Montsalvatsch

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Auf Montsalvatsch, dem Berg des Heils, im Norden Spaniens in den Pyrenäen soll von dem hohen Eingeweihten Titurel die Gralsburg mit dem Tempel für den Heiligen Gral errichtet worden sein, behütet von der Gemeinschaft der Gralshüter, der Tempeleisen. Diese Bezeichnung für die Gralsritter ist wohl nicht zufällig gewählt und steht im engen Zusammenhang mit den Rittern des später gegründeten Templerordens[1]. Munsalvaesche (auch Munsalwäsche, okzitanisch Montsalvasch, „Heilsberg“, oder Montsauvage, „Wilder Berg“) nennt Wolfram von Eschenbach die Gralsburg in seiner Parzival-Dichtung.

„Die Tempelritter hatten aus dem Orient die Einweihungsweisheit des heiligen Gral herübergebracht nach dem Berge des Heils, Mons salvationis, der Einweihungsstatte des Christentums. Eine Einweihungszeremonie wies direkt hin auf die Zukunft des ganzen Menschengeschlechtes. Es wurde gesagt: Eine Zeit wird kommen, da wird das Christentum eine neue Phase erleben. - Der Fortgang der menschlichen Geisteskultur wurde von jeher bewußt nach dem Fortgang der Sonne bezeichnet. Vor dem Jahre 800 vor Christus ging die Sonne während circa 2200 Jahren durch das Sternbild des Stieres. Da verehrte man drüben in Asien als das Göttliche den Stier. Noch vorher wurden aus demselben Grunde in Persien die Zwillinge verehrt: Gutes und Böses, die Dualität. Um 800 vor Christus trat die Sonne in das Zeichen des Widders oder Lammes. Darauf weist hin die Sage von Jason und dem goldenen Vlies. Christus nennt sich selbst das Lamm Gottes, weil er in diesem Zeichen erschien. [Heute steht die Sonne im Zeichen der Fische.] Die Tempelritter weisen hin auf das nächste Sternbild; die Sonne wird dann eintreten in das Sternbild des Wassermannes. Da wird das Christentum erst wirklich aufgehen, das Heidentum verbunden mit dem Christentum sein. Diese Kultur wird einen neuen Johannes auferwecken. Dieser Zeitpunkt tritt ein, wenn die Sonne im Zeichen des Wassermannes stehen wird. Johannes heißt Wassermann; er wird der Verkünder sein einer neuen Zeit des Christentums. Man sagt, die Tempelritter hätten auf Johannes den Täufer hingewiesen, nicht auf Christus. Aber der Johannes, von dem sie reden, ist der Wassermann.“ (Lit.:GA 92, S. 156f)

Die durch Titurel eingeweihten Geistesschüler wurden in gewissem Sinn alle «Parzival» genannt. In diesen gotischen Mysterien, wie sie Rudolf Steiner auch nennt, sollte das esoterische Wissen um die Mysterien des Brotes und des Blutes Christi bewahrt werden, das äußerlich im 4. Jahrhundert n. Chr. schon weitgehend verloren gegangen war und im frühen 8. Jahrhundert unter dem Ansturm des nach Spanien vordringenden Arabismus endgültig zu verschwinden drohte.

"Das zeigt sich dann am intensivsten in dem Umschwung im 4. nachchristlichen Jahrhundert. Da schwindet allmählich alles nach Asien zurück, was ein tieferes Erfassen des Christentums gebracht hätte, was einen Kultus hätte bringen können, welcher den Christus als den Triumphierenden hätte ansehen können, nicht bloß als denjenigen, der unter den schweren Lasten des Kreuzes hinuntersinkt und dessen Triumphieren man nur ahnen kann hinter dem Kruzifixus. Es handelte sich für das Abendland bei diesem Zurückflutenlassen der Weisheit und des alten Zeremonialdienstes um die Befestigung zunächst des Ichs. Aus der robusten Kraft der nordischen Barbarenvölker ging hervor dasjenige, was die Kraft dieser Befestigung des Ichs im irdischen Organ des Menschen sein sollte. Und während sich das vollzog in den Gegenden der Donauländer, in denen, die etwas südwärts davon waren, im Süden Europas, im Westen Europas, verpflanzte sich nun vom Orient herüber in anderen Gestalten, als was früher orientalische Weisheit war, der Arabismus. Der Arabismus pflanzte sich nach Spanien hinein fort, und man sah den Südwesten Europas überflutet von einer phantastischen Verstandeskultur, die es in der äußeren künstlerischen Welt nur bis zu der Arabeske brachte, die es nicht bis zu einem Durchdringen des Organischen mit dem Geistig-Seelischen brachte. So war Europa erfüllt auf der einen Seite von der Erzählung des rein Tatsächlichen in bezug auf die Kultushandlungen, so war es auf der anderen Seite erfüllt mit einer abstrakt phantastischen Wahrheit, Weisheit, mit demjenigen, was dann filtriert die reine Verstandeskultur bildete und was über Spanien nach Europa hereinkam.

