Zionismus

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Theodor Herzl gilt als Begründer der modernen zionistischen Bewegung. In seinem 1896 geschriebenen Buch Der Judenstaat entwickelte er die Vision eines zukünftigen unabhängigen jüdischen Staates im 20. Jahrhundert.

Als Zionismus (hebr. צִיּוֹנוּת Tsiyyonut, von hebr. צִיּוֹן Zion) ist die nationale Bewegung des jüdischen Volkes, die die Wiederherstellung einer jüdischen Heimat in dem als historisches Land Israel definierten Gebiet unterstützt, das in etwa Kanaan, dem Heiligen Land bzw. der Region Palästina.

Der moderne Zionismus entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Mittel- und Osteuropa als nationale Erweckungsbewegung, sowohl als Reaktion auf neuere Wellen des Antisemitismus als auch als Nachahmung andere nationalistischer Bewegungen dieser Zeit. Von besonderem Einfluss war dabei das von Theodor Herzl (1860–1904) unter dem Eindruck der Dreyfus-Affäre 1896 in Frankreich geschriebene Buch Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage.

Kritiker bezeichneten den Zionismus vielfach als kolonialistisch, rassistisch und exzeptionalistisch. Auch Rudolf Steiner lehnte den Zionismus entschieden ab und sah die historische Mission des jüdischen Volkes als bereits erfüllt an - wofür er seinerseits immer wieder heftig kritisiert wird.

„Die Juden haben also den einen Jehova verehrt und dadurch die Menschen davon abgehalten, sich zu verlieren in die Vielgeisterei. Nun ist es natürlich so, daß die Juden sich dadurch auch immer von den anderen Menschen unterschieden haben, und dadurch vielfach - wie immer derjenige, der sich unterscheidet, Abneigung und Antipathie hervorruft - die Abneigung und Antipathie hervorgerufen haben. Aber heute handelt es sich darum, sich zu sagen, daß eine solche Weise, die Kultur nicht auseinandertreiben zu lassen, sondern zusammenzuhalten, wie es jahrhundertelang bewirkt worden ist durch die Juden, in der Zukunft nicht mehr notwendig sein wird, sondern in der Zukunft muß das ersetzt werden durch eine starke geistige Erkenntnis. Dann wird auch das Verhältnis zwischen der einigen Gottheit und den vielen Geistern sich vor der Erkenntnis, vor dem Bewußtsein des Menschen darstellen. Dann braucht nicht im Unbewußten ein einziges Volk zu wirken. Daher habe ich es von Anfang an bedenklich gefunden, daß die Juden, als sie nicht mehr recht aus und ein gewußt haben, die zionistische Bewegung begründet haben. Einen Judenstaat aufrichten, das heißt, in der allerwüstesten Weise Reaktion treiben, in der allerwüstesten Weise zur Reaktion zurückkehren, und damit sündigt man gegen alles dasjenige, was auf diesem Gebiet heute notwendig ist.

Sehen Sie, ein sehr angesehener Zionist, mit dem ich befreundet war, der legte mir einmal seine Ideale auseinander, nach Palästina zu gehen und dort ein Judenreich zu gründen. Er tat selber sehr stark mit an der Begründung dieses jüdischen Reiches, tut heute noch mit und hat sogar in Palästina eine sehr angesehene Stellung. Dem sagte ich: Solch eine Sache ist heute gar nicht zeitgemäß; denn heute ist dasjenige zeitgemäß, dem jeder Mensch, ohne Unterschied von Rasse und Volk und Klasse und so weiter sich anschließen kann. Nur das kann man eigentlich heute propagieren, dem sich jeder Mensch ohne Unterschied anschließen kann. Aber jemand kann doch nicht von mir verlangen, daß ich mich der zionistischen Bewegung anschließe. Da sondert ihr ja wiederum einen Teil aus von der ganzen Menschheit! - Aus diesem einfachen, naheliegenden Grunde kann eigentlich eine solche Bewegung heute nicht gehen. Sie ist im Grunde genommen die wüsteste Reaktion. Natürlich erwidern einem dann solche Menschen etwas Merkwürdiges; sie sagen: Ja, in der Zeit hat es sich doch herausgestellt, daß die Menschen so etwas wie Allgemeinmenschliches gar nicht wollen, sondern fordern, daß sich alles aus dem Volkstümlichen heraus entwickeln soll.

