche]] (5733 - 7893 n. Chr.), die noch weit in der Zukunft liegt, werden sich gewisse Eigenarten der [[Urindische Kultur|urindischen Kultur]] (7227 - 5067 v. Chr.) auf höherer, vergeistigterer Ebene widerspiegeln. Dann wird sich auch in einer völlig neuen Form eine Gliederung der Menschheit herausbilden, nun aber völlig freiwillig und in voller Gleichbereichtigung, die sich auf die [[individuell]]en [[Fähigkeit]]en der Menschen gründen wird.
 
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"Auch in der Zukunft, und mehr noch als in der Vergangenheit,
wird die Menschheit sich sozusagen differenzieren, sich gliedern in
gewisse Kategorien, aber nicht in aufgezwungene Kategorien, sondern
die Menschen werden aus ihrer eigenen inneren geistigen Fähigkeit
heraus dazu kommen, daß sie wissen, daß die Menschen zusammenarbeiten
müssen zum gesamten sozialen Körper. Kategorien,
Klassen wird es geben, aber wenn auch heute der Klassenkampf noch
so sehr wütet, in denjenigen Menschen, die nicht den Egoismus ausbilden,
sondern das spirituelle Leben in sich aufnehmen, in denen,
die sich nach dem Guten hin entwickeln, wird es so kommen, daß sie
sich freiwillig eingliedern in die Menschheit. Sie werden sich sagen: der
eine muß dies, der andere jenes tun. Teilung der Arbeit, Teilung sogar
bis in die feinsten Impulse hinein muß eintreten; und es wird sich so
gestalten, daß derjenige, der Träger für das eine oder das andere ist,
nicht nötig haben wird, seine Autorität den anderen aufzuzwingen.
Alle Autorität wird immer mehr freiwillig anerkannt werden, so daß
wir im siebenten Zeitraum bei einem kleinen Teile der Menschheit wiederum
eine Einteilung haben werden, welche das Kastenwesen wiederholt,
aber so, daß keiner sich in die Kaste hineingezwungen fühlt, sondern
daß jeder sich sagt: Ich muß einen Teil der Menschheitsarbeit
übernehmen und einem anderen einen anderen Teil überlassen - und
beide werden gleich anerkannt werden. Die Menschheit wird sich nach
moralischen und intellektuellen Differenzierungen gliedern und auf
solcher Grundlage wird eine wiederum vergeistigte Kastenbildung eintreten.
So wird, wie durch einen geheimnisvollen Kanal hinübergeleitet,
sich in der siebenten Epoche wiederholen, was in der ersten sich
prophetisch gezeigt hat." {{Lit|{{G|105|184f}}}}
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== Literatur ==
== Literatur ==
#Johann Valentin Andreä: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz'', gedeutet und kommentiert von Bastiaan Baan, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001
 
#Rudolf Steiner: ''Philosophie und Anthroposophie'', [[GA 35]] (1984)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
#Rudolf Steiner: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Welt, Erde und Mensch '', [[GA 105]] (1983), ISBN 3-7274-1050-7 {{Vorträge|105}}
#Rudolf Steiner: ''Mysteriengestaltungen'', [[GA 232]] (1998)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Christus und die menschliche Seele'', [[GA 155]] (1994), ISBN 3-7274-1550-9 {{Vorträge|155}}
#Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Sendung Michaels'', [[GA 194]] (1994), ISBN 3-7274-1940-7 {{Vorträge|194}}


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== Weblinks ==
[[Kategorie:Soziales Leben|J]]  
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Johann_Valentin_Andreae_Chymische_Hochzeit_Christiani_Rosencreutz_Anno_1459.pdf Johann Valentin Andreae: ''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'']
[[Kategorie:Alltagskultur]]  
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/DIE_CHYMISCHE_HOCHZEIT_DES_CHRISTIAN_ROSENKREUTZ.pdf Rudolf Steiner: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz'']
[[Kategorie:Hinduismus]]
 
[[Kategorie:Indien]]
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]]

Version vom 9. September 2020, 18:24 Uhr

Kaste (portug./span. castaRasse, von lat. castus – rein) oder Varna (Sanskrit, f., वर्ण, varṇa, wörtl. „Farbe“, Kaste) ist die Bezeichnung für die vor allem aus Indien bekannte hierarchische und funktionelle Gliederung des Volkes auf religiös-spiritueller Grundlage.

