Lawrence J. Henderson

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Lawrence Joseph Henderson (* 3. Juni 1878 in Lynn, Massachusetts, USA; † 10. Februar 1942 in Cambridge, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Chemiker und Biologe.

Leben

Lawrence J. Henderson machte 1898 seinen Abschluss am Harvard-College. Nach dem Ende des Medizinstudiums 1902 ging er für zwei Jahre an die Universität Straßburg, wo er bei Franz Hofmeister als Postdoc arbeitete. Von 1904 bis 1942 war er an der Harvard-Universität beschäftigt, unter anderem als Professor für biologische Chemie (1919–1934) und Professor für Chemie (1934–1942). 1924 gründete er gemeinsam mit George Sarton die History of Science Society (HSS). 1927 gründete er das Fatigue Laboratory für physiologische und soziologische Forschung an Ermüdung/Erschöpfung.

Sein Werk

Hendersons Forschungen auf dem Gebiet der körpereigenen Puffersysteme und der Säure-Basen-Regulation (Säure-Basen-Haushalt) führten zur Henderson-Hasselbalch-Gleichung (Puffergleichung). In seinem klassischen Werk „The Fitness of the Environment“ (1913) studierte er die Eignung der Umwelt für das Leben. Anschließend entwickelte er eine teleologische und holistische Auffassung von der Ordnung der Natur (The Order of Nature, 1917). Henderson geht davon aus, dass eine bisher unbekannte Ordnung in der Natur existiere, die es chemischen Elementen wie Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff ermöglicht, zu materiellen Trägern des Lebens zu werden. Diese Ordnung lasse sich nicht aus dem Periodensystem ableiten und könne nicht durch bloßen Zufall enstanden sein. Diese Ordnung bleibe verhüllt, solange man die Materie nur statisch auffasse. Vielmehr müsse man ihre zeitliche Entwicklung betrachten, die die kosmische Evolution bestimme.

„Ich glaube, dass eine bisher nicht erkannte Ordnung unter den Eigenschaften der Materie existiert. Denn die Besonderheiten, die die Dinge zu dem machen, was sie sind, sind nicht gleichmäßig auf die Verbindungen aller Elemente verteilt, noch in einer Weise, die die Gesetze des Zufalls erklären können, noch in einer solchen Weise, wie es das Periodensystem der Elemente beschreibt. Wenn man die Extremwerte und einzigartigen Eigenschaften berücksichtigt, gehören sehr viele zu den drei Elementen Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff, in einer Anordnung, die die Stabilität der physikalischen und chemischen Bedingungen und der Vielfalt von Phänomenen bedingt und darüber hinaus die größte Komplexität, Ausdauer und Aktivität von physikalisch-chemische Systeme auf der Oberfläche eines Planeten ermöglicht.

Diese Ordnung wird maskiert, wenn man die Eigenschaften der Materie statisch betrachtet. Erst wenn man Zeit berücksichtigt, wird deutlich, dass es die Ordnung ist, die den späteren Verlauf der kosmische Evolution bestimmt. Zur Zeit kann es nur unvollkommen beschrieben werden, aber es gibt Grund zur Hoffnung, dass eine klarere Beschreibung möglich ist, und wenn ein Erklärung außerhalb unserer Reichweite zu liegen scheint, mag die Anerkennung dieser Ordnung doch einem nützlichen Zweck dienen, indem sie hilft, eines der Rätsel der Existenz etwas klarer zu definieren.“

Lawrence Henderson: The Order of Nature, S. 7f[1]

In seinem Buch „Blood“ (1928) zeigte Henderson anhand von mathematischen und graphischen Darstellungen (Nomogramme), dass das Blut ein physikalisch-chemisches System ist und eine angepasste innere Umwelt für den Körper darstellt. Schließlich wendete er Vilfredo Paretos Begriff „soziales System“ in veränderter Form in der Soziologie an.

Ihm zu Ehren verleiht das Department of Molecular and Cellular Biology der Harvard-Universität jedes Jahr den Lawrence J. Henderson Prize.

Schriften

  • The Fitness of the Environment. New York 1913. archive.org
  • The Order of Nature. Cambridge (Mass.)/ London 1917. archive.org
  • Blood: A Study in General Physiology. New Haven/ London 1928. archive.org
  • Pareto’s General Sociology. Cambridge (Mass.) 1935. archive.org

Literatur

  • Garland E. Allen: Life Science in the Twentieth Century. John Wiley & Sons, New York u. a. 1975.
  • Bernard Barber: Introduction. In: Bernard Barber (Hrsg.): L. J. Henderson on the Social System. Selected Writings. University of Chicago Press, Chicago 1970, S. 1–53.
  • W. B. Cannon: Biographical Memoir of Lawrence Joseph Henderson 1878–1942. In: National Academy Biographical Memoirs. 23, 1943, S. 31–58.
  • Iris Fry: On the Biological Significance of the Properties of Matter: L. J. Henderson's Theory of the Fitness of the Environment. In: Journal of the History of Biology. 29, 1996, S. 155–196.
  • John Parascandola: Organismic and holistic concepts in the thought of L. J. Henderson. In: Journal of the History of Biology. 4, Spring 1971, S. 63–113.
  • Rudolf Windeln: L. J. Henderson (1878–1942). In: Michel Weber, Will Desmond (Hrsg.): Handbook of Whiteheadian Process Thought. Band 2, Ontos Verlag, Frankfurt/ Lancaster 2008, S. 409–415.

Weblinks

 Wikisource: Lawrence Joseph Henderson – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. „I believe, that a hitherto unrecognized order exists among the properties of matter. For the peculiarities that make things what they are have been found not evenly distributed among the compounds of all the elements, nor in such manner as the laws of chance can explain, nor altogether in such manner as the periodic system of the elements describes. If the extreme values and unique properties be considered, very many are seen to belong to the three elements hydrogen, oxygen, and carbon in an arrangement that brings about stability of physical and chemical conditions, and diversity of phenomena, and, further, the possibility of the greatest complexity, durability, and activity of physico-chemical systems on the surface of a planet.
    This order is masked when the properties of matter are considered statically. It becomes evident only when time is taken into account, for this is the order that determines the later course of cosmic evolution. At present it can be only imperfectly described, but there is reason to hope that a clearer description is attainable, and if an explanation seems to be beyond our grasp, the recognition of the order may yet serve a useful purpose by helping to define a little more clearly one of the riddles of existence.“
    (Lawrence J. Henderson: The Order of Nature, p. 7-8


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