Apostolisches Glaubensbekenntnis

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Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses aus dem 2. Jahrhundert, welches wahrscheinlich aus einem noch älteren Taufbekenntnis entstanden ist.

Funktion

Ein Glaubensbekenntnis wie das Apostolische Glaubensbekenntnis benennt die wichtigsten Glaubensinhalte zum Zwecke des liturgischen (gottesdienstlichen) Betens und Bekennens. Es wird von den westlichen Kirchen allgemein anerkannt. In der Kirche von England hat es eine herausragende Bedeutung, da es morgens und abends zu rezitieren ist. In der Römisch-katholischen Kirche ist es das Taufbekenntnis (in Frage- und Antwortform, auch bei der Tauferneuerung) sowie der Anfang des Rosenkranzgebets. In den östlichen Kirchen ist es im allgemeinen unbekannt; dort wird statt dessen das Nicänische Glaubensbekenntnis verwendet. Das Apostolische Glaubensbekenntnis enthält aber keine Aussagen, die in der Ostkirche irgendwie umstritten wären.

Im 20. Jahrhundert wuchs seine Bedeutung in Folge der ökumenischen Bewegung, da es eine allen Kirchen akzeptable Formulierung des christlichen Glaubens darstellt. Hierzu wurde 1971 eine dem heutigen Sprachgebrauch angepasste Form eingeführt, die nach der unten genannten lateinischen Fassung zitiert wird. Gleich im Anschluss danach die alte Fassung nach dem Kleinen Katechismus von Martin Luther.

Eine Parallelentwicklung stellt das Nicänische Glaubensbekenntnis dar.

Der geistige Hintergrund

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und insbesondere auch dem Namen des Pontius Pilatus, der darin erwähnt wird, eine tiefere Bedeutung zugrunde liegt. In der leicht abgewandelten Form Póntos Pyletós (griech. wörtlich zusammengezogenes Meer) ist er eine esoterische Bezeichnung für die zusammengezogene feste sinnliche Materie, in der sich der Mensch und auch der Christus auf Erden inkarnieren und die damit verbundenen Leiden auf sich nehmen muss. In diesem Sinn ist auch seine Erwähnung im Apostolischen Glaubensbekenntnis ("gelitten unter Pontius Pilatus") aus okkulter Sicht zu verstehen, das in Wahrheit eine Schilderung der christlichen Initiation enthält.

Wie Rudolf Steiner betont, enstand das Apostolikum in der gegebenen Form aus einer Abwehrhaltung gegen den luziferischen Einfluss der Gnosis:

„Nun bildete sich dann aus dem Christentum dasjenige heraus, was Sie ja kennen als das Credo, als das Apostolikum, das dann so im 3., 4. Jahrhundert sich festsetzte und dann auch durch die Konzilien festgesetzt worden ist. Wenn man dies studiert, so wie es in der damaligen Zeit war, dann findet man schon heraus: Es ist im Grunde ein Sich-Wehren gegen die Gnosis, ein Ablehnen der Gnosis, weil man den luziferischen Faktor in der Gnosis verspürte. Die Gnosis neigt zu Luzifer hin, das heißt, zu einem einseitigen spirituellen Auffassen. Sie kann daher zu dem Vaterprinzip durchaus nicht kommen, kann es nicht ordentlich würdigen. Das Materielle wird ihr ein zu Verschmähendes, etwas, was sie nicht brauchen kann. Ihr gegenüber muß festgelegt werden: Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Vater - der erste Teil des Credos. Gegen die Verachtung des Materiellen ist dieser erste Teil des Credos gefaßt, so gefaßt, daß auch das Äußerliche, das mit Augen gesehen wird, als ein Göttliches, und gerade ein Göttliches, das aus dem Vaterprinzip hervorgeht, gefaßt wird.

