Vorstufen zum Mysterium von Golgatha

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Drei Vorstufen zum Mysterium von Golgatha machte der Christus durch, ehe er mit der Jordan-Taufe zum irdischen Dasein herabstieg. Durch ein den Menschen weit überragendes Geistwesen, durch Luzifer, war der Mensch in den Sündenfall getrieben worden, nur durch eine übermenschliche Tat können seine Folgen wieder ausgeglichen werden. Daher entschloss sich der Christus, seine Sonnenheimat zu verlassen und sich durch einen Menschen mit der Erde zu verbinden. Das musste aber schrittweise vorbereitet werden.

Christus und der nathanische Jesusknabe

Nicht das ganze Menschenwesen hatte den Sturz in die Erdentiefen mitgemacht, sondern ein Teil des göttlichen Menschenwesens, die Schwesterseele Adams, war zurückbehalten worden in den geistigen Welten und lebte hier als ein erzengelartiges bzw. engelartiges Geistwesen, das aber enge Verbindung mit der irdischen Menschheit hielt, mit der es schon seit der Zeit des alten Saturn verbunden war. Erst viel später sollte sich dieses Wesen zum aller ersten Mal auf Erden als der nathanische Jesusknabe inkarnieren.

„Diese Wesenheit, die in dem nathanischen Jesusknaben wirkte, war zum ersten Male in eine physische Verkörperung getreten in dem Jesus von Bethlehem. Vorher hatte sie von der geistigen Welt aus Anteil genommen an der Menschheitsentwickelung, nie aber in einem physischen Menschenleib gelebt. Sie hatte mitgelebt die Zeiten, als die Menschenhüllen geschaffen wurden, mitgelebt die Saturnzeit, in der der Keim zum physischen Leib veranlagt wurde, die Sonnen- und Mondenzeit, wo Äther- und Astralleib sich bildeten, mitgelebt auch die die großen Zeitperioden wiederholenden kleineren Etappen. Als aber das Menschen-Ich in der lemurischen Zeit herabstieg in die drei Hüllen, da war dieses Wesen gleichsam als ein Teil des göttlichen Menschenseins zurückgeblieben in den geistigen Welten und hatte nicht mitgemacht die Entwickelung des Ich in den drei Hüllen und seine Verführung durch den luziferisch-ahrimanischen Einschlag. Dieser sich in den geistigen Welten zurückhaltende Teil des göttlichen Menschenwesens, dieses Geisteswesen ist zum ersten Male in einen physischen Leib herabgestiegen als nathanischer Jesusknabe, um als solcher sich von dem Christus durchleuchten zu lassen. Die Johannestaufe stellt dar die Durchdringung des Jesus von dem Christus-Geist.

Da war es aber nicht das erste Mal, daß es sich von dem Christus hat durchdringen lassen dürfen. Während es als Geistwesen in den geistigen Welten lebte, hatte es schon vermocht, sich wiederholt von dem Sonnengeist durchdringen zu lassen. Vorbereitend das Christus-Ereignis im physischen Leib, hatte sich vorher Ähnliches vollzogen in geistigen Welten und hereingewirkt auf die Menschenentwickelung.“ (Lit.:GA 152, S. 93f)

„Das ist ja das Wesentliche an dem Mysterium von Golgatha, daß diese Jesuswesenheit, die herangewachsen ist als der nathanische Knabe, durchdrungen worden ist von der Christus-Wesenheit. Aber auch bei den drei früheren Ereignissen war diese spätere nathanische Jesuswesenheit da, nur war sie nicht als physischer Mensch inkarniert. Sie lebte als geistige, als erzengelartige Wesenheit in den geistigen Welten. Und in den geistigen Welten ist sie als in Vorstufen des Mysteriums von Golgatha während der lemurischen Zeit und zweimal während der atlantischen Zeit durchzogen worden von der Christus -Wesenheit.“ (S. 102)

