Arabismus

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Der Arabismus, der die Impulse der Akademie von Gondishapur aufnahm, brachte verfrüht die Bewusstseinsseele und den damit verbundenen Intellekt zur Entfaltung, aber nicht durch die eigene innere Anstrengung des Menschen, sondern wie durch eine Art Offenbarung. Damit konnte man zwar zur Erkenntnis der äußeren Natur kommen, die geistige Welt jedoch blieb verschlossen. Hätte nicht der aufblühende Mohammedanismus diesen Impuls gedämpft, wäre der Mensch von seiner weiteren geistigen Entwicklung überhaupt abgeschnitten worden.

Arabismus und Bewusstseinsseele

„Der Arabismus ist nach der einen Seite seines Wesens eine verfrühte Entfaltung der Bewußtseinsseele. Er bot durch das in der Richtung der Bewußtseinsseele zu früh wirkende Seelenleben die Möglichkeit, daß sich in ihm von Asien aus über Afrika, Südeuropa, Westeuropa eine geistige Welle ergoß, die gewisse europäische Menschen mit einem Intellektualismus erfüllte, der erst später kommen durfte; Süd- und Westeuropa bekamen im siebenten, achten Jahrhundert geistige Impulse, die erst im Zeitalter der Bewußtseinsseele hätten kommen dürfen.

Diese geistige Welle konnte das Intellektuelle im Menschen wecken, nicht aber das tiefere Erleben, durch das die Seele in die Geist-Welt taucht. Wenn nun der Mensch im fünfzehnten bis zum neunzehnten Jahrhundert sein Erkenntnisvermögen in Tätigkeit brachte, so konnte er nur bis zu einer Seelentiefe untertauchen, in der er noch nicht auf die geistige Welt stieß. Der in das europäische Geistesleben einziehende Arabismus hielt die erkennenden Seelen von der Geist-Welt zurück. Er brachte - verfrüht - den Intellekt zur Wirksamkeit, der nur die äußere Natur fassen konnte.

Und dieser Arabismus erwies sich als sehr mächtig. Wer von ihm erfaßt wurde, in dem begann ein innerer - zum großen Teile ganz unbewußter - Hochmut die Seele zu ergreifen. Er empfand die Macht des Intellektualismus; aber er empfand nicht das Unvermögen des bloßen Intellektes, in die Wirklichkeit einzudringen. So überließ er sich denn der äußeren sinnenfälligen Wirklichkeit, die sich durch sich selbst vor den Menschen hinstellte; aber er kam gar nicht darauf, an die geistige Wirklichkeit heranzutreten.“ (Lit.:GA 26, S. 245f)

Hätte nicht der aufblühende Mohammedanismus diesen Impuls gedämpft, wäre der Mensch von seiner weiteren geistigen Entwicklung überhaupt abgeschnitten worden. In dieser abgeschwächten Form war die arabische Kultur durchaus ein wichtiges Kulturferment für Europa.

„Es war einmal der Segen Europas, daß über Südeuropa herüber die arabische, maurische Kultur sich ausbreitete. Für die damalige Zeit war vollberechtigt dasjenige, was aber heute ahrimanisch geworden ist.“ (Lit.:GA 159, S. 242f)

Arabismus und aristotelische Wissenschaft

„Der innere Gehalt des Mohammedanismus gründet sich im wesentlichen auf einfache monotheistische Ideen, die sich beschränken auf ein göttliches Grundwesen, dessen Natur und Gestalt man nicht besonders erforscht, das man nicht ergründet, in dessen Willen man sich aber ergibt, das man glaubt. Deshalb ist diese Religion dazu geschaffen, ein ungeheures Vertrauen in diesen Willen hervorzurufen, das zum Fatalismus führt, zur willenlosen Ergebung. Daher war es möglich, daß in wenigen Menschenaltern diese Stämme die arabische Herrschaft ausdehnten über Syrien, Mesopotamien, Nordafrika bis zu dem Reich der Westgoten in Spanien, so daß bereits um die Wende des 7. zum 8. Jahrhundert die Mauren ihre Herrschaft dort ausbreiteten und an die Stelle der westgotischen ihre eigene Kultur setzten.

