Leon de Winter

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Leon de Winter, Frankfurter Buchmesse 2013

Leon de Winter (* 26. Februar 1954[1] in ’s-Hertogenbosch) ist ein niederländischer Schriftsteller und Filmschaffender.

Leben

Leon de Winter ist ein Sohn niederländischer orthodoxer Juden aus armen Verhältnissen, die den Holocaust in Verstecken überlebten, die ihnen zwei Jahre lang von einer Gruppe katholischer Priester und Nonnen zur Verfügung gestellt worden waren. Neun von zehn seiner Onkel und Tanten sind im Konzentrationslager ermordet worden.[2]

De Winter lernte in der holländischen Schule sechs Jahre lang die deutsche Sprache.[2] Nach einer Ausbildung bei der Bavaria Filmakademie in München studierte De Winter an der Filmakademie Amsterdam, die er jedoch ein Jahr vor dem Abschlussexamen verließ. Bereits im Alter von 24 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman. Er lebt und arbeitet heute in Bloemendaal und Los Angeles und ist mit der Schriftstellerin Jessica Durlacher verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen und Drehbücher, die er teilweise selbst realisierte. Der Himmel von Hollywood wurde von Sönke Wortmann verfilmt. De Winter ist regelmäßiger Gastautor der Achse des Guten.[3] An der Seite von Henryk M. Broder tritt er in der von Regisseur und Filmproduzenten Joachim Schroeder realisierten TV-Dokumentation Der ewige Antisemit auf.

Werk

Obwohl die Filmkunst Hintergrund seines Schaffens ist, ist De Winter hauptsächlich als Romanautor bekannt geworden. Daneben erlangte er in der Vergangenheit zunehmend Bekanntheit als Blogger und Autor von Meinungsartikeln mit dezidiert islamkritischen und pro-israelischen Standpunkten. Seine auf Niederländisch geschriebenen Romane zeigen bei aller Verschiedenheit sich häufig wiederholende Motive und weisen zum Teil starke autobiographische Züge auf: So sind De Winters Hauptfiguren, die häufig als Ich-Erzähler auftreten, durchweg männlich und jüdischer Herkunft und oft Niederländer. Alle setzen sich in unterschiedlicher Art und Weise mit ihrem Judentum auseinander; dies erreicht im Roman Zionoco absurd-komische Züge, in Sokolows Universum führt es die Handlung nach Israel und führt zum Plädoyer für den jüdischen Staat. Ebenso setzt sich De Winter häufig mit der Beziehung zu einem übermächtigen, unerreichbaren und ungeliebten Vater auseinander, beispielhaft im Roman Supertex. De Winter beleuchtet gerne das Spiel der Geschlechter und arbeitet oft mit den Problemen, die seinen Hauptfiguren aus dem Spannungsfeld von Ehe, Treue, Lust und Sex erwachsen. De Winters Romane zeigen eine sehr lebendige, häufig der Alltagssprache entnommene Wortwahl, die zum Beispiel im Roman Hoffmans Hunger auch drastische Ausdrücke gebraucht. Daneben verwendet er häufig jiddische Einsprengsel. Ulrich Greiner urteilte über den Roman Ein gutes Herz (2013): „Selten hat man ein derart spannendes, intelligentes und brisantes Buch gelesen.“[4] Mit Jessica Durlacher schrieb De Winter das Libretto für die Musicalproduktion Anne, die am 8. Mai 2014 im Theater Amsterdam Premiere hatte.[5]

Angriffe durch Theo van Gogh

Der Regisseur Theo van Gogh warf De Winter „Vermarktung seines Judentums“ vor und attackierte ihn seit 1984 heftig mit antisemitischen Äußerungen.