„Dieses Ich hatte dadurch ganz besondere Eigentümlichkeiten; es hatte die Eigentümlichkeit, daß es unberührt war von allem, was überhaupt ein menschliches Ich jemals auf der Erde hatte lernen können. Es war also auch unberührt von allen luziferischen und ahrimanischen Einflüssen; war überhaupt etwas, was wir uns gegenüber den anderen Ichen der Menschen vorstellen können wie eine leere Kugel, eigentlich nur wie etwas, was noch vollständig jungfräulich war gegenüber allen Erdenerlebnissen, ein Nichts, ein Negatives gegenüber allen Erdenerlebnissen. Daher sah es so aus, als ob jener nathanische Jesusknabe, den das Lukas-Evangelium schildert, überhaupt kein Menschen-Ich hätte, als ob er nur bestünde aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Und es genügt vollständig, wenn wir zunächst sagen: ein so entwickeltes Ich, wie es sich durch die atlantische und nachatlantische Zeit entwickelt hatte, ist bei dem Lukas-Jesusknaben gar nicht vorhanden. Im rechten Sinne des Wortes sprechen wir, wenn wir sagen: beim Matthäus-Jesusknaben haben wir es mit einem völlig ausgebildeten Menschen zu tun; bei dem nathanischen Jesusknaben des Lukas-Evangeliums haben wir es zu tun mit einem physischen Leib, Ätherleib und Astralleib, die so angeordnet sind, daß sie harmonisch darstellen den Menschen, wie er herüberkam als Resultat der Saturn-, Sonnen- und Mondentwickelung. Daher war dieser Jesusknabe, wie die Akasha-Chronik es lehrt, unbegabt für alles, was die menschliche Kultur entwickelt hatte; das konnte er nicht aufnehmen, weil er nie dabeigewesen war.“ (Lit.:GA 131, S. 179f)

Das erste Christus-Opfer

Indessen drohten die 12 kosmischen Kräfte, die die Sinnestätigkeit regulieren, durch den luziferischen Einfluss immer stärker in Unordnung zu kommen. Ungeheure Begierden schlossen sich an die Sinnestätigkeit, deren Werkzeug die 12 Sinne des physischen Leibes sind, an, die zu immer größerer Intensität zu erwachen drohte. Die rote Farbe etwa wäre als bedrängender stechender Schmerz empfunden worden, die blaue Farbe als ein schmerzhaftes Ausgesogenwerden. Da drang der Ruf der gequälten Menschheit zu jenem Geistwesen und trieb es hin zu dem Sonnengeist, so dass es sich von dem Christus durchdringen lassen durfte. Die menschliche Gestalt richtete sich auf und wurde dadurch aus der horizontalen Ebene, in der die astralen Begierdekräfte wirken, herausgehoben. Dadurch wurde die Stärke der Sinnestätigkeit abgemildert und harmonisiert. Das geschah in der lemurischen Zeit.

"Erinnern wir uns einmal an das, was in der «Geheimwissenschaft» dargestellt ist, wie von der lemurischen Zeit an, mit Ausnahme des einen Hauptpaares der Menschheit, die Seelen allmählich herunterziehen von den anderen Planeten und durch die atlantische Zeit hindurch sich in Menschenleibern verkörpern. Wir haben also die Entwickelung der Erde gewissermaßen so zu denken, daß aus der kosmischen Umgebung der Erde die Seelen zuziehen und in verschiedenen Zeitpunkten sozusagen ihre erneuerte irdische Entwickelung beginnen. Wir wissen ja, daß vor der lemurischen Zeit die Seelen sich zu den Planeten gewissermaßen zurückgezogen hatten. Wir wissen nun aber auch, daß diese irdische Entwickelung der Erde, in die die Menschenseelen einzutreten hatten, ausgesetzt war den Anfechtungen des Luzifer und später des Ahriman. So also waren die Menschenseelen veranlaßt, in Leiber einzuziehen, innerhalb welcher sie im Verlaufe der Erdenentwickelung den Anfechtungen dieser beiden geistigen Wesenheiten ausgesetzt waren. Wenn nichts weiter als dieses eingetreten wäre, daß die Menschenseelen wieder herabgekommen wären von ihrem planetarischen Dasein in die Erdenentwickelung herein und dann ausgesetzt worden wären den luziferisch-ahrimanischen Einflüssen, so wäre mit diesen Menschen auf Erden, so wie sie da durchgehen durch ihre Inkarnationen, etwas geschehen, was ich noch nicht angedeutet habe in der «Geheimwissenschaft». Man kann jedoch in der Gegenwart nicht alles gleich öffentlich sagen. Es wären nämlich diese Menschen zunächst, wie sie so herunterkamen von den Planeten und in physische Leiber einziehen mußten, einer gewissen Gefahr der Sinnesentwickelung ausgesetzt gewesen." (Lit.: GA 149, S. 46f)

