Bibliothek:Rudolf Steiner/Naturwissenschaft/GA 320 Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I/Fragenbeantwortung

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Über das Wesen einiger naturwissenschaftlicher Grundbegriffe

Fragenbeantwortung aus dem Jahre 1919

I.

Atome sind anzusehen als ideelle Rauminhalte; das Inhaltliche sind die Ergebnisse von sich begegnenden Kräfterichtungen - z.B. Kräfterichtung
a b c wirken im Raume; durch ihre Begegnung wird eine Kräfteresultante bewirkt, die als Atom von tetraedrischem Charakter wirkt.
Elemente sind der Ausdruck bestimmter Kraftbegegnungen; dass sie sich als solche offenbaren, beruht darauf, dass die eine Kraft in ihrer Begegnung mit einer andern eine Wirkung hervorbringt; während andere Kraftwirkungen gegen einander unwirksam sind.
Krystalle sind die Ergebnisse complizierterer Kraftbegegnungen; Atome die der einfacheren.
Amorphe Massen ergeben sich durch die Neutralisierung der Kraftrichtungen.


II. Kraft ist die einseitig räumlich angesehene Offenbarung des Geistes. Man kann nicht sagen, dass Kraft auf die Materie wirke, da Materie nur in der Anordnung der Wirkungen sich begegnender Kraftstrahlen besteht. Es geht niemals eine Energieform auf die andere über; sowenig wie das Tun des einen Menschen in das des andern. Was übergeht, ist nur der arithmetische Maßausdruck. "Geht mechanische in Wärmeenergie über", so ist der reale Vorgang: es ist ein bestimmtes Quantum mech. Energie im Stande in einem Geistwesen, das als Wärme sich offenbart, ein bestimmtes Quantum dieser Offenbarung anzuregen. (So ist das in gesunder Art noch bei J. R. Mayer. Erst Helmholtz hat die Sache verwuzelt).


III. Weder Ton noch Wärme, noch Licht, noch Elektrizität sind Schwingungen, so wenig als ein Pferd eine Summe von Galoppschritten ist. Ton z.B. ist ein wesenhaftes Quale und die Wirkung dieses wesenhaften Quale beim Durchgang durch die Luft ist: die Schwingung. Für den empfindenden Menschen ist die Schwingung die Veranlassung in sich das Quale nachzuahmen; darin besteht die Wahrnehmung des Tones. Ähnlich ist es bei andern: Licht etc.


IV. Licht ist das, als was es wahrgenommen wird (sieh meine Einleitung zu Goethes Farbenlehre); die Schwingung ist die Offenbarung des Lichtes im Aether.
Die Brechung des Lichtes beruht auf der Wirkung bestimmter Kraftrichtung auf die Lichtrichtung. Newton'sche Farbenringe, Interferenzerscheinungen sind Ergebnisse der Lichtstrahlung (Wirkung des Lichtes im Aether) und in dem Weg des Lichtes sich befindlicher andrer (abschwächender, phasenweise abschwächender) Kraftwirkungen. Ebenso Polarisationserscheinungen. Man sollte die Polarisationsfiguren nicht in der Struktur des Lichtquale suchen, sondern in der Struktur des Mediums, das sich dem Licht in den Weg stellt.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist das Ergebnis einer Art Reibung des Lichtes am Medium.


V. Licht ist nicht als Function der Elektrizität zu betrachten, sondern die letztere als eine Art leiblicher Träger des Lichtes
Elektrisch geladene Materie: gewisse Kraftansammlungen halten diejenigen Kraftansammlungen fest, die sich als Elec. kundgeben.


VI. Die Mathematik ist die abstrahierte Summe der im Raume wirkenden Kräfte. Wenn man sagt: die math. Sätze gelten apriorisch, so beruht das darauf, daß der Mensch in denselben Kraftlinien darinnen ist wie die andern Wesen und das er abstrahieren kann von allem andern, was nicht Raumes- etc. Schema ist.