Schädlicher Gebrauch von Benzodiazepinen

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Klassifikation nach ICD-10
F13 Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika
F13.1 Schädlicher Gebrauch
F13.2 Abhängigkeitssyndrom
F13.3 Entzugssyndrom
F13.4 Entzugssyndrom mit Delir
F13.5 Psychotische Störung
ICD-10 online (WHO-Version 2016)

Als schädlicher Gebrauch von Benzodiazepinen (vor Einführung der ICD-10: Missbrauch von Benzodiazepinen) wird jener Konsum von angstlösend und sedierend wirkenden Medikamenten bezeichnet, der zu einer physischen oder psychischen Gesundheitsschädigung führt.

Der Konsum von Benzodiazepinen kann (muss aber nicht) eine Abhängigkeit verursachen. Bei Benzodiazepinen kann sich schon bei therapeutischen Dosierungen (also bestimmungsgemäßer Einnahme) nach relativ kurzer Zeit eine schwere körperliche Abhängigkeit entwickeln. Diese ist durch keine Dosissteigerung gekennzeichnet, sodass sich die Abhängigkeitskriterien der WHO nur bedingt anwenden lassen.

Die Bundesärztekammer wies schon 2007 im Leitfaden „Medikamente Schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit“ darauf hin, dass bei kontinuierlicher Einnahme auch bei niedriger Dosis die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.[1] Diese Form der Abhängigkeit wird auch „low dose dependency“ genannt.

Insgesamt wird die Abhängigkeitsentwicklung bei bestimmungsmäßigem Gebrauch, aber eher übertrieben konstatiert. So kann sowohl Diazepam, als auch Alprazolam und Clobazam (Frisum) auch über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, wenn dafür eine therapeutische Indikation besteht. Im Vergleich zu Neuroleptika und Antidepressiva sind die Nebenwirkungen bei Benzodiazepinen als sehr gering zu erachten.[2]

Gesundheitsfolgen

Als mögliche Gesundheitsschädigungen gelten:

Die allgemeinen Richtlinien zum therapeutischen Einsatz der Benzodiazepine lauten (Stand 2008), dass diese Medikamente in einer klaren Indikationsstellung (also eindeutig begründet), in der niedrigstmöglichen Dosierung über den kürzestmöglichen Zeitraum und insgesamt nicht länger als wenige Wochen gegeben werden sollten.[3]

Sonstiges

Es wird geschätzt, dass es bundesweit etwa 1,5 Millionen Benzodiazepin-Abhängige gibt, wovon zwei Drittel Frauen im höheren Alter sind. (Stand 2016)[4]

2017 wurde per Darknet deutlich mehr Xanax (Alprazolam) verkauft als je zuvor. Etwa die Hälfte der Verkäufe ging in die USA, etwa 22 % nach Großbritannien, 10 % nach Kanada und 10 % nach Australien.[5]

Siehe auch

Fußnoten

  1. www.bundesaerztekammer.de (2007): Medikamente mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial (pdf)
  2. Vgl. Josef Zehentbauer: Chemie für die Seele. Psyche, Psychopharmaka und alternative Heilmethoden, Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag, Berlin - Eugene - Shrewsbury 2006, S. 70ff
  3. Mathias Berger (Hrsg.): Psychische Erkrankungen – Klinik und Therapie. 3. Auflage. Elsevier, Urban & Fischer, 2008, ISBN 978-3-437-22481-2.
  4. Christiane Berg: Nur kurz ein Segen. In: PTA Forum. Nr. 11/2016, 2016. ISSN 2364-2149. „Glaeske betonte: »Benzodiazepin-Abhängigkeit ist weiblich.«“
  5. theguardian.com 5. Februar 2018: Xanax misuse: doctors warn of 'emerging crisis' as UK sales rise
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