Experiment

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Ein wissenschaftliches Experiment (von lat. experimentum „Versuch, Beweis, Prüfung, Probe“), ein Versuch, unterscheidet sich von der bloßen Beobachtung durch die methodisch genau festgelegten, reproduzierbaren Versuchsbedingungen.

Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt

Für Goethe ist der Versuch der Vermittler von Objekt und Subjekt:

„Der Wert eines Versuchs besteht vorzüglich darin, daß er, er sei nun einfach oder zusammengesetzt, unter gewissen Bedingungen mit einem bekannten Apparat und mit erforderlicher Geschicklichkeit jederzeit wieder hervorgebracht werden könne, so oft sich die bedingten Umstände vereinigen lassen.“

Das Experiment wird mit der Hilfe des Denkens vorbereitet, bei der Ausführung selbst muss es jedoch schweigen bzw. sich darauf beschränken, die Ereignisse zu protokollieren. Dafür verbindet sich der Wille beim Experimentieren mit der Wirklichkeit.

„Wenn man auf der anderen Seite erfaßt gerade aus dem Geiste der modernen Wissenschaftlichkeit heraus das Beobachten, das Experimentieren, dann wird man gewahr, was allerdings viele Menschen nicht gewahr werden, daß da im Experiment selber das Denken ja vollständig schweigt. Wer wirklich den Experimentiervorgang und das wissenschaftliche Forschen im Experimentieren verfolgt, der wird finden, daß das Denken nur notifiziert, daß es eigentlich nur wie statistisch die Fälle auffaßt und Gesetze bildet, daß es aber nicht untertaucht in die Wirklichkeit. Was sich mit der Wirklichkeit verbindet im Experiment, das ist der menschliche Wille.“ (Lit.:GA 82, S. 261)

Kontrollversuch

Um die bei Experimenten angewandte Methodik zu verifizieren und Störfaktoren auszuschließen werden idealerweise bezüglich aller unabhängigen Variablen nach dem Ceteris paribus-Prinzip (lat. „unter sonst gleichen Bedingungen“) Kontrollversuche durchgeführt.

Johann Wolfgang Goethe hat im Rahmen seiner qualitativen phänomenologischen Naturwissenschaft diesbezüglich von einer Vermannigfaltigung der Versuche gesprochen:

„Da alles in der Natur, besonders aber die allgemeinern Kräfte und Elemente, in einer ewigen Wirkung und Gegenwirkung sind, so kann man von einem jeden Phänomene sagen, daß es mit unzähligen andern in Verbindung stehe, wie wir von einem freischwebenden leuchtenden Punkte sagen, daß er seine Strahlen nach allen Seiten aussende. Haben wir also einen solchen Versuch gefaßt, eine solche Erfahrung gemacht, so können wir nicht sorgfältig genug untersuchen, was unmittelbar an ihn grenzt? was zunächst auf ihn folgt? Dieses ist's, worauf wir mehr zu sehen haben, als auf das, was sich auf ihn bezieht. Die Vermannigfaltigung eines jeden einzelnen Versuches ist also die eigentliche Pflicht eines Naturforschers.“

Tier- und Menschenversuche

Bei der Entwicklung neuer Arzneimittel werden in der Regel auch Tierversuche unter gesetzlich streng geregelten Bedingungen durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind aber nur bedingt auf den Menschen übertragbar. Für die Zulassung neuer Arzneimittel sind daher im Rahmen klinischer Studien auch Menschenversuche (Humanexperimente) an freiwilligen Probanden vorgeschrieben. Zur Erprobung neuer Arzneimittel und neuer medizinischer Verfahren werden gegebenenfalls auch Selbstversuche durchgeführt.

Zufallsexperiment

Ein Experiment, dessen Ergebnis vom Zufall abhängt, wie beispielsweise das Werfen einer Münze oder eines Würfels, wird als Zufallsexperiment bezeichnet. Bei einem Zufallsversuch können grundsätzlich mehrere Ergebnisse eintreten, die nicht mit absoluter Gewissheit, sondern nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden können.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.