Morula

Aus AnthroWiki
Embryo im Acht-Zell-Stadium
1 Morula, 2 Blastula

Die Morula (von lat. morum „Maulbeere“), auch als „Maulbeerkeim“ bezeichnet, ist ein kugelförmiger Zellhaufen aus 8 bis 32 Zellen (Blastomeren), der sich bei vielzelligen Tieren und beim Menschen im Frühstadium der Embryogenese ohne Volumszunahme, d. h. ohne Wachstum, durch Furchung aus der befruchteten Eizelle bildet. Dabei wird bereits die räumliche Differenzierung des späteren Organismus in die Dimensionen oben-unten, links-rechts und vorne-hinten veranlagt. Der nährstoffreiche Dotter sammelt sich am vegetativen Pol. Bereits im 8-Zellen-Stadium sind hier die Zellen deutlich größer als im gegenüber liegenden dotterarmen animalischen Pol. Die Morula entwickelt sich anschließend durch Blastulation zur Blastula (von griech. βλαστός blastos „Keim“, „Knospe“, „Spross“) weiter.

„Dass es sich bei der befruchteten Eizelle oder Zygote nicht um eine Zelle üblicher Art handelt, lässt sich schon an den ersten Entwicklungsvorgängen nach der Befruchtung ablesen. Diese stellen nämlich keineswegs mitotische Zellteilungen, sondern Furchungsteilungen dar. Furchungsteilungen unterscheiden sich von «normalen» Zellteilungen vor allem dadurch, dass sie ohne nachfolgende Wachstums- und Differenzierungsprozesse vonstatten gehen und zu einer exponentiellen Vermehrung der Furchungszellen führen. Exponentielle Teilungsvorgänge (1-2-4-8- 16 usw.) finden im Organismus sonst nur unter pathologischen Bedingungen statt, z.B. bei Tumoren (Krebs). Die Embryonalentwicklung beginnt also damit, dass sich die befruchtete Eizelle in zwei Hälften (zwei Furchungszellen) teilt, ohne dass weitere Differenzierungsschritte erfolgen. Tötet man z.B. bei Amphibien eine dieser Hälften ab, entwickelt sich aus der anderen nur eine Körperhälfte. Dies hat der berühmte Anstichversuch von Wilhelm Roux gezeigt. Hans Driesch hat aber dann später nachgewiesen, dass auch aus der übrigbleibenden Hälfte ein ganzer Organismus entstehen kann, und zwar dann, wenn man die beiden Furchungszellen voneinander trennt und ein wenig schüttelt. Die beiden Furchungszellen sind also im Hinblick auf ihr Entwicklungsschicksal noch nicht determiniert. Der Rouxsche Versuch zeigt aber, dass die erste Furchungsebene die spätere Medianebene des Körpers ist, also die Dimension des Rechts-Links festlegt. Die zweite Furchungsebene findet dann in einer Ebene statt, die zu der ersten senkrecht steht. Die dritte Furchungsebene schneidet wiederum senkrecht zu den beiden vorangegangenen Ebenen ein und grenzt damit im Anlagematerial z.B. bei den Amphibien den vegetativen Pol des Keims (Bauchseite) von dem animalen Pol (Rückenseite) ab. Die ersten drei Furchungsebenen gliedern also den Keim in fast mathematischer Weise in die drei Dimensionen des Raumes ein. Der «Raum» bleibt aber außen, er wird noch nicht verinnerlicht. Die weiteren Furchungsteilungen erzeugen dann immer kleinere Zellelemente, sodass schließlich ein Zellhaufen zustande kommt, der aber insgesamt nicht größer ist als die befruchtete Eizelle selbst. Es hat also noch kein Wachstum stattgefunden, sondern lediglich eine Aufteilung des Ausgangsmaterials in kleinere Einheiten. Das Endergebnis ist das sog. Maulbeerstadium (Morula).“ (Lit.: Rohen: Morphologie des menschlichen Organismus, S. 55)

Siehe auch

Literatur

  • Neil A. Campbell, Jane B. Reece, Lisa A. Urry, Michael L. Cain, Steven A. Wasserman, Peter V. Minorsky, Robert B. Jackson: Campbell Biologie, 10. Auflage, Pearson Studium 2015, ISBN 978-3-8632-6725-4, eBook ASIN B0181U7ANU
  • Kaspar Appenzeller: Die Genesis im Lichte der menschlichen Embryonalentwicklung, 2. Auflage, Zbinden Verlag 1989, ISBN 978-3859893825
  • Frits Wilmar: Vorgeburtliche Menschwerdung: Eine Betrachtung über die menschliche frühembryonale Entwicklung, 2. Auflage, J. Ch. Mellinger Verlag 1991, ISBN 978-3880690011
  • Johannes W. Rohen: Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners, 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
  • Johannes W. Rohen: Morphologie des menschlichen Organismus, 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
  • Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: Funktionelle Embryologie - Die Entwicklung der Funktionssysteme des menschlichen Organismus, 5. Aufl., Schattauer, September 2016, ISBN 978-3-7945-3219-3 (Print) ISBN 978-3-7945-9050-6 (eBook PDF) [1]