So strömt etwas ganz Neues, Andersgeartetes in die europäische Kultur. Auf eigentlich geistigem, religiösem Gebiet hat diese arabische Kultur nur einen einfachen Inhalt, der in der Seele gewisse Kräfte begründete, aber nicht viele Vorstellungen erwirkte, nicht den Geist besonders in Anspruch nahm. Dieser Geist war nicht erfüllt vom Nachdenken über Dogmen, über Engel und Dämonen und so weiter. Aber war der Geist nicht damit erfüllt, so mit dem, was den christlich-germanischen Stämmen damals fehlte: mit äußerer Wissenschaftlichkeit. Fortgebildet finden wir hier alle jene Wissenschaften, wie Medizin, Chemie, mathematisches Denken. Der praktische Geist, der aus Asien mit nach Spanien gebracht war, fand nun in Seefahrten und so weiter Betätigung. Er wurde hinübergebracht in einer Zeit, wo dort ein wissenschaftsloser Geist sein Reich begründet hatte. Die maurischen Städte wurden Stätten ernster, wissenschaftlicher Arbeit: wir sehen da eine Kultur, die jeder, der sie kennt, nur bewundern kann, von der ein Humboldt sagte: «Diese Weite, diese Intensität, diese Schärfe des Wissens ist ohne Beispiel in der Kulturgeschichte.» Diese maurischen Gelehrten sind voll Weitblick und Tiefsinn und haben nicht nur wie die Germanen die griechische Wissenschaft übernommen, sondern vorgebildet. Aristoteles lebte auch bei diesen fort, aber bei den Arabern der wahre Aristoteles als Vater der Wissenschaft, verehrt mit großem Weitblick. Es ist interessant zu sehen, wie das, was in Griechenland vorgebildet war, die alexandrinische Kultur, dort fortlebte, und damit haben wir eine der merkwürdigsten Strömungen im menschlichen Geistesleben berührt. Die Araber lieferten die Grundlagen zur objektiven Wissenschaft. Diese strömte zunächst von da aus ein in die angelsächsischen Klöster in England und Irland, wo das alte energische keltische Blut lebte. Eigentümlich war es zu sehen, was für ein reger Verkehr zwischen ihnen und Spanien eingeleitet wurde, und wie dort, wo Tiefsinn und Fähigkeit zum Denken vorhanden war, die Wissenschaft durch Vermittlung der Araber auflebte.

Und es ist eine merkwürdige Erscheinung, wenn wir weiter sehen, daß die Araber, die anfangs ganz Spanien in Besitz nahmen, bald äußerlich besiegt wurden in der Schlacht bei Poitiers 732 durch die Franken unter Karl Martell Damit siegte äußerlich die physische Kraft der Franken über die physische Kraft der Mauren. Aber unbesiegbar bleibt die geistige Kraft der Araber, und so wie einst die griechische Bildung erobernd in Rom auftritt, so erobert sich die arabische Bildung den Westen, den siegreichen Germanen gegenüber. Wenn nun die Wissenschaft, die man braucht, um den Gesichtskreis für Handel und Weltverkehr auszubreiten, wenn die Städtekultur entsteht, so sehen wir, daß es arabische Einflüsse sind, die hier sich geltend machen, ganz neue Elemente, die hier einströmen, und die versuchen, sich den alten anzupassen.“ (Lit.:GA 51, S. 132ff)

Arabismus und Logik

„Die Logik ist zwar für alle Welten anwendbar, aber unmittelbar angewendet kann sie nur in bezug auf die physische Welt werden. Also an ihr Instrument, an das physische Gehirn ist die Logik unbedingt gebunden, wenn sie als menschliche Logik auftritt; nie hätte das rein begriffsmäßige Denken in die Welt kommen können ohne das Weiter-Heruntersteigen in die sinnliche Welt. Sie sehen, die Ausbildung des logischen Denkens ist verknüpft mit dem Verlust der alten hellseherischen Anschauung; wirklich hat der Mensch das logische Denken erkaufen müssen mit diesem Verlust. Er muß sich die hellseherische Anschauung wiederum hinzuerwerben zu dem logischen Denken. In späteren Zeiten wird der Mensch die Imagination dazu erhalten, aber das logische Denken wird ihm bleiben. Erst mußte das menschliche Gehirn erschaffen werden, heraustreten mußte der Mensch in die physische Welt. Der Kopf mußte erst ganz ausgestaltet werden, dem Ätherkopfe gleich, damit dieses Gehirn im Menschen sei. Da erst war es möglich, daß der Mensch in die physische Welt herabsteigen konnte. Zur Rettung des Spirituellen aber mußte der Zeitpunkt gewählt werden, wo noch nicht der letzte Impuls zum rein mechanischen, zum rein äußerlichen Denken gegeben war. Wenn der Christus einige Jahrhunderte später erschienen wäre, dann wäre er sozusagen zu spät gekommen, dann wäre die Menschheit zu weit heruntergestiegen gewesen, sie hätte sich mit dem Denken zu weit verstrickt gehabt, sie hätte den Christus nicht mehr verstehen können. Vor dem letzten Impulse mußte der Christus erscheinen, da noch konnte die religiös spirituelle Strömung als eine Glaubensströmung gerettet werden. Und dann konnte der letzte Impuls gegeben werden, der das Denken des Menschen herunterstieß in den tiefsten Punkt, so daß die Gedanken ganz gefesselt, gebannt wurden an das physische Leben. Das wurde durch die Araber und Mohammedaner gegeben. Der Mohammedanismus ist nichts anderes als eine besondere Episode in diesem Arabertum, denn in seinem Herüberziehen nach Europa gibt er den letzten Einfluß in das rein logische Denken, das sich nicht erheben kann zu Höherem, Geistigem.“ (Lit.:GA 105, S. 193)