In einem Interview mit der Welt äußerte De Winter, er habe sich einmal vorgenommen, „ein gutes Glas Wein auf die Nachricht vom Tode Theo van Goghs zu trinken“. Für ihn sei er von jeher „ein widerlicher Mensch gewesen“. Van Gogh hatte in einem viel gelesenen Amsterdamer Studentenblatt geschrieben, De Winter und dessen Frau könnten erst miteinander schlafen, „wenn sie Stacheldraht um seinen Penis gewickelt hätte“. Er würde dann „auf dem Höhepunkt ‚Auschwitz! Auschwitz!‘ rufen“. Der Vater von De Winters Frau ist ein Auschwitz-Überlebender.[6] Van Gogh hatte bewusst verletzend und wahrheitswidrig behauptet, de Winter würde Stacheldraht von Konzentrationslagern sammeln.[2]

„Faszinierend sei bei solchen Angriffen das tiefe Schweigen im Umfeld gewesen. In der Redaktion des Studentenblatts sei niemandem aufgefallen, was van Gogh anrichtete. Beistand sei in all den Jahren praktisch nur von Juden gekommen; die Kollegen seien bis auf wenige Ausnahmen stumm geblieben“.[6]

Meinungen zu Islam und Islamismus

In einem Interview im Nachrichtenmagazin Der Spiegel mit Henryk M. Broder verteidigt De Winter den Einsatz nichtrechtsstaatlicher Mittel im Umgang mit islamistischen Terroristen, wie etwa die Folter der Häftlinge in Guantánamo. Im Sinne eines „neuen Totalitarismus“ äußerte er im Interview: „Nach dem linken Faschismus der Sowjets, nach dem rechten Faschismus der Nazis, ist der Islamismus der Faschismus des 21. Jahrhunderts.“[7] Den Irakkrieg begrüßte de Winter ausdrücklich.[8]

In einem Artikel in der Zeit sieht er in den Niederlanden fehlende Harmonie zwischen islamischen Vorstellungen von Respekt, Ehre und Scham und westlichen Werten: Gerade die zunehmende „Selbstbefreiung“ der Frauen nordafrikanischer Herkunft in den Niederlanden werde als Machtverlust und Bedrohung der Ehre ihrer männlichen Verwandten empfunden. De Winter findet es bemerkenswert, dass die meisten niederländischen Muslime den Mörder van Goghs nicht als frommen Muslim akzeptiert hätten, sondern ihn als Häretiker brandmarkten, sich somit durch Distanzierung jeder moralischen Verantwortung entledigen wollten.[9]

In seinem Blog namens The Free West auf welt.de schrieb er zu aktuellen politischen Themen (Außen- und Sicherheitspolitik, insbesondere die Themengebiete Terrorismus und Islamismus).

Werke in deutscher Übersetzung (Auswahl)

Autograph

Romane

Weblinks

Commons: Leon de Winter - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Archivierte Kopie (Memento vom 31. August 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  2. 2,0 2,1 2,2 Harald Hordych: Leon de Winter über Holland, Süddeutsche Zeitung, 19. April 2014, S. V2/10
  3. Gastbeiträge von Leon de Winter bei der Achse des Guten.
  4. Zeit Literatur Nr. 41, September 2013, S. 18.
  5. Marie Gamillscheg: Anne Frank, jetzt auch mit Snack-Box, in: Die Welt, 8. Mai 2014
  6. 6,0 6,1 Leon de De Winter: Ein Glas Wein auf Theo van Gogh. in: Die Welt. Springer, Berlin 27. November 2004.
  7. Henryk M. Broder: Manchmal haben wir nur die Wahl zwischen Desaster und Katastrophe. Interview mit L. de Winter. in: Der Spiegel. Hamburg 1. August 2005. ISSN 0038-7452
  8.  Leon de Winter: DEBATTE: DER SCHLIMMERE KRIEG. In: Der Spiegel. Nr. 6, 2003 (online).
  9. Leon de De Winter: Vor den Trümmern des großen Traums. in: Die Zeit. Hamburg 18. November 2004. ISSN 0044-2070
  10. Dirk Schümer: Ziemlich beste Freunde., Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 10. September 2013, S. 29


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