Barnabas (Apostel)

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Statue des Hl. Barnabas in der Kirche des Nationalpalastes in Mafra, Portugal
St. Barnabas-Klosterkirche und Ikonen-Museum
St. Barnabas-Ikone (1921), Klosterkirchen-Museum

Barnabas war aus dem israelitischen Stamm Levi, stammte aber aus Zypern. Nach dem gesicherten Text von Apg 4,36 EU hieß er auch Josef (in einigen Handschriften Joses). Barnabas (griechisch Βαρνάβας) wird in der Bibel mehrfach erwähnt (Apostelgeschichte, 1. Korintherbrief, Galaterbrief) und nach späten Traditionen zu den Jüngern Jesu, jedoch nicht zu den innersten Zwölf Aposteln gezählt. Er soll in Rom gepredigt, in Mailand als Bischof amtiert und Clemens von Rom getauft haben.

Barnabas soll den apokryphen Barnabasakten zufolge als Märtyrer auf Zypern gestorben sein, wo er als Nationalheiliger gilt. Nach diesem Legendenstrang gilt das Jahr 61 als sein Todesjahr, als Ort wird Salamis bei Famagusta angegeben.

Leben und Zeugnisse

Nach den Angaben der Apostelgeschichte des Lukas war Josef, genannt Barnabas, Mitglied der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem, die er mit dem Verkaufserlös eines Gutes förderte (Apg 4,36 f.). Sein Name Barnabas wird als »Sohn des Trostes« gedeutet, siehe bei Herkunft und Bedeutung des Namens. Laut Apg 9,27 sorgte er für die Akzeptanz des Paulus bei den Jerusalemer Aposteln. Historisch besehen gilt dies jedoch als äußerst umstritten.

Nach Apg 11,22-30; 13,1 wirkte Barnabas vor allem in Antiochia missionarisch. In der dortigen Gemeinde aus Juden- und Heidenchristen ist er gemeinsam mit Petrus und Paulus, den er dort selbst einführt, und anderen tätig. In Apg 13 und 14 wird berichtet, dass er mit Paulus als Begleiter eine Missionsreise durch Zypern und das südliche Kleinasien durchführte. Unbestritten war Barnabas einer der führenden frühchristlichen Missionare. Er war auch einer der Teilnehmer beim Apostelkonvent (vgl. Apg 15,1-5 und Gal.2,1-10).

Das Neue Testament berichtet auch von Meinungsverschiedenheiten zwischen Barnabas und Paulus: Zum einen ging es um die Möglichkeit einer Tischgemeinschaft von Juden- und Heidenchristen in Antiochia (Gal 2,11-13). Zum anderen drehte sich ein Streit um die Mitnahme des Johannes Markus auf eine weitere Missionsreise (Apg 15,36-41).

Der „Barnabasbrief“ stammt mit einiger Gewissheit nicht von ihm, da der Brief erst in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand. Er enthält ausgefallene Auslegungen des Alten Testaments (Allegorie) sowie Polemik gegen das Judentum. Der frühchristliche Autor Tertullian schrieb den Hebräerbrief Barnabas zu. In den Barnabasakten wird von seinen Missionsreisen und seinem Märtyrertod auf Zypern berichtet. Das Werk stammt aus dem 6. Jahrhundert. Das Barnabasevangelium, das in einem italienischen Manuskript aus dem 16. Jh. erhalten ist, entstand nach christlicher Auffassung erst im 14.–16. Jahrhundert. Ein weiteres, nur im Fragment erhaltenes, spanisches Manuskript hingegen berichtet, dass ein Mönch namens Fra Marino das Evangelium aus der Bibliothek des Papstes Sixtus V. heimlich entwendet haben soll. Es verkündet Mohammed als den wahren Propheten und Jesus als seinen Vorläufer, der nicht am Kreuz starb und auch nicht Gottes Sohn ist. Daher wird es von muslimischer Seite zur Bekräftung der eigenen religiösen Standpunkte ins Feld geführt. Dass tatsächlich ein „Evangelium unter dem Namen des Barnabas in der alten Kirche existierte, belegt das Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis“ (496 n. Chr), einem Verzeichnis erlaubter und verbotener Bücher. Es wird dort den nicht-kanonischen (apokryphen) Schriften zugeordnet. In der türkischen Zeitung „Türkiye“ erschien am 25. Juli 1986 ein Bericht, demzufolge eine aramäische Handschrift des Barnabas-Evangeliums auf dem Berg Mem in Uludere (Süd-Anatolien) entdeckt wurde. Altkirchliche Legenden berichten von der Heilung Kranker durch Barnabas, indem er den Kranken das Matthäusevangelium auflegte.

