Leonard Bernstein

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Leonard Bernstein (1971)

Leonard „Lenny“ Bernstein (ˈbɜːrnstaɪn; geboren als Louis Bernstein am 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts gestorben am 14. Oktober 1990 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Komponist, Dirigent und Pianist.

Zu Bernsteins erfolgreichsten Bühnenwerken gehören die Musicals On the Town (1944), Candide (1956, Neufassung 1974), und vor allem West Side Story (1957). Die Verfilmungen von On the Town (mit Gene Kelly und Frank Sinatra)[1] sowie West Side Story[2] waren Welterfolge. Ebenfalls für den Broadway schrieb er das Musical Wonderful Town (1953).[3]

Leben und Werk

Leonard Bernstein entstammte einer jüdischen Einwandererfamilie, sein Vater Sam Bernstein kam aus Riwne (Równo) aus Süd-Russland (heute Ukraine). Der Vater schlug sich mit Hilfsarbeiten durch und kam erst mit der Gründung einer Kosmetikfirma gemeinsam mit seinem Onkel zu einem gewissen Wohlstand.[4] Er heiratete die jüdisch-russische Emigrantin Jennie. Ihr Sohn wurde durch die häufigen Umzüge seiner Eltern scheu und zurückgezogen. Er blieb lange Zeit ein schwächliches und oft kränkelndes Kind mit Asthma und Heuschnupfen.[4] Eine große Freude in seiner Kindheit waren die Gottesdienstbesuche seiner Eltern, da in den Synagogen (Chor-)Gesang und Orgelspiel zu hören waren.[4] Seine Lebensfreude wuchs, als der Familie von einer Tante ein gebrauchtes Klavier geschenkt wurde.[4] Bernstein spielte so lange darauf herum, bis er mit elf Jahren von einer Nachbarin die ersten Klavierstunden erhielt. Ab Oktober 1932, mit vierzehn Jahren, erteilte ihm Helen G. Coates Klavierunterricht am Konservatorium.[5]

Sehr frühzeitig stand deshalb sein Berufswunsch als Pianist fest. Doch wurde sein Wunsch zunächst von seinem Vater abgelehnt. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit finanziellen Konsequenzen. Da er sich jedoch als ein überdurchschnittlich guter Schüler bewährt hatte, durfte er nach dem allgemeinen Schulabschluss ein Musikstudium an der Harvard-Universität aufnehmen. Hier belegte er zusätzlich auch Vorlesungen in Philosophie, Ästhetik, Literatur- und Sprachwissenschaften. Seine fünfjährige Studienzeit bis Juni 1939[5] empfand er später als „die schönste Zeit meines Lebens“.[4] Während seiner Studienzeit riet ihm der Dirigent Dimitri Mitropoulos, der ihn als „genius boy“ bezeichnete, sein Studium bei Fritz Reiner am Curtis Institute of Music in Philadelphia (Pennsylvania) fortzusetzen.[4] Auf diese Weise lernte er den Dirigenten Serge Koussevitzky in Tanglewood kennen und arbeitete dort mit ihm mehrere Jahre lang in den Sommerkursen.[4]

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Bernstein 1934 als Pianist mit dem Boston Public School Symphony Orchestra und dem Klavierkonzert von Edward Grieg.[4] Im Alter von 16 Jahren änderte er seinen Vornamen in Leonard, der bis dahin sein Rufname gewesen war. Bei einer Tanzaufführung 1937 lernte er seinen lebenslangen Mentor und Freund Aaron Copland kennen.[5] Sein erstes eigenes Konzert als Dirigent und Komponist gab er 1939 mit The Birds in Harvard.[4]

Leonard Bernstein am Klavier (1955)

Im Juli 1940 hatte er seinen ersten Auftritt als Dirigent einer Symphonie im neu eröffneten Berkshire Music Center vom Tanglewood Music Festival.[5] Bereits 1943 wurde er Assistant Conductor (2. Dirigent) des New York Philharmonic Orchestra unter Artur Rodziński, der ihn in Tanglewood als Assistenten von Serge Koussevitzky erlebt hatte. Am 13. November 1943 konnte Bernstein seine Begabung unter Beweis stellen, als er kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter in der Carnegie Hall einspringen musste. Die Aufführung von Schumanns Manfred-Ouvertüre und StraussDon Quixote wurde über den Rundfunk landesweit übertragen und zu einem „spektakulären“[4] Auftakt seines Lebens in der Musikwelt.