Innerhalb dieser Welt, in welcher also nur die rein auf das Äußerliche bezüglichen Erzählungen von den Ereignissen in Palästina lebten, in welcher nur das lebte, was an phantastischer Verstandesweisheit durch den Arabismus gekommen war, in dieser Welt tauchten auch einzelne Menschen auf - einzelne gibt es ja immer wieder und wiederum innerhalb des Gros der Menschheit -, denen etwas aufging von dem, wie eigentlich die Sache war. Es stieg in ihrer Seele auf, daß es ja ein großes christliches Geheimnis gibt, für das die höchste Weisheit nicht hoch genug ist, um es in seiner ganzen Bedeutung zu durchdringen, für das das intensivste Fühlen nicht stark genug ist, um dafür einen Zeremonialdienst auszubilden, daß eben von dem Kreuz von Golgatha etwas ausging, was mit höchster Weisheit und kühnstem Gefühle erfaßt werden müsse. Das ging in einzelnen Menschen auf. Und ihnen stieg so etwas auf, wie die bedeutsame Imagination: In dem Brote des Abendmahles war etwas vorhanden wie eine Synthesis, wie eine Zusammenfassung der Kraft des äußeren Kosmos, der mit alledem, was aus dem Kosmos an Kräfteströmung herunterkommt auf die Erde, diese Erde durchdringt, aus dieser Erde hervorzaubert die Vegetation; dann wird dasjenige, was da aus dem Kosmos der Erde anvertraut wird, was dann aus der Erde hervorquillt, zusammengefaßt synthetisch im Brote und konstituiert den menschlichen Leib.

Und etwas anderes noch ging durch alle Nebel, möchte ich sagen, die sich hinübergezogen haben über die alten Traditionen, etwas anderes ging auf diese europäischen Weisen über, etwas, was ja allerdings im Orient seinen Ursprung genommen hat, was aber eben durch die Nebel durchdrang und von einzelnen verstanden wurde. Das war das andere Mysterium, das sich an das Mysterium des Brotes anreihte, das Mysterium von der heiligen Schale, in welcher Joseph von Arimathia aufgesammelt hat das herunterträufelnde Blut des Christus Jesus, das war die andere Seite des Weltengeheimnisses. Wie im Brote zusammengenommen ist alles dasjenige, was der Extrakt des Kosmos ist, so ist im Blute zusammengenommen alles dasjenige, was der Extrakt der menschlichen Natur und Wesenheit ist, in Brot und Blut, wofür ja der Wein nur das äußere Symbolum sein sollte, in Brot und Blut drückte sich das aus für diese europäischen Weisen, die wirklich wie aus geheimnisvollen Mysterienorten sich herausentwickelt hatten, weit hinausragend über das Gros der europäischen Bevölkerung, das nur die Tatsachen von Palästina hören konnte und das, wenn es zur Gelehrsamkeit heranwuchs, nur sich allmählich hineinfand in die abstrakte Phantastik des Arabismus. Bei diesen Menschen, die sich ebenso auszeichneten durch etwas, was wie eine reifste, überreife Frucht orientalischer Weisheit war und zugleich eine reifste Frucht europäischen Empfindens und Fühlens, bei ihnen entwickelte sich dasjenige, was sie nannten das Geheimnis des Grals. Aber, so sagten sie sich, auf der Erde ist nicht zu finden, was das Geheimnis des Grales ist.

