John Cage

Aus AnthroWiki
John Cage (1988)

John Milton Cage Jr. (* 5. September 1912 in Los Angeles; † 12. August 1992 in New York City) war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen,[1] die häufig als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.[2] Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehende Happeningbewegung und wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung und Neue Improvisationsmusik. Neben seinem kompositorischen Schaffen betätigte er sich auch als Maler und befasste sich mit Mykologie, der Wissenschaft von den Pilzen.

Leben

Kindheit und Schulzeit

John Cage wurde am 5. September 1912 als einziger Sohn des Ingenieurs und Erfinders John Milton Cage Sr. (1886–1964) und dessen Frau Lucretia („Crete“) Harvey (1885–1969) geboren. Die Mutter arbeitete als Redakteurin für die Los Angeles Times. Beide Eltern hatten nie ein College besucht.[3]

Seine frühe Kindheit verbrachte Cage in Long Beach, Kalifornien. Später zog die Familie nach Detroit und Ann Arbor im Bundesstaat Michigan und kehrte schließlich 1920 nach Kalifornien zurück, wo Cage in Santa Monica seinen ersten Klavierunterricht erhielt. Nach dem Umzug der Familie in die Nähe von Glendale unterrichtete ihn seine Tante Phoebe James, selbst Sängerin und Pianistin, und Cage, der sich von nun an für die Musik von Edvard Grieg begeisterte, erhielt sein erstes Klavier. 1922 besuchte Cage die Los Angeles Highschool, wo er als Mitherausgeber der französischsprachigen Schülerzeitung Le Flambeau fungierte.[4] 1927 vertrat Cage beim Southern California Oratorical Contest im Hollywood Bowl seine High-School und gewann den Wettbewerb mit einer Rede zum Panamerikanismus.[4] Im folgenden Jahr bestand er seinen Abschluss mit der höchsten Punktzahl, die jemals in der Geschichte dieser Schule erreicht wurde. Nach seiner Schulzeit studierte er zunächst zwei Jahre Literatur am Pomona College in Claremont, wo die ersten Gedichte entstanden, die im College-Magazin Manuscript veröffentlicht wurden. Sein Interesse galt in dieser Zeit den Dichtungen von Gertrude Stein, woraufhin Cage beschloss, Dichter zu werden.[5]

Studium in Paris, Los Angeles und New York

1930 ging Cage für 17 Monate nach Europa und studierte in Paris sechs Monate lang gotische und griechische Architektur in der Bibliothèque Mazarin bei Ernő Goldfinger, sowie Klavier bei Lazare Lévy, der ihn mit der Musik Johann Sebastian Bachs vertraut machte. Er schrieb Gedichte. Don Sample, Student an der Sorbonne, machte Cage auf die von Eugene Jolas 1927 gegründete Zeitschrift Transition aufmerksam, die sich der Musik, der Literatur, der bildenden Kunst sowie dem Film widmete und sich durch einen umfassenden Überblick über die europäische Avantgarde auszeichnete. Durch die Lektüre der Zeitschrift lernte Cage die neuesten künstlerischen Entwicklungen kennen, wie die Arbeiten von Hans Arp, Hugo Ball, Marcel Duchamp, James Joyce, László Moholy-Nagy und Kurt Schwitters. Cage, der mit Sample durch Europa reiste, unter anderem durch Deutschland, Sizilien, Algerien und Spanien, malte und schrieb während dieser Zeit Gedichte. Auf Mallorca, wo sie sich für einen Monat aufhielten, entstanden Cages erste Kompositionen.[6]

„Die Musik, die ich komponierte, folgte einer mathematischen Methode, an die ich mich nicht mehr erinnere. Sie kam mir selbst nicht wie Musik vor, also ließ ich sie, als ich Mallorca verließ, zurück, um mein Gepäck nicht zu beschweren. An einer Straßenecke in Sevilla bemerkte ich die Vielfalt simultaner visueller und hörbarer Ereignisse, die im eigenen Erleben alle zusammenliefen und Lust und Freude hervorriefen. Das war für mich der Beginn von Theater und Zirkus.“[3]

Haus von Rudolph und Pauline Schindler, King's Road, West Hollywood.