Arabismus und die Wissenschaft der physischen Welt

„Die Araber haben das, was sie haben, von Mohammed erhalten. Mohammed führte die Wissenschaft ein, die nur von den Gesetzen des physischen Planes durchzogen ist. Die christlichen Mönche bekamen Anregungen von den Mauren. Zwar wurden die Mauren durch politische Macht zurückgeschlagen, aber der Monotheismus, der eine Vertiefung der physischen Wissenschaft mit sich bringt, ist durch die Mauren nach Europa gekommen und hat zu einer Reinigung des Christentums von allem Heidnischen geführt. Durch das Christentum wurde das Gefühlsleben der Menschen bis zum Kama-Manas hingeführt. Durch den Mohammedanismus wurde der Verstand, der Geist, heruntergeführt vom spirituellem Leben zum abstrakten Auffassen der rein physischen Gesetze.“ (Lit.:GA 92, S. 18)

Der Einfluss des Arabismus auf Europa

„Was man berücksichtigen muß, wenn man die europäische Entwicklung bis ins 9. Jahrhundert hinein ins Auge faßt, das ist dieses, daß zwei Erscheinungen deutlich vor dem geschichtlich betrachtenden Auge auftauchen. Das eine ist der allmähliche Niederstieg des Römischen Reiches und alles dessen, was damit zusammenhing; das andere ist aber, daß gleichzeitig damit aufblühen die orientalischen Lebensverhältnisse. Wir sehen, daß sich im Oriente weit über die Gebiete, an die nach dem Osten hin das Römische Reich grenzt, Kulturblüte entwickelt, allerdings äußere, materielle Kulturblüte. Mit andern Worten, diese Länder, an die das Römische Reich, man kann nicht einmal sagen, daß es in seiner Kulturblüte an sie grenzte, sondern die es nominell umfaßte, diese Länder entfalten eine glänzende materielle Kulturblüte. Ohne diese materielle Kulturblüte, die sich an der Peripherie des Römischen Reiches bildete, wäre es unmöglich gewesen, daß später, als der Mohammedanismus aufblühte, als das Arabertum sich geltend machte in der geschichtlichen Entwickelung, dieses Arabertum in so glänzender Weise einen großen Teil der Welt bis in die Zeit des 8., 9. Jahrhunderts hinein für sich in Anspruch nehmen konnte. Wir sehen ja, daß bis in dieses 8., 9. Jahrhundert hinein die arabische Herrschaft unter der geistigen Fahne des Mohammed sich ausbreitete bis nach Spanien hinein, daß aber auch nach den andern Richtungen das europäische Leben in deutlichen Zusammenhang kam mit alldem, was sich als Kulturblüte da ringsumher erhob. Das, was die Araber erreicht haben, die dann die Feinde Europas wurden, in Spanien, in Sizilien, vom Oriente her, das mußte wurzeln in einem Reichtum, in glänzenden materiellen Verhältnissen. Nur dadurch ist es möglich geworden, daß das Arabertum solch glänzende Eroberertaten verüben konnte. Woher kommt diese Erscheinung, die inniger, als man denkt, mit dem, was in Europa geschieht bis zum 9. Jahrhundert hin, zusammenhängt? Woher rührt diese Erscheinung, daß auf der einen Seite das Römische Reich zurückgeht, und auf der andern Seite das orientalische Wesen einen glänzenden Aufschwung nimmt und auf das Abendland in außerordentlicher Weise wirkt? Denn es wirkte nicht nur durch.seine Eroberung, es wirkte in außerordentlicher Art geistig. Man glaubt gar nicht, wieviel von dem, was die Araber zum Teil durch die griechische Bildung, die sie selbst erst übernommen hatten, die sie mit ihrem eigenen Wesen verwoben haben, auf das europäische Abendland eingewirkt hat.