"Blicken wir auf die lemurische Zeit zurück, als der Mensch sich mit seinen Hüllen verband, und schauen wir, wie damals das Menschenwesen sich gestaltet hätte, hätten allein die Kräfte aus dem Kosmos auf den Menschen gewirkt, mit denen er damals in Verbindung stand. Es drohte in jener Zeit, daß die zwölf kosmischen Kräfte, die auf den Menschen wirken, durch dämonische Wesen in Unordnung gerieten. Dadurch hätte sich der Mensch ganz anders entwickeln müssen, als er heute geworden ist. Die Sinne des Menschen, die sich damals herausbildeten, sie wären unter der Wirkung der in Unordnung geratenwollenden Kräfte überempfindlich geworden. Die Lichtempfindung, alle Wahrnehmung vermag heute der Mensch in Gelassenheit aufzunehmen. Unter der Wirkung des luziferisch-ahrimanischen Einschlags hätte das Sinnesleben die stärksten Begierden und Impulse auslösen müssen. Hätte der Mensch zum Beispiel eine rote Farbe gesehen - und so hätten vor allem die Sonnenstrahlen wirken müssen-, so hätte in brennendem Schmerz die begehrende Seele fliehen müssen, und bei der Wahrnehmung von Blau hätte sie sich, in sich verzehrend, in Qual überwinden müssen. Die Seele hätte furchtbar leiden müssen bei jeder Sinnesempfindung, gejagt von tierischer Wollust und Begehren zu versengendem Schmerz und Qual.

Da drang der Schmerzensschrei der gequälten Menschheit hinauf zu jenem Geisteswesen. Er trieb es hin zu dem Sonnengeist, so daß es sich von dem Christus durchdringen lassen durfte. Dadurch wurde abgemildert die innerliche Stärke der Sinneswahrnehmung, dadurch schlug das Wesen die stärkste Versuchung des Luzifer und Ahriman ab. Indem es die zu starke Wirkung der Kräfte auf die Sinne milderte, gestaltete es das Wahrnehmungsleben in ein maßvolles passives um." (Lit.: GA 152, S. 94)

"Und wir schauen recht hin auf ein sich entwickelndes Menschenkind, wenn wir in dem Moment, wo das Kind aus dem kriechenden, rutschenden, unbehilflichen Zustande sich aufrichtet und zum ersten Mal steht oder geht, wenn wir in diesem Augenblick sagen: Recht und zum Heil der Menschheit kann das doch nur aus dem Grunde geschehen, weil in der alten lemurischen Zeit das erste Christus-Ereignis stattgefunden hat, weil derjenige, der als nathanischer Jesus sich durchdrungen hat mit dem Christus, damals in der lemurischen Zeit als geistig-ätherisches Wesen durch die Durchdringung mit dem Christus menschlichätherische Form angenommen hat." (Lit.: GA 152, S. 106f)

Das zweite Christus-Opfer

Ein zweite Gefahr drohte der Menschheit in der ersten atlantischen Zeit durch Luzifer und Ahriman gemeinsam. Die Lebenskräfte, deren Werkzeug der Ätherleib ist, drohten sich abnorm zu entwickeln, so dass der Mensch etwa statt Hunger eine brennende Gier empfunden hätte, oder ihm nicht zuträglicher Nahrung gegenüber von maßlosem Ekel erschüttert worden wäre. Besonders empfindsam wäre auch das Atmen gewesen; schlechte Luft hätte den Menschen mit grausigem Ekel erfüllt. Eine Hyperempfindlichkeit der Lebenskräfte wäre entstanden. Das konnte wieder nur dadurch verhindert werden, dass sich der Christus mit jenem Geistwesen verband, das später als nathanischer Jesusknabe erstmals auf die Erde herabsteigen sollte. Auch die menschliche Sprache wurde dadurch erst möglich, der Mensch hätte sonst nur lallende trieberfüllte Tierlaute hervorbringen können. Durch die Christustat wurde er befähigt, nicht nur Töne, Interjektionen und Empfindungsworte zu gebrauchen. Vor allem die klaren Vokale traten jetzt hervor. Er konnte die Laute von seinem bloß subjektiven Empfinden trennen und sich diesem dadurch objektiver gegenüberstellen.

