Mutterboden der Anthroposophie

Aus AnthroWiki

Der Mutterboden der Anthroposophie bildet nach Rudolf Steiner die notwendige gemeinsame geistige Grundlage und den innersten Lebensquell aller Unternehmungen, die aus der Anthroposophie herausgewachsen sind, wie z.B. Waldorfschulen, Waldorfkindergärten, heilpädagogische Einrichtungen, die anthroposophisch erweiterte Medizin und Heilmittelproduktion, Bewegungen für soziale Dreigliederung, die biologisch-dynamische Landwirtschaft, und ebenso auch alle durch Anthroposophie befruchteten Künste wie Sprachgestaltung und Schauspiel, Eurythmie, Malerei, Architektur, Design usw.

„Das ist es aber, um was es sich handelt: daß doch alle die einzelnen Unternehmungen herausgewachsen sind aus dem Mutterboden der Anthroposophie und man dessen eingedenk bleiben muß, daß man vor allen Dingen wirklich Anthroposoph bleiben muß, daß man dieses Zentrum nicht verleugnen darf, nicht verleugnen darf als Waldorfschul-Lehrer, nicht verleugnen darf als Mitarbeiter des Kommenden Tages, nicht verleugnen darf als Forscher, nicht verleugnen darf als Mediziner, daß man niemals auch nur im Entferntesten auf die Gesinnung kommen soll, zu sagen: Ich habe für die allgemeinen anthroposophischen Angelegenheiten keine Zeit. Sonst könnte zwar eine Zeitlang in jeder dieser Unternehmungen Leben sein, weil die Anthroposophie als solche wirklich Leben enthält und geben kann, aber es könnte dieses Leben nicht auf die Dauer unterhalten werden. Es würde versiegen auch für die einzelnen Unternehmungen.“ (Lit.:GA 257, S. 84)

„Naturforscher wie Du Bois-Reymond und ähnliche sprechen davon, daß, wo das Übersinnliche beginne, Wissenschaft aufhören müsse. Ich habe schon in einem früheren Vortrage auf den Irrtum hingedeutet, der da zutage tritt. Wodurch ist er entstanden? Man hat zwar gefühlt - und Du Bois-Reymond fühlt es recht deutlich -, daß das menschliche Wesen in einem Geistigen wurzelt. Aber dieses Geistige muß erst durch Ausbildung von geisteswissenschaftlichen Methoden als der Boden erkannt werden, aus dem das Seelische des Menschen fließt. Habe ich einen Baum vor mir und sehe, wie seine Wurzeln in den Boden hineinreichen, so kann ich vielleicht ungehalten darüber sein, daß er mir den Anblick seiner Wurzeln entzieht, und ich will den Baum übersichtlich haben. Die heutige Wissenschaft will die Dinge übersichtlich machen, indem sie dasjenige ins Auge faßt, was sinnlich anschaubar ist; denn das Wurzelhafte im geistigen Boden entzieht sich ihr. Die Wissenschaft macht es wie jemand, der, um einen Baum übersichtlich, anschaulich vor sich zu haben, ihn aus dem Boden herausreißt oder herausgräbt. Er hat ihn dann übersichtlich vor sich, aber der Baum verdorrt. So hat die heutige Wissenschaft, die nicht auf den Geist eingehen will, den Baum der Erkenntnis ausgerissen. Aber ebenso wahr, wie der aus seinem Wurzelboden herausgerissene Baum, wenn er auch übersichtlich anzuschauen ist, verdorrt, ebenso verdorrt die Erkenntnis, die man aus dem geistigen Mutterboden herausreißt. Ein solcher Ausspruch wie der von Du Bois- Reymond, daß die Wissenschaft da aufhört, wo das Übersinnliche anfängt, wird in der Zukunft zu der entgegengesetzten Überzeugung übergeleitet werden. Man wird erkennen: Wenn man das Übersinnliche nicht anerkennen will bis in die Naturerscheinungen hinein, so reißt man den Baum der Erkenntnis aus seinem Mutterboden heraus und bringt die Erkenntnis zum Verdorren. Man wird in Zukunft nicht sagen, wo das Übersinnliche anfängt, hört die Wissenschaft auf, sondern man wird, wenn man Wissenschaft auf die Weise begründen will, daß man sie aus dem Boden des Übersinnlichen herausnimmt, erfahren, daß da, wo im menschlichen Geistesleben das Übersinnliche aufhört, Wissenschaft nicht gedeihen kann, daß da nicht außerhalb des Übersinnlichen eine wirkliche Wissenschaft entstehen wird, sondern daß da, wo das Übersinnliche aufhört, es nur eine tote Wissenschaft geben wird.“ (Lit.:GA 67, S. 136f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.