Ferdinand Reinecke

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Ferdinand Reinecke ist einer der zwölf Bürgerinnen und Bürger die in Rudolf Steiners drittem Mysteriendrama «Der Hüter der Schwelle», obwohl noch ungeweiht, eingeladen sind, ihre Kräfte mit denen des von Hilarius Gottgetreu geleiteten Rosenkreuzerbundes zu vereinen. Er ist eine Wiederverkörperung des 6. Bauers aus «Die Prüfung der Seele». Nach Hammacher ist ihm das Tierkreiszeichen der Fische Fische zuzuordnen (Lit.: Hammacher, S 602f). Seine Geisteshaltung, die er schon in seiner früheren Inkarnation hatte, und nach der er als notorischer Skeptiker lieber an alten überlieferten Gewohnheiten hängt und wenig offen für Neues ist, tritt auch in seinem Monolog im 1. Bild des «Hüters» hervor:

FERDINAND REINECKE:
Es ist ein sonderbarer Ruf fürwahr,
Der uns in dieser Stunde hier vereint.
Er geht von Menschen aus, die, stets getrennt
Von allen andern Erdenkindern, sich
Besondrer Geistesziele würdig glauben.
Doch jetzt soll deutlich sich im Weltenplane
Für ihre Geistesaugen schauen lassen,
Daß sie mit Menschen sich verbinden müssen,
Die ohne Weihe ihres Geistestempels
Den Lebenskampf durch eigne Kräfte führen.
Mich zog es nie zu solcher Geistesart,
Die zum Geheimnis ihre Zuflucht nimmt.
Ich möchte an gesundes Denken nur
Und an gemeinen Menschensinn mich halten.
Es wird der Geistesbund, der jetzt uns ruft,
Zu Eingeweihten seiner höchsten Ziele
Durch diesen Ruf uns nicht erheben wollen.
Er wird in mystisch dunklen Wortgebilden
In seines Tempels Außenraum uns halten
Und unsre Kräfte nur als Volkesstimme
Zur Stärkung seines Wollens klug gebrauchen.
So sollen wir bloß blinde Helfer werden
Den Menschen, die herab von Geisteshöhen
Auf uns mit Führermiene blicken wollen.
Sie würden uns als reif nicht gelten lassen,
Um einen Schritt auch nur zu tun, der uns
Zu ihres Weihetempels wahren Schätzen
Und ihrem Geisteslichte führen könnte.
Betrachte ich des Bundes wahres Wesen,
Erscheint mir Hochmut nur und Geistestrug
Im Demutkleid und im Prophetenmantel.
Am besten war' es wohl, zu meiden alles,
Was hier als Weisheit sich uns geben will.
Auf daß jedoch der Schein vermieden werde,
Als ob wir ohne Prüfung widerstrebten
Dem Werk, das man so hoch zu preisen weiß,
So möchte ich euch raten, erst zu hören,
Was dieser Weisheitsträger Absicht ist,
Und dann zu folgen rechtem Menschensinn.
Wer solchen Sinn in sich zum Führer wählt,
Er wird der Lockung nicht verfallen können,
Die aus dem Mystagogentempel kommt.

(Lit.: GA 14, S. 287f)

Literatur

  • Wilfried Hammacher: Die Uraufführung der Mysteriendramen von und durch Rudolf Steiner, Verlag am Goetheanum, Dornach 2010
  • Oskar Schmiedel: Erinnerungen an die Proben zu den Mysterienspielen in München in den Jahren 1910 – 1913 in „Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland“ Nr. 7 März 1949
  • Rudolf Steiner: Vier Mysteriendramen, GA 14 (1998), ISBN 3-7274-0140-0; Tb 607 (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + Tb 608 (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7
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