Abū l-Faradsch al-Isfahānī

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Abū l-Faradsch ʿAlī ibn al-Husain al-Quraschī al-Isfahānī (arab. أبو الفرج علي بن الحسين القرشي الإصفهاني, DMG Abū l-Faraǧ ʿAlī b. al-Ḥusain al-Qurašī al-Iṣfahānī; * 897 in Isfahan; † 20. November 967 in Bagdad) war ein arabischer Historiker, Literat und Poet. Trotz seiner persischen Nisba („der Isfahaner“) war Abu l-Faradsch arabischer Herkunft und gehörte den Quraisch an. Er sympathisierte mit der Schia.

Leben

Abu l-Faradsch studierte und lebte in Bagdad, verbrachte allerdings auch einige Zeit am Hof der Hamdaniden in Aleppo.

Werke

  • Kitāb al-Aġānī (كتاب الأغاني /„Buch der Lieder“), eine Sammlung arabischer Gesänge mit reichhaltigen Informationen über arabische und persische Dichter, Sänger und andere Musiker vom 7. bis zum 10. Jahrhundert in den großen Städten wie Mekka, Damaskus, Isfahan, Ray, Bagdad und Basra. Das Buch der Lieder enthält ferner vielerlei Details über die alten arabischen Stämme und das Leben am Hof der Umayyaden und bietet des Weiteren einen Überblick über die gesamte arabische Zivilisation von der Dschahiliyya bis zu seiner eigenen Lebenszeit. Insgesamt verbrachte Abu l-Faradsch 50 Jahre seines Lebens mit der Erstellung dieses Werkes. Die erste gedruckte Ausgabe, die im Jahre 1868 erschien, umfasst 20 Bände (Digitalisat). In diesem Werk ist auch die Romanze von Urwa und Afra überliefert, die eine frühe Vorlage der provenzalischen Sage von Flor und Blancheflor ist, die um 1220 bis 1230 von Konrad Fleck ins Mittelhochdeutsche übertragen wurde. In der arabischen Vorlage ist es die Mutter der jungen Afra, die die Heirat mit dem wenig begüterten Urwa verhindern will und ihrer Tochter an einen reichen Mann verheiratet. Als Urwa aus der Ferne heimkehrt, gaukelt sie ihm mit einem falschen Grabmahl vor, Afra sei gestorben. Doch später macht Urwa seine Geliebte ausfindung, besucht sie im Haus ihres Gatten und gibt sich durch seinen Ring zu erkennen.[1]
  • Maqātil aṭ-Ṭālibīyīn (مقاتل الطالبيين /„Kämpfe der Tālibiden“), eine Sammlung von mehr als 200 Biographien von Nachfahren des Abū Tālib ibn ʿAbd al-Muttalib, die in der Zeit vom Auftreten des Propheten Mohammed bis zur Abfassung des Buches im Jahre 313 der Hidschra (= 925/926 u.Z.) auf unnatürliche Weise ums Leben kamen.[2] Wie Abū l-Faradsch im Vorwort erklärt, hat er in sein Werk grundsätzlich nur diejenigen Tālibiden aufgenommen, die sich gegen die Regierung auflehnten und dabei getötet wurden, in Schlachten umkamen, hingerichtet oder vergiftet wurden, im "Untergrund" lebten oder auf der Flucht gefasst wurden und in der Gefangenschaft starben.[3] Das Werk ist eine der wichtigsten Quellen für die Aliden-Aufstände der Umayyaden- und Abbasidenzeit und die Hauptquelle für das Treffen der Haschimiten, das nach der Ermordung des Umayyadenkalifen al-Walid II. in dem Ort al-Abwāʾ zwischen Mekka und Medina stattfand. Bei dieser Versammlung ließ der Alide ʿAbdallāh die Haschimiten seinem Sohn Muhammad an-Nafs az-Zakīya als neuem Mahdi den Treueid leisten.[4]
  • Kitāb al-Imāʾ aš-šawāʿir (كتاب الإماء الشواعر /„Das Buch der Dichtersklavinnen“), eine Sammlung von Berichten über dichtende Sklavinnen der Abbasidenzeit.

Literatur

  • Sebastian Günther: "…Nor have I learned it from any book of theirs. Abūl-Faraj al-Iṣfahānī. A medieval Arabic author at work" in Rainer Brunner u.a. (Hrsg.): Islamstudien ohne Ende. Festschrift für den Islamwissenschaftler Werner Ende zum 65. Geburtstag. Würzburg 2002. S. 139–53.
  • Sebastian Günther: Quellenuntersuchungen zu den Maqātil aṭ-Ṭālibiyyīn des Abū 'l-Faraǧ al-Iṣfahānī (gest. 356/967). Hildesheim u.a.: 1991.

Belege

  1. Johann Christoph Bürgel (Hrsg.): Tausendundeine Welt: klassische arabische Literatur vom Koran bis zu Ibn Chaldûn, C.H.Beck 2007, S. 386f
  2. Vgl. Günther 1991, 13.
  3. Vgl. Günther 1991, 14.
  4. Vgl. dazu Tilman Nagel: "Ein früher Bericht über den Aufstand von Muḥammad b. ʿAbdallāh im Jahr 145 h" in Der Islam 46 (1970) 227-262. Hier S. 258–262.

Weblinks


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