tot

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Als tot (Adjektiv zu „Tod“) oder als das Tote können alle Gegenstände und Prozesse bezeichnet werden, die ausschließlich physikalisch-chemischen Naturgesetzen folgen, wie es heute weitgehend in der mineralischen Welt der Fall ist. Das Leben und noch weniger das beseelte Leben lässt sich entgegen einer heute weit verbreiteten Meinung nicht auf diese Gesetzmäßigkeiten reduzieren oder aus ihnen ableiten, sondern folgt eigenen, höheren Gesetzen. Die Natur hat ihren Ursprung nicht im Toten, sondern dieses ist erst durch einen langen Absterbensprozess aus dem beseelt Lebendigen hervorgegangen, das durch die unmittelbare schöpferische Tätigkeit des göttlichen Geistes geschaffen wurde.

„Aber wohin kommt denn anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, indem sie in ihrer Methode Mineralisches, Pflanzliches und Tierisches erforscht? Sie kommt dazu, einzusehen, daß das, was man durch die naturwissenschaftliche Methode, was man durch die Beobachtung der äußeren Sinneswelt finden kann, gewiß auf die Erkenntnis des Menschen auch angewendet werden kann, aber nur so, daß es uns dasjenige in Begriffen erklärt, was im Menschen abstirbt: wie der Mensch stirbt, wie er schon anfängt zu sterben, wenn er geboren wird, wie er in absteigender Entwickelung ist. Wollen Sie das begreifen, was bei der Geburt beginnt an Verdorren des Menschen, was beim Tode eben in einem Augenblick zu Ende geht, wollen Sie diese ganze absteigende Entwickelung studieren, dann schauen Sie in die Natur, dann erforschen Sie alle Naturgesetze. Und wenn Sie alle Naturgesetze erforscht haben und sie anwenden auf den Menschen, dann bekommen Sie die Sterbegesetze des Menschen, dann bekommen Sie dasjenige, was am Menschen abstirbt (weiß).

Zeichnung aus GA 198, S. 239
Zeichnung aus GA 198, S. 239

Nun muß demgegenüber gesagt werden, daß in dem Augenblicke, wo das Geborenwerden stattfindet, nicht nur ein Absterben da ist, sondern auch ein Aufsteigen (rot). Diese aufsteigende Entwickelung können Sie nicht finden durch die heutige naturwissenschaftliche Betrachtung, wenn Sie diese auch noch so sehr zum Ideal hin gestaltet haben. Das, was da wiederum belebt wird im Menschen, was immerfort einfach neben diesem Absterben da ist, das läßt sich nicht begreifen aus dem Sinnlichen heraus, das läßt sich nur begreifen aus dem Übersinnlichen heraus. Anthroposophie muß die Erkenntnis des Übersinnlichen hinzufügen zu dem Sinnlichen, damit der Mensch überhaupt begriffen werden könne.“ (Lit.:GA 198, S. 239f)

„Man kann den Menschen deshalb nicht tiefer degradieren, als wenn man ihn zu einem physikalisch-chemischen System macht. Das gilt auch für die lebendige Natur überhaupt. Hier handelt es sich um eine Totalzerstörung dessen, was den Menschen zum Menschen macht und was Natur zur Natur macht. Wir können deshalb auch nicht umhin, in dieser Zerstörung, die in der materialistisch-positivistischen Richtung liegt, ein Grundelement des Bösen zu erkennen. Es ist kein sogenanntes Böses (wie der Titel eines bekannten Buches lautet): Es ist eine sehr aktive Macht des Bösen, die hier offen am Werk ist [...]

In einem solchen Menschenbild ist nichts mehr enthalten: kein ein Gedanke, keine Güte, keine Ehrfurcht, keine Freiheit, keine Liebe, kein Jasagen zu irgendetwas, das lebt. Es bleib eine innen leere, verödete materielle Schale zurück. Das Ende einer solchen Entwicklung wäre entweder der an die Maschine gefesselte Sklavenmensch mit einer Unfreiheit, die noch nicht einmal die heutige science fiction ausgedacht hat, oder ein apokalyptischer Kampf aller gegen alle; denn wo sollten hier noch Hemmungen sein oder die Weisheit, ihn zu verhindern?“ (Lit.: Heitler, S. 38ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.