Ghaiba

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Ghaiba (arab. غيبة, DMG ġaiba ‚Verborgenheit, Abwesenheit‘) ist ein Glaubenskonzept, das den Kernpunkt der Eschatologie vieler schiitischer Glaubensrichtungen bildet. Dabei hat jede dieser Gruppierungen ihren Verborgenen Imam.[1] Auch von Jesus wird im Islam ein Leben in Verborgenheit angenommen.

Die verschiedenen schiitischen Richtungen unterscheiden sich einerseits darin, ab welchem Imam sie einen Verborgenen Imamen annehmen (z. B. Zwölferschiiten oder Siebenerschiiten), andererseits durch ihre Konzeption von Verborgenheit: die Mehrheit der Schiiten, insbesondere die Zwölferschiiten, glaubt, dass der letzte Imam nicht gestorben sei, sondern in der Verborgenheit weiterlebe, aus der er am Ende der Zeit als Mahdi zurückkommen werde. Die Ismailiten dagegen, glauben mehrheitlich, dass eine Linie verborgener Imame sich im Geheimen vom Vater auf den Sohn fortsetze, bis sie in Gestalt des Mahdi wieder öffentlich hervortrete. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Anspruch des Fatimidenkalifs Abdallah al-Mahdi. Die Rückkehr des Imams ist für Ismailiten nicht notwendigerweise mit dem Ende der Zeit verbunden.

Die Idee von der Verborgenheit trat zum ersten Mal im Jahr 700 bei den Kaisaniten auf, einer in Kufa lebenden Gruppe von Schiiten, die Muhammad ibn al-Hanafīya, den Sohn von Ali und einer seiner Sklavinnen, als den vierten Imam ansahen; er sei nicht gestorben, sondern habe sich aus der Welt entfernt und lebe verborgen.[2]

Eine besondere Gruppe bilden die Sabaʾiyya, die auf die Rückkehr Alis warten. Ali regierte als 4. Kalif und stellt als erster Imam die Gründergestalt der Schiiten dar. Die Sabaʾiyya (Siehe auch ʿAbdallāh ibn Sabaʾ) halten Berichte von seiner Ermordung 661 für unwahr und betrachten ihn als den in Verborgenheit weiterlebenden, einzigen Imam.

Siehe auch

Literatur

  • Hussein Ali Abdulsater: "Dynamics of absence: Twelver Shiʿism during the Minor Occultation" in Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 161/2 (2011) 305–334. Digitalisat
  • Said Amir Arjomand: "The Crisis of the Imamate and the Institution of Occultation in Twelver Shiʿism: A Sociohistorical Perspective" in International Journal of Middle East Studies 28/4 (1996) 491–515.
  • MacDonald, D.B.; Hodgson, M.G.S.: G̲h̲ayba (Encyclopaedia of Islam : in 12 vols. [with indexes etc.] / ed. by P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs et al. – 2nd ed. – Leiden: E. J. Brill, 1960–2005.)
  • Walter Madelung: "Authority in Tvelver Shiism in the Absence of the Imam" in Religious Schools and Sects in Medieval Islam. London 1985, S. 163–173.
  • Heinz Halm: Die Schiiten. 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In Grundsatz 5 der Iranischen Verfassung beispielsweise heißt es:

    „In der Islamischen Republik Iran steht während der Abwesenheit des entrückten 12. Imam - möge Gott, dass er baldigst kommt - der Führungsauftrag (Imamat) und die Führungsbefugnis (welayat-e-amr) in den Angelegenheiten der islamischen Gemeinschaft dem gerechten, gottesfürchtigen, über die Erfordernisse der Zeit informierten, tapferen, zur Führung befähigten Rechtsgelehrten zu [...]“

    Verfassung der Islamischen Republik Iran, 1979
  2. „Muhammad, der Sohn des 'Ali und der Hanafitin Khaula, wurde A. H. 21 = A. D. 642 geboren (v. Ibn Khalligän) und starb zu Medina A. H. 81 = A. D. 700. Seine Anhänger (Kaisaniten) jedoch glauben, dass er nicht gestorben sei, sondern sich verborgen halte, einige sagen im Radwagebirge im W. von Medina, andere sagen auf der Insel Kharag im Felsen unter der Moschee.“ (dsr.nii.ac.jp: Friedrich Sarre & Ernst Herzfeld: Iranische Felsreliefs. Berlin 1910). Die Anhänger des [[w:al-Muchtar ibn Abi Ubaid ath-Thaqafi|]] erkannten Alis Sohn als ihren Imam und Mahdi an.
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