Im Dezember 1931 kehrten Cage und Sample in die USA zurück, wo beide in Los Angeles zunächst im Haus von Rudolph und Pauline Schindler lebten und gemeinsam die von Sample aus Europa mitgebrachten Bauhausbücher studierten. Nach finanziellen Engpässen, die Cage zwangen, sich als Gärtner zu betätigen und kleinere Vorträge für Hausfrauen über moderne Kunst und Musik zu halten, lebte er mit Sample schließlich in einem Loft in Santa Monica.[6] 1932 begann Cage ein Kompositionsstudium, zunächst bei Richard Buhlig. Im Künstlerbedarfsgeschäft seiner Mutter lernte Cage 1933 die um ein Jahr jüngere High-School-Absolventin und spätere Kunststudentin Xenia Andreyevna Kashevaroff kennen und verliebte sich, trotz der Beziehung zu Don Sample, sogleich in sie.[6] Beide heirateten am 7. Juni 1935 in der Wüstenstadt Yuma.[7]

Ab Mitte April 1934 studierte Cage Harmonielehre bei Adolph Weiss, dem ersten US-amerikanischen Schüler Arnold Schönbergs, und belegte Kurse in moderner Harmonie an der „New School of Social Research“, New York, bei Henry Cowell. 1935 kehrte er nach Los Angeles zurück und nahm bis 1937 Privatunterricht in der Kompositionstechnik Kontrapunkt bei Schönberg. In diesem Jahr begann Cage eine Beziehung zu der 23 Jahre älteren Pauline Schindler und lernte die Galeristin Galka Scheyer kennen, von der er für 25 US-Dollar das Gemälde Meditation von Alexej von Jawlensky aus dem Jahr 1934 erwarb, das er mit einem Dollar anzahlte. Über Scheyer lernte er Oskar Fischinger, Filmemacher und Pionier des abstrakten Films, kennen, „dessen Idee einer allen Dingen innewohnenden Seele, die befreit werden kann, indem man den Gegenstand zum Klingen bringt“,[7] Cage beeindruckte. Des Weiteren lernte er das Sammlerehepaar Walter und Louise Arensberg kennen, deren Sammlung John Cage erstmals ermöglichte, sich mit dem Werk von Marcel Duchamp auseinanderzusetzen.[8] 1937 zog Cage mit seiner Frau Xenia nach Santa Monica, wo sie im Haus der Buchbinderin Hazel Dreis lebten und das Buchbinden erlernten. Cage entwarf die Buchdeckel, und seine Frau fertigte später Duchamps Große Schachteln an. 1938 zog Cage nach San Francisco und lernte am Mills College, wo er in der Musikbegleitung für Tanzklassen engagiert war, Lou Harrison kennen. Harrison vermittelte Cage an das Cornish College of the Arts, wo er als Pianist und Korrepetitor für die Tanzklassen der Choreografin Bonnie Bird (Martha-Graham-Gruppe) mitwirkte.[7]

Komponist und Anknüpfung an die Avantgarde

1938 siedelte John Cage nach Seattle über, hielt Vorlesungen und gründete ein Schlagzeugensemble. Hier traf er auf den damals 19-jährigen Tänzer Merce Cunningham, seinen späteren Arbeits- und Lebenspartner, der es sich nicht nehmen ließ, gelegentlich in seiner Percussion-Band mitzuspielen.[7] Zwischen Januar und März 1939 organisierte er eine kleine Ausstellung in der Cornish School in Seattle mit Werken von Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Wassily Kandinsky.[9] Im Jahr 1940 kehrte Cage nach San Francisco zurück und nahm „als musikalischer Begleiter der Tanzklasse am Sommerprogramm des Mills College in Oklahoma teil.“[10] Dort traf er László Moholy-Nagy, der am 18. Juli in seinem Schlagzeugensemble auftrat. Als Begleitung einer Choreografie für die Tänzerin Syvilla Fort, Studentin der Cornish School, komponierte er kurz darauf Bacchanale, seine erste Komposition für das von ihm erfundene präparierte Klavier, auf dessen Saiten und Hämmern er Radiergummis, Nägel und andere Kleinteile montierte, die dem Klavier eine besondere Klangfarbe verleihen. Im selben Jahr setzte Cage, in Vorstufe zu den Pop-Art-Environments, in Living Room Music. A Story alltägliche Wohnzimmergegenstände zur Klangerzeugung ein. Auf Einladung László Moholy-Nagys unterrichtete er 1941 an der Chicago School of Design eine Klasse in experimenteller Musik. Dort lernte Cage Max Ernst und Peggy Guggenheim kennen, die ihn zu sich nach New York einluden.[10]

