Kartoffel

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Kartoffel

Blüten der Kartoffel (Solanum tuberosum)

Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Nachtschatten (Solanum)
Art: Kartoffel
Solanum tuberosum
L.

Die Kartoffel (Solanum tuberosum), in Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz auch als Erdapfel oder Grundbirne („Grumbeer“) und im restlichen deutschsprachigen Raum unter verschiedenen Regionalnamen bekannt, ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu der auch Tomate, Paprika und Tabak gehören. Das Wort Kartoffel leitet sich von „tartufolo“, dem italienischen Wort für Trüffel ab. Der Name der Süßkartoffel (Ipomoea batatas) leitet sich von der ähnlichen Verwendung und dem ähnlichen Aussehen der Knollen ab, nicht von einer Verwandtschaft. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird „Kartoffel“ für die unterirdischen Knollen verwendet. Über diese Knollen kann sich die Pflanze vegetativ vermehren. Die Samen werden in tomatenähnlichen Beeren gebildet, welche – wie alle grünen Teile der Pflanze – für Menschen ungenießbar bis leicht giftig sind. Weltweit werden jährlich etwa 300 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Die Kartoffel ist damit in großen Teilen der Welt, auch in Mitteleuropa, ein wichtiges Grundnahrungsmittel.

Die Kartoffel ist als Nahrungsmittel aus Sicht der anthroposophischen Ernährungslehre stark umstritten. Dies liegt einmal daran, dass die Kartoffel als Nachtschattengewächs leicht Giftwirkungen entfaltet. Zum anderen, wird dem übertriebenen Kartoffelgenuss als Folgewirkung eine stark materialistische, intellektualistische – allem wahrhaft Geistigen abgeneigte – Denkweise nachgesagt.

„Der Hausfrau soll es nicht an Kohl noch an Rüben oder sonst einem Gemüse im Topf ermangeln, damit dem unseligen Kartoffelgenuss nur einigermaßen das Gleichgewicht gehalten werde.“

Johann Wolfgang von Goethe

Auch Rudolf Steiner kritisierte den Kartoffelgenuss, der einseitig intellektuelle Fähigkeiten im Vorderhirn fördere, während das eigentlich geistige im Mittelhirn dadurch vernachlässigt werde.

Vincent van Gogh: Die Kartoffelesser, 1885

„Also sehen Sie, während wir beim Menschen vom Bauch zum Kopf gehen müssen, von unten herauf, müssen wir bei der Pflanze den umgekehrten Weg machen, von der Blüte zu den Wurzeln. Die Wurzel der Pflanze ist mit dem Kopf verwandt. Wenn wir das bedenken, wird uns gewissermaßen ein Licht aufgehen über die Bedeutung der Kartoffel. Denn die Kartoffel, die hat Knollen; das ist etwas, was nicht ganz Wurzel geworden ist. Man ißt also, wenn man viel Kartoffeln ißt, vorzugsweise Pflanzen, die nicht ganz Wurzel geworden sind. Wenn man sich also beschränkt auf das Kartoffelessen und zu viel Kartoffeln ißt, kriegt man nicht genug (geistiges) in den Kopf hinein. Es bleibt unten in dem Verdauungstrakt. So daß es also so ist, daß mit dem Kartoffelessen die Menschen in Europa ihren Kopf, ihr Gehirn vernachlässigt haben. Diesen Zusammenhang sieht man erst, wenn man Geisteswissenschaft treibt. Da sagt man sich: Seit in Europa diese Kartoffelnahrung immer mehr und mehr überhand genommen hat, seit der Zeit ist der Kopf der Menschen unfähiger geworden.“ (Lit.:GA 350, S. 317f.)

Andere Lebensmittel sind dagegen geeigneter, das geistige Denken anzuregen:

„Man kann sagen, Rettiche regen das Denken an. – Und man braucht gar nicht selber sehr tätig zu sein im Denken; da kommen die (geistigen) Gedanken, wenn man Rettich ißt, so starke Gedanken, daß sie sogar noch ganz mächtige Träume machen. Wer viel Kartoffeln ißt, dem kommen nicht starke (geistige) Gedanken, dagegen kommen ihm Träume, die (es) ihm schwer machen. Und derjenige, der also fortwährend Kartoffeln essen muß, der wird eigentlich fortwährend müde sein und fortwährend (geistig) schlafen und träumen wollen. Daher hat es eine große kulturhistorische Bedeutung, große geschichtliche Bedeutung, was für Nahrungsmittel eigentlich an die Menschen herankommen.“ (Lit.:GA 350, S. 211)

Speziell dem nervlich angespannten Menschen ist vom Kartoffelgenuss dringend abzuraten, da es ihn nach Köhnlechner noch kränker macht, denn Kartoffeln enthalten das Nervengift Solanin.

