Mysterien des Vaters

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Die Mysterien des Vaters werden künftig die Mysterien des Sohnes ablösen, so wie diese an die Stelle der Mysterien des Geistes getreten sind, die noch von der alten Atlantis herübergekommen sind.

„Jene Mysterien, die auf der Macht des Geistes aufgebaut waren, nennt man die Mysterien des Geistes. Diejenigen, die in der Zukunft aufgebaut sein werden auf der Grundlage des Vertrauens, auf der Macht des Vertrauens, nennt man die Mysterien des Vaters. Mit denen schließen wir unsere Kultur ab. Dieser neue Impuls der Macht des Vertrauens muß kommen, sonst gehen wir einer Zersplitterung entgegen, einem allgemeinen Ich- und Egoismuskultus.

In den Zeiten der Mysterien des Geistes, die auf der allerdings berechtigten Macht, Autorität und Gewalt des Geistes gebaut waren, gab es einzelne große Weise. Sie waren im Besitz der Weisheit, und nur wer die harten Proben durchmachte, konnte durch sie eingeweiht werden. Nun gehen wir in der Zukunft den Mysterien des Vaters entgegen und müssen immer mehr darauf hinarbeiten, daß jeder einzelne weise wird. Wird dies gegen den Egoismus und die Zersplitterung helfen? - Ja! Denn nur, wenn die Menschen höchste Weisheit bekommen, in der sie nicht variieren können, in der es keine eigene Meinung, keinen Standpunkt der Persönlichkeit gibt, sondern nur eine Ansicht, können sie einig werden. Blieben die Menschen so, wie sie sonst verschieden sind, Standpunkte haben und so weiter, so würden sie sich immer wieder trennen. Die höchste Weisheit erzeugt aber stets bei allen Menschen die gleiche Ansicht. Die wirkliche Weisheit ist eine einzige, welche die Menschen wieder zusammenbringt bei größtmöglichster Freiheit, ohne jegliche Zwangsautorität. Wie die Mitglieder der großen weißen Bruderschaft immer in Harmonie miteinander und mit der Menschheit sind, so werden einst durch diese Weisheit die Menschen alle eins werden. Nur diese Weisheit wird die wahre Bruderschaftsidee begründen. Die Geisteswissenschaft braucht daher sich keine andere Aufgabe zu stellen, als nur die Menschen dieser Idee zuzuführen, jetzt durch die Entfaltung des Geistselbstes und später des Lebensgeistes. Das Freiwerden des Menschen, das wahre Weisewerden möglich zu machen, das ist das große Ziel der geisteswissenschaftlichen Bewegung; diese Wahrheit und Weisheit einströmen zu lassen in die Menschen, das ist ihre Mission.

Man hat in der modernen Bewegung für Geisteswissenschaft mit der elementarsten Lehre angefangen. Es ist dabei viel Wichtiges enthüllt worden in den Jahren, die seit dem Beginn dieser Bewegung verflossen sind, und noch Wichtigeres wird immer mehr zur Enthüllung kommen. Die Arbeit der geisteswissenschaftlichen Bewegung ist also ein allmähliches Ausströmenlassen der Weisheit der großen weißen Bruderschaft, die in der Atlantis ihren Ursprung hat. Vorbereitet wurde solche Arbeit immer durch lange Zeiträume. So haben wir als Vorbereitung für das eine große Ereignis der einzigartigen Erscheinung des Christus Jesus das ganze Wirken der großen Religionsstifter. Die Geisteswissenschaft will die Testamentsvollstreckerin des Christentums sein. Und das wird sie sein. Werden einst die Vater-Mysterien erfüllt sein, das heißt wird die Buddhi-Entwickelung in jedem einzelnen Menschen vollendet sein, dann wird jeder seine tiefste Wesenheit Atma, den Geistesmenschen, in sich selbst finden. Vorbereitet wurde also die Erscheinung des Christus Jesus durch die Reihe der Religionsstifter, durch Zarathustra, Hermes, Moses, Orpheus, Pythagoras. Alle ihre Lehren verfolgen das gleiche Ziel: die Weisheit in die Menschheit einfließen zu lassen, nur immer in der für das betreffende Volk gerade geeignetsten Form. So ist denn, was Christus gesagt hat, nicht das eigentlich Neue. Das Neue an der Erscheinung und Lehre des Christus Jesus ist, daß in dem Christus Jesus die Kraft war, all das zum Leben zu bringen, was vorher nur Lehre war.