In New York City, wohin Cage und seine Frau 1942 zogen, wohnten beide zunächst beim Ehepaar Ernst und Guggenheim und wurden dort in einen Kreis von Musikern und bildenden Künstlern eingeführt. Cage lernte beispielsweise Piet Mondrian, André Breton und Marcel Duchamp kennen. Mit einem Percussion-Konzert, das er am 7. März 1943 im Museum of Modern Art aufführte, wurde Cage in New Yorker Avantgarde-Kreisen bekannt und knüpfte Kontakte sowohl zu bildenden Künstlern wie zu Tänzern und Musikern. Unter anderem traf er häufig mit Marcel Duchamp zusammen und komponierte 1943 die Duchamp-Sequenz im Experimentalfilm Dreams that Money Can Buy (1947) von Hans Richter. Als Beitrag zur Ausstellung The Imagery of Chess in der Julien Levy Gallery in New York, zu der Duchamp eingeladen hatte, malte Cage das Bild Chess Pieces. Als Künstler dieser Ausstellung waren neben John Cage André Breton, Alexander Calder, Max Ernst, Man Ray, Jean Tinguely, Roberto Matta, Robert Motherwell, Dorothea Tanning und andere vertreten. In diesem Jahr trennte sich Cage von seiner Frau Xenia und reichte im darauf folgenden Jahr die Scheidung ein.[10]

Lehraufträge am Black Mountain College

Lake Eden campus, Sitz des Black Mountain College von 1941 bis 1957, ist gegenwärtig ein Teil von Camp Rockmont, eines Sommercamps für Jungen.

1946 zog Cage in ein Loft – Bozza’s Mansion, wie er es inbezug auf den Nachnamen des Vermieters nannte, in Lower Manhattan, wo sich Künstler wie Richard Lippold, Sonja Sekula und Ray Johnson trafen. Gemeinsam mit Hans Arp, Mark Rothko und Clyfford Still plante er ein experimentelles Kulturzentrum an der Westküste der Vereinigten Staaten. Über den japanisch-amerikanischen Bildhauer Isamu Noguchi lernte Cage die indische Musikerin Gita Sarabhai kennen, woraufhin er begann, Zen sowie die Musik und die Philosophie Indiens zu studieren. Die Bühnenbilder der nun folgenden zahlreichen Tanzproduktionen von Cage und Cunningham wurden zu Beginn von Noguchi und dem surrealistischen Bildhauer David Hare gestaltet. Cage begegnete 1948, während seiner Lehrtätigkeit am Black Mountain College in North Carolina, dessen am Bauhaus angelehntes Schulkonzept ihn beeindruckte, Josef und Anni Albers sowie Buckminster Fuller. Bei einem von ihm organisierten Satie-Festival hielt Cage mit Defense of Satie einen Vortrag über Ludwig van Beethoven und Erik Satie, der durch seine kritische Sicht auf den Komponisten Beethoven zu einem Skandal führte. 1949 erhielt Cage von der Guggenheim-Stiftung ein Guggenheim-Stipendium sowie eine Auszeichnung der America Academy of Arts and Letters mit einem Preisgeld von 1.000 US-Dollar, die ihm und Cunningham einen weiteren Europaaufenthalt ermöglichte. Sie besuchten Amsterdam, Brüssel, Palermo, Mailand und Paris, wo Cage Pierre Boulez kennenlernte, mit dem ihn bis 1954 ein enger Briefkontakt verband. In Paris besuchte John Cage Alberto Giacometti und Ellsworth Kelly, der ihm seine Arbeit White Relief (1950) widmete.[11]

1950 kehrte John Cage zurück nach New York und lernte den Pianisten David Tudor sowie die Komponisten Morton Feldman und Christian Wolff kennen. Wolff schenkte ihm das im Pantheon Verlag erschienene chinesische Buch der Wandlungen, das zu einem wichtigen „Hilfsinstrument für seine künstlerische Arbeit auf der Grundlage von Zufallsoperationen“[12] wurde. Auf dieser Grundlage realisierte John Cage 1951 unter anderem Music of Changes, sein erstes, vollständig auf der Basis des Zufallsverfahrens basierendes Stück.[12] Im selben Jahr beteiligte sich Cage an den Veranstaltungen des von Robert Motherwell im Jahre 1948 gegründeten New Yorker Artist’s Club, einer „Hochburg des Abstrakten Expressionismus“. Mitglieder waren unter anderem Franz Kline, Willem und Elaine de Kooning, Mark Rothko, Ad Reinhardt sowie der Kunsthändler Leo Castelli und der Kunst- und Kulturkritiker Harold Rosenberg.[13]