Heinz Grill sieht die Problematik bei der Kartoffel darin, dass die Knolle kein Licht in sich aufnehme:[1]

„Die Kartoffel, die einen hohen Nährwert besitzt, kommt dem Betrachter auf ätherischer Ebene jedoch nicht so stark entgegen, sie schließt sich tendenziell in sich ab. Es will kein Lichtäther zirkulieren.“
(Heinz Grill)

„Das Licht, das auf die werdende Pflanze herniederscheint, kann nicht als eine rein materielle Substanz verstanden werden. Der tiefere Sinn liegt in der Tatsache, dass sich eine unsichtbare, eine geistige Kraft im Lichte nach der Erde hin ausgestaltet. Nicht die Erde bringt das Licht primär hervor, sondern die Sonne und diese ist eine außerirdische Kraftquelle. Der Mensch lebt auf der Erde und ist immerfort, ohne dass er es im Bewusstsein ausreichend registriert, abhängig von höheren Mächten, die von Seiten der Umwelt und von Seiten der kosmischen Licht- und Wärmesphären auf ihn einwirken. In diesem Sinne sollte er sich durch die Ernährung, die ebenfalls den kosmischen Charakter trägt, förderlich beeinflussen. Der Lichtgehalt, der in Nahrungsmitteln organisiert ist, bleibt nicht nur im Pflanzenwesen, sondern wird über den Verdauungsweg unmittelbar auch dem Menschen zugeführt. Aber dieses Licht, das beispielsweise in einer Frucht lebt, kann das Auge nicht unmittelbar sehen. […]

Heute lehrt man in den Schulen, dass die Kartoffel einen großen Segen für die Erkraftung der Ernährungslage in Europa gebracht hat. Ist diese Aussage nicht sehr einseitig? Verdrängt nicht gerade die Kartoffel am allermeisten die heimische und so wertvolle Getreidenahrung? Wer sehr große Mengen Kartoffeln zu sich nimmt, erschafft jedenfalls in sich eine Grundlage, die zu einer materielleren und schizoideren Persönlichkeitsstruktur beiträgt, denn wenn man die Ätherkräfte der Kartoffel betrachtet, so erscheint sie wirklich für sich egoistisch, auf ihre eigene Vitalkraft bezogen. Sie schirmt sich in ihrer Knollenbildung von Außeneinflüssen ab. Die Äther zirkulieren nicht und infolge dieser mangelnden Zirkulation nehmen sich diese Knollenfrüchte tatsächlich wie aus dem Kosmos heraus. […]

Nun sollte man die Kartoffel aber nicht vollständig aus dem Speiseplan verdammen, denn ihr Nährwert ist doch sehr groß. Eine sinnvolle Kombination mit anderen Nahrungsmitteln erweist sich aber als eine Notwendigkeit. Zum Grundnahrungsmittel, wie es das Getreide ist, sollte aber derjenige, der sich spirituell entwickelt, die Kartoffel keinesfalls erheben. Zur Ergänzung eines Menüs trägt sie wertvolle Möglichkeiten in sich. Das Getreide ist aber das Grundnahrungsmittel, das auf allen Ebenen – körperlich, seelisch und geistig – den Menschen eine essenzielle Stütze gibt. Es enthält die starke Sonnenkraft und öffnet damit den Menschen für die kosmische Seite des Lebens.“

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Steiner, Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen – Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt, GA 350, Elfter Vortrag vom 18.07.1923, Dornach 1980, S. 203ff.
  • Udo Renzenbrink, Elsbeth Renzenbrink, Arbeitskreis für Ernährungsforschung: Ernährungskunde aus anthroposophischer Erkenntnis: Grundfragen-Auswirkungen-Anwendung, Rudolf-Geering-Vlg., 3. Auflage, Dornach 1988, S. 89f.
  • Manfred Köhnlechner: Handbuch der Naturheilkunde, 2 Bände, 1986
  • Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre, Erstes Buch, 6. Kapitel

Einzelnachweise

  1.  Heinz Grill: Ernährung und die gebende Kraft des Menschen. Die geistige Bedeutung der Nahrung. 9. Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2015, ISBN 978-3-9815855-2-0, S. 107–108.
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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