Die Menschen sind gewohnt worden, einen Verstand zu entwickeln, wie er ja seine höchste Blüte trieb im Arabismus. Die Menschen sind gewohnt, nicht hinzuschauen auf den Sinn der äußeren Tatsachen, sondern lediglich sich diese äußeren Tatsachen ihrer sinnenfälligen Wirklichkeit nach erzählen zu lassen. Durchdringen muß man zu demjenigen, was in dem Geheimnis des Brotes ist, das ja in derselben Schale gebrochen worden sein soll durch den Christus Jesus, in der dann das Blut durch Joseph von Arimathia aufgefangen worden ist, welche Schale dann entrückt worden ist nach Europa, aber, wie die Sage sagt, so von Engeln über der Erdoberfläche, hoch oben über der Erdoberfläche gehalten wurde, bis Titurel kam, der diesem Gral, dieser heiligen Schale, dieser das Mysterium des Brotes und Blutes umfassenden Schale den Tempel auf dem Montsalvatsch schuf. In heiliger spiritueller Tempelstätte wollten schauen diejenigen, die auf diese Weise europäische Mysterienweise geworden waren, durch die Nebel der Abstraktion hindurch und durch die Nebel der reinen Tatsachenerzählungen hindurch das Geheimnis vom Gral, das Geheimnis vom Kosmos, das verschwunden war mit der ätherischen Astronomie, das Geheimnis vom Blute, das verschwunden war mit der alten medizinischen Anschauung. Wie die alte medizinische Anschauung übergegangen ist in abstraktes Denken, so ist übergegangen die alte ätherische Astronomie in abstraktes Denken. Das hatte sich in der höchsten Blüte zu einer bestimmten Zeit gerade durch die Araber in Spanien abgelagert. In diesem Spanien war es, wo man äußerlich unter den Menschen nicht finden konnte das Geheimnis des Grales. Da war nur abstrakte Verstandesweisheit. Bei den Christen war nur äußere Tatsachenerzählung, bei den Arabern, bei den Mauren phantastische Verstandesentwickelung. Und in Höhen nur über dieser Erde schwebte der Heilige Gral, und nur von denjenigen, denen von göttlichen Mächten dazu die Fähigkeiten gegeben wurden, konnte betreten werden dieser spirituelle Tempel, dieser Heilige Gral, dieser die Geheimnisse des Brotes und Blutes umschließende Tempel. Es ist kein Zufall, daß er gefunden werden sollte in Spanien, wo wirklich meilenweit aus dem, was die irdische Tatsächlichkeit bot, herausgeschritten werden mußte, wo durchbrochen werden mußten dornige Hecken, um vorzudringen zu dem spirituellen Tempel, welcher den Heiligen Gral umschloß.

Aus solchen gefühlsmäßigen Voraussetzungen heraus entwickelte sich die Anschauung des Heiligen Grals. Die unsichtbare Kirche, die übersinnliche Kirche, die doch aber auf Erden zu finden ist, das war es, was sich mit dem Mysterium des Grals umhüllte." (Lit.: GA 204, S. 84ff)

"Die Sage vom heiligen Gral besagt, daß die Schale mit dem gesammelten Blut von Golgatha von Engeln nach Europa gebracht wird. Titurel nimmt diese Schale in Empfang. Er erhält sie schwebend über den europäischen Landen, und erst nach Jahrhunderten ließ sich Titurel mit ihr aus geistigen Höhen auf die Erde herab und gründete auf dem Berg des Heils (Montsalvatsch) die Mysterienstätte des heiligen Gral. Das konnte er erst, nachdem einige Menschen reif waren dafür, das Geheimnis des Grals zu empfangen. Ein jeder, der zu dieser Einweihung reif war, wurde genannt ein Parzival.

Karl der Große, der aus dem Orient herkam - er war die Wiederverkörperung eines hohen indischen Adepten -, war ein Werkzeug der geistigen Individualität, die durch den Namen Titurel symbolisiert wird. Flore und Blanscheflur, Rose und Lilie genannt, werden in geistiger Beziehung Eltern Karls des Großen genannt. Sie standen wirkend über diesem Mysterium.[2]

Ein «Parzival» hatte durch lange Meditationen und Konzentrationen seine Seele von allen irdischen Wünschen und Selbstsuchten gereinigt. Er war ein Katharer und kam als solcher zu König Titurel. Indem er alle Kräfte, die er durch die langen Übungen erlangt hatte, anstrengte, gelang es ihm, sein höheres Ich herauszuheben. Er stand sich selbst gegenüber." (Lit.: GA 266a, S. 506f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. „Wolfram war in Jerusalem gewesen, hatte die Templer kennen gelernt und hat sie in seinem Epos zu den Hütern des Gral gemacht und damit zu denjenigen, die das Geheimnis des Gral kannten.“ (Lit.: Strelka, S. 52)
  2. Eine andere Aufzeichnung vermerkt hier: «Sie standen wirkend den Mysterien vor, in die Parzival später eindrang.»