Dieses Gespräch, das ich Ihnen jetzt erzählt habe, hat stattgefunden vor dem großen Kriege 1914 bis 1918. Ja, sehen Sie, meine Herren, daß die Menschen die großen allgemeinmenschlichen Prinzipe nicht mehr wollen, sondern sich absondern, Volkskräfte entwickeln wollen, das hat eben gerade zu dem großen Krieg geführt! Und so ist das größte Unglück dieses 20. Jahrhunderts gekommen von dem, was die Juden auch wollen. Und so kann man sagen: Da alles dasjenige, was die Juden getan haben, jetzt in bewußter Weise von allen Menschen zum Beispiel getan werden könnte, so könnten die Juden eigentlich nichts Besseres vollbringen, als aufgehen in der übrigen Menschheit, sich vermischen mit der übrigen Menschheit, so daß das Judentum als Volk einfach aufhören würde. Das ist dasjenige, was ein Ideal wäre. Dem widerstreben heute noch viele jüdische Gewohnheiten - und vor allen Dingen der Haß der anderen Menschen. Und das ist gerade dasjenige, was überwunden werden müßte. Die Dinge werden nicht überwunden, wenn alles beim alten bleibt. Und wenn sich die Juden zum Beispiel beleidigt fühlen, wenn man sagt: Ihr seid keine Bildhauer, ihr könnt da nichts leisten - so kann man sich sagen: Es müssen doch nicht alle Leute Bildhauer sein! Sie können doch durch ihre persönlichen Fähigkeiten anderswo etwas leisten! - So sind die Juden eben nicht zur Bildhauerei geeignet; sie haben ja auch in die Zehn Gebote das eine aufgenommen: «Du sollst dir von deinem Gotte kein Bild machen», weil sie eben überhaupt in der bildlichen Anschaulichkeit nichts Übersinnliches darstellen wollen. Dadurch aber wird man gerade auf das Persönliche zurückgewiesen.

Nicht wahr, Sie können sich das sehr einfach vorstellen: Wenn ich ein Bild mache, auch nur ein geschildertes, wie es oftmals in der Geisteswissenschaft geschieht, so kann sich der andere dieses Bild merken, sich erbauen, daran erkennen - was er eben will. Wenn ich aber kein Bild mache, dann muß ich immer bei der Wirkung selber persönlich dabei sein; dann sondert sich das nicht ab von mir. Daher nimmt es einen persönlichen Charakter an. Das hat auch das Judentum; alles, was bei den Juden ist, nimmt auch einen persönlichen Charakter an. Die Menschen müssen dazu kommen, in dem anderen Menschen das Geistige zu sehen. Heute beherrscht noch alle Dinge der Juden das Rassenmäßige. Sie heiraten vor allen Dingen untereinander. Sie sehen also noch das Rassenmäßige, nicht das Geistige. Und das ist es, was notwendig wäre zu sagen auf die Frage: Hat das jüdische Volk seine Mission in der menschlichen Erkenntnisentwickelung erfüllt? - Es hat sie erfüllt; denn es mußte früher ein einzelnes Volk da sein, das einen gewissen Monotheismus bewirkte. Heute muß es aber die geistige Erkenntnis selber sein. Daher ist diese Mission erfüllt. Und daher ist diese jüdische Mission als solche, als jüdische, nicht mehr notwendig in der Entwickelung, sondern das einzig Richtige ist, wenn die Juden durch Vermischung mit den anderen Völkern in den anderen Völkern aufgehen.“ (Lit.:GA 353, S. 202ff)

Siehe auch

Literatur

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