Dieses europäische Abendland hat durch die Art und Weise, wie es sich bis zum 9. Jahrhundert entwickelt hat, ja nicht nur eine Strömung in sich. Wir alle, insofern wir teilnehmen an der Bildung des Abendlandes, haben zwei deutliche Strömungen in uns. Man geht ganz fehl, wenn man glaubt, daß nur die eine, christliche Strömung sich im Abendlande ausgebreitet hat; geistig hat sich ganz wesentlich das, was von den Arabern gekommen ist, im Abendlande ausgebreitet. Die Denkweise, die Art und Weise des Vorstellens ist vom Arabertum tief eingedrungen in die europäischen Verhältnisse. In dem, was der heutige Mensch - ich meine jetzt nicht den geisteswissenschaftlich angekränkelten Menschen, sondern den Menschen der allgemeinen Bildung - über Schicksal, über Naturordnung, über das Leben überhaupt denkt, darin stecken bis in den Bauernkopf hinein die mannigfaltigsten arabischen Gedanken. Und wenn Sie vieles von dem, was heute die Köpfe beherrscht, nehmen, so finden Sie schon, daß arabische Gedanken darinnen sind.

Was kann man unter vielem andern als charakteristisch für diese arabische Denkungsweise, die sich in Europa ausbreitete, aufstellen? Als besonders charakteristisch kann man aufstellen, daß diese arabische Denkungsweise zuerst einmal spitzfindig ist, abstrakt ist, das Konkrete nicht gern hat, daher am liebsten alle Welt- und Naturverhältnisse in Abstraktionen betrachtet. Daneben ist eine, man kann nicht bloß sagen blühende, sondern wollüstige Phantasieentwickelung. Denken Sie nur einmal, was neben der nüchternen, abstrakten Denkweise, die sich sogar im Künstlerischen zeigt im Arabertum, was sich da an Phantasie entwickelt über eine Art Paradies, über eine Art Jenseits mit all den aus dem Sinnlichen in dieses Jenseits hineinversetzten Freuden. Diese zwei nebeneinanderlaufenden Dinge: nüchternes, materialistisches Betrachten von Natur- und Weltverhältnissen, auf der andern Seite üppiges Phantasieleben, selbstverständlich in Abstumpfung dann und im Gescheitwerden, ist etwas, was sich bis in die Gegenwart herein fortgepflanzt hat. Denn, will man heute irgend etwas von der geistigen Welt vorbringen, ja, wenn man es in Form von Phantasie gibt, dann gehen die Leute noch darauf ein. Dann brauchen sie nicht daran zu glauben, sondern können es als Phantasiegebilde hinnehmen. Das lassen sie sich gefallen, denn daneben wollen sie das haben, was sie echt, wirklich nennen. Das muß aber nüchtern, das muß trocken, das muß abstrakt sein.

Diese zwei Dinge, die als zweite Strömung im Seelenleben Europas leben, die sind im wesentlichen mit dem Arabertum gekommen. Das Arabertum ist zwar kriegerisch in vieler Beziehung zurückgedrängt worden, aber diese Vorstellungsart, die ist tief eingedrungen in das europäische Leben, namentlich in das südliche, westliche und mitteleuropäische Leben, weniger in das osteuropäische Leben; aber auch da, wenigstens in das, was man «Bildung» nennt, ist es teilweise eingedrungen. So daß das Christentum, das in bezug auf diese Dinge ganz anders geartet ist, mit diesen entgegengesetzten Vorstellungen zu kämpfen hatte. Will man also Europas Entwickelung bis ins 9. Jahrhundert hinein verstehen, so darf man nicht außer acht lassen, daß solche arabische Gedanken in Europa eingedrungen sind. Man glaubt gar nicht, wieviel eigentlich in Europa dem Türkentum nahesteht, der mohammedanischen Kultur nahesteht in den Gedanken, die der Europäer über Leben, Schicksal und so weiter hat.“ (Lit.:GA 180, S. 284ff)