Das Kastensystem hat seinen Ursprung in der urindischen Kultur, die sich nach dem Untergang der Atlantis unter der Leitung der 7 Rishis herausgebildet hatte.

"Wir blicken zurück auf diesen ersten Zeitraum, und wir müssen da nicht auf das, was die Geschichte berichtet, Rücksicht nehmen, sondern auf das, was in den uralten vorvedischen Zeiten da war. Vorbereitet hat sich alles das, was später hervorgetreten ist; vorbereitet hat sich vor allen Dingen das, was wir als die Einteilung der Menschen in Kasten kennen. Gegen diese Kasten mag der Europäer viel einzuwenden haben, aber in jener Kulturrichtung, die damals vorhanden war, haben diese Kasten ihre Berechtigung gehabt, denn sie hingen im tiefsten Sinne mit dem Menschheitskarma zusammen. Die Seelen, die aus der Atlantis herüberrückten, waren wirklich von ganz verschiedenem Wert, und es paßte in einer gewissen Weise auf diese Seelen, von denen die einen vorgeschrittener als die anderen waren, das Gliedern m solche Kasten nach ihrem vorher in sie gelegten Karma. Und da in jener alten Zeit die Menschheit sich nicht so überlassen war wie in unserer heutigen Zeit, sondern wirklich in einem weit höheren Sinne, als wir uns heute vorstellen können, gelenkt und geleitet wurde in ihrer EntWickelung - da vorangeschrittene Individualitäten, die wir die Rishis nennen, ein Verständnis dafür hatten, was eine Seele wert ist, welcher Unterschied zwischen den einzelnen Kategorien von Seelen besteht -, so liegt dieser Kasteneinteilung ein wohlbegründetes kosmisches Gesetz zugrunde. Mag es in einer späteren Zeit noch so sehr als Härte erschienen sein, in jenen alten Zeiten, wo die Lenkung eine spirituelle war, war dieses Kastenwesen ein wirklich der Menschennatur Angepaßtes. Und ebenso wie es wahr ist, daß im allgemeinen in der normalen Entwickelung des Menschen derjenige, der mit einem bestimmten Karma in die neue Epoche hinüberlebte, auch in eine bestimmte Kaste kam, ebenso wahr ist es, daß man nur dann über die Bestimmungen dieser Kaste hinauskommen konnte, wenn man eine Einweihungsentwickelung durchmachte. Nur wenn man zu den Stufen kam, wo man abstreifte das, wohin einen das Karma hineingestellt hatte, nur wenn man in Joga lebte, dann konnten unter Umständen diese Kastenunterschiede überwunden werden. Wir wollen uns des geisteswissenschaftlichen Grundsatzes bewußt sein, daß jede Kritik der Evolution uns fernliegen muß, daß wir nur danach streben müssen, die Dinge zu verstehen. Mag diese Kasteneinteilung einen noch so schlimmen Eindruck machen, sie war im vollsten Sinne begründet, nur müssen wir sie im Zusammenhang mit einer umfassenden, gesetzmäßigen Bestimmung in bezug auf das Menschengeschlecht betrachten." (Lit.: GA 105, S. 182f)

Es gibt vier Varnas (Farben) im indischen Kastensystem:

  1. Brahmanen (traditionell die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften (Veda), Priester) - Weiß
  2. Kshatriyas (traditionell Krieger und Fürsten, höhere Beamte) - Rot
  3. Vaishyas (traditionell Händler, Kaufleute, Grundbesitzer, Landwirte) - Gelb
  4. Shudras (traditionell Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner) - Schwarz

Darunter stehen die „Unberührbaren“ (Dalit), die auch als Paria oder Harijans bezeichnet werden.