Bernstein konnte bald zahlreiche Konzerte mit weltweit bekannten Orchestern dirigieren. Er war der erste US-amerikanische Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra (1958–1969) sowie regelmäßiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bis zu seinem Tod 1990. Sein Repertoire umfasste klassische wie avantgardistische Werke; vor allem das Werk Gustav Mahlers fand seine Beachtung und Bewunderung.

Leonard Bernstein (1945)

Angeregt durch sein jüdisches Erbe schrieb Bernstein seine erste Sinfonie Jeremiah (1943), die er seinem Vater widmete. Die Uraufführung von „Jeremiah“ dirigierte er mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra 1944. Dafür erhielt er den New York Music Critics' Award. Seine Symphony Nr. 2 „The Age of Anxiety“ war eine Auftragsarbeit der Koussevitzky-Stiftung, die er diesem zu Ehren widmete („For Serge Koussevitzky, in tribute“). Die Premiere war 1949, mit dem Boston Symphony Orchestra unter Serge Koussevitzky und Bernstein am Klavier. Seine Symphony Nr. 3 „Kaddish“, die er 1963 komponierte, wurde erstmals vom Israel Philharmonic Orchestra aufgeführt. „Kaddish“ hat Bernstein dem Andenken John F. Kennedys gewidmet („To the Beloved Memory of John F. Kennedy“). Es folgten die Chichester Psalms (1965) ein dreiteiliges Chorwerk, bezogen auf hebräische Psalmentexte. Sein Musiktheater-Werk „Mass“ (Messe), ein Theaterstück für Sänger, Schauspieler und Tänzer – so der Untertitel des Werks – kam 1971 in Washington zur Uraufführung.[6] Es war ein Auftragswerk für die Eröffnung des John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington, DC.

Bernsteins Einakter-Oper Trouble in Tahiti (Premiere 1952) geriet für eine Oper zu kurz, sodass er sie als Szene 2 und 4 im zweiten Akt seiner neuen Oper A Quiet Place einbaute. Die Uraufführung von A Quiet Place war am 17. Juni 1983 in der Houston Grand Opera, Houston.[7]

Das Musical 1600 Pennsylvania Avenue benannte er nach der Adresse des Weißen Hauses in Washington, wo auch die Handlung spielt. Es sollte eine künstlerische Antwort auf die Nixon-Ära und Watergate-Affäre sein. Es war ein Versuch, Amerikas „Patriotismus in seiner Bigotterie aufzuzeigen, mit dem Hinweis, dass die (Rassen-)Freiheit noch nicht überall angekommen war“. Doch das Musik-Drama konnte für das damalige Publikum nicht überzeugend genug die Gegensätze darstellen zwischen dem Alltag der Präsidenten, ihrer First Ladies und dem Leben von deren schwarzer Dienerschaft. Bernstein hatte vier Jahre an dem Werk gearbeitet (1972–1976) und schrieb dafür mehr Musik als für jede andere Komposition (Libretto: Alan Jay Lerner). Die Voraufführung in Philadelphia war ein Misserfolg und zudem wurde er als „Rassist“ beschimpft. Auch die Aufführung in New York musste bereits nach einer Woche abgesetzt werden. Der einzige Hit des Musicals war „Take Care of This House“, ein Chor, der zu Präsident Jimmy Carters Amtseinführungs-Gala im Januar 1977 vorgetragen wurde. Später stellte Bernstein dann aus verschiedenen Szenen des Musicals „A White House Cantata“ zusammen. Bernsteins Erben wollen jetzt das Musical wieder aufleben lassen, da nach Meinung der Tochter die Zeit damals noch nicht reif dafür war.[8]

Seine Fernsehreihe Young People’s Concerts (Konzerte für junge Leute) mit dem New York Philharmonic Orchestra, waren einflussreiche Beiträge zur musikalischen Bildung. Zwischen 1958 und 1972 leitete Bernstein (mit einigen Unterbrechungen) insgesamt 53 Konzerte. Mit seinem Charisma, seiner großen Sprachbegabung und seinem Humor konnte er gleichermaßen Kinder wie Erwachsene fesseln. Mit Werken der klassischen Musik erläuterte er Grundbegriffe wie etwa Tonart, Melodie, Modi und Impressionismus oder stellte Komponisten und Werke vor (Gustav Mahler, Beethovens Fidelio, Sibelius). Mit ähnlicher Absicht agierte er schon von 1954 bis 1958 in seinen Beiträgen für die amerikanische Fernsehserie Omnibus, in der er ebenfalls musikalische Werke und Themen vorstellte.[9][10]