"Und gehen wir weiter in die atlantische Zeit herein. Eine neue Gefahr schwebte da über den Menschen: Durch den luziferisch- ahrimanischen Einfluß waren bedroht die Lebensverrichtungen, die Lebensorgane des Menschen. Hätte zum Beispiel eine Speise vor dem Menschen gestanden, wäre tierische Gier, sie zu verschlingen, erwacht. Seine Seele wäre ganz Gier gewesen. Besonders empfindsam wäre das Atmen gewesen, das Ein- und Ausatmen. Schlechte Luft hätte den Menschen mit schauderndem Ekel erfüllt. Alles, was mit den Ernährungs- und Lebensfunktionen zusammenhing, löste eine ungeheure Aufstachelung von Sympathie und Antipathie aus, trieb die Seele von verschlingender Gier zu abstoßendem Ekel.

Und wiederum war es jenes Geistwesen, das diese Gefahr für den Menschen abwandte. Ein zweites Mal ließ es sich mit dem Christus- Geist durchdringen und rettete dadurch die sonst in Unordnung geratenden Lebenskräfte des Menschen." (Lit.: GA 152, S. 94f)

"Durch den luziferischen und ahrimanischen Einfluß hätte im Sprechen alles unedel werden müssen, wenn der Mensch nur der Erde überlassen worden wäre, wenn nicht kosmischgeistige Einflüsse, die zur Erde herunterkamen, in den Menschen sich hereinergossen hätten. Der Mensch würde seine ganze Lebenskultur so entwickelt haben, alle seine Leibesorgane, Kehlkopf, Zunge, Rachen und so weiter, ja auch die tieferliegenden Organe wie Herz und so weiter, insofern sie damit zusammenhängen, der Mensch würde sie so entwickelt haben in der atlantischen Zeit, wenn nichts geschehen wäre durch den Christus, daß der Mensch nur fähig gewesen sein würde, in ärmlichem Lallen auszusprechen - etwa nach Sibyllen oder Medienart - dasjenige, was ihm egoistisch Schmerz, Freude, Lust, Wollust bereitet. Der Mensch würde zwar viel künstlichere Laute als das Tier hervorbringen können, aber in seinen Lauten würde er nur Ausdrücke gefunden haben für das, was ihm im Innern lebt. Für das, was im Organismus als leibliche Vorgänge vorgeht, würde er die lebendigen Empfindungsworte gefunden haben. Die ganze Sprache wäre eine Summe von Interjektionen geworden. Während wir jetzt unsere Empfindungsworte auf ein kleines Maß zusammendrängen, wäre die menschliche Sprachkunst mit aller Kompliziertheit nur zu Interjektionen hinaufentwickelt worden. Das wurde abgewendet von der menschlichen Entwickelung, Die Unordnung in dieser Sprachkraft - soweit diese Unordnung das Innere des Menschen zum Ausdruck hat - wurde abgewendet durch das zweite Christus-Ereignis, dadurch, daß sich diese Wesenheit in Ätherhöhe, die später der nathanische Jesusknabe wurde, das zweite Mal durchdrang mit der Christus- Wesenheit, und daß sie eine solche Wesenheit annahm, die nunmehr die Leibesorgane des Menschen so durchdrang, daß der Mensch jetzt fähig wurde, etwas anderes als bloße Empfindungsworte auszustoßen. Daß er fähig wurde, das Objektive zu ergreifen, das ist durch das zweite Christus-Ereignis ermöglicht worden." (Lit.: GA 152, S. 108f)

Das dritte Christus-Opfer

Und noch eine dritte Gefahr drohte der Menschheit gegen Ende der atlantischen Entwicklung. Die drei Seelenkräfte Denken, Fühlen und Wollen, die im Astralleib tätig sind, sollten durch Luzifer und Ahriman in Unordnung gebracht und unharmonisch miteinander vermengt werden. Wieder wurde das dadurch verhindert, dass sich der Christus in jenem engelartigen Geistwesen gleichsam verseeligte („verkörperte“ kann man ja in diesem Fall nicht sagen).

