Chemische Verbindung

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Als chemische Verbindung bezeichnet man eine Substanz, die aus zwei oder mehr verschiedenen chemischen Elementen nach festen, meist einfachen stöchimetrischen Masseverhältnissen unter Aufnahme oder Abgabe von Energie ensteht und deren Aufbau annähernd durch eine chemische Formel charakterisiert werden kann. Anders als bei einem Gemenge hat die chemische Verbindung völlig andere phänomenologische chemische und physikalische Eigenschaften als die Elemente, aus denen sie gebildet wurde.

Die überwiegende Mehrzahl, d.h. gut 98%, der derzeit über 219 Millionen[1] bekannten chemischen Verbindungen sind Kohlenstoff-Verbindungen, die die stoffliche Grundlage des irdisch verkörperten Lebens bilden. Chemische Verbindungen, in denen Kohlenstoff und Wasserstoff miteinander verbunden sind, werden als organische Verbindungen bezeichnet. Daneben können auch andere chemische Elemente bzw. Heteroatome (von griech. ἕτερος heteros „anders, fremd“) beteiligt sein, namentlich Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor und eventuell auch verschiedene Metalle. Sie entstehen im Naturkreislauf überwiegend durch die Tätigkeit bzw. Zersetzung organischer Lebewesen, können aber großteils auch synthetisch hergestellt werden. Alle anderen Verbindungen gelten traditionell als anorganische Verbindungen.

Morphin als Beispiel für eine komplexer gebaute organische heterocyclische Verbindung.

Strukturell können kettenförmig gebaute acyclische Verbindungen und ringförmige cyclische Verbindungen unterschieden werden. Heterocyclen wie etwa Pyridin oder Furan haben eine Ringstruktur, die aus mindestens zwei verschiedenen chemischen Elementen besteht.

Als es dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler (1800-1882) erstmals 1824 gelang, Oxalsäure durch Hydrolyse von Dicyan 1824[2] und 1828 Harnstoff aus Ammoniumcyanat herzustellen, galt dies als Beweis, dass die Synthese organischer Verbindungen keiner besonderen „Lebenskraft“ bedürfe:

Wöhler erkannte dabei ganz richtig, dass die intermediär gebildete Verbindung Ammoniumcyanat (NH4NCO) die eigentliche Harnstoffquelle darstellte:

Harnstoffsynthese nach Wöhler
Harnstoffsynthese nach Wöhler

Einzelnachweise

  1. Stand von Februar 2024 CAS
  2. Burchard Franck: 250 Jahre Chemie in Göttingen. In: Hans-Heinrich Voigt (Hrsg.): Naturwissenschaften in Göttingen. Eine Vortragsreihe. Vandenhoeck + Ruprecht Gm, Göttingen 1988, ISBN 3-525-35843-1 (Göttinger Universitätsschriften. Band 13), S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche und eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).