Das zweite war: gegen die Gnosis festzulegen, daß es nicht bloß einen ätherischen Christus gab in der Zeit des Mysteriums von Golgatha, sondern daß dieser Christus wirklich verbunden war mit dem Menschen Jesus von Nazareth, nicht vermischt, aber verbunden. Es mußte also auf der einen Seite festgelegt werden, daß der Christus zusammenhing mit dem Geistigen, und auf der andern Seite, daß der Christus zusammenhing mit dem Jesus von Nazareth, der natürlichen Entwickelung auf der Erde, und daß, wenn sich das Leiden, das Sterben, das Auferstehen und alles das vollzogen hat, was noch geschehen wird in Anlehnung an das Mysterium von Golgatha, daß das nicht etwas ist, woran der Christus nicht teilnimmt, sondern daß er wirklich im Leibe leidet. Die Gnostiker mußten leugnen, daß der Christus im Leibe gelitten hat, weil er ja nicht mit dem Leibe verbunden war; es war nur ein Scheinleiden für die Gnostiker, wenigstens für gewisse Gnostiker. - Demgegenüber sollte festgestellt werden, daß der Christus mit dem Leib wirklich so verbunden war, daß er im Leibe litt. Also all die Ereignisse, die sich auf dem äußeren physischen Plan vollzogen hatten, sollten verbunden werden mit dem Christus. Daher: Ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, geboren aus dem Heiligen Geist und Maria der Jungfrau, der gelitten hat unter Pontius Pilatus, gestorben ist, am dritten Tage auferstanden ist, der in den Himmel aufgefahren - das heißt: wieder geistig geworden - ist, der da sitzet zur Rechten des Vaters, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Man kann nun sagen: Am nächsten kamen die Gnostiker noch dem Geiste, der zunächst als ein bloß Spirituelles anzusehen ist. Aber er ist ein Spirituelles insofern, als er zwar jetzt ein Spirituelles darstellt, aber sich allmählich verwirklichen muß im menschlichen Zusammenleben in dem sozialen Gebilde, das während der Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit entsteht, wo der Heilige Geist sich verkörpert, jetzt nicht in einem einzelnen Menschen, sondern in der ganzen Menschheit, in der Konfiguration der Gesellschaft. Aber er ist jetzt erst im Anfang. Doch die Gnostiker konnten am ehesten verstehen, daß etwas nur spirituelles Dasein hat, nicht in das Materielle eingreift. Daher lag im Grunde genommen dem Gott der Gnostiker der Heilige Geist am allernächsten. Dies Christentum aber, das sich auf die Erde versetzen wollte, das nicht wollte, daß man den Geist verluziferisiert, in ihm nur etwas Spirituelles sieht, dies Christentum mußte jetzt auch den Glauben an den Geist festlegen als etwas, was mit dem Materiellen zusammenhängt: Ich glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kirche. - Das ist jetzt im Apostolikum darin, das heißt: die Kirche als ein großer physischer Leib des Heiligen Geistes. Dieses Christentum durfte auch nicht das Leben im Geiste als etwas bloß Innerliches betrachten, sondern mußte den Geist äußerlich realisiert haben durch die Sündenvergebung, indem die Kirche selber das Amt der Sündenvergebung und außerdem die Lehre von der fleischlichen Auferstehung übernahm: Ich glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kirche, an die Sündenvergebung, an des Fleisches Auferstehung.

So ist ja das Credo etwa im 4. Jahrhundert. Es waren also lauter Barrikaden gegen die Gnosis...“ (Lit.:GA 165, S. 229ff)

Lateinische Fassung

Credo in Deum Patrem omnipotentem,
creatorem caeli et terrae;

Et in Iesum Christum,
Filium eius unicum,
Dominum nostrum,
qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria Virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus et sepultus,
descendit ad infernos,
tertia die resurrexit a mortuis,
ascendit ad caelos,
sedet ad dexteram Dei Patris omnipotentis,
inde venturus est iudicare vivos et mortuos;

Credo in Spiritum Sanctum,
sanctam Ecclesiam catholicam (christam),
Sanctorum communionem,
remissionem peccatorum,
carnis resurrectionem,
et vitam aeternam. Amen.

Deutsche Fassung

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,

und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische/christliche[1]) Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten (wörtlich: des Fleisches)
und das ewige Leben. Amen.

Nach Luther

Martin Luther hat neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und dem Te Deum das Athanasianum („Quicumque“, „Wer da selig werden will“) als das dritte Glaubensbekenntnis bezeichnet.

Zum Vergleich alte Fassung nach dem Kleinen Katechismus von Martin Luther (die heute veränderten Wörter sind fett hervorgehoben):

Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen
Schöpfer des Himmels und der Erde.