"Erinnern Sie sich, daß die uralte indische Kultur im Zusammenhange stand mit einer gewissen Einteilung der Menschen, mit einer Einteilung in vier Kasten, und daß die höchste Kaste bei den Indern die der Brahminen, die der Pfleger der "Weisheit war. Es war die Absonderung der Kasten im alten Indien eine so starke, daß zum Beispiel die heiligen Bücher nur gelesen werden durften von den Brahminen und nicht etwa von den Mitgliedern der anderen Kasten. Die zweite Kaste, die Krieger, durften sie nur hören, die Lehren, welche in den Veden enthalten waren oder in dem Auszug aus den Veden, in der Vedanta. Erklären irgendeine Stelle aus den Veden, also eine Meinung haben über das, was die Veden bedeuten, das durften nur die Brahminen. Den anderen Menschen war es strenge verboten, eine Meinung zu haben über dasjenige, was als Weisheitsschatz in den heiligen Büchern enthalten war. Die zweite Kaste waren diejenigen Menschen, welche das Kriegshandwerk und die Verwaltung des Landes zu besorgen hatten. Dann gab es eine dritte Kaste, die Handel und Gewerbe zu treiben hatte, und eine vierte, eigentlich arbeitende Kaste; endlich aber eine ganz verachtete Bevölkerungsschicht, die Parias, welche so wenig geachtet wurde, daß zum Beispiel ein Brahmine sich schon verunreinigt fühlte, wenn er nur auf den Schatten trat, der geworfen wurde von einem Paria. Er mußte sich sogar gewissen Reinigungsmaßregeln unterziehen, wenn er auf den Schatten eines solchen verunreinigten Menschen, wofür die Parias gehalten wurden, getreten war. So sehen wir, wie merkwürdig hier die Menschen eingeteilt sind in vier sozusagen anerkannte Kasten und in eine ganz und gar nicht anerkannte Kaste. Wenn wir uns nun fragen: Wurden solche strengen Regeln im alten Indien auch eingehalten? - so müssen wir antworten: In einer völligen Strenge wurden sie eingehalten. Und es hätte gewiß in der Zeit, in welcher in Europa schon die griechisch-lateinische Kultur waltete, kein Angehöriger der Kriegerkaste in Indien es gewagt, eine eigene Meinung zu haben über dasjenige, was in den heiligen Büchern, in den Veden stand." (Lit.: GA 155, S. 85f)

"Das war eine bedeutsame soziale Erscheinung, daß jene alten Mensehen, die nichts hatten als die traumhaft aufsteigenden Schauungen über die Geheimnisse der Welt, Einwanderer in ihre Territorien kommen sahen, die sie noch verstehen konnten, weil die auch Schauungen hatten, die aber etwas schon hatten, was sie selbst nicht hatten: die Denkkraft. Das war eine besondere Menschensorte. Die Inder sahen diejenige Kaste, die sie als die Brahmanen-Kaste bezeichneten, als die Nachkommen dieser Menschen an, die mit dem atavistischen Hellsehen die Denkkraft verbanden. Und als sie in die südlichen Gegenden von den höhergelegenen nördlichen Gegenden Asiens hinunterstiegen, da machte sich für sie geltend der Name Arier. Das ist die arische Bevölkerung. Ihr Urkennzeichen ist dieses, daß sie - wenn ich mich jetzt des späteren Ausdrucks bedienen darf - mit den plebejischen Fähigkeiten des atavistischen Hellsehens die Denkkraft verbanden." (Lit.: GA 194, S. 220f)

Nach Rudolf Steiner gab es nach dem Untergang der Atlantis, als die Menschen unter der Führung des Manu nach Osten wanderten, allerdings ursprünglich nicht nur vier bzw. fünf, sondern insgesamt sieben Kasten; zwei davon zogen allerdings nicht bis nach Indien hinüber:

"Als die atlantische Katastrophe eingetreten war, da wanderten von der Atlantis, von jenem alten Kontinente, welcher an der Stelle war, wo heute der Atlantische Ozean ist, die Menschen allmählich nach Osten hinüber und bevölkerten die Länder, welche heute unter dem Namen Europa, Asien und Afrika bekannt sind. Wir sehen ab davon, daß einige westwärts zogen, deren Nachkommen dann von den Entdeckern Amerikas in Amerika aufgefunden worden sind. Als nun die atlantische Katastrophe hereingebrochen war, da waren es nicht bloß die vier Kasten, welche in Indien sich niederließen, die da auswanderten. Es wanderten nicht nur die vier Kasten aus, die allmählich in Indien sich differenzierten, sondern es waren sieben Kasten, welche von der alten Atlantis nach Osten wanderten, und die vier Kasten, welche sich in Indien geltend machten, das sind schon die vier höheren Kasten. Es gibt außer der fünften, die schon ganz verachtet war und die in Indien gleichsam eine Zwischensubstanz der Bevölkerung bildete, es gibt also außer diesen Parias noch andere Kasten, welche nur nicht mitzogen nach Indien, welche zurückblieben an den verschiedenen Stätten in Europa, Vorderasien und namentlich auch in Afrika. Es lag also die Sache so, daß nur die auserlesensten Kasten nach Indien hinüberzogen und in Europa zurückgeblieben waren diejenigen, welche ganz andere Eigenschaften hatten als die Menschen, welche bis nach Indien hingezogen waren." (Lit.: GA 155, S. 88f)

Varna bedeutet wörtlich "Klasse, Stand, Farbe" und wird zumeist fälschlich allein auf die Hautfarbe, also auf die Rassen-Zugehörigkeit bezogen, die sich aus den aufeinanderfolgenden Einwanderungs- bzw. Eroberungsströmungen ergeben hat und mündet dann in die sehr vereinfachende Feststellung: je heller die Hautfarbe, desto spiritueller und damit höher die Kaste. Doch nicht die physische Abstammung, sondern die im Zuge der Reinkarnationen entwickelte geistige Reife ist entscheidend für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kaste.

"In alten Zeiten war in bezug auf das soziale, das wirtschaftliche Zusammenleben eben einfach die Menschheit so eingerichtet, daß der Mensch in den sozialen Zusammenhang, in die Gruppe hineingeboren worden ist. Er war in die Gruppe hineingeboren nach den Kräften, die in ihm gewirkt haben vor der Geburt. Es war nicht allein das Prinzip der physischen Vererbung, das zum Beispiel den ältesten Formen der Menschenungleichheit, den Kasteneinteilungen zugrunde gelegen hat. In den ältesten Kasteneinteilungen war es durchaus so, daß die Leiter der sozialen Ordnung sich gerichtet haben nach der Art und Weise, wie der Mensch vor seiner Geburt oder vor seiner Empfängnis vorbestimmt wurde für eine bestimmte Gruppe unter den Menschen. Der Mensch war wirklich in den Zeiten, in denen noch weniger Erdeninkarnationen in seinem vorhergehenden Dasein lagen, durch diese wenigen Inkarnationen in einer ganz bestimmten Weise in Gruppen hineingeboren, und innerhalb dieser Gruppen nur konnte er sich sozial entfalten. Wer im alten Indien einer bestimmten Kaste angehörte, würde, wenn er in einer anderen Kaste hätte leben sollen, wegen seiner früheren Inkarnation und dessentwegen, was er vor seiner Geburt in der geistigen Welt durchgemacht hatte, zugrunde gegangen sein. Diesen Kasten lag eben nicht nur Blutsvererbung zugrunde, sondern etwas, was auch geistige Prädetermination war. Darüber ist der Mensch hinausgewachsen. Zwischen unserer Zeit und jener Zeit liegt nun wiederum auch in dieser Beziehung ein Wendepunkt. Die Menschen tragen heute eigentlich nur noch als Scheingebilde die Merkmale der Gruppenhaf tigkeit an sich. Die Menschen werden in Nationen hineingeboren, sie werden auch noch in eine gewisse Klassenschichtung hineingeboren; aber in dem Maße, in dem sie dann heranwachsen in einem bestimmten Zeitalter, zeigt es sich schon verhältnismäßig früh in der Kindheit, daß eine solche Determination vom vorgeburtlichen Dasein nicht mehr vorhanden ist. Belehrt werden die Menschen heute von den Göttern im vorgeburtlichen Dasein. Der Stempel einer bestimmten Gruppe wird ihnen nicht mehr aufgedrückt. Das ist etwas, was als ein letzter Rest noch in der physischen Vererbung zurückbleibt. Heute einer Nationalität anzugehören mit seinem Bewußtsein, ist gewissermaßen ein Stück Erbsünde, ist etwas, was nicht mehr in das Seelische des Menschen hineinspielen sollte." (Lit.: GA 203, S. 104f)