Im Sommer 1952 hatte John Cage einen erneuten Lehrauftrag am Black Mountain College und inszenierte in diesem Jahr mit Untitled Event das erste Happening überhaupt. Auf Vorschlag Mark Tobeys belegte Cage an der Columbia University für zwei Jahre Zen-Kurse bei Daisetz Teitaro Suzuki.[12]

Fluxus und Pilze

Mehrere Freunde von John Cage, die aus dem Black Mountain College kamen, gründeten 1954 in Stony Point, New York, eine kooperative Kommune. Cage, auf der Suche nach einem einfachen Leben, zog in diesem Jahr dorthin, um sich intensiv dem Sammeln von Pilzen sowie deren Bestimmung und Zubereitung zu widmen. Mit David Tudor unternahm er eine ausgedehnte Konzerttournee durch Europa und traf in Köln auf Karlheinz Stockhausen.

1956 unterrichtete Cage an der New Yorker New School for Social Research und öffnete seinen Unterricht für Interessierte. Zu seinen Gasthörern zählten unter anderem Jim Dine, Larry Poons und George Segal. Als Lehrer übte John Cage einen großen Einfluss auf die Anfänge der Fluxus-Bewegung aus, denn viele daran beteiligte Künstler zählten damals zu seinen Schülern, so George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Jackson MacLow, Toshi Ichiyanagi, Yoko Ono und Allan Kaprow sowie ab 1960 George Maciunas und La Monte Young.[12] Während einer Europatournee mit David Tudor im Jahre 1958 unterrichtete Cage bei den Darmstädter Ferienkursen, wo er auf den jungen Nam June Paik traf.[14]

1959 lehrte Cage erneut an der New School for Social Research in New York, diesmal zu den Themen Pilzbestimmung und experimentelle Komposition. Im folgenden Jahr übernahm er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut, wo er an Silence (1961), der ersten Anthologie seiner Vorträge und Schriften, arbeitete. Im August, während einer gemeinsamen Europatournee mit Cunningham und Tudor, besuchte er das Atelier von Mary Bauermeister in Köln. In New York gründete er 1962 die Mycological Society und unternahm in Begleitung von Peggy Guggenheim eine sechswöchige Tournee mit David Tudor durch Japan, wo er anlässlich der Performance Fuck Yeah von Yoko Ono den antiken Steingarten des Ryōan-ji-Tempels besuchte, der ihn zu musikalischen und visuellen Arbeiten anregte. 1965 begann John Cage sein Text-Projekt Diary: How to improve the world (You will only make matters worse), dessen Struktur durch Zufallsoperationen bestimmt wird. In diesem Jahr wurde er Präsident der Cunningham Dance Foundation sowie Direktor der Foundation for Contemporary Performance Arts, die über den Verkauf von Kunstwerken finanziert wurden und für deren Projekt Cage 70 bildende Künstler gewinnen konnte.[14] Eine besondere Ehrung wurde ihm in diesem Zusammenhang zuteil, indem der international anerkannte Cortinarienspezialist Jacques Melot eine Pilzart nach ihm benannte: Cortinarius cagei, mit deutschen Namen Zweifarbiger Wasserkopf.[15]

Farah Diba begrüßt John Cage (zweiter von links) und Merce Cunningham 1972 auf dem Schiras-Kunstfestival.

1963 initiierte er in New York die Uraufführung der Komposition Vexations von Erik Satie, einem kurzen Stück mit 840 Wiederholungen und einer Dauer von mehr als 19 Stunden, bei dem er mit Pianisten wie David Tudor, Philip Corner, John Cale und 16 weiteren Beteiligten im Wechsel spielte.[16][17] Anfang der 1970er Jahre nahm er wie Tudor, Cunningham und Stockhausen am Schiras-Kunstfestival in Schiras teil.[18] 1972 war er Gast im von Karl Ruhrberg geleiteten Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin.[19] Cage litt an einer fortschreitenden Arthritis und begann 1977 auf Anraten von Yoko Ono eine makrobiotische Diät.[20] 1968 wurde er in die American Academy of Arts and Letters[21] und 1978 in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. 1983 wurde Cage zum Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music ISCM gewählt.[22]

Letzte Jahre

Am 1. Januar 1984, im sogenannten Orwell-Jahr und 35 Jahre nach Erscheinen des Romans 1984 von George Orwell, nahm John Cage in einer globalen Live-Schaltung über Satellit am TV-Projekt Good morning Mr. Orwell (Bonjour Mr. Orwell) von Nam June Paik teil. Cage, der in New York mit einer Vogelfeder Geräusche produzierte, trat medial gemeinsam mit Joseph Beuys auf, der mit seiner Tochter Jessyka im Centre Georges-Pompidou die Aktion Orwell-Bein – Hose für das 21. Jahrhundert mit einer vom Künstler bearbeiteten Jeans durchführte. Mittels technischer Bildmanipulationen gelang es, Paik, Cage und Beuys simultan auf dem Fernsehschirm erscheinen zu lassen.[23]

John Cage und Renate Hoffleit in Assisi, 1992.