Der Umstand, dass kaum Kirchen und Klöster nach Barnabas benannt wurden, liegt daran, dass er im Neuen Testament ganz in den Schatten des Paulus zurücktritt. Es existiert jedoch ein Barnabiten-Orden, der nach einer Barnabas-Kirche benannt wurde.

St. Barnabas-Kloster

Grab des hl. Barnabas in der Krypta, bedeutender griechisch-orthoxer Wallfahrtsort im türkisch besetzten Teil Zyperns

Etwa acht Kilometer nördlich von Famagusta und zwei Kilometer westlich von Salamis liegt das St. Barnabas-Kloster und die Grabstätte, wo der Märtyrer Barnabas als zypriotischer Nationalheiliger verehrt wird. Die Anlage umfasst die Klosterkirche, Klostergebäude mit dem Museum für Ikonen und Archäologie und die Grabkirche des Heiligen. Die Anlage liegt am Westrand der Nekropole von Salamis, zwischen der antiken Stadt Salamis/Constantia und der archaischen Stadt Enkomi.

Das Kloster soll im Jahre 477 n. Chr., die heutige Klosterkirche auf einem früheren Bau des 10. Jahrhunderts im Jahre 1756 durch Erzbischof Philotheos errichtet worden sein. Nach Weggang der letzten drei Mönche im Jahre 1976 werden die unverändert belassene Klosterkirche als Ikonen-Museum, die Klostergebäude als archäologisches Museum genutzt.

Bei den Artefakten des archäologischen Museums handelt es sich insbesondere um sehr zahlreiche außergewöhnliche Keramiken aus Enkomi (etwa 7000 bis 1000 v. Chr.) und Salamis, soweit sie nicht in das Cyprus Museum nach Nikosia oder das Britische Museum nach London verbracht worden sind.

Attribute, Reliquien, Patrozinien

Attribut: mit Matthäus-Evangelium, Stein
Orte mit Reliquien: Mailand, Prag, Namur, Köln, Andechs, Zypern
Patron von: Mailand, Florenz, Logroño
Schutzheiliger: der Küfer/Böttcher, Weber


Gedenktag und Bauernregel

Gedenktag

Sein katholischer, evangelischer und anglikanischer Gedenktag ist der 11. Juni. Es handelt sich dabei um einen gebotenen Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender beziehungsweise einen Gedenktag im Evangelischen Namenkalender und im Lutheran Worship beziehungsweise im Common Worship.

Bauernregel

Zwei dem Namenstag entsprechende Bauernregeln lauten:

  • Mit seiner Sens' der Barnabas, kommt her und schneidet ab das Gras.
  • Wenn St. Barnabas bringt Regen, gibt's reichen Traubensegen.

Literatur

  • Dietfried Gewalt: Barnabas In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 744–746.
  • Bernd Kollmann: Joseph Barnabas. Leben und Wirkungsgeschichte. Stuttgarter Biblische Studien 175, Stuttgart 1998 (wissenschaftlich fundiert, übersichtlich, allgemeinverständlich).
  • Robert A. Kraft: The Apostolic Fathers. Bd. 3, Barnabas and the Didache, Hrsg. Robert Grant, Thomas Nelson and Sons, New York 1965, aktualisierte Onlineausgabe.
  • Paul Krumme: Barnabas, Sohn des Trostes. Dillenburg 1992, ISBN 3-89436-041-0 (Reihe „Menschen der Bibel“) (allgemeinverständlich, anwendungsbezogen).
  • Safiyya M. Linges : Das Barnabas-Evangelium. (Broschiert) Spohr, Juli 2004, ISBN 3-927606-30-8.
  • Markus Öhler: Barnabas. Der Mann in der Mitte. Biblische Gestalten 12. Evang. Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02308-8 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert).
  • Markus Öhler: Barnabas. Die historische Person und ihre Rezeption in der Apostelgeschichte. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 156. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-147977-7 (wissenschaftliche Arbeit).

Weblinks

Commons: Barnabas (Apostel) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
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