Ich glaube an Jesus Christus,
Gottes eingebornen Sohn, unsern Herrn,
der empfangen ist vom Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontio Pilato,
gekreuziget, gestorben und begraben,
niedergefahren zur Hölle,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren gen Himmel,
sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.
von dannen er kommen wird,
zu richten die Lebendigen und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
eine heilige christliche Kirche,
die Gemeinde der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und ein ewiges Leben. Amen.

Nach Joachim Stiller

Ich glaube an Gott,
den allmächtigen Vater,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
empfangen durch den heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur einen Seite Gottes,
des allmächtigen Vaters,
von dort wird er kommen,
am Tage seiner Wiederkehr.

Ich glaube an den heiligen Geist,
die Einheit der Kirche,
die Gemeinschaft der Heiligen,
die Vergebung der Sünden,
die Auferstehung der Toten,
und an das ewige Leben. Amen.

Bei Lichte betrachtet ist dieses Glaubensbekenntnis sogar ein Einweihungsmysterium.

Eine kurze Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses

Das Apostolische Glaubensbekenntnis fasst die wesentlichen Glaubenssätze der westlichen christlichen Kirchen zusammen. Einige Passagen sind in moderner Zeit in die Kritik geraten (z. B. Jungfrauengeburt) und werden unter Theologen und Laien kontrovers diskutiert. Verschiedene Auslegungen können in weiterführender und vertiefender Literatur (siehe Literaturhinweise am Ende des Artikels) nachgelesen werden.

Siehe auch

Literatur

  • J. Feiner, L. Vischer (Hrsg.): Neues Glaubensbuch – Der gemeinsame christliche Glaube. Herder, Freiburg 1988 (18.Aufl.). ISBN 3-451-16567-8
  • Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.): Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Erster Band. Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Herder u.a., Freiburg 1985. ISBN 3-7666-9388-3
  • Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, Katechismuskommission (Hrsg.): Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Mohn, Gütersloh 1982. ISBN 3-579-04900-3
  • Wolfhart Pannenberg: Das Glaubensbekenntnis – ausgelegt und verantwortet vor den Fragen der Gegenwart. GTB Siebenstern, Gütersloh 1979. ISBN 3-579-03846-x
  • Peter Knauer: Unseren Glauben verstehen. Echter, Würzburg 1986. ISBN 3-429-00987-1
  • Theodor Schneider: Was wir glauben – Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Patmos, Düsseldorf 1985. ISBN 3-49177256-7
  • Hans Küng: Credo – Das Apostolische Glaubensbekenntnis Zeitgenossen erklärt. Piper, München/Zürich 1995. ISBN 3-492-12024-5
  • J.N.D. Kelly: Early Christian Creeds. Longman, Harlow 1975 (3.Aufl.). ISBN 0-582-49219-X
  • Eberhard Busch: Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003. ISBN 3525016255
  • Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.): Einführung in das Christentum. Kösel, München 2006 (8.Aufl.). ISBN 3-466-204550
  • Jörg Zink: Das christliche Bekenntnis. Ein Vorschlag. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3783114888
  • Horst Georg Pöhlmann: Das Glaubensbekenntnis ausgelegt für Menschen unserer Zeit. Lembeck, Frankfurt/M. 2003. ISBN 3874764389
  • Albrecht Schröter: Die Katholisch-apostolischen Gemeinden und der Fall Geyer. Tectum, Marburg 1998 (2.Aufl.). ISBN 3828890148
  • Rudolf Steiner: Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls, GA 165 (1981), ISBN 3-7274-1650-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Rudolf Steiner: Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung, GA 211 (1986), ISBN 3-7274-2110-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Weblinks

Einzelnachweise

  1. In den Kirchen der Reformation wird nicht der Ausdruck „katholische Kirche“, sondern „christliche Kirche“, „allgemeine Kirche“ oder „allgemeine christliche Kirche“ verwendet, um das Missverständnis zu vermeiden, die römisch-katholische Kirche sei gemeint. Katholisch bedeutet wörtlich „allgemein“, „weltumspannend“ oder „universal“ (gr. katholikos), bezieht sich also nicht zwingend auf die römisch-katholische Kirche − es gibt aber Christen, die der katholischen Kirche vorwerfen, diese Tatsache als Vorwand zur Verschleierung dafür zu nutzen, dass in Wirklichkeit sehr wohl die Institution römisch-katholische Kirche gemeint sei.
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