Durch das Christentum ist der Menschheit die Kraft entstanden, daß bei größtmöglicher Individualisierung in der freiwilligen Anerkennung der Autorität des Christus Jesus alles sich einigen, und daß durch den Glauben an ihn, sein Erscheinen, seine Göttlichkeit, die Menschen sich zu einem Bruderbunde zusammenschließen können. So stehen zwischen den Mysterien des Geistes und denjenigen des Vaters die Mysterien des Sohnes, deren Pflanzstätte die Schule des heiligen Paulus war, zu deren Leitung er den Dionysius Areopagita bestimmt hatte. Unter ihm hatte diese Schule ihre Blütezeit, denn Dionysius hat diese Mysterien in einer ganz besonderen Weise gelehrt, während Paulus die Lehre exoterisch ausbreitete.

Nun wollen wir noch von einer andern Seite eine Erklärung suchen, um zu verstehen, was es heißt: es kommen die Mysterien des Vaters. Die Lehrer der alten atlantischen Adeptenschule waren noch keine Menschen, sondern höhere Wesen als die Menschen. Sie hatten auf früheren Planeten ihre Entwickelung vollendet. Und sie, die von alten planetarischen Entwickelungen her da waren, lehrten einer auserlesenen kleinen Schar die Mysterien des Geistes. In den Mysterien des Sohnes trat bei besonderen Anlässen der Christus selbst in Person als Lehrer auf: also auch ein Lehrer, der nicht Mensch, sondern Gott war. Erst die, welche Lehrer werden in den Mysterien des Vaters, werden Menschen sein. Solche Menschen, die sich schneller als die übrige Menschheit entwickelt haben, werden dann die wahren Meister der Weisheit und des Zusammenklanges sein. Sie nennt man die Väter. Die Führung der Menschheit geht also bei den Vater-Mysterien über von Wesenheiten, die aus andern Welten herabgestiegen sind, in die Hände der Menschen selbst. Das ist das Bedeutsame.

Die Menschen dazu vorzubereiten, einen Kern für dieses Ziel zu bilden, sie vorzubereiten für eine gemeinsame Weisheit, für eine Autorität, die nur auf Vertrauen gebaut ist, und das Verständnis dafür zunächst in einem kleinen Menschheitskern zu entwickeln; das ist die Aufgabe der Geisteswissenschaft. Die Entwickelung der materiellen Kultur hatte im 19-Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht.

Daher kam in dieser Zeit der Einschlag der Geisteswissenschaft in die Welt. Mit ihr wurde geschaffen - und war da - der Gegenimpuls für den Materialismus, die Gegenrichtung nach der Spiritualität hin. Geisteswissenschaft ist nichts Neues, die geisteswissenschaftliche Bewegung ebensowenig, sie ist nur die Fortsetzung dessen, was da war. Der Materialismus, der Egoismus bringen die Zersplitterung der Menschheit, der einzelne übersieht nur seine Interessen. Die Weisheit muß die dadurch getrennten Menschen wieder zusammenbringen. In vollster Freiheit, durch keinerlei Zwang, werden die Menschen in der Weisheit zusammengeführt . Das ist die Aufgabe der geisteswissenschaftlichen Bewegung in unserer Zeit. Klar müssen wir uns dabei sein, daß wir uns im Konkreten die Weisheit anzueignen haben. Wir kennen alle das Beispiel des Ofens, dessen Aufgabe darin besteht, das Zimmer warm zu machen. Stellen wir dem Ofen seine Aufgabe in noch so beweglichen Worten vor und bitten wir ihn, das Zimmer warm zu machen, so wird er das nicht tun. Erst wenn wir ihn heizen, kann er seine Aufgabe erfüllen. So hat alle Rederei von Bruderschaft und Nächstenliebe kaum einen Wert. Nur die Erkenntnis rückt an das Ziel heran. Für jeden einzelnen und für das allgemeine Menschentum ist der Weg zur Weisheit, zur Bruderschaft nur zu erreichen durch Erkenntnis.“ (Lit.:GA 97, S. 129ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft, GA 96 (1989), ISBN 3-7274-0961-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium, GA 97 (1998), ISBN 3-7274-0970-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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