Gemäß des geistigen Entwicklungsgrades werden den einzelnen Kasten bestimmte Farben zugeordnet und sie werden auch gesehen im Zusammenhang mit den drei Gunas: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie). Den Brahmanen entspricht Sattva und die Farbe Weiß, den Kshatriyas Rajas und Rot, den Vaishyas Gelb, was einer abgeschwächten Form von Rajas entspricht, und den Shudras schließlich Schwarz und Tamas. Die Paria werden dabei nicht mehr berücksichtigt.

"Die Leitung der Menschheit im Beginn der fünften Wurzelrasse hat der Manu so eingerichtet, daß die Lenkung ganz der Priesterschaft unterstand, die ihre Inspirationen unmittelbar von den höheren göttlichen Wesenheiten, von übermenschlichen Wesenheiten bekam. Dieser initiierten Priesterschaft konnte es überlassen werden, die Menschheit selbst einzuteilen. Es wäre unmöglich gewesen, in anderen Kulturgemeinschaften als solchen, die durch Priesterherrscher gelenkt wurden, eine Einteilung der Menschen in Kasten gerecht durchzuführen. Sie finden daher Kasteneinteilungen auch eigentlich nur in den wirklichen Priesterkulturen, im alten Indien und im alten Ägypten, wo initiierte Priester an der Spitze standen, die keinen kamischen Impulsen folgten, sondern höheren Weisungen. Sie verfuhren unpersönlich, kama-frei, und ihnen konnte es überlassen bleiben, jene schwerwiegende Einteilung der Menschen in Kasten vorzunehmen, die in Ägypten und Indien ursprünglich voll berechtigt war. Wenn Sie diese Kasten betrachten, so finden Sie in denselben ausgeprägt den ganzen Plan zur Entwicklung der fünften Wurzelrasse.

Dieser Plan ist der, daß nach und nach die Führung, die Lenkung dieser fünften Wurzelrasse übergeht von der Priestergesinnung auf die Weltgesinnung, vom Priester auf den König. Ein weltlicher König, der nicht Priester war, wäre in der ersten Zeit der fünften Wurzelrasse noch ganz unmöglich gewesen. Während der atlantischen Zeit, als die Menschen ihre Impulse noch nicht durch den denkenden Verstand erhielten, sondern aus anderen Kräften, und auch noch im Beginn der fünften Wurzelrasse, mußte die Lenkung der Menschheit jeder weltlichen Macht entzogen und denen überlassen werden, welche göttliche Inspirationen empfingen. Daher finden Sie in der indischen und ägyptischen Kultur die reine Priesterherrschaft. Der Priester ist der Regent, er ist derjenige, von dem alles ausgeht. Der Priester gehört der höchsten Kaste an. Die Krieger, die eine rein weltliche Beschäftigung haben, gehören der zweiten Kaste an. Dann geht es herunter zu denen, die sich mit dem Ackerbau befassen.

