Caspar Stürmer

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Caspar Stürmer ist einer der zwölf Bürgerinnen und Bürger die in Rudolf Steiners drittem Mysteriendrama «Der Hüter der Schwelle», obwohl noch ungeweiht, eingeladen sind, ihre Kräfte mit denen des von Hilarius Gottgetreu geleiteten Rosenkreuzerbundes zu vereinen. Er ist eine Wiederverkörperung des 1. Bauers aus «Die Prüfung der Seele». Nach Hammacher ist ihm das Tierkreiszeichen des Steinbocks Steinbock zuzuordnen (Lit.: Hammacher, S 602f). Seine Geisteshaltung wird aus seinem Monolog im 1. Bild des «Hüters» deutlich:

CASPAR STÜRMER:
Daß diese Mystenschule immer noch
So kühn die Menschenführung fordern will,
Es zeigt, wie wenig Achtung sie empfindet
Vor allem, was gesunder Menschensinn
Dem wahren Menschenheil erobern konnte,
Seit als bewiesen gelten kann, daß rein mechanisch
Natur und Seele zu erklären sind.
Und recht bedrückend ist es freiem Denken,
Daß ein so heller Kopf wie Doktor Strader
Dem Mystenwahn geneigt sich zeigen kann.
Wer so den Kräftemechanismus meistert,
Der sollte doch der Einsicht nicht ermangeln,
Wie nötig auch der Seelenwissenschaft
Vernichtung aller Mystik sich erweist.
Er sollte an der falschen Wissenschaft,
Die jetzt Thomasius der Welt verkündet,
Ersehen, wie der größte Scharfsinn selbst
Der wilden Phantasie sich fügen kann,
Sobald er jenem Wahn zum Opfer fällt.
Wenn statt durch Mystenkunst Thomasius
Durch strenge Zucht naturgemäßen Denkens
Sich für sein Schaffen vorbereitet hätte,
Es wäre ihm gewiß durch seine Gaben
Manch edle Wissensfrucht herangereift.
Auf seinem Wege aber konnte nur
Verhängnisvoller Irrtum sich entfalten.
Dem Geistesbunde kann ein solcher Irrtum
Für seine Ziele wohl recht nützlich dünken.
Er findet Anerkennung durch den Schein,
Als habe Wissenschaft nun streng bewiesen,
Was Menschenseelen als Erkenntnis träumen.

(Lit.: GA 014, S. 296f)

Literatur

  • Wilfried Hammacher: Die Uraufführung der Mysteriendramen von und durch Rudolf Steiner, Verlag am Goetheanum, Dornach 2010
  • Oskar Schmiedel: Erinnerungen an die Proben zu den Mysterienspielen in München in den Jahren 1910 – 1913 in „Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland“ Nr. 7 März 1949
  • Rudolf Steiner: Vier Mysteriendramen, GA 14 (1998), ISBN 3-7274-0140-0; Tb 607 (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + Tb 608 (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7
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