Avesta

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Die Avesta ist eine Textsammlung der von Zarathustra gestifteten Religion des Zoroastrismus, das die Lehre des Propheten Zarathustra beschreibt. Wann genau das Avesta entstanden ist, darüber streiten sich die Gelehrten - mündlich tradiert wurde es schon in vorhistorischer Zeit. Erste Niederschriften liegen nachweisbar ab dem Jahre 1278 vor.

Obwohl eine der ältesten und wichtigsten Religionsurkunden der Menschheit, wurde die Avesta der europäischen Wissenschaft erst durch die Bemühungen Abraham Anquetil-Duperrons zugänglich gemacht, der 1755 nach Ostindien reiste, um von den Parsenpriestern ein Exemplar des Avesta zu erlangen, und in der Tat nach einem siebenjährigen Aufenthalt in Indien nicht nur den Avesta, sondern auch eine vollständige persische Übersetzung desselben mitbrachte, die ihm ein Parsenpriester in die Feder diktiert hatte. Er gab hiervon 1771 eine französische Übersetzung heraus, die jedoch (insbesondere bei englischen Gelehrten) starken Zweifeln an der Echtheit und dem Alter des Originals begegnete.

Erst durch die Schrift des dänischen Sprachforschers Rasmus Christian Rask Über das Alter und die Echtheit der Zendsprache (1826) wurden diese Zweifel vermittels einer näheren Untersuchung der Sprache des Originals selbst, auf welche sich Anquetil gar nicht eingelassen hatte, dauerhaft beseitigt und seitdem hat die Erforschung des Avesta nach Sprache und Inhalt rasche Fortschritte gemacht.

Es hat sich dabei mit Gewissheit ergeben, dass der Avesta in der Tat das letzte Überbleibsel des sehr umfangreichen Kanons heiliger Schriften ist, die im Osten des Iran, wahrscheinlich in Baktrien, schon vor der Gründung des persischen Weltreichs entstanden war. Sehr früh wurden diese Schriften auch bei den Persern angenommen und wurden durch diese den Griechen bekannt. Deren Angaben über den Inhalt decken sich mit denen des Originals.

Nach einer Sage der Parsen wurde der Avesta von Alexander dem Großen in Ekbatana verbrannt; wahrscheinlicher ist es, dass er während der langen Fremdherrschaft der Griechen und der Parther in Vergessenheit geriet, weshalb sich zum Zeitpunkt der Wiederherstellung der alten zoroastrischen Religion unter der Dynastie der Sassaniden (seit 226 n. Chr.) nur noch Überreste von den insgesamt 21, die gesamte religiöse und weltliche Lehre des Zoroaster und seiner Jünger enthaltenden Büchern (nosk) des alten Werkes vorfanden. Diese waren in die damals übliche, der Pehlevischrift ähnlichen Schriftart, die so genannte Zendschrift, umgeschrieben und mit einer Übersetzung in das Pehlevi oder Mittelpersisch versehen worden. Das damals gesammelte Avesta enthielt zudem eine Menge zervanistischer Mythen. Diese wurden in der Zeit zwischen Yezdegerd II. und Chosrau I. ausgeschlossen, sind aber zum Teil in anderen Pehlehvischriften (Bundahisn, Denkart) enthalten.

Wahrscheinlich rühren von dieser Umschrift die meisten der zahlreichen Fehler und Textverderbnisse her, welche den Avesta entstellen und seine Deutung erschweren. Er hatte übrigens auch noch später, nach der Sassanidenzeit, manche Unbill zu überstehen, da nach der Eroberung Irans durch die Araber die alte Religion des Landes bekämpft wurde. Nur in Indien konnte sich eine größere Anzahl von Parsen erhalten, die dorthin aus Persien geflüchtet waren und die verbliebenen Bruchstücke des Avesta mitgebracht hatten.

Begriff

Der Name Avesta kommt nicht vor der Zeit der Sassaniden vor und bedeutet wahrscheinlich "Gesetz" oder "heiliger Text" (Avesta, auf den altpersischen Keilinschriften Abastâ).

Der Begriff Zend (oder Zand) dagegen bezieht sich auf mittelpersische Kommentare und Übersetzungen, welche die Priester wegen der verlorengegangenen Kenntnisse der alten Sprache der Avesta (Avestisch) erstellt hatten.

Teile des Avesta

Die einzelnen Teile des Avesta sind:

Der Yashna (Izeschneh)

Der Yashna (Izeschneh, "Buch der Opfer") in 72 Kapitel zerfallend, welche Hâ heißen und größtenteils aus langen und eintönigen Anrufungen verschiedener Gottheiten bestehen. Die Kapitel 28-53 sind dagegen der älteste und wichtigste Teil des Z.; sie enthalten namentlich die fünf Gâthâs oder Lieder, welche teilweise von Zoroaster selbst herrühren und unsere Hauptquelle für die von ihm verkündigte Dogmatik und Moral bilden.

Der Vendidâd

Der Vendidâd (von vî-daêvô-dâta, "gegen die Devas, d. h. Dämonen, gegeben") enthält in seinen 22 "Fargards" Fragmente sehr verschiedenartigen Inhalts, die nur betreffs der überall durchgehenden Einkleidung in Dialoge zwischen Ormuzd oder Ahura Mazda und seinem Propheten Zoroaster miteinander übereinstimmen. Der erste Fargard enthält die parsische Schöpfungssage, der zweite die Sage von Yima und dem goldenen Zeitalter, die folgenden größtenteils Vorschriften über Bußen und Sühnen, durch welche man die Folgen der verschiedenen Sünden oder Verunreinigungen, die man auf sich geladen hat, abwehren kann.

Der Vispered

Der Vispered (von vîspe ratavo, "alle Herren oder Genien") enthält in 23 Kards (Abschnitten) Gebete von ähnlicher Natur wie die im jüngern Teil des Yaçna, aber von viel geringerm Umfang. Die drei genannten Bücher zusammen bilden, in einer eigentümlichen Anordnung zusammengestellt, die zu gottesdienstlichen Zwecken viel gebrauchte Sammlung Vendidâd Sâde.

Die Yashts

Die Yashts, im ganzen 24, sind Anrufungen, je an eine bestimmte Gottheit (z. B. an Tistrya, an Mithra, an die Fravashis oder Seelen der Verstorbenen) gerichtet, deren Eigenschaften ausführlich aufgezählt und beschrieben werden. Sie sind daher eine wichtige Quelle der iranischen Mythologie.

Die fünf Ryâyish

Die fünf Ryâyish, die Stücke Aferîn und Afrigân und einige andre kleine Stücke und Fragmente werden häufig mit den Yashts unter dem Namen Khorda Avesta ("kleinerer Avesta") zusammengefasst.

Literatur

Siehe auch

Weblinks


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