„Und am Ende der atlantischen Zeit erstand eine dritte Gefahr für den Menschen durch den luziferisch-ahrimanischen Einfluß. Es drohte, daß die menschlichen Seelenkräfte, Denken, Fühlen und Wollen, in Unordnung, in Disharmonie zueinander gerieten, daß die drei Kräfte nicht mehr recht zusammenklingen konnten in der menschlichen Seele. In Leidenschaft erglüht wäre der Mensch jedem Impulse gefolgt, oder von Furcht und Haß erfüllt geflohen, ohne daß Vernunft die Kräfte hätte regeln können. Wie brachte da das Geisteswesen Hilfe? Das Geisteswesen mußte untertauchen in die von Leidenschaft erfüllte menschliche Seele, mußte selbst die Leidenschaft werden, mußte zum Drachen werden, um umzuwandeln die Seelenkräfte, und ein drittes Mal von dem Christus-Geist sich durchleuchten lassen.“ (Lit.:GA 152, S. 95)

„In einem engelartigen Wesen «verseeligte» sich der Christus. Wenn wir bei Christus sagen, er verkörperte sich in Jesus von Nazareth, so sagen wir jetzt von diesem in den geistigen Welten verfließenden Ereignis: der Christus «verseeligte» sich in einem engelartigen Wesen, das so wirkt, daß Denken, Fühlen und Wollen in Ordnung verläuft. Das war ein wichtiges Ereignis, denn es war ja für die Menschheitsentwickelung noch ein junges Ereignis: es brachte die Seelenentwickelung der Menschheit in Ordnung. Während die beiden früheren Christus-Ereignisse mehr die körperliche und auf das Leben bezügliche Verfassung des Menschentums auf Erden in Ordnung gebracht haben, was mußte denn geschehen in überirdischen Welten für diese dritte Tatsache? [...]

Da oben im Kosmos, was geschah da? Nun, es mußte etwas ausgetrieben werden, was in der menschlichen Seele chaotisch gewühlt hätte; das mußte überwunden werden. Es mußte das von dem Christus durchzogene engelartige Wesen die Tat verrichten, aus der menschlichen Seele herauszustoßen, herauszubesiegen das, was aus dieser menschlichen Seele heraus muß, damit Harmonie und Ordnung im Denken, Fühlen und Wollen dasein kann. Besiegt mußte werden in der menschlichen Seele das, was in ihr das Chaos, die Unordnung hervorgebracht hätte, herausgestoßen mußte es werden. Und so erscheint uns das Bild — stellen wir es lebendig vor unser Seelenauge —, das Bild eines engelartigen Wesens, jenes Wesens, das da noch in den geistigen Welten ist, das später der Jesusknabe, der nathanische Jesusknabe wird: Das erscheint uns durchseelt von der Christus-Wesenheit, dadurch zu besonderen Taten fähig, fähig, herauszustoßen aus Denken, Fühlen und Wollen dasjenige, was als der Drache in ihm wütet und es ins Chaos hineingebracht hätte. Die Erinnerung daran waltet in all den Bildern, die als Sankt Georg, der den Drachen besiegt, in den Menschenkulturen sich geltend gemacht haben. Sankt Georg mit dem Drachen spiegelt jenes überirdische Ereignis, wo der Christus den Jesus durchseelt hat und ihn fähig gemacht hat, herauszustoßen den Drachen aus der menschlichen Seelennatur. Es war dieses eine bedeutsame Tat, die nur durch die Hilfe des Christus in dem Jesus möglich geworden war, in diesem damaligen engelartigen Wesen. Denn es mußte tatsächlich sich verbinden mit der Drachennatur dieses engelartige Wesen, mußte gleichsam Drachenform annehmen, um abzuhalten den Drachen von der Menschenseele, mußte wirken im Drachen, so daß der Drache veredelt wurde, daß der Drache aus dem Chaos in eine Art Harmonie gebracht wurde. Die Erziehung, die Zähmung des Drachens, das ist die fernere Aufgabe dieser Wesenheit. Und so kam es denn, daß zwar der Drache wirksam war, aber dadurch, daß die Wirkung in ihn gegossen war, die von dem geschilderten Wesen ausging, ist dieser Drache der Träger geworden von vielen Offenbarungen, die sich geltend gemacht haben in den irdischen Kulturen der ganzen nachatlantischen Entwicklung. Statt daß das Chaos des Drachens in rasenden oder umdämmerten Menschen aufgetreten wäre, ist die Urweisheit der nachatlantischen Zeit aufgetreten. Das Drachenblut hat der Christus Jesus gleichsam benutzt, um mit seiner Hilfe das Menschenblut zu durchdringen, damit der Mensch Träger würde der göttlichen Weisheit. In der Spiegelung der griechischen Mythologie tritt uns das bedeutsam entgegen, vom neunten vorchristlichen Jahrhundert ab auch schon exoterisch.

