Hippokrates

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Corpus Hippocraticum, Schluss der Aphorismen. Handschrift Modena, Archivio Capitolare, O.I.11, fol. 36v (8./9. Jahrhundert)

Hippokrates von Kos (griech. Ἱπποκράτης ὁ Κῷος; * um 460 v. Chr. auf Kos; † um 370 v. Chr. in Larisa, Thessalien) gilt als der berühmteste Arzt des Altertums und als Begründer[1] der Medizin als Wissenschaft. Schon zu Lebzeiten wurde er hoch verehrt. Der nach ihm benannte Eid des Hippokrates gilt bis heute als grundlegende Richtlinie für die ärztliche Ethik.

Leben

Hippokrates wurde auf der Insel Kos als Sohn des Arztes Herakl(e)ides[2], der zu dem Geschlecht der Asklepiaden zählte, das sich selbst von dem Heilgott Asklepios ableitete. Seine Mutter hieß Phänarete (griech. Φαιναρέτη). Von seinem Vater wurde Hippokrates in der Heilkunst unterwiesen, später nach der Überlieferung auch von Herodikos von Selymbria (* um 500 v. Chr.; † um 425 v. Chr.)[3] und von dem Philosophen Demokrit.[4] Als Arzt bereiste Hippokrates Griechenland und Kleinasien und soll sich drei Jahre auf der Insel Thasos aufgehalten haben. Während seines Aufenthalts in Athen traf er viele Philosophen und befreundete sich insbesondere mit Sokrates. Hippokrates soll auch wesentlich dazu beigtragen haben, die verheerende Pestepidemie in Athen 429 v. Chr. einzudämmen. Nach dem Tod des Perikles († 429 v. Chr.) verließ Hippokrates Athen und ging wieder auf Reisen.

Die beiden Söhne des Hippokrates, Drakon und Thessalos, sowie sein Schüler – und laut Galenos wirkten auch als Ärzte und führten so die Familientradition fort.

Corpus Hippocraticum

Das Corpus Hippocraticum, das sich auf die Lehren des Hippokrates beruft, umfasst mindestens 61 Schriften, die aus dem 5. Jh. v. Chr. bis zum 1. Jh. n. Chr. stammen, wobei allerdings keines der Werke Hippokrates selbst mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Viele der Schriften erklären die Entstehung von Krankheiten aus dem Ungleichgewicht von Körpersäften (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle, zum Teil auch Wasser). Diese Humoralpathologie oder Viersäftelehre wurde von den Hippokratikern namentlich in ihrer Schrift Über die Natur des Menschen (um 400 v. Chr.) ausgehend von der Elementenlehre des Empedokles (490–430 v. Chr.) als Konzept zur Erklärung allgemeiner Körpervorgänge und als Krankheitskonzept entwickelt und von Galenos in ihrer endgültigen Form niedergeschrieben. Die Ursprünge der Viersäftelehre werden im alten Ägypten vermutet. Als Lebensträger im Körper wurden dort weiße Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim angenommen, die über das Blut und auch über die Nerven im Körper verbreitet werden. Jedem dieser Säfte wird ein Organ zugeordnet, das den betreffenden Saft speichern, umwandeln (aktivieren) oder erzeugen kann. Die Ausgewogenheit der Säfte (Eukrasie) ist gleichbedeutend mit der Gesundheit des Menschen. Krankheiten entstanden der Humoralpathologie zufolge durch Störungen (Dyskrasie) dieser Ausgewogenheit und können durch Zufuhr des Gegenelements behandelt werden: so löscht Wasser das Feuer aus und die Erde stoppt den Wind, also die Luft. Rudolf Steiner erläutert dazu:

„In der astralen Welt sehen wir, ohne daß wir es recht fassen können, die Astralstoffe. Noch im Mittelalter haben die Leute, die davon etwas wußten, von Stoffen gesprochen, durch welche das Hereinziehen des Selbstes [in das Physische] sich vollzieht, und sie haben diese Stoffe «Humores» genannt. Was in unserer physischen Welt diese verschiedenen Stoffzustände sind, fest, flüssig, gasförmig und ätherisch, das sind in der psychischen Welt die vier Humores, aber wir können diese nur benennen nach ihrem Abglanz, wie sie in uns sind, wie sie in uns leben. Den physischen Stoffzuständen fest, flüssig, gasförmig, ätherisch entspricht in der Astralwelt das, was wir die vier Temperamente nennen. Das, was in uns verursacht, daß wir dieses oder jenes Temperament haben, dem entspricht ein ganz bestimmter Stoffzustand. Wer im Astralkörper ein cholerisches Temperament hat, bei dem findet sich derjenige der Humores besonders ausgebildet, welcher dem Stoffzustande des Cholerischen entspricht - cholae. So haben wir in der astralen Welt die Temperamente als Entsprechung für die vier Stoff zustände. Wie die Alten von Erde, Wasser, Luft, Feuer sprachen, so sprachen sie auch von vier Stoffzuständen im Astralischen, und diese bestehen aus Astralstoffen. Je nachdem der eine oder der andere Astralstoff überwiegt, je nachdem trägt der Mensch das eine oder das andere Temperament.“ (Lit.:GA 88, S. 40f)

Hippokrates spürte nach Rudolf Steiner auch noch die von dem Erzengel Raphael impulsierten Heilkräfte des Atmungssystems, die eine Metamorphose der von Gabriel verwalteten Ernährungskräfte sind und sich weiter verwandeln zu den Gedankenkrfäften Uriels.

„Die heilenden Kräfte in uns sind Metamorphosen der ernährenden Kräfte. Raphael empfängt den goldenen Eimer der Ernährung von Gabriel. Er wird ihm gereicht.

Zeichnung aus GA 229, S. 85 (Tafel 8)
Zeichnung aus GA 229, S. 85 (Tafel 8)

Und nun kommt ein Geheimnis, von dem man auch findet, daß es in alten Zeiten den Menschen geläufig war, aber es ist eigentlich ganz erloschen. Derjenige, der heute den Hippokrates lesen kann, ja, vielleicht derjenige, der den Galen nicht lesen, sondern etwas interpretieren kann, der merkt, daß bei Hippokrates, selbst bei Galen, den alten Medizinern, noch etwas lebt von dem, was eigentlich ein großes menschliches Geheimnis ist. In unserem Atmungssystem walten die heilenden Kräfte, sie heilen uns fortwährend. Unsere Atmung ist fortwährend eine Heilung. Aber wenn diese Atmungskräfte heraufkommen in das menschliche Haupt, dann werden die heilenden Kräfte die geistigen Kräfte des Menschen, die in Sinneswahrnehmung, im Denken wirken. Und daß das Denken, das Wahrnehmen, das innerliche Geistleben des Menschen die höhere Metamorphose der Therapie, der Heilung ist, daß dasjenige, was zwischen dem Kopf und dem Stoffwechselsystem des Menschen als das Atmungs-Heilungssystem liegt - gewissermaßen noch weiter nach oben getrieben, als wenn es als heilende Kräfte wirkt - die Grundlage ist, die stoffliche Grundlage für das Geistleben des Menschen: das ist das Geheimnis, das man einmal gewußt hat, das bei Hippokrates fast ganz deutlich gelesen, bei Galen wenigstens noch interpretiert werden kann.

So daß man sagen kann: Der Gedanke, der das menschliche Haupt durchzuckt, der ist eigentlich eine metamorphosierte Kraft der heilenden Impulse, die in den verschiedenen Stoffen vorhanden sind. - Wenn man dies durchschaut und, sagen wir, in seiner Hand hat irgendein heilendes Salz, irgendeinen heilenden PflanzenstofF, dann schaut man sich die Sache an und sagt: Hier bist du die wohltätige Heilungskraft, wenn ich dich je nach Bedarf in den Menschen bringe; dringst du aber selber ein, passierst du die Atmungssphäre, wirkst du im menschlichen Haupte, dann bist du der stoffliche Träger der menschlichen Gedankenkraft, denn Raphael reicht seinen Eimer dem Uriel. - Was Raphael von der Nährung empfangen hat und in die Heilung verwandelt hat, das reicht Raphael dem Uriel, und es wird Gedankenkraft.“ (Lit.:GA 229, S. 80)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Max Pohlenz: Hippokrates und die Begründung der wissenschaftlichen Medizin. Berlin 1938.
  2. Wolfgang Wegner: Herakleides von Kos. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 570.
  3. Wolfgang Wegner: Herodikos. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 574 f.
  4. Thomas Rütten: Hippokrates von Kos, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann: Ärzte Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 1. Aufl. 1996, 2. Aufl. 2001, 3. Aufl. Springer Berlin Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-29584-6 (Print), ISBN 978-3-540-29585-3 (Online).
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