„Erst in der Zeit der Renaissance wacht die Wissenschaft wieder auf. Was von Griechenland und Rom angeregt war, das wird zur arabischen Weisheit, zum Geist des Mohammedanismus. Der Arabismus hat sich dann von Spanien aus über Europa ausgebreitet. Groß ist diese Wissenschaft in allem, was sich auf das unmittelbar Sinnliche bezieht. Die Wissenschaft, die im eminentesten Sinne Anregung geworden ist zur europäischen Wissenschaft, die Bacon und Spinoza beeinflußt hat, sie entspringt dem spanischen Arabertum, sie kommt von Spanien. Sie kann aber nicht hinaufsteigen über einen Pantheismus hinaus, der gar nicht zu konkreten Geistwesen kommen kann. Zum Konkreten kam der Arabismus nicht; er stieg bis zum sinnlichen Menschen hinauf, aber das, was man darüber sah, war nur eine abstrakte göttliche Einheit, von der man nicht weiß, was sie ist. Eine arme und bequeme Weltanschauung! Man hat eben keine Kenntnis vom Geist, wenn man ihn zusammenfaßt in einer Einheit. Darin liegt die Armut des Pantheismus.“ (Lit.:GA 104a, S. 91)

Reinkarnation arabistischer Denker in Europa

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass viele arabistische Denker später in Europa wiedergeboren wurden und das hier erwachende naturwissenschaftliche Denken prägten.

„Nun wissen wir ja, daß in äußerlicher Weise unter dem Stoße des Mohammedanismus sich verbreitete der Arabismus über Afrika, Südeuropa, über Spanien nach Europa hinein. Wir kennen dasjenige, was sich an äußeren Kriegen, an äußeren Kulturkonflikten abgespielt hat. Aber das Ganze reißt einmal ab. Man redet ja gewöhnlich von der Schlacht des Karl Martell bei Tours und Poitiers so, als ob damit der Arabismus aus Europa verdrängt worden wäre. Aber im Arabismus war eine ungeheure geistige Stoßkraft. Und das Merkwürdige ist, daß, als der Arabismus äußerlich als politische, als kriegerische Macht sozusagen zurückgeschlagen worden war aus Europa, daß da die Seelen derer, die innerhalb des Arabismus tonangebend gewirkt haben, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen waren, in der geistigen Weit sich intensiv damit beschäftigt haben, wie sie weitergestalten können für Europa den Einfluß des Arabismus. Bei dem, was durch die geistige Welt durchgeht, handelt es sich nicht darum, meine lieben Freunde, daß in äußerlicher Weise die Dinge gestaltet werden. Das Äußere mag sich wenig gleichen bei dem, was erscheint, wenn eine Individualität in zwei aufeinanderfolgenden Erdenleben auftritt. Da kommt es vielmehr auf das Innerlichste an [...] Daher entwickeln sich diese großen Seelen des Arabismus in der Weise weiter zwischen Tod und einer neuen Geburt, daß sie verbunden bleiben mit dem Impuls, der vom Osten nach dem Westen gegangen war, daß sie verbunden bleiben in der geistigen Welt mit ihren Taten. In der äußeren Welt entwickelt sich, wie man sagt, die Zivilisation weiter. Ganz andere Formen erscheinen da, als diejenigen waren, die der Arabismus hatte. Aber die Seelen, die im Arabismus groß gewesen waren, erschienen wieder, und sie trugen eben, ohne daß sie seine äußeren Formen herübergetragen hätten, den Arabismus in seinen inneren Impulsen in eine viel spätere Zeit hinein. Sie erschienen als Kulturträger einer späteren Zeit, in der Sprache, in den Denkgewohnheiten, in den Empfindungsgewohnheiten, Willensimpulsen einer solchen späteren Zeit. Aber in ihren Seelen wirkte der Arabismus weiter. Und so sehen wir denn, daß gerade diejenige Geistesströmung, die heraufgekommen ist als die tonangebende in den zwei letzten Dritteln des 19. Jahrhunderts, tief beeinflußt war von solchen Geistern, welche aus dem Arabismus hervorgegangen sind.“ (Lit.:GA 240, S. 106f)

„Denn tatsächlich, das ist das Geheimnis, meine lieben Freunde, für die sonderbare Entwickelung des naturwissenschaftlichen Denkens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, daß fast sämtliche Träger dieser mehr ursprünglich denkenden und fühlenden naturwissenschaftlichen Strömung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ihrem vorigen Erdenleben, in ihrem bestimmenden Erdenleben, Araber waren ...“ (Lit.:GA 235, S. 138)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.