Es ist eigenartig, wie für das griechische Auffassen eine Göttergestalt aus den anderen Göttergestalten herauswächst [...] In eigenartiger Weise wuchs die Gestalt des Apollo heraus [...] Apollo ist das engelartige Wesen, von dem wir gesprochen haben: eine Abschattung, eine Projektion in das Griechengemüt hinein des engelartigen Wesens, das in Wirklichkeit gewirkt hat am Ende der atlantischen Zeit, das durchseelt war von dem Christus. Die Projektion, die Abschattung des von dem Christus durchseelten Engels in das Griechengemüt hinein ist Apollo, der durch den Mund der Pythia Weisheit zu den Griechen spricht. Und was ist alles in dieser Apolloweisheit für die Griechen enthalten gewesen! Gewissermaßen alles, was in den wichtigsten Angelegenheiten sie bestimmt hat, diese oder jene Maßregel zu ergreifen. Immer wieder und wieder ging man in schwierigen Angelegenheiten des Lebens, seelisch gut vorbereitet, zu Apollo und ließ sich weissagen durch den Mund der Pythia, die von den Dämpfen angeregt war, in denen Apollo lebte. Und Asklepios, der Heiler, ist der Sohn des Apollo für die Griechen. Der Heilgott ist Apollo: «Heiler». Die Abschwächung jenes Engels, in dem der Christus einstmals war, ist auf Erden ein Heiler oder für die Erde ein Heiler. Denn Apollo war niemals eine physisch verkörperte Gestalt, sondern wirkte durch die Erdenelemente.

Und der Gott der Musen, vor allen Dingen der Gott des Gesanges und der musikalischen Kunst, ist Apollo. Warum ist er dies? Weil er durch das, was im Gesang, was im Saitenspiel waltet, in Ordnung bringt die sonst ins Unordentliche gehende Zusammenwirkung von Denken, Fühlen und Wollen. Wir müssen nur immer festhalten, daß dies bei Apollo eine Projektion dessen ist, was am Ende der atlantischen Zeit geschehen ist. Da hat tatsächlich noch aus geistigen Höhen etwas hereingewirkt in die menschliche Seele, was im schwachen Nachhall erklang in der musischen Kunst, die die Griechen pflegten unter dem Schutze des Gottes Apollo. Es war den Griechen bewußt, daß ihre musikalische Kunst gleichsam der irdische Abglanz jener alten Kunst war, welche in himmlischen Höhen zur Harmonisierung von Denken, Fühlen und Wollen das Engelwesen pflegte, das von dem Christus durchsetzt war.“ (Lit.:GA 149, S. 54ff)

Auch die Sprache machte nun eine weitere Entwicklung durch und wurde jetzt erst zu einem Zeichen für die äußere Welt – und damit zu einem äußeren Verständigungsmittel. Die Konsonanten traten jetzt hervor und bildeten durch ihre innere Formkraft die äußeren Naturformen nach. Das Begreifen der Welt, dass zunächst ganz direkt und praktisch mit den Händen erfolgte, konnte sich nun zu einem Begreifen durch die Sprache steigern. Die Sprache wurde gleichsam innerlich vom Denken ergriffen, ohne dass dieses Denken als solches den Menschen schon zum Bewusstsein kam, aber es wirkte in der Sprache.