1973 hielt Leonard Bernstein auf Einladung der Harvard-Universität die sechsteilige Vorlesungsreihe The Unanswered Question, in der er über die Grundlagen der Musik in Analogie zur linguistischen Forschung Noam Chomskys sprach. Der Titel war eine Anspielung auf das gleichnamige Werk des US-amerikanischen Komponisten Charles Ives.

Deutschland

Leonard Bernstein dirigierte sein erstes Konzert in Deutschland bereits im Jahr 1948. Viele amerikanische Künstler und Musiker wie Artur Rubinstein oder Isaac Stern boykottierten seit der Reichspogromnacht 1938 Auftritte in Deutschland. Leonard Bernstein allerdings hat im Alter von 29 Jahren, auf Einladung von Generalmusikdirektor Georg Solti, als erster amerikanischer Dirigent nach dem Zweiten Weltkrieg das Bayerische Staatsorchester im Prinzregententheater in München geleitet. Er leitete eine Sinfonie von Roy Harris, eine C-Dur Sinfonie von Schubert sowie vom Klavier aus das Klavierkonzert von Maurice Ravel. Bereits nach kurzer Zeit hatte er das Orchester, das ihm gegenüber anfangs voreingenommen war, von sich überzeugt, so dass Bernstein das Konzert in einem Brief an Helen Coates als „vollen Erfolg“ bezeichnete.[11] Einen Tag später, am 10. Mai 1948 spielte der jüdisch-amerikanische Dirigent mit 20 Holocaust-Überlebenden und 10.000 Lagerinsassen im Publikum in den Konzentrationslagern Feldafing und Landsberg.[12]

Sein erstes Konzert in Berlin dirigierte er im Rahmen der Berliner Festwochen im Jahr 1959. Bei einer sechswöchigen Tournee des New York Philharmonic Orchestra durch 13 Länder leitete der US-amerikanische Dirigent 1959 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges auch Konzerte in der Sowjetunion sowie in Frankreich, Norwegen, Italien und Deutschland.[13] Am 1. Oktober 1959 dirigierte Bernstein zum ersten Mal in Berlin und leitete unter anderem die Ouvertüre Le carnaval romain von Berlioz sowie das Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, das er vom Flügel aus leitete.[14] Dieses Konzert wird als Beginn einer bis an sein Lebensende bestehenden freundschaftlichen Verbundenheit mit Berlin gewertet.

Am 19. Januar 1971 vereinbarte Bernstein mit der deutschen Filmproduktionsfirma Unitel, dass diese nahezu alle zukünftigen Dirigate von Leonard Bernstein aufnehmen sollte.[15] Zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren wurden von Unitel nahezu 200 Musikfilme produziert, darunter Sinfonien von Mahler, Brahms, Beethoven, Schumann sowie Kompositionen von Haydn oder Mozart.[16]

Leonard Bernstein (1985)
Leonard Bernstein (1987)

Im Jahr 1981 leitete Bernstein das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dirigierte Wagners Tristan und Isolde in Münchens Herkulessaal; Gesangssolisten waren unter anderem Hildegard Behrens und Peter Hoffmann. Bernstein hielt Tristan und Isolde für ein zentrales Werk der Musikgeschichte und fügte hinzu, dass er viel Zeit seines Lebens damit verbracht habe, dieses auf Deutsch zu lesen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Die Aufnahmen des Musikdramas wurden im Januar, Mai und November 1981 jeweils separat als Konzerte aufgenommen und direkt im Fernsehen ausgestrahlt sowie später als Audioaufnahme bei Philips veröffentlicht. Karl Böhm, der als einer der bekanntesten Wagnerkenner galt und selbst Tristan und Isolde dirigiert hatte, meinte zu Bernsteins deutlich langsamerer Interpretation des Dramas, dass dieses so gespielt worden sei, als ob es Wagner dirigiert hätte.[17]

Ebenfalls 1981 vertonte Bernstein einen Text von Günter Kunert für eine Olympische Hymne anlässlich eines Kongresses des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Baden-Baden. Bernsteins Hymne eröffnete den Kongress am 23. September 1981 mit dem Baden-Baden Jugendchor und dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden. Dirigiert wurde die Hymne von David Shallon.[18]

1987 gründete er gemeinsam mit Justus Frantz die internationale Orchesterakademie (heute: Schleswig-Holstein Festival Orchestra) des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Damit wollte er jungen, talentierten Nachwuchsmusikern die Möglichkeit geben, von international anerkannten Künstlern zu lernen. Dieses Klassik-Festival wurde ein Jahr zuvor von dem deutschen Pianisten Justus Frantz ins Leben gerufen und findet alljährlich zwischen Juni und August in Norddeutschland statt. Bernstein war seitdem auch an der allgemeinen Planung des Festivals beteiligt.

Als eine seiner letzten Produktionen dirigierte Leonard Bernstein am 23. und 25. Dezember 1989 auf eine spontane Einladung von Justus Frantz hin in Berlin Beethovens 9. Sinfonie (in der Philharmonie und im Konzerthaus, damals noch Schauspielhaus genannt). Das Konzerthaus, das im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört und später aufwendig wiederhergestellt worden war, lag nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Grenze am Checkpoint Charlie entfernt. Bernstein ließ für diesen besonderen Anlass Musiker aus West- und Ost-Deutschland sowie aus den vier Besatzungsmächten Amerika (New York Philharmonic Orchestra), Russland (Kirow Theatre Orchestra aus Leningrad), Frankreich (Orchestre de Paris) und Großbritannien (London Symphony Orchestra) gemeinsam auftreten.

Für die Feierlichkeiten anlässlich des Falls der Berliner Mauer ließ Bernstein im vierten Satz Freiheit statt Freude singen. Damit machte er aus der Ode an die Freude eine Ode an die Freiheit. „Ich bin sicher, Beethoven würde uns zustimmen“, so Bernstein.[19] Das Konzert wurde in über 20 Ländern im Fernsehen übertragen und sein Biograph Humphrey Burton kommentierte für CBS, die ganze Welt beobachte die Euphorie Berlins und Bernstein stelle als amerikanischer Jude das Herz der Feierlichkeiten dar.[20]

Österreich

Im großen Sendesaal des Funkhauses Wien fand im April 1963 die erste Aufführung von Leonard Bernsteins Musical Candide in deutscher Sprache statt. In der Rundfunkbearbeitung und Regie von Marcel Prawy mit dem Orchester und Chor des ORF unter der musikalischen Leitung von Samuel Krachmalnick lasen unter anderem die Burgschauspieler Blanche Aubry und Heinrich Schweiger Voltaires Novelle; es sangen Mimi Coertse und Rudolf Christ.

Im Jahre 1959 trat Leonard Bernstein erstmals bei den Salzburger Festspielen auf, 1966 debütierte er an der Wiener Staatsoper mit Falstaff, in den folgenden Jahren leitete er hier Aufführungen von Der Rosenkavalier und Fidelio. Im Rahmen dieses Aufenthalts in Wien nahm Bernstein außerdem eine Oper für Columbia Records auf sowie sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern. Er dirigierte Mahlers Das Lied von der Erde mit Dietrich Fischer-Dieskau und James King. Dieser sowie weitere Auftritte Bernsteins mit den Wiener Philharmonikern hatte die Bindung zwischen Bernstein und dem Orchester gefördert und intensiviert. Bernstein hat von 1967 bis 1976 sämtliche Sinfonien von Mahler dirigiert, die alle von Unitel Classica aufgezeichnet worden sind. Im Jahr 1970 hat Bernstein anlässlich des 200. Geburtstags von Beethoven ein 90-minütiges Programm in und um Wien drehen lassen. 1978 kehrte Bernstein noch einmal nach Wien zurück, um an der Wiener Staatsoper Otto Schenks Fidelio-Inszenierung neu zu beleben.

Zeitlebens bestand eine freundschaftliche Rivalität zu Herbert von Karajan, so leitete Bernstein auch im Herbst 1989 die Gedenkstunde für Herbert von Karajan im Wiener Musikverein.

Bernstein war bereits für das Dirigat des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker 1992 vorgesehen, dem jedoch sein Tod zuvorkam.

Abschied

Grab von Leonard Bernstein auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, NYC, (Grablage40.65703-73.989338)

Seine letzte große Konzertreise führte ihn 1990 durch Japan. Jedoch musste er diese Tournee aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen. Gesundheitlich schon sichtlich angeschlagen dirigierte Bernstein am 19. August 1990 das Boston Symphony Orchestra in Tanglewood. Diese Aufnahme der Four Sea Interludes von Benjamin Britten und der 7. Sinfonie in A-Dur von Beethoven wird als sein Final Concert bezeichnet. Diese 7. Sinfonie enthält auch einen Trauermarsch, der im Nachherein fast eine symbolische Bedeutung dadurch gewann, dass er während des Konzerts einen Schwächeanfall erlitt. Mit enormer Kraftanstrengung dirigierte er die letzten Takte und verabschiedete sich mit den Worten "It´s over."[21] Noch im Oktober gab er dann bekannt, dass er sich auf Grund der angeschlagenen Gesundheit vom Dirigieren zurückziehen und sich nur noch dem Komponieren widmen werde.

Am 14. Oktober 1990 starb Bernstein 72-jährig an akutem Herzversagen infolge eines Emphysems und einer Krebserkrankung.[22] Seine Freunde legten ihm einen Taktstock, ein Stück Bernstein und die Partitur von Gustav Mahlers 5. Sinfonie mit in den Sarg – weil er gerade diese in seinem Musikerleben so meisterhaft beherrscht habe. Das Grab befindet sich auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, New York City.

Aus Anlass seines 100. Geburtstages fanden weltweit Veranstaltungen statt. Insgesamt wurden in diesen Tagen 2.000 Termine zur Würdigung Leonard Bernsteins gezählt.

Privatleben

Bernstein heiratete am 9. September 1951 die aus Chile stammende Schauspielerin Felicia Montealegre, sie hatten drei Kinder: Jamie Anne Maria (* 1952), Alexander Serge Leonard (* 1955) und Nina Maria Felicia (* 1962).[23] Bernstein war ein liebevoller Vater, doch gleichzeitig in der Musikwelt für seine Promiskuität bekannt. Das Paar trennte sich Mitte der 1970er-Jahre, als seiner Frau bekannt wurde, dass er homosexuelle Beziehungen hatte. Nach der Trennung lebte Bernstein mit Tom Cothran zusammen. Nachdem bei seiner Frau Lungenkrebs diagnostiziert worden war, kehrte er noch einmal zu ihr zurück und blieb bis zu ihrem Tod im Juni 1978.[24]

Auf einer Geburtstagsfeier Aaron Coplands im Jahr 1979 erklärte Bernstein ihn in seiner öffentlichen Grußansprache zu „meinem ersten Freund in New York, meinem Meister, meinem Vorbild, meinem Weisen, meinem Therapeuten, meinem Führer, meinem Berater, meinem älteren Bruder, meinem geliebten Freund.“ Copland war bisexuell.[25]

Freundschaftlich verbunden war „Lenny Bernstein“ unter anderem mit Helmut und Loki Schmidt.[26]

Werke

Leonard Bernstein bei der Orchesterprobe in der Albert Hall, 1973

Orchesterwerke

  • Sinfonien
  • Chichester Psalms (1965) (mit Soli und Chor)
  • Fancy Free
  • Dybbuk, Suite für Orchester
  • Slava: Eine politische Ouvertüre
  • Serenade über Platons Symposium
  • Divertimento for Orchestra (Auftragswerk für das Boston Symphony Orchestra, 1980)
  • Halil (Nocturne für Soloflöte, Streichorchester und Schlagwerk)
  • Prelude, Fugue and Riffs für Soloklarinette und Jazzensemble (1949)[27]

Bühnenwerke

Musicals

Kammermusik

  • Klaviertrio (1937)
  • Klarinettensonate (1941/1942)
  • Brass music (1959)

Klaviermusik

  • Sonate (1938)
  • Touches – Chorale, Eight Variations and Coda (1983)
  • mehrere Miniaturen genannt Anniversaries

Filmmusik

Andere Werke

  • [Wikipedia:[Mass (Bernstein)|Mass]]
  • Lieder: Peter Pan
  • Lied in: The Madwoman of Central Park West
  • Liederzyklus: I Hate Music
  • Liederzyklus: La bonne cuisine (gesungene Kochrezepte)
  • Elegy for Mippy II für Soloposaune
  • Songfest

Bücher

  • The Joy of Music, (dt.: Freude an der Musik)
  • Young People's Concerts. Deutsche Ausgabe: Konzert für junge Leute. Die Welt der Musik in 15 Kapiteln. Omnibus, München 2007, ISBN 978-3-570-21827-3.
  • The Infinite Variety of Music, 1967, 5 Fernsehmanuskripte, 4 Symphonie-Analysen (dt.: Von der unendlichen Vielfalt der Musik, 1975)
  • The Unanswered Question, 1976, 6 Harvard-Vorlesungen, (dt.: Musik – die offene Frage, 1982)
  • Findings, 1982, 42 kürzere Texte 1935–73, (dt.: Erkenntnisse, 1990)

Siehe auch

Literatur

chronologisch

  • Joan Peyser: Leonard Bernstein: die Biographie eines Musikgenies. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-04626-9.
  • Enrico Castiglione: Ein Leben für die Musik. Gespräche mit Leonard Bernstein. Henschel Verlag, Berlin 1993, ISBN 978-3-89487-182-6.
  • Humphrey Burton: Leonard Bernstein. Knaus, München 1994, ISBN 3-8135-0217-1.
  • Meryle Secrest: Leonard Bernstein. A Life. Knopf, New York 1994, ISBN 0-679-40731-6.
  • Peter Gradenwitz: Leonard Bernstein: 1918–1990; unendliche Vielfalt eines Musikers. Atlantis, Zürich 1995, ISBN 3-254-00174-5.
  • Thomas R. Seiler: Leonard Bernstein. Die letzten zehn Jahre. Ein fotografisches Portrait. Edition Stemmle, Zürich 2000, ISBN 978-3-908161-97-4.
  • Barry Seldes: Leonard Bernstein. The political life of an American musician. University of California Press, Berkeley (California) 2009, ISBN 978-0-520-25764-1.
  • Jonathan Cott: Dinner with Lenny. The Last Long Interview with Leonard Bernstein. Deutsche Übersetzung von Susanne Röckel. Titel: Leonard Bernstein. Kein Tag ohne Musik. C. Bertelsmann, München 2012, ISBN 978-3-570-58037-0.
  • Alexander Niemeyer: Musik und Gedächtnis bei Ernest Bloch und Leonard Bernstein: Kultursemiotische und unterrichtsdidaktische Studien zum erinnerungskulturellen Potential von Musik. Dissertation an der Universität Paderborn 2014, S. 391–663.
  • Sven Oliver Müller: Leonard Bernstein. Der Charismatiker. Reclam, Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-011095-9.
  • Jamie Bernstein: Famous father girl : a memoir of growing up Bernstein, New York, NY : Harper, an imprint of HarperCollinsPublishers, [2018], ISBN 978-0-06-264135-9
  • Paul R. Laird: Leonard Bernstein, London : Reaktion Books, 2018, ISBN 978-1-78023-910-1

Dokumentarfilme

  • Leonard Bernstein: Reflections. Dokumentarfilm, USA, 1978, 52 Min., Buch und Regie: Peter Rosen, Produktion: Peter Rosen Productions, DVD-Ausgabe: 2009, deutsche Erstsendung: 16. März 2010 bei 3sat, Inhaltsangabe von ARD, Vorschau, 3:08 Min. Gespräch mit Bernstein in dessen Wohnung am Central Park, ergänzt mit Proben- und Konzertaufnahmen in der Carnegie Hall und in Tel Aviv.
  • Leonard Bernstein Conducts West Side Story. (Alternativtitel: Leonard Bernstein: The Making of „West Side Story“.) Konzertprobe, Großbritannien, Deutschland, 1985, Fernsehfassung: 55 Min., DVD: 89 Min., Produktion: BBC, Unitel, Inhaltsangabe von ARD. Über Leonard Bernsteins erste eigene Tonträger-Einspielung der West Side Story mit Kiri Te Kanawa als Maria, José Carreras als Tony und Tatiana Troyanos als Anita, online-Video.
  • Bernstein Story. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 45:00 Min., Buch und Regie: Georg Wübbolt, Produktion: Bernhard Fleischer Moving Images, 3sat, ZDF, Erstsendung: 10. Oktober 2015 bei 3sat, Inhaltsangabe von 3sat und von ARD, Porträt zum 25. Todestag Leonard Bernsteins.
  • Leonard Bernstein – Das zerrissene Genie. Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 52:38 Min., Buch und Regie: Thomas von Steinaecker, Produktion: 3B-Produktion, SRF, Unitel, ZDF, arte, Erstsendung: 19. August 2018 bei arte, Inhaltsangabe von ARD] online-Video aufrufbar bis zum bis 16. November 2018.

Weblinks

Commons: Leonard Bernstein - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Aufnahmen

Einzelnachweise

  1. On the Town (1944). In: leonardbernstein.com, aufgerufen am 20. August 2018.
  2. West Side Story (Film) 1961. In: IMDb.
  3. Video: Leonard Bernstein: Wonderful Town: Overture – Conductor: Daniel Parkinson. In: YouTube.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 4,9 Thomas Scherer: Lebenslauf von Leonard Bernstein. (Memento vom 23. Januar 2015 im Internet Archive). In: klassika.info, 1. Mai 2004.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 A Leonard Bernstein Timeline. In: leonardbernstein.com, (englisch).
  6. Bernsteins „Mass“ beim OsterKlang. In: ORF, 14. April 2011.
  7. Anthony Tommasini: A Family’s Misery, a Composer’s Moment. In: The New York Times, 28. Oktober 2010, Besprechung einer Aufführung von 2010 in New York City, (englisch).
  8. Kate Taylor: A Bernstein Musical Revived — in Part By. In: The New York Sun, 11. März 2008.
  9. Biografie Leonard Bernstein. In: www.universal-music.de. 16. August 2005, abgerufen am 26. August 2018.
  10. Leonard Bernstein: Omnibus. The Historic TV Broadcasts on 4 DVDs. E1 Entertainment, 2010. ISBN 1-4172-3265-X.
  11. Letter from Leonard Bernstein to Helen Coates, 1948. In: Library of Congress, aufgerufen am 20. August 2018.
  12. Anette Unger: Was heute geschah – 9. Mai 1948: Bernstein gibt sein erstes Konzert in Deutschland. In: BR-Klassik, 7. Mai 2016.
  13. New York Philharmonic | Search Results. Abgerufen am 1. Februar 2018.
  14. New York Philharmonic Leon Levy Digital Archives: GERMANY New York Philharmonic Program (ID: 2730), 1959 Oct 01. Juni 1959, abgerufen am 1. Februar 2018 (english).
  15. Leonard Bernstein: Hall of Fame Tribute. In: Television Academy / emmys.com, aufgerufen am 20. August 2018.
  16.  Jack Gottlieb: Leonard Bernstein: August 25, 1918 – October 14, 1990: a complete catalog of his works: celebrating his 80th birthday year, 1998–99. [3rd ed.] Auflage. Leonard Bernstein Music Pub. Co., [New York] 1998, ISBN 0-913932-82-5, S. 15.
  17.  Humphrey Burton: Leonard Bernstein. 1st ed Auflage. Doubleday, New York 1994, ISBN 0-385-42345-4, S. 462.
  18. Olympic Hymn (1981). In: leonardbernstein.com, aufgerufen am 20. August 2018.
  19. Miquel Cabruja: Beethoven, Ludwig van – Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125. Auf immer mit der Geschichte verbunden. In: klassik.com, 13. Februar 2010.
  20. Leonard Bernstein’s ‘Ode to Freedom’. In: WQXR, 9. November 2009, aufgerufen am 20. August 2018.
  21. Eva Stratmann, Musik ist mein Leben. Und mein Leben ist die Musik", Concert vom Juli und August 2018
  22. Humphrey Burton: Leonard Bernstein. Knaus, München 1994, S. 696.
  23. Fotos von Familie Bernstein. In: eilatgordinlevitan.com.
  24. Jesse Monteagudo: Leonard Bernstein: A Divided Life. In: gaytoday.com, 1997.
  25. Bernstein-Biografie. In: Boosey & Hawkes, (deutsch).
  26. Helmut Schmidt: Zum 70. Geburtstag von Leonhard Bernstein am 25. August 1988. In: Gitarre & Laute, Band 10, Heft 6, 1988, S. 35 f.
  27. Prelude, Fugue and Riffs (1949). In: The Leonard Bernstein Office, Inc., aufgerufen am 20. August 2018.


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