Nebenblatt

Aus AnthroWiki
Blatt der Hunds-Rose (Rosa canina) mit zu einem Flügelpaar verwachsenen Nebenblättern (adnate)
Lateralstipeln bei Trifolium pratense
Interpetiolarstipeln - Rötegewächse (Rubiaceae)

Die Nebenblätter (Stipulae oder Stipeln), auch Afterblätter,[1] sind blattähnliche Auswüchse des Blattgrundes vieler Pflanzenarten, also des untersten Teils eines Laubblattes, an dem er am Stängel angeheftet ist. Sie sind ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Einigen Pflanzenfamilien fehlen Nebenblätter (exstipulate).

Bei den Zweikeimblättrigen kommen die Nebenblätter immer paarweise, rechts und links des Blattgrundes vor. Auf dem Bild rechts sieht man ein Blatt der Hundsrose (Rosa canina), bei dem die beiden Nebenblätter mit der Blattachse verwachsen sind. Bei den Einkeimblättrigen sind die Nebenblätter scheinbar blattachselständig. Bei den Süßgräsern sind sie als kleines Häutchen (Ligula) am oberen Ende der Blattscheide ausgebildet.

Die Nebenblätter können sehr verschieden ausgebildet sein:[2]

  • Lateralstipeln (seitenständig, free lateral), rechts und links seitlich, seitwärts des Blattgrundes, sind die Stipeln nach außen gerichtet, anstatt entlang dem Blattstiel, so nennt man dies auch „extrapetiolar“. Sie können auch ab- oder aufwärts gerichtet sein oder stängel- oder halbstängelumfassend verwachsen sein.
  • Als mit dem Stängel verschmolzenes Flügelpaar (adnate), wie bei Rosen (Rosa).
  • Bei einigen Schmetterlingsblütlern (Fabaceae, Ordnung Fabales) haben die Nebenblätter ungefähr die Form der normalen Fiederblättchen. Bei den meisten in Europa heimischen Rötegewächsen haben die Nebenblätter die gleiche Form wie die gegenständigen Laubblätter, hier erscheinen sie in Scheinquirlen.
  • Bei der Robinie (Robinia pseudoacacia) sind die Nebenblätter zu Dornen (Nebenblattdornen) (spinous) umgewandelt.
  • Bei den meisten Rötegewächsen und Cunoniaceae sind bei gegen- oder quirlständiger Blattstellung die Stipeln benachbarter, gegenständigen oder wirteligen Blätter zu einem einheitlichen, verwachsenen Gebilde zwischen den Blättern am Stängel angeordnet, in diesem Fall verwendet man den Begriff Interpetiolarstipeln.
  • Bei manchen Gewächsen können die Stipeln auch zwischen der Blattachsel und dem Stängel angeordnet sein, sodass man dann von Intrapetiolarstipeln spricht. Psychotria truncata, Pavetta indica
  • Sind die Nebenblätter zentral vereinigt spricht man von Medianstipeln bzw. Axillarstipeln, (Ligula) Houttuynia cordata, Schefflera actinophylla.
    • Bei den Knöterichgewächsen sind die Nebenblätter zu einer häutigen Scheide (Stipel-, Nebenblattscheide) (Ochrea) verwachsen, die den Stängel umfasst (amplexicaul).
  • Nebenblätter können auch als Ranken ausgebildet sein (tendrillar), wie bei den Stechwinden (Smilax).
  • Sie können auch zu einem einzigen großen Blatt verwachsen sein (foliaceous, antidromous[3]). Wie bei der Rankenplatterbse (Lathyrus aphaca) hier übernehmen sie die photosynthetische Funktion der Blätter, da die Blattspreite zu Ranken umgebildet ist.
  • Auch können sie ventral (convolute) auftreten, d. h. sie sind bauchseitig an der Basis des Blattstängels, wie bei den Magnolien. Sie fungieren hier auch als Knospenschuppen.
  • Als Knospenschuppen (scaly) können sie auch vorkommen, es sind trockene, kleine, membröse Schuppen. Normalerweise zwei an der Blattbasis, wie beim Spergel (Spergula).

Haben die Blättchen bei gefiederten Blättern auch kleine, nebenblätterartige oder spornähnliche Auswüchse (Nebenblättchen, sekundäre Nebenblätter), so werden diese als Stipel oder Stipella bezeichnet.[4][5]

Man unterscheidet noch die Pseudostipeln oder bei extremer Annäherung an echte Stipeln auch Metastipeln dies sind basale Ausgliederungen der Blattfläche, im Unterschied zu den normalen Nebenblättern; basale Ausgliederung des Blattgrundes.[6]

Die Nebenblätter werden auch nach ihrer Lebensdauer unterschieden:

  • Hinfällig (caducous): solche Stipulae fallen vor oder ganz kurz nach der Entfalten der Lamina ab.
  • Abfallend (deciduous): solche Stipulae fallen nach der Entfaltung der Lamina ab.
  • Dauerhaft, bleibend (persistent): solche Stipulae sind dauerhaft.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Nebenblatt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Nebenblatt - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. M. Römer: Handbuch der allgemeinen Botanik. Erste Abtheilung, Fleischmann, München 1835, S. 154, Nabu Press, 2012, ISBN 978-1-273-27320-9 (Reprint).
  2. Bendre Kumar: A Text Book Of Practical Botany. Vol. II, Seventh Edition, Rastogi Pub., 2008, ISBN 81-7133-877-1, S. 19 f.
  3. J. W. Moll: Phytography as a Fine Art. Brill, 1934, S. 134.
  4. Beth Ellis, Douglas C. Daly u. a.: Manual of Leaf Architecture. New York Botanical Garden, Cornell University Press, 2009, ISBN 978-0-8014-7518-4, S. 9.
  5. Gottlob Christian Reuß: Pflanzenblätter in Naturdruck. Schweizerbart, Stuttgart 1869, S. 158, [{{{1}}} Digitalisat].
  6. Josef Schiller: Untersuchungen über Stipularbildungen. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Band 112, Abteilung I, Sitzung XX, Wien 1903, S. 793–819; Tafel I–III, biodiversitylibrary.org, online (PDF; 2,54 MB), auf zobodat.at, abgerufen am 21. Juni 2017.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Nebenblatt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.