In der Ausstellung Die 60er Jahre – Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom Happening zum Kunstmarkt wurde am 31. August 1986 von John Cage selbst eine Neufassung von 4′33″ uraufgeführt. Der Westdeutsche Rundfunk richtete anlässlich seines 75. Geburtstags im Februar 1987 einen 24-stündigen NachtCageTag aus und für die documenta 8 in Kassel realisierte Cage die Klanginstallation Writings through the Essay: On the Duty of Civil Disobedience. Am 15. November fand in der Oper Frankfurt die Uraufführung von Europeras 1 & 2 (1985/87) statt,[24] deren Kompositionsauftrag Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, von Gary Bertini 1987 mit der Chefdramaturgie der Oper Frankfurt am Main betraut, initiierten. Es folgten als Einzelwerke noch die Europeras 3 bis 5. Die erste Gesamtaufführung aller fünf Europeras fand 2001 an der Staatsoper Hannover statt. Auf der Chicago International Art Exposition kuratierte Allan Kaprow 1987 für die Carl Soloway Gallery in Cincinnati die Ausstellung A Tribute to John Cage, die ebenfalls seinem 75. Geburtstag gewidmet war. Hierzu erschien die Katalog-Box Prepared Box for John Cage; lose Blätter in einer von John Cage gestalteten Schachtel. Unter den 40 Künstlern, die zu diesem „Objekt“ beitrugen, sind beispielsweise Joseph Beuys, Alison Knowles, Joseph Kosuth, Richard Long, Claes Oldenburg, Ben Patterson und Takako Saito zu erwähnen.[24]

Mit Without Horizon gestaltete John Cage 1992 seine letzten grafischen Arbeiten. Im Juni dieses Jahres schloss er die Arbeiten an seinem Film One ab, der in Zusammenarbeit mit Henning Lohner entstand – ein 90-minütiger Schwarz-Weiß-Spielfilm über das Licht. Sein letztes Musikwerk konzipierte er mit Michael Bach: „ONE13“ für Violoncello mit Rundbogen und drei Lautsprecher, das Jahre später veröffentlicht wurde. Drei Wochen vor seinem 80. Geburtstag starb John Cage in seiner Wohnung in New York an einem Schlaganfall.[25]

