Tuba (Baum)

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Tūbā, Baum als Teppichmuster

Tubā (arab. طُوبَىٰ, DMG Ṭūbā ‚Glückseligkeit, Seligpreisung‘), auch Tuba-Baum oder Tubabaum, ist ein mythischer Baum, der der islamischen Hadith-Literatur zufolge im (himmlischen) Paradies wächst.

Herkunft und Beschreibung

Im Koran wird der Baum nicht namentlich erwähnt. Der Begriff ṭūbā wird jedoch in Sure 13:29 in seiner wörtlichen Bedeutung als ‚Glückseligkeit‘, ‚Freude‘ oder ‚Wohlbefinden‘ gebraucht: „Diejenigen, die glauben und gute Werke tun, sind seligzupreisen“ (ṭūbā lahum).[1] Möglicherweise ist das Wort dem Äthiopischen entlehnt oder stammt ursprünglich aus Indien. Manche Exegeten verstanden den Vers jedoch als impliziten Verweis auf den Baum im Paradies. In diesem Falle wäre vielmehr zu übersetzen: „…werden den Baum Ṭūbā haben.“[2]

Der Tradition zufolge besitzt er Zweige von Smaragd und Perlen, und seine Krone soll so groß sein, dass ein Reiter einhundert Jahre reisen könnte, ohne seinen Schatten zu durchqueren, weshalb er auch von den Rändern des Paradieses aus zu sehen sein soll. Sein Stamm steht demnach im Palast des Propheten, die Äste reichen in die Häuser der Gläubigen, die sich so an seinen wohlschmeckenden Früchten laben können.

Symbolismus

Da sich die Lebenskraft im Wachstum eines sprießenden Baumes bzw. als auch in der Kunst häufig dargestellter Lebensbaum[3] manifestiert, ist der Baum das Symbol für alles Gute und Nützliche. Die Islamwissenschaftlerin Schimmel schreibt : „Das heißt, der Tubabaum ist das vergegenständlichte Versprechen jener ewigen Seligkeit, die man im Paradies erhofft.“[4] Er symbolisiert damit das Paradies bzw. den paradiesischen Baum des Lebens ebenso wie der Sidra-Baum die Grenzen des Universums oder der Lotosbaum[5] die Grenzen alles Vorstellbaren und andere Bäume, die von islamischen Denkern zur vergleichenden Exegese herangezogen werden.

Im Sufismus symbolisiert der Baum die Nähe zu Gott und erscheint maßgeblich beispielsweise im Werk des iranischen Philosophen und Mystikers Suhrawardi, der ihn mit dem der iranischen Mythologie entstammenden Simurgh-Baum gleichsetzt.[6] Im volkstümlichen Islam ranken sich zahlreiche weitere Mythen um den Baum; als Weltenbaum wird er darin oft zum Symbol kosmischer Ordnung. Die türkische Schriftstellerin Elif Shafak nutzte das Bild des Tubā-Baumes, dessen Wurzeln einer dieser Legenden zufolge nicht in der Erde vergraben sind, sondern in den Himmel ragen, um sich damit der Kritik vonseiten mancher Nationalisten entgegenzustellen, sie sei ihrer Kultur entwurzelt; denn auch sie habe, wie der Baum, „Himmelswurzeln“.[7]

Rezeption

Tuba ist auch ein persischer, in der Form Tuğba auch in der Türkei üblicher, weiblicher Vorname.[8] Gedichte u. a. des anatolischen Dichters Yunus Emre[9] oder auch außerhalb der islamischen Kultur durch den Iren Thomas Moore[10] dürften zur Verbreitung des Namens bzw. zur Rezeption des Paradiesbaums beigetragen haben. Der Wallfahrtsort Touba im Senegal leitet seinen Namen von dem koranischen Begriff und dem Paradiesbaum ab.[11]

Siehe auch

einzelnachweise

  1. Hartmut Bobzin: Der Koran. Beck, München 2010, S. 216.
  2. Adel Theodor Khoury: Der Koran. Arabisch - Deutsch. Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar. Band 8. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 317.
  3. Karl Schlamminger, Peter Lamborn Wilson: Weaver of Tales. Persian Picture Rugs / Persische Bildteppiche. Geknüpfte Mythen. Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0532-6, S. 148 f. und 154–157.
  4. Annemarie Schimmel: Die Zeichen Gottes: Die religiöse Welt des Islam. C.H.Beck, 1995. ISBN 3406397549, ISBN 9783406397547. (S. 43, Kap. 2 Pflanzen und Tiere online bei Google Books)
  5. nicht mit dem Lotosbaum (griech. λωτός) der griechischen Antike zu verwechseln
  6. Michael M. J. Fischer: Mute Dreams, Blind Owls, and Dispersed Knowledges. Persian Poesis in the Transnational Circuitry. Duke University Press, Durham 2004, S. 136.
  7. Elif Shafak: Die Wurzeln des Tuba-Baumes, Berliner Zeitung, 28. Mai 2005.
  8. Scharnusch Parsipur: Tuba. (Tubâ va ma´nâ-ye shab. Teheran 1989) Aus dem Persischen von Nima Mina. Unionsverlag, Zürich 1995, ISBN 3-293-00217-X.
  9. Beispiele sind Im Paradies. In Klaus Kreiser: Istanbul: ein historischer Stadtführer. (bei Google Books Online S. 232, deutsch übersetzt von Annemarie Schimmel) oder Sol cennetin ırmakları (Im Paradies die Flüsse all, bei wshoffmann.de)
  10. z. B. in: Christoph Friedrich von Ammon, Leonhard Bertholdt: Kritisches Journal der neuesten theologischen Literatur, Band 13. J. E. Seidel, 1822, S. 279 (Online bei Google Books)
  11. Eric S. Ross: Sufi City. Urban Design and Archetypes in Touba. University of Rochester Press, Rochester 2006.


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