Nach und nach sollten diese Kasten stufenweise zur Selbständigkeit kommen. In dem, was sich in der Zeitlichkeit entwickelt, haben wir niemals das gegeben, was äußerlich im Räume wirklich vorhanden ist. Das bitte ich zu beachten. Wenn ein räumliches Verhältnis zeitlich werden soll, so geschieht das im Verhältnis von vier zu sieben, in der Weise, daß die Vierheit zur Siebenheit sich erweitert. Die vier im Raum nebeneinanderstehenden Kasten kommen im Verlaufe der fünften Wurzelrasse zeitlich so zur Geltung, daß wir die sieben Unterrassen nach und nach zur Selbständigkeit sich entwickeln sehen. Das Verhältnis von vier zu sieben beruht auf einem ganz bestimmten Gesetz. Heute will ich dazu nur sagen, daß die sieben Unterrassen sich so entwickeln, daß wir es in der ersten Unterrasse im wesentlichen zu tun haben mit der ausschließlichen Lenkung durch Priester, in der zweiten Unterrasse mit der Lenkung durch Priesterkönige und durch Magier. Zarathustra, der eigentliche Magier, ist der Ratgeber des Priesterkönigs. Während der dritten Unterrasse kann die Herrschaft auf die weltlichen Könige übergehen, die noch immer den Ratschlägen der Priester folgen. Erst während der vierten Unterrasse haben wir es mit weltlichen Königen zu tun, die nicht mehr in irgendeiner Beziehung zur priesterlichen Gewalt stehen. Die ersten weltlichen Könige treten zunächst im griechischen Volke auf, und als die griechische Herrschaft befestigt wird, geschieht das durch weltliche Könige." (Lit.: GA 092, S. 96ff)

In der siebenten Kulturepoche (5733 - 7893 n. Chr.), die noch weit in der Zukunft liegt, werden sich gewisse Eigenarten der urindischen Kultur (7227 - 5067 v. Chr.) auf höherer, vergeistigterer Ebene widerspiegeln. Dann wird sich auch in einer völlig neuen Form eine Gliederung der Menschheit herausbilden, nun aber völlig freiwillig und in voller Gleichbereichtigung, die sich auf die individuellen Fähigkeiten der Menschen gründen wird.

"Auch in der Zukunft, und mehr noch als in der Vergangenheit, wird die Menschheit sich sozusagen differenzieren, sich gliedern in gewisse Kategorien, aber nicht in aufgezwungene Kategorien, sondern die Menschen werden aus ihrer eigenen inneren geistigen Fähigkeit heraus dazu kommen, daß sie wissen, daß die Menschen zusammenarbeiten müssen zum gesamten sozialen Körper. Kategorien, Klassen wird es geben, aber wenn auch heute der Klassenkampf noch so sehr wütet, in denjenigen Menschen, die nicht den Egoismus ausbilden, sondern das spirituelle Leben in sich aufnehmen, in denen, die sich nach dem Guten hin entwickeln, wird es so kommen, daß sie sich freiwillig eingliedern in die Menschheit. Sie werden sich sagen: der eine muß dies, der andere jenes tun. Teilung der Arbeit, Teilung sogar bis in die feinsten Impulse hinein muß eintreten; und es wird sich so gestalten, daß derjenige, der Träger für das eine oder das andere ist, nicht nötig haben wird, seine Autorität den anderen aufzuzwingen. Alle Autorität wird immer mehr freiwillig anerkannt werden, so daß wir im siebenten Zeitraum bei einem kleinen Teile der Menschheit wiederum eine Einteilung haben werden, welche das Kastenwesen wiederholt, aber so, daß keiner sich in die Kaste hineingezwungen fühlt, sondern daß jeder sich sagt: Ich muß einen Teil der Menschheitsarbeit übernehmen und einem anderen einen anderen Teil überlassen - und beide werden gleich anerkannt werden. Die Menschheit wird sich nach moralischen und intellektuellen Differenzierungen gliedern und auf solcher Grundlage wird eine wiederum vergeistigte Kastenbildung eintreten. So wird, wie durch einen geheimnisvollen Kanal hinübergeleitet, sich in der siebenten Epoche wiederholen, was in der ersten sich prophetisch gezeigt hat." (Lit.: GA 105, S. 184f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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