Zum Thema "Werk" siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Ralf Beil, Peter Kraut (Hrsg.): A House Full of Music: Strategien in Musik und Kunst. Katalog zur Ausstellung im Institut Mathildenhöhe, Darmstadt, vom 13. Mai bis 9. September 2012. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2012, ISBN 978-3-7757-3318-2.
  • Ulrich Bischoff (Hrsg.): Kunst als Grenzbeschreitung: John Cage und die Moderne. Kat. Ausst. Staatsgalerie moderner Kunst, München, 1991.
  • René Block, Gabriele Knapstein (Konzept): Eine lange Geschichte mit vielen Knoten. Fluxus in Deutschland. 1962–1994. Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, 1995.
  • Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie, 60 Abb.) Schott Music, Mainz, 2012, ISBN 978-3-7957-0800-9.
  • John Cage: Pour les oiseaux. Editions Pierre Belfond, Paris, deutsch als: John Cage: Für die Vögel. Merve Verlag Berlin, 1976, ISBN 3-88396-042-X.
  • Daniel Charles: John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag Berlin, 1979, ISBN 3-88396-006-3.
  • Daniel Charles: Musketaquid. John Cage, Charles Ives und der Transzendentalismus. Merve Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-88396-118-3.
  • Peter Dickinson (Hrsg.): CageTalk. Dialogues with and about John Cage. Boydell & Brewer, Woodbridge 2006, ISBN 1-58046-237-5.
  • du. Die Zeitschrift der Kultur. Ausgabe 603: Composer John Cage. Konzepte wider den Zwang. Tages-Anzeiger AG, Zürich 1991, DNB 974768014.
  • Monika Fürst-Heidtmann: Das präparierte Klavier des John Cage. Bosse Verlag, Regensburg 1979, ISBN 3-7649-2183-8.
  • Nikša Gligo: Was für ein Werk stellt "A Collection of Rocks" von John Cage dar? Ein Beitrag zur Werkdetermination in der experimentellen Musik. In: Otto Kolleritsch (Hrsg.): Entgrenzungen in der Musik (= Studien zur Wertungsforschung. Band 18). Universal Edition, Wien 1989, S. 83–103.
  • Wulf Herzogenrath, Andreas Kreul (Hrsg.): Klänge des Inneren Auges. Mark Tobey • Morris Graves • John Cage. Kunsthalle Bremen, Schirmer/Mosel, München 2002.
  • Richard Kostelanetz: John Cage. Originaltexte und Dokumente. Übers.: Iris Schnebel, Hans Rudolf Zeller. DuMont Schauberg, Köln 1973, ISBN 3-7701-0677-6.
  • Richard Kostelanetz: John Cage im Gespräch. DuMont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2279-8.
  • Christoph Metzger: John Cage. Abstract Music. Zwölf Vorlesungen. Pfau, Saarbrücken 2011, ISBN 978-3-89727-421-1.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): John Cage (= Musik-Konzepte Sonderband). München 1978, ISBN 3-921402-69-7.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): John Cage II. (= Musik-Konzepte Sonderband). 2. Auflage. München 2000, ISBN 3-88377-315-8.
  • Jean-Jacques Nattiez (Hrsg.): Pierre Boulez. John Cage. Der Briefwechsel. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1997, ISBN 3-434-50098-7.
  • David Nicholls (Hrsg.): The Cambridge Companion to John Cage. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-78968-0.
  • David Nicholls: John Cage. University of Illinois Press, Champaign, IL 2007, ISBN 978-0-252-03215-8.
  • James Pritchett: The Music of John Cage. Cambridge 1993, ISBN 0-521-56544-8.
  • David Revill: Tosende Stille. Eine John Cage-Biographie. List-Verlag, München 1995, ISBN 3-471-78553-1.
  • Philipp Schäffler: Die Idee der Bildung im Schaffen von John Cage. Schott, Mainz u. a. 2009, ISBN 978-3-7957-0647-0.
  • Walter Zimmermann, Marie Luise Knott (Hrsg.): John Cage: Empty Mind. Suhrkamp Verlag, 2012, ISBN 978-3-518-22472-4.

Weblinks

Commons: John Cage - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Siehe John Cage List of Works (Music) (Memento vom 1. Dezember 2007 im Internet Archive) abgerufen am 15. April 2011.
  2. Frank N. Magill: Chronology of twentieth-century history: arts and culture. Fitzroy Dearborn, 1998, S. 1090.
  3. 3,0 3,1 Berno Odo Polzer, Thomas Schäfer (Hrsg.): John Cage. Ein autobiografisches Statement. In: Katalog Wien Modern 2004. Pfau, Saarbrücken 2004, S. 9–13. (Als PDF-Datei online verfügbar, abgerufen am 16. September 2011.)
  4. 4,0 4,1 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.): „John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. DuMont, Köln 2012, S. 292.
  5. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.): „John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. Köln 2012, S. 292 f.
  6. 6,0 6,1 6,2 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.): „John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. S. 293.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 295.
  8. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 294.
  9. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 73.
  10. 10,0 10,1 10,2 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 296.
  11. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 297.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 299.
  13. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 298.
  14. 14,0 14,1 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 300.
  15. Wilhelm Schlüter: Pilze in der E-Musik. In: Der Tintling. 95, Ausgabe 4/2015, S. 35–48.
  16. Detlef Stein: John Cage und Joseph Beuys – „more than just a personal thing“. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 169.
  17. Erik Satie – Schriften. hrsg. von Ornella Volta. 2. Auflage. Wolke Verlag, Hofheim 1990, ISBN 3-923997-26-4, S. 442 (5)
  18. Robert Gluck: The Shiraz Arts Festival: Western Avant-Garde Arts in 1970s Iran, mitpressjournals.org, abgerufen am 3. Mai 2012.
  19. Berliner Künstlerprogramm (DAAD), berliner-kuenstlerprogramm.de, abgerufen am 11. Mai 2012.
  20. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 303.
  21. Members: John Cage. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 20. Februar 2019.
  22. ISCM Honorary Members
  23. Detlef Stein in: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 171.
  24. 24,0 24,1 Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 304 f.
  25. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 306.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel John Cage aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.