„Durch das zweite Christus-Ereignis hätte es wohl geschehen können, daß der Mensch nicht nur Töne, Interjektionen, Empfindungsworte gefunden hätte für sein Inneres, sondern daß er in gewisser Weise hätte loslösen können das, was er als innere Sprachbewegung hervorgerufen hat. Aber die äußeren Dinge durch Worte zu bezeichnen, so daß die Worte richtige Zeichen sein können für die äußeren Dinge, das war immer noch gefährdet durch die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse bis in die atlantische Zeit hinein. Da geschah das dritte Christus-Ereignis. Zum dritten Mal verband sich die Wesenheit in den geistigen Höhen, welche später als nathanischer Jesus geboren wurde, mit der Christus-Wesenheit, und ergoß sich wiederum mit den Kräften, die sie jetzt angenommen hatte, in die menschliche Sprachfähigkeit. Die Kraft dieser Christus Jesus -Wesenheit durchdrang jetzt neuerdings ein zweites Mal im menschlichen Leibe Organe, insofern diese Organe in der Sprachkraft zum Ausdruck kommen. Damit war der Sprachkraft die Möglichkeit gegeben, mit den Worten wirkliche Zeichen zu schaffen für das, was äußere Umgebung ist, und dadurch über die einzelnen Gebiete der Menschheit die Sprache als Verständigungsmittel zu schaffen. Das Kind könnte nimmermehr sprechen lernen, wenn nicht in der atlantischen Zeit diese beiden Christus-Ereignisse eingetreten wären. Und wir bereichern wiederum durch die Geisteswissenschaft unser Empfinden, wenn wir, wenn das Kind anfängt zu sprechen und immer mehr sich vervollkommnet im Sprechen, wenn wir da bedenken, wie im Unbewußten drinnen walten die Christus-Impulse, wie da beschützend und fördernd die Christus-Kraft in der Sprachkraft lebt.“ (Lit.:GA 152, S. 109f)

In der Mäßigkeit der Sinnestätigkeit und der Lebenskräfte, die viel stärker abgemildert sind als die der Tiere, und in der Ausgewogenheit unseres Seelenlebens können wir jederzeit die Wirkungen des Christus anschauen, die er in die Menschheit gesandt hat, ehe er noch auf die Erde herabgestiegen war.

Das Mysterium von Golgatha als viertes Christus-Opfer

"Dieses ganze Ereignis aber, das wir dann mit der Kreuzigung und Auferstehung zusammen das Mysterium von Golgatha nennen, schließt sich an drei andere an. Es ist gewissermaßen die vorläufig letzte Vollendung der drei anderen. Eines von diesen anderen Ereignissen fand schon statt in der alten lemurischen Zeit, von den beiden anderen das eine mehr im Beginne, das andere mehr gegen das Ende der atlantischen Zeit. Nur sind diese drei ersten Ereignisse solche, die sich nicht auf dem physischen Plan abgespielt haben, sondern in den geistigen Welten. Wir haben gewissermaßen seelisch hinzuschauen auf vier Ereignisse, von denen das letzte - dasjenige, mit dem wir uns bis jetzt vorzugsweise beschäftigt haben, und das wir das Mysterium von Golgatha nennen - sich auf dem physischen Plan abgespielt hat, während die drei anderen wie vorbereitende Ereignisse in den geistigen Welten waren." (Lit.: GA 148, S. 191)

Viertens drohte das Ich des Menschen selbst durch den Einfluss der Widersacher in Unordnung zu kommen. Da die Entwicklung des Ichs zunächst nur im physischen Leib möglich ist, musste sich der Christus um die Zeitenwende in einem menschlichen Leib inkarnieren, um dieser Gefahr entgegenzuwirken. Hier auf Erden ging der Christus mit dem Kreuzestod durch das Mysterium von Golgatha.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.