Metis (Mythologie)

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Metis (altgriech. Μῆτις Mḗtis, deutsch ‚kluger Rat‘) ist in der griechischen Mythologie eine Okeanide und die erste Geliebte des Zeus. Philosophisch steht Metis für den Scharfsinn, der als „praktisches, komplexes, implizites Wissen“ von den drei anderen Wissensformen episteme, techne und phronesis unterschieden wird.[1]

Mythos

Wie die Göttin Nemesis verstand es auch Metis, sich in vielerlei Gestalten zu verwandeln und so Zeus lange Zeit zu widerstehen, als dieser sie zur Geliebten wollte. Zeus zeugte mit ihr schließlich die Athene, fraß die schwangere Metis aber auf: Ein Orakel hatte ihm geweissagt, eine Tochter der Metis wäre ihm gleichrangig, ein Sohn würde ihn stürzen. Nach mehreren Erzählungen gebar Zeus die Tochter, indem ihm Hephaistos mit einem Hammer oder Doppelbeil auf den Kopf schlug. Aus dem gespaltenen Kopf sprang Athene mit weit hallendem Schlachtruf, in voller Rüstung und mit ihrem spitzen Wurfspeer bewaffnet hervor. Ein zweites Kind – ein Sohn, mit dem Metis gleichzeitig schwanger war – wurde nicht befreit, blieb ungeboren und unbenannt. Dass Zeus Metis verschlungen hat, macht ihn somit selbst zum „Gott des klugen Rates“.

Bei Michael Köhlmeier ist eine Variante nachzulesen, in der Metis sich in alle möglichen pflanzlichen und tierischen Formen verwandelte, um dem ihr nachstellenden Zeus zu entkommen. Als sie sich jedoch in eine Fliege verwandelte, fing Zeus sie ein und verschluckte sie. Sie kroch durch seine Adern und wurde erst in ihm befruchtet. Die schwangere Metis kroch in seinen Kopf. Zeus bekam Schmerzen, denn die Leibesfrucht drückte gegen seinen Schädel. Deshalb wurde Hephaistos gerufen.[2]

Es wird gesagt, dass Metis die Meistwissende unter Göttern und Menschen gewesen sei. Karl Kerényi verweist auf Fragmente von Chrysippus Stoicus, in denen sie sogar als die „Bewirkerin aller gerechten Dinge“ bezeichnet wird.[3] Sie ist Tochter des Okeanos und der Tethys und damit eine der 3000 Okeaniden. Nach der Bibliotheke des Apollodor half sie Zeus, seine Geschwister zu befreien, die Kronos verschlungen hatte, indem sie ihm ein Mittel (Salzwasser oder auch Wasser mit Senfpulver) gab (oder nur den Rat dazu), nach dessen Einnahme Kronos seine verschlungenen Kinder wieder erbrach.

Astrologisch wird Metis mit dem Planeten Merkur[4] assoziiert.

Literatur

  • Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Die Götter- und Menschheitsgeschichten. dtv, ISBN 3-423-30030-2
  • Harald Atmanspacher: Die Vernunft der Metis: Theorie und Praxis einer integralen Wirklichkeit, J.B. Metzler Verlag 1993, ISBN 978-3476008848, eBook ASIN B071HKZGMF

Weblinks

Commons: Metis (mythology) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • Metis im Theoi Project (engl.)

Einzelnachweise

  1. Birgit Renzl: Zentrale Aspekte des Wissensbegriffs – Kernelemente der Organisation von Wissen, in: Boris Wyssusek (Hg.): Wissensmanagement komplex: Perspektiven und soziale Praxis, Berlin 2003, S. 27–42, hier S. 32.
  2. Michael Köhlmeier: Das große Sagenbuch des klassischen Altertums. Piper Verlag, München. 2002, 5. Aufl. 2004. Seite 85–86 ISBN 3-492-23804-1
  3. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen, Band 1. dtv, München. 1966, 24. Aufl. 2007, S. 96, ISBN 978-3-423-30030-8